Ein Strip… nur für dich - Lori Foster - E-Book

Ein Strip… nur für dich E-Book

Lori Foster

0,0
1,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Jeden Abend tanzt Georgia spärlich bekleidet auf der Bühne der schäbigen Bar. Die Gesichter der Männer, die sie lauthals anfeuern, nimmt sie längst nicht mehr wahr. Bis sie Jordan Sommerville bemerkt. Die Welt scheint stillzustehen. Gibt es Liebe auf den ersten Blick?

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 201

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



IMPRESSUM

Ein Strip … nur für dich erscheint in der HarperCollins Germany GmbH

Redaktion und Verlag: Postfach 301161, 20304 Hamburg Telefon: +49(0) 40/6 36 64 20-0 Fax: +49(0) 711/72 52-399 E-Mail: [email protected]
Geschäftsführung:Thomas BeckmannRedaktionsleitung:Claudia Wuttke (v. i. S. d. P.)Produktion:Jennifer GalkaGrafik:Deborah Kuschel (Art Director), Birgit Tonn, Marina Grothues (Foto)

© by Lori Foster Originaltitel: „The Buckhorn Brothers 4“ Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

© Deutsche Erstausgabe in der Reihe TIFFANYBand 952 - 2001 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg

Umschlagsmotive: Forewer / Shutterstock

Veröffentlicht im ePub Format in 03/2016 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.

E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck

ISBN 9783733767594

Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten. CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:BACCARA, BIANCA, JULIA, ROMANA, HISTORICAL, MYSTERY

Alles über Roman-Neuheiten, Spar-Aktionen, Lesetipps und Gutscheine erhalten Sie in unserem CORA-Shop www.cora.de

Werden Sie Fan vom CORA Verlag auf Facebook.

1. KAPITEL

Jordan Sommerville starrte auf das schiefe handgemalte Schild über dem baufälligen Gebäude. Es war eines der schlimmsten Zeugnisse schlechter Schriftkunst, das er je gesehen hatte. Die hellroten Buchstaben schienen ihm förmlich entgegenzuspringen.

Er fluchte, als ein weiteres Rinnsal eiskalten Regens seinen Nacken hinunterlief. Die Männer hinter ihm unterhielten sich leise über das, was sie von der Bar sahen und hörten. Es war spät, es war dunkel und für September ungewöhnlich kühl. Sicher gab es keine idiotischere Möglichkeit, einen Freitagabend zu verbringen.

Die Idee, einen Barbesitzer davon überzeugen zu wollen, ein Ausschank-Limit einzuführen, schien aussichtslos. Zumal dieser Barbesitzer schon mehrfach übermäßigen Alkoholkonsum zugelassen hatte. Jordan ging auf das Gebäude zu, um die Sache hinter sich zu bringen.

Irgendwie war er zum Anführer dieser sechsköpfigen Truppe geworden, eine zweifelhafte Ehre, die er zähneknirschend akzeptiert hatte. Die Truppe war von Zenny aufgestellt worden, einem Farmer, der sich zur Ruhe gesetzt hatte und den man mit viel Wohlwollen als streitsüchtig charakterisieren konnte – an seinen guten Tagen. Dann waren da noch Walt und Newton, die sich angeblich aus ihren Läden zurückgezogen hatten, obwohl sie noch jeden Tag dort verbrachten. Außerdem waren noch Howard und Jesse dabei, die männlichen Klatschbasen der Stadt, die sich für jedes Projekt freiwillig meldeten, nur um ihre Nasen in alles hineinstecken zu können.

Jordan blieb vor der neonbeleuchteten Tür stehen, die in den heruntergekommenen Saloon führte, und drehte sich zu den Männern um. Eine flackernde Bierreklame im Fenster erhellte ihre Gesichter. Jordan musste schreien, um die laute Musik und das Gelächter von drinnen zu übertönen.

„Denkt dran, wir werden reden. Sonst nichts. Es wird keine Anschuldigungen geben, keine Drohungen und absolut keine Gewalt. Verstanden?“

Seine fünf Mitstreiter nickten zustimmend und sahen ungeduldig an Jordan vