You Goddess! - Elizabeth Foley - E-Book

You Goddess! E-Book

Elizabeth Foley

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Beschreibung

Was wir von den antiken Göttinnen über Feminismus lernen können

Sei es die nordische Kriegsgöttin Freya, die alle Regeln bricht, die Yoruba-Göttin Oshun, die sich nicht scheut, das einzufordern, was ihr zusteht, oder die japanische Göttin Uzume, die zeigt, wie man selbst in den peinlichsten Situationen noch über sich selbst lachen kann: Diese wilde und fantastische Tour durch 25 antike Göttinnen zeigt uns, was wir in jeder Lebenslage von ihnen lernen können und wie wir sie als moderne Inspiration für das eigene Leben nutzen können. Witzig, ironisch und auf den Punkt gebracht. Egal, ob es darum geht sich selbst zu priorisieren oder was es bedeutet, eine „starke“ Frau zu sein – in den Mythen, Legenden und Geschichten finden wir zahlreiche Ratschläge und inspirierende Beispiele.

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Seitenzahl: 221

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Elizabeth Foley • Beth Coates

You Goddess!

Life Lessons von den coolsten Göttinnen der Geschichte

Aus dem Englischen von Katy Albrecht

Mit Illustrationen von Georgia Perry

Inhalt:

Was wir von den antiken Göttinnen über Feminismus lernen können

Sei es die nordische Kriegsgöttin Freya, die alle Regeln bricht, die Yoruba-Göttin Oshun, die sich nicht scheut, das einzufordern, was ihr zusteht, oder die japanische Göttin Uzume, die zeigt, wie man selbst in den peinlichsten Situationen noch über sich selbst lachen kann: Diese wilde und fantastische Tour durch 25 antike Göttinnen zeigt uns, was wir in jeder Lebenslage von ihnen lernen können und wie wir sie als moderne Inspiration für das eigene Leben nutzen können. Witzig, ironisch und auf den Punkt gebracht. Egal, ob es darum geht, sich selbst zu priorisieren, oder was es bedeutet, eine »starke« Frau zu sein – in den Mythen, Legenden und Geschichten finden wir zahlreiche Ratschläge und inspirierende Beispiele.

Vita:

Elizabeth Foley und Beth Coates sind ein starkes Frauenteam: Sie arbeiten zusammen als Lektorinnen in einem großen Londoner Verlagshaus und schreiben ganz nebenbei Bestseller – wie zum Beispiel »Homework for Grown-ups« oder »Shakespeare for Grown-ups« und natürlich »Was würde Frida tun?«.

Die Originalausgabe erschien 2020 unter dem Titel You Goddess! bei Faber & Faber Limited.

Der Inhalt dieses E-Books ist urheberrechtlich geschützt und enthält technische Sicherungsmaßnahmen gegen unbefugte Nutzung. Die Entfernung dieser Sicherung sowie die Nutzung durch unbefugte Verarbeitung, Vervielfältigung, Verbreitung oder öffentliche Zugänglichmachung, insbesondere in elektronischer Form, ist untersagt und kann straf- und zivilrechtliche Sanktionen nach sich ziehen.

Der Verlag behält sich die Verwertung der urheberrechtlich geschützten Inhalte dieses Werkes für Zwecke des Text- und Data-Minings nach § 44b UrhG ausdrücklich vor. Jegliche unbefugte Nutzung ist hiermit ausgeschlossen.

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Copyright der Originalausgabe © by Elizabeth Foley und Beth Coates

Illustrationen © Georgia Perry 2020

Copyright der deutschsprachigen Ausgabe © 2025 by Ludwig Verlag, München,

in der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH,

Neumarkter Straße 28, 81673 München

[email protected]

(Vorstehende Angaben sind zugleich

Pflichtinformationen nach GPSR.)

www.ludwig-verlag.de

Alle Rechte vorbehalten.

Übersetzung: Katy Albrecht

Redaktion: Sophie Dahmen

Umschlaggestaltung: Eisele Grafik-Design, München unter Verwendung eines Motivs von Georgia Perry

Satz: satz-bau Leingärtner, Nabburg

ISBN 978-3-641-33399-7V001

Für Laura, die so weise ist wie Athene, so ehrgeizig wie Inanna und uns zum Lachen bringt wie Uzume

