Ein Jahr des Staunens - Elizabeth Foley - E-Book

Ein Jahr des Staunens E-Book

Elizabeth Foley

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Beschreibung

Eine brillante Sammlung voller kurioser Wissensschätze, die ein Jahr voller Staunen versprechen!

Inmitten des stressigen Alltages kann es schwierig sein, die Zeit zu finden, die kleinen Wunder unserer Welt wahrzunehmen und wertzuschätzen. Dieses liebevoll gestaltete Buch soll uns dabei helfen und begleitet uns mit seinen 365 fröhlich-zufälligen und äußerst faszinierenden Einträgen durch ein ganzes Jahr, um uns Tag für Tag zum Staunen und Wundern zu bringen. Wir erfahren zum Beispiel, was die Japaner mit „kuchisabishii“ meinen, wie die Viktorianer durch Blumen kommunizierten und wir entdecken die geheime Herkunft der Pudelmütze. Es gibt Geschichten über fußballspielende Bienen und Wikingermäuse, den Beginn des Thesaurus und das Ende der Bibliothek von Alexandria. Ein Buch, das die Stimmung hebt, den Horizont erweitert und uns jeden Tag ein bisschen klüger macht.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 371

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Zum Buch:

Inmitten des stressigen Alltages kann es schwierig sein, die Zeit zu finden, die kleinen Wunder unserer Welt wahrzunehmen und wertzuschätzen. Dieses liebevoll gestaltete Buch soll uns dabei helfen und begleitet uns mit seinen 365 fröhlich-zufälligen und äußerst faszinierenden Einträgen durch ein ganzes Jahr, um uns Tag für Tag zum Staunen und Wundern zu bringen. Wir erfahren zum Beispiel, was die Japaner mit »kuchisabishii« meinen, wie die Viktorianer durch Blumen kommunizierten und wir entdecken die geheime Herkunft der Pudelmütze. Es gibt Geschichten über fußballspielende Bienen und Wikingermäuse, den Beginn des Thesaurus und das Ende der Bibliothek von Alexandria. Ein Buch, das die Stimmung hebt, den Horizont erweitert und uns jeden Tag ein bisschen klüger macht.

Zu den Autorinnen:

Elizabeth Foley und Beth Coates sind ein starkes Frauenteam: Sie arbeiten zusammen als Lektorinnen in einem großen Londoner Verlagshaus und schreiben ganz nebenbei Bestseller – wie zum Beispiel »Homework for Grown-ups« oder »Shakespeare for Grown-ups« und natürlich »Was würde Frida tun?«

ELIZABETH FOLEY & BETH COATES

Ein

Jahr

des

Staunens

365 Wissenswunder für Neugierige

Aus dem Englischen von Max Limper

Die Originalausgabe erschien 2024 unter dem Titel A Year of Living Curiously bei Faber & Faber.

Der Verlag behält sich die Verwertung der urheberrechtlich geschützten Inhalte dieses Werkes für Zwecke des Text- und Data-Minings nach § 44b UrhG ausdrücklich vor. Jegliche unbefugte Nutzung ist hiermit ausgeschlossen.

Der Inhalt dieses E-Books ist urheberrechtlich geschützt und enthält technische Sicherungsmaßnahmen gegen unbefugte Nutzung. Die Entfernung dieser Sicherung sowie die Nutzung durch unbefugte Verarbeitung, Vervielfältigung, Verbreitung oder öffentliche Zugänglichmachung, insbesondere in elektronischer Form, ist untersagt und kann straf- und zivilrechtliche Sanktionen nach sich ziehen.

Copyright der Originalausgabe © by Elizabeth Foley und Beth Coates

Copyright der deutschsprachigen Ausgabe © 2025 by Wilhelm Heyne Verlag, München,

in der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH,

Neumarkter Straße 28, 81673 München.

[email protected]

(Vorstehende Angaben sind zugleich

Pflichtinformationen nach GPSR.)

www.heyne.de

Alle Rechte vorbehalten.

Übersetzung: Max Limper

Redaktion: Julia Sommerfeld

Umschlaggestaltung: Eisele Grafik-Design, München

Umschlagabbildungen: Adobe Stock (ArunKuma, dniprodd, Elena, josepperianes(4), Nast, tribalium81); Shutterstock (Aksol, Elala, kichikimi, Rrdesigner)

Satz und E-Book Produktion: Satzwerk Huber, Germering

ISBN 978-3-641-33930-2V001

Inhalt

Ein Jahr des Staunens

Einführung

Januar

Februar

März

April

Mai

Juni

Juli

August

September

Oktober

November

Dezember

Danksagung

Denke daran, zu den Sternen aufzuschauen und nicht hinab auf deine Füße. Versuche zu verstehen, was du siehst, und frage dich, weswegen das Universum existiert. Sei neugierig.

Stephen Hawking

»Staunlicher und staunlicher«, rief Alice (sie war dermaßen überrascht, dass sie für einen Moment ganz vergaß, wie richtiges Englisch geht); »Jetzt werde ich auseinandergeschoben wie das längste Teleskop, das es je gab!«

Lewis Carroll, Alice im Wunderland

Einführung

Die Welt, in der wir leben, ist außergewöhnlich: Wir sind umgeben von Wundern der Natur, lernen ständig atemberaubende Technologien, blicken auf Jahrtausende voller Kunst, Kultur und Geschichte zurück – und dennoch: Mit jedem Tag wird es schwerer, all diese Schätze inmitten einer wilden Mischung aus Störsignalen zu erkennen. Warum befassen sich die meisten von uns nicht mit der Wunderwelt um uns herum, sondern verbringen entsetzlich viel Zeit in Online-Wurmlöchern und konsumieren belangloses Zeug, das nicht glücklich macht? Wäre es nicht Zeit, innezuhalten und uns daran zu erinnern, was wirklich wichtig ist? Wir finden, ja. Und mit Ein Jahr des Staunens wollen wir dir zeigen, wie das geht. Ein bewährtes Mittel, um den Auswirkungen von zu viel Bildschirmzeit entgegenzuwirken, ist eine probate Technologie: das Lesen. Für uns als Lektorinnen gibt es kaum etwas, das ein gutes Buch nicht lösen kann, und deshalb teilen wir hier mit dir einige Wissensschätze, die uns in vielen Jahren Lektüre und Studium zu allen möglichen Themen besonders im Gedächtnis geblieben sind.

Wir sind der Überzeugung, dass jeder Tag im Jahr ein bisschen Staunen verdient. Und deshalb präsentieren wir dir in 365 Häppchen faszinierende kulturelle und historische Ereignisse, die die Welt von heute prägen, aktuelle gesellschaftliche Themen, verblüffende Fakten aus Wissenschaft und Technik sowie allerlei Kurioses, das du in Gespräche mit Freunden oder Kolleginnen einflechten kannst.

Aktuelle Studien belegen, welche positiven Auswirkungen inspirierende Impulse auf die Psyche und den Körper haben. Aber vor lauter Arbeit, Pendeln, familiären Pflichten, Tierarztbesuchen und der Suche nach der Sporttasche finden wir kaum Zeit, um etwa einen hohen Berggipfel in all seiner Pracht zu bewundern. Dieses Buch ist dazu gedacht, dir jeden Tag innerhalb von zwei Minuten etwas geistigen Input zu verpassen. Wir garantieren: Am Ende des Jahres hast du spürbar geistig aufgetankt, wirst deinen Horizont erweitert haben und mit einem Lächeln auf diese kleinen Häppchen zurückblicken, wenn du dieses Büchlein, das unsere große Welt mit all ihren Schätzen feiert, aus der Hand legen wirst.

