Ein ganz norMaler, königsblauer Steinbock - Michael "Charly" Ilchmann - E-Book

Ein ganz norMaler, königsblauer Steinbock E-Book

Michael "Charly" Ilchmann

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Beschreibung

Michael "Charly" Ilchmanns vorliegende Biografie erzählt vom bewegten Leben des Autors und beginnt dabei bereits in seiner Kindheit und Jugend im Bergischen Land. Nicht nur seine einfache Herkunft, seine Kreativität und sein handwerkliches Geschick als Malermeister zeichnen ihn aus und prägen sein Leben, sondern auch die zahlreichen Begegnungen mit seinen Mitmenschen. Seine Offenheit, Freundlichkeit und sein soziales Gespür, aber auch seine Empfindsamkeit werden in unterschiedlichsten Erlebnissen in der Biografie dargestellt und deutlich. Besonders hervorzuheben sind aber vor allem die zahlreichen Gastkommentare von Wegbegleitern aus seinem persönlichen, beruflichen und dem Schalker Umfeld. Selbstbild und Fremdbild sind selten gleich. Machen Sie sich gerne auch ein eigenes Bild von ihm.

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Seitenzahl: 621

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Impressum

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie­.

Detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://www.d-nb.de abrufbar.

Alle Rechte der Verbreitung, auch durch Film, Funk und Fern­sehen, fotomechanische Wiedergabe, Tonträger, elektronische Datenträger und ­auszugsweisen Nachdruck, sind vorbehalten.

© 2023 novum publishing

ISBN Printausgabe: 978-3-99146-581-2

ISBN e-book: 978-3-99146-582-9

Lektorat: Dr. Michaela Schirnhofer

Umschlagfotos: Olga Chanturiia | Dreamstime.com, Michael „Charly“ Ilchmann

Umschlaggestaltung, Layout & Satz: novum publishing gmbh

Trotz aller Bemühungen ist es dem Autor nicht gelungen, alle Rechteinhaber der Bilder ausfindig zu machen. Setzen Sie sich daher bitte mit dem Verlag in Verbindung, falls Vergütungen anliegen.

www.novumverlag.com

Bildquellennachweis:

Bilder 1-10, 13-16, 18, 24-31, 33-35, 37-44, 46: © Michael „Charly“ Ilchmann

Bild 11: © Thomas Gallus

Bild 12: © Michael „Charly“ Ilchmann und Freunde

Bild 17: © Ingo Zobel

Bild 19: © Dirk Oberschulte-Beckmann & Michael „Charly“ Ilchmann

Bild 20: © Hubert Neu, Huub Stevens & Michael „Charly“ Ilchmann

Bild21: © Markus Kaya (Mitte), Martin Max, Olaf Thon für Michael „Charly“ Ilchmann

Bild 32: © Ingo Zobel & Michael „Charly“ Ilchmann

Bild 36: © Jürgen Kaßel, Michael „Charly“ Ilchmann

Bild 45: © Dominic Rasche & Michael „Charly“ Ilchmann

Der Einstieg …

Ein Leben lang …ein ganz norMaler, königsblauer Steinbock

Erlebnisse und Werdegang von Michael „Charly“ Ilchmann

Das ist der Titel meines Buches.

Allein sich einen markanten und interessanten Titel einfallen zu lassen, war schon ein Drama … Sich zu ent-scheiden, für schon eher wichtige Sachen und Situationen im Leben, ist nicht immer soooo einfach … Durch stetiges Trainieren und vorsichtiges Einstreuen in mein Leben ist es mir nach und nach etwas besser gelungen, ansonsten fällt das ENT-SCHEIDEN schon mal sehr schwer, oder es verkümmert, wie eigentlich alles im Leben …, wenn man es nicht stetig trainiert … Und: Entscheiden heißt meiner Meinung nach, sich auch hier und da zu positionieren … Wer sich nie positioniert, der kommt „wahrscheinlich“ auch nie wirklich an … Position zu beziehen, ist meiner Wahrnehmung nach nicht mehr gerne gewünscht … Trotzdem habe ich das schon früh in meinem Leben gemacht und praktiziert … Das wiederum bedeutet, dass man stetig Gefahr läuft, dabei was abzubekommen … Verbal oder vielleicht auch mal körperlich. Wer mich (gut) kennt und von meiner „vielleicht“ größten Schwäche weiß …, denkt vielleicht: Jetzt schreibtDERauch noch ein Buch … obwohl er nicht einmal die einfachsten Regeln der Rechtschreibung beherrscht – ja, warum denn nicht!? Ich denke und hoffe, dass es hierbei auch gar nicht (soooo sehr) darauf ankommt – hier wird eher der Inhalt belohnt … zumal es ja noch nach dem Verfassen von mir durch einige professionelle Hände geht. Und ein besseres Training gegen (m)eine Rechtschreibschwäche gibt es doch kaum … Ein toller Mensch hat mir hierzu ein paar Zeilen in seinem Gastkommentar geschrieben, er fing damit an: „Ist nicht jedes Leben so spannend, um davon zu berichten …“ – recht hat er.

Apropos Gastkommentar:Die habe ich mal in einem Buch gelesen und fand es ehrlich, authentisch und schön. Gastkommentare aus einem Querschnitt von Menschen, die mit mir was erlebt haben, wie sie mich kennengelernt haben, und an WAS sie vielleicht denken müssen, wenn sie von mir hören … vielleicht auch an Kleinigkeiten, die mal von mir nicht so doll waren, oder wenn es mal mit mir Ärger gegeben hat. Ich finde es gut, wenn auch andere über mich zu Wort kommen. Nicht dass ich mich hier nur selbst beweihräuchern will oder das Feuer für (m)eine Hexenverbrennung anstochern oder schüren möchte … Aber Selbst- und Fremdbild variieren ja schon mal … Ich habe es auf eine gute Anzahl an solchen Gastbeiträgen gebracht …

Viele meiner Arbeitskollegen und andere Wegbegleiter erzählten auch oft so tolle und lustige Geschichten, dass sie auch immer dabei sagten: „Ich könntegaaaanze Bücherschreiben … so viel habe ich erlebt …“ Es sind oft echt fantastische Erlebnisse erzählt worden … Ich probiere es jetzt dann einfach mal aus, mit einem eigenen Buch. Wieder einmal raus aus der Komfortzone … für mich ein Kinderspiel … warum? Was ist das noch mal genau, eine Komfortzone?

Fotos und Collagen sind teilweise uralt und von schlechter Qualität, dies bitte ich vorab zu entschuldigen, damit die Geschichte dahinter nur etwas lebendiger wird, habe ich michdafürentschieden …