Inhalt

Vorwort

Athene und eine »starke Frau« sein

Freya und Regeln brechen

Uzume und über sich selbst lachen

Oshun und bekommen, was uns zusteht

Inanna und den eigenen Ehrgeiz annehmen

The Morrígan und das Leben als Bitch

Bastet und die Macht weiblicher Solidarität

Fortuna und Schmiedin des eigenen Glücks sein

White Buffalo Calf Woman und Respekt

Baba Jaga und kompromisslos sein

Aphrodite und das Wissen über die Liebe

Pachamama und die Balance finden

Mazu und freundlich bleiben

Tanit und Durchhaltevermögen zeigen

Kali und voll da sein

Sedna und Selfcare an die erste Stelle setzen

The Selkie Wife und Nein sagen

Die Wawilak-Schwestern und Resilienz aufbauen

Rangda und gerne Single sein

Beaivi und auf die mentale Gesundheit achten

Pele und einen kühlen Kopf bewahren

Epona und Wandlungsfähigkeit lernen

Grüne Tara und Angst überwinden

Lilith und zur eigenen Sexualität stehen

Blodeuwedd und Unabhängigkeit finden

IX Chel und die Bedeutung alter Damen

Nachwort

Ausspracheregister

Quellenangaben

Danksagung

Vorwort

Woran denken wir als Erstes bei dem Wort »Göttin«? Himmlische weibliche Energie? Mutter Erde? Frauen in weißen, wallenden Gewändern im antiken Griechenland, die jede Menge Unheil stiften? Hollywoodstars? Küchengöttin oder Sexgöttin? Oder vielleicht Anastasia Steeles überschwängliche »innere Göttin«, die vor Aufregung über ihre erotischen Eskapaden in Fifty Shades of Grey gerne mal Salsa und Poledance tanzt? (Jede wie sie mag.)

Im Wörterbuch stehen zwei Definitionen von »Göttin«. Demnach ist eine Göttin in erster Bedeutung eine weibliche Gottheit, in zweiter aber eine Frau, die geradezu übermächtig attraktiv und schön ist. Alles, was wir im weiteren Sinne mit dem Wort Göttin assoziieren, klingt einerseits nach sehr viel Spaß (Schön sein! Unwiderstehlich sein! Sich überall einmischen!), beinhaltet aber auch ein paar heikle Rückschlüsse darauf, was gemäß unserer Kultur die formvollendeten Eigenschaften einer Frau sind (Schön sein! Unwiderstehlich sein! Sich überall einmischen!).

Die Göttinnengeschichten in diesem Buch spiegeln Erwartungen wider, die uns als Frauen einerseits hemmen, liefern uns aber andererseits auch zeitlose Beispiele dafür, wie wir das Beste aus unserem Leben herausholen können.

Wir haben auf diesen Seiten beeindruckende und inspirierende Beispiele weiblicher Höchstleistungen versammelt, und zwar von Göttinnen aus allen Ecken der Welt. Wir reisen mit ihnen aus dem antiken Griechenland nach Japan, von Skandinavien nach Amerika, von Polynesien in den Nahen Osten und nehmen von überall ein bisschen mythischen Zauber mit in unseren Alltag.

Mythen gibt es, seit es Menschen gibt. Schon immer haben wir Geschichten über magische Wesen, besondere Heldentaten und legendäre Fehlschläge gebraucht, um unseren eigenen Platz in dieser Welt zu finden, die uns allzu oft furchteinflößend und widersinnig erscheint. Damals, als jene Religionen entstanden, die unseren Vorfahren Halt gaben, war das Leben sehr viel härter als heute. Aber trotz all der Annehmlichkeiten, die uns heute zur Verfügung stehen, und trotz all der wissenschaftlichen Errungenschaften, die an die Stelle von Legenden getreten sind, suchen wir noch immer nach unserem Platz in dieser Welt. Und die großen Fragen sind noch immer da: Wer bin ich? Was mache ich hier? Wie kann ich ein guter Mensch werden? Warum bin ich geradezu süchtig nach meinem Handy? Kann ich Stiefel zum Midi-Rock tragen? Und wie genau mache ich das jetzt mit dem Contouring?

Millionen von Menschen finden die Antworten (auf zumindest einige dieser Fragen) in ihrem Glauben. Oftmals ist es allerdings so, dass sie die Lehren ihres eigenen Glaubens als Tatsachen betrachten, während sie Erzählungen anderer Religionen für bloße Mythen halten. Der Begriff »Mythos« klingt aber immer auch ein bisschen nach Fiktion und Schummelei. Wie schon der ebenso gefeierte wie umstrittene Mythologie-Forscher Robert Graves sagte: »Mythologie ist die Lehre von all jenen religiösen Legenden und Heldengeschichten, die den Studenten so dermaßen fremd sind, dass sie ihnen nicht als wahr erscheinen.«

In zahlreichen Religionen, die auch heute noch große Anhängerschaften haben, wie etwa im Hinduismus und Shintoismus, gibt es weibliche Gottheiten – aber auch in Religionen, an die heute kaum noch jemand glaubt, wie etwa in der griechisch-römischen und der keltischen Sagenwelt. Bei den größten Weltreligionen unserer Zeit aber steht immer eine männliche Gottheit im Zentrum, obwohl es überall auch wichtige Frauenfiguren gibt. Die einzig aktuelle Glaubensgemeinschaft der westlichen Welt, die eine alles überragende weibliche Gottheit verehrt, ist übrigens Wicca.

