Ein Rebell zum Verlieben - Devereux-MacArthur-Reihe: Band 2 - Patricia Grasso - E-Book
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Ein Rebell zum Verlieben - Devereux-MacArthur-Reihe: Band 2 E-Book

Patricia Grasso

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Beschreibung

Im Sturm der Gefühle: Genießen Sie „Ein Rebell zum Verlieben“ von Romance-Bestsellerautorin Patricia Grasso – jetzt als eBook bei dotbooks. Nach dem Tod ihres Ehemannes muss Lady Kathryn Devereux Hals über Kopf fliehen: Nur so kann sie dem brutalen Turlough entkommen, der sie zur Ehe zwingen will. Die junge Witwe sucht Zuflucht bei Hugh O’Neill, dem Neffen ihres Mannes. Der rebellische Ire ist bereit, sie in seinem Schloss aufzunehmen – doch er kann sie nur vor ihrem Verfolger schützen, wenn Kathryn seine Frau wird. Obwohl sie sich bald zu ihm hingezogen fühlt, zögert Kathryn, den Antrag anzunehmen. Zu sehr schmerzt sie der Gedanke, dass sie mit diesen neuen, stürmischen Gefühlen Verrat an ihrem verstorbenen Ehemann begeht. Dann geschieht jedoch ein schreckliches Unglück, was alles verändert … „Eine fesselnde Liebesgeschichte: ein wahres Juwel!“ Romantic Times Lassen Sie sich ins Irland des 16. Jahrhunderts entführen! Jetzt als eBook kaufen und genießen: „Ein Rebell zum Verlieben“ von Romantikexpertin Patricia Grasso. Wer liest, hat mehr vom Leben: dotbooks – der eBook-Verlag.

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Seitenzahl: 459

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Über dieses Buch:

Nach dem Tod ihres Ehemannes muss Lady Kathryn Devereux Hals über Kopf fliehen: Nur so kann sie dem brutalen Turlough entkommen, der sie zur Ehe zwingen will. Die junge Witwe sucht Zuflucht bei Hugh O’Neill, dem Neffen ihres Mannes. Der rebellische Ire ist bereit, sie in seinem Schloss aufzunehmen – doch er kann sie nur vor ihrem Verfolger schützen, wenn Kathryn seine Frau wird. Obwohl sie sich bald zu ihm hingezogen fühlt, zögert Kathryn, den Antrag anzunehmen. Zu sehr schmerzt sie der Gedanke, dass sie mit diesen neuen, stürmischen Gefühlen Verrat an ihrem verstorbenen Ehemann begeht. Dann geschieht jedoch ein schreckliches Unglück, was alles verändert …

Über die Autorin:

Als Schülerin las Patricia Grasso »Vom Winde verweht« – und war enttäuscht von dem unglücklichen Ende. Schließlich glaubt sie an die große Liebe und das Happy End! Deswegen schreibt sie nun selbst Liebesromane mit glücklichem Ausgang. Zunächst war das Schreiben für sie nur ein Ausgleich zum alltäglichen Arbeitsstress, inzwischen ist sie eine erfolgreiche Bestsellerautorin: Ihre Romane sind preisgekrönt, wurden in fünfzehn Sprachen übersetzt und in zwanzig Ländern veröffentlicht. Patricia Grasso lebt in der Nähe von Boston, Massachusetts.

Eine Übersicht über weitere Romane von Patricia Grasso bei dotbooks finden Sie am Ende dieses eBooks.

Die Autorin im Internet: www.patriciagrasso.com

***

eBook-Neuausgabe Juni 2016

Dieses Buch erschien bereits 1998 unter dem Titel »Smaragdgrüner Zauber« bei Heyne.

Copyright © der Originalausgabe 1992 Patricia Grasso

Die amerikanische Originalausgabe erschien unter dem Titel »Emerald Enchantment« bei Dell Publishing, a division of Bantam Doubleday Dell Publishing Group Inc., New York.

Copyright © der deutschen Erstausgabe 1998 Wilhelm Heyne Verlag GmbH & Co. KG, München

Copyright © der Neuausgabe 2016 dotbooks GmbH, München

Dieses Werk wurde vermittelt durch Interpill Media GmbH, Hambug. By arrangement with Books Crossing Borders, Inc. / Lachesis Publishing, Inc.

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.

Titelbildgestaltung: Nele Schütz Design unter Verwendung von shutterstock/Noel Moore und OLJ Studio

eBook-Herstellung: Open Publishing GmbH

ISBN 978-3-95824-652-2

***

Liebe Leserin, lieber Leser, wir freuen uns, dass Sie sich für dieses eBook entschieden haben. Bitte beachten Sie, dass Sie damit ausschließlich ein Leserecht erworben haben: Sie dürfen dieses eBook – anders als ein gedrucktes Buch – nicht verleihen, verkaufen, in anderer Form weitergeben oder Dritten zugänglich machen. Die unerlaubte Verbreitung von eBooks ist – wie der illegale Download von Musikdateien und Videos – untersagt und kein Freundschaftsdienst oder Bagatelldelikt, sondern Diebstahl geistigen Eigentums, mit dem Sie sich strafbar machen und der Autorin oder dem Autor finanziellen Schaden zufügen. Bei Fragen können Sie sich jederzeit direkt an uns wenden: [email protected]. Mit herzlichem Gruß: das Team des dotbooks-Verlags

***

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***

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Patricia Grasso

Ein Rebell zum Verlieben

Roman

Aus dem Amerikanischen von Beate Darius

dotbooks.

PROLOG

London, im November 1563

»O’Neill!«

Beim Klang seines Namens wandte Hugh O’Neill sich um und spähte suchend durch den überfüllten Ballsaal des Whitehall-Palasts Ihrer Majestät, Königin Elizabeth. Ein distinguierter, grauhaariger Mann mittleren Alters bahnte sich langsam seinen Weg durch die Reihen elegant gekleideter Höflinge und kam auf ihn zu.

»Lord Fitzgerald?« Fragend streckte Hugh ihm seine Hand entgegen.

»Ja«, bestätigte ihm Fitzgerald knapp und schwieg, überrascht von der Erscheinung seines Gegenübers.

Der junge Ire mit dem glänzenden dunkelbraunen Haarschopf war stattliche ein Meter achtzig groß. Breitschultrig und schmalhüftig besaß er den muskulösen, durchtrainierten Körper eines Soldaten. Seine frische Gesichtsfarbe und die leuchtenden braunen Augen deuteten darauf hin, daß er sich bester Gesundheit erfreute und Sinn für Humor hatte.

Hugh O’Neill strahlte bereits mit seinen siebenundzwanzig Jahren eine unwiderstehliche Aura der Macht aus, die sich mit den Jahren sicherlich noch verstärken würde.

»Sind Sie gerade aus Irland eingetroffen?« fragte Hugh lächelnd, da ihn der prüfende Blick des älteren Mannes amüsierte.

Lord Fitzgerald nickte und ließ den Blick umherschweifen, um sicherzugehen, daß sie niemand belauschte. »Burke läßt Ihnen mitteilen, daß Ihr jüngster Cousin der O’Neill-Linie in Rosa bezaubernd aussehen wird. Sie spielen vielleicht mit dem Gedanken, ein Taufgeschenk zu überbringen.«

Als Hugh diese Neuigkeit erfuhr, grinste er breit. Sein Onkel Shane hatte also keinen männlichen Erben gezeugt, und der Anspruch auf Tyrone war auch für die Zukunft nicht sichergestellt. Ungewollt tauchte vor seinem geistigen Auge das Bild der Ehefrau seines Onkels auf – kupferrotes Haar, grüne Augen, so verletzlich jung. Da er die Launenhaftigkeit seines Onkels nur zu gut kannte, überkam ihn beinahe Mitgefühl für die kleine englische Schönheit, die ihn im vergangenen Jahr bei Hofe fasziniert hatte.

Beinahe.

»Wie bitte, Sir?« Hugh wurde bewußt, daß der andere Mann etwas gesagt hatte.

»Ich erwähnte gerade«, wiederholte Lord Fitzgerald, »daß meine Tochter Rita dort drüben steht. Ich möchte sie Ihnen vorstellen.«

»Es ist mir eine Ehre.«

Die beiden Iren bahnten sich einen Weg durch die Menge, wurden jedoch von Sir Henry Sidney aufgehalten. »Lord Burghley wünscht Sie zu sprechen«, sagte er an Hugh gerichtet.

Mit dem Versprechen, bald zu ihm zurückzukehren, entschuldigte sich Hugh und verließ gemeinsam mit Sir Henry den Saal. Schweigend gingen die beiden durch ein Gewirr schwach beleuchteter Gänge zu den Amtsräumen des Premierministers.

»Guten Abend«, begrüßte sie Burghley und bedeutete ihnen, sich zu setzen. Sir Henry und Hugh nahmen auf den Stühlen vor dem Schreibtisch Platz. »Die neueste Nachricht aus Irland lautet, daß Shane O’Neill ein Mädchen geboren wurde und nicht der ersehnte männliche Erbe«, sagte Burghley und beobachtete die Reaktion des jungen Mannes.

