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Von der Bestsellerautorin von DER RING DER ZAUBEREI Morgan Rice erscheint eine neue fesselnde Fantasy-Reihe. EHRE WEM EHRE GEBÜHRT (Der Weg des Stahls – Buch 1) erzählt die Heldengeschichte des siebzehnjährigen Royce, einem Bauernsohn, der spürt, dass er durch seine besondere Kampfbegabung anders als die Jungen seines Dorfes ist. In ihm wohnen eine Kraft, die er nicht versteht und ein verborgenes Schicksal, das er fürchtet. Am Tage an dem er seine große Liebe Genoveva heiraten soll, wird diese entführt. Royce beschließt, alles zu riskieren, um seine Liebe aus den Klauen des Adels zu befreien. Als ihm das misslingt, wird Royce auf die berüchtigte Schwarze Insel verbannt. Diese ist eine öde Krieger-Insel, die dafür bekannt ist, aus Jungen Männer zu machen. Aus seiner Heimat vertrieben muss Royce Proben bestehen, die alles was er sich zuvor hätte vorstellen können, übertreffen und die ihn auf die berühmten Gräbenkämpfe – den brutalen Blutsport des Königreiches – vorbereiten sollen. Genoveva wartet unterdessen verzweifelt auf Royces Rückkehr und ist gezwungen, sich mit der grausamen und intriganten Welt der Aristokratie auseinanderzusetze, einer Welt die sie zutiefst verabscheut. Doch als Royces Kräfte stärker werden und er von der geheimnisvollen Herkunft seines Vaters erfährt, erkennt er, dass sein Schicksal vielleicht größer ist, als er angenommen hatte. Er beginnt sich die schlimmste aller Fragen zu stellen: Wer ist er eigentlich? EHRE WEM EHRE GEBÜHRT webt die epische Geschichte von Freundschaft und Liebsten, von Rittern und Ehre, von Verrat, Schicksal und Liebe. Als eine Geschichte von Tapferkeit zieht sie uns in eine Fantasy-Welt hinein, in die wir uns verlieben werden und die allen Generationen unabhängig ob Frau oder Mann gefallen wird. Als kostenloses Download ist auch Morgan Rices QUESTE DER HELDEN, Buch 1 der 17-teiligen Fantasy-Serie DER RING DER ZAUBEREI, dem Nummer Eins Bestseller mit über 1000 Fünf-Sterne-Reviews erhältlich.
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Seitenzahl: 369
Veröffentlichungsjahr: 2016
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EHRE WEM EHRE GEBÜHRT
Morgan Rice
Als Autorin von Fantasy-Epen wie der siebzehn-bändigen Reihe DER RING DER ZAUBEREI; der zwölf-bändigen Bestseller Serie DER WEG DER VAMPIRE; der bisher zwei-bändigen post-apokalyptischen Bestseller Serie DIE TRILOGIE DES ÜBERLEBENS; der sechs-bändigen epischen Fantasy Serie VON KÖNIGEN UND ZAUBERERN und dem neuen Fanatsy-Epos Serie FÜR RUHM UND KRONEgehört Morgan Rice zu den Bestsellern in ihrem Genre. Morgans Bücher sind als Hör- und Printbücher in mehr als 25 Sprachen erhältlich.
Morgan würde sich freuen von Ihnen zu hören. Besuchen Sie deshalb gerne ihre Homepage www.morganricebooks.com
Ausgewählte Kritiken zu Morgan Rice
„Wenn Sie geglaubt haben nach dem Ende von DER RING DER ZAUBEREI nicht weiterleben zu können, dann haben Sie sich geirrt. Mit DER AUFSTAND DER DRACHEN hat Morgan Rice eine brillante neue Serie geschaffen, die uns in das Reich von Trollen und Drachen, von Ehre, Mut und Magie entführen wird. Morgan ist es gelungen eine neue Generation von Charakteren zu schaffen, die uns auf jeder Seite in Atem halten wird... Eine Empfehlung für alle Leser, die gut geschriebene Fantasy zu schätzen wissen.“
--Books and Movie Reviews
Roberto Mattos
„Ein Action-geladenes Fantasy Abenteuer das nicht nur allen Morgan Rice Fans gefallen wird sondern auch Anhängern von Christopher Paolinis DAS VERMÄCHTNIS DER DRACHENREITER... Fans von Fiction für Jugendliche werden dieses Werk von Rice verschlingen und um eine Fortsetzung betteln.“
--The Wanderer,A Literary Journal (bezugnehmend auf Der Aufstand der Drachen)
„Ein lebhaftes Fantasy-Abenteuer das auch durch seine mysteriösen Elemente und sein Intrigenspiel besticht. In QUESTE DER HELDEN geht es um Mut und darum einen Sinn im Leben zu finden. Die Helden und Heldinnen reifen, wachsen über sich hinaus und leisten dabei Außergewöhnliches... Alle die ein bissiges Fantasy-Abenteuer suchen, werden bei diesen Protagonisten und dieser Action fündig werden. Vor einer lebhaften Kulisse wächst das verträumte Kind Thor zu einem jungen Erwachsenen heran, das es mit lebensbedrohlichen Herausforderungen aufnehmen muss... Dieser Band verspricht der Anfang einer epischen Serie für Jugendliche zu werden.“
--Midwest Book Review (D. Donovan, eBook Reviewer)
„DER RING DER ZAUBEREI hat alle Zutaten für einen Bestseller: die Handlung, die Gegenhandlung, viel Geheimnisvolles, wackere Ritter und sich entfaltende Beziehungen voll von Herzschmerz, Betrug und Täuschung. Es wird Ihnen sicherlich keine Minute langweilig sein. Für jedes Alter geeignet, darf es in keiner Fantasy-Buchsammlung fehlen.”