Das, was eine Göttin ausmacht, fassen wir in diesem Buch ein bisschen weiter und beurteilen keine danach, ob ihre Heldinnentaten wahr sind oder nicht. Wir möchten alle Erzählungen aus respektvoll-säkularer Perspektive betrachten, denn viele der hier erzählten Geschichten sind bestimmten Glaubensgemeinschaften wichtig und heilig. Wir haben uns bemüht, beim Schreiben respektvoll und achtsam zu bleiben, und sind uns bewusst, dass unsere Position ziemlich heikel ist. Erstens, weil wir vielen Kulturen in diesem Buch gegenüber nur Außenstehende sind, und zweitens, weil uns die lange Historie mit Krieg und Ausbeutung sowie kultureller Überheblichkeit und Aneignung vor Augen steht, derer sich weiße Europäer über die Jahrhunderte schuldig gemacht haben. Wir sind uns auch im Klaren darüber, dass es nicht einfach wird, unseren eigenen kulturellen Ballast abzuwerfen, wenn wir diese Themen angehen. – Und dass wir nicht alles genauso verstehen können wie eingeweihte Gläubige. Wir treten in diesem Buch allen Überlieferungen mit offener Neugier gegenüber und betrachten es als Privileg, sehr viel über jene Mythen gelernt zu haben, mit denen wir noch nicht vertraut waren, als wir mit den Recherchen anfingen. Uns sind die Augen für zahlreiche uns bislang unbekannte Geschichten und Vorstellungen geöffnet worden. Es gibt so viel mehr facettenreiche Mythen über Göttinnen als die griechisch-römischen, von denen wir in der Schule gehört haben. Wir hoffen, dass YOUGODDESS! euch ein paar neue Gottheiten vorstellen kann und euch dazu inspiriert, mehr über die Geschichte, Kulturen und Religionen zu erfahren, denen sie entspringen. Das Schönste am Schreiben dieses Buches aber war die Lernerfahrung, die wir machen durften, und wir wissen auch, dass wir längst nicht ausgelernt haben.

Eines aber ist überall auf der Welt dasselbe – bis in antike Zeiten zurück: Echte Frauen bekommen kaum Aufmerksamkeit. Allen Bemühungen feministischer Archäolog*innen des 20. Jahrhunderts zum Trotz stellen wir fest, dass es in der Geschichte nie ein Goldenes Zeitalter gab, in dem Frauen politisch das Zepter in der Hand hielten.* Es war irgendwie schon immer eine Männerwelt und Dank der allgemeinen Verbreitung des Patriarchats beschäftigen sich die meisten Mythen auch mit den Heldentaten von Männern. Jedoch gab es in allen Kulturen einen besonderen Ort, an dem Frauen respektiert wurden, einen gleichberechtigten Platz neben ihren männlichen Kollegen einnehmen durften und die gleiche Arbeit für (manchmal) gleichen Lohn verrichteten: die himmlischen Gefilde von Folklore und Mythos. Zugegeben, um für einen Job dort geeignet zu sein, mussten Frauen übermenschlich sein, aber trotzdem können wir von den hohen Anforderungen, die an Gottheiten gestellt wurden, etwas lernen.

Wir haben uns jede Göttin in diesem Buch genau angesehen, um eine besondere Charakteristik zutage zu fördern oder bei ihr etwas zu finden, das uns heute hilft, persönlichen Erfolg, mentale Gesundheit und Selbstvertrauen zu finden. Wir haben uns Gedanken über die Ängste gemacht, die viele Frauen des 21. Jahrhunderts immer wieder haben, und diejenigen Unsterblichen gefunden, von denen wir am besten lernen können, diese Ängste im Zaum zu halten. Zu diesem Zweck müssen wir weder Mantras chanten noch das Haar umkränzen oder barfuß im Nachttau tanzen, so verlockend das auch klingen mag. Tatsächlich werden wir uns mit den speziellen Heldinnentaten dieser Göttinnen beschäftigen, den Herausforderungen, vor denen sie standen, ihren übernatürlichen Kräften und damit, wie sich ihre Geschichten im Laufe der Zeit verändert haben. Wir schauen uns an, wie wir Ängsten entgegentreten, unsere Freiheit behaupten, unseren Ruf verteidigen, unsere Körper lieben, andere Frauen unterstützen, Nein sagen, Selfcare zur Priorität machen, unser Glück selbst in die Hand nehmen können und vieles, vieles mehr.