In einem Ausdruck überraschten Erstaunens öffneten sich Hughs Lippen. »Mich darüber in Kenntnis zu setzen, ist überaus freundlich von Ihrer Majestät«, meinte er. »Erhalte ich damit die Erlaubnis, nach Irland zurückzukehren und meinen rechtmäßigen Platz im Parlament wieder einzunehmen?«

»Dafür ist die Zeit noch nicht reif.« Lord Burghley, der sich auf seinen zumeist unfehlbaren Instinkt verließ, entschied, daß die Überraschung des jungen Mannes echt gewesen war. Die O’Neills hatten keine Spione in ihren Diensten. »Wir müssen Ihrem Onkel Zeit lassen, um sich mit den von uns ausgehandelten Bedingungen vertraut zu machen, andernfalls riskieren wir, die junge Kathryn Devereux in eine unhaltbare Position hineinzumanövrieren.«

»Ich sehne mich nach dem Tag, an dem ich meinen Sitz im Dubliner Parlament beanspruchen kann, um meiner Königin meine Loyalität zu beweisen«, sagte Hugh diplomatisch, »aber ich unterwerfe mich selbstverständlich der weitsichtigen Klugheit Ihrer Majestät.«

Lord Burghley lächelte erfreut. Wenigstens dieser O’Neill war der Krone treu ergeben.

Kapitel 1

Dublin, im April 1567

Der irische Nebel, so sinnierte er, verhüllt die Taten der Heiligen und der Sünder gleichermaßen … Es war gut, endlich wieder zu Hause zu sein.

Während er sich den Weg durch die Straßen seiner Heimatstadt Dublin bahnte, genoß Hugh O’Neill das Gefühl des feuchten Nebels auf der Haut und dachte über die so sehnsüchtig erwartete Heimkehr nach.

Die Morde an seinem Vater Matthew O’Neill und an seinem Bruder Brian zu rächen, würden seine ersten Handlungen in Irland sein. Matthew, Shane O’Neills älterer, aber illegitimer Halbbruder, hatte mit Shane im Streit über den Führungsanspruch in Ulster gelegen, nachdem ihr Vater verstorben war. Das Dubliner Parlament hatte mit Matthews Sichtweise sympathisiert, wohingegen Shane sich in Ulster großer Beliebtheit erfreute. Die Fehde zwischen den beiden zerstrittenen Brüdern endete, als Shanes Männer Matthew aus einem Hinterhalt überfielen und ihn töteten.

Als nächstes würde Hughs Schwert seinen Cousin Turlough niederstrecken, um den Tod seines älteren Bruders Brian zu rächen. Während Shane sich in London aufgehalten hatte, um mit der Königin Friedensverhandlungen zu führen, hatte Turlough Brian ermordet. Ausgeführt im Auftrag von Shane, daran bestand für Hugh kein Zweifel.

Das Beste an seinem beabsichtigten Rachefeldzug war die Tatsache, daß ihn die Engländer gewähren lassen würden; das Dubliner Parlament würde seinen Anspruch gegenüber Tyrone vorbehaltlos unterstützen. Da er in England aufgewachsen und Mitglied des Hofstaats gewesen war, hielt die Königin Hugh für loyal und hatte ihm ihren Segen mit auf den Weg gegeben.

»Tun Sie alles, um Ulster von unseren Feinden zu befreien«, hatte die Königin ihn ersucht.

Und das war der erste Fehler Ihrer Majestät gewesen, dachte Hugh. Selbst tausend Jahre in England hätten das Herz eines Iren nicht verändern können!

»Gütiger Himmel, wie ich das irische Wetter hasse«, beschwerte sich Sir Henry und unterbrach den Tagtraum seines Begleiters. »Erscheinen die Sonne und die Sterne hier denn niemals am Himmel?«

»Auch in England regnet es«, meinte Hugh begütigend.

»Ja, sicher, mein Freund, aber der englische Regen ist … ist …«

»Trockener?«

»Angenehmer«, beendete Sir Henry seinen Satz.

Die beiden Männer verließen die Straße und lenkten ihre Pferde auf den Privatweg, der zum Anwesen der O’Neills führte. »Habe ich Ihnen jemals erzählt«, fragte Hugh plötzlich, »wie meine Familie ihren Besitz erwarb, die Rote Hand von Ulster?«

»Nein, ich glaube nicht, daß ich diese Geschichte kenne.«

»In einem Wettstreit um die fruchtbarsten Ländereien Ulsters«, begann Hugh, »ruderten die Oberhäupter der O’Neills und der O’Donnells mit ihren Booten über den Lough Neagh. Wer als erster das andere Ufer berührte, war der Sieger. Als mein umtriebiger Vorfahre erkannte, daß er sich vermutlich würde geschlagen geben müssen, hackte er sich eine Hand ab, warf sie noch vor dem Eintreffen der O’Donnells an Land und erklärte sich zum Prinzen von Ulster.«

Sir Henry warf seinem Gefährten einen schiefen Seitenblick zu. »Reizende Geschichte.«

»Ich frage mich, wer von uns heutigen O’Neills noch ein solches Opfer brächte?«

»Nun, wenn Sie töricht genug sind, sich dazu hinreißen zu lassen«, konterte der Engländer, »nehmen Sie wenigstens nicht Ihre Schwerthand. Die brauchen Sie vielleicht noch.«

Hugh kicherte leise. »Danke für den Hinweis.«

Als sie die Halle des Herrenhauses betraten, war Hugh beruhigt, daß alles so war, wie es sein sollte. Das Haus nach Brians Tod neu auszustatten und den Hausstand aufrechtzuerhalten, war wirklich das Geld wert gewesen, das er dafür aufgewendet hatte.

Hugh führte Sir Henry ins Arbeitszimmer, schenkte zwei Gläser Whiskey ein und reichte eines dem Engländer. Dann klopfte es an der Tür, und als diese geöffnet wurde, gab sie den Blick auf eine unförmige Frau mittleren Alters frei.

»Peg?« fragte Hugh.

Die Haushälterin nickte und zog einen versiegelten Umschlag aus ihrer Tasche. »Der Gesandte des Vizekönigs hat diesen Brief heute für Sir Henry Sidney abgegeben.« Sie gab Hugh die Depesche, die dieser an Sir Henry weiterreichte. »Soll ich ihnen etwas zu essen bringen?« fragte Peg, bevor sie sich zum Gehen wandte.

»Nein, wir brauchen heute abend nichts mehr«, sagte Hugh und entließ sie.

Nachdem er das Siegel aufgebrochen hatte, las Sir Henry die Mitteilung, dann blickte er lächelnd auf. »Der Vizekönig meint, daß für Sie augenblicklich keine Gefahr besteht. Shane O’Neill ist anderweitig beschäftigt.«

»Wo?«

»Ihr Onkel führt einen Überraschungsangriff gegen die O’Donnells aus.«

»Wie kann Russell das wissen?« fragte Hugh mit gleichgültigem Gesichtsausdruck.

Sir Henry zuckte die Schultern. »Sehr wahrscheinlich hat er einen taktisch geschickt platzierten Spion in Ulster.«

Ein taktisch geschickt platzierter Spion in Shanes Haus, dachte Hugh. Vielleicht die reizende englische Braut? Oder ein unzufriedenes Familienmitglied?

»Ich würde mich freuen, Sie heute nacht als Gast in meinem Hause zu wissen«, sagte Hugh einladend.

»Nein«, lehnte Sir Henry ab und griff nach seinem Umhang. »Russell will uns heute nacht auf Schloß Dublin treffen.«

»Heute nacht?« Hugh runzelte die Stirn, dann grinste er sein Gegenüber an. »Ich habe fünfzehn Jahre lang auf meine Heimkehr gewartet. Ich schätze, ein paar Stunden mehr machen da auch nichts mehr aus.«

In der Nähe des alten Bollwerks von Haskulf dem Dänen trotzte das Symbol englischer Macht in Irland. Schloß Dublin, ein riesiger, viereckiger Gebäudekomplex, war eine Festung, Regierungssitz, Gefängnis – das Herz der englischen Unterdrückung.

Hugh und Sir Henry folgten einem jungen englischen Soldaten, der mit seiner Laterne vorausging, durch ein Gewirr finsterer Gänge bis zu dem Sitzungssaal. Neugierig fragte sich Hugh, warum man sie zu solch später Stunde gerufen hatte. Handelte es sich wirklich um eine dringende Besprechung, oder erwartete ihn ein Attentat?

Ihr Führer klopfte an die Tür des Sitzungssaals, öffnete sie und schob die beiden in den Raum. Verwirrt lächelte Hugh die drei ihm vertrauten Männer an, die bei ihrem Eintreten aufblickten.

»Setzen Sie sich«, sagte Sir William Russell, Königin Elizabeths Vizekönig.

Mit einem begrüßenden Kopfnicken zu Lord Fitzgerald und Lord Burke vom Dubliner Parlament nahm Hugh am Tisch Platz und wandte sich an den Vizekönig. »Welche dringende Angelegenheit macht ein Treffen zu dieser späten Stunde erforderlich?« fragte er, während ihm ein Sekretär ein Glas Whiskey reichte.

»Ihr Sieg über Shane O’Neill ist für uns offenkundig«, antwortete Russell, dann nickte er seinem Sekretär zu, der die Tür öffnete und jemanden hereinwinkte.

Ein Kurier der MacDonnells betrat eilig den Raum. In seinen Händen hielt er einen übelriechenden Sack.

»Legt ihn auf den Tisch«, befahl der Vizekönig. Und dann: »Öffnet ihn.«

»Großer Gott!« entfuhr es Lord Fitzgerald.

»Verdammt«, murmelte Lord Burke.

Hugh wurde leichenblaß, als das finstere, vom Teer verunstaltete Haupt eines Mannes enthüllt wurde. »Wer ist das?« wollte er wissen.

Der Vizekönig zählte aus einer Schatztruhe tausend Taler ab und gab sie dem Kurier.

Der Sekretär begleitete den Gesandten der MacDonnells zur Tür.

