Eiskalte Übernahme - J. H. Willem - E-Book

Eiskalte Übernahme E-Book

J. H. Willem

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Beschreibung

Ein sonniger Frühsommermorgen in Hamburg Eimsbüttel, die magische Stunde zwischen Morgenhektik und Vormittag. Das friedliche Stadtleben wird jäh unterbrochen, ein Auto rast in den Außenbereich eines Cafés. Einer der Gäste kommt dabei ums Leben. Wenige Tage später besucht eine elegante Geschäftsfrau die Detektei Adam Starck & Partner. Sie ist die Ehefrau des Opfers, und sie glaubt nicht an einen Verkehrsunfall. Schnell entdeckt Lizzie erste Ungereimtheiten. Adam begegnet einem alten Bekannten und gerät in ernste Schwierigkeiten.

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Seitenzahl: 125

Veröffentlichungsjahr: 2023

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Ein spektakulärer Verkehrsunfall, ein alter Bekannter und ein unglaubliches Komplott. Adam Starck und Lizzie Schmidt geraten in Lebensgefahr.

Ein sonniger Frühsommermorgen in Hamburg Eimsbüttel, die magische Stunde zwischen Morgenhektik und Vormittag. Das friedliche Stadtleben wird jäh unterbrochen, ein Auto rast in den Außenbereich eines Cafés. Einer der Gäste kommt dabei ums Leben.

Wenige Tage später besucht eine elegante Geschäftsfrau die Detektei Adam Starck & Partner. Sie ist die Ehefrau des Opfers, und sie glaubt nicht an einen Verkehrsunfall.

Schnell entdeckt Lizzie erste Ungereimtheiten. Adam begegnet einem alten Bekannten und gerät in ernste Schwierigkeiten.

J. H. Willem lebt in Hamburg und ist neben seiner Tätigkeit als Autor Unternehmensberater zum Thema Cloud Computing. Seine Freizeit verbringt er am liebsten mit seiner Frau auf einem Segelboot auf der Ostsee. Die Idee zur Kurzromanserie Adam Starck entstand aus der Beschäftigung mit Heftromanen und der Begeisterung für gut gemachte Fernsehserien – der Autor ist bekennender Binge-Watcher.

Inhaltsverzeichnis

Was bisher geschah ...

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Kapitel 23

Was bisher geschah ...

Adam Starck ist ein ehemaliger Kriminalhauptkommissar. Er lebt in einer kleinen Mietwohnung im Westen Hamburgs. Vor etwa einem Jahr wurde bei einem heftigen Schusswechsel im Luxusrestaurant Epicure seine damalige Dienstpartnerin erschossen.

Adam begann Ermittlungen auf eigene Faust und geriet in Konflikt mit seinen Kollegen, besonders mit Kriminalhauptkommissar Claus Edmond und mit seinem Vorgesetzten, Kriminaloberrat Karl Lehmann. Am Ende wurde Adam zwangspensioniert.

Wenige Wochen danach, Adam hatte gerade angefangen sich an sein neues Leben als Frühpensionär zu gewöhnen, entdeckte er mit seiner Nachbarin, der IT-Sicherheitsexpertin Lizzie Schmidt, eine Leiche. Ihr Nachbar lag tot in seiner Wohnung, offenbar Opfer eines Gewaltverbrechens.

Die Polizei nahm einen missglückten Einbruch an und betrachtete den Fall schnell als abgeschlossen. Zu schnell, nach Adams und Lizzies Ansicht. Sie begannen eigene Nachforschungen und stießen auf den einflussreichen Geschäftsmann Alfred Ophoven.

Nachdem sie unter Lebensgefahr den Fall aufgeklärt hatten, wurden die wahren Hintergründe von der Polizei vertuscht. Ophovens Rolle blieb im Dunkeln. Adam und Lizzie beschlossen, zusammen eine eigene Detektei zu eröffnen: Adam Starck & Partner.

Beware the Jabberwock, my son! The jaws that bite, the claws that catch! Beware the Jubjub bird, and shun The frumious Bandersnatch!

Lewis Carrol

1

Rafael Colmar schlenderte die Straße entlang und sog die morgendliche Stadtluft ein. Seine linke Hand war lässig in der Hosentasche seiner Leinenhose vergraben, die Rechte pendelte, ein Smartphone haltend, an seiner Seite.

Er genoss den sonnigen Junimorgen im Eppendorfer Weg, einer belebten Wohn- und Geschäftsstraße im Westen Hamburgs. Es war noch kühl, aber man konnte schon die sommerliche Hitze ahnen, die für den Nachmittag angekündigt war.

Rafael liebte das geschäftige Treiben. Er liebte das Gemisch aus Aromen, den Brötchenduft aus der Bäckerei, die angebratenen Zwiebeln aus dem Imbiss, sogar den leichten Bratheringsgeruch des synthetischen Motoröls einer frisierten Vespa, die laut knatternd vorbeifuhr.

In jüngeren Jahren hatte er das Landleben ausprobiert, er hatte es aber nur einige Monate ausgehalten. Er war eben durch und durch Stadtmensch, und gerade jetzt brauchte er das quirlige Stadtleben. Er musste etwas Abstand zum Streit der letzten Tage gewinnen.

Sein Ziel war das Café Paris-Brest, wo er sich, wie jeden Morgen um Punkt neun, ein französisches Frühstück gönnen würde. Rafael Colmars Tagesablauf war streng durchorganisiert. Er hatte bereits einige sehr geschäftige Stunden mit mehreren Telefonaten und Videokonferenzen hinter sich. Um fünf Uhr der tägliche Videocall mit seinem Entwicklerteam in Indien, um sechs ein Gespräch mit einem Kunden in Shanghai, um sieben ein Termin mit einer holländischen Spedition wegen des neuen Rechenzentrums. Um acht war ein Termin mit seinem Geschäftspartner Falk Askamp angesetzt, den dieser aber wieder mal ohne Entschuldigung hatte verstreichen lassen.

Rafael hatte sich zunächst geärgert, war aber am Ende froh, dadurch etwas mehr Zeit für seine E-Mails zu haben. Außerdem waren Gespräche mit Askamp sowieso meistens reine Zeitverschwendung. Er interessierte sich mehr für seine Autos, Polo und sein idiotisches Speedboat, als für die Zukunft ihrer Firma.

Auch der Rest von Rafaels Tag würde nicht besser aussehen: Ein Termin nach dem anderen, Telefonate, Meetings, E-Mails. Dazwischen Gespräche mit Mitarbeitern. Aber diese eine Stunde, die magische Stunde zwischen Morgenhektik und Vormittag, gehörte ihm.

Jeden Morgen spazierte er von seiner Wohnung zunächst ins Café Paris-Brest und fuhr dann mit dem Taxi weiter in seine Firma nach Bahrenfeld. Alle in der Firma wussten das: Zwischen neun und zehn war der Chef nicht zu erreichen ‒ wichtige Besprechung, auf keinen Fall stören, falls jemand fragte.

Als er kurz vor dem Café an der Ampel stand, um die Straße zu überqueren, glitt gemächlich und leise surrend ein nagelneues, schwarzes Elektroauto an ihm vorüber. Rafael nickte dem Fahrer zu. Sie kannten sich vom Sehen. Ebenso wie Rafael schien der Fahrer feste Gewohnheiten zu haben. Er kreiste hier jeden Morgen um die gleiche Zeit und suchte einen Parkplatz, vermutlich einer der Ladenbesitzer des Viertels. Fasziniert sah Rafael dem fast lautlosen Auto nach.

Rafael setzte sich, wie immer bei schönem Wetter, an einen der kleinen Bistrotische vor dem Café. Er freute sich, dass sein Lieblingstisch in der Ecke zwischen der Hauswand und dem großen Blumentopf mit Bambus frei war, der einzige Tisch, der um diese Zeit schon in der Sonne stand. Pierre, der Inhaber, eilte herbei und begann mit einer eleganten Geste, leicht übertrieben, den Tisch abzuwischen.