--Books and Movie Reviews, Roberto Mattos
„In diesem Action-geladenen ersten Buch der epischen Fantasy-Reihe Der Ring der Zauberei – die momentan 14 Bände umfasst – stellt Rice ihren Lesern den 14-jährigen Thorgin „Thor“ McLeod vor, dessen Traum es ist in die silberne Legion – der Eliteritter-Einheit des Königs – aufgenommen zu werden... Rices Schreibstil ist solide und ihre Handlung faszinierend.“
Bücher von Morgan Rice
DER WEG DES STAHLS
EHRE WEM EHRE GEBÜHRT (Buch 1)
FÜR RUHM UND KRONE
SLAVIN, KRIEGERIN, KÖNIGIN (Buch 1)
VON KÖNIGEN UND ZAUBERERN
DER AUFSTAND DER DRACHEN (Buch 1)
DER AUFSTAND DER TAPFEREN (Buch 2)
DAS GEWICHT DER EHRE (Buch 3)
DIE SCHMIEDE DES MUTS (Buch 4)
EIN REICH DER SCHATTEN (Buch 5)
DIE NACHT DER VERWEGENEN (Buch 6)
DER RING DER ZAUBEREI
QUESTE DER HELDEN (Buch 1)
MARSCH DER KÖNIGE (Buch 2)
FESTMAHL DER DRACHEN (Buch 3)
KAMPF DER EHRE (Buch 4)
SCHWUR DES RUHMS (Buch 5)
ANGRIFF DER TAPFERKEIT (Buch 6)
RITUS DER SCHWERTER (Buch 7)
GEWÄHR DER WAFFEN (Buch 8)
HIMMEL DER ZAUBER (Buch 9)
MEER DER SCHILDE (Buch 10)
REGENTSCHAFT DES STAHLS (Buch 11)
LAND DES FEUERS (Buch 12)
DIE HERRSCHAFT DER KÖNIGINNEN (Buch 13)
DER EID DER BRÜDER (Buch 14)
DER TRAUM DER STERBLICHEN (Buch 15)
DAS TOURNIER DER RITTER (Buch 16)
DAS GESCHENK DER SCHLACHT (Buch 17)
DIE TRILOGIE DES ÜBERLEBENS
ARENA EINS: DIE SKLAVENTREIBER (Buch 1)
ARENA ZWEI (Buch 2)
ARENA DREI (Buch 3)
GEFALLENE VAMPIRE
VOR DEM MORGENGRAUEN (Buch 1)
DER WEG DER VAMPIRE
GEWANDELT (Buch 1)
VERGÖTTERT (Buch 2)
VERRATEN (Buch 3)
BESTIMMT (Buch 4)
BEGEHRT (Buch 5)
VERMÄHLT (Buch 6)
GELOBT (Buch 7)
GEFUNDEN (Buch 8)
ERWECKT (Buch 9)
Hören Sie die DER RING DER ZAUBEREI
INHALTSVERZEICHNIS
KAPITEL EINS
KAPITEL ZWEI
KAPITEL DREI
KAPITEL VIER
KAPITEL FÜNF
KAPITEL SECHS
KAPITEL SIEBEN
KAPITEL ACHT
KAPITEL NEUN
KAPITEL ZEHN
KAPITEL ELF
KAPITEL ZWÖLF
KAPITEL DREIZEHN
KAPITEL VIERZEHN
KAPITEL FÜNFZEHN
KAPITEL SECHZEHN
KAPITEL SIEBZEHN
KAPITEL ACHTZEHN
KAPITEL NEUNZEHN
KAPITEL ZWANZIG
KAPITEL EINUNDZWANZIG
KAPITEL ZWEIUNDZWANZIG
KAPITEL DREIUNDZWANZIG
KAPITEL VIERUNDZWANZIG
KAPITEL FÜNFUNDZWANZIG
KAPITEL SECHSUNDZWANZIG
KAPITEL SIEBENUNDZWANZIG
KAPITEL ACHTUNDZWANZIG
KAPITEL NEUNUNDZWANZIG
Und des HERRN Wort geschah zu mir und sprach:
Ich kannte dich, ehe denn ich dich im Mutterleibe bereitete, und sonderte dich aus, ehe denn du von der Mutter geboren wurdest, und stellte dich zum Propheten unter die Völker.
Ich aber sprach: Ach HERR HERR, ich tauge nicht, zu predigen; denn ich bin zu jung.
Schreie hatten Rea aus dem Schlaf gerissen und nun saß sie aufrecht und schwitzend in ihrem ärmlichen Bett. Ihr Herz hämmerte wie wild in der Dunkelheit und sie horchte angespannt in die Nacht hoffend, dass es nichts sei als einer jener Alpträume, die sie seit einiger Zeit plagten. Sie umklammerte lauschend die Kante ihrer schäbigen Strohmatratze und betete, dass die Nacht schweigen würde.
Doch wieder schnitt ein Schrei durch die Nacht und Rea zuckte zusammen.
Dann ein weiterer.
Ihre Frequenz erhöhte sich – und sie kamen immer näher.
Vor Angst erstarrt, saß Rea da und hörte, wie sie sich näherten. Pferdegetrappel drang zunächst schwach durch den Regen an ihr Ohr. Dann der unverkennbare Klang von Schwertern, die aus ihren Hüllen gezogen wurden. Doch keines dieser Geräusche übertönte das Geschrei.
Doch dann kam ein neues Geräusch hinzu, eines das, wenn es überhaupt möglich war, noch grausamer war als die vorherigen: das Prasseln von Flammen. Reas Herz zog sich zusammen als sie erkannte, dass ihr Dorf in Brand gesetzt worden war. Das konnte nur eines bedeuten: der Adel war zu ihnen vorgedrungen.
Rea sprang aus dem Bett und stieß sich das Knie am Kaminbock – ihrem einzigen Besitz in dem einfachen Häuschen mit nur einem Raum. Sie rannte aus dem Haus und gelangte an die Straße, die der warme Frühlingsregen in eine Schlammlandschaft verwandelt hatte. Der Regen drang durch ihre Kleidung, doch sie kümmerte sich nicht. Sie blinzelte in die Dunkelheit noch ganz von ihrem Alptraum benommen. Um sie herum öffneten sich die Fensterläden und Türen und andere Dorfbewohner traten misstrauisch aus ihren Häuschen. Dort standen sie nun alle und starrten auf die einzige schmale Straße, die sich durch das Dorf schlängelte. Auch Rea stand dort, starrte und machte langsam einen Schimmer in der Ferne aus. Ihr Herz verkrampfte sich. Eine größer werdende Flamme.
Versteckt hinter den verworrenen Labyrinthen des großen Platzes in diesem Teil des Dorfes zu leben, war in Zeiten wie diesen ein Segen: hier würde sie sicher sein. Niemand fand jemals den Weg hierher in den ärmsten Teil der Stadt, zu den notdürftig zusammengenagelten Häuschen, in denen die Bediensteten hausten und in die Straßen, deren Gestank Abschreckung genug waren. Es hatte sich schon immer wie ein Ghetto angefühlt, aus dem Rea nicht entkommen konnte.
Doch als sie sah, wie die Flammen immer mehr Besitz von der Nacht ergriffen, war Rea zum ersten Mal erleichtert, hier in dieser versteckten Ecke zu leben. Den Adligen würde es niemals einfallen, sich auf den Weg durch die labyrinthartigen Straßen und Gassen zu ihnen hinab zu begeben. Hier gab es außerdem nichts zu holen.
Rea wusste, dass dies der Grund dafür war, weshalb ihre mittellosen Nachbarn so unaufgeregt vor ihren Häuschen standen und einfach nur glotzten. Es war auch der Grund, weshalb niemand bei den Dorfbewohnern des zentralen Platzes um Hilfe anrief. Diese bemittelten Dorfbewohner blickten schon ihr gesamtes Leben auf sie hinab. Sie schuldeten ihnen nichts. Zumindest waren die Armen hier in Sicherheit und es würde ihnen nicht im Traum einfallen, denjenigen zu Hilfe zu eilen, die sie mit Füßen getreten hatten.
