Ein Jahr in meinem Garten - Jacqueline van der Kloet - E-Book

Ein Jahr in meinem Garten E-Book

Jacqueline van der Kloet

0,0
12,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Jacqueline van der Kloet vermittelt in ihrem neuen, faszinierenden Buch ihr gesammeltes Gestaltungswissen auf sehr anschauliche, praktische und gut strukturierte, nicht überladene Art und Weise. Nach Monaten gegliedert, erklärt sie, was jeden Monat in den Gärten unserer Breiten besonders macht und spricht über die wichtigsten Aufgaben, die erledigt werden müssen, damit ein Garten wirklich fantastisch aussieht. Jacqueline ist nicht nur eine überaus erfahrene Planerin und Gestalterin, sondern auch eine versierte Fotografin; so hat sie 12 Fixpunkte im Garten ausgewählt, die sie jeden Monat fotografiert hat, um zu zeigen, wie sich die Bepflanzung im Laufe eines Jahres dort jeweils entwickelt.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB

Seitenzahl: 152

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



EIN JAHR IN MEINEM GARTEN
EIN JAHR IN
Jacqueline van der Kloet
MEINEM GARTEN
Die Originalausgabe erschien 2019 unter dem Titel »Een jaar in mijn tuin«
bei Forte Uitgevers, Baarn / Hélène Lesger Books, Amsterdam
www.forteuitgevers.nl / [email protected]
Copyright © 2019 Text by Jacqueline van der Kloet
www.jacquelinevanderkloet.nl
Copyright © 2019 Hélène Lesger Books, Amsterdam
All rights reserved.
Fotos © Jacqueline van der Kloet, mit Ausnahme von:
Titia Brouwers: 87 r., 220 o.
Cor van Gelderen, PlantenTuin Esveld: 93, 95, 96
Manon Hazebroucq: 18
Eiko Hirako: 69 u.l.
Elwin Kok: blz. 214 u.l. und u.r.
Thérèse van der Lely: Umschlagvorderseite, 26, 29 u.r., 42 u.l., u.r., 43 o.l., o.r., M.l., u.l., u.r., 48, 54–55,
60, 61, 64 u.l., 65 o.l., o.r., 68, 88, 97, 148, 161 o.r., 195, 233 Reihe 3 M. und r., 236, 237, 259
Hélène Lesger: 21 o., 253 l.
Robert Mabic: Umschlagrückseite
Piet Oudolf: 62, 63
Maayke de Ridder: Vor- und Nachsatz, 9–12, 24 r, 209, 211, 213 o.r., 215, 217
Dirk Jan Smit: 145 M.u., 212
Desirée Wijtenburg: 145 o.r.
Book design: Volken Beck
Type setting and production: Wouter Eertink, Graven 13, Deventer
© 2021 GRÄFE UND UNZER VERLAG GMBH, München.
Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck, auch auszugsweise, sowie Verbreitung durch Bild,
Funk, Fernsehen und Internet, durch fotomechanische Wiedergabe, Tonträger und
Datenverarbeitungssysteme jeder Art nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlags.
Projektleitung: Cornelia Nunn
Übersetzung aus dem Niederländischen: Claudia Gölz
Satz und Lektorat: bookwise medienproduktion GmbH, München
Herstellung: Susanne Fuhrmann
Umschlaggestaltung: independent Medien-Design, Horst Moser, München
Druck und Bindung: Printer Trento, Italien
ISBN 978-3-8338-7590-8
1. Auflage 2021
www.facebook.com/gu.verlag
Vorwort
9
September
Abschied vom Sommer
14
12 Monate in meinem Garten
30
Lieblingspflanzen: violett
34
Oktober
Neblige Tage
40
12 Monate in meinem Garten
52
Lieblingspflanzen: lila
56
November
Silhouetten und Strukturen
60
12 Monate in meinem Garten
74
Lieblingspflanzen: grau
78
Dezember
Winterschlaf … oder nicht?
82
12 Monate in meinem Garten
98
Lieblingspflanzen: rosa
102
Januar
Schafe und Schneeglöckchen
106
12 Monate in meinem Garten
114
Lieblingspflanzen: weiß
118
Februar
Schneiden, hacken, räumen
122
12 Monate in meinem Garten
132
Lieblingspflanzen: solche mit Struktur
136
März
Die Kraft der Natur
140
12 Monate in meinem Garten
150
Lieblingspflanzen: himmelblau
154
April
Blumenzwiebeln ohne Ende
160
12 Monate in meinem Garten
174
Lieblingspflanzen: gelb
178
Mai
Jetzt geht es richtig los!