Die Geschichten, die wie gefunden haben, waren einst die Spielwiese reisender männlicher Dichter, Schriftgelehrter und Schriftsteller. Als Leserinnen des 21. Jahrhunderts betrachten wir diese Sagen in einem anderen Licht. Dem Publikum im 11. Jahrhundert wird die Geschichte der blumengeborenen Sagengestalt Blodeuwedd aus Wales als Warnung vor der typisch weiblichen Schlampenhaftigkeit erschienen sein, wir dagegen lesen sie heute als Geschichte zupackender weiblicher Emanzipation. Es gibt noch mehr Göttinnen-Erzählungen, deren Neuinterpretationen uns überraschende Lehren bieten. Die Art und Weise, wie unsere himmlischen Schwestern über die Jahrhunderte hinweg immer wieder neu erfunden wurden, sagt eine Menge darüber aus, wie sich auch die Ansprüche an Weiblichkeit und Frausein verändert haben. Nicht selten gibt es verschiedene Versionen eines Göttinnen-Mythos, deshalb haben wir uns entweder für die bekannteste oder die unserer Meinung nach erhellendste entschieden. Wir haben uns diese Darstellungen aus der Sicht heutiger moderner Frauen angesehen und überraschende Verbindungen zu unseren Schwestern in anderen Zeiten und auf anderen Kontinenten gefunden. Für den Fall, dass Ihr weitere Fachmeinungen und wissenschaftliche Untersuchungen zu einigen Themen im Buch erkunden möchtet, gibt es im Anhang ein Quellenverzeichnis.

Mit den Göttinnen hier im Buch können wir weibliche Stereotype** infrage stellen, die seit dem Altertum bestehen und bis heute überdauert haben: Wir werden uns die Amazone und die »starke Frau« ansehen, die nährende Mutter, die weise oder böse Hexe, die eingebildete Zicke, die Verführerin, die unschuldige Jungfrau in Nöten und die manisch-koboldhafte Traumfrau. In den Medien wird ständig gefragt, was Frauen erreichen können: Können Frauen komisch sein? Können sie Führungsrollen übernehmen? Können sie in Tech-Berufen erfolgreich sein? Ist es okay, wenn sie häufig die Partner*in wechseln? Ist es okay, wenn sie keine Kinder wollen? Was, wenn sie Kinder und Karriere wollen? Halleluja! Und wie bitte soll das gehen? Können sie älter werden und trotzdem attraktiv und nützlich bleiben? Können sie sich nicht einfach mal nur entspannen? WTF!

Schließlich gibt es da noch einen anderen Aspekt des Göttinnen-Daseins: Mächtige Frauen sind gefährlich. Sie sind so nervtötend, dass sie in vielen Mythen für Tod und Zerstörung zuständig sind. Wir müssen uns nur Kali***, Hel**** oder Tiamat***** ansehen, damit die Botschaft ankommt, dass Göttinnen verdammt furchteinflößend sein können. Mal sehen, was wir daraus und aus den positiveren Aspekten unserer Göttinnen lernen können. Egal, ob Ihr YOUGODDESS! durchblättert und euch hier und da etwas herauspickt oder ob Ihr es von vorne bis hinten durchlest, wir hoffen, dass Ihr es auch als Fest weiblicher Stärke in jeglicher Form empfindet. Es ist ein Superheldinnen-Superboost, den Ihr hoffentlich mit euren Freundinnen, Schwestern, Müttern und Töchtern teilt, einfach mit allen Göttinnen in eurem Leben.

*Zahlreiche archäologischen Funde von Statuen hübscher, vollbusiger weiblicher Figurinen, wie etwa die fast 30 000 Jahre alte Venus von Willendorf, haben dazu geführt, dass viele Leute glaubten, in prähistorischer Zeit sei die Verehrung von Mutter-Gottheiten weitverbreitet gewesen, und folgerten, dass die Gesellschaft damals von Frauen angeführt worden sei. Leider wurde diese Theorie in den meisten modernen wissenschaftlichen Analysen widerlegt, da die Beweise nicht ausreichten.