Dieses Buch hier sollte idealerweise einen (jeden) so mitnehmen, dass man es am liebsten an einem langen, regnerischen Wochenende auslesen möchte … Ich wollte eigentlich nur Teile meines Lebens niederschreiben, da ich meine, dass viel Lustiges, Ernstes, Trauriges und Mutiges passiert ist. Es ist auch viel Unverständliches und „eigentlich“ UNMÖGLICHES passiert. Dass es tatsächlich mal ein Buch wird … da habe ich am Anfang nicht dran gedacht oder davon zu träumen gewagt … 2018 habe ich das erste Kapitel, wenn man so will, niedergeschrieben … Das gehörte meinem Opa … Auch soll das Buch Menschen Mut machen, die nicht auf der Sonnenseite des Lebens „eingestiegen“ sind, einfach immer weiterzumachen,sich nie gaaaanzaufzugeben, an sich zu glauben undwirkliche Werte zu lebenund sie nach Möglichkeit weiterzuvermitteln – oder auch dafür mal einzustehen oder wenn nötig, dafür zu kämpfen … Oft bzw. immer öfter tauchen diese Werte, meiner Meinung nach, in keiner Prioritätenliste mehr auf und dadurch drehen wir uns im Kreis … Vieles war nicht leicht, wie wahrscheinlich bei uns allen im Leben. Auch wenn ich es mir habe selten anmerken lassen, manches tat sehr, sehr weh, war aber auch gleichzeitig ziemlich lehrreich – es ging immer weiter … warum ist mir eigentlich nicht ÖFTER mal alles EGALGEwesen? …) Einige von uns posten schon mal ihren Status, auch ich, allein dabei überlege ich schon ständig, ob ich nicht irgendjemanden damit unbewusst, „auf die Füße trete“ … Es war und ist nicht leicht, seine eigenen Bedürfnisse zu artikulieren, ohne dabei zu egoistisch zu sein. Mein Bestreben war und ist es heute noch, einigermaßen sauber durch die Bowlingbahn des Lebens zu kommen. Ich wollte nie „alles abräumen“, um an die Ziele zu gelangen, und nicht ständig einen „Pudel“ schmeißen … Leben und leben lassen, was ich nicht will, was mir man tut, füge auch keinem anderen zu. Ein gutes Geschäft ist es, wenn beide Seiten davon profitieren. Der Kluge lernt aus seinen Fehlern und der Weise vom Klugen … Ich könnte noch einige dieser Sprüche hier schreiben …, wichtig allein ist es, dass was dahintersteht und sie nicht nur Sprüche bleiben …

Wenn man einigen der Attribute, denen aus dem Kollegenkreis in den vielen Seminaren und Workshops (Job) und natürlich aus dem Freundeskreis der langen Reha in Bad Elster und aus meinem früheren Kundenkreis, Glauben schenken darf, dann sind unter anderem folgende häufiger vorgekommen: Michael (Charly) ist freundlich, offen, zuvorkommend, zugewandt, gutmütig,gesellig, ehrlich, lustig, aufmerksam, herzlich und vor allen Dingen hilfsbereit. Aber immer mehr meine ich leider auch, dass ich mich zunehmend zurückziehe und wie meine Mutter werde – traurig und nachdenklich. Auch das Interesse, neue Menschen kennenzulernen, schwindet, zwar nur ein wenig, aber doch bereits merklich … Selbst mein unglaublicher Humor kommt mir schon mal langsam abhanden. Für mich wird das Leben zunehmend anstrengender. Oft verstehe ich auch viele der Mit-Menschen nicht mehr …

Im Verhältnis zu manch anderen Mit-Menschen, die schon montags mit einem langen Gesicht durch die Gegend laufen, sich im Auto extrem rüpelhaft benehmen oder sogar regelmäßig verbal dünnhäutig sind, bin ich aber, Gott sei Dank, immer noch ein ziemlich lustiger und offener Zeitgenosse. Ein Motto oder gar unausgesprochener Wert ist: Was kann „der jetzt“ dafür für das, was in der Vergangenheit nicht „gut lief“? Also, gerne mal lächeln … am liebsten helfe ich „schwächeren“ Mit-Menschen, das war früher als Kind schon so und das hat sich bis heute auch nicht gravierend geändert … es liegt vielleicht daran, dass ich immer wieder darüber nachgedacht habe, dass meine Mama, meine Geschwister und auch ich persönlich ab und an „etwas“ mehr Unterstützung gebrauchen hätten können. Meine Mutter ganz besonders – sie war toll. IHR haben ganz, ganz wenige Menschen so richtigAKTIVgeholfen und beigestanden,uns und sich selbstdurchzubringen – Oma und Opa ausdrücklich ausgenommen!!! Meine Mama und später Gerd, haben uns Ilchmänner und Ilch-Frauen nichts Materielles vererben können, das Wichtigste, was Mama mir aber mitgegeben hat, ist das, wie man mit anderen Menschen umzugehen hat oder eher umgehen könnte, wie man sich generell so gibt, den Mitmenschen, Tieren, der Natur und der Umwelt gegenüber … Klar: Ich habe auch nicht alles richtig gemacht im Leben, auch einiges dramatisch schlecht, auch davon habe ich vieles noch präsent … Als kleiner Junge und Jugendlicher war ich auch oftzu„biblisch“ unterwegs: „Auge um Auge und Zahn um Zahn“ folgten kurznachdem ich beide Wangen rot hatte …, meineRE-Aktionen auf Angriffe verbaler oder körperlicher Natur waren ab und zu so heftig, dass ICH keinen Jungen kannte, der so halbwegs unterwegs war … aber keine Sorge, es gibt und gab immer noch welche, die es deutlich schlimmer treiben und trieben … ich war und bin eigentlich heute noch einerseits vorsichtig und schüchtern, andererseits empfindlich oder sehr sensibel, streitbar und mit einem sehr ausgeprägten Gerechtigkeitssinn unterwegs, der selbst mich, dann im Nachhinein, schon öfter mal zum Überlegen brachte und mir hier und da schon ein ums andere Mal Ärger einbrachte. Ich habe aber stets, hart an mir gearbeitet und hatte auch in Sachen Gelassenheit und Besonnenheit mir von Wegbegleitern viel abgucken können … Ich meine aber, aus meiner Sichtweise natürlich, dass ich nichtaktiv streitsüchtigwar oder bin … eher das Gegenteil war und ist der Fall. Eigentlich war ich immer auf der Suche nach Liebe, Anerkennung und Wertschätzung – dafür bin ich wiederum immerheftig in Vorleistungdurch Engagement, Aufmerksamkeit, Hilfsbereitschaft und Wertschätzung gegangen … aber dazu kommt ja noch einiges in dem Buch. Seid gespannt und legt es nicht aus eurem Sichtfeld … Vorab noch einen Hinweis: Das Buch hat Sprünge und ist nicht immer komplett chronologisch (an sich so, wie ich auch funktioniere bzw. ticke …, es hat auch kein Inhaltsverzeichnis, so hält sich vielleicht auch das Interesse hoch beim Lesen. Es ist halt wie im richtigen Leben: Das Leben bringt aus meiner Sicht auch selten einen funktionierenden Workflow oder die optimale Reihenfolge mit. Und manche Menschen, die meinen, einen zu haben, werden schnell merken, dass er selten der Reihe nach anwendbar ist …Um sich eine ehrliche Meinung über einen Menschen bilden zu können, sollte man (möglichst) seine ganze Lebensgeschichte kennen …Wenn man nur Fetzen kennt, ist es schwer bis unmöglich und oft auch ungerecht, sich ein abschließendes Urteil über jemanden zu bilden … Wenn ihr durchhaltet, werdet ihr belohnt werden und die Geschichte wird eine runde Sache … wie ein knallhart aufgepumpter Fußball …

Viel Spaß beim Lesen …

Euer

Charly, Michael Ilchmann

aus Wipperfürth

Steckbrief

Michael Ilchmann, Spitzname: „Charly“

geboren am 15. Januar 1971

in Gelsenkirchen-Buer – Marien Krankenhaus, irgendwann mitten in der Nacht …

Der Jüngste von 6 Kindern

2 Brüder und 3 Schwestern

Mutter: Trümmer- und Kriegskind, Hausfrau, Fabrikarbeiterin

(Stief-)Vater: Fabrikarbeiter, Betonbauer

Erzeuger: Städtischer Angestellter, aber genau, weiß ich es nicht

Kindergarten: ich meine 2 Jahre … op dr Thier bei Wipperfürth

Grundschule: bis 1982, mit einer Ehrenrunde im ersten Schuljahr, op dr Thier

Hauptschule: 1982–1988, Hauptschulabschluss (Abschlusszeugnis) 9. Klasse (Ehrenrunde 7. Klasse)

Ausbildung: zum Maler- und Lackierer-Gesellen 1988–1991 im ansässigen Malerbetrieb op dr Thier …