Rea stierte in die Nacht. Sie kam nicht umhin, sich über die näherkommenden Flammen und die sich ausbreitende Helligkeit zu wundern. Das Licht breitete sich aus und kroch langsam auf sie zu. Sie blinzelte und fragte sich, ob ihre Augen sie betrogen. Das ergab alles keinen Sinn: die Plünderer kamen anscheinend auf sie zu.
Die Schreie wurden lauter, da war sie sich sicher, und sie wich überrascht zurück, als aus den windigen Straßen ein Flammenmeer in etwa dreißig Meter Entfernung vor ihr emporschoss. Sie stand wie angewurzelt da: sie waren auf dem Weg hierher. Aber warum nur?
Sie hatte diesen Gedanken kaum ausdenken können, da galoppierte schon ein Kriegspferd mitsamt seinem finster dreinblickenden Reiter in schwarzer Rüstung auf den Platz. Sein Visier war heruntergeklappt und der Helm umschloss seinen Kopf vollständig. Er reckte eine Helmbarte in die Höhe und sah aus wie ein Todesengel.
Kaum war er auf dem Platz angelangt, schon ließ er seine Helmbarte auf einen etwas stämmigen alten Mann, der versucht hatte zu fliehen, niedergehen. Der Mann hatte nicht einmal Zeit zu schreien bevor die Helmbarte ihm das Haupt abtrennte.
Der Regen war stärker geworden, und Blitze zuckten durch den Himmel und Donner grollte als ein dutzend Ritter mehr auf den Platz stürmten. Einer von ihnen trug eine Fahne. Sie erstrahlte im Lichte der Fackeln und trotzdem konnte Rea nicht ihre Insignien erkennen.
Chaos brach aus. Die Dorfbewohner gerieten in Panik und rannten schreiend davon, einige rannten instinktiv zurück in ihre Häuschen, andere flohen durch eine der vielen Hintergassen. Doch auch diese kamen nicht weit, denn brennende Speere bohrten sich in ihre Rücken. Der Tod, dachte sie, würde heute Nacht keinen verschonen.
Rea versuchte nicht zu fliehen. Sie trat Schritt um Schritt ruhig zurück bis sie wieder im Inneren ihrer Hütte stand. Sie zog ihr Schwert hervor, ein Langschwert, das sie vor vielen Jahren bekommen hatte und das ein Meisterstück der Handwerkskunst war. Sein Klang, den es machte, als sie es aus seiner Hülle zog, beschleunigte ihren Herzschlag. Es war ein Meisterstück und sie hatte kein Recht es zu besitzen, denn es hatte ihrem Vater gehört. Sie wusste nicht einmal, wie es eigentlich in seinen Besitz gekommen war.
Rea lief langsam doch resolut auf die Mitte des zentralen Platzes zu. Sie war die einzige der Dorfbewohner, die genug Mut hatte, sich gegen die Angreifer zur Wehr zu setzen. Sie, eine zierliche Siebzehnjährige, hatte allein die Courage sich dem Grauen zu widersetzen. Sie wusste nicht, woher dieser Mut kam. Sie wollte fortlaufen, doch etwas tief in ihr hielt sie zurück. Etwas in ihr hatte sie stets dazu angehalten, sich ihren Ängsten zu stellen. Es lag nicht daran, dass sie keine Angst empfand, das tat sie. Es lag daran, dass ein anderer Teil von ihr, auch unter den schlimmsten Umständen, sie dazu zwang, zu funktionieren. Sie herausforderte stärker als die Angst zu sein.
Rea stand da, ihre Hände zitterten, und sie mahnte sich selbst, sich zu konzentrieren. Und als sich das erste Pferd näherte, hob sie ihr Schwert, brachte sich in Pose, ging in die Knie und hieb dem Pferd die Beine ab.
Es tat ihr in der Seele weh, dieses wunderschöne Tier zu verstümmeln; schließlich hatte sie sich Zeit ihres Lebens um Pferde gekümmert. Doch der Mann hatte seinen Speer erhoben und sie hatte gewusst, dass es um ihr nacktes Überleben ging.
Das Pferd stieß einen entsetzlichen Schrei aus und sie wusste, dass sie es den Rest des Tages nicht würde vergessen können. Es fiel zu Boden, schlitterte mit dem Gesicht auf dem Boden entlang und warf seinen Reiter ab. Die anderen Pferde zertrampelten es stolpernd bis nur noch ein Häufchen von ihm über war.
Kyle wirbelte in einer Wolke aus Staub und Chaos herum. Er blickte sie an und war bereit zu sterben.
Ein einzelner Ritter in weißer Rüstung auf einem weißen Pferd, das sich somit von den anderen unterschied, kam plötzlich auf sie zugeritten. Sie hob ihr Schwert, um sich erneut zur Wehr zu setzen, doch der Ritter war zu schnell. Er bewegte sich so schnell wie der Blitz. Sie hatte kaum ihr Schwert gehoben, da schwang er schon seine Helmbarte und erwischte ihre Klinge mit einer Halbkreisbewegung, die sie entwaffnete. Ihre Waffe flog in einem Halbbogen durch die Luft und landete am anderen Ende des Platzes. Ein Gefühl der Hilflosigkeit strömte durch ihren Arm als sie sich der wertvollen Waffe beraubt sah. Das Schwert hätte genauso gut in einer Millionen Meilen Entfernung liegen können.
Dort stand Rea nun, verblüfft und wehrlos, doch vor allem verwirrt. Der Schlag des Ritters hatte sie nicht töten wollen. Warum?
Noch bevor sie ihren Gedanken zu Ende führen konnte, hatte sich der Ritter noch im Ritt zu ihr hinabgebeugt und nach ihr gegriffen; sie fühlte den metallenen Gantelet, der sich in ihre Brust bohrte, als er mit beiden Händen nach ihrem Hemd griff, sie in einer einzigen Bewegung zu sich auf das Pferd zog und sie vor sich platzierte. Sie schrie überrascht auf und landete unsanft auf dem sich bewegenden Pferd. Er hielt sie eisern vor sich und seine metallenen Arme schlangen sich fest um sie. So eingezwängt, hatte sie kaum Zeit über irgendetwas nachzudenken, geschweige denn überhaupt Luft zu holen. Rea wand sich, rutschte von einer Seite auf die andere, doch es hatte keinen Zweck. Er war zu stark.
Er ritt weiter durch das Dorf und bahnte sich seinen Weg durch die Schreckensszenerie der Straßen. Dabei entfernte er sich auch immer weiter von ihrem Zuhause.
Das Dorf spuckte sie schließlich in die umliegende Natur aus und plötzlich war es ganz still. Sie entfernten sich immer weiter von dem Chaos, von den Plünderungen, dem Geschrei, und Rea kam nicht umhin, sich für die Erleichterung, die sie verspürte wieder in sicherer Umgebung zu sein, schuldig zu fühlen. Sie spürte, dass sie ohne weiteres mit ihren Leuten dort hätte sterben können. Doch unter dem immer enger werdenden Griff musste sie auch erkennen, dass sie ein vielleicht noch viel grausameres Schicksal erwartete.