**Für den Fall, dass Ihr mit den Typen durcheinanderkommt: Ein Stereotyp ist ein allgemein verwendetes, aber sehr vereinfachtes Bild eines bestimmten Personentypus; ein Archetyp ist ein universell anerkanntes kulturelles Symbol, ein Haplotyp ist ein Allelen-Satz unterschiedlicher Gene, die auf einem Chromosom eng verbunden sind – und hat mit diesem Buch überhaupt nichts zu tun.

***Hindu-Göttin des Todes und der Zeit, üblicherweise mit vier Armen dargestellt, um damit ein Schwert, einen Dreizack, einen abgetrennten Kopf und eine Schale zu halten, in der das Blut aufgefangen wird (gibt Hausfrauen-Göttin-Punkte). Siehe Seiten 111–116.

****Nordische Göttin der Unterwelt. Besonders stylisch verkörpert von Cate Blanchett in Thor: Ragnarok.

*****Babylonische Göttin der Meere und des Chaos, häufig als wilder Drache dargestellt, wie in der 1980er-Kultserie Dungeons & Dragons.

Athene

und eine »starke Frau« sein

Antike, Griechenland

Auch bekannt als

Grauäugige Athene, Pallas, die Unermüdliche, Minerva (im alten Rom)

Skills

Intelligenz, Kreativität, strategisches Geschick, Ein Kerl von einer Frau

Zuständigkeitsbereiche

Krieg, Weisheit, Tech, Handwerk, Politik, Philosophie, Eulen

Athene gehört zu den bekanntesten Göttinnen der westlichen Welt. Sie ist Mitglied einer ebenso berühmten wie umtriebigen Sippe: der Familie der Olympischen Götter, die schon im zweiten Jahrtausend vor Christus im alten Griechenland verehrt wurde. Die Olympier beteiligten sich an allerlei Heldentaten und Katastrophen, üblicherweise mit dem Ergebnis, dass die Sterblichen, die sie sich quasi als Haustiere hielten, größtmöglichen Schaden erlitten. Athene kam auf recht ungewöhnliche Weise zur Welt und damit war ihr Lebensmotto im Grunde schon gesetzt. Ihr Vater Zeus, der König der Götter, schwängerte ihre Mutter Metis und verschlang diese, nachdem er ihr die Zustimmung abgeluchst hatte, sie in eine Fliege zu verwandeln. Er sah sich zu dieser recht drastischen Maßnahme gezwungen, weil eine Prophezeiung besagte, die Kinder der Metis würden mächtiger sein als Zeus. (Sogar Götter haben Angst davor, dass Prophezeiungen wahr werden!) Athene reifte nun also in Zeus heran und verursachte ihm schließlich derartige Kopfschmerzen, dass er nicht etwa eine Ibu einwarf, sondern einen anderen Gott um Hilfe bat, der ihm mit einer Axt den Schädel öffnete. Athene war passenderweise auch eine ungewöhnliche Neugeborene, denn sie entstieg dem Kopf ihres Vaters ausgewachsen und bereits in eine Rüstung gewandet.

Von diesem Punkt an konzentrieren sich die Geschichten über Athene (offensichtlich in der Hauptsache von Männern****** verfasst) auf die Tatsache, dass sie von ihrem Vater geboren wurde. Die Herren schrieben darüber, dass Athene in Männersachen wie Kämpfen und Denken ziemlich gut war und dass sie ständig die Schwesternschaft unterminierte. Unter anderem, indem sie männliche Helden wie Orestes (dem sie die Strafe für den Muttermord erlassen hat) anderen vorzog, während sie Frauen, die ihr auf die Nerven gingen, bestrafte. Ein bekanntes Beispiel für Letzteres ist Arachne, eine Frau, die ihr im Wett-Weben, einem damals beliebten Frauensport, ebenbürtig war. Zur Strafe für diese Dreistigkeit verwandelte Athene Arachne in eine Spinne. Und dann war da noch Medusa, die sie in ein Monster mit Schlangenhaupt verwandelte – und zwar weil Medusa die Unverfrorenheit besessen hatte, in Athenes Tempel vergewaltigt worden zu sein. Eines der Zitate, die der Dramatiker Sophokles dieser einschüchternden Göttin in den Mund gelegt hat, lautet: »Über die Feinde zu lachen – kann es süßeres Lachen geben als dieses?«