Bundeswehrdienst/Grundausbildung: 1992 in Neuwied/Andernach

Von Januar 1993 bis Oktober 1993 Geselle im vorherigen (Lehrbetrieb)

Malerbetrieb, ihr ahnt es bestimmt: op dr Thier

Von 1993 bis wahrscheinlich heute: Angestellter des Westdeutschen Rundfunks Köln

Anfänglich als Bühnenhandwerker/Fachrichtung Malerei, in Köln Bocklemünd

Von ca. 2000–2011 beim WDR in einer 50 %-Teilzeit und Inhaber eines eigenen Maler- und Lackierer-Meisterbetriebes mit dem Slogan „Kreativität muss nicht teuer sein“ in Wipperfürth

2011–2013 Werkstattleiter der Malerei, Kunstmalerei und Werbetechnik wieder in 100 %-Vollzeit beim WDR

2013–2017 Disponent Gesamt-Werkstätten der AbteilungVeranstaltungstechnik &Ateliers/WDR

2017–2020 Disponent der gesamtVTA im WDR

ab 2020 als Sachbearbeiter in der Beschaffung der VTA im WDR

BeruflicheSonderqualifikationen:

Maler- und Lackierer-Meister des Jahrgangs 1998

Ausbilder für Flurförderzuge und Stapler Jahrgang 2000

+ ziemlich alle Seminare und Schulungen, die der Betrieb und meine damaligen Großlieferanten für meine jeweiligen Tätigkeiten angeboten haben. Ca. 30 an der Zahl – NNB und nicht wichtig …

„Klugscheißer“ der Jahrgänge: 

Meister der Herzen 2001 …

Verheiratet in zweiter Ehe (Second Hand) am:19.04.2018 (Schloss Horst inGE)

Keine Kinder, oft leider, aber immer öfter auch G s D …

12-facher Onkel + einmal Patenonkel, mittlerweile „außer Dienst“ …

Übrig gebliebeneHobbys: Fußball passiv (wenn man das zu Schalke durchgängig sagen kann …, Mountainbiken durchs Bergische Land, werkeln, renovieren und GEstalten, indoor sowie outdoor …, Musik und Autos, im Winter gerne Konsole mit Fifa oder div. Autorennen …

Die meiste Zeit verbringe ich (mittlerweile) am liebsten mit meiner Frau Monika und meinem besten Freund, Prinz, unserem Hund.

Früher war mein Hobby nach der Arbeit, noch Arbeiten … deshalb (mittlerweile) …

Als mein Lebenswerk würde ich unser/mein Haus bezeichnen, auch dort ist unglaublich viel Zeit, Geduld, Liebe, Kapital undmeine ganze Kreativitäteingeflossen.

Sooooo – jetzt geht’s los … genug gelabert …

Lange, lange vorher

Alle Ferien habe ich nach Möglichkeit bei Oma, Opa, Onkeln und Tanten verbringen wollen … Da kam es einmal dazu, dass ich als ganz kleiner Junge „diese andere Oma“ – sie wohnte keine 5 Minuten von MEINER OMA entfernt – mit meinem Kumpel Thomas zusammen aufgesucht habe. Mit ein paar geschickten Fragen habe ich ruckzuck vom Onkel herausbekommen, wo die ANDERE OMA wohnt. Dann bin ich mit Thomas dahin gedackelt und habe da mal geklingelt. Ich wollte die andere Oma halt nur mal sehen … vielleicht war ich fünf, sechs oder sieben Jahre alt, älter war ich damals nicht … So naiv/ehrlich, wie ich war, habe ich meiner richtigen Oma davon erzählt, auweia … ich hatte noch nie Ärger von meiner geliebten Oma bekommen, aber jetzt war er echt fällig. Oma hat mich vielleicht zusammengestaucht, mir erzählt, dass sie alle schlecht zur Mama waren: Die haben die Mama geschlagen … die haben der Mama nichts zu essen gegeben und, und, und. Ich habe nur so Horrorgeschichten gehört und habe nur noch geheult. Ich habe der Oma hoch und heilig versprochen, nie, nieee wieder zu der anderen FRAU hinzugehen, und habe mich auch daran gehalten … Es fiel mir auch überhaupt nicht schwer … Absolut nicht … Ich war soooo beschämt von mir … Gott sei Dank, wurde ich an dem Wochenende von einer Tante zu deren Wohnwagen in den Westerwald mitgenommen … Da konnte sich meine geliebte Oma etwas abregen … ich sehe es soooo deutlich vor mir …

Von einem Onkel habe ich mal erfahren, dass unser Erzeuger nach der Trennung von meiner Mama eine der Töchter „gekidnappt“ haben soll?! Ich kann das natürlich weder bezeugen noch bestreiten, ich war einfach zu klein. Wer weiß, was alles schon so wahr war!? … Ich möchte es auch nicht wissen … Aber so was hat sich auch nie verändert, jeder hat so in der Regel seine eigene Wahrheit … gerade beim Thema Trennungen und Geld … Angeblich ist nach meiner Schwester dann mit einem Hubschrauber gesucht worden. Ich glaube, DER hat auch so einen Verweis bekommen, dass er sich uns nicht mehr annähern durfte … Auch wenn ich da schon auf der Welt war, war es ja trotzdem eigentlich vor meiner Zeit … Wenn man das alles bedenkt, müsste meine Mama eigentlich, nachträglich, noch heiliggesprochen werden. Mit vier Kindern, teilweise sehr klein, und mir als frisch Geborenem, die Flucht anzutreten, 80, 90 km von der eigenen Mama weg, nur um von ihrem Mann zu flüchten – ohne Job und finanziellen Background … Unglaublich mutig und unglaublich traurig war das … gut, dass ich noch ein Säugling war …

Vielleicht mehr dazu noch in einem anderen Kapitel … jetzt bin ich erst mal ein bisschen fertig … mit dem Kapitel …

Oma und Opa auf ihrer Hollywoodschaukel – Wenn ich auf unserer Liege, denke ich oft an sie, wenn Tauben auf unserem Dach turteln, noch vieeel mehr …

Ein eigener Papa … das wär’ doch was!!!

Irgendwie war mir als kleines Kind schon immer sehr bewusst, dass ich irgendwie keinen „richtigen“ Papa hatte. Ich glaube, (gute) Papas sind schon sehr wichtig für ein Kind. Gerade für einen Jungen. Ich hatte nie (m)einen Papa dabei, weder beim Fußball noch bei Ausflügen, noch in der Schule. Ich kam noch nicht einmal ohne fremde Hilfe zum Konfirmationsunterricht … Auch konnte ich keine Konflikte, mit Gleichaltrigen oder so, mit ihm besprechen … kein Garnichts, ich musste alles meist selbst regeln, in frühester Kindheit eigentlich schon – ab und zu durften die großen Geschwister herhalten, aber seltener … Aber irgendwann gab es ja doch noch einen … der die Rolle des „Papa“, so gut er vermochte, annahm …

Meine 5 Geschwister und ich, der Jüngste …

Da ich das jüngste von 6 Kindern bin, macht es nicht wirklich Sinn, von der älteren Schwester oder dem älteren Bruder zu sprechen … es sind ja alle älter als ich … so ist das dann schon mal als Jüngster … Jeck ne? Meine älteste Schwester „musste“ vor meiner Geburt schon ausgezogen sein. Ich meine, sie hatte eine Lehre in einem Hotel im Ruhrgebiet begonnen und dort auch wohnen können … Also mit ein bisschen Unvernunft und so … hätte sie auch MEINE Mutter werden können, nur mal so vom Altersunterschied her – SIE sollte 3 Jungens zur Welt bringen … Der erste Junge ist zur Welt gekommen, als ich selber 3 oder so war … quasi bin ich dann mit 3 Jahren das erste Mal Onkel geworden … Ich meine sogar noch ein Foto zu haben, wo ich den „Kacker“ auf dem Arm hatte … lach … Mit dem ältesten Sohn meiner Schwester habe ich tolle und weniger tolle Sachen erlebt, mal war er das „Opfer“ mal ich und mal „die anderen“. Ich fand ihn sehr in Ordnung … mit den zwei anderen Söhnen gab es aber deutlich weniger Erlebnisse. Hier war ja die Entfernung von Wipperfürth ins Ruhrgebiet ein großer und schwieriger Faktor und der Altersunterschied und die Interessen machten es nach und nach seltener, was gemeinsam zu unternehmen … sie, Mama und ich haben so ziemlich das gleiche Kreuz mit dem Kreuz (Rücken) …