„Bitte“, mühte sie sich zu sagen.
Doch er drückte sie nur noch enger an sich und galoppierte noch schneller durch die offenen Wiesen, die Hügel auf und ab bis sie an einen Ort vollkommener Stille gelangten. Es war so still und friedlich hier, dass es fast schon unheimlich wirkte, so als wäre die Welt ein friedfertiger Ort.
Endlich hielt er unter einem alten Baum auf einer Anhöhe hoch über der Landschaft. Es war ein Baum, den sie sofort wiedererkannte, denn sie hatte viele Male zuvor unter ihm gesessen.
In einer schnellen Bewegung sprang er ab ohne jedoch in seiner Umklammerung auch nur einen Deut nachzugeben. Sie landeten strauchelnd und stolpernd auf dem feuchten Gras, und Rea verschlug das Gewicht seines Körpers neben ihr den Atem. Sie bemerkte, dass er ohne weiteres auch auf ihr hätte landen und sie dabei ernsthaft verletzen können, doch hatte er dies nicht getan. Eigentlich hatte er ihren Fall sogar abgefangen.
Der Ritter rollte sich auf sie, nagelte sie auf dem Boden fest, und sie versuchte verzweifelt sein Gesicht zu erkennen. Es war jedoch bedeckt, das weiße Visier nach unten geklappt, nur seine bedrohlichen Augen blitzten durch die Schlitze seines Helms. Sie erblickte auf dem Pferd erneut das Banner und dieses Mal konnte sie dessen Insignien gut erkennen: zwei Schlangen die sich um einen Mond schlängelten, ein in einen goldenen Kreis eingerahmter Dolch ragte zwischen ihnen empor.
Rea schlug um sich und hämmerte auf seine Rüstung ein. Doch es war zwecklos. Ihre zarten Hände trafen auf hartes Metall. Sie hätte genauso gut, auf einen Felsbrocken einhämmern können.
„Wer bist du?“ fragte sie. „Was willst du von mir?“
Keine Antwort.
Dafür griff er mit seiner Gantelet nach ihr und drehte sie auf den Bauch, sodass ihre Wange das Gras berührte. Dann fummelte und zog er an ihrem Kleid.
Rea schrie, denn sie verstand, was er vorhatte. Sie war siebzehn. Sie hatte auf den perfekten Mann warten wollen. Sie wollte nicht, dass es so geschah.
„Nein!“ schrie sie. „Bitte. Alles aber nicht das. Töte mich erst!“
Doch der Ritter hörte nicht auf sie, und sie wusste, dass ihn nichts davon abbringen würde.
Rea kniff ihre Augen zusammen. Sie wollte, dass es verschwand, wollte an einem anderen Ort fliehen, sich in eine andere Zeit versetzen, überall nur nicht hier sein. Der Alptraum, aus dem sie zuvor erwacht war und der sie seit vielen Monden quälte, holte sie wieder ein. Er war es, den sie gesehen hatte, erkannte sie mit Schrecken. Diese Szene. Den Baum, das Gras, die Anhöhe. Der Sturm.
Sie hatte es aus irgendeinem Grunde vorhergesehen.
Rea kniff ihre Augen noch fester zusammen und versuchte sich vorzustellen, dass was sie gerade erlebte nicht der Realität entsprach. Sie versuchte festzustellen, ob es der Traum oder die Wirklichkeit waren, die grauenvoller war.
Bald war es vorbei.
Seine Bewegungen hörten auf und er lag auf ihr. Ihre Glieder fühlten sich taub an und sie konnte sich nicht bewegen.
Sie hörte das Geräusch von sich erhebendem Metall, fühlte das nachlassende Gewicht und sie umklammerte ihren Körper in der Erwartung, dass er sie nun töten würde. Sie konnte den Schlag seines Schwertes förmlich spüren. Es würde ihr eine willkommene Erleichterung sein.
„Los“, sagte sie. „Tu es.“
Doch zu ihrer Überraschung blieb das Schwertgeräusch aus und sie hörte das Klimpern einer feinen Kette. Sie spürte, wie etwas Kaltes und Leichtes in ihre Handfläche fiel und sie blickte verwirrt auf.
Sie blinzelte im Regen und sah verdutzt eine goldene Kette mit einem Anhänger in ihrer Hand: zwei Schlangen um einen Mond geschlungen mit einem Dolch zwischen ihnen.
Endlich sprach er zu ihr.
„Nach seiner Geburt“, sprach die dunkle unheimliche Stimme, eine Stimme der Autorität, „gib ihm das von mir und schick ihn zu mir.“
Sie hörte, wie der Ritter sein Pferd bestieg und bemerkte, wie im Nebel das Geräusch seines sich entfernenden Pferdes zu ihr drang.
Reas Augen wurden schwer. Sie war zu erschöpft, um sich zu rühren. Dort lag sie im Regen, ihr Herz zerbrochen, sie spürte wie süßer Schlaf sie rief und sie erlaubte ihm, sie zu rufen. Vielleicht würden die Alpträume nun endlich ein Ende nehmen.
Bevor sie ihre Augen schloss, starrte sie auf das Emblem der Halskette. Sie drückte es, spürte es in ihrer Hand, das dicke Gold, das so dick war, das es ihr gesamtes Dorf ein Leben lang hätte versorgen können.
Warum hatte er es ihr gegeben? Warum hatte er sie nicht getötet?
Er, hatte er gesagt. Nicht sie. Er wusste, dass sie schwanger würde. Und er wusste, dass es ein Junge würde.
Doch wie?
Plötzlich kurz bevor der Schlaf sie holte, leuchtete es vor ihr in aller Klarheit auf. Es war der letzte Teil ihres Traumes.
Ein Junge. Sie hatte einem Jungen das Leben geschenkt. Einem aus Zorn geborenen. Aus Gewalt.
Drei Monde später
Rea stand verloren in ihrer eigenen Welt benommen und alleine auf der Waldlichtung. Sie hörte weder das Bächlein unter ihren Füßen noch den Vogelgesang in den dichten Wäldern, die sie umgaben. Weder bemerkte sie das Sonnenlicht, das durch die Äste brach, noch das Rudel Rehe, das sie aus der Nähe beobachtete. Die gesamte Welt schien still zu stehen als sie auf das eine Ding starrte: die Adern des Ukandablattes, das sie in ihren zitternden Händen hielt. Sie zog ihre Hand von dem breiten grünen Blatt zurück und musste mit Schrecken beobachten wie sich die Farbe des Blattes langsam vom Grünen ins Weiße verfärbte.
Diese Veränderung zu sehen, war als würde jemand ihr ein Messer ins Herz rammen und es umdrehen.
Das Ukandablatt veränderte seine Farbe nicht außer die Person, die es berührte, erwartete ein Kind.
Reas Welt schien aus den Fugen zu geraten. Sie schien jegliches Zeit- und Raumgefühl eingebüßt zu haben als sie dort stand und ihr das Blut in den Ohren rauschte, ihre Hände zitterten und sie an jene schicksalshafte Nacht drei Monde zuvor dachte, als ihr Dorf geplündert und zu viele Menschen ihr Leben gelassen hatten. Als er sie genommen hatte. Sie strich langsam mit der Hand über ihren Bauch, spürte die Wölbung und die Welle an Übelkeit, und endlich verstand sie warum. Sie tastete nach der Goldkette, die sie versteckt um ihren Hals trug, tief weit unter ihren Kleidern, so dass die anderen sie nicht sehen konnten und sie fragte sich zum tausendsten Mal, wer dieser Ritter gewesen war.
Sie hatte versucht, seine letzten Worte aus ihrem Gedächtnis zu verbannen, doch sie holten sie immer wieder ein.
Schick ihn zu mir.
Ein plötzliches Rascheln hinter ihr veranlasste Rea, sich erschrocken umzudrehen. Sie erblickte die Knopfaugen von Prudence, ihrer Nachbarin, die sie anstarrten. Ein vierzehn Jahre altes Mädchen, das ihre Familie bei dem Anschlag verloren hatte, eine Plaudertasche, die wie versessen darauf war, mit jedem zu tratschen und so war Prudence die letzte, die von Reas Umständen erfahren sollte. Rea musste mit Schrecken beobachten, wie Prudences Augen von Reas Hand zu dem sich verändernden Blatt glitten und sich vor Überraschung weiteten.
Mit einem angewiderten Blick lies Prudence ihren Korb mit Tüchern fallen, drehte sich um und rannte davon. Rea wusste, dass ihre Flucht nur eines bedeuten konnte: sie würde die Dorfbewohner in Kenntnis setzen.
Rea verließ aller Mut und sie spürte eine erste Welle der Angst. Die Dorfbewohner würden natürlich von ihr verlangen, das Baby zu töten. Sie wollten nichts, das sie an den Angriff der Adligen erinnern würde. Aber warum jagte ihr das solche Angst ein? Wollte sie dieses Kind wirklich behalten, das Nebenprodukt dieses Monsters?
Ihre Angst überraschte sie und als sie über die Angst nachdachte, erkannte sie, dass es eine Angst war, die ihrem Baby Sicherheit geben sollte. Das überraschte sie. Ihr Verstand sagte, dass sie das Baby nicht haben sollte, denn das würde einem Betrug an ihr selbst und den Dorfbewohnern gleichkommen. Es würde die Adligen stärken, die das Dorf in Schutt und Asche gelegt hatten. Es wäre so einfach, das Baby zu verlieren; sie könnte einfach eine Yukabawurzel kauen und mit dem nächsten Bad, das sie nähme, wäre auch das Kind verloren.
Instinktiv jedoch fühlte sie das Kind in sich und ihr Körper signalisierte ihr etwas anderes als ihr Verstand: Sie wollte es behalten, um es zu beschützen. Es war immerhin ein Kind.
Rea, die ein Einzelkind gewesen war und ihre Eltern niemals kennengelernt hatte, hatte in dieser Welt, in der sie niemand liebte und sie niemanden liebte, sehr gelitten und so hatte sie sich stets nach jemandem gesehnt, der sie liebte und den sie lieben konnte. Sie hatte es satt, alleine zu sein, abgeriegelt in dem ärmsten Teil des Dorfes zu leben, die Böden der anderen zu schrubben, von morgens bis abends zu schuften, ohne jegliche Perspektive. Ihr Stand würde es ihr verwehren, einen Mann finden, das wusste sie. Zumindest keinen Mann, den sie nicht verachtete. Sie würde wahrscheinlich niemals ein Kind haben.
Rea verspürte ein plötzliches Sehnen. Dieses Kind war ihre einzige Chance, erkannte sie. Und jetzt, da sie schwanger war, erkannte sie auch, wie sehr sie dieses Kind wollte. Sie wollte es mehr als alles andere.
Rea begab sich auf den Weg zurück ins Dorf, aufgewühlt von einem Überschwang unterschiedlichster Gefühle getrieben, war sie auf die Ablehnung, die sie erwartete, nicht vorbereitet. Die Dorfbevölkerung würde darauf bestehen, dass nichts von den Plünderern ihrer Stadt übrig bliebe, von den Männern, die ihnen alles genommen hatten. Rea konnte ihnen das nicht verübeln; es war eine übliche Taktik von Plünderern, Frauen zu schwängern, um die Dörfer des Königreiches zu dominieren und zu kontrollieren. Manches Mal hatten sie nach einem Kind schicken lassen. Ein solches Kind zu haben, befeuerte nur noch weiter die Gewaltspirale.
Dennoch konnte nichts von dem das ändern, was sie fühlte. Leben wuchs in ihr. Sie konnte es mit jedem Schritt, den sie tat, fühlen und mit jedem Schritt wuchs auch ihr Entschluss. Sie konnte es mit jedem Herzschlag hören, der in ihr schlug.
Rea überquerte das Zentrum der Dorfstraßen in Richtung ihres Ein-Raum-Häuschens. Ihre Welt war wie auf den Kopf gestellt und sie wusste nicht, was sie denken sollte. Schwanger. Sie wusste nicht, was es hieß, schwanger zu sein. Sie wusste nicht, was es bedeutete, ein Kind zu gebären. Oder wie sie es aufziehen sollte. Sie hatte gerade genug, um sich selbst zu versorgen. Wie würde sie es sich leisten können?
Doch sie spürte eine aufkeimende Kraft in sich. Sie pulsierte in ihren Adern, eine Kraft, deren sie sich in den letzten drei Monden nur unterschwellig bewusst gewesen war, die jedoch jetzt ganz klar zum Vorschein kam. Es war eine Kraft, die ihre eigene überstieg. Eine Kraft der Zukunft, der Hoffnung. Eine Chance. Es war eine Kraft des Lebens, das sie niemals würde führen können.
Es war eine Kraft, die ihr mehr abverlangte als sie eigentlich war.
Als Rea langsam die Straße hinablief, nahm sie ihre Umgebung und die Blicke der sie beobachtenden Dorfbewohner nur verschwommen wahr. Sie drehte sich um und sah zu beiden Seiten der Straße die neugierigen und missbilligenden Blicke alter und junger Frauen, alter Männer und Jungen, einsamer Überlebender und verstümmelter Männer, die die Narben dieser Nacht trugen. Ihnen allen stand das Leiden ins Gesicht geschrieben. Sie alle starrten sie an, ihren Bauch, als wäre es ihre Schuld.
Sie sah Frauen ihres Alters, unter ihnen verstörte Gesichter, die sie ohne Mitgefühl anstarrten. Viele von ihnen, das wusste Rea, waren auch geschwängert worden und hatten bereits die Wurzel zu sich genommen. Sie konnte den Kummer in ihren Augen sehen und sie spürte, dass sie wollten, dass sie eine von ihnen würde. Rea hatte das Gefühl, dass sich immer mehr Menschen um sie drängten, und als sie aufblickte, erkannte sie überrascht, wie sich ihr eine Mauer aus Menschen in den Weg stellte. Das gesamte Dorf schien aus seinen Löchern gekrochen zu sein, Männer und Frauen, Alte und Junge. Sie sah ihre gequälten Gesichter, eine Qual, die sie geteilt hatte und sie hielt an und starrte zu ihnen zurück. Sie wusste, was sie wollten. Sie wollten ihren Jungen töten.
Sie fühlte, wie Trotz in ihr aufstieg und sie entschloss sich in diesem Moment, dass sie ihnen nicht nachgeben würde.
„Rea“, vernahm sie eine raue Stimme.
Severn, ein Mann mittleren Alters mit dunklem Haar und Bart und einer Narbe jener Nacht, die quer über seine Wange verlief, stand in der Mitte und blickte finster zu ihr hinab. Seine Blicke musterten sie von Kopf bis Fuß als wäre sie ein Stück Vieh und ihr kam der Gedanke, dass er kaum besser war als die Adligen. Sie waren alle gleich: Alle glaubten sie, das Recht zu haben, ihren Körper zu besitzen.
„Du wirst die Wurzel einnehmen“, ordnete er dunkel an. „Du wirst die Wurzel nehmen und morgen wird das alles hinter dir liegen.“
Neben Severn trat eine Frau nach vorn. Luca. Sie war auch Opfer jener Nacht gewesen und hatte die Wurzel in der Woche zuvor zu sich genommen. Rea hatte ihr Stöhnen in der darauffolgenden Nacht gehört, ihr kummervolles Schluchzen um das verlorene Kind.
Luca zog einen Sack hervor, das gelbe Pulver im Innern wurde sichtbar und Rea trat einen Schritt zurück. Sie spürte die Augen des gesamten Dorfes auf sich und ihre Erwartungen, ihre Hand auszustrecken und es zu nehmen.
„Luca wird dich zum Fluss begleiten,“ fügte Severn hinzu. „Sie wird heute Nacht bei dir bleiben.“
Rea starrte sie mit kaltem Blick an und sie spürte eine fremde Energie in sich aufsteigen.
Sie sprach kein Wort.
Ihre Gesichter verhärteten sich.
„Fordere uns nicht heraus, Mädchen!“, sprach ein weiterer Mann, der nach vorne trat. Der Griff um seine Sichel wurde fester, so dass sich seine Knöchel weiß färbten. „Beschmutze nicht die Erinnerung an die Männer und Frauen, die wir in jener Nacht verloren haben, indem du zum Handlanger unserer Feinde wirst. Tu, was man von dir erwartet. Tu, was deinem Stand entspricht.“
Rea holte tief Luft und war überrascht, wie fest ihre eigene Stimme war als sie antwortete: „Das werde ich nicht.“
Ihre Stimme kam ihr fremd vor, tiefer und reifer als sie sie jemals gehört hatte. Es war, als wäre sie über Nacht zur Frau gereift.
Rea sah, wie Blut in die verärgerten Gesichter schoss, wie eine Sturmwolke an einem sonnigen Tag. Einer der Männer Namens Kavo, runzelte die Stirn und trat nach vorne, Autorität schwang in dieser Geste mit. Sie blickte an ihm hinab und sah die Peitsche in seiner Hand.
„Du kannst es dir einfach machen“, sagte er mit stählerner Stimme, „oder es dir schwer machen.“
Rea fühlte das Herz in ihrer Brust hämmern als sie ihn anstarrte. Sie blickte ihm direkt in die Augen. Sie erinnerte sich an das, was ihr Vater ihr einmal gesagt hatte, als sie noch ein kleines Mädchen gewesen war: Niemals klein beigeben. Niemandem. Steh für dich ein, auch wenn alle gegen dich sind. Vor allem, wenn alle gegen dich sind. Konzentriere dich auf das größte Großmaul. Greif zuerst an, auch wenn du damit dein Leben riskierst.
Rea zögerte keine Minute. Ohne nachzudenken griff sie nach einer Stange, die einer der Männer in den Händen hielt, preschte nach vorne und rammte sie Kavo in den Solarplexus.
Kavo keuchte und fiel auf die Knie. Rea wollte ihm keine weitere Chance geben, holte erneut aus und schlug ihm mit der Stange ins Gesicht. Seine Nase brach und er lies die Peitsche auf den Boden fallen. Er griff nach seiner Nase und stöhnte, während er sich im Schlamm wälzte.
Rea, die noch die Stange in der Hand hielt, blickte auf und sah in entsetzte Augen und schockierte Gesichter. Sie alle sahen etwas weniger sicher aus.
„Es ist mein Junge“, kreischte sie. „Ich behalte ihn. Sollte noch einmal jemand versuchen, mir etwas anzutun, dann wird es das nächste Mal nicht eine Stange, sondern ein Schwert sein, das in eurem Bauch steckt.“
Mit diesen Worten verfestigte sich ihr Griff um die Stange. Sie drehte sich um und lief langsam davon. Sie bahnte sich ihren Weg durch die Menge. Sie wusste, dass nicht einer von ihnen ihr folgen würde. Zumindest vorerst.
Sie lief davon, mit zittrigen Händen, pochendem Herzen und in dem Wissen, dass es sechs lange Monde brauchen würde, bis ihr Baby das Licht der Welt erblickte.
Sechs Monde später
Rea lag auf einem Haufen Felle neben ihrer kleinen prasselnden Feuerstelle. Sie war ganz und gar allein und sie stöhnte und schrie vor Schmerzen, denn die Geburtswehen hatten eingesetzt. Draußen blies der Winterwind und ein unerbittlicher Sturm schlug die Fensterläden gegen die Wände ihrer Hütte, Schneewehen brachen immer wieder hinein. Der wütende Sturm entsprach ihrer eigenen Stimmung.
Reas Gesicht glänzte vom Schweiß, während sie neben dem kleinen Feuer saß. Trotz der sich auftürmenden Flammen und des tretenden und sich windenden Drängens des Kindes in ihrem Leib wurde ihr nicht warm. Sie war nass und fror, sie zitterte am ganzen Körper und sie war sich sicher, dass sie in dieser Nacht sterben würde. Eine neue Wehe fuhr durch ihren Körper und der Schmerz war so groß, dass sie sich wünschte ihr Peiniger hätte sie in jener Nacht getötet; es wäre eine größere Gnade gewesen. Diese sie dahinraffende Folter, diese Nacht voller Todesqualen war tausendfach schlimmer als alles andere, was man ihr jemals hätte antun können.
Über ihre Schreie und die Windböen erscholl plötzlich ein anderer Laut – vielleicht das einzige Geräusch, dass ihr jetzt noch einen Schauer über den Rücken schicken konnte.