»Sie erkennen Ihren eigenen Onkel Shane nicht wieder?« fragte der Vizekönig. Ohne eine Antwort abzuwarten, wandte er sich dem Sekretär zu und befahl: »Steckt das Haupt auf eine Pike und stellt sie am nordwestlichen Tor auf. Ganz Dublin soll die Bestrafung für Hochverrat gegen die Krone sehen.«

Für Sekundenbruchteile überrascht starrte Hugh auf das geteerte Haupt, doch dann gewann der stolze Hochmut der O’Neills wieder die Oberhand über ihn und brachte das Blut in seinen Adern zum Kochen. Seine Hand griff an seinen Dolch, doch Burke berührte freundlich warnend seinen Arm.

Ich wäre auf ehrbare Weise mit Shane fertig geworden, dachte Hugh, hätte ihn in einer Form zu Grabe getragen, die einem gefallenen Prinzen von Ulster gebührt. Ich hätte seinen Körper nicht geschändet. Die Männer von Ulster haben ein gutes Gedächtnis; diese sinnlose Grausamkeit wird die Engländer mehr kosten, als sie zu zahlen bereit sind.

»Nun?«, fragte der Vizekönig.

»Es ist uns schließlich gelungen, Shane O’Neill aus dem Feld zu räumen«, sagte Sir Henry zu Hugh, »und doch sehen Sie nicht gerade glücklich aus.«

Innerlich fletschte Hugh die Zähne, doch es gelang ihm, ein Lächeln auf seine Lippen zu zaubern. »Es ist alles in Ordnung auf dieser Welt, Henry, aber man ist meiner Rache zuvorgekommen.«

Der Vizekönig kicherte. »Wie ich sehr wohl weiß, wird Sie diese Enttäuschung nicht umbringen.«

***

Dungannon, Ulster, Irland

Shane O’Neill, der Hoffnungsträger der rebellischen Iren, war tot. Als trauerte der Himmel um sein Verscheiden, hingen triste Regenwolken am düsteren grauen Himmel.

Vollkommen in Schwarz gehüllt kniete Kathryn Devereux O’Neill am Grab ihres Mannes und versuchte zu beten, doch ihre Gedanken kreisten immer wieder um ihre ungewisse Zukunft. Shane war von ihr gegangen, und nun war sie gezwungen, sich allein durchzuschlagen und für ihre vierjährige Tochter sowie das Kind, das in ihr heranreifte, zu sorgen. Wie konnte sie ihren Kindern jemals erklären, daß dort in der Erde der geköpfte Leichnam ihres Vaters begraben lag? Oder daß Shanes eigener Cousin ihn betrogen und die Geschehnisse in die Wege geleitet hatte, die mit seinem brutalen Mord geendet hatten? Warum sollte sie ihnen andererseits aber nicht die Wahrheit sagen? Und wohin sollten sie gehen? Sollte sie zu ihrer Familie nach England zurückkehren oder sollte sie in diesem barbarischen Land ausharren, weil sie seinen Erben unter ihrem Herzen trug?

»Was soll ich nur tun?« schluchzte Kathryn voller Verzweiflung.

»Sprichst du mit mir, Mama?« fragte Maeve. Kathryns Tochter war eine Miniaturausgabe ihrer Mutter, das gleiche kupferrote Haar und die smaragdgrünen Augen.

»Ich spreche mit Papa«, antwortete Kathryn.

Das kleine Mädchen blickte sich um und sah dann wieder seine Mutter an. »Ich sehe Papa gar nicht.«

»Das bedeutet aber nicht, daß er nicht hier ist«, erwiderte Kathryn. »Du siehst auch die Sonne heute nicht, und trotzdem ist sie irgendwo am Himmel; und du kannst deinen kleinen Bruder nicht sehen, und doch ist er in meinem Bauch.«

»Ich habe schon so lange gewartet. Wann kann ich ihn endlich sehen?«

»Ich habe dir schon mehrmals gesagt«, erwiderte Kathryn, »daß er im Herbst bei uns sein wird.«

»Und Papa auch?«

»Nein, Papa ist im Himmel.« Dafür stehen seine Chancen allerdings schlecht, dachte Kathryn bei sich und reichte ihrer Tochter die Hand. Mit Maeve im Schlepptau verließ sie den Friedhof.

Patrick und Conal O’Donnelly, Ritter und Soldaten im Dienste Shane O’Neills, erwarteten Kathryn im Hof. »Ich zweifle nicht daran«, sagte Conal, »daß Turlough den Besitz O’Neills für sich beanspruchen wird und auf Dungannon Einzug hält.«

»Hugh ist in Dublin«, bemerkte Patrick, während er beobachtete, wie Kathryn und Maeve den Friedhofsweg entlang schlenderten. »Er besitzt mehr Rechte auf Tyrone als Turlough.«

»Wenn wir uns Hugh anschließen«, sagte Conal, »erhalten wir vielleicht die Gelegenheit, Shanes Tod zu rächen.«

»Was ist mit Katie und Maeve?« fragte Patrick mit einem schiefen Seitenblick auf seinen Bruder. »Wir haben geschworen, sie zu beschützen.«

»Katie wird in ihre Heimat zurückkehren«, sagte Conal. »Dungannon hat ihr nichts zu bieten, schon gar nicht, wenn Turlough auf der Bildfläche erscheint.«

»Glaubst du, daß Hugh uns dabei helfen wird, sie nach England zu bringen?«

»Ich weiß es nicht«, erwiderte Conal, »aber es ist einen Versuch wert. Du bleibst hier bei Katie, und ich werde nach Dublin reiten.«

Maeve, die die beiden Männer erspäht hatte, rannte auf ihren Lieblingsonkel aus der O’Neill-Familie zu. »Onkel Patrick!«, rief sie. Lachend fing Patrick sie mit seinen Armen auf.

»Papa ist jetzt im Himmel«, erzählte ihm Maeve. »Und ich werde meinen kleinen Bruder sehen – ich habe nur vergessen, wann.«

»Ist das so?«

Maeve nickte. »Mama hat das gesagt.«

»Dann wird es wohl stimmen«, bestätigte Patrick. »Wie wär’s mit einem Kuß?« Maeve drückte ihm einen feuchten Schmätzer auf die Lippen.

»Und was ist mit mir, Kleine?«, fragte Conal. Sich vorbeugend berührte Maeve widerwillig seine Wange, und Patrick grinste über die offensichtliche Abneigung gegenüber seinem Bruder.

»Wir haben eine dringende Angelegenheit zu besprechen«, sagte Patrick zu Kathryn.

Kathryn nahm ihm Maeve aus den Armen und setzte sie zu Boden. »Lauf ins Haus. Maude oder Polly werden dir etwas zu trinken geben.« Als das kleine Mädchen verschwunden war, blickte Kathryn die beiden Brüder erwartungsvoll an.

»Turlough wird nach Dungannon zurückkehren«, erklärte ihr Patrick.

»Bringt ihn um! Ich will seinen Tod.«

»So einfach ist das nicht«, sagte Conal. »Turlough wird der neue Clanchef der O’Neills.«

»Und was ist mit meinem Kind?«

»Shane hat Turlough zu seinem rechtmäßigen Nachfolger ernannt und hatte keine Gelegenheit, diese Entscheidung vor seinem Tod noch zu widerrufen«, erklärte Patrick. »Die Familie unterstützt ihn.«

»Turlough hat Shane hintergangen«, schrie Kathryn fassungslos. »Würden sich die O’Neills denn einem Verräter unterwerfen?«

»Sein Verrat ist unbewiesen«, warf Patrick ein. »Außerdem können die O’Neills nicht solange warten, bis Shanes Sohn geboren und erwachsen ist. Die Familie braucht einen Sippenführer, um die Engländer in Schach zu halten.«

»Sind meine Kinder in Gefahr?« fragte sie.

»Shanes Witwe und seinen Kindern etwas anzutun, würde selbst Turlough nicht wagen«, versicherte Conal ihr.

»Was soll ich tun?«

»Ruhe bewahren«, riet ihr Patrick, »zumindest solange, bis wir ermessen können, aus welcher Richtung der Wind weht.«

»Ich breche nach Dublin auf, um deine Flucht vorzubereiten«, meinte Conal, »falls du das für erforderlich hältst.«

»Tu nichts, was Turlough gegen dich aufbringen könnte«, warnte Patrick, während sein Bruder sich zum Gehen wandte.

»Was meinst du damit?« fragte Kathryn vorsichtig. Sie würde eher sterben, als sich diesem widerlichen Verräter hinzugeben, der versucht hatte, sie zu vergewaltigen.

»Ich meine«, antwortete Patrick, »daß du mit deiner schrecklichen kleinen Angewohnheit brechen solltest, diesen Mann zu quälen.«

Ein Lächeln glitt über ihre Lippen, das erste nach vielen Tagen. »Ich werde es versuchen«, versprach Kathryn, »aber es wird bestimmt nicht einfach werden. Bei Turlough, befürchte ich, gibt es nur Unterwerfung oder Gewalt.«

»Ich werde dir zur Seite stehen«, sagte Patrick.

Nachdem er mit halsbrecherischer Geschwindigkeit geritten war, erreichte Conal wenige Tage später Dublin, wo er erfuhr, daß Hugh das Haus bewohnte, das sein Großvater Conn O’Neill, erster Graf von Tyrone, für jene Zeitspannen hatte erbauen lassen, die seine Anwesenheit in Dublin erforderten. Er ritt zum Anwesen der O’Neills, und nachdem er der Haushälterin seinen Namen genannt hatte, ließ diese ihn eintreten.