Der älteste Bruder von uns war immer meine große und väterliche Bezugsperson … er war unheimlich stark, schlau, ruhig und besonnen. Er hat mich eine Zeit lang auch als Judo Trainer trainiert und war für mich und auch für andere nicht nur stark, sondern der Stärkste überhaupt. Obwohl er nur kurz in Wipperfürth lebte, hat er unglaubliche „Fußstapfen“ hinterlassen … Einige Erlebnisse sind eigene Kapitel wert … Wirklich unglaublich, was Menschen heute noch im Gedächtnis haben, die mit ihm etwas zusammen erlebt haben … Wenn ich heute noch erwähne, dass ich ein Ilchmann bin, fragen manche Leute, ob „dieser starke Typ“ mein Bruder sei?? … Dies ist mir in meinem ganzen Leben bis heute regelmäßig passiert … Obwohl er niemals eine Fliege platt gehauen hat … Wahrscheinlich, weil er die Trägerplatte, wo die Fliege drauf gesessen hat, kaputt GEgangen wäre … Er war halt eher mehr Ersatz Papa als MEIN großer Bruder. Mein großer Bruder lebt auch in zweiter Ehe und hat es mit einem Studium und seiner Art an sich ziemlich weit gebracht … ehrlich gesagt macht mich das stolzer, wenn mich jemand auf ihn anspricht, als wenn jemand nett über mich redet. Seine Frau hat einen Sohn mit in die Beziehung gebracht. Wir haben früher öfter die Wochenenden verbracht, wenn sie aus dem Süddeutschen nach Nordrhein-Westfalen gekommen sind. Auch das war immer toll, wenn der große Bruder kam … oder ich bin ihn schon, in sehr jungen Jahren, per ÖPNV besuchen gefahren … Dann standen immer tolle Unternehmungen auf dem Programm … Schön war die Zeit.

Als Dritter ist mein zweiter, anderer Bruder in der altersgemäßen Reihenfolge zu nennen. Ein ganz anderer Typ wie der ein Jahr ältere Bruder … Wesentlich lebhafter, extrem viel unterwegs und wie ich immer gehört habe, meist ziemlich lustig … Das größte und wirklich passendste Attribut ist aber vielleicht „immer ungeheuer hungrig“ … oder sogar gefräßig, das passte eher … lach … Ein halbes Schwein auf Toast war für ihn was, für den hohlen Zahn. Er hat mich ein oder zwei Jahre im Fußball op dr Thier trainiert … mit ihm habe ich am allermeisten zusammen unternommen und erlebt. Eher ein großer Kumpel und Beschützer als (m)ein großer Bruder … Wir teilten Mountainbiken und Radfahren GEnerell und unsere Liebe zu Schalke 04. Mit Schalke hat er mich sehr früh „infiziert“ und das ist auch echt gut so … Mir haben die GEmeinsamen Zeiten unheimlich viel Spaß gemacht … Wenn der eine in den Armen der Stärkste ist, ist dieser Bruder in den Beinen der Stärkste … Von Karlsruhe zum Bodensee, drum herum und am anderen Tag zurück waren für ihn drei nette Tagestouren … Aber mit dem Bio-Rad … und nicht mit dem Moped oder Auto … Dieser Bruder war an sich mein bester Kumpel überhaupt, teilweise haben wir mehrere Male die Woche telefoniert … Er ist 5-mal Vater geworden und ehetechnisch komplett „aus unserer Art“ geschlagen … Man glaubt es kaum, 5 Kinder mit ein und derselben Frau und alles in einer einzigen Ehe …) lach – wirklich toll. Im Ernst …

Die vom Alter her mittlere Schwester hat 3 Mädchen aus erster Ehe. Als ich 10 Jahre war, wurden ihre Zwillinge geboren und ich war der stolzeste Onkel in ganz Wipperfürth … Das war schon der Hammer, einen Kinderwagen mit Überbreite durchs Dorf zu schieben … Die drei Mädels standen laaaange unter meinem Schutz … Und wenn ich Schutz meine, meine ich das auch soooo … Als unsere Mama sich noch mal wohntechnisch verändern wollte, kam ich bei meiner Schwester und meinem Schwager einige Zeit „gut“ unter … Zumindest vom Familienanschluss her – ich liebte sie alle sehr … Ihr gehörte aber auch das erste Kapitel … Ihr habe ich als kleiner Junge mal 10 oder 20 DM aus ihrem Schreibtisch genommen, um mir ein lang ersehntes Spielzeug zu kaufen … ich war vielleicht 5 oder 6 … das Spielzeug konnten wir zurückgeben und gelernt habe ich was fürs Leben … danach habe ich mir höchstens noch was geliehen – meist von einer Bank dann …

Meine andere Schwester ist dann „nur noch“ ca. 3 Jahre älter als ich … mit ihr habe ich die engste Verbindung gehabt, weil wir ja noch GEmeinsam zu Hause waren, wo unser späterer Stief Papa in die Familie kam. Und als ich ca. 16 Jahre war vollzogen wir langsam einen Tausch, den Tausch, dass ich ihr großer Bruder wurde, oder so ähnlich … Sie hatte es auch überhaupt nicht leicht in ihrem Leben, oft ungerecht schwer … Wir waren wirklich sehr dicke und haben uns gegenseitig toll unterstützt … Ich weiß nicht, ob sie einer mehr zum Lachen bringen konnte als ich … Manchmal war echt „Pipialarm“, wenn wir gut drauf waren … Ich erinnere mich noch daran, als ich den Benziner RC von meinem Lieblingsschwager unter einen „Moschendrohtzaun“ auf dem Sportplatz in Ohl „gefaltet“ habe … Oh… hat meine Schwester gelacht … Sie wäre fast erstickt vor Lachen … selbst mein Schwager musste nach dem „ersten Schock“ dann heftig lachen …

Wenn man bedenkt, dass alle von einer, UNSERER Mama stammen und alle den gleichen Erzeuger hatten, sind wir unterschiedlicher denn je geworden …

Bewerten werde ich das nicht, nur hier und da das niederschreiben, was hier und da geschehen ist. Auch natürlich „nur“ aus meiner Wahrnehmung heraus. Wie das dann bei der Eigen- und Fremdwahrnehmung mal halt so ist … Andere sehen es dann auch schon mal anders … Wie in dem Film „8 Blickwinkel“ …

Wohlgemerkt, eine Mama und der gleiche Erzeuger … Warum mir das so wichtig ist, kommt dann noch öfter an anderen Stellen im Buch oder im nächsten Buch … Eins steht fest: Der Umgang formt die Menschen, die Herkunft ist ein wichtiger Bestandteil des späteren Seins … aber wenn man die Augen offen hält, Lehre annimmt, wahre WERTE lebt und sich immer anspruchsvolle, aber erreichbare Ziele steckt, ist der Startpunkt nicht gleich der Endpunkt … es geht immer weiter … man hat unzählige Möglichkeiten hier und da, noch mal die Kurve zu kratzen, wie man im Pott so schön sagt.