Für jeden Tag des Jahres haben wir einen kurzen Artikel zu etwas Wissenswertem erstellt. Wir beginnen am 1. Januar mit den Elementen, aus denen dein Körper besteht, kommen am 31. Dezember zu den Neujahrstraditionen der Welt und feiern dazwischen auf Schritt und Tritt das Wissen um seiner selbst willen. Jeder Monat hat ein bestimmtes Aroma, ein eigenes Flair: Der Januar ist positiv und bejahend, der Februar hat einen romantischen Touch, der März dreht sich um die Natur und so weiter.

Unterdessen erfährst du, wie die 13. olympische Göttin heißt, was Kryptowährung eigentlich ist und wie sich der Weiße Hai fortpflanzt. Wir weihen dich in die Geheimnisse der Antimaterie ein, erforschen die Herkunft des Hashtags, bewundern Charles Dickens’ Talent der originellen Namensgebung und stellen dir die grausamen Prüfungen der außergewöhnlichsten Frau der Renaissancekunst vor.

Hast du dich schon mal gefragt, was wirklich passieren würde, wenn du in ein schwarzes Loch geraten würdest? Oder wie die Sprache der Blumen dir zeigt, was jemand wirklich meint, wenn er dir einen Strauß Iris schenkt? Oder wie das chinesische Tierkreiszeichen-System funktioniert? Vielleicht sind das nicht die brennenden Fragen, die dich nachts wach halten, aber wenn du die Antworten in diesem Buch gefunden hast, wird deine Neugier erst so richtig in Fahrt kommen. Und wie heißt es so schön: Ein Geist, der offen für Neues ist, kehrt nie zu seiner ursprünglichen Größe zurück.

E. Foley & B. Coates, 2024

JANUAR

1. Januar

Woraus bestehst du?

Von den 98 Elementen des Periodensystems, die in der Natur vorkommen, finden sich etwa 60 in unserem Körper, wobei wir zum größten Teil aus diesen vier bestehen: Sauerstoff, Kohlenstoff, Wasserstoff und Stickstoff. Der Rest kommt nur in Spuren vor. Und noch etwas: Die meisten der im Körper enthaltenen Elemente sind im Laufe von Milliarden Jahren entstanden und waren schon Bestandteil mehrerer Sterne. Wir bestehen also wirklich aus Sternenstaub.

SHUTTERSTOCK (Topuria Design)

2. Januar

Science FACTion

Isaac Asimov wurde 1919 oder 1920 geboren (kniffliger Fall) und feierte seinen Geburtstag am 2. Januar. Der russisch-amerikanische Science-Fiction-Pionier und Professor für Biochemie war ein wahrer Universalgelehrter und stolzer Träger zweier außergewöhnlicher Koteletten. Asimov ist berühmt dafür, schon im Jahr 1941 in einer seiner Geschichten den Begriff »Robotik« erfunden zu haben. Science-Fiction sorgt nicht nur für Gänsehaut im Lesesessel, sondern kann auch erschreckend genau technologische Neuerungen vorhersehen. Hier sind einige besonders erwähnenswerte:

In einem Essay aus dem Jahr 1964 hat Asimov vorausgesagt, dass wir zu Beginn des 21. Jahrhunderts Videotelefonie, Flachbildfernseher, automatische Kaffeemaschinen, selbstfahrende Autos, Laborfleisch und enttäuschende Roboter haben werden. Volltreffer, Professor Asimov!In dem 1914 von H. G. Wells herausgebrachten Buch Befreite Welt gab es eine Atombombe – 31 Jahre bevor die USA die erste zündeten. Wells sagte auch schon 1899 automatische Schiebetüren voraus.In Fahrenheit 451 sagte Ray Bradbury 1953 Ohrhörer voraus, die er als »kleine Muscheln« in den Ohren einer Figur beschrieb.Jules Verne stellte sich 1865 in Von der Erde zum Mond ein Raumschiff vor, das mit Licht angetrieben wird und an die bemerkenswerten Entwicklungen der NASA im Bereich der Sonnensegel denken lässt.Schöne neue Welt von Aldous Huxley erzählte schon 1932 von einer Art Antidepressivum, lange bevor solche Arzneien in den 1950er-Jahren auf den Markt kamen.In seinem Roman 1984 prophezeite George Orwell 1949 die flächendeckende Videoüberwachung durch den Staat.Snow Crash von Neal Stephenson sprach 1992 vom »Metaversum«, einer auf virtueller Realität basierenden Onlinewelt, die die Romanfiguren mithilfe von Avataren erkunden.

3. Januar

Anatomie einer Kaffeemaschine

Der Legende nach liegt der Ursprung des Kaffees in Äthiopien, wo vor vielen Hundert Jahren einem Ziegenhirten namens Kaldi auffiel, dass seine Herde sehr munter war, nachdem sie Beeren von einer bestimmten Wildpflanze gefressen hatte. Heutzutage beginnen Milliarden von Menschen ihren Tag mit einem Koffeinkick – aber was geht eigentlich in der Maschine vor, die dir den täglichen schwarzen Nektar liefert?

Bestell dir einen Espresso, dann mahlt dir dein Barista die Kaffeebohnen und tampt (presst) sie in einen runden Siebträger, den er an der Espressomaschine einhängt. Auf Knopfdruck wird heißes Wasser aus dem Boiler und dem Wassertank im hinteren Teil der Maschine durch den Siebträger gepresst und schöner, dunkler Espresso rinnt in die auf dem Abtropfgitter bereitstehende Tasse. Obendrauf bildet sich eine köstliche Schaumschicht, die Crema. Crema bekommt man nur bei Kaffee aus der Espressomaschine, denn sie entsteht unter dem Druck der Maschine aus dem Kohlendioxid im Kaffeepulver.

Wie gut dir der Kaffee gelingt, hängt von der Qualität und der Röstung der Bohnen ab, vom Mahlgrad, von Säuregehalt und Temperatur des Wassers sowie von der Brühdauer. Eine magische Mischung aus Chemie und Physik ergibt eine köstliche Tasse!

JEESHIU

Aus Bohnen werden Bohnen

Der »Puck« aus Kaffeesatz, der nach dem Brühvorgang im Siebträger zurückbleibt, ist eigentlich Abfall, aber Kaffeesatz ist auch ein großartiger Dünger für den Garten, denn viele Pflanzen lieben seinen Stickstoffgehalt.

SHUTTERSTOCK (Alexander_P)

4. Januar

Visionäre Erfindung

Louis Braille (1809 – 1852) war erst drei Jahre alt, als ihm beim Spielen mit dem Werkzeug seines Vaters ein Unfall passierte und er sein Augenlicht verlor. Er kam in das Institut national für junge Blinde in Paris, und dort änderte sich sein Leben: Er lernte lesen, und zwar mit einem Schriftsystem aus geprägten Punkten, das sich Jahre zuvor ein ehemaliger Soldat und Alphabetisierungsaktivist namens Charles Barbier ausgedacht hatte.

Gerne wird Barbier angedichtet, er habe seinen in Papier gestanzten Punktecode für die napoleonische Armee erfunden, damit die Soldaten des Nachts Botschaften lesen konnten, ohne dass ihre Lampen sie an den Feind verrieten. In Wirklichkeit wollte Barbier mit seiner Erfindung immer nur den Blinden helfen. Als Louis Braille dann 1824 Barbiers Symbole für Buchstaben, Interpunktion und sogar Notenschrift adaptierte und vereinfachte und die Braille-Blindenschrift entwickelte, die wir heute noch verwenden, war er gerade mal 15 Jahre alt.