Hugh, der eine unwiderstehliche Aura der Macht ausstrahlte, erhob sich von seinem Stuhl und trat hinter seinem Schreibtisch hervor, um dem Kurier der O’Neills entgegenzutreten. »Nun?« drängte Hugh, als Conal ihn schweigend betrachtete.

»Ich bin ein Verwandter, Conal O’Donnelly aus Ulster«, stellte sich Conal vor. »Shane O’Neill ist tot.«

»Ich weiß«, erwiderte Hugh und beobachtete das ihm bis dahin unbekannte Familienmitglied. »Es war mir unmöglich, seinen Kopf auf einer Pike zu übersehen.«

Conal fiel auf die Knie. »Ich versichere dich meiner und der Loyalität meines Bruders Patrick«, erklärte er förmlich.

»Steh auf«, sagte Hugh und streckte dem anderen seine Hand entgegen. »Dein Bruder war immer Shanes Favorit, und wenn ich mich recht entsinne, besaß er einen ausgeprägten Sinn für Humor.«

»Das ist Patrick. Er ist immer für einen Scherz zu haben, aber wehe, wenn sich sein beißender Spott gegen einen richtet.«

»Warum ist er nicht selbst gekommen, um mir seine Treue zu schwören?«

»Patrick ist auf Dungannon geblieben, um für das Wohlergehen von Shanes Witwe und deren Tochter zu sorgen«, antwortete Conal. »Wir versprachen Shane, uns um ihre Sicherheit zu kümmern.«

Das Bild der englischen Schönheit, der er einst einen Kuß abgerungen hatte, erschien vor Hughs geistigem Auge. Zierlich und doch wohlgerundet – makellos weiße Haut, die nicht von Sommersprossen verunziert wurde – schimmerndes Haar, das an einen rotgoldenen Sonnenuntergang erinnerte – eine kleine Stupsnase über einem ansteckenden Lächeln – faszinierende smaragdgrüne Augen, die mit der grünen Landschaft Irlands wetteiferten. »Wie geht es der Dame?« fragte Hugh.

Conal zuckte die Schultern. »Shanes Tod war ein furchtbarer Schlag für sie. Ihre Tochter Maeve ist vier, und Lady Kathryn erwartet erneut ein Kind.«

»Irgendwelche Neuigkeiten von Turlough?«

»Wir vermuten, daß er bald auf Dungannon einreiten wird und sich als rechtmäßiges neues Oberhaupt der O’Neills ausrufen läßt. Lady Kathryn haßt den Mann und befindet sich vielleicht sogar in Gefahr. Turloughs versuchte Vergewaltigung vor der Schlacht bei Farsetmore verursachte die Kluft zwischen Shane und ihm. Shane kehrte allerdings nie mehr nach Hause zurück und hatte somit keine Gelegenheit, einen anderen Nachfolger zu ernennen. Könntest du uns helfen, sie nach England zu schaffen?«

»Meine Haushälterin wird dir einen Raum zuweisen, in dem du dich ausruhen kannst, während ich diese Neuigkeiten auf mich wirken lasse«, meinte Hugh ausweichend und mit undurchsichtigem Gesichtsausdruck. »Wir sprechen uns morgen früh wieder.«

Nachdem Conal von Peg aus dem Raum geführt worden war, goß Hugh sich einen Whiskey ein und hob das Glas an seine Lippen. Dann ertönte ein Klopfen an der Tür. Auf sein Rufen wurde sie geöffnet, und Sir Henry Sidney trat ein. »Sind Sie bereit?« fragte der Engländer.

»Wofür?«

»Lord Fitzgerald erwartet uns.«

»Würden Sie mich bitte bei ihm entschuldigen?« meinte Hugh. »Ich habe gerade eine Mitteilung erhalten, die eine dringende Familienangelegenheit betrifft.« Als er den fragenden Gesichtsausdruck des Engländers bemerkte, fügte er hinzu: »Ich werde Ihnen davon berichten, sobald ich über die Sache nachgedacht habe.«

»Lady Fiona wird enttäuscht sein«, bemerkte Sir Henry. »Sie hatte gehofft, Ihre in London begonnene Freundschaft zu vertiefen.«

»Enttäuschung wird sie nicht gleich umbringen«, entgegnete Hugh, »oder so etwas Ähnliches sagte der Vizekönig einmal. Sagen Sie Fiona, daß ich sie bei nächster Gelegenheit besuchen werde.«

Mit einem Knurren akzeptierte Sir Henry Hughs Seitenhieb. »Wie Sie wünschen.«

Wieder allein leerte Hugh seinen Whiskey in einem Zug und schenkte sich ein weiteres Glas ein, dann ließ er sich in einen Sessel neben dem Kamin sinken. Was soll ich hinsichtlich Shanes schwangerer Witwe unternehmen? fragte er sich. Sie Turlough überlassen oder ihr zur Flucht nach England verhelfen? Keine der beiden Möglichkeiten ist zufriedenstellend, wenn sie einen Jungen gebärt und mein Anspruch auf Tyrone damit in einer Sackgasse endet.

Während er seinen Whiskey schlürfte, sinnierte Hugh über Kathryns Zukunft. Ein kühner Plan kam ihm plötzlich in den Sinn, dessen vollkommene Schlichtheit ihn zum Schmunzeln brachte.

»Ich weiß genau, was ich mit dir anstellen werde, Lady Kathryn«, murmelte er vor sich hin, »und du wirst mir dabei helfen.« Mit vor Vorfreude glänzenden dunklen Augen erhob sich Hugh und schlenderte zu seinem Schreibtisch; dann genehmigte er sich einen weiteren Whiskey und hob prostend sein Glas. »Auf Kathryn Devereux O’Neill – wenn in diesem Leben doch alle Probleme so einfach zu lösen wären!«

Kapitel 2

Nicht ahnend, daß sie und ihre Kinder ein wertvolles Pfand für die ehrgeizigen Ziele zweier ehrgeiziger Männer geworden waren, betrachtete Kathryn aus dem Fenster ihres Schlafgemachs den erwachenden Frühlingstag. Wer hätte gedacht, daß Shane an einem solch blühenden Morgen tot sein würde? Und, was noch schwerer ins Gewicht fiel, daß sie gezwungen war, Turlough allein gegenüberzutreten? Sie war nicht ganz allein, verbesserte sich Kathryn und blickte in den Hof hinunter.

Patrick, ständig auf der Hut, wie ein einsamer Engländer es in Ulster nur sein konnte, schritt dort unten im Kreise. Ein reitender Kundschafter hatte in der vergangenen Nacht auf Dungannon die Nachricht hinterlassen, daß man an diesem Morgen mit Turlough rechnen mußte. Daraufhin hatte Patrick Kathryn empfohlen, sich während des Tages nicht zu zeigen, so daß er zunächst Turloughs Absichten in Erfahrung bringen konnte. Patrick wollte vorgeben, daß sie sich aufgrund ihrer Schwangerschaft nicht wohl fühlte; zumindest während des Abendessens würde Kathryn allerdings anwesend sein müssen, ansonsten riskierte sie, Turloughs Unmut auf sich zu ziehen.

In der Ferne erspähte Kathryn einen Trupp herannahender Männer. Turloughs gall-oglach waren finster dreinblickende Soldaten. Söldnertrupps, die dafür bezahlt wurden, daß sie den Sippenführer der O’Neills mit ihren kraftstrotzenden Körpern beschützten. Die Männer trugen Kettenhemden, Eisenhelme, leuchtendbunt karierte, enge Kniehosen und Ledergamaschen. Das in die Stirn fallende Haar war kurz geschoren, wehte ihnen jedoch am Hinterkopf lang in den Nacken. Sie trugen Schwerter an den Hüften und schwangen Streitäxte in ihren Händen.

Patrick erblickte Kathryn und gab ihr ein Zeichen, daß sie vom Fenster verschwinden sollte. Geschwind eilte sie durchs Zimmer und warf sich auf ihr Bett.

Polly, ihre Kammerzofe, kam in das Schlafgemach gerannt. »Mylady«, flüsterte sie. »Turlough wird gleich hier sein.«

»Ja«, erwiderte Kathryn, »aber Flüstern ist nicht erforderlich.«

Maude, die Haushälterin auf Dungannon, betrat das Zimmer und warf einen Blick auf ihre Tochter. »Polly, hol den Nachttopf und leg Katie eine Kompresse auf die Stirn.« Dann wandte sie sich Kathryn zu und erklärte: »Es gibt nichts Reizloseres für einen Mann als eine kotzende Frau.« Daraufhin brachen Haushälterin und Zofe in haltloses Kichern aus.

***

Während der neue Clanchef der O’Neills gemächlich in den Hof von Dungannon einritt, begutachtete er alles ringsherum. Turlough war ein Hüne von einem Mann – mindestens einen Meter achtzig groß. Stattlich, aber nicht feist, zeugte seine muskulöse Erscheinung von vielen Jahren beständigen Trainings. Allein schon seine Größe vermittelte Respekt, wenn sie nicht sogar Furcht in den Reihen der tapfersten Soldaten heraufbeschwor. Von heller Haut, mit gefälligem, flachsblondem Schopf und blauen Augen, war Turlough außerdem ein recht attraktiver Mann. Wenn er lächelte, nahmen seine Gesichtszüge jungenhaften Charme an.

Alles, was Shane besessen hat, gehört jetzt mir, dachte Turlough voller Befriedigung, außer dem einen kupferroten Frauenzimmer, aber auch daran werde ich bald etwas ändern.

