Ein großes Herz - Friederike von Buchner - E-Book

Ein großes Herz E-Book

Friederike von Buchner

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Beschreibung

Diese Bergroman-Serie stillt die Sehnsucht des modernen Stadtbewohners nach einer Welt voller Liebe und Gefühle, nach Heimat und natürlichem Leben in einer verzaubernden Gebirgswelt. Auf sehr spezielle, romantische Weise findet Toni, der Hüttenwirt seine große Liebe in einer bezaubernden Frau, die aus einer völlig anderen Umgebung stammt als der markante Mann der Berge. Sie lernt durch ihn Schönheit und Idylle seiner Heimat kennen und lieben. Gemeinsam eröffnen die beiden allen Besuchern die Werte und Besonderheiten ihres Lebens auf der Alm. Romantik, Beschaulichkeit, dramatische Spannung und feinsinnige Gespräche: Das ist die Welt von Toni, dem Hüttenwirt, der sich niemand entziehen kann. Die Almwiesen waren noch feucht vom Tau. Jeder einzelne Tautropfen funkelte in der Morgensonne wie ein kostbarer Edelstein. Toni stand am Gatter der Kuhalm und ließ den Blick über das Tal gleiten. Benno hatte er mit den Packtaschen schon vorausgeschickt. Er wartete auf Wendy. Sie hatten sich einige Tage nicht gesehen. Sie hatte ihm versprochen, auf einen Sprung vorbeizukommen. Sein Handy klingelte. Es war Wendy. Sie sagte, sie könne nicht kommen. Die Zwillinge weinten. Sie hatten schlecht geschlafen, nachdem sie heimlich Süßigkeiten genascht hatten. »Wir sehen uns morgen, Toni«, sagte Wendy. »Soll ich rüberkommen? Vielleicht hilft es, wenn der Großvater sie bedauert«, sagte Toni. Wendy lachte. »Das ist lieb von dir gemeint, Toni. Aber so, wie ich meine beiden Rabauken kenne, würden sie noch mehr über Bauchschmerzen klagen und dir gegenüber auf den Mitleidsknopf drücken.

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Toni der Hüttenwirt Extra – 70 –

Ein großes Herz

… denn auf eine Freundschaft kann man bauen

Friederike von Buchner

Die Almwiesen waren noch feucht vom Tau. Jeder einzelne Tautropfen funkelte in der Morgensonne wie ein kostbarer Edelstein.

Toni stand am Gatter der Kuhalm und ließ den Blick über das Tal gleiten. Benno hatte er mit den Packtaschen schon vorausgeschickt. Er wartete auf Wendy. Sie hatten sich einige Tage nicht gesehen. Sie hatte ihm versprochen, auf einen Sprung vorbeizukommen.

Sein Handy klingelte. Es war Wendy. Sie sagte, sie könne nicht kommen. Die Zwillinge weinten. Sie hatten schlecht geschlafen, nachdem sie heimlich Süßigkeiten genascht hatten.

»Wir sehen uns morgen, Toni«, sagte Wendy.

»Soll ich rüberkommen? Vielleicht hilft es, wenn der Großvater sie bedauert«, sagte Toni.

Wendy lachte.

»Das ist lieb von dir gemeint, Toni. Aber so, wie ich meine beiden Rabauken kenne, würden sie noch mehr über Bauchschmerzen klagen und dir gegenüber auf den Mitleidsknopf drücken. Opa Toni, es tut ja so weh! Ich gebe ihnen viel Tee zu trinken, dann wird es schon. Es wird ihnen eine Lehre sein. Hoffentlich! Henk hatte gestern Abend Besuch von einem Freund. Sie haben einige Semester zusammen Medizin studiert. Er wollte sich unsere Kaschmirziegenzucht ansehen. Er brachte Süßigkeiten für die Kinder mit. Sie haben sie heimlich gekapert, als wir alle gemütlich vor der Almhütte saßen.«

Sie lachte.