Vokabular erweitern

Die japanische Blindenschrift tenji, »Punktzeichen«, wird auf Getränkedosen verwendet, damit Sehbehinderte erkennen, ob es ein alkoholfreies oder alkoholisches Getränk ist.

5. Januar

Geheimnis gesunder Ernährung

»Iss Lebensmittel. Nicht zu viel. Größtenteils pflanzliche. Das ist mehr oder minder die kurze Antwort auf die vermeintlich unglaublich komplizierte und verwirrende Frage, was wir Menschen essen sollten, um maximal gesund zu bleiben.«

Michael Pollan, Lebens-Mittel: Eine Verteidigung gegen die industrielle Nahrung und den Diätenwahn

SHUTTERSTOCK (Pinchuk Oleksandra)

6. Januar

Warum wird der Himalaya höher?

Du hast das Gefühl, still zu stehen und an einem Ort festzusitzen? Du kannst davon ausgehen, dass dich dein Gefühl trügt, denn die Kontinente auf der Erdoberfläche bewegen sich unablässig, wenn auch sehr langsam. Bereits im 16. Jahrhundert bemerkten Kartografen, dass Afrika und Südamerika wie Puzzlestücke zusammenzupassen scheinen, obwohl sie Tausende von Kilometern voneinander entfernt sind. Aber erst am 6. Januar 1912 stellte der deutsche Wissenschaftler Alfred Wegener erstmals eine umfassende Theorie der Kontinentalverschiebung vor, die erst in den 1960er-Jahren außerhalb Europas vollständig anerkannt wurde, lange nach seinem Tod. Laut Wegener bildeten unsere Kontinente einst eine einzige Landmasse, die er »Urkontinent« nannte (heute: Pangäa), bevor sie dann vor etwa 200 Millionen Jahren zerbrach und auseinanderdriftete. Bei Wegeners Beweisführung spielte eine gewisse Echse eine besondere Rolle, denn seine Forschungen hatten ergeben, dass Fossilien des Mesosaurus nur im südlichen Afrika und in Südamerika zu finden sind. Da so eine schmächtige Süßwasserechse unmöglich den Schwimmmarathon über den Atlantischen Ozean geschafft haben konnte, war dies der fossile Beweis für Wegeners Theorie, dass Afrika und Südamerika einst miteinander verbunden gewesen waren. Unter den sichtbaren Landmassen schwimmen sieben gigantische Teile der Erdkruste auf dem flüssigen Erdmantel. Diese sogenannten primären tektonischen Platten verschieben sich noch immer jedes Jahr um einige Zentimeter. Da die indische und die eurasische Platte zusammenstoßen, wächst der Himalaya jedes Jahr über einen Zentimeter. Laut der Wissenschaft kann Afrika in fünf Millionen Jahren am Großen Grabenbruch zu zwei Kontinenten werden, und Afrika und Asien können sich trennen, wenn das Rote Meer zum Ozean wird.

7. Januar

Wickies Pudelmütze

Man nimmt an, dass der Bommel an der Spitze von Pudelmützen aus der Zeit stammt, als diese von Seeleuten getragen wurden, die sich an Bord oft den Kopf an den niedrigen Decken stießen. Manche glauben aber, dass der Bommel ursprünglich in der Wikingerzeit auf Wollmützen erschien, denn eine tausend Jahre alte Statuette des nordischen Gottes Freyr zeigt ihn mit einem Bommel auf der Kopfbedeckung.

JEESHIU

8. Januar

Wird alles schlimmer?

Positiv denken ist manchmal nicht leicht, besonders in den dunklen und kalten Wintermonaten. Aber wenn man die Dinge langfristig betrachtet, gibt es durchaus Gründe für Optimismus:

1950 lag die Kindersterblichkeit in Deutschland bei 10 Prozent und in Indien bei 29,5 Prozent. Nach den jüngsten offiziellen Zahlen der OECD aus dem Jahr 2021 ist sie in Deutschland auf 0,3 Prozent und in Indien auf 2,5 Prozent gesunken.Vor 100 Jahren lebten laut Our World in Data 17 Prozent der Menschen in einer Demokratie, 2022 waren es 51 Prozent.Vor 100 Jahren lag die durchschnittliche Lebenserwartung in Deutschland bei rund 58 Jahren. Im Jahr 2023 lag sie bei über 81 Jahren.Vor 100 Jahren konnten 31 Prozent der Erwachsenen auf der Welt lesen und schreiben. Im Jahr 2022 waren es bereits 87 Prozent.Vor 100 Jahren gab es noch keine Antibiotika. Die Menschen starben darum häufig an Infektionen, die wir heute als harmlos bezeichnen würden.Vor 100 Jahren durften Frauen in vielen Ländern der Welt noch nicht wählen, und in Großbritannien hatten sie erst 1928 das gleiche Wahlrecht wie Männer.Vor 100 Jahren gab es kein Fernsehen, kein Internet und keine Handys, und ohne Hut galt man nicht als vollständig bekleidet.Und noch vor zehn Jahren lag der Prozentsatz der Menschen, die weltweit in extremer Armut lebten, bei 12,4 Prozent (während er im Jahr 2021 auf 8 Prozent geschätzt wurde); weniger Strom wurde aus erneuerbaren Energiequellen erzeugt, der Spix-Ara war vom Aussterben bedroht, wir benutzten zum Einkaufen mehr Plastiktüten, das Ozonloch war schlimmer, Pandas waren eine bedrohte Tierart, es gab keine Otter in der Londoner Themse, keine Feldhamster in Mannheim und keine Habichtskäuze in Wien.

9. Januar

Das Einzige

»Das Einzige, was die Menschheit erlösen kann, ist Zusammenarbeit.«

Bertrand Russell, Human Society in Ethics and Politics

Das größte Netzwerk an Lebensmitteltafeln im Vereinigten Königreich ist der 1997 von Carol und Paddy Henderson mit dem Erbe von Carols Mutter Betty Trussell gegründete Trussell Trust. Nachdem Paddy 1988 bei der Eisenbahnkatastrophe von Clapham Junction nur knapp dem Tod entronnen war, beschloss das Paar, sich der Wohltätigkeit zu widmen und engagierte sich zunächst im Ausland. Das erste Projekt war eine Hilfsinitiative für obdachlose Kinder im Hauptbahnhof von Sofia, Bulgarien. Als Carol und Paddy nach Großbritannien zurückkehrten, berichtete dies die Lokalzeitung, und im Jahr 2000 rief eine Frau aus Salisbury an und erklärte Paddy, dass auch gleich nebenan Kinder hungerten und dass für viele britische Familien die Entscheidung zwischen Heizung und Essen ein echtes Dilemma sei. Paddy gründete in seinem Gartenschuppen die Salisbury Foodbank, und das Modell verbreitete sich schnell. Heute betreibt der Trussell Trust Hunderte von Foodbanks, die mit 28 000 geschulten Freiwilligen mehr als 1400 Ausgabestellen betreiben.

In Deutschland begann die Geschichte der Tafeln 1993, als Sabine Werth und die Initiativgruppe Berliner Frauen im kalten Berliner Winter beschlossen, Obdachlose mit Mahlzeiten aus Restaurant- und Hotelküchen zu versorgen. Heute gibt es deutschlandweit fast 1000 Tafeln mit 75 000 Freiwilligen, die nächstgelegene findet man unter www.tafel.de.

10. Januar

Pamphlete und Patrioten

Die drei größten Supermächte der Welt sind heute die USA, China und Russland. Dabei waren die USA vor 300 Jahren noch nicht einmal ein Staat.