Es war das Geräusch des Mobs. Ein verärgerter Pulk Dorfbewohner, der kamen, um ihr Kind zu töten, da war sie sich sicher.
Rea nahm all ihre Kraft zusammen, Kraft von der sie nicht einmal wusste, dass sie sie noch besaß, und setzte sich zitternd auf. Keuchend und schreiend landete sie auf wackligen Knien. Sie griff nach dem hölzernen Griff in der Wand und kam mit letzter Kraft und einem Schrei zum stehen.
Sie wusste nicht, ob die Schmerzen im liegen oder stehen größer waren. Aber sie hatte keine Zeit darüber nachzusinnen. Der Mob wurde lauter, kam näher und sie wusste, dass er bald hier sein würde. Sie musste dieses Kind in Sicherheit bringen, was auch immer es kostete. Es war merkwürdig, doch erschien ihr das Leben des Ungeborenen wichtiger als das eigene.
Rea gelang es, zur Tür zu stolpern, sie lehnte sich gegen sie und stützte sich dabei am Türknopf ab. Dort stand sie, atmete mehrere Sekunden schwer ein und aus, verschnaufte und sammelte Kraft. Schließlich drehte sie den Türknopf herum. Sie griff nach einer Heugabel, die an der Wand lehnte, stützte sich auf sie und öffnete die Tür.
Rea schlug ein plötzliches Schneegestöber entgegen, das so kalt war, dass ihr der Atem stockte. Der Wind trug die lauter werdenden Schreie zu ihr hinüber, und ihr sank der Mut, als sie in der Ferne die Fackeln erblickte, die sich ihren Weg wie in Aufruhr geratene Leuchtkäfer zu ihr bahnten. Sie blickte in den Himmel und erhaschte einen Blick auf den riesigen Blutmond zwischen den Wolken, der den Himmel erfüllte. Sie hielt den Atem an. Das war nicht möglich. Sie hatte noch nie einen roten Mond gesehen und erst recht nicht während eines Sturms. Sie spürte einen scharfen Tritt in ihrem Bauch und plötzlich wurde ihr klar, dass dieser Mond zweifelsohne ein Zeichen war. Es war ein Zeichen für die Geburt ihres Kindes.
Wer ist er, fragte sie sich.
Rea umfasste ihren Bauch mit beiden Händen und spürte das Drängen und Winden einer anderen Person in ihr. Sie konnte seine Macht spüren, seinen Willen ans Licht zu brechen, als wäre er selbst gewillt, diesen Mob zu bekämpfen.
Dann kamen sie. Die entzündeten Fackeln erleuchteten die Nacht als der Mob aus den Gassen brach und sich vor ihr aufbaute. Wenn sie ihr altes Selbst gewesen wäre, stark und unnachgiebig, dann hätte sie ihnen die Stirn geboten. Doch sie konnte kaum laufen – kaum stehen – und sie konnte ihnen so nicht gegenübertreten. Nicht so kurz vor der Geburt.
Auch wenn Rea eine tiefe Wut verspürte, war da auch eine tiefe Stärke, eine Stärke, die von ihrem Baby kam, das wusste sie. Adrenalin schoss durch ihren Körper und die Wehen ließen augenblicklich nach. Für einen kurzen Moment war sie wieder sie selbst.
Der erste der Dorfbewohner, ein kleiner dicker Mann, kam mit einer Sichel in der Hand auf sie zu gerannt. Als er sich näherte, griff Rea nach hinten und umfasste die Heugabel mit beiden Händen. Sie trat einen Schritt zur Seite und stieß einen Urschrei aus, als sie sie ihm in den Magen stieß.
Der Mann erstarrte und sank in sich zusammen. Auch der Mob hielt inne und blickte sie erschrocken und verwundert an.
Rea vergeudete keine Sekunde. Mit einer schnellen Bewegung zog sie die Heugabel aus dem leblosen Körper, schwang sie über ihren Kopf und rammte sie dem nächsten Dorfbewohner ins Gesicht, als dieser versuchte, mit einem Stock auf sie loszugehen. Auch er taumelte und landete vor ihren Füßen im Schnee. Rea durchzuckte ein furchtbarer Schmerz in ihrer Seite, als ein anderer Mann nach vorn stürmte, sich auf sie stürzte und sie im Schnee zu Fall brachte. Sie schlidderten einen Meter über den Boden. Rea keuchte vor Schmerzen als sie die Tritte des Kindes in sich spürte. Sie rang mit dem Mann im Schnee. Es ging um ihr Leben und als sich sein Griff für einen Moment lockerte, vergrub Rea verzweifelt ihre Zähne in seiner Wange. Er schrie, als sie ihre Zähne tiefer in ihn versenkte. Sie sog das Blut ein, sie schmeckte es, sie würde nicht von ihm ablassen, denn das Baby in ihr gab ihr Kraft.
Schließlich ließ er von ihr ab, griff sich an die Wange und Rea sah ihre Gelegenheit gekommen. Sie kam rutschend zum Stehen und war bereit davonzulaufen. Sie hatte es fast geschafft, als sie plötzlich jemand von hinten beim Schopfe griff. Derjenige riss ihr beinahe das Haar vom Kopf als er sie zurück auf den Boden zerrte und sie davon schliff. Sie blickte nach oben und sah Severn, der finster zu ihr herabblickte.
„Du hättest auf uns hören sollen, als du die Chance hattest“, zischte er. „Jetzt werden wir dich zusammen mit deinem Baby töten.“
Rea hörte bereits die jubelnde Menge und sie wusste, dass es vorbei war. Sie schloss ihre Augen und betete. Sie war nie eine religiöse Person gewesen, doch in diesem Moment fand sie Gott.
Ich bete mit jeder Faser meines Körpers, dass dieses Kind gerettet wird. Nimm mich. Nur rette dieses Kind!
Als würden ihre Gebete erhört, spürte sie plötzlich wie das Zerren an ihren Haaren nachließ und gleichzeitig ertönte ein dumpfer Schlag. Sie blickte erschrocken auf und fragte sich, was passiert war.
Sie erkannte überrascht, wer ihr zur Hilfe geeilt war. Es war ein Junge – Nick – einige Jahre jünger als sie. Der Sohn eines Bauers, so wie sie. Er war nie besonders klug gewesen und die Anderen hatten immer auf ihm herumgehackt, doch sie war immer freundlich zu ihm gewesen. Vielleicht erinnerte er sich daran.
Sie sah, wie Nick einen Stock hob, und Severn damit seitlich gegen den Kopf schlug. Der ließ von ihr ab.
Nick trat der Menge entgegen, den Stock in Bereitschaft stellte er sich schützend vor sie.
„Geh schnell!“ rief er ihr zu. „Bevor sie dich umbringen!“
Rea blickte ihn voller Dankbarkeit und Schrecken an. Dieser Mob würde ihm jeden Knochen brechen.