182
12 Monate in meinem Garten
196
Lieblingspflanzen: orange
200
Juni
»Der frühe Vogel fängt den Wurm«
208
12 Monate in meinem Garten
222
Lieblingspflanzen: rot
226
Juli
Ruhe und Überraschungen
232
12 Monate in meinem Garten
242
Lieblingspflanzen: Einjährige
246
August
Grüner Genuss
250
12 Monate in meinem Garten
260
Lieblingspflanzen: (buntes) Blatt
264
Register
268
Dank
272
INHALT
Ein neues Buch! Eine große Freude, denn dies ist das zehnte Buch,
das ich im Lauf von beinahe 25 Jahren geschrieben habe. Die Saat
dafür wurde im März 2015 gesät, als ich anlässlich einer Buchpräsen-
tation von Piet Oudolf Hélène Lesger kennenlernte. Sie war (und ist)
Piets Agentin. Als wir ins Gespräch kamen, ging es sehr bald um Gar-
tenbücher. Sie kannte, was ich bereits geschrieben hatte, und wusste
schnell, wie ein neues Buch aus meiner Hand aussehen könnte.
Eins folgte auf das andere, und so begann eine fast vier Jahre dau-
ernde Zusammenarbeit. Das Ziel: ein Buch, das beschreibt, was man
in zwölf Monaten in einem Garten erleben kann. Es sollte kein Tage-
buch sein, aber ein Leitfaden, der dem Leser Schritt für Schritt die
Wechselwirkung zwischen Garten und Gärtner zeigt. Eine Symbiose
aus praktischen Details und all meinen Erfahrungen: Wie erlebe ich
Vorwort
beispielsweise die unterschiedlichen Jahreszeiten und wie kann ich
die Schönheit einer jeden Jahreszeit schätzen lernen?
Da ich neben meiner Arbeit als Gartenplanerin – oder besser
Bepflanzungsspezialistin – einen eigenen Garten habe, in dem ich mit
Leib und Seele zugange bin, lag es auf der Hand, meinen Garten als
Basis für dieses Buch zu verwenden. Daher zunächst ein wenig zur
Geschichte: Ende der 1970er-Jahre arbeitete ich viel mit zwei Freun-
den zusammen. Stan Gall und Niek Roozen hatte ich während unse-
rer Ausbildung zu Garten- und Landschaftsarchitekten in Boskoop
kennengelernt. Nach unserem Studium unternahmen wir regelmäßig
Reisen zu bekannten Gärten und entdeckten in England das Phäno-
men des »offenen Gartens«, das es damals in den Niederlanden nicht
gab. Wir waren fasziniert von der Idee, einen Garten zu besichtigen, in
einem kleinen Laden mit Gartenutensilien zu stöbern und dabei einen
Tee zu trinken. Wir dachten, dass dieses Konzept gut zu unserer Arbeit
als Gartenberater passen würde, und so beschlossen wir, in den Nie-
derlanden einen Ort zu suchen, an dem dies möglich wäre. So lande-
ten wir schließlich 1983 in Weesp, wo wir auf dem Areal einer ehemali-
gen Bastion unseren Traum verwirklichten. 1986 wurde »De Theetuin«
(»Der Teegarten«) eröffnet. Von da an war ich für den Garten und alle
Experimente darin zuständig – es war der Beginn einer lebenslangen
Verbindung und der Liebe zu diesem Garten.
Das Besondere an ihm ist, dass er verschiedene Biotope umfasst:
feuchte, schattige Bereiche, aber auch trockene, sehr sonnige Stellen –
und alles dazwischen. Es gibt also unendlich viele Möglichkeiten, um
mit Kombinationen von Pflanzen für verschiedene Biotope zu experi-
mentieren. Hier kann ich alles ausprobieren und jeden Schritt beglei-
ten, da ich jeden Tag vorbeikomme. Und genau das inspirierte mich,
meine Erfahrungen mit anderen zu teilen. Aber es geht natürlich um
weit mehr als diesen Garten. Wenn ich im April die Verwendung von
Frühjahrsblumenzwiebeln thematisiere, besuche ich auch meine ande-
ren Projekte wie den Keukenhof oder einen Park in Yokohama (Japan).