Patrick trat zu Turlough und sank auf ein Knie. »Ich versichere dich meiner Loyalität«, sagte er förmlich und ließ dabei das Gesicht des anderen Mannes nicht aus den Augen. Patrick hoffte, daß ihm Gott diese schreckliche Lüge verzeihen möge, denn der Verrat war das abscheulichste Verbrechen überhaupt.

Turlough zeigte sich überrascht. »Diese Worte klingen völlig anders als das, was du bei unserem letzten Zusammentreffen gesagt hast«, sagte er und genoß die Qualen seines Gegenübers.

»Als ältester O’Donnelly und Erbmarschall der Streitkräfte O’Neill gehört meine ungeteilte Loyalität selbstverständlich dem Clanchef der O’Neills, egal, wer das ist«, konterte Patrick. »Wenn du meinen Schwur akzeptierst, bist du dir meiner unerschütterlichen Standhaftigkeit und meines Schwertarms bis zum letzten Atemzug gewiß.«

»Ich kann einen Mann respektieren, der keinen Vertrauensbruch begehen will«, erwiderte Turlough. »Die O’Donnellys waren in den Diensten der O’Neills stets loyale Soldaten. Steh auf – ich hege keinen Groll gegen dich.«

Als sie die Halle des Hauptgebäudes betraten, konnte Turlough seinen drängenden Wunsch nicht länger bezähmen. »Hol Katie«, befahl er und ging auf das Arbeitszimmer zu.

»Das ist im Augenblick unmöglich«, erklärte ihm Patrick.

Abrupt blieb Turlough stehen. Er wirbelte herum, und seine Augen funkelten vor ungläubigem Zorn. Seine rechte Hand griff nach dem Schwert an seiner Seite.

»Es handelt sich dabei nicht um eine Respektlosigkeit«, fügte Patrick hastig hinzu, während seine Augen die Hand am Schwertknauf fixierten. »Das morgendliche Unwohlsein gehört zu den Leiden schwangerer Frauen. Lady Kathryn bittet um Entschuldigung, daß sie erst zu einer späteren Stunde erscheinen wird.«

»Ich habe fünf Jahre gewartet und keine Minute länger«, schnaubte Turlough und marschierte auf die Treppe zu. »Ausflüchte helfen ihr jetzt auch nicht weiter.«

Patrick mußte dem Drang widerstehen, diesem Mann die Kehle aufzuschlitzen; stattdessen stürmte er hinter ihm her und legte ihm beschwichtigend eine Hand auf seinen Arm. »Bevor du Katie siehst, muß ich mit dir reden«, sagte er, und als Turlough zögerte, fuhr er fort. »Außerdem ist eine unter Übelkeit leidende Frau so ziemlich der unattraktivste Anblick, der einem am Morgen begegnen kann. Es sei denn, du hättest vor, ihren Kopf zu halten?«

Als sie schließlich das Arbeitszimmer betreten hatten, setzte sich Turlough in den Lieblingssessel seines verblichenen Cousins. »Nun, worum geht es?« fragte er ungehalten.

Die Blicke der beiden Männer trafen sich. »Ich möchte deine Pläne für Katie erfahren«, sagte Patrick und war sich fast sicher, daß er damit sein Todesurteil unterschrieb.

»Das wagst du einen O’Neill zu fragen?« brüllte Turlough ihn ungläubig an.

»Ich möchte die Gewißheit, daß sie sich in Sicherheit befindet.«

»Ihr wird kein Leid geschehen«, erwiderte Turlough und fügte dann mit einem für ihn ungewöhnlichen Lächeln hinzu: »In der Tat beabsichtige ich, sie zu heiraten.«

Patrick war von dieser Aussage nur geringfügig überrascht. »Darf ich dir einen Rat geben?«

»Du willst mich im Umgang mit Frauen beraten?« Turlough argwöhnte, daß Patricks Verstand irgendwie gelitten hatte.

»Nein, das würde ich niemals wagen.« Patrick zwang sich zu einem schwachen Lächeln. »Seit Shanes Tod habe ich viele Stunden damit zugebracht, Katie zu trösten, und ich möchte dir den Rat geben, behutsam vorzugehen, wenn du es wirklich vorziehst, daß sie einverstanden ist.«

»Natürlich ziehe ich es vor, daß sie einverstanden ist«, unterbrach ihn Turlough, »aber ob mit ihrem Einverständnis oder ohne, ich werde sie bekommen.«

»Shanes Kind unter dem Herzen zu tragen, während ihr Mann dort auf dem Friedhof begraben liegt, läßt ihre Erscheinung trostlos wirken«, log Patrick. »Geh langsam vor und werbe bedächtig um sie.«

»Fürs Werben bleibt mir nicht die Zeit«, warf Turlough wütend ein. Als Clanchef der O’Neills verdiente er die umgehende Erfüllung seiner Wünsche.

»Wenn du es vorziehst, daß sie einverstanden ist, dann nimm dir die Zeit«, riet Patrick. »Katie ist sicherlich empfänglicher für Liebenswürdigkeit.«

Turlough blickte Patrick an und erwog dessen Worte. »Ich werde es einige Tage lang versuchen«, lenkte er schließlich ein.

»Katie vertraut mir«, fuhr Patrick fort. »Je länger du dir Zeit nimmst, desto mehr Gelegenheit habe ich, um ihr deine vielen Vorzüge näherzubringen.«

»Tu das«, stimmte Turlough zu, »aber ich werde nicht ewig warten.«

Kurz vor dem Abendessen schlüpfte Kathryn aus ihrem Zimmer. Als trauernde Witwe trug sie ein schwarzes Kleid mit züchtig hochgeschlossenem Kragen, dessen einziger Schmuck eine weiße Spitzenkrause war. Die Blässe ihrer Haut stand im scharfen Gegensatz zu ihrem Kleid und ließ sie kränklich erscheinen. Ihr Haar war streng zurückgekämmt und geflochten zu einem Knoten im Nacken zusammengesteckt worden. Die dunklen Ringe unter ihren Augen zeugten von schlaflosen Nächten. Außer ihrem Trauring trug Kathryn keinen Schmuck, gleichwohl war ihre Schönheit unbenommen, lediglich ihre Zerbrechlichkeit stärker betont.

Sie schwebte die Treppe hinunter. Ihre Knie zitterten, doch ihre Miene war ausdruckslos. Am Treppenabsatz blieb sie einen Augenblick stehen, dann straffte sie in stolzer Entschlossenheit die Schultern und steuerte auf das Arbeitszimmer zu.

»Herein«, rief Turlough auf ihr Klopfen hin.

Kathryn erschauerte beim Klang seiner Stimme, öffnete jedoch die Tür.

Whiskey schlürfend hatte es sich Turlough in einem Sessel gemütlich gemacht, während seine Füße noch in den Stiefeln auf dem Schreibtisch ruhten. Bei diesem Anblick drohten Kathryns Beine zu versagen, und sie tastete haltsuchend nach der Tür.

Turlough sprang auf und verhinderte gerade noch, daß sie stürzte, dann rückte er ihr einen Stuhl zurecht. Er fiel vor ihr auf die Knie, und seine riesigen Hände ergriffen die ihren. »Es tut mir leid, was mit Shane passiert ist, und ich bedauere mein ungehöriges Verhalten zutiefst, als ich …«

Als du versuchtest, mich zu vergewaltigen, dachte Kathryn.

»… meinem natürlichen, männlichen Begehren nachgab«, beendete er seinen Satz.

Kathryn nickte mit traurigem Gesichtsausdruck, doch tief in ihrem Innern wurde sie von Rachegefühlen geschüttelt. Bastard! fluchte sie heimlich. Wenn du an Shanes Seite gekämpft hättest, hätte die Schlacht bei Farsetmore anders geendet, und Shane hätte nicht bei den MacDonnells auf Schloß Dunluce Zuflucht nehmen müssen. Sein Tod ist gleichermaßen ihnen wie dir zuzuschreiben.

Da sie sich sicher war, daß ihre Augen ihre Gedanken verrieten, senkte Kathryn den Blick und sah den Dolch, der in seinem Gürtel steckte. Einem mächtigen Drang widerstehend, ihm diesen zu entwenden und ihn tief in seine Brust zu stoßen, wandte sie den Blick ab.

»Als Oberhaupt der Familie«, fuhr Turlough fort und tätschelte ihre Hand, »schwöre ich bei allem, was heilig ist, daß ich dich und Shanes Kinder beschützen werde.«

»Beschützen?« wiederholte sie. »Aber wer würde uns denn etwas antun wollen?«

»Hugh O’Neill würde alles daransetzen, um der neue Graf von Tyrone zu werden«, erklärte ihr Turlough. »Der Tod von Shanes Kindern würde sicherlich seinen Zwecken dienen, und Englands Königin verzeiht ihrem geschätzten O’Neill beinahe jeden Verrat. Aber es besteht kein Anlaß zur Sorge. Ich werde persönlich für deine Sicherheit sorgen.«

Und wer wird uns vor dir beschützen? dachte Kathryn, sagte jedoch laut: »Was auch geschehen ist, ich habe immer gespürt, daß wir uns auf dich verlassen können.«

Von diesen Worten ermutigt blickte Turlough ihr tief in die unglaublich schönen Augen und war beinahe hypnotisiert von diesen smaragdgrünen Juwelen. Er sehnte sich danach, sie in seine Arme zu reißen, ihren Körper an den seinen zu schmiegen und sie zu besitzen, aber aufgrund von Patricks Rat widerstand er dem Drang und durchlitt die süßesten Qualen seines Lebens.