»Moin Rafael. Wie immer?« Pierre hieß eigentlich Peter und war waschechter Hamburger, hatte allerdings jahrelang in Südfrankreich als Chef Pâtissier gearbeitet. Er legte größten Wert darauf, wie das Klischee eines echten, französischen Patrons auszusehen: Glatze, strenger Blick, schwarzer Schnurrbart, Bistroschürze und immer eine weiße und gebügelte Serviette im Schürzenband.

»Wie immer. Milchkaffee, ein Croissant und ein Pain au Chocolat, bitte.«

»Sehr gern, Paula bringt’s dir gleich raus.« Pierre nickte und verschwand im Café.

Rafael atmete tief durch. Er lehnte sich zurück, schaltete sein Handy stumm, legte es auf den Tisch und sah sich um. Die Läden ringsum öffneten nach und nach ihre Türen, der Verkehr wurde etwas weniger hektisch. Die Schulkinder waren jetzt alle verschwunden, dafür tauchten umso mehr junge Leute mit Kinderwagen auf. Die kleinen Cafés füllten sich langsam, die ersten Paketboten tauchten auf. Und der Elektroautofahrer suchte noch immer einen Parkplatz. Rafael schmunzelte.

»Moin Rafael. Nicht träumen, hier kommt dein Frühstück«, sagte Paula, Pierres Frau, als sie gekonnt ein großes Silbertablett an den Tisch balancierte. »Wir haben neue Erdbeerkonfitüre, habe ich gestern aus Frankreich mitgebracht, alles bio und handgemacht. Du wirst begeistert sein. Und wie geht’s bei euch so? Wie laufen die Geschäfte?«

»Ziemlich gut.« Rafael begann den kleinen Tisch zu ordnen. Links das Handy, dann der Teller mit dem Gebäck, das Schälchen mit der Konfitüre daneben, ganz rechts der Kaffee. Die Speisekarte und die Blumenvase etwas weiter weg. Alles rechtwinklig und im gleichen Abstand. »Ganz im Vertrauen, ich glaube, wir stehen kurz davor, endlich den Durchbruch zu schaffen. Unsere neue Software kommt ziemlich gut an. Wir können uns vor Anfragen kaum retten, und die Fachpresse überschlägt sich mit Lobeshymnen.«

»Das ist doch großartig. Hauptsache, du findest weiter die Zeit, jeden Morgen zum Frühstück zu uns zu kommen.«

»Du kannst dich drauf verlassen«, sagte Rafael. »Das Frühstück hier ist mein tägliches Highlight. Die einzige Stunde des Tages, in der ich mal zum Nachdenken komme. Ohne euch würde ich nicht überleben.«

»Na, dann denk mal schön nach, ich will dich nicht weiter stören. Und Grüße an Victoria.« Paula lächelte und wandte sich zwei neu ankommenden Gästen zu. Rafael nahm seine Milchkaffeeschale in beide Hände, nippte kurz und lehnte sich zurück. Er dachte an seine Frau, mit der er heute Morgen nur kurz im Vorbeigehen gesprochen hatte. Er hatte sich zwischen zwei Videokonferenzen schnell einen Kaffee geholt, sie war gerade auf dem Sprung zu einem Banktermin. Sie hatten eben genug Zeit für ein paar belanglose Worte und einen flüchtigen Kuss gehabt. Er fragte sich, nicht zum ersten Mal, ob er ihrer Ehe nicht zu viel zumutete.

Rafael stellte die Schale auf den Tisch, schnappte sich sein Handy und tippte einige Notizen ein. Er war dabei, das Handy wieder vor sich abzulegen, als die Ruhe durch einen lauten Knall erschüttert wurde.

Er hörte Schreie. Eine Frau mit einem Säugling im Arm wollte vom Nebentisch wegrennen, dabei stolperte sie über den Kinderwagen, der neben ihr stand und warf einige Stühle um.

Überall war Chaos. Rafael sah sich verwirrt um, er erfasste nicht, was passierte und blickte im selben Moment direkt in die Scheinwerfer des schwarzen Elektroautos.

Er sah das verzerrte Gesicht des Fahrers mit weit aufgerissenen Augen. Genau wie Rafael schien er die unausweichliche Katastrophe zu sehen. Rafael riss die Arme hoch, um den Wagen aufzuhalten. Er wollte schreien. Dann spürte er einen Schlag und alles um ihn herum wurde schwarz. Zeit spielte keine Rolle mehr.