»Ach, das wird schon wieder, Toni. Wer nicht hören will, muss fühlen. So jetzt muss ich auflegen. Wir sehen uns morgen. Pfüat di, Toni, und grüß Anna von mir!«

»Das mache ich. Pfüat di Wendy, Grüße an Henk, Addi und Alois!«

»Henk schläft noch. Addi und Alois sind nicht hier. Sie sind im Chalet in Kirchwalden. Ich bin ganz froh, dass die beiden nicht hier sind. Die Zwillinge würden ihre Bauchschmerzen noch mehr kultivieren. Addi würde im Kinderzimmer an dem einen Bett sitzen und Alois am anderen, und sie würden Händchen halten.«

Toni lachte.

Sie legten auf.

Ein Auto kam. Jemand hupte mehrmals. Dann stieg Oberin Justina aus. Sie eilte mit großen Schritten auf Toni zu.

»Grüß Gott, Toni, gut dass ich dich noch treffe. Ich möchte mit dir sprechen.«

Toni war etwas überrascht. Er begrüßte sie.

»Du hättest anrufen können.«

»Nein, das wollte ich nicht. Es ist besser, wenn niemand etwas von unserer kleinen Unterredung mitbekommt«, sagte sie.

»Magst du dich setzen?«, fragte Toni.

»Gern, setzen wir uns auf die Bank. Die Aussicht hier ist einfach herrlich. Mei, schau, wie das Gipfelkreuz vom Engelssteig in der Morgensonne glitzert. Hier oben sieht es noch schöner aus.«

»Ja, das ist ein schöner Anblick. Ich freue mich jeden Morgen, wenn ich hinaufblicke«, sagte Toni und lächelte.

Justina setzte sich so, dass sie das Gipfelkreuz sehen konnte.

»Ich mache uns einen Pulverkaffee«, sagte Toni. »Dabei plaudert es sich besser.«

»Das stimmt«, sagte Justina.

Er verschwand eine Weile in der Almhütte. Es dauerte etwas, bis das Wasser kochte. Dafür benutze er ausnahmsweise den Wasserkocher. Als Wendy nebenan auf die Ziegenalm zog, ließ sie die Kuhalm an die elektrische Leitung anschließen. Trotzdem wurde sie selten benutzt. Alle liebten die alte Tradition des Holzofens. Es war ein Ritual, den Abend mit dem Anzünden der Petroleumlampen einzuläuten.

»Nimmst du Zucker und Sahne?«, rief Toni durch die offene Tür.

»Schwarz, bitte«, antwortete Justina.

Toni brachte zwei große Becher Kaffee.

Er stellte sie auf den Tisch und setzte sich.

Er wartete, bis Justina einen Schluck getrunken hatte, dann fragte er:

»So, um was geht es?«

Er warf einen Blick auf seine Uhr.

»Ich wundere mich, dass du um diese Zeit nicht in der Morgenandacht bist. Ich hoffe, du bist über diese Bemerkung nicht verärgert.«

Oberin Justina lächelte.

»Nein, gewöhnlich ist es auch so, dass wir uns um diese Zeit in der Kapelle zum Morgengebet treffen und ich als Oberin die Andacht halte. Ich habe diese Aufgabe heute delegiert. Es war mir wichtig, dich hier abzupassen, Toni. Ich will auch sofort zur Sache kommen. Ich möchte mich mit dir über Heddy unterhalten. Sie ist doch noch Gast auf der Berghütte, soviel ich weiß.«

»Richtig, sie ist Gast bei uns«, antwortete Toni. »Was willst du wissen?«

»Alles! Wie ist sie so? Was macht sie? Was spricht sie? Wie verhält sie sich? Jeder, der sie gesehen hat, wundert sich über die Ähnlichkeit mit Chris. Toni, du ahnst, auf was ich hinauswill.«

Toni nahm einen Schluck Kaffee.

»Richtig, Heddy ist Chris wie aus dem Gesicht geschnitten. Wenn ich sie ansehe, muss ich mich jedes Mal daran erinnern, dass das Madl vor mir die Heddy ist und nicht unsere Polizistin«, sagte Toni. »Ich gestehe dir, dass ich froh sein werde, wenn ihr Urlaub vorbei ist. Ich habe mich nämlich einmal versprochen und sie Chris gerufen. Das hat ihr nicht gefallen. Sie wurde ziemlich ärgerlich. Es kam zu einem kleinen Wutanfall. In ihr hatte sich wohl etwas angestaut. Sie fauchte mich an wie eine Katze, der man auf den Schwanz getreten hat.«

Er schilderte Justina ausführlich, wie Heddy ihn angebrüllt hatte.