Das Schreiben dieses Buches bereitete mir viel Freude. Denn obwohl
es kein Tagebuch ist, sollten dort die Erfahrungen und Kenntnisse, die
ich in all den Jahren gesammelt hatte, geordnet werden. Neben dem
Fotografieren veränderte dies meine Sicht auf die Gartenarbeit.
Aber es gab durchaus auch weniger schöne Momente. Es ist noch
nicht lange her, dass die imposanten Schwarzbirken krank wurden. Sie
waren leider nicht mehr zu retten. Im Herbst 2018 wurden die Buchs-
bäume vom Zünsler befallen und waren von einem auf den anderen Tag
kahl gefressen. Solche Ereignisse versetzen mich schnell in Panik, aber
darauf folgt eine Beruhigung und dann eine Art positive Spannung.
Denn in solchen Fällen muss man die richtige Entscheidung treffen, um
dem Garten in der Zukunft ein neues Gleichgewicht zu schenken. Zu
Recht heißt es: »Einen Garten kann man nicht machen und man kann
die Natur nicht zwingen.« Aber genau dieses Zusammenspiel, Geben
und Nehmen und gut füreinander zu sorgen, macht für mich einen
Garten so anziehend.
September ist für meine Begriffe ideal, um ein Garten-
buch zu beginnen. In diesem Monat verabschiedet sich
der Sommer, gleichzeitig werden aber schon die Vorbe-
reitungen für das Frühjahr getroffen. Kein anderer Monat
verdeutlicht so stark, dass »der Garten« ein unendlicher
Prozess ist, ohne Anfang und Ende. Wenn ich aber den-
noch einen Anfang finden muss, ist es der September.
SEPTEMBER
14
EIN JAHR IN MEINEM GARTEN
Abschied
vom
SoMMeR
J
ahrelang litt ich unter einem »September-Blues«: ein düsteres
Gefühl, weil sich das Ende der »Gartenzeit« nähert und damit
auch die Zeit ohne Arbeit und ohne Genuss im Garten. Aber als ich
mit dem Schreiben dieses Buches begann und die Veränderungen in
meinem Garten viel intensiver verfolgte, war dieses Gefühl so gut wie
weg. Denn im September wächst auch Hoffnung: Die ersten Blätter
der Traubenhyazinthen werden sichtbar – das hebt sofort die Stim-
mung und macht deutlich, dass die Wintermonate nur der Übergang
zum Frühjahr sind. Der September zeigt, dass man gar nicht von einer
Gartensaison sprechen kann: Es ist ein durchgehender Zyklus, in den
Die ersten Blätter der Trauben-
hyazinthen
SEPTEMBER
1 5
18
EIN JAHR IN MEINEM GARTEN
man zu jeder Zeit einsteigen kann, denn es gibt immer irgendwo ein
Zeichen neuen Lebens. Darum glaube ich auch, was ein anonymer
Gartenliebhaber einmal sagte: »Gartenmenschen leben länger, weil sie
immer nach vorn schauen.«
September ist auch der Monat mit den meisten Spinnweben: kleine,
glitzernde Kunstwerke, die sich an den unmöglichsten Stellen in dün-
nen Fäden verbreiten. Und er ist ein Monat mit vielen verschiedenen
Arten von Licht an einem Tag: das zarte, mysteriöse Morgenlicht, das
von der Sonne mit ziemlich viel Kraft weggefegt wird, um für das viel
härtere Mittagslicht Platz zu machen, dem alle Farbtöne gut stand-
halten: das warme Gelb von
Coreopsis tripteris
, aber auch das Lilarosa
von
Geranium
‘Ann Folkard’ und das Zuckerstangenrosa von
Erodium
manescavii
. Dazwischen blüht
Gaura lindheimeri
unermüdlich und
schenkt dem Garten Eleganz, während immer mehr Arten langsam in
den Herbstzustand übergehen: eingetrocknete Gebilde, die in den spä-
teren Monaten zusammen mit den Schnittformen von Buchsbäumen
das Winterbild bestimmen.