Nach der »Entdeckung« Amerikas durch den italienischen Seefahrer Christoph Kolumbus im Jahr 1492 beschlossen verschiedene europäische Staaten, sich diese üppigen Gebiete ohne Rücksicht auf die Rechte der Einheimischen anzueignen. Mitte des 18. Jahrhunderts herrschten Großbritannien, Frankreich und Spanien über Territorien, die einen Teil der heutigen USA bilden. (Zu verschiedenen Zeitpunkten waren auch Schweden, die Niederlande und Russland mit dabei.)

Großbritannien verfügte über beträchtliche Kolonien, die sich von Maine bis Georgia erstreckten. Spannungen kamen auf, weil es den Kolonisten nicht passte, dass sie von London aus regiert und besteuert wurden, aber keine eigenen Vertreter im Parlament hatten. Dies führte zum Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg von 1775 – 1783 zwischen den 13 Kolonien und den Briten.

Im Januar 1776 veröffentlichte der Gelehrte Thomas Paine, der kurz vor dem Krieg von London nach Philadelphia gezogen war, seine Schrift Common Sense. Darin vertrat er den Standpunkt, dass Amerika durchaus ohne britische Regierungsmacht gedeihen könne, und goss damit Wasser auf die Mühlen der Kolonisten: »Wir haben es in der Hand, die Welt neu zu beginnen.« Man schätzt, dass sich das 47-seitige Pamphlet in den ersten Monaten mehr als 120 000-mal verkaufte. So mobilisierte es viel Unterstützung für die Unabhängigkeitsbestrebungen, die schließlich in der Unabhängigkeitserklärung von der britischen Krone am 4. Juli 1776 gipfelte.

11. Januar

Reise zu den Inseln von Langerhans

Erstmals beschrieben wurde Diabetes vor fast 5000 Jahren, als der altägyptische Arzt Hesi-Re von einer Erkrankung berichtete, deren Opfer schnell an Gewicht verloren und mehr pinkelten als sonst. Später vermutete der griechische Arzt Galen, dass es sich um eine Nierenerkrankung handle, und Avicenna, einer der bedeutendsten Ärzte des islamischen Goldenen Zeitalters, wies bereits 1025 n. Chr. Zucker im Urin von Erkrankten nach.

In den 1920er-Jahren war der Zusammenhang zwischen der Bauchspeicheldrüse und Diabetes nachgewiesen, aber die einzige wirksame Behandlung bestand in einer strikten kohlenhydrat- und zuckerarmen Diät, und selbst damit überlebten die Betroffenen nur etwa ein weiteres Jahr. Dann brachten Dr. Frederick Banting und Charles Best von der Universität Toronto die Sache voran. Der Schlüssel zur Regulierung des Blutzuckerspiegels war das Hormon Insulin, das an bestimmten Stellen der Bauchspeicheldrüse produziert wird, nämlich in den idyllisch klingenden Langerhans-Inseln. Im Jahr 1921 hatten die beiden Forscher Insulin isoliert und behandelten damit erfolgreich Hunde. Anfang 1922 waren sie bereit für den ersten Versuch am Menschen. Am 11. Januar wurde einem 13-Jährigen namens Leonard Thompson, der immer wieder ins diabetische Koma fiel und als nicht überlebensfähig galt, Insulin gespritzt – mit Erfolg. Eine reinere Dosis, die einige Tage später verabreicht wurde, brachte seinen Blutzuckerspiegel unter Kontrolle, und er lebte bis zu seinem 27. Lebensjahr. Mehr als 8,5 Millionen Menschen mit Typ-1-Diabetes auf der ganzen Welt sind noch heute auf diese Behandlung angewiesen.

12. Januar

Hallo Sonnenschein!

Schau mal, ob du heute Gelegenheit findest, an die frische Luft zu gehen. Selbst wenn es kalt und grau ist, tust du dir mit einem Spaziergang, einer Mittagsrunde um den Block oder auch nur einer Verschnaufpause vor der Haustür etwas Gutes.

Hier sind einige Fakten, die deine Lust rauszugehen vergrößern dürften:

Sonnenlicht hält die innere Uhr des Körpers (siehe 4. Juni) synchron mit der Tageszeit, was den gesunden Schlaf fördert.Selbst an einem noch so bewölkten Wintertag ist es draußen mindestens zehnmal heller als in einem gewöhnlichen Innenraum.Der Körper nutzt Sonnenlicht, um Vitamin D zu bilden, das die Knochen gesund hält und das Immunsystem stärkt.Unsere natürliche Aufwachzeit hängt mit dem Sonnenaufgang zusammen: Forschungen haben ergeben, dass die Bevölkerung im äußersten Osten Deutschlands im Durchschnitt 36 Minuten früher aufwacht als im tiefen Westen, obwohl das ganze Land in derselben Zeitzone liegt. Dies wurde auch in US-Bundesstaaten innerhalb einer Zeitzone beobachtet.

13. Januar

Kryptowährung und Klimawandel

Anno dazumal bestand das Geld aus Münzen und Scheinen. Münzen hatten oft einen Eigenwert: Eine Goldmünze war buchstäblich Gold wert, und man konnte sie gegen alles eintauschen, was man brauchte, denn Gold liebten alle. Geldscheine hatten in der Regel einen repräsentativen Wert: Eine Zehn-Pfund-Banknote war ein Schuldschein, bei dessen Vorlage die Bank den Gegenwert in Gold herausrücken würde. So musste man das ganze Edelmetall nicht in der Handtasche herumschleppen. Aber heutzutage solltest du am Bankschalter lieber kein Gold verlangen: Das Geld, das wir heute verwenden, hat nur deshalb einen Wert, weil die Regierung und wir alle uns einig sind, dass es einen Wert hat. Dies wird als Fiatgeld bezeichnet, abgeleitet vom lateinischen Wort fiat, was so viel bedeutet wie »Es werde!«

Im Januar 2009 rief der geheimnisumwobene Satoshi Nakamoto den Bitcoin ins Leben, die berühmteste Kryptowährung der Welt. Kryptowährungen sind anders, weil sie nur digital existieren. Sie werden nicht in deiner Jeans oder einem Banktresor sicher verwahrt, sondern durch unglaublich komplexe Kryptografie gesichert. Neue Einheiten einer Kryptowährung werden durch »Mining« erzeugt, wobei Matheaufgaben zu lösen sind, die Normalsterbliche in den Ruin treiben würden. Man könnte meinen, dass eine reine Onlinewährung, für die keine Mineralien aus der Erde gegraben werden müssen, umweltfreundlicher wäre, aber so einfach ist es leider nicht. Krypto-Mining kann nur mit leistungsstarken Computern betrieben werden, die viel Strom verbrauchen. Schätzungen zufolge entspricht der jährliche Stromverbrauch aller Rechner im Bitcoin-Netzwerk dem Stromverbrauch von Belgien oder den Niederlanden.

14. Januar

Wo die wilden Gnus wandern

Die jährliche große Wanderung der Gnus in Tansania und Kenia ist ein Wunder der Natur. An der aus dem Weltraum sichtbaren Wanderung sind Hunderttausende Gnus und sonstige Weidetiere beteiligt, darunter Zebras, Gazellen und andere Antilopen (Gnus sind eine Antilopenart). Die Tiere legen mehr als 800 Kilometer zurück, um im Laufe des Jahres zu den besten Nahrungs- und Wasserquellen zu gelangen. Sie durchqueren die Masai-Mara-Ebenen in Kenia, ziehen nach Süden in die tansanische Serengeti und an den Rand des Ngorongoro-Kraters, wo sie abbiegen und im Uhrzeigersinn ihre Kreise ziehen. Aber woher wissen sie, wohin sie gehen müssen?