2

Adam Starck ging mit großen Schritten durch das Einfahrtstor des ehemaligen Lagerareals im Hamburger Schanzenviertel, in dem sich die Detektei Adam Starck & Partner befand. Er wurde mit einem gut gelaunten »Buenos días, Amigo« empfangen. Sein Nachbar Don Pablo de la Fuente winkte heftig und ließ dabei fast die Kreide fallen, mit der er die Angebotstafeln an seiner Ladentür beschriftete. Wie immer trug er einen bordeauxroten Arbeitskittel mit dem goldenen Logo seiner Firma.

Gleich im ersten Gebäude des Areals befand sich Don Pablos spanischer Supermarkt. Es war umgeben von einigen anderen alten Lagerhallen, die zu Restaurants, Läden oder Büros umgebaut worden waren. Die Büroräume der Detektei Adam Starck & Partner lagen direkt über dem Supermarkt, was Adam als ausgesprochenen Glücksfall betrachtete. Er liebte spanische Weine, Salami und Käse. Und noch mehr liebte er die Süßigkeiten.

»Du bist früh dran heute«, sagte Don Pablo. »Aus dem Bett gefallen?«

»Witzbold. Lizzie meinte, ich solle früher kommen, es gäbe eine Überraschung für mich. Ist sie schon da?«

»No, sie hätte bestimmt mal reingeschaut.«

Adam nickte Don Pablo zu und wollte weitergehen, als mit blubberndem Motor ein Auto durch die Einfahrt kam und direkt vor ihnen anhielt. Ein strahlend glänzender Peugeot 504 Cabrio, Baujahr 1976 mit geöffnetem Verdeck. Auf dem Fahrersitz saß Adams Partnerin Lizzie Schmidt, und strahlte wie ein Kind, das ein lang ersehntes Geschenk bekommen hatte.

Die linke Hand, mit einem schwarzen Lederhandschuh ohne Fingerkuppen, hatte sie am Lenkrad. Der rechte Arm lag lässig über der Lehne des Beifahrersitzes. Sie trug ihre uralte, nietenbesetzte Motorradjacke. Ihre streichholzlangen Haare standen in alle Richtungen, und deren orange Farbe harmonierte vorzüglich mit dem dunklen blaugrün des Autos. Auf ihrer Stirn saß eine verspiegelte Pilotensonnenbrille.

Adam und sein Nachbar sahen sich an. Auf Don Pablos Gesicht zeigte sich ein Schmunzeln. »Nicht schlecht, was?«, sagte er und stupste Adam mit dem Ellbogen an.

Adam wippte von einem Bein auf das andere, hielt seinen Kopf leicht schräg und begann sich am Kinn zu kratzen. Dann schüttelte er sich und machte eine abfällige Handbewegung.

»Lizzie, ist das dein Ernst? Soll das der neue Dienstwagen der Detektei sein?«

»Ja, ganz genau. Dieses Prachtstück ist ab sofort unser Firmenwagen. Er ist perfekt, nicht wahr?«

Lizzie strich ein paarmal langsam mit der Hand über das Armaturenbrett. »Hat mir einer meiner Spezialkunden aus Dänemark besorgt. Supersonderpreis und erstklassig gepflegt. Der Vorbesitzer war Autosammler und ist so gut wie nie damit gefahren.«

»Ich will gar nicht so genau wissen, wo der Wagen her kommt.« Adam ging skeptisch um das Auto herum. »Als wir über ein neues Auto sprachen, dachte ich eher an etwas Praktisches, etwas Unauffälliges. Du weißt schon, einen Dienstwagen für eine seriöse Detektei eben. Einen dunkelgrauen Kombi vielleicht oder ein kleines SUV.«

»Mein lieber Adam, wenn du heutzutage etwas verkaufen willst, geht es vor allem ums Image. Unauffällig geht schonmal gar nicht«, sagte Lizzie. »Um mal bei den Helden deiner Generation zu bleiben: Kannst du dir Jerry Cotton in einem dunkelgrauen Kombi vorstellen? Oder Starsky & Hutch in einem familienfreundlichen Minivan? Oder Magnum in einem praktischen, kleinen SUV? Ein Detektiv braucht ein originelles Auto, sonst wird das nix.«