Die Kindheit war, trotz manchen Verzichtes, einmalig schön …

Die meiste Zeit meiner Kindheit habe ich in (m)einem kleinen Ort in der Nähe von der Thier verbracht. Thier war ja auch ein kleines Kirchdorf in der Nähe von Wipperfürth. In der kleinen Ortschaft, wo wir nach einer kurzen Etappe in Marienheide hingezogen sind, hat meine Mama eine Betriebswohnung für sich und ihre fünf Kinder bekommen, zusätzlich eine Anstellung in einer Firma, die mit Steckdosen, Lichtschaltern und Elektrokomponenten ihr Geschäftsfeld hatte. Das kleine Örtchen hieß Abstoß. Ich verband den Namen immer mit Fußball … das passte dann für mich schon sehr gut … Vielleicht schmeißt ihr mal Google Earth an und besucht den Ort meiner Kindheit … Der Ort hatte immer so „round about“ 100 Einwohner, 3 Bauernhöfe. Zwei mittlere Firmen waren dort auch ansässig. In der näheren Umgebung, ungefähr einen halben Kilometer weg, gab es noch ein Bauernhof, wo ein guter Freund von mir wohnte. Auf diesen Freund komme ich aber später noch zu sprechen. Mein Leben spielte sich eigentlich auch öfter in dem größeren Dorf op dr Thier ab. Dort war mein Kindergarten, die Grundschule, die Bäckerei, ein zweiter Tante-Emma-Laden, der Sportplatz und der Turnverein. Dort wohnten viele meiner Schulkollegen und Kumpels. Auch ein weiterer Laden, wo man Sportartikel, Spielsachen, Kleidung und Gardinen bekommen konnte, war da ansässig. Gegenüber diesem Sportartikelgeschäft war mein späterer Lehrbetrieb, wo ich dann zuerst ein Praktikum absolvierte und nachher in die Lehre gehen durfte …

Zwischendurch war die Kindheit auch schon manchmal echt „beschissen“.

Als Abstoßer zählte man nicht zu den Thierern, als Thierer zählte man nicht zu den Wipperfürthern und schon gar nicht zu den Wipperfeldern oder Agathabergern …

Um als Abstoßer in der Fußballmannschaft auf der Thier mitspielen zu dürfen, musste man schon fast doppelt so gut sein wie fast alle anderen. Wenn du dann Glück hattest, durftest du dann auf der Bank Platz nehmen oder ins Tor … Es ist ein bisschen überspitzt dargestellt, aber weit übertrieben ist es leider auch nicht …, mein Glück war es aber, dass ich 1971, scheinbar voll im Pillenknick, geboren wurde und wir sowieso immer viel zu wenig Fußballer hatten und ich mich glücklicherweise zu den empathischen Menschen hingezogen fühlte … Dadurch und durch einen meiner ersten Trainer, Jürgen Pfeiffer, von Unterthier, war Integration (ja, Integration in den 70ern als deutscher kleiner Junge mitten in Deutschland … Du liest richtig, nur aufgrund der schwächeren sozialen Herkunft ist gemeint) im Sportverein natürlich schneller gegeben. Jürgen war aus sehr gutem Hause und enorm empathisch, bei ihm hatte ich nicht ein einziges Mal das Gefühl, raus-selektiert zu werden … Er fuhr selber noch mit dem Moped, als er uns trainierte, also war er zu dem Zeitpunkt selber noch voll in seiner Jugend und seine Eltern fuhren uns dann oft mit dem Auto immer zu den Auswärtsspielen … Von daher war MIR die Integration schon erheblich leichter gemacht worden, weil Jürgen auch wesentlich fairer zu mir und den anderen war, als manch andere … Oft sind ja die Trainer mit ihren Mannschaften mitgegangen … Das hätte mir mit Jürgen auch sehr, sehr gut gefallen … Jürgen war demnach enorm wichtig für meine „Prägephase“, wie ich die ersten Jahre gerne mal (bei mir) nenne …

Hallo Michael,

ich habe mal ein paar Gedankengänge aus unserem gemeinsamen Leben zusammengefasst. Kennengelernt habe ich dich als Bambini-Spieler in unserem Dorfverein SV Thier. Ich war als Jugendtrainer für die jungen Spieler mitverantwortlich.

Du warst damals fünf oder sechs Jahre alt und man hatte dich für die Position als Torwart vorgesehen. Du sahst einfach gut aus in deinem Torwarttrikot …

Was schade ist, dass ich leider keine Fotos aus deiner aktiven Fußballerzeit habe.

Es gab leider noch keine Handys, mit denen man mal eben ein Foto machen konnte. Das ist mittlere Weile über 40 Jahre her und ich glaube nicht, dass du zu der Zeit schon von Schalke 04 geträumt hast. Dann begann der Fußballwahnsinn für dich, erst als Torwart und dann als Schalke 04 Fan. Aber auch dein beruflicher Werdegang lässt sich sehen. Ausbildung zum Maler und Anstreicher, Anstellung beim WDR-Köln und dann deine Selbstständigkeit. Wenn man dann überlegt, dass das sicher nicht alles für dich so einfach war, kannst du wirklich stolz auf dich sein. Und hier kamen auch wir wieder zusammen. Meine Mutter suchte einen Maler, und da du dir in deinem Beruf einen besonderen Ruf geschaffen hattest und für besondere Qualität stehst, habe ich dich an meine Mutter vermittelt. Die war besonders von dir begeistert. Du hast dann später auch für uns Malerarbeiten durchgeführt. Heute sind wir alle etwas älter und es ist immer wieder schön, wenn man sich trifft und wir beide über die Bayern, Schalke und das Leben diskutieren können. Susanne und ich bewundern immer wieder, was du aus deinem Leben gemacht hast und dass du deinem Standpunkt von Aufrichtigkeit und Ehrlichkeit treu geblieben bist. Ich hoffe, dass das Buch, das du schreiben willst, so wird, wie du es dir vorstellst.

Susanne und ich freuen uns für dich.

Bleib, wie du bist, und deinen Prinzipien treu.

Liebe Grüße Jürgen Pfeiffer

Gastkommentarvon einem meiner ersten Fußballtrainer, Installateur-Meister, Kunde und nicht zuletzt, sehr verlässlichen, lieben Freund …

Ein Junge aus dem Nachbarort (2 Bauernhöfe und 5 Häuser) erzählte mir mal, woher der Ortsname Abstoß (aus seiner Sicht) herkam. Er sagte mir, dass er daher kommt, dass früher die Ab- und Ausgestoßenen dorthin geschickt wurden. Komisch war allerdings, dass sein Papa dort im Sägewerk gearbeitet und deren Geld verdient hat … der „Spinner“ war trotzdem einige Jahre sehr eng mit mir … so, dass man „Spinner“ eher als Liebkosung sehen darf … Der T(h)on macht halt die Musik … Ich ließ das mal so gerade eben durchgehen … Er war auch zwei Köppe größer als ich … auch das war ein Argument … mal ein Auge zuzudrücken …