Gnu-Forscher halten es für möglich, dass die Tiere ihren Weg zu den Weidegründen finden, indem sie dem Geruch von Regen folgen. Andere verweisen auf die »Schwarmintelligenz« von Fischen und Vögeln, Bienen und Ameisen, die Probleme durch kollektive Entscheidungsfindung lösen und sich ohne ständiges Durcheinander als Ganzes bewegen können. KI-Entwickler möchten dieses Phänomen technisch nachahmen und bei der Entscheidungsfindung in Menschengruppen anwenden, was die Organisation von Gruppenurlauben und Betriebsausflügen erheblich erleichtern würde.

Gute Gnus

In den 1960er-Jahren lebten in der Serengeti etwa 200 000 Gnus, heute sind es dank der Tierschutzmaßnahmen etwa 1,5 Millionen. Sie sind dort ein wichtiger Bestandteil des vielfältigen Ökosystems.

SHUTTERSTOCK (Robert Adrian Hillman)

15. Januar

Selbstbeherrschung

Askese: extreme Selbstdisziplin.

»Wer Veganuary und Dry January kombiniert, startet asketisch ins neue Jahr.«

Askese ist oft Teil religiöser Rituale. Sie dient dazu, sich nicht von sinnlichem Vergnügen ablenken zu lassen, damit man sich auf Höheres konzentrieren kann. Das Wort kommt vom griechischen askeín und bedeutet »üben«. Die Idee, dass strenge Übung und Selbstverleugnung die körperlichen, geistigen und spirituellen Fähigkeiten stärkt, geht also auf die Antike zurück.

16. Januar

Stimme der Veränderung

Der Bürgerrechtsaktivist Martin Luther King, der 1964 den Friedensnobelpreis für seinen Kampf gegen die Rassentrennung in den USA erhielt, war als Redner legendär. MLK stammte aus einer baptistischen Familie: Sowohl sein Vater als auch sein Großvater waren Geistliche. Er hatte also gute Vorbilder dafür, wie er seine ausdrucksreiche, gefühlvolle Stimme einsetzen musste, um bewegende Ansprachen zu halten. Seine Rede »I have a dream« von 1963 ist eine der berühmtesten Reden der Welt.

Hier sind fünf besonders starke Zitate von MLK:

»Es ist immer die richtige Zeit, um das Richtige zu tun.«

»Dunkelheit kann nicht Dunkelheit vertreiben; das kann nur das Licht. Hass kann nicht Hass vertreiben; das kann nur die Liebe.«

»Aus dem Berg der Verzweiflung ein Stein der Hoffnung.«

»Ich habe beschlossen, bei der Liebe zu bleiben. Hass ist eine zu große Bürde.«

»Man stirbt, wenn man sich weigert, für das Richtige einzutreten. Man stirbt, wenn man sich weigert, für die Gerechtigkeit einzutreten. Man stirbt, wenn man sich weigert, für das Wahre einzutreten.«

17. Januar

Fließende Welt

In diesem wunderschönen Bild von Utagawa Hiroshige aus dem Jahr 1834 mit dem Titel Schnee am Gion-Schrein bahnen sich elegante Damen ihren Weg durch eine winterliche Szenerie. Hiroshige war ein Meister des Stils Ukiyo-e, was so viel bedeutet wie »Bilder der fließenden Welt«. Die Idee des Fließens kommt ursprünglich aus der buddhistischen Lehre von der Vergänglichkeit des Lebens, wurde aber im Laufe der Zeit mehr mit dem Vergnügen und der prallen Lebensfreude der Theater- und Bordellviertel in Zusammenhang gebracht, die während der Edo-Zeit (1603 – 1868) überall in den größten Städten Japans aus dem Boden schossen. Der Alltag eleganter und stilsicherer Prostituierter und Kabuki-Schauspieler, die bis dahin in den unteren gesellschaftlichen Schichten angesiedelt gewesen waren, wurde auf den äußerst populären Holzschnitten, die kostengünstig zu Tausenden reproduziert werden konnten, zelebriert. So hielt in Japan zum ersten Mal der Geschmack der breiten Masse in die Welt der Kunst Einzug.

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18. Januar

Unbeständiger Mond

O schwöre nicht beim Mond, dem wandelbaren,

Der immerfort in seiner Scheibe wechselt,

Damit nicht wandelbar dein Lieben sei!

William Shakespeare (1564 – 1616), Romeo und Julia

Beim Tanz von Erde und Mond um die Sonne werden verschiedene Teile des Mondgesichts für uns hier unten sichtbar. Der Grund ist nicht, wie manche glauben, dass der Schatten der Erde über die Mondoberfläche streicht, sondern dass an verschiedenen Punkten der Mondumlaufbahn nur Teile des Mondes von der Sonne angestrahlt werden. Wirft dagegen die Erde ihren Schatten auf den Mond, kommt es zu etwas Dramatischerem, nämlich zu einer Mondfinsternis.

SHUTTERSTOCK (Lucages)

Gute Reise, Mond

Der Mond entfernt sich jedes Jahr etwa 3,8 Zentimeter von uns.

SHUTTERSTOCK (Lucages)

19. Januar

Der Anfang

»Der Anfang ist immer heute.«

Mary Shelley (1797 – 1851) zugeschrieben, Romanautorin und Verfasserin von Kurzgeschichten.

Mary Shelleys Mutter war die feministische Pionierin Mary Wollstonecraft, die kurz nach Marys Geburt starb. Als Mary in einer stürmischen Nacht in den Schweizer Alpen die Idee zu ihrem berühmten Roman Frankenstein hatte, war sie erst 18 Jahre alt. Die Idee kam ihr, nachdem Lord Byron Mary und ihren Ehemann Percy Bysshe Shelley zu einem Wettbewerb im Gruselgeschichtenerzählen herausgefordert hatte. Im Jahr 1826 veröffentlichte sie außerdem The Last Man, den ersten dystopischen Roman in englischer Sprache. Darin geht es um den einzigen Überlebenden einer Pandemie im 21. Jahrhundert.

20. Januar

Die Einzigartigkeit der Schneeflocke

Man muss schon ein Herz aus Eis haben, um nicht in Begeisterung auszubrechen, wenn die ersten Schneeflocken vom Himmel rieseln. Schneeflocken entstehen, wenn Wassertröpfchen an Staub- oder Pollenpartikeln in der Luft gefrieren und einen Eiskristall bilden, der zur Erde hinabfällt und dabei weitere Wasserpartikel aufnimmt. Wasser gefriert immer zu sechseckigen Kristallen, aber keine Schneeflocke gleicht der anderen, denn verschiedene atmosphärische Faktoren sorgen für unendlich viele unterschiedliche Formen, und jede Flocke entsteht nach und nach auf ihrem ganz eigenen Pfad zur Erde. Laut einem internationalen Klassifizierungssystem gibt es im Großen und Ganzen 90 verschiedene Schneeflockenformen, von der außergewöhnlichen Nadelform bis zum klassischen sechsarmigen Stern.