Disneys Dahlien
Im September bin ich oft neidisch auf all die Gärten, in denen die
Dahlien noch prächtig in Blüte stehen. Das geht bei mir leider nicht,
wie ich im Mai beschreibe. Aber glücklicherweise gibt es andere Pro-
jekte, bei denen ich Dahlien verwende – sie sind mein Trostpflaster.
Eines dieser Projekte ist Disneyland Paris. Im Dezember 2016
wurde beschlossen, am Eingang des Newport Bay Club, dem größ-
ten Hotel des Freizeitparks einen »Holländischen Garten« anlegen zu
lassen. Der Entwurf dafür ist einfach: eine relativ ovale Fläche, durch-
kreuzt von Pfaden und mit verschiedenen Farbflächen, die ineinander
übergehen. Es sollte eine Kombination aus Sommerblumen und
sommerblühenden Zwiebelgewächsen angepflanzt werden. Ausdrück-
lich gewünscht: bunt und üppig. Ich erhielt den Auftrag. Die Zeit
war knapp, aber ich schaffte es doch innerhalb von zwei Wochen,
Dahlien in Disneyland Paris
SEPTEMBER
1 9
einen Vorschlag aufs Papier zu bekommen. Ende Januar 2017 war
alles abgestimmt. Der nächste Schritt war die Pflanzung Ende Mai im
selben Jahr. Ich hatte eine leichte, lockere Blumenmischung geplant
und es zur Bedingung gemacht, dass ich beim Pflanzen dabei sein
konnte. Es war mir zu oft passiert, dass der ausführende Landschafts-
baubetrieb auf seine eigene Art loslegte oder meine Anweisungen und
Zeichnungen nicht sorgfältig genug studierte – was desaströse Folgen
auf das Ergebnis hatte. Die letzten Tage im Mai waren extrem heiß,
als ich mit einem Grüppchen Assistenten nach Paris fuhr, um in zwei
Tagen 20 000 Pflanzen und Blumenzwiebeln einzusetzen. Man musste
sehr früh beginnen und viel Wasser trinken, damit man so lange wie
möglich durchhalten konnte. Ich legte die Pflanzen auf einer kleinen
Fläche aus, um den anderen zu zeigen, worauf es mir ankam. Danach
arbeitete jeder für sich. Mithilfe des Gartendienstes von Disney wur-
den die ausgelegten Pflanzen sofort in die Erde eingesetzt, das ging ra-
send schnell. Zwei Tage später waren wir bis auf ein kleines Stückchen
fertig. Um das Resultat zu begutachten, kehrte ich im August noch
einmal zurück und fand ein üppig blühendes Blütenmeer, genauso wie
ich es mir vorgestellt hatte. Ein herrliches Gefühl!
Eine blaue Allee für Martha Stewart
Mit einem bekannten Namen verbunden war das Gartenprojekt von
Martha Stewart, einer amerikanischen Geschäftsfrau, Autorin und
Fernsehpersönlichkeit. Auf ihren Wunsch hin wurde 2010 unter be-
stehenden Linden, dem Weg zu ihrem Landhaus, eine »blaue Allee«
mit Frühjahrsblühern angelegt. Hierfür sollte der niederländische
Blumenzwiebelsektor Blumenzwiebeln sponsern, im Gegenzug wurde
Publizität zu diesem Projekt versprochen. Weil ich damals viel für das
Internationale Blumenzwiebel-Centrum (IBC) arbeitete, die Absatz-
förderungsorganisation der niederländischen Blumenzwiebelgärtner
und Exporteure, fragte man mich, ob ich ein solches Blumenzwiebel-
paket zusammenstellen könnte. Dazu kam – genauso schön – die
20
EIN JAHR IN MEINEM GARTEN
Frage, ob ich bei der Pflanzung dabei sein könnte. Die erste Frage
war schnell beantwortet: 115 000 Zwiebeln mit blauen Blüten, die von
früh blühenden bis zu spät blühenden Sorten reichten, von
Crocus
,
Scilla
,
Chionodoxa
und
Anemone blanda
bis
Muscari
und
Hyacinthoides
.
Im November des Jahres flog ich dann zusammen mit dem techni-
schen Direktor des IBC, Frans Roozen, nach New York.