Trotzdem wurde Athene stets in hohen Ehren gehalten, denn sie war zweifellos mächtig und besaß zu einer Zeit, als sterblichen Frauen solcher Ruhm nicht vergönnt war, Einfluss auf die Angelegenheiten von Männern. Sie teilte sich die Verantwortung als Kriegsgottheit mit ihrem Bruder Ares (der eigentlich mehr der Gott blinder Gewalt und Kneipenschlägereien war) und war die Göttin der Technik und des Handwerks wie etwa Schiffsbau und Schlosserarbeiten. (Heute wäre sie wahrscheinlich Spitzen-Programmiererin oder Ingenieurin, wie Shuri in Black Panther.) Ihre gefeierte Intelligenz und ihr politisches Verständnis galten ebenfalls als maskuline Fähigkeiten, und schon ihre Herkunftsgeschichte legt ja nahe, dass ihre Weisheit und ihr Erfindungsreichtum buchstäblich dem Gehirn von Männern entspringen. Genau deswegen respektierten kluge Helden wie Odysseus ihren Intellekt und ihre Ratschläge mehr als ihre pure Göttlichkeit – wie es etwa bei ihrer sexy Cousine Aphrodite, der Göttin der Liebe (siehe Seiten 84–91), der Fall war.

Athenes Entschiedenheit, auf ewig Jungfrau zu bleiben, sowie ihre Macho-Outfits und Talente ermöglichten ihr Kumpelfreundschaften mit den göttlichen Jungs. Ihre Abkehr von der Sexualität wird von einigen Wissenschaftlern als entscheidender Aspekt ihrer Genialität betrachtet, während man der Ansicht war, nichtjungfräuliche Frauen sollten ihre Kreativität beim Sex, in Schwangerschaften und endlosen Kuckuck-Spielen mit ihren Babys ausleben. Athene ist all dem aus dem Weg gegangen und hat sich auf ihre Hobbys in Handwerk und Technik konzentriert.

Als Schutzpatronin der Stadt Athen, dem historischen Zentrum der Demokratie, gilt Athene heute noch als Symbol für politischen Frieden und Gerechtigkeit. Sie hatte übrigens die Herrschaft über die Stadt, die heute ihren Namen trägt, beim Glücksspiel gewonnen, genauer gesagt bei einem Wett-Schenken mit ihrem Onkel Poseidon, dem Gott der Meere. Um die Bürger der Stadt zu beeindrucken, haute Poseidon seinen berühmten Dreizack in den Boden und erzeugte eine Quelle. Leider aber entsprang ihr Salzwasser, was den Bürgern nicht viel nutzte. Als Athene jedoch ihr Schwert in die Erde rammte, spross dort ein Olivenbaum, der die Stadt mit Nahrung versorgte, dazu Öl und Holz lieferte, womit die Athener sehr viel mehr anfangen konnten. (Athene erfand auch andere nützliche Dinge wie Harken, Zahlen und Trompeten.) Oben auf der Akropolis, in einem Tempel, der sowohl Athene wie auch Poseidon geweiht ist, wächst übrigens noch immer ein gut behüteter Olivenbaum.

Athene tritt normalerweise in Begleitung einer Eule auf, sie wurde aber auch schon mit Schlangen gesehen: Einer Legende nach bewachte eine Giftschlange im Auftrag der Göttin die Akropolis und auf Athenes Schild, der Aigis, ist Medusas Schlangenfrisur******* zu sehen.

Die Römer haben später mit Begeisterung die griechische Religion in ihre eigene integriert. Minerva, Athenes römische Inkarnation, war weniger kampfbetont und intellektueller als ihr griechisches Vorbild. Der große lateinische Dichter Ovid merkte aber an, was für eine großartige Multitaskerin sie sei, und nannte sie »Göttin der tausend Werke«********. Minerva war eine ziemlich flexible Göttin: Während sich das Römische Reich im ersten Jahrhundert vor Christus in Europa verbreitete, ging sie nämlich zuweilen mit ähnlichen lokalen Gottheiten eine Symbiose ein, unter anderem mit der gallischen Belisama in Südfrankreich und der britischen Heilungsgöttin Sulis. In Bath gibt es heute noch einen Tempel der Sulis-Minerva.