JEESHIU

21. Januar

Raus aus der Bubble

Wir alle unterliegen dem sogenannten Bestätigungsfehler (confirmation bias), der darin besteht, dass wir Informationen bevorzugen, die unsere Meinung bestätigen. Nur durch kritisches Denken können wir diese angeborene Neigung überwinden und uns einer gewissen Objektivität nähern. Hochgebildete Menschen sind anfälliger für den Bestätigungsfehler, weil sie gut darin sind, Begründungen zu finden. Hier sind ein paar Dinge, die du gegen diese Denkfehler tun kannst, wie zum Beispiel dich vielfältigeren Einflüssen auszusetzen – was nebenbei auch Kreativität und Empathie fördern kann:

Suche aktiv nach Belegen, die deinen Standpunkt infrage stellen. Nutze auch mehrere seriöse Nachrichtenquellen auf der anderen Seite des politischen Spektrums; höre dir an, was Menschen mit unterschiedlichem Hintergrund zu sagen haben; schau und lies Medien, zu denen es dich normalerweise nicht ziehen würde – aber achte immer darauf, dass das, was du hörst oder siehst, sachlich richtig ist. Du möchtest überprüfen, ob eine Nachricht stimmt? Besuche die hervorragende Website Mimikama.org. Du glaubst aufgrund der Nachrichtenlage, dass alles schrecklich ist und immer schlimmer wird? Unternimm etwas gegen diesen falschen Eindruck, indem du Websites wie Goodnews.eu besuchst. Viele Medien (unter anderem WDR, ZDF, Tagesspiegel) haben auch eigene Rubriken für gute Nachrichten.Probiere neue Aktivitäten aus, für die du deine Komfortzone verlassen musst. Das bringt dich wiederum in Kontakt mit verschiedenartigen Menschen und erweitert dein Wissen und deinen Horizont.Halte an dem Grundsatz fest, dass jeder Mensch Fehler macht. Du bist nicht unfehlbar, und andere sind es auch nicht. Nur wo Raum für Fehler ist, wird das Leben interessant.

22. Januar

Das große Rennen

Der chinesische Tierkreis basiert auf dem Mondkalender und besteht aus einem zwölfjährigen Zyklus an Tieren, die den Charakter der unter dem jeweiligen Zeichen geborenen Menschen prägen sollen. Dieser Tierkreis hat eine herrliche Entstehungsgeschichte. Der Legende nach lud der Jadekaiser – der Herrscher des Himmels – eine Schar Tiere zu einem Wettrennen quer über einen Fluss ein. An der Startlinie standen bereit: ein Schwein, ein Hund, ein Hahn, ein Affe, eine Ziege, ein Pferd, eine Schlange, ein Drache, ein Kaninchen, ein Tiger, ein Ochse und eine Ratte.

Die Ratte und der Ochse waren die Ersten, wobei sich die listige Ratte vom freundlichen Ochsen im Ohr tragen ließ, nur um dann voranzupreschen. Es folgten der tapfere Tiger, der kräftig gegen die Strömung anschwamm, und der ängstliche Hase, der sich schwertat, bis er einen Baumstamm fand, auf dem er über den Fluss trieb. Insgeheim wurde der Hase auch vom eindrucksvollen Drachen unterstützt, der trotz seines wilden Aussehens wirklich hilfsbereit war: Er hielt auf halber Strecke an, um einigen Dorfbewohnern zu helfen, ein Feuer zu löschen, und pustete den Hasen auf dem Baumstamm voran. Dann kamen Pferd und Schlange. Die schlaue Schlange schlängelte sich um das Bein des Pferdes, überquerte mit ihm den Fluss, nur um es, am Ufer angekommen, zu erschrecken und sich so den sechsten Platz zu sichern. Ziege, Affe und Hahn bauten ein Floß, kamen gemeinsam ans Ufer und beeindruckten den Kaiser mit ihrem Teamgeist. Hund und Schwein waren die Letzten: Der Hund ließ sich ständig ablenken, das Schwein machte eine Pause zum Essen und eine zum Ausruhen. Man sagt, dass eigentlich auch die Katze am Rennen teilnehmen sollte, aber die Ratte hatte »vergessen«, die Katze am Morgen zu wecken.

23. Januar

Was ist Glück?

Geschafft. Der dritte Montag im Januar liegt hinter dir – er gilt als der deprimierendste Tag des Jahres und wird Blue Monday genannt. Aber was braucht man eigentlich, um nicht deprimiert zu sein? Glaubt man den Forschenden vom Office for National Statistics (ONS), dann ist es gar nicht so sinnvoll, nach dem Glück zu suchen, da es meist nur eine kurze Reaktion auf bestimmte Umstände ist. Was die Leute wirklich wollen, ist Lebensqualität oder »Wohlbefinden«.

Der Definition des ONS zufolge setzt sich das Wohlbefinden daraus zusammen, wie wir uns in Bezug auf zehn verschiedene Lebensbereiche fühlen: unser persönliches Wohlbefinden; Beziehungen; Gesundheit; Beschäftigung (wozu Dinge wie die Arbeitslosenquote zählen, wie viel Sport wir treiben, Kultur genießen und uns ehrenamtlich engagieren); der Wohnort; unsere Finanzen; die allgemeine Wirtschaftslage; Bildung und Qualifikation; die Regierung und Verwaltung; die Umwelt. Mit diesem Schema lässt sich gut herausfinden, welche Bereiche des Lebens wir vernachlässigen und welche gut laufen.

Eine wichtige Voraussetzung für das Wohlbefinden ist, weniger danach zu »streben«, sondern stattdessen möglichst anständig im Hier und Jetzt zu leben und dankbar für das zu sein, was man hat.

Wer erfand den Blue Monday?

Im Jahr 2005 entwickelte der Psychologe Dr. Cliff Arnall im Auftrag einer Fernsehsendung eine Formel, um zu berechnen, welcher Tag des Jahres am deprimierendsten sein müsste. Er kam auf diese Formel:

[W+(S−G)]×TQ/M×HD

W steht für das Wetter, S für Verschuldung, G für das Monatsgehalt, T für die Zeit seit Weihnachten, Q für die Zeit seit der Aufgabe der Neujahrsvorsätze, M für die niedrige Motivation und HD für den Handlungsdruck.

24. Januar

Hast du Kuchisabishii?

Zu dieser Jahreszeit sehnen sich viele nach Wohlfühlessen: Kartoffelbrei, heiße Schokolade, Hefegebäck mit dick Butter. Geht es dir manchmal auch so, dass du einfach nur gedankenlos weitermampfen willst? Dass du selbst nach einer ganzen Mahlzeit noch mehr essen möchtest? Dann leidest du womöglich unter dem, was in Japan kuchisabishii oder »einsamer Mund« genannt wird. Damit ist das Gefühl gemeint, aus Langeweile oder zum Trost essen zu wollen, nicht wegen des Hungers. Wer früher einmal geraucht hat, kann auch das Gefühl bekommen, die Zigarette im Mund zu vermissen. Hinter kuchisabishii steckt oft eine Sehnsucht und der Wunsch nach Verbundenheit. Wenn du dich also das nächste Mal einsam fühlst, dann ruf lieber einen Freund an, anstatt den Kühlschrank zu plündern.

25. Januar

Fabby Rabbie Burns

Die Burns Night wurde erstmals 1801 begangen, fünf Jahre nach dem Tod von Robert »Rabbie« Burns, dem größten Dichter Schottlands. An diesem Tag versammeln sich Schotten aus aller Welt, um Burns’ Leben und Werk mit Musik, Gesang, Essen und Trinken zu feiern. Der Ablauf kann variieren, aber immer wird Haggis mit neeps & tatties (Steckrüben- und Kartoffelpüree) gegessen, nicht ohne vorher das Tischgebet von Selkirk (siehe unten) zu sprechen und den Haggis als »den großen Häuptling der Pudding-Sippe« zu feiern. Die auf der Welt verstreuten Schotten unternehmen einiges, um an die Schafsinnereien für ihre Nationalspeise zu kommen. Als die USA 1989 wegen der BSE-Krise (»Rinderwahn«) die Einfuhr von Haggis verboten hatte, bereitete man in Amerika eine eigene Haggis-Variante aus Rindfleisch zu – mit enttäuschendem Ergebnis. An der kanadischen Grenze florierte der Handel mit illegalem Haggis, bis das Verbot dann 2010 wieder aufgehoben wurde, was bei allen Haggis-Gourmets Jubel und wässrige Münder auslöste.