Meine erste „halbwegs“ richtige Freundin war die Tochter von einem ehemaligen Unternehmers aus der Umgebung. Sie kam auch aus gutem Hause und ich fand sie sehr hübsch und nett. Ich glaube, einige andere Jungens hatten auch Gefallen an ihr … Dadurch kam es, dass irgendein Junge, der auch Interesse anihr hatte, mal zu ihr hingegangen ist und sie gefragt hat, was sie denn mit einem Jungen aus Abstoß will? Da würden ja nur „Assis“ wohnen … Nachdem sie mir das „gesteckt“ hatte, bin ich nicht über Los gegangen … ich bin direkt mal zu dem Jungen (15 kg kräftiger als ich und genauso groß – ein Landwirt-Sohn halt …) hingegangen. Ich habe ihn gefragt, was er denn damit genau meinte …?? Der Junge wurde leichenblass, ich sagte, dass es vielleicht sein kann, dass da einige, ganz wenige (wie überall …) „etwas speziell“ sind, okay … aber er sollte mit so Äußerungen vorsichtig sein, mich so anzugreifen, würde ich nicht noch mal durchgehen lassen, und wenn er das noch mal machen würde und ich davon was mitbekommen würde, dann würde ich ihm zeigen, dass er „vielleicht“ sogar doch ein bisschen Recht mit der Behauptung hätte … Er meinte, dass er das sooooo gar nicht gemeint hätte und so … „Mensch … da bin ich aber froh, dass du das so nicht gemeint hast“, sagte ich ihm. Letztendlich hat er mir diesbezüglich keine Gründe mehr geliefert, ihm gegenüber „doof“ zu werden … Meine direkte Art war und ist heute noch oft für viele nicht ganz zu (be)greifen. Ich war selten unfair, ich habe fast jedem noch die x-te Chance gegeben, bei Konflikten einzulenken, es beim nächsten Mal besser zu machen oder mir bei „der Aufklärung“ zu helfen – wo denn das Problem liegt, oder ob es überhaupt eines zwischen uns gibt!?? … Wenn es dann nicht geklappt hat mit der Konversation …, hat es schon mal von mir einen „Satz heiße Ohren“ gegeben. Ich bin aber niemals durch die Gegend gelaufen, um mich körperlich auszutoben … Ich habe immer alles auf mich in Ruhe zukommen lassen … Als Abstoßer hatte man eh schon öfter mit einer gewissen „Ablehnung“ zu kämpfen. Irgendwie habe ich aber durch mein Gespür, meine soziale Intelligenz und durch meine einigermaßen guten, sportlichen Leistungen seltener damit Probleme gehabt, komplett missachtet oder gar angefeindet zu werden. Ich sage mal so: Wenn es mir zu bunt wurde, gab es halt Ärger mit mir – ich war kein Engelchen und selten, aber ab und zu, ein richtiges Bengelchen. Auch ein anderer Kumpel hat mich öfter versucht, damit zu ärgern, wo ich herkomme. Ich habe ihm immer wieder gesagt, dass ich sehr stolz bin, von wo ich herkomme. Denn nur wenn man von da oder da herkommt und sich dem bewusst ist, ist der Weg ins Mittelfeld der Tabelle ein ganz anderer, als wenn man schon zur Geburt alle möglichen Privilegien mitbekommen hat … Ich bin da schon seit jeher ziemlich reflektiert und auch nicht missgünstig, allerdings kann man nicht darauf stolz sein, wenn man reich geboren wurde und noch ein bisschen dazu bekommen hat, wahrscheinlich Zinsen oder so. Relativ arm oder sagen wir einfach geboren zu sein, dann etwas auf die Beine gestellt zu haben und idealerweise andere vielleicht sogar daran etwas teilhaben zu lassen … Da kann man „vielleicht etwas“ stolz darauf sein … Aber macht euch keine Sorgen, Sozialneid ist das nicht. Hoffe ich zumindest. Ich gehe eh davon aus, dass jeder, der gut zurechtkommt, auch soziale Projekte hat, die er gut und gerne unterstützt … Das wäre wieder so ein Wert in meinen Augen – nein, nicht das Geld –, andere teilhaben zu lassen – jeder im Rahmen seiner Möglichkeiten … und sei es nur an der Brötchentheke aufzurunden … Denkt daran, die Preise macht der Bäcker, nicht die Verkäuferin …

In der Grundschule hatte ich einen super Schulkollegen. Das war ein hübscher Bengel – der Markus … lach … der war ziemlich pfiffig, seine Eltern waren Lehrer, zumindest der Papa … und er hat jede Woche – gefühlt – ein paar neue Adidas-Turnschuhe bekommen. Ich hatte einmal im Jahr oder alle halben Jahre ein Paar Turnschuhe vom Markt bekommen – „mit/ohne“ Fußbett und so. Ich war dem Freund nie sauer oder missgünstig. Ich war auch nie neidisch auf ihn. Es hat mich eher angespornt, mit dem „schlechteren Material“ ebenfalls so gute Ergebnisse im Sport zu erzielen wie er mit dem guten Material. Aber wie gesagt, ich hatte da kein Problem damit, dass ich einfach groß geworden bin und weniger hatte. Dafür hatten wir ganz viele Kinder in den jeweiligen Altersklassen in Abstoß, konnten uns super zoffen, wunderbar Sport miteinander treiben, Fußball spielen und die Gegend unsicher machen. Am Wochenende und in den Sommermonaten haben wir auch oft mit den Nachbarskindern gezeltet :-) oder sind mit den Rädern ins Freibad nach Kürten – ein Highlight war zum Beispiel auch, wenn wir uns auf den Eingangstreppen eine Tüte Chips zu viert oder fünft geteilt haben … herrlich war das … Die Zeit in Abstoß war einmalig. So eine tolle Kindheit wünsche ich jedem Kind … Zwischen den beiden Häuserreihen in Abstoß gab es eine Wiese. Dort haben wir immer Fußball gebolzt. Manchmal waren wir so viele, dass 5 gegen 5 oder 7 gegen 7 klappen musste, damit alle mitspielen konnten. Wir haben so lange gespielt, bis die Füße qualmten. Wenn Mama zum Abendessen hereingerufen hat, habe ich immer gerufen: „Mamaaaa, ich habe noch keinen Hunger …“ In Wirklichkeit hatte ich schon Hunger, bis unter beide Arme, aber ich wollte nicht abbrechen, sonst wären alle anderen auch nach Hause gegangen und das „wichtige Match“ wäre vorbei gewesen … das ist mir ein-, zweimal passiert und danach habe ich daraus gelernt. Ich war ab dann immer der Letzte, der den Platz verlassen hat. Als Kind hatte ich so braune Knie und einen schwarzen Nacken – von der Sonne –, dass die Mama mich in der Wanne so geschrubbt hat, weil sie dachte, dass das Dreck wäre … nachdem das Rote dann wieder abgeklungen war, war wieder alles dreckig braun. :-) :-) :-)

Wenn ich als Kind aus der Schule gekommen bin und meine Schwester noch nicht den Schlüssel bei der Mama in der Elektrofirma abgeholt hatte, bin ich in die Fabrik gegangen und habe wirklich alle Frauen und die wenigen Männer per Handschlag begrüßt und den Schlüssel von der Mama abgeholt. Von vielen der Arbeiterinnen habe ich ein Bonbon oder schon mal ein paar Pfennige bekommen für den Kaugummiautomaten, der glücklicherweise direkt unten an unserer Hauseingangstür hing. Die alte Seniorchefin von dem Betrieb mochte mich scheinbar sehr … Sie hat mir öfter mal eine ganze Tüte voll Süßigkeiten beim Bäckerwagen gekauft. Diese gesamte Familie war für mich als Kind sehr gut und auch enorm wichtig für meine Entwicklung, sie waren auch zu meiner Mama gut, weil sie ihr eine Wohnung gegeben haben und ihr auch einen Job, eine Arbeit gegeben haben. Als heranwachsender Jugendlicher habe ich mir bei dieser Familie auch ein „bisschen“ Taschengeld verdienen können. Aber dazu später vielleicht mehr … Irgendwie werde ich schon wieder extrem traurig … Zum Kotzen, dass ich so ein Weichei geworden bin … Ich bin halt verdammt nah am Wasser gebaut … aber psss, das soll ja niemand wissen …

In Klein-Moskau bei Thier fing alles an … angefangen als „Hintertormann“

Der kleine Ort, in dem ich aufgewachsen bin, hieß ja Abstoß. Ein Name, der schnell zum Programm wird … leider … und das war auch oft nicht wirklich gerecht …