Eine Göttin, die Weisheit bringt, für sich selbst einsteht und sich um Eulen kümmert, verdient jedenfalls eine Menge Bewunderung. Athene ist aber auch ein Beispiel für das patriarchalische Vorurteil einer »starken Frau«, das – obwohl es wie ein Kompliment klingt – nicht selten eine schwierige Zuschreibung ist. Wenn wir in Filmen, Büchern oder Fernsehsendungen positiv über »starke Frauenfiguren« sprechen, meinen die meisten von uns »eine weibliche Figur, die genauso bedeutend und ausgearbeitet ist wie eine männliche Figur«. (Von »starken männlichen Figuren« spricht dagegen niemand, denn wir betrachten dies als die Norm.) Dennoch sind »starke« Frauen oftmals Figuren, die im wahrsten Sinne des Wortes stark sind und häufig wie Männer handeln, nur eben in Pumps. (In Filmen läuft es darauf hinaus, dass sie abends in mondänen Dessous herumsitzen, nachdem sie den ganzen Tag böse Jungs in die Schranken gewiesen haben. Hallo Atomic Blonde!) Auch wenn sie als etwas Besonderes gefeiert werden, werfen diese Hammer-Ladys dennoch einen Schatten der Schwäche auf normale Frauen. Diese Art »starke Frau« rüscht sich nicht so auf, ist nicht so schmusig wie andere Frauen und heult sich nicht die Augen aus. Warum aber sollten männliche Attribute die einzig maßgeblichen für die Definition von Stärke sein?

»Starke« Frauen erledigen ihren Kram ohne Murren. Vielleicht aber sollten wir Frauen tatsächlich ein bisschen murren, damit die Welt besser wird. Athene ist genau die richtige Göttin, über die wir etwas lesen sollten, wenn irgendwer in solcher Weise über Frauen urteilt. Ihre Direktheit und die Kraft, die sie in den Armen hat, sind durchaus beeindruckend, wenn sie zum Beispiel in Homers Ilias das Alphatier Ares als heuchlerischen Lügner bezeichnet und ihn mit einem Stein k. o. schlägt. Die berühmtesten Geschichten aber handeln von ihrer Geisteskraft. Und wenn sie mit den starken Helden arbeitet, die sie so mag, tritt Athene gar nicht immer in ihrem Krieger-Prinzessinnen-Outfit auf, sondern manchmal auch als verletzliche alte Frau oder als kleines Mädchen.

Als Oma getarnt, bewies sie sowohl Intelligenz als auch Modebewusstsein, als sie Herakles half, den Nemeischen Löwen zu einem schicken Mantel zu verarbeiten. Sie riet ihm, sich die Macht des kräftigen Tiers zunutze zu machen, denn das Fell dieses Löwen konnte einzig und allein durch seine eigenen Klauen zerschnitten werden. Von Athene stammt übrigens auch die Idee mit dem Trojanischen Pferd, das den Griechen den Sieg brachte, als sie damit hinter die Stadtmauern Trojas gelangt waren.

Wenn wir sie heute mit modernen Augen betrachten, sehen wir auch ohne ihre Rüstung das Positive an dieser klugen Frau, die sich nicht durch ihre sexuelle Attraktivität******** definieren lässt. Ohne zu behaupten, dass sie erst durch ihre sehr traditionell männliche Art großartig wirkt, erkennen wir an, dass sie Männer auf deren eigenem Feld schlägt.

******Die lange Zeit, in der einer Vielzahl von Frauen Bildung komplett verwehrt blieb, ist erst vor Kurzem zu Ende gegangen. Vor 180 Jahren waren noch 60 Prozent der britischen Frauen Analphabetinnen. (Heute liegt die Zahl der Erwachsenen weltweit, die lesen und schreiben können, bei 90 Prozent der Männer und 83 Prozent der Frauen.)

*******Abbilder von Medusas Kopf bezeichnet man auch als Gorgonenhaupt. Wir sehen es jeden Tag auf all unseren Versace-Klamotten. Freud war der Meinung, dass das abgeschlagene Haupt der Medusa ein Symbol für Kastrationsangst sei – ausgelöst durch den schrecklichen Anblick weiblicher Genitalien (wobei die Schlangen das Schamhaar darstellten). Vermutlich nicht ganz der Vibe, den Versace sich vorgestellt hat.

********Beim nächsten Mal, wenn wir gerade die Wäsche machen, können wir uns ein bisschen großartiger fühlen. Wir arbeiten unter der Aigis der Athene oder, wie Ovid sagte: »Verehrt diejenige, die den Schmutz aus beschädigten Gewändern entfernt.«

********Der Trojanische Krieger Paris, Jurymitglied bei Greece’s Next Top Goddess, fand bekanntlich Aphrodite hübscher als Athene.