Selkirk Grace

Some hae meat and canna eat

And some wad eat that want it:

But we hae meat and we can eat,

And sae the Lord be thankit.

(Der hat Brot und dennoch Not,

Und der keins hat, entbehrt es.

Wir haben Brot und keine Not,

Der liebe Gott beschert es.)

26. Januar

Fünf australische Idole

Der Australia Day ist ein gesetzlicher Feiertag, der ursprünglich die erste europäische Ansiedelung in der Bucht von Sydney im Jahr 1788 würdigen sollte. Weil sich die Briten in der Folge aber eine gewaltige Menge Land aneigneten und die indigene Bevölkerung Australiens jahrhundertelang unterdrückt wurde, wird der Tag von manchen auch als Invasion Day oder Survival Day bezeichnet.

Hier sind fünf uraustralische Idole, die man stattdessen feiern sollte:

Fanny Cochrane Smith (1834 – 1905), Sängerin

Fanny war offiziell die letzte indigene Australierin mit ausschließlich tasmanischer Abstammung, und sie war die Erste ihres Volkes, die per Phonograph aufgenommen wurde. Die Aufnahmen ihres Gesangs bewahrten ihre Sprache vor dem Aussterben. Fannys Lieder sind voller unbeugsamer Freude – du findest sie bestimmt im Internet.

David Unaipon (1872 – 1967), Erfinder

Unaipon, auch als der Leonardo Australiens bekannt, erfand die moderne elektrische Schafschere und fertigte Entwürfe für einen Hubschrauber an, die von der Form des Bumerangs inspiriert waren.

Pearl Gibbs (1901 – 1983), Aktivistin

Gibbs setzte sich unermüdlich dafür ein, dass die Regierung die Aborigines als Bürger mit Wahlrecht anerkannte. Erst 1984 erhielten die australischen Ureinwohner volle und gleiche Rechte wie Pflichten bei allen Wahlen.

Neville Bonner (1922 – 1999), Politiker

Bonner war der erste indigene Abgeordnete im australischen Parlament und setzte sich für die Rechte der Aborigines ein. Außerdem gründete er ein Unternehmen, um Bumerangs herzustellen, dem er den schmissigen Namen »Bonnerang« gab.

Bronwyn Bancroft (1958 – heute), Modedesignerin, Aktivistin und Künstlerin

Bancroft war als eine der ersten Australierinnen mit einer eigenen Show auf der Paris Fashion Week vertreten. Sie setzt sich für die Kunst der Ureinwohner ein und hat außerdem über 30 Kinderbücher illustriert.

Tiefe Wurzeln in Down Under

Die australischen Aborigines haben eine der ältesten kontinuierlichen Kulturen der Erde: Es gibt Belege dafür, dass in Australien bereits vor 65 000 Jahren Menschen lebten.

SHUTTERSTOCK (Viktoriia Protsak)

27. Januar

Es werde Licht!

Am heutigen Tag im Jahr 1880 wurde dem amerikanischen Erfinder Thomas Edison das Patent für seine elektrische Glühbirne zugesprochen – die erste, die für den Hausgebrauch geeignet war. Für die menschliche Zivilisation war dies ein bahnbrechender Moment, auch wenn die Erfindung nicht allein Edison zuzuschreiben ist, sondern einer Reihe von Erfindern, die vor ihm Pionierarbeit geleistet hatten.

Herkömmliche Glühbirnen funktionieren nach einem einfachen technischen Prinzip: Elektrischer Strom fließt in einem Vakuum (im Innenraum der Glühbirne) durch einen Glühfaden, der sich erhitzt und Licht abgibt. Die physikalischen Vorgänge, die in Gang gesetzt werden, wenn wir den Lichtschalter betätigen, sind allerdings verblüffend komplex: irgendwas mit Quantenmechanik, Photonentheorie und Schwarzkörperkurven. Selbst Einstein konnte das kaum erklären. Hier stattdessen ein paar lustige Glühbirnen-Fakten:

Das menschliche Gehirn läuft mit etwa einem Fünftel der Wattzahl einer herkömmlichen Glühbirne.In einer durchschnittlichen Glühbirne stecken 10 000 000 000 000 000 000 Wolframatome.In einer kalifornischen Feuerwache hängt eine Glühbirne, die seit 1901 brennt.Die brasilianische Fußballlegende Pelé wurde auf den Namen Edson getauft (seine Eltern ließen das »i« weg), weil bei seiner Geburt die Elektrizität gerade in seiner Heimatstadt angekommen war.In Brixton heißt eine Einkaufsstraße »Electric Avenue«, weil sie die erste war, die mit Glühbirnen beleuchtet wurde.Nur etwa 5 Prozent der von einer Glühbirne abgegebenen Energie wird in Licht umgewandelt, der Rest verpufft in Form von Wärme.

28. Januar

Ob Mr. Darcy ein guter Fang wäre?

Stolz und Vorurteil von Jane Austen wurde am heutigen Tag im Jahr 1813 erstmals im Vereinigten Königreich veröffentlicht. Die Leser verliebten sich sofort in die hürdenreiche Liebesgeschichte zwischen Elizabeth Bennet und Mr. Fitzwilliam Darcy. Seit inzwischen über zwei Jahrhunderten findet das Buch immer wieder ein neues Publikum und verkauft sich weiterhin jedes Jahr hunderttausendfach. Aber wäre Mr. Darcy wirklich ein guter Fang?

Dagegen spricht:

Er ist furchtbar verstockt und braucht 34 Kapitel, bis er Elizabeth endlich seine Gefühle gesteht – Gefühle, die ihn unbeschreiblich wütend gemacht haben.Er ist arrogant und unverschämt. Als er seine zukünftige Frau zum ersten Mal erblickt, sagt er: »Sie ist ganz passabel, aber nicht hübsch genug, um mich zu reizen.«Er ist reich.

Dafür spricht:

Er ist reich.Aber er lässt sich von Moral leiten, nicht vom Geld.Er hilft (schließlich) Elizabeths Schwestern, indem er die eine zu einer guten Heirat bewegt und den Verlobten der anderen zwingt, zu seinen Versprechen zu stehen.Alles in allem macht Darcy attraktiv, dass er fähig ist, sich zu verändern. Die emotionale Entwicklung, die ihn Austen durchmachen lässt, erlaubt ihm, seinen Stolz und seine Vorurteile zu überwinden und eine Liebe zu finden, die von Dauer ist.

29. Januar

Unsere Eiszeit

In der Weltgeschichte hat es mindestens fünf große Eiszeiten gegeben, von denen einige zig Millionen Jahre anhielten. Während der letzten Eiszeit waren ganz Irland und Schottland, der größte Teil von Wales und der Norden Englands von einer ein Kilometer dicken Eisschicht bedeckt. Genau genommen befinden wir uns immer noch mitten in einer Eiszeit, die vor 2,6 Millionen Jahren begann, aber seit etwa 11 000 Jahren herrscht eine wärmere »Zwischeneiszeit«.

30. Januar

Winternacht

Verschneit liegt rings die ganze Welt,

Ich hab’ nichts, was mich freuet,

Verlassen steht der Baum im Feld,

Hat längst sein Laub verstreuet.

Der Wind nur geht bei stiller Nacht

Und rüttelt an dem Baume,

Da rührt er seinen Wipfel sacht

Und redet wie im Traume.

Er träumt von künftiger Frühlingszeit,

Von Grün und Quellenrauschen,

Wo er im neuen Blütenkleid

Zu Gottes Lob wird rauschen.

