Ein Drama in den Luften - Jules Verne - E-Book

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Jules Verne.

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Beschreibung

Der französische Ich-Erzähler wartet auf dem damaligen Theaterplatz (heutiger Rathenauplatz) von Frankfurt am Main vergeblich auf drei Stadtverordnete, die an seiner Ballonfahrt teilnehmen wollten. Aufgrund der enttäuschten Zuschauer, die dem Start entgegenfiebern, beschließt der Ballonpilot den Aufstieg allein durchzuführen. Im Moment des Ballonstartes springt ein Fremder zu ihm in die Gondel. Der Blinde Passagier zwingt den Ballonfahrer immer höher zu steigen und erzählt diesem anhand einer Reihe von Kupferstichen von der verlustreichen Geschichte der Luftfahrt. 

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Ein Drama in den Lüften

Jules Verne

Veröffentlicht: 1851Kategorie(n): Fiction, Action & Adventure, Short Stories
Über Verne:

Jules Gabriel Verne (February 8, 1828–March 24, 1905) was a French author who pioneered the science-fiction genre. He is best known for novels such as Journey To The Center Of The Earth (1864), Twenty Thousand Leagues Under The Sea (1870), and Around the World in Eighty Days (1873). Verne wrote about space, air, and underwater travel before air travel and practical submarines were invented, and before practical means of space travel had been devised. He is the third most translated author in the world, according to Index Translationum. Some of his books have been made into films. Verne, along with Hugo Gernsback and H. G. Wells, is often popularly referred to as the "Father of Science Fiction". 

Im Monat September des Jahres 185. kam ich in Frankfurt a. M. an, nachdem ich die Hauptstädte Deutschlands durchreist und verschiedene brillant gelungene Ballonfahrten ausgeführt hatte; bis jetzt aber war kein Bewohner des Bundesstaats geneigt gewesen, mich in meiner Gondel zu begleiten. Selbst die von den Herren Green, Eugène, Godard und Poitevin in Paris angestellten Versuche konnten die ernsten Deutschen nicht dazu bestimmen, sich auf die Bahnen der Luft zu wagen.

In Frankfurt hatte sich jedoch kaum die Nachricht von meiner bevorstehenden Auffahrt verbreitet, als drei der Honoratioren bei mir vorsprachen und um Erlaubniß baten, mich begleiten zu dürfen. Zwei Tage später sollten wir von dem Theaterplatz aus emporsteigen; ich mußte mich also sofort damit beschäftigen, die Vorbereitungen dazu zu treffen. Mein Ballon war aus Seidenzeug gefertigt, das mit Gutta-Percha präparirt und somit gegen Säuren und Gas unempfindlich und total wasserdicht gemacht worden war; sein Umfang von 3000 Kubikmetern gestattete ihm, sich bis zu beträchtlicher Hohe zu erheben.

An dem Tage unserer Auffahrt war durch die große Septembermesse viel Volks in Frankfurt versammelt. Das Leuchtgas war mir in vorzüglicher Qualität und mit großer aufsteigender Kraft geliefert worden, und gegen elf Uhr Morgens hatte ich den Ballon gefüllt; natürlich nur zu drei Vierteln, da dies eine durchaus notwendige Vorsichtsmaßregel ist. In dem Maße, wie man steigt, nimmt nämlich die Dichtigkeit der atmosphärischen Luftschichten ab, und so könnte das unter der Hülle des Luftschiffes eingeschlossene Fluidum die Wände des Ballons sprengen, wenn es an Elasticität gewinnt. Meine Berechnungen hatten genau die Gasmenge bestimmt, die nothwendig war, um mich und meine Reisegefährten davon zu tragen.

Wir sollten um zwölf Uhr aufbrechen, und es gewährte einen prächtigen Anblick, wie die ungeduldige Menge sich an die Einfriedigungen, die um den Ballon gezogen waren, drängte, den ganzen Platz überschwemmte, sich in den umliegenden Straßen aufhielt und die Fenster sämmtlicher Häuser, die auf den Platz hinaus gingen, vom Erdgeschoß bis zum Dachboden besetzte. Der starke Wind der letzten Tage hatte sich gelegt, und eine drückende, wolkenlose Hitze herrschte in der Atmosphäre; nicht ein Hauch belebte die Luft. Bei solchem Wetter konnten wir an derselben Stelle wieder herabkommen, von der sich unser Ballon erhoben hatte.

Ich nahm dreihundert Pfund Ballast, in Säcke vertheilt, mit mir. Die ganz runde Gondel hatte vier Fuß im Durchmesser, drei Fuß Tiefe, und war bequem eingerichtet. Das Hanfnetz, von dem sie getragen wurde, dehnte sich symmetrisch über die obere Hemisphäre des Luftschiffes aus; der Compaß war an seinem Platz, das Barometer hing in dem Kreise, in welchem die Tragetaue zusammenliefen, und der Anker wurde sorgfältig in Bereitschaft gehalten. Alles war zum Aufbruch fertig.

Unter den Personen, die um die Barriere standen, bemerkte ich einen jungen Mann mit blassem Antlitz und aufgeregten Zügen; es fiel mir auf, daß ich ihn hier sah, weil er schon bei meinen übrigen Luftfahrten in mehreren Städten Deutschlands ein sehr eifriger Zuschauer gewesen war. Er betrachtete mit einer gewissen unruhigen Gier meine interessante Maschine, die noch unbeweglich einige Fuß über dem Erdboden schwebte, und verhielt sich unter all seinen Nachbarn vollkommen schweigend.

Es schlug zwölf Uhr, und somit war der Augenblick zum Aufsteigen gekommen; meine Reisegefährten aber ließen sich nicht sehen.

Ich sandte nach der Wohnung eines Jeden und erfuhr, daß der Eine nach Wien, der Andere nach Hamburg und der Dritte nach London abgereist sei. Der Muth hatte sie also noch im letzten Augenblick verlassen, und doch war diese Excursion, Dank den Fortschritten, die die heutige Luftschifffahrt gemacht hat, vollständig gefahrlos. Da die Herren sich gesagt haben mochten, daß sie einen Theil des Festprogramms bildeten, war ihnen der angstvolle Gedanke gekommen, sie könnten gezwungen werden, wozu sie sich freiwillig erboten hatten, und so waren sie in demselben Moment, wo der Vorhang aufging, von dem Schauplatze geflohen. Ihr Muth stand augenscheinlich im umgekehrten Verhältniß zu dem Quadrat ihrer Geschwindigkeit … sich aus dem Staube zu machen.

Die halb getäuschte Menge ließ Unmuth und üble Laune merken; ich selbst war keinen Augenblick darüber unschlüssig, daß ich nun allein aufbrechen wollte. Um das Gleichgewicht zwischen der specifischen Schwere des Ballons und dem Gewicht, das befördert werden sollte, herzustellen, ersetzte ich meine Gefährten durch einige Sandsäcke und stieg in die Gondel. Die zwölf Mann, von denen das Luftschiff an zwölf im Aequatorialkreise befestigten Seilen gehalten wurde, ließen die Stricke etwas durch ihre Finger gleiten, und der Ballon erhob sich um einige Fuß mehr. Nicht der leiseste Windhauch war zu spüren; es schien, als ob die bleischwere Atmosphäre undurchdringlich sei.

»Ist Alles klar?« rief ich.

Die Männer standen bereit; ein letzter Blick gab mir die Gewißheit, daß ich aufbrechen konnte.

»Achtung!«

Eine Regung that sich in der Menge kund; man schien über die Einfriedigung hinausgehen zu wollen.

»Alles losgelassen!«