Sie sprang auf ihre Füße und begann zu rennen. Sie rutschte aus, doch sie war entschlossen, so viel Abstand wie möglich zwischen sich und die Meute zu bringen. Sie floh in eine der Gassen, doch bevor sie darin verschwand, blickte sie sich noch einmal nach Nick um, der wie wild mit den Dorfbewohnern kämpfte und einige von ihnen bereits niedergeknüppelt hatte. Doch einige der Männer preschten nach vorne und rangen ihn zu Boden. Nachdem sie ihn aus dem Weg geräumt hatten, folgten sie ihr.
Rea rannte. Nach Atem ringend, wand sie sich durch die Gässchen auf der Suche nach einem Unterschlupf. Von schrecklichem Schmerz heimgesucht, wusste sie nicht, wie lange sie noch durchhalten würde.
Sie erreichte schließlich das eigentliche Dorf mit seinen eleganten Steinhäusern und sie blickte sich ängstlich um. Sie kamen näher und waren keine sechs Meter mehr von ihr entfernt. Sie keuchte, stolperte mehr als sie rannte. Sie wusste, dass sie bald an ihre Grenze kommen würde. Eine neue Wehe nahte.
Plötzlich vernahm sie ein scharfes Krächzen und Rea sah wie sich eine alte Eichentür vor ihr auftat. Sie erschrak als sie Fioth erblickte, den alten Apotheker, der mit weit aufgerissenen Augen aus seiner kleinen Steinfestung lugte und sie zu sich hineinwinkte. Fioth streckte seine Hand nach ihr aus und griff sie mit einem für sein Alter überraschend festen Griff und schon stolperte Rea über die Schwelle in das prächtige Innere seiner Bleibe.
Er schlug die Tür zu und verriegelte sie hinter ihr.
Einen Moment später trommelten Hände und Sicheln dutzender wütender Dörfler gegen die Tür. Doch sie hielt zu Reas Erleichterung den Angriffen stand. Sie war fast einen halben Meter dick und hatte wohl einige Jahrhunderte mehr auf dem Buckel als Rea. Ihre schweren Eisenbolzen krümmten sich keinen Deut.
Rea atmete tief durch. Ihr Baby war in Sicherheit.
Fioth drehte sich zu ihr und sah sie eingehend an. In seinem Gesicht stand Mitgefühl, und die Sanftheit seiner Züge beruhigten sie. Niemand in diesem Dorf hatte sie in den letzten Monaten so liebevoll angesehen.
Er nahm ihr die Felle ab als sie erneut eine Wehe überkam. Es war ruhig hier drinnen, denn das Schneegestöber, das über das Dach fegte, dämpfte allen von außen kommenden Lärm, und es war wohlig warm.
Fioth führte sie zur Feuerstelle und legte sie auf eine Ansammlung Pelze. Erst jetzt verstand sie, was passiert war: das Davonrennen, der Kampf, der Schmerz. Auch wenn eine Tausendschaft diese Tür niederreißen würde, sie wäre nicht mehr im Stande sich zu rühren.
Sie schrie als eine spitze Wehe sie zerriss.
„Ich kann nicht mehr rennen“, keuchte Rea und begann zu weinen. „Ich kann einfach nicht mehr.“
Er tupfte ihr mit einem kühl-feuchten Lappen über die Stirn.
„Das wirst du auch nicht müssen“, sagte er mit beruhigender Stimme als wäre er Zeuge der Geschehnisse gewesen. „Ich bin jetzt hier.“
Sie schrie und stöhnte als ein neuer Schmerz sie durchfuhr. Es fühlte sich an, als würde sie entzweigerissen.
„Lehn dich zurück!“ ordnete er an.
Sie sagte wie ihr gesagt – und eine Sekunde später spürte sie den enormen Druck zwischen ihren Beinen.
Dann folgte ein Geräusch, das sie erschreckte.
Ein Wimmern.
Der Schrei eines Babys.
Ihr wurde vor Schmerz fast Schwarz vor Augen.
Sie beobachtete die geschulten Griffe des Apothekers während sie zwischen Wachsein und Bewusstseinsverlust pendelte. Er zog das Kind aus ihr und griff nach etwas Scharfem, um die Nabelschnur zu durchtrennen. Sie beobachtete wie er das Baby mit einem Tuch abrieb, Lunge, Nase und Hals öffnete.
Das Wimmern und Schreien wurde lauter.
Rea brach in Tränen aus. Dieses Schreien brachte ihr so viel Erleichterung, drang in ihr Herz und trug sogar über das Hämmern der Dorfbewohner hinweg. Ein Kind.
Ihr Kind.
Er war am Leben. Gegen alle Widrigkeiten hatte er das Licht der Welt erblickt.
Rea nahm kaum noch wahr, wie der Apotheker ihn in eine Decke wickelte. Doch dann spürte sie seine Wärme als er ihr ihn in den Arm legte. Sie spürte sein Gewicht auf ihrer Brust und sie drückte ihn an sich während er schrie und weinte. Sie hatte noch nie solche Freude gespürt, Tränen quollen ihr aus den Augen und rannen ihr das Gesicht hinab.
Plötzlich ein neues Geräusch: das Getrappel von Pferden. Das Klirren von Rüstungen. Dann Schreie. Der blutlechzende Mob verstummte – jetzt waren sie es, auf die man es abgesehen hatte.
Rea lauschte, verblüfft versuchte sie zu verstehen. Dann spürte sie eine Welle der Erleichterung. Natürlich. Der Adlige war zurück, um sie zu retten. Um sein Kind zu retten.
„Gott sei dank“, sagte sie. „Die Ritter kommen zu meiner Rettung.“
Rea spürte Zuversicht in sich aufkeimen. Vielleicht würde er sie schützen können. Vielleicht würde sie ein neues Leben beginnen können. Ihr Junge würde in einem Schloss aufwachsen, ein ehrbarer Herr werden und vielleicht würde sie das auch. Ihr Kind würde ein gutes Leben haben. Sie würde ein gutes Leben haben.
Rea überkam eine Flut der Erleichterung und Tränen strömten ihr über die Wangen.
„Nein“, korrigierte sie der Apotheker mit schwerer Stimme. „Sie kommen nicht, um dein Kind zu retten.“
Sie blickte ihn verwirrt an. „Warum sonst würden sie kommen?“
Er blickte sie grimmig an.
„Um es zu töten.“
Sie starrte ihn angewidert an, ein kalter Schauer des Schreckens überkam sie.
„Sie vertrauen nicht darauf, dass die Dorfbevölkerung imstande ist, es zu Ende zu bringen“, fügte er hinzu. „Sie wollten sicherstellen, dass es richtig getan wird und mit ihren eigenen Händen.“
Es war als würde ihr Eis durch die Adern schießen.
„Aber...“ stammelte sie und versuchte zu verstehen, „... mein Kind gehört dem Ritter. Ihrem Befehlshaber. Warum? Warum würden sie es töten wollen?“
Fioth schüttelte dunkel den Kopf.