Die ganze Aktion war ein Film für sich: Während eine große Crew
von Filmleuten und Fotografen in der Kälte mit uns wartete, kam
Martha eine halbe Stunde zu spät, um uns sogleich wissen zu lassen,
dass sie nur eine Stunde Zeit habe. Ein Flugzeug warte schon auf sie,
um sie zu einem weiteren Termin zu fliegen. In dieser einen Stun-
de musste also sehr viel passieren, einschließlich einer regelmäßigen
Make-up-Kontrolle aller Beteiligten, da wir sonst zu sehr glänzten.
Schlussendlich übten wir dreimal das »Ausstreuen« der Blumenzwie-
beln. Das wurde ausführlich gefilmt und fotografiert. Dann wurde
Martha mit wehenden Fahnen zum Flughafen gebracht. Wir hatten
den Rest des Tages gut mit dem Ausstreuen und Pflanzen der Blumen-
zwiebeln zu tun, allerdings mithilfe von 20 Gärtnern – man gönnt
sich ja sonst nichts! Das Ergebnis im Frühjahr darauf war noch schö-
ner als erwartet: ein Meer von Blautönen, von Anfang März bis Ende
Filmaufnahmen während der Blumen-
zwiebelpflanzung mit Martha Stewart
SEPTEMBER
2 1
April. Dazu ein fantastischer Artikel in der Zeitschrift
Martha Stewart
Living
, plus einem Fernsehbericht, der mehrfach wiederholt wurde.
Mission geglückt.
Der Buchsbaumzünsler
Im letzten Jahr, in dem ich an diesem Buch schrieb, wurde der Garten
im September schließlich doch noch von einem Feind befallen, den ich
schon Jahre fürchtete: vom Buchsbaumzünsler. In anderen Gärten im
Land hatte ich die Verwüstung, die diese Motte anrichten kann, schon
gesehen. Jetzt war unser Garten dran.
Der Buchsbaumzünsler ist eine invasive Art, die ursprünglich aus
Ostasien kommt und 2006 zum ersten Mal in Europa auffiel. Es gibt
eine ganze Reihe von Ratschlägen, wie diese Mottenart bekämpft wer-
den kann. (Bio-)Gift gerät immer auch an Pflanzen in der Nachbar-
schaft. Dadurch sterben Insekten, die dieses Gift überhaupt nicht tref-
fen sollte. Von dieser Art der Bekämpfung sollte man also unbedingt
absehen! Die jüngste Entwicklung ist der Einsatz von Algenkalk (ein
hochwertiger Kalk aus fossilen Algen), aber die Ergebnisse sind noch
zu vage, um zuverlässig Empfehlungen auszusprechen.
Für unseren Garten war es in jedem Fall zu spät. In kürzester Zeit
war der Buchs tot. Zwischen dem Zeitpunkt der Entdeckung des
Zünslers und dem Ende der Pflanzen (graubraune, kahle, abgefressene
So sieht der Schaden aus, den der Buchsbaumzünsler anrichtet.
Eine Raupe des Buchsbaumzünslers: Dieser
große Schädling ver°lgt alle Blä±er.
22
EIN JAHR IN MEINEM GARTEN
Sträucher) lagen gerade einmal zwei Wochen. Panik kam auf, denn
manche der Schnittfiguren des Buchbaums waren über 40 Jahre alt.
Da jedoch keine Aussicht auf Rettung bestand, musste man sich
schließlich damit abfinden. Die Tatsache, dass alles ersetzt werden
musste, bot auch eine Herausforderung. Was nun? Klar war, dass es
eine oder mehrere Arten sein sollten, die dem Garten im Winter
deutlich Struktur geben, also am besten immergrüne Pflanzen. Nach
diversen Besuchen in Gärtnereien traf ich schließlich eine Wahl, die
mich glücklich machte. An einigen Stellen stehen nun kugelförmige
Sträucher der Sorte
Osmanthus burkwoodii
, ein immergrüner Schein-
ilex mit weißen Blüten im Frühjahr. In dem Rondell, in dem einst
Buchsbäume in verschiedenen Größen standen, wächst nun
Nandi-
na domestica
‘Blush Pink’ (Himmelsbambus), der eine kugelförmige
Wuchsweise hat und sich im Winter prächtig rot färbt. Als dritte Art
wurde
Choisya ternata
‘White Dazzler’ hinzugefügt, ein wintergrüner
Strauch, der von April bis Mai duftende, weiße Blüten trägt. Ich muss-
te mich zwar erst an diese Neuankömmlinge gewöhnen, aber der Gar-
ten ist durch sie noch interessanter geworden.