Aber, wer hat schon so eine Legende:

Auf Kohle geboren, als M. Ilchmann groß geworden, einige 1000-mal über die Wupper gegangen und alle Schwimmabzeichen in diversen Stahlbädern GEmacht … viele kenne ich nicht …

Abstoß liegt ja in der unmittelbaren Nähe von Thier. Und Thier ist eines der Kirchdörfer von der Hansestadt Wipperfürth. Wipperfürth liegt ziemlich mittig zwischen Attendorn im Sauerland und Köln … weswegen auch Wipperfürth irgendwann zu dem erlauchten Kreis der Hansestädte gehören durfte … Dazu bestimmt später auch mehr … Abstoß hatte immer so ca. knapp über 100 Einwohner – wie ich ja schon schrieb. Wir Kinder hatten ab und zu eine Volkszählung gemacht … Eine überaus wichtige Geschichte für uns damals … lach … Als meine Mama sich mit uns auf den Weg ins Bergische GEmacht hat, sind wir erst – direkt gegenüber des Märchenwaldes – nach Marienheide-Gogarten gezogen. Dort haben wir aber wirklich nur maximal ein oder zwei Jahre gewohnt. Vielleicht kommt daher mein Talent vom Erzählen oder für die damaligen Aufsätze in der Schule … Keine Ahnung …

Durch wen auch immer sind wir dann sehr früh in meinen Leben nach Abstoß gezogen. Abstoß liegt, wie gesagt, südlich von der Thier im Flossbachtal.

Abstoß ist inmitten von 3 Bauernhöfen und zwei mittelgroßen Firmen – eine kleine Siedlung mit Sozialwohnungen/Häusern für jeweils 2 Familien.

Die eine Fabrik erzeugte ja diese eigenen Lichtschalter, Steckdosen und sonstigen Bedarf für Hauselektrik, die andere vertrieb früher unter anderem 3 Meter hohe hölzerne Kabeltrommeln, Balkongeländer, Ordnersäulen aus mehreren Etagen (tolle Dinger, diese Bürosäulen) und bestimmt noch mehr … Die meisten Häuser in Abstoß gehörten der Familie, die „in Steckdosen machten“ …

Alle Häuser hatten zwei Wohneinheiten, einen Kellerbereich sowie einen gemeinsamen Dachboden. Es handelte sich zu meiner Zeit um Sozialwohnungen, wofür man einen Wohnberechtigungsschein brauchte … Das war damals wie heute für viele geistig „unterbelichtete“ oder „unsoziale Menschen“ ein willkommener Angriffspunkt, viele der Bewohner zu diffamieren, übel nachzureden und/oder anzugreifen … „willkommener“ natürlich in Anführungszeichen …

Wer das nicht kennt, aufgrund seiner „sozialen“ Herkunft angegangen zu werden, darf Gott, seinen Eltern und Großeltern danken … Auch hierüber werde ich bestimmt noch einiges berichten … Wie gesagt, lege das Buch nicht zu weit aus deinem Blickfeld. Es geht immer weiter und bleibt (hoffentlich) unterhaltsam … Die Häuser in Abstoß waren in zwei Reihen aufgeteilt. Die Straße bei der unteren Häuserreihe war sogar asphaltiert …) Die Häuser hatten die Hausnummern 6, 7, 8, 9 … von rechts nach links, quasi vom Ortseingang aus … Die obere Reihe ging dann mit den Hausnummern 10, 11, 12 und 13 im Uhrzeigersinn weiter. Auch wenn viele ein Gräuel oder manche auch etwas Muffe gegenüber UNS hatten, sei es nur vom Hörensagen, oder ein ungutes Gefühl hatten, haben sich manche beeinflussen lassen, obwohl sie nie Ärger mit einem von UNS hatten. Abstoß hatte eine Gemeinschaft, die ich als nicht schlecht empfand … Klar wurde viel getratscht, gelästert oder es sind auch mal die Fäuste geflogen … aber alles in allem völlig okay – bis sogar gut. Und … wo gibt es das nicht???

Mit Ausgrenzungen hatte ich schon früh so meine Probleme. Wir hatten schon dort unterschiedliche Schichten, in Abstoß … Zum einen die Firmeninhaber und die Landwirte, die waren den meisten vom finanziellen Status natürlich meilenweit voraus … dann gab es die eine oder andere Familie, wo beide Elternteile wahrscheinlich schon sehr gut verdienten oder mindestens der Mann im Haus … Zwei, drei Familien hatten sogar eigene Wohnwagen, womit sie einigermaßen häufig auf Reisen gingen … Die meisten der Bewohner kannten aber z. B. Urlaube nur aus dem Fernsehen … Es waren halt noch ganz andere Zeiten … Telefonieren mit der Oma war am günstigsten sonntags ab 20 Uhr, einmal die Woche gab es Fleisch, meist am Sonntag, gebadet wurde meist samstags und das mit meiner Schwester gemeinsam bzw. nacheinander … Fernsehen ging maximal bis kurz nach Mitternacht … dann war Sendeschluss und es erschien ein buntes Testbild mit einem Dauerton … Alles so Sachen, die sich heute keiner mehr vorstellen kann … Auch eine Fernbedienung für den Fernseher war nicht Standard … Da konnte es schon mal sein, dassDU die Fernbedienung warst … der Vorteil war, es gab maximal 3 Programme und das blöde Zappen wegen einer Werbung war auch noch nicht nötig … Bei der Fa-Seifen-Werbung hätte ich jedenfalls schon damals nicht weiter gezappt … Alles war etwas limitiert, aber die meisten waren schon ziemlich glücklich und recht zufrieden … Meine Mama z. B. hatte sogar im Krieg die Kinderlandverschickung mitmachen müssen … Da war dann wenig … sehr, sehr viel … wenn man das noch erlebt hatte … Wie dem auch sei … Allerdings wurden Abstoßer auch von vielen aus den Um-Dörfern, sagen wir mal so, auch recht oft „abwertend“ behandelt … also hat der eine oder andere schon mal die „Schnauze“ davon vollgehabt und es setzte richtig was … Das bekräftigte diese „armen Geschundenen“ wiederum, den Abstoßern an sich wieder übel nachzureden … ein doofer Kreislauf … Dadurch hatte dann Abstoß oft den Beinamen: Klein-Moskau … und das, obwohl meiner Meinung nach kein einziger „IVAN“ dort gewohnt hatte … In jedem Haus gab es ja reichlich Nachbarskinder … es war herrlich … Auch die meisten Erwachsenen waren ziemlich OK… jedenfalls die allermeisten … Zwischen den Häuserreihen gab es ja die eine Wiese, auf der vor und zu meiner Zeit Fußball, auf Teufel komm raus, gespielt wurde … auch haben wir mit der Abstoßer Mannschaft gegen die anderen Um-Dörfer Fußball gespielt, quasi gegen die Um-Dörfer der anderen Kirchdörfer … Du verstehst??? … Ich erinnere mich an Partien gegen Ommerborn, Peffekoven und sogar Ente bei Wipperfeld … Kinder von heute können sich das bestimmt nicht vorstellen … um gegen Ente zu spielen, sind wir mit dem Ball entweder einige Stunden dorthin gelaufen oder mit unseren Rädern dahin gefahren … dann gespielt ohne Ende und wieder heim … einmalig war das … Da war mal schnell der ganze Tag weg. Unser Platz hieß das „Abstoßer Huckelstadion“ … es war auch nicht selten, dass sich die Erwachsenen – von der oberen Reihe – mit einem Fläschchen Bier dazugestellt haben, um uns etwas zuzuschauen oder nur draußen zu klönen … Einer, der mir am meisten in Erinnerung geblieben ist, war der Winfried. Ein toller Typ, der uns einen Ball nach dem anderen „serviert“ hat … Schottisch halbhoch war seine Spezialität …