»Sollen wir das Abendessen einnehmen?« fragte Kathryn und brach den Zauber. Während sie an Turloughs Seite in dem riesigen Saal saß, starrte Kathryn auf die Tafel, auf der Brot, Butter und Honig im Überfluß standen. Nicht in der Lage, auch nur einen Bissen zu sich zu nehmen, beobachtete sie Turlough, der lächelnd ihren Weinkelch füllte. Kathryn zwang sich, sein Lächeln zu erwidern, dann führte sie ihr Glas zum Mund und nahm einen Schluck.

Maude trug den ersten Gang auf, der aus Gerstensuppe mit gekochtem Schweinefleisch bestand. »Sie sehen so prächtig wie immer aus, mein Junge«, machte sie Turlough auf kühnste Weise Komplimente.

»Und ich fühle mich noch besser, als es den Anschein hat«, brüstete er sich.

»Frühlingsgefühle?«

»Aber, Maudie! Wenn ich nur etwas älter wäre, wärst du in gewaltigen Schwierigkeiten.«

»Sie wären derjenige mit den Schwierigkeiten«, konterte Maude. »In meiner Jugend wurden die Priester reihenweise blaß, wenn sie mir die Beichte abnahmen.« Daraufhin schallte Turloughs grölendes Gelächter durch den gesamten Saal.

Gegen die Wand in der Nähe des Eingangs gelehnt, beobachtete Patrick die hohe Tafel während des gesamten Mahls und betete, daß Kathryn nicht wie die meisten Frauen reagieren und die Beherrschung verlieren würde. Zu seinem Mißfallen fiel ihm Kathryns Appetitlosigkeit auf. Als Turlough auf ihren Teller deutete und ihr etwas ins Ohr raunte, setzte Patricks Herzschlag beinahe aus, und seine Hand berührte den Knauf seines Dolchs. In der Gewißheit, daß sie ihrem Tod sehr nahe waren, beobachtete er mit gemischten Gefühlen, wie Kathryn sich erhob und den Saal verlassen wollte. Mitgefühl und Besorgnis spiegelten sich in Turloughs Gesichtszügen wider.

»Das Baby bereitet mir Übelkeit«, flüsterte Kathryn im Vorbeigehen Patrick zu.

Erleichtert nahm Patrick an der Wand eine entspannte Haltung ein und schloß die Augen. Die Gefahr würde am nächsten Tag erneut entbrennen und jeden weiteren Tag, solange es ihm nicht gelang, Kathryn von Dungannon fortzuschaffen.

»Da hast du mir einen schönen Rat gegeben.«

Beim Klang dieser Stimme riß Patrick die Augen auf.

»Dieses Werben ist eine mühselige Angelegenheit«, beschwerte sich Turlough. Dann fragte er mit leiser Stimme: »Kennst du keine entsprechende Frau?«

Patrick schmunzelte. »Du könntest Maura besuchen.«

»Maura?«

»Du weißt doch, Shanes Mätresse unten im Dorf.«

»Du hast mir heute gute Dienste geleistet«, sagte Turlough, erfreut von der Aussicht, Shanes Ehefrau und zusätzlich dessen Mätresse zu übernehmen. »Ich habe ein gutes Gedächtnis.«

Patrick grinste ihn an. »Dessen bin ich mir sicher.«

Nachdem Turlough aufgebrochen war, verließ Patrick unbeobachtet die Halle und ging nach oben. Ohne sich überhaupt die Mühe zu machen und anzuklopfen, schlüpfte er in eines der Gemächer und blieb abrupt stehen, denn der sich ihm bietende Anblick war bezaubernd.

Kathryn saß in einer Wanne vor dem Kamin, während Polly ihren Rücken wusch. Als sie ein Geräusch hörten, wirbelten beide Frauen herum. Kathryns Gesicht war von einer dunklen Röte überzogen, und mit einem heftigen Atemzug sank sie tiefer ins Wasser. Polly warf ihm einen vorwurfsvollen Blick zu.

Patrick schlenderte zu einem in der Nähe stehenden Stuhl. »Es tut mir leid, daß ich dich beim Bad stören muß«, entschuldigte er sich mit einem unwiderstehlichen Lächeln, »aber wir müssen miteinander reden, solange Turlough anderweitig beschäftigt ist.«

»Beschäftigt? Womit?« fragte Kathryn.

»Er besucht Maura.«

»Ich wußte, daß sie für irgendwas gut ist«, knurrte Polly.

»Turlough hat vor, dich zu heiraten«, berichtete Patrick.

»Ich soll ihn heiraten?« schrie Kathryn. »Das werde ich nicht tun, und er kann mich nicht dazu zwingen.«

»Das stimmt«, erwiderte Patrick, »aber er kann dafür sorgen, daß du bereust, es nicht getan zu haben.« Bei diesen Worten wurde Kathryn aschfahl.

»Ich habe ihm den Rat gegeben, es auf die langsame Tour mit dir zu versuchen«, fuhr er fort. »Versteh mich richtig, Kathryn. Alles hat einmal ein Ende. Willst du fortgehen oder bleiben?«

»Ich gehe fort«, antwortete sie ohne zu zögern. »Hast du irgend etwas von Conal gehört?«

»Noch nicht.« Patricks Blick fiel auf Polly. »Kommst du mit uns, Mädel?«

»Ich komme mit Ihnen.«

»Keine Briefe nach England, die unsere Ankunft ankündigen«, warnte Patrick Kathryn. »Und verärgere den Mann nicht. Wir spielen ein gefährliches Spiel, und nur die Gnade Gottes kann uns vor einer Entdeckung bewahren.«

Patrick erhob sich und durchquerte den Raum, um zur Tür zu gelangen; dort blieb er stehen und blickte sich noch einmal um. »Ich darf noch hinzufügen, Katie«, neckte er sie, »daß du eine verdammt aufreizende Kehrseite hast.« Noch ehe der Waschlappen sein Ziel erreicht hatte, war er verschwunden.

Während der darauffolgenden Tage gelang es Kathryn, Turlough fast völlig aus dem Weg zu gehen. Sie aß zwar jeden Abend mit ihm zusammen in dem riesigen Saal, zog sich aber bald darauf zum Schlafengehen zurück. Tagsüber beanspruchten ihn die Soldaten der O’Neills, und nachts war ihm Maura zu Willen.

Zu Kathryns Tagesablauf gehörte auch der allmorgendliche Spaziergang zum Friedhof. Sie glaubte, daß es ihre Pflicht sei, Shanes Grab zu besuchen und Gebete zur Erlösung seiner Seele zu sprechen. Daß sie guten Grund hatte, diesen Mann zu verachten, zählte nicht. Kathryn kniete trotz allem, was gewesen war, an seinem Grab, schmückte es regelmäßig mit einem Strauß frischer Blumen aus ihrem Garten und betete für seine verlorene Seele.

»Ach, wie wenig wußten wir vor all den vielen Jahren davon, daß sich deine Prophezeiungen bewahrheiten würden«, sagte Kathryn eines morgens laut und war sich nicht bewußt, daß sie belauscht wurde.

»Hmhm!« hörte sie eine tiefe Stimme neben sich. Entsetzt wirbelte Kathryn herum und warf schützend die Hände vor ihren Körper, um einen Angriff abzuwehren.

»Ich wollte dir keine Angst einjagen«, entschuldigte sich Turlough, während er sich vor ihr aufbaute.

Unfähig, auch nur ein Wort herauszubringen, nickte Kathryn ihm grüßend zu. Eine Hand hielt sie an ihren wogenden Busen gepreßt, als könnte diese ihr rasend klopfendes Herz beruhigen.

»Von welchen Prophezeiungen sprichst du?« fragte er.

»Am Tage unserer Hochzeit«, sagte Kathryn atemlos, »bat Shane mich, ihm jeden Tag Blumen auf sein Grab zu legen. Es war ein Scherz.«

»Oder eine Vorahnung.« Turlough streckte seine Hand aus. »Komm mit mir. Ich möchte mit dir reden.« Er war ihr beim Aufstehen behilflich, und dann machten sie sich gemeinsam auf den Rückweg.

»Ein Kundschafter traf noch spät in der Nacht ein«, erklärte Turlough ihr im Arbeitszimmer. »Hugh O’Neill und seine Männer bereiten mir ständig Schwierigkeiten. Ich werde aufbrechen müssen und vermutlich zwei Wochen lang fort sein.«

Kathryns Lebensgeister regten sich aufgrund der Ankündigung seiner Abreise, aber ihr Gesichtsausdruck blieb unbeteiligt. »Welche Schwierigkeiten?« fragte sie.

»Nichts, worüber du dich aufregen solltest«, erwiderte er. »Patrick wird hierblieben, um für deine Sicherheit zu sorgen. Wenn ich nach Dungannon zurückkehre …« Turlough zögerte einen Augenblick lang, dann zwang er sich zum Weitersprechen. »Aufgrund meiner Zuneigung zu Maeve und dir habe ich beschlossen, daß wir heiraten werden. Ich bin sicher, daß Shane es so gewollt hätte.«

Obwohl sie seine Pläne gekannt hatte, war Kathryn völlig verblüfft. Der Klang seiner Worte machte alles nur zu real. Er hatte ihren Ehemann hintergangen und das Bett seiner Geliebten geteilt. Nun wünschte er – nein, er hatte es bereits beschlossen –, sie zu heiraten! In dem Verlangen, ihm seine arrogante Kehle aufzuschlitzen, blickte Kathryn auf ihren Leib und versuchte, ihren Zorn zu unterdrücken.