Der verborgene Teich
Den Teich in unserem Garten erblickt man von außen nicht, aber er ist
tatsächlich sein Mittelpunkt. Als der Garten 1984 geplant wurde, hatte
ich die Idee, eine Art Rundweg zu allen Beeten zu schaffen. Dadurch
sollte er nicht auf einmal einsehbar sein, stattdessen sollte man immer
Vor und nach dem Befall der Pflanzen
durch den Buchsbaumzünsler
24
EIN JAHR IN MEINEM GARTEN
wieder Neues entdecken. Deshalb die Entscheidung, mitten im Garten
einen ovalen Teich mit einer Hecke darum herum anzulegen. Es ent-
stand ein verborgener Bereich mit ganz anderer Atmosphäre als außer-
halb der Hecke. Den Teich mit einer Tiefe von einem Meter haben wir
selbst gegraben. Wegen des schweren Lehms war das harte Arbeit. Zur
Verstärkung legten wir Eisenmatten aus und gossen Beton darüber.
Den letzten Schliff bot ein Rand aus alten Ziegelsteinen, auf dem man
auch sitzen kann.
In den folgenden Jahren machten wir so unsere Erfahrungen mit
dem Teich. Das größte Problem war die Wasserqualität – wir hatten
alles: von glasklar bis grün vor Algen trotz verschiedener Teichpflan-
zen. Nach einer Reihe von Versuchen wurde deutlich, dass das Was-
ser nicht genügend Sauerstoff hatte. Das konnten wir mithilfe einer
Pumpe lösen, die wir an das Wasserkunstwerk einer guten Freundin
anschlossen: Jetzt sprudelt das Wasser aus den bronzenen Blättern der
Pestwurz. Das Wasser ist ganz klar und ein attraktives, überraschendes
Element in der Mitte des umschlossenen Gartenraums. Wenn im Som-
mer die Seelilien und das Hechtkraut
(Pontederia)
blühen, ist der Ort
fantastisch. Aber auch zu anderen Zeiten im Jahr bietet diese Stelle in
der Mitte des Gartens eine Oase der Ruhe.
Der verborgene Gartenraum beim Teich
Colchicum
‘Waterlily’
SEPTEMBER
2 5
Herbstblühende Zwiebelgewächse
Es ist immer wieder eine Überraschung, wenn die Herbstblüher er-
scheinen. Als Erster an verschiedenen Stellen in voller Sonne taucht
stets
Colchicum autumnale
‘Album’ auf. Leider sind die Schnecken
verrückt nach dieser Art. Die Knospen werden schnell angeknabbert,
wodurch ihre strahlend weißen Blüten – wenn sie sich retten können –
merkwürdige Fransen zeigen. Eine Art, die sich gut entwickelt, ist
Col-
chicum
‘Giant’ mit violetten Blüten auf 15 Zentimeter hohen Stielen.
Crocus speciosus
‘Conqueror’
SEPTEMBER
2 7
Jahr für Jahr erkläre ich den Gartenbesuchern, um welches Zwiebel-
gewächs es sich handelt und wie man es pflegt: Im August gepflanzt,
erscheinen von September bis Oktober die Blüten, gefolgt von großen,
glänzenden Blättern im Frühjahr. Danach bleiben sie einfach im Bo-
den und blühen jedes Jahr, vorausgesetzt der Ort ist feucht genug und
nicht zu dunkel. Nach diesen Herbstzeitlosen folgen Ende September,
Anfang Oktober die Herbstkrokusse. Wir haben eine Art
Crocus specio-
sus
‘Conqueror’. Sie steht an der sonnigen Seite einer großen Buche auf
sehr trockenem Boden. Jedes Jahr ist es ein Wunder, wenn die spitzen
Knospen erscheinen und sich in zarte, lilablaue Blümchen verwandeln.
Man hält den Atem an, wenn echtes Herbstwetter droht, denn Wind
und Regen mögen diese Gewächse überhaupt nicht. Es ist erstaunlich,
dass es in den letzten Jahren immer häufiger schöne Herbsttage gibt
und diese Krokusse zwei bis drei Wochen lang blühen.
Schneeglöckchen pflanzen
Im September sind wir gedanklich noch im Sommer, dennoch ist es
nun an der Zeit vorauszudenken, denn jetzt müssen die Schneeglöck-