Bis ca. zur Mofazeit bzw. Lehre war das mein ein und alles …

Fußball, Fußball, Fahrrad fahren und wieder Fußball, ein bisschen Tennis in Hof/Heid auf dem asphaltierten Tennisplatz im Wald und dann wieder Fußball … Mir fällt ein … es gab kaum Basketballplätze, das hätte uns auch bestimmt gefallen …

Ein Spiel von längst vergangenen Tagen war „Ballverstecken“:

Eine Gruppe Kinder hat durch Schnick, Schnack, Schnuck den „Sucher“ gewählt …

Dieser hat sich inmitten der Wiese über den Ball gekniet und mit verdeckten Augen bis 100 gezählt … Alle anderen haben sich versteckt … Dann, nach dem Zählen, ist er losgegangen und hat alle anderen gesucht. Einmal entdeckt musste der Sucher wieder eher beim Ball sein als der Gefundene … Die Gefundenen waren dann erst einmal raus aus dem Spiel. Diese konnten von einem befreit werden, wenn einer der Gut-Versteckten die Gunst der Stunde genutzt hatte, den Ball wegzupöhlen, wenn der Sucher irgendwo anders unterwegs war, um welche zu finden …

Ich fand das Spiel herrlich, hier kamen mir meine Schnelligkeit und mein „einigermaßen“ fester Schuss zugute …

Für ein megatolles Erlebnis war mein harter Schuss sogar dringend erforderlich, um sich nicht vollends zu blamieren.

Es war der 24.10.2004. Ich war zu dem Zeitpunkt in einem Schalke Fanklub in Königswinter als Mitglied angemeldet … Die zwei Chefs organisierten ein Event auf dem grünen Rasen in der Veltins-Arena. Die Aufgabe war, den Ball von der Mittelliniedurch die Luft, „idealerweise“ ins Tor, zu schießen – klar ohne Torwart, aber durch die Luft, ohne dass der Ball vorher den Boden berühren durfte … Das war schon anspruchsvoll, würde ich mal sagen … Schalke sollte an dem Tag gegen Mainz mit Jürgen Klopp spielen … Um mich nicht vollends zu blamieren, habe ich mit Jürgen Volgmann oben im Stadion Düsterohl mal zehn, zwanzig Bälle aufs Tor geschossen – Jürgen war der Platzwart dort und hatte dementsprechend den Schlüssel … ich kam, trotz der ewig langen Fußballpause, immer über die Platzhälfte … Das Problem war aber, dass ich als Rechtsschütze den Ball ständig von mir aus links neben das Tor gesetzt habe …

Ich wollte einfach nicht wahrhaben, dass ich gut rechtsneben dem Tor anvisierenmusste, um mit dem Drall des Balles irgendwie diesen Ball von der Mitte des Platzes in das dann doch so kleine Tor aus dieser Entfernung zu treffen …

Irgendwann klappten dann, die letzten 4, 5 Schüsse … Na ja, würde schon gut gehen … langsam tat mir auch mein kaputtes Knie echt weh … Jürgen war auch ein astreiner Stürmer, allerdings haben wir weder einmal mit oder gegeneinander gespielt-was ich schade finde … Er war jedenfalls nicht unzufrieden mit mir … Das Event startete ja reichlich vor dem Warmmachen der Profis … So viele Zuschauer waren da leider noch nicht immer dabei – wobei die Nordkurve schon dann immer fast komplett war. Und auf die Nordkurve wurde geschossen … Nervös war ich aber trotzdem … ich hatte extra Fußballschuhe angezogen … die Nocken-Sambaschuhe … Jürgen Klopp war schon auf dem Platz und guckte mir bzw. uns dabei etwas zu. Das machte die Nervosität auch nicht gerade kleiner … Als ich anlief und den Ball in einem astreinen Bogen wieder links am Tor vorbeischoss, hätte ich platzen können. Meinen Frust konnte ich nicht verbergen … „Kloppo“ kam zu mir und sagte: „Nicht schlecht.“ … ich sollte mich nicht ärgern … er könnte mir zwei, drei von seinen Spielern vorstellen, die nicht immer so weit kommen würden … Da dachte ich noch … der ist aber nett … der wäre doch mal was für uns hier …

Wie ein Profi (von der Optik zumindest), der Schuss, der Coach und der Star-Spieler, uahhh – ich glaube, ich bin jetzt dran …

Als Abstoßer (oder vielleicht nur ich) sind nur die wenigsten als Erstes gewählt worden … das änderte sich aber nach und nach …

Auf Abstoß gab es zu jeder Generation ziemlich gute Fußballer, die meisten spielten auf der Thier bei der damaligen DJK, heute SV Thier. Ohne die ganzen Jungens aus Abstoß wären einige Mannschaften nicht in der Lage gewesen, vollzählig aufs Feld zu gehen … Ich würde sagen, dass eine reine Mannschaft aus Abstoß gegen den Rest von der Thier dieser gut Paroli geboten hätte … Aber GEmeinsam ist man auf jeden Fall stärker gewesen … Das ist es, was Mannschaftssport ausmacht und was mir auch immer gut gefiel. Einer der besten aus Abstoß, aus meiner Sicht natürlich und einige Jahre jünger als ich, war Mike König, wir haben direkt am Tag seines Einzuges eine gute und feste Freundschaft geschlossen, auch wenn er um einiges jünger war …

Ich weiß noch, wie ich ihn zum Ballspiel „Andy“ oder „Königsschießen“ oder zum „köppen“ abgeholt habe. Vielleicht habe ich einen klitzekleinen Anteil daran, dass er so ein guter Fußballer und fantastischer Mensch wurde … dazu aber auch später mehr … vielleicht schreibt er ja auch einen Gast-Kommentar …

Abstoß hatte ja zwischen den Häuserreihen diese große Wiese, wie schon ein-, zweimal erwähnt. Sie war mir halt auch extrem wichtig, nicht nur für mich …

Diese war ausschließlich zum Fußballspielen auserkoren. Schon vor meiner Zeit spielten hier alle Jungs Fußball … Ich kann mich noch gut erinnern, dass ich als sehr kleiner Junge nie bei den Älteren mitspielen durfte – obwohl, eine Aufgabe hatte ich nach langem Quengeln doch erhalten: Ich wurde einstimmig zum Hintertormann gewählt … Hört sich doll an, ne??? Meine Rolle war, du ahnst es vielleicht …, jeden Ball, der neben oder über das Tor ging, zu holen und wieder ins Spiel zu geben. Oft musste ich auf die Wiese bei den Kühen, um den Ball zu holen … nicht nur, weil Strom auf dem Zaun war, eine Kuh hätte ja auch ein Bulle sein können … … auch ausgewaschene Rinder sind für so’n kleinen Knirps wie mich damals auch nicht gerade klein … Ja, so war das früher … wirklich …, wahrscheinlich heute undenkbar, aber ich bin davon nicht gestorben, ich habe mich so MIT eingebracht und eines Tages, als zu wenige Fußballer anwesend waren, durfte ich eine Mannschaft „auffüllen“ … also – alles immer mit der RUHE – alles kommt zu seiner Zeit … auch das ist schon lange nicht mehr im Trend … Ich weiß gar nicht, ob ich auf dem Feld oder im Tor mitspielen durfte!? Einige hatten sich einen Spaß daraus gemacht, mir in jeder Aktion körperlich sehr weh zu tun. Wenn sie mit dem Ball auf mich zukamen, zogen die meist 6–9 Jahre Älteren voll ab. Entweder bekam ich den Ball aus 2–3 Metern in den Magen, in den Unterleib oder voll ins Gesicht … wie ich mich erinnere, lachten sich alle nach jedem K. o. … was für Ärsche.