Joseph von Eichendorff (1788 – 1857)

Wie man Gedichte liest

Viele Menschen halten Lyrik für eine schwierige Kunstform für Eingeweihte, die nur prätentiöse Leute mit schwarzen Rollkragenpullovern zu schätzen wissen. In Wirklichkeit ist sie eine der ältesten Ausdrucksformen der Menschheit und wurde in der Vergangenheit vielerorts öffentlich vorgetragen. Die folgenden Tipps helfen dir, das Beste daraus zu machen, wenn dir ein Gedicht begegnet:

Sei aufgeschlossen: Lyrik kann viele verschiedene Inhalte transportieren: Sie kann Geschichten erzählen, eine Stimmung oder ein Gefühl ausdrücken, politische Statements setzen und vieles mehr.Ein Gedicht kann ein Rätsel sein, aber um es zu genießen, muss man es nicht »lösen«.Achte auf den Wortschatz. Da Gedichte meistens sehr kurze Texte sind, wird jedes Wort von der Dichterin sehr sorgfältig ausgewählt, um die gewünschte Wirkung zu erzielen.Lies dir Gedichte zweimal durch. Auch durch lautes Lesen kannst du dir Rhythmus und Bedeutung klarer machen.

31. Januar

Wie man Sumerer und Akkader auseinanderhält

Aus dem märchenhaften Mesopotamien stammen etliche wichtige Erfindungen der Menschheitsgeschichte: Man nimmt an, dass dort das Rad erfunden wurde, ebenso wie das Einmaleins, die Schrift, die Bewässerung, das Segel, der 24-Stunden-Tag und das Bier. Aber wer waren diese findigen Leute?

Mesopotamien bedeutet »zwischen den Flüssen« oder »Zweistromland« und meint das fruchtbare Land zwischen Tigris und Euphrat. Heute umfasst dieses seit 10 000 v. Chr. bewohnte Gebiet den Irak und Teile von Syrien, Iran, Kuwait und der Türkei. Die ersten schriftkundigen Bewohner Mesopotamiens waren die Sumerer, die im 6. Jahrtausend v. Chr. aufkamen und die Region mit ihren Stadtstaaten beherrschten. Sie erfanden unser Zeitsystem und die Schulen und verschwanden dann aus der Geschichte, bis sie von Archäologen des 18. Jahrhunderts wiederentdeckt wurden.

Das akkadische Reich entstand im 24. Jahrhundert v. Chr. und dauerte bis zum 22. Jahrhundert v. Chr. Es war geeinter als das sumerische und begann mit der Herrschaft von Sargon von Akkad. Die Akkader erfanden die Post und benutzten erstmals Tontafeln und Briefumschläge. Wenn du also das nächste Mal eine Geburtstagskarte in den Briefkasten schmeißt, dann danke den Sumerern für die Gabe der Schrift und den Akkadern für den Briefumschlag (der zum Glück nicht mehr aus Ton ist). 

FEBRUAR

1. Februar

Sonett 29

Wenn ich, von Gott und Menschen überseh’n,

Mir wie ein Ausgestoßener erscheine,

Und, da der Himmel nicht erhört mein Fleh’n,

Dem Schicksal fluche und mein Los beweine:

Wünsch ich an Hoffnungen so reich zu sein

Wie Andre, vielbefreundet, hochgeboren –

In Kunst, in Freiheit Manchen gleich zu sein,

Unfroh bei dem, was mir das Glück erkoren.

Zur Selbstverachtung treibt mich fast mein Sorgen,

Doch denk ich Dein, ist aller Gram besiegt –

Der Lerche gleich’ ich dann, die früh am Morgen

Helljubelnd auf zum goldnen Himmel fliegt.

So macht Erinnerung an Dein Lieben reich,

Daß ich’s nicht hingäb’ um ein Königreich.

William Shakespeare(1564 – 1616), übersetzt von Friedrich Bodenstedt (1819 – 1892)

Wie in vielen Sonetten Shakespeares vollzieht sich mit dem letzten Reimpaar ein Perspektivwechsel, eine Volta (»Wendung«). Wie viele andere in Shakespeares Sammlung von 154 Sonetten, ist dieses Liebesgedicht an einen unbekannten »schönen Jüngling« gerichtet, bei dem es sich nach Meinung vieler Gelehrter entweder um Henry Wriothesley, Earl of Southampton, oder William Herbert, Earl of Pembroke, handelt, denn die Sammlung ist einem »Mr. W. H.« gewidmet. Von den anderen Sonetten richten sich 28 an eine dark lady, deren Identität ebenso rätselhaft ist.

2. Februar

Alles, was glänzt

Was ist an Gold so besonders? Man kann es nicht essen, als Material für Werkzeug ist es zu weich, und es ist nicht mal so selten wie Platin, welches auch schön glänzt. Dennoch hat das Gold mit seiner Wärme, seinem Glanz und seiner Farbe die Menschheit über Jahrtausende, Kulturen und Kontinente hinweg in seinen Bann gezogen. Man denke nur an die spektakulär strahlenden Masken von Agamemnon, Tutanchamun und Sanxingdui, die legendären Aztekenstädte voller Gold, den Wikingerschatz von Hoen, das goldene Nashorn von Mapungubwe, das Goldsiegel des Königs von Na aus Japan …

Gold ist wertvoll, weil wir uns alle darauf geeinigt haben, dass es wertvoll ist. Und dafür gibt es gute Gründe: Es lässt sich sehr leicht in verschiedene Formen bringen und zu Münzen prägen; es korrodiert nicht; es ist so selten, dass es knapp ist, aber auch so gut vorrätig, dass es weltweit verwendet werden kann. Man geht davon aus, dass im Erdkern genug Gold lagert, um die gesamte Oberfläche des Planeten mit einer 45 Zentimeter dicken Schicht zu bedecken. Bislang stammen 30 Prozent des weltweit entdeckten Goldes aus dem Witwatersrand-Becken in Südafrika.

Jahrhundertelang haben Alchemisten versucht, aus unedlen Metallen Gold herzustellen und nach dem legendären »Stein der Weisen« gefahndet – einer Substanz, die Dinge in Gold verwandeln und angeblich auch ewiges Leben verleihen konnte. Die moderne Technik macht Alchemie möglich, allerdings nicht durch Chemie. Gold lässt sich mit einem gewöhnlichen Teilchenbeschleuniger erzeugen, aber leider kostet dessen Betrieb unendlich viel mehr, als die mikroskopisch kleinen Golderträge wert sind.

3. Februar

Danke sagen

»Die gelungene Formulierung eines Kompliments ist eine der seltensten menschlichen Gaben, die gelungene Übermittlung eine weitere.«

Mark Twain (1835 – 1910)

Forschungen haben ergeben, dass man gemeinhin überschätzt, wie unangenehm es anderen ist, wenn man ihnen ein Kompliment macht, und dass man unterschätzt, wie positiv sich das auf ihren Tag auswirken wird. Da sich viele Menschen Kritik eher zu Herzen nehmen als Lob, muss ein Lob stärker sein, um Wirkung zu zeigen. Sowohl Wirtschaftspsychologinnen als auch Beziehungsexperten raten dazu, auf jede negative Rückmeldung fünf positive zu geben, damit die Bindung gesund und die Motivation hoch bleibt.

Wenn du dich von Herzen bedankst oder jemandem mitteilst, was du an ihm schätzt, entsteht nicht nur beim Gegenüber ein warmes Kribbeln: Studien haben ergeben, dass Dankbarkeit auch die eigene geistige und körperliche Gesundheit verbessert.

4. Februar

Beam me up