»Ich kann deinen Antrag nicht annehmen«, sagte sie und blickte vorsichtig zu ihm auf.

Turloughs Augen glitzerten gefährlich.

»Andererseits«, fügte Kathryn rasch hinzu, »möchte ich deinen Antrag auch nicht ablehnen. Es ging nur alles so schnell. Ich bin so verwirrt.« In einer anrührenden Geste bedeckte sie ihr Gesicht mit beiden Händen und weinte.

Turlough, der sie trösten wollte, kniete vor ihr nieder und streichelte ihren Arm.

»Shane ist noch nicht lange tot«, flüsterte Kathryn. »Ein gesundes Kind zu gebären ist das einzige, woran ich jetzt denken kann. Kannst du diese Sorge einer Mutter verstehen?«

»Selbstverständlich.« Turlough war so vollkommen verärgert, daß er eher den Wunsch hatte, sie zu schlagen, als ihr den Hof zu machen. »Schwäche ist eine Eigenschaft der Frauen«, sagte er, »es ist ganz natürlich, daß du aufgewühlt bist. Überdenke mein Angebot. Die beste Medizin für dich ist vermutlich eine rasche Neuvermählung.«

Oder dein vorzeitiges Ableben, dachte Kathryn voller Häme, sagte jedoch mit einem zitternden Lächeln: »Ich verspreche dir, daß ich lange und ausgiebig darüber nachdenken werde.« Um ihn in Sicherheit zu wiegen, küßte sie ihn schüchtern auf seine Wange und murmelte: »Ich werde dich vermissen.«

Turlough zog sie an seine Brust; aus Furcht, sie zu verschrecken, ließ er es jedoch dabei bewenden.

An jenem warmen und sonnigen ersten Junitag standen Patrick und Kathryn gemeinsam im Hof und warteten darauf, Turlough Lebewohl zu sagen. Als er vor ihr stand, streckte ihm Kathryn ihre Hand entgegen und zwang sich zu einem heiteren Lächeln, das dem Tag alle Ehre gemacht hätte.

»Wir werden dich vermissen, besonders Maeve, die ihren Onkel Turlough inzwischen für den wichtigsten Mann in ihrem Leben hält.« Vor lauter Besorgnis, daß er sie küssen würde, oder, noch schlimmer, seinen Entschluß änderte, redete Kathryn immerfort. »Ich habe mir eine besondere Überraschung ausgedacht, um ihr den Verlust erträglicher zu machen.«

»Verlust?«

»Erst Shane, und jetzt mußt du abreisen.«

»Aber ich werde zurückkehren«, versicherte Turlough ihr.

Kathryn lächelte warmherzig. »Den Unterschied zu begreifen, ist für ein Kind schwierig.«

»Und was ist das für eine Überraschung?« fragte er.

»Ein Picknick.«

»Es ist gefährlich, hier umherzustreifen«, warnte Turlough.

»Wir werden nicht sehr weit gehen«, erklärte Kathryn und befürchtete schon, er würde seine Abreise verschieben. »Patrick und Polly werden uns begleiten.«

Turlough nickte zustimmend und zog sie an sich. Seine Lippen streiften die ihren und berührten dann ihre Wange. »Ich hoffe, daß mich Maeves Mutter ebenfalls vermissen wird«, flüsterte er ihr ins Ohr.

In einem Anflug vorgetäuschter Schüchternheit sah Kathryn weg. Lächelnd bemerkte Turlough, wie ihre Wangen von einem rosigen Hauch überzogen wurden. Dann bestieg er sein Pferd und setzte sich an der Spitze der Soldaten der O’Neills in Bewegung.

»Gut gemacht«, sagte Patrick und kicherte erleichtert. »Das hast du sehr gut gemacht, Katie.«

»Ich habe mein Gesicht heute schon einmal gewaschen«, beklagte sich Kathryn und wischte sich mit ihrem Ärmel über den Mund. »Jetzt muß ich es noch einmal gründlich waschen und hoffen, daß ich seine eklige Berührung vergesse.« Lachend bot ihr Patrick seinen Arm und führte sie zurück ins Haus.

Später brachen sie zu ihrem Ausflug auf. Sie verließen das Anwesen und machten einen gemütlichen Spaziergang; als Maeve müde wurde, hob Patrick sie zum Ausruhen auf seine Schultern. Auf Kathryns Frage, wie weit sie noch gehen müßten, wurde ihr gesagt, daß sie das hinreißende Plätzchen für ein Picknick schon bald erreichten. Nachdem sie eine Biegung hinter sich gelassen hatten, bemerkten sie eine Kutsche und zwei Männer, die ihnen auf der Straße entgegenkamen.

»Conal!« schrie Kathryn und rannte auf ihn zu.

Erleichtert, daß sie sich in Sicherheit befand, umarmte Conal sie, dann stellte er den anderen Mann als Sean vor und öffnete den Kutschenverschlag. Polly kletterte ins Innere, dann nahm sie Maeve aus Patricks Armen.

»Auf geht’s«, sagte Patrick zu Kathryn gewandt.

»Ich verstehe das alles nicht«, sagte sie, verwirrt über das, was da geschah.

»Wir fahren nach England«, erklärte Conal ihr.

»Ich kann jetzt nicht einfach abreisen«, protestierte Kathryn. »Ich habe überhaupt nichts mitgenommen! Was ist mit meinen Sachen?«

»Wir könnten nicht heimlich fliehen, wenn wir auch noch deine Koffer packten«, wies Patrick sie zurecht. Diese sinnlose Verzögerung brachte sie alle in Lebensgefahr. »Steig ein und zwar schnell.«

Kathryn tat, wie ihr geheißen.

Kapitel 3

Dunkel und geheimnisvoll wölbte sich das sternenklare, nächtliche Firmament über Hugh O’Neill, als dieser den Hof betrat.

In einiger Entfernung bog eine Kutsche in den Weg ein, der zu dem nebelumwölkten Anwesen führte. Als sie anhielt, eilte Hugh zu ihr und öffnete die Tür. »Patrick O’Donnelly?« fragte er.

»In Fleisch und Blut.«

Hugh musterte die anderen Insassen der Karosse und fixierte einen der Reisenden mit besonderer Aufmerksamkeit. »Ist sie krank?«

»Wir haben ihr ein leichtes Schlafmittel verabreicht«, antwortete Patrick. »Sie glaubt, daß wir in der Bucht von Barnstable ein Schiff genommen haben, und ich habe keine Lust, ihr die Wahrheit zu erklären.«

Hughs Blick fiel auf Maeve, die in Pollys Armen schlief. »Und das Kind?«

»Die ganze Aufregung hat sie müde gemacht.«

»Ich übernehme Lady Kathryn«, sagte Hugh. »Ihr kümmert euch um das Kind.«

Hugh streckte seine Hände aus und nahm Kathryn in die Arme, dann ging er auf das Herrenhaus zu. Instinktiv die Wärme seines Körpers suchend, schmiegte sich Kathryn an seine Brust. Diese intime Geste überraschte Hugh. Für Sekundenbruchteile hielt er inne und betrachtete das verletzlich schöne Gesicht, das ihn bereits in unzähligen Träumen angelächelt hatte.

Nachdem er die Treppen überwunden hatte, brachte Hugh sie in eine der Schlafkammern mit Blick auf die Gärten an der Rückseite und legte sie vorsichtig auf das Bett. Dicht hinter ihm wies Peg Patrick und Polly an, daß sie Maeve im Nebenzimmer unterbringen sollten.

Ich hoffe, daß sie ebenso leidenschaftlich wie schön ist, dachte Hugh, während er sich über sie beugte, um sie genauer zu betrachten. Behutsam streckte er eine Hand aus und strich ihr eine Locke ihres kupferroten Haars aus der Stirn.

Grüne Augen öffneten sich, und Kathryn blickte in das männliche Gesicht, das nur wenige Fingerbreit von dem ihren entfernt war. Ihre Augenlider schlossen sich erneut, und sie glitt in einen betäubten Schlaf.

Wie konnte diese bezaubernde Erscheinung seinen Onkel geliebt haben? fragte sich Hugh, und eine ihm unbekannte und gänzlich widerstrebende Eifersucht überkam ihn. Und wie war es ihr überhaupt gelungen, mit seinem launischen Temperament fertig zu werden?

Als durchlitte sie einen Alptraum, wimmerte Kathryn im Schlaf. Eine einsame Träne kullerte über ihre Wange.

»Ruh dich nur aus«, flüsterte Hugh und strich mit seinen Fingerspitzen die Träne fort. Seine tiefe, männliche Stimme schien sie zu beruhigen. Als er sich zum Gehen wandte, entdeckte er zu seiner großen Verärgerung, daß die anderen ihn neugierig anstarrten.

Am späten Vormittag des darauffolgenden Tages erwachte Kathryn schließlich. Erschöpft blickte sie sich im Raum um und betrachtete das kostbare Mobiliar. Bemerkenswert kostspielige Möbel für ein englisches Gasthaus, dachte sie, doch sie konnte sich nicht mehr an ihre Ankunft erinnern.

Trotz ihrer Benommenheit setzte Kathryn sich auf. Als ihr Blick auf das Nachthemd fiel, wunderte sie sich, warum sie ein fremdes Gewand trug. Wem gehörte es? Und warum konnte sie sich nicht mehr an ihre nächtliche Ankunft in diesem Gasthaus erinnern? Was geschah da mit ihr? Verlor sie ihren Verstand?

Polly öffnete die Zimmertür und sprach mit jemandem, der draußen wartete. Patrick trat ein, durchquerte den Raum und blieb am Fußende des Bettes stehen. In Kathryns Augen spiegelte sich Verwirrung, als sie ihn ansah.