»Ich habe mich entschuldigt. Sie hat die Entschuldigung angenommen. Aber sie warnte mich, sie wolle nie mehr verwechselt werden. Sie hatte sich so sehr geärgert, dass sie ihre Wandersachen schnappte und wegging. Sie war den ganzen Tag unterwegs und kam erst nach Einbruch der Dunkelheit zurück. Die Hüttengäste hatten sich schon zurückgezogen. Anna war bereits schlafen gegangen. Ich saß am Feuer und trank ein Bier. Benno lag auf der Terrasse vor der offenen Eingangstür. Er ist ein kluger Hund. Er vermutete wohl, ich würde auf ihre Rückkehr warten. Ich gehe immer erst schlafen, wenn alle Hüttengäste von ihren Hochgebirgstouren und Wanderungen zurück sind. Natürlich gibt es Ausnahmen. Aber das wird angekündigt. Manchmal stehen längere Wanderungen an mit Übernachtungen in Schutzhütten oder es wird unterwegs biwakiert.«

Justina nickte. Sie trank einen Schluck Kaffee.

»Weiter«, sagte Toni. »Als Heddy kam, lud ich sie zu einem Bier ein. Sie nahm die Einladung an. Nachdem sie ihre Sachen in die Kammer gebracht hatte, setzte sie sich zu mir. Sie hatte sich frisch gemacht und etwas anderes angezogen. Ehrlich gesagt, war ich etwas überrascht. Nach dem Wutanfall nach dem Frühstück hatte ich nicht erwarte, dass sie die Einladung annimmt. Und es kommt noch besser. Sie suchte das Gespräch mit mir.«

»Interessant, was sagte sie?«, fragte Justina.

»Sie hat sich für ihren Wutausbruch entschuldigt. Sie erklärte mir, dass sie ständig auf die Ähnlichkeit mit Chris angesprochen werde. Das nerve sie. Sie hatte sich in Waldkogel kleine Wohnungen angesehen. Jedes Mal kam nach den ersten Sätzen die Frage, ob sie ganz sicher sei, nicht mit der Polizistin verwandt zu sein. Es könnte doch sein, dass sie und Chris über sieben Ecken gemeinsame Wurzeln hätten. Dass erst in späteren Generationen die Ähnlichkeit zutage treten könne, davon hätte sie bestimmt schon gehört. Das war der meistgeäußerte Hinweis. Es wurde ihr geraten. einen Stammbaum zu erstellen und sich mit Chris in Verbindung zu setzen.«

Toni nippte an seinem Kaffee.

»Es tat ihr sehr leid, dass sie am Morgen die Beherrschung verloren hatte. Ich hatte Verständnis dafür. Es hatte sich einfach zu viel bei ihr angestaut.«

»Und du hast es dann abbekommen«, warf Oberin Justina ein.

»Genauso war es. Heddy gefällt es in Waldkogel. Sie liebt die Berge und unternimmt große Wanderungen. Sie hatte sich alles so schön ausgedacht. Sie dachte, sie studiert in München und wohnt in Waldkogel. Während des Semesters wollte sie zu den Vorlesungen und Seminaren pendeln.«

»Das ist mir bekannt. Es scheint ihr auch ernst zu sein«, sagte Justina. »Heddy will sich zu ihrem Studium etwas dazu verdienen als Aushilfe im Internat. Ihr Arbeitsvertrag liegt unterschrieben auf meinem Schreibtisch. Aber sie hat es davon abhängig gemacht, dass sie eine kleine Wohnung findet.«

»Richtig, ich habe meinen Eltern davon erzählt. Sie haben im Wirtsraum einen Aushang. Dort konnten die Gäste eine Nachricht hinterlassen. Binnen weniger Tage hatten sich viele eingetragen. Es spricht für Heddy, dass sie im Internat jobben wird. Soviel ich weiß, hat sie sich noch nicht alle angebotenen Wohnungen angesehen. Sie war von den Gesprächen sehr genervt. Sie vertraute mir an, dass sie inzwischen große Zweifel habe, ob es gut sei, in Waldkogel zu leben«, berichtete Toni weiter.