»Chili Palmer«, versuchte Adam zu kontern. »Minivan.«

»Kein Detektiv.«

»Also, ich meine, wo sie recht hat, hat sie recht«, sagte Don Pablo. »Und du musst zugeben, es ist wirklich ein wunderschönes Auto. Ich meine sogar, der 504 ist eines der schönsten Cabrios, die je gebaut wurden. Sieh dir diese Linienführung an. Dynamik, Eleganz. Ein echter Klassiker. V6 Motor. Ein Traum.«

Lizzie nickte Don Pablo anerkennend zu. »Siehst du, Adam, der Mann kennt sich aus.«

»Ja, fall du mir auch noch in den Rücken.« Sagte Adam zu Don Pablo und verdrehte die Augen. »Wir sind doch keine Groschenroman- oder Fernsehdetektive. Wir müssen Seriosität ausstrahlen, Diskretion, Vertrauenswürdigkeit. Wir wollen unerkannt bleiben und im Hintergrund arbeiten.« Adam blieb am Heck des Wagens stehen und hob die Arme. »Und was ist mit unauffälligen Beschattungen? Ich kann doch nicht mit so einem schicken Oldtimer Leute verfolgen.«

»Ja, schick ist er, nicht wahr? Aber keine Sorge, in Hamburg fällt so ein Auto überhaupt nicht auf. Und mal ganz im Ernst, wilde Verfolgungsjagden oder spektakuläre Stunts wie beim letzten Fall werden wir nicht so oft veranstalten. So aufregend ist das Detektivgeschäft ja meistens nicht. Im Notfall nehmen wir uns einfach eines dieser Carsharing-Autos, die hier überall rumstehen, und fahren das zu Schrott.« Lizzie sah ihn herausfordernd an.

»Aber – ich frage mich, warum gerade du einen Oldtimer fahren willst. Warum nicht was Modernes, voll computergesteuert und so weiter?«, fragte Adam.

»Brauchen wir nicht«, sagte Lizzie. »Das hier ist traditionelle Technik, solide Mechanik. Hier fahre ich und nicht der Computer, und das kann ich zur Not alles selbst reparieren. Die komplizierteste elektronische Komponente ist das Kassettenradio – original übrigens, und funktioniert noch.«

Adam zuckte mit den Schultern. Dann ging er langsam um das Auto herum, öffnete zögerlich die Tür und ließ sich in den Beifahrersitz fallen. Er betrachtete das altmodische Armaturenbrett, strich kurz mit einer Hand über das Holzlenkrad und klappte das Handschuhfach auf.

»Sieh mal, hier sind sogar noch alte Musikkassetten drin.« Er nahm eine mit BASF Chromdioxid II C90 beschriftete Kassette heraus und lächelte verträumt. »Das war mal was Tolles, Chromdioxid-Kassetten. Da ist in den 80ern mein halbes Taschengeld für draufgegangen.«

»Ja, Opa«, sagte Lizzie, »damals, vor dem Krieg, als noch Postkutschen fuhren. Nun schieb schon rein.«

Er schaltete das Radio ein und schob die Kassette in den Schlitz. Rockin' all over the World von Status Quo ertönte mit voller Lautstärke. Adam zuckte zusammen und drehte die Musik leiser.

»Original Siebziger. Nicht schlecht. Also dann lass uns mal losfahren und das Schmuckstück ausprobieren. Auf geht’s! Einmal Cityrunde bitte, an den Eiscafés vorbei, auch wenn die um dieses Zeit wahrscheinlich noch zu sind.«

»Jawohl Chef«, antwortet Lizzie und schob sich mit einer eleganten Handbewegung ihre Sonnenbrille auf die Nase. Sie ließ den Motor an, spielte ein wenig mit dem Gaspedal und legte den ersten Gang ein. Als sie losfuhr, drehte sie das Kassettenradio wieder auf und sang lautstark mit:

Oh here we are and here we are And here we go