»Katie …« Patrick zögerte, denn er haßte die Aufgabe, die nun vor ihm lag. Kathryn legte ihren Kopf schief und betrachtete ihn wie durch einen Nebelschleier.

Unbemerkt stand Hugh auf der Türschwelle und beobachtete das sich ihm bietende Szenario. Sein scharfer Blick glitt über seine unwissende Geisel und bemerkte ihre Verwirrung. Kathryn schüttelte den Kopf, als müßte sie ihren Verstand wachrütteln, und ihr prächtiger Haarschopf umwirbelte sie dabei wie ein feuerroter Schleier.

Fasziniert von diesem Anblick lehnte sich Hugh entspannt gegen den Türrahmen.

»Katie«, fing Patrick erneut an, dann blickte er zur Tür. Kathryn, deren Augen seinem Blick gefolgt waren, entfuhr ein Seufzer der Überraschung.

»Guten Morgen«, sagte Hugh fröhlich.

»S-S-Sie!«Kathryn riß die Bettdecke bis zum Kinn hoch.

»Hugh O’Neill, mit Verlaub.« Mit übertriebener Höflichkeit verbeugte er sich vor ihr. »Ich bin überwältigt, daß Sie sich noch an mich erinnern.«

»Wo bin ich?« fragte Kathryn und wandte sich erneut Patrick zu.

»In Dublin«, antwortete dieser, die Unverfrorenheit des anderen Mannes innerlich verfluchend.

»Du hast mich betrogen! Du hinterhältiger, verlogener …!« Kathryns Körper bebte vor Zorn. Ungeachtet ihrer dürftigen Bekleidung sprang sie aus dem Bett und baute sich wie ein feindlicher Krieger vor ihnen auf. Wie konnte sie ihnen am besten entfliehen?

»Hier ist der sicherste Ort für Maeve und dich«, versuchte ihr Patrick zu erklären. »Hugh …«

»Schutz in der Höhle des Löwen suchen?« unterbrach ihn Kathryn schroff. »Du Holzkopf! Dieser O’Neill will mein Kind tot sehen.«

Mit einem Blick auf Polly befahl Kathryn: »Hol Maeve. Wir brechen auf.«

Hugh, der den Zornesausbruch seines Gastes genoß, schmunzelte innerlich und bedeutete Polly, Ruhe zu bewahren. Als Kathryn ihn wütend anstarrte, verwandelte sich sein Schmunzeln in schallendes Gelächter.

Kathryn griff nach dem Messingkerzenleuchter, der auf dem Nachttisch stand. Diesen umklammernd stürzte sie sich auf ihren Widersacher.

»Versuchen Sie, mich aufzuhalten«, drohte sie, »und ich werde Sie töten.«

Das Lachen erstarb. Reglos erwartete Hugh ihren Angriff, während sein Blick dem ihren standhielt.

»Gehen Sie beiseite«, schrie Kathryn völlig entsetzt über seinen passiven Widerstand. Sie holte mit dem Kerzenleuchter zum Schlag aus, doch Hugh packte ihr Handgelenk. Nur eine Handbreit voneinander entfernt prallten ihre zornigen Blicke aufeinander.

»Glauben Sie mir, Madam«, erklärte ihr Hugh, »wenn ich Ihren Tod gewollt hätte, wären Sie jetzt nicht hier.«

Als er bemerkte, wie Kathryns Gesichtsfarbe plötzlich das Grün ihrer Augen annahm, warf Hugh den Kerzenleuchter beiseite, umschlang ihre Taille und eilte mit ihr durch das Zimmer. Kathryns Magen rebellierte und leerte seinen wenigen Inhalt in den Nachttopf. Geschwächt lehnte sie ihr ganzes Gewicht gegen seine Beine.

»Sie werden sich bald besser fühlen«, versicherte ihr Hugh. »Das Schlafmittel hat eine Magenreizung verursacht.« Nachdem er ihr zurück ins Bett verholfen hatte, verließ er gemeinsam mit Patrick das Zimmer.

»Ich will meine Tochter sehen«, drängte Kathryn und versuchte aufzustehen.

»Maeve ist in Sicherheit.« Polly zwang ihre Herrin, sich wieder hinzulegen.

»Du hast von allem gewußt«, beschuldigte Kathryn sie.

»Wären Sie lieber bei Turlough geblieben?« entgegnete die junge Frau. »Wenigstens hat Hugh an Shanes Mord keinen Anteil gehabt.«

»Ach, geh weg.« Kathryn drehte ihr abweisend den Rücken zu und schlief sogleich wieder ein. Polly seufzte erleichtert auf. Das Schlimmste war überstanden. Das Gewitter war vorüber. Wenn sie nur Gewißheit hätte, daß die Entscheidung, Kathryn nach Dublin zu bringen, die richtige gewesen war.

Als die schweren Vorhänge am nächsten Morgen beiseite gezogen wurden, durchflutete helles Sonnenlicht den Raum. Gähnend kuschelte sich Kathryn tiefer in die Kissen.

»Es wird Zeit, daß Sie wieder von den Toten auferstehen«, mäkelte Polly laut.

»Hast du denn überhaupt kein Mitgefühl?« Kathryn bemühte sich aufzusitzen. Ein Klopfen an der Tür erregte ihre Aufmerksamkeit, doch noch bevor sie antworten konnte, flog diese auf.

Maeve eilte herein, sprang auf das Bett und umarmte ihre Mutter stürmisch. Kathryns Laune besserte sich erheblich, als sie das fröhliche Gesicht ihrer Tochter betrachtete. »Mir gefällt es hier«, erklärte ihr Maeve. »Onkel Hugh ist nett, nicht so wie Onkel Turlough.«

»Onkel Hugh?« wiederholte Kathryn und strich ihrer Tochter eine kupferrote Locke aus der Stirn. Sie zwang sich zu einem Lächeln. »Ich bin sehr froh, daß es dir hier gefällt, Liebes.«

»Onkel Hugh hat gesagt, daß ich einmal eine berühmte irische Königin werde«, fuhr das kleine Mädchen mit vor Aufregung glänzenden grünen Augen fort. »Eines Tages werde ich Königin von Irland. Das hat mir Onkel Hugh versprochen.«

»Wie schön!« Kathryn umarmte ihre Tochter. »Ich bin sicher, daß du die großartigste Königin aller Zeiten werden wirst, eine noch viel bessere als Elizabeth Tudor.«

»Elizabeth wer?«

Ein Kichern aus der Richtung der Tür zog ihre Aufmerksamkeit auf sich. Mit vor der Brust verschränkten Armen stand Hugh gegen den Türrahmen gelehnt. »Guten Morgen«, begrüßte er Kathryn. »Fühlen Sie sich besser?«

Da sie nicht wußte, wie sie sich verhalten sollte, starrte Kathryn ihn nur an. Mußte sie Angst vor ihm haben? Wenn er nichts Böses mit ihnen vorhatte, warum hatte er sie dann entführt?

Gut gebaut, befand Kathryn unbewußt Hughs äußere Erscheinung. Mit strahlenden Augen, wenn er lacht – ein hinreißendes Lächeln…

»Mama, sag guten Morgen, sonst bist du unhöflich«, schalt Maeve in unüberhörbarem Flüsterton.

»Guten Morgen.« Kathryn errötete über ihre abschweifenden Gedanken. »Es geht mir schon viel besser.«

Unaufgefordert trat Hugh ins Zimmer und schlenderte zum Fußende des Bettes.

»Komm ruhig rein, Onkel Hugh«, knurrte Kathryn zornig.

»Komm mit, Maeve«, sagte Polly. »Wir kümmern uns um das Frühstück und um ein Bad für deine Mutter.«

Als er Kathryn betrachtete, gefror Hughs Lächeln auf seinen Lippen. Pegs riesiges Nachthemd war verrutscht und hatte eine von Kathryns Schultern entblößt, was ihr eine verführerische Ausstrahlung verlieh.

Was, zum Teufel, geht eigentlich in mir vor? fragte er sich und spürte, wie seine Männlichkeit in Erregung geriet. Schon viele Frauen haben mein Lager geteilt, und ich habe sie bestimmt nicht entführen müssen.

Seufzend wandte Hugh seinen Blick ab, wurde aber sogleich wieder magisch von ihrer unwiderstehlichen Schulter angezogen. Herr im Himmel! betete er insgeheim. Sie war so verführerisch wie die Sünde!

Kathryn verfolgte seinen Blick. Tiefrot vor Zorn riß sie das heruntergerutschte Nachthemd hoch.

»Wir haben viel zu besprechen, aber ich bin fast den ganzen Tag unterwegs«, sagte Hugh und überlegte, ob diese rosige Schattierung wohl ihren gesamten Körper bedeckte … Er räusperte sich und verbannte die Vorstellung aus seinen Gedanken. »Speisen Sie mit mir zu Abend?«

»Ganz wie Sie möchten.« Für die Abendstunden hatte Kathryn eigentlich andere Pläne als einen verlängerten Aufenthalt in Dublin und schon gar nicht den Wunsch auf ein gemeinsames Abendessen mit Hugh.

»Dann bis heute abend.« In der Gewißheit, daß sie letztlich doch nachgeben würde, wollte Hugh das Zimmer verlassen, blieb an der Schwelle jedoch noch einmal stehen. »Ihnen stehen sämtliche Räume des Hauses offen, aber unternehmen Sie keine unüberlegten Schritte. Sie werden genau beobachtet.« Dann war er verschwunden.