»Wenn sich Heddy gegen Waldkogel entscheidet, wird sie den Job im Internat wohl auch ablehnen«, murmelte Oberin Justina.

Toni zuckte mit den Schultern.

»Das weiß ich nicht. Waldkogel gefällt ihr gut. Es sind halt die Umstände, die ihr die Entscheidung erschweren. Heddy ist total begeistert von Waldkogel. Im Grunde findet sie die Waldkogeler lieb und nett und freundlich. Aber dass alle sie auf ihr Aussehen ansprechen, das vergällt ihr alles. Sie sagte, die Leute können denken, was sie wollen, aber sie sollen aufhören, sie darauf anzusprechen. Dabei ist es mehr als ansprechen. Heddy empfindet es als Druck. Im Anfang fand sie es lustig, als man sie darauf hinwies und hatte den Bemerkungen keine Bedeutung beigemessen. Aber das hat sich geändert.«

»Du weißt nicht, ob sich Heddy mal mit Chris getroffen hat?«

»Sie hat nichts gesagt, Justina. Ich denke, sie will auch nicht. Ich hatte sie ganz vorsichtig darauf angesprochen. Ich meinte, vielleicht könnten sie und Chris gemeinsam diese Geschichte aus der Welt schaffen. Heddy lehnte ab. Es sei ihr einfach lästig.«

Oberin Justina seufzte. Sie legte die Stirn in Falten und sah Toni ernst an. Für einen Augenblick hatte er den Eindruck, dass sie mehr wusste, als sie zu sagen bereit war. Aber er fragte nicht nach.

Justina trank einen Schluck Kaffee und sagte:

»Ich werde mit Chris sprechen, Toni. Ich kann ihr eine Unterkunft im Kloster geben. Alles Gerede braucht seine Zeit, bis es wieder abflacht. Heddy hat noch nicht begriffen, dass es niemand böse meint. Ich hoffe, sie kommt bald dahinter. Die Waldkogeler haben einen großen Familiensinn. Zwei Menschen, die sich so ähnlich sehen, müssen einfach irgendwie verwandt miteinander sein. Das denkt jeder. Ich gestehe dir, dass diese Ähnlichkeit mich ebenfalls sehr verwundert hat.«

»Uns geht es genauso, Anna, Wendy und mir. Als Heddy zum ersten Mal an der Ziegenalm vorbeikam, dachte Wendy, es wäre Chris«, sagte Toni. »Sie hat Heddy auch auf die Ähnlichkeit angesprochen. Doch Heddy hat ihr versichert, dass es keinen Zusammenhang gebe. Die beiden verstehen sich gut. Heddy mag Kinder. Sie richtet es immer so ein, dass sie auf dem Rückweg aus dem Tal auf der Ziegenalm vorbeikommt. Die Zwillinge mögen sie sehr. Auch ihnen ist die Ähnlichkeit aufgefallen. Die Zwillinge suchten auch nach einer Erklärung. Sie meinten, Chris und Heddy könnten Zwillinge sein. Den Altersunterschied ließen sie nicht gelten.«

»Heddy müsste fünfzehn oder sechzehn Jahre jünger sein als Chris. Ich kenne Heddys Geburtsdatum, nicht aber von Chris«, sagte Justina.

»So viele Jahre könnten es sein. Ich werde Wolfi fragen. Er kennt sicher das Geburtsdatum von Chris, oder ich frage Martin. Ich rufe dich an, wenn ich es herausgefunden habe.«

»Danke!«, sagte sie. »Sag Heddy, du hättest mich zufällig getroffen, und ich hätte dich gebeten, ihr zu sagen, sie möge sich doch bei mir melden.«

»Das mache ich gern. Und ansonsten kannst du dich darauf verlassen, dass das Gespräch unter uns bleibt, Justina.«

»Das weiß ich, Toni. Grüße mir Anna!«

»Das werde ich. Sie wird auf mich warten.«

Justina trank ihren Kaffeebecher leer und stand auf.

»Ich will dich nicht weiter aufhalten, Toni«, sagte sie.