Freya

und Regeln brechen

Nordische Sagenwelt, Skandinavien

Auch bekannt als

Herrin, Konfliktverursacherin, Wanadis

Skills

Verführung, Unsichtbarkeit, magische Künste, Hedonismus

Zuständigkeitsbereiche

Sex, Fruchtbarkeit, Gold, Tod, Krieg, Reisen

Es ist nicht immer leicht, einen eigenen Weg zu gehen. Das tun, was alle machen, ist viel einfacher, sogar dann, wenn wir das Gefühl haben, nicht ganz auf dem richtigen Weg zu sein. Falls unsere Eltern oder Partner*innen sehr klare Vorstellungen davon haben, was wir mit unserem Leben anfangen sollen (oder was wir alles falsch machen), braucht es sehr viel Selbstvertrauen und Zielstrebigkeit, einen anderen Weg einzuschlagen. Genau dann aber, wenn wir den Drang verspüren, Farbe zu bekennen, sollten wir uns Inspiration bei der nordischen Kriegsgöttin Freya holen.

Die Götterwelt der Wikinger teilte sich im Wesentlichen in zwei Gruppen: einerseits die streitlustigen Asen mit ihrem Faible für Krieg und Reichtum und andererseits die etwas schlichteren, wilden Wanen, die Götter für Sex und Fruchtbarkeit. Diese beiden Stämme führten einen erbitterten Krieg gegeneinander (um Gold, was sonst), der irgendwann für beide Seiten derart katastrophal wurde, dass sie beschlossen, Geiseln auszutauschen und eine Art Waffenstillstand zu schließen. Freya, die schöne, geheimnisvolle und mächtige Tochter des Wanen-Bosses, landete in Asgard – zusammen mit Gestalten wie Göttervater Odin, dem hammerschwingenden Thor und natürlich auch dessen Lieblingsfeind und Patenonkel, dem Trickster Loki.

Als Reisegöttin dirigiert Freya die Kräfte der Natur und ihr steht ein wahres Schatzkästchen an Ausrüstung zur Verfügung: Sie steuert eine von Wildkatzen gezogene Kutsche, reitet auf einem Wildschwein mit goldenen Borsten und besitzt ein Zaubergewand aus Falkenfedern, mit dem sie ihre Gestalt wandeln kann. Außerdem ist sie, genau wie Odin, Meisterin der nordischen Zauberkunst Seidr, die so mächtig ist, dass sie sogar Schicksal und Vorsehung verändern kann.

Aus der Edda, jener berühmten Sammlung altnordischer Dichtkunst, wissen wir, dass der ideale Tod im alten Norden auf dem Schlachtfeld stattfand. Er garantierte Einlass nach Walhalla, in Odins heilige Hallen, wo die Krieger den ganzen Tag kämpften und abends bei unendlichem Vorrat an Wildschweinbraten feierten. Weniger bekannt ist, dass Freya das Recht hatte, sich die Elite der Toten herauszupicken, und als Chef-Walküre******** beanspruchte sie die Hälfte aller gemeuchelten Krieger.

Sie hatte die erste Wahl und nahm ihre Toten mit nach Hause, zu einem ruhigen Ort namens Folkwang, dem Feld der Menschen. Später wurde Freya sowohl in der christlichen Dichtung wie auch in der Kunst zwar als träumerische, leichtfertige und sinnliche Fruchtbarkeitsgöttin dargestellt, es schadet aber nicht, sich daran zu erinnern, dass sie eine von den ganz Großen war. Und dass sie zu Recht als mächtige und einflussreiche Göttin verehrt wurde, die die Dinge auf ganz eigene, unnachahmliche Weise regelte. Viele Götter der nordischen Sagenwelt verliebten sich in Freya, Riesen veranstalteten jede Menge Blödsinn, nur um ihre Aufmerksamkeit zu erregen, Sterbliche verehrten sie und erhofften sich von ihr Rekordernten. Die Geschichten, die sich um sie ranken, zeigen uns eine Göttin, die mit ihrer Sexualität im Reinen war und die schönen Dinge des Lebens liebte.

Eine berühmte Geschichte über Freya handelt von ihrer Jagd nach der Bernsteinkette Brisingamen, die von derart strahlender Schönheit und Perfektion war, dass Freya in dem Moment, wo ihr Blick auf das Geschmeide gefallen war, genau wusste: Sie musste es haben. Freya fragte die vier Zwerge, die es hergestellt hatten, was sie dafür haben wollten, sie würde jeden Preis bezahlen. Eine Nacht mit jedem von ihnen war die Antwort. Und Freya, eine Frau, die einerseits sehr genau wusste, was sie sich sehnlichst wünschte, und andererseits keinerlei sexuelle Skrupel kannte, stimmte zu. Loki hatte sie beobachtet und erzählte Odin davon. (Loki erzählte übrigens gerne allen und jedem, dass Freya schon mit sämtlichen Göttern und Elfen geschlafen habe.)