Toni schaute sie ernst an und sagte:

»Justina, ich bin davon überzeugt, es gibt eine enge Verbindung zwischen Chris und Heddy.«

»Es gibt vieles, was verborgen ist unter dem Himmel, Toni«, murmelte Justina. »Die Frage ist nur, was bringt man ans Tageslicht, wenn man gräbt? Was kommt dabei heraus? Ist es gewünscht oder unerwünscht? Ist es gut oder schlecht?«

»So ist es«, sagte Toni.

Er trank ebenfalls aus.

Oberin Justina verabschiedete sich und ging zum Auto.

Toni spülte die beiden Becher, schloss die Tür ab und legte den Schlüssel ins Versteck.

Er schulterte den Rucksack mit den Milchprodukten und wanderte hinauf auf die Berghütte. Dabei ließ er sich das Gespräch mit Justina noch einmal durch den Kopf gehen.

*

Als Toni auf die Berghütte kam, war Heddy schon fort.

Er griff zu seinem Handy und rief sie an.

Sie nahm das Gespräch an.

»Grüß Gott, Heddy!«, sagte er. »Ich habe mich heute Morgen etwas verspätet. So habe ich dich leider nicht mehr angetroffen. Aber zum Glück gibt es die moderne Technik. Ich habe Oberin Justina getroffen. Sie bat mich, dir zu sagen, du möchtest dich bei ihr melden. Dein Vertrag sei fertig.«

»Oh, daran habe ich nicht mehr gedacht«, rutschte es Heddy heraus.

»So?«, staunte Toni.

»Ja, ich hatte den Kopf so voll. Doch erst einmal einen wunderschönen guten Morgen, Toni! Ich bin sehr früh los. Früher als die anderen Hüttengäste.«

»Ich weiß, Anna hat es mir erzählt. Ich wünsche dir einen schönen Tag. Ruf doch bitte Oberin Justina an«, sagte Toni.

»Das mache ich. Danke, dass du es mir ausgerichtet hast.«

»Das habe ich gern gemacht. Pfüat di, Heddy!«

»Pfüat di, Toni!«

Sie legten auf.

Toni holte einen Becher Milchkaffee und machte sich ein Brot. Dann setzte er sich an den Tisch in der Küche. Oft frühstückte er erst, wenn er von der Kuhalm heraufkam.

»Die meisten Hüttengäste sind schon fort«, bemerkte Toni.

»Ja, irgendwie hatten es heute alle eilig«, antwortete Anna. »Der Föhn weht ziemlich stark. Da werden viele kribbelig.«

Sie stand am Spülbecken und spülte das Frühstücksgeschirr.

»Stapele es auf, Anna, ich trockne es später ab.«

»Das ist gut, dann kann ich schon mal anfangen, den Hüttenboden zu reinigen. Die Gruppe aus dem großen Raum hat ihn schon geräumt. Sie machen noch eine Wanderung bis zum Mittag, dann kommen sie, um sich zu verabschieden. Aber zuerst will ich etwas von dir hören. Wo hast du Oberin Justina getroffen? Warst du im Kloster?«

»Nein, sie kam auf die Kuhalm«, antwortete er.

»Seltsam«, murmelte Anna. »Was wollte sie um diese frühe Uhrzeit?«

»Sie wollte ungestört mit mir sprechen. Ich musste ihr von Heddy berichten, welchen Eindruck ich von ihr habe, wie sie sich gibt, was sie sagt und so weiter. Dabei sollten wir ungestört sein. Deshalb die frühe Stunde«, sagte Toni.

»Heddy, Heddy, gibt es denn in Waldkogel kein anderes Gesprächsthema mehr!«, seufzte Anna. »Toni, es nervt mich, das sage ich dir ehrlich. Als ich gestern im Tal war und einkaufen ging, wurde im Laden der Bollers auch nur über Heddy gesprochen. Alle dachten, ich wüsste etwas, weil das Madl bei uns auf der Berghütte Urlaub macht. Ich musste mich zusammenreißen, dass ich nicht die Geduld verliere.«

»War unsere gute Veronika wieder so neugierig?«, grinste Toni.

Anna trocknete sich die Hände ab und setzte sich zu Toni an den Tisch.

»Nein, Veronika war es nicht. Sie ist inzwischen auch etwas genervt. Sie meinte, genug sei genug. Das wäre schon fast eine Hysterie«, sagte Anna.

Dann fing sie laut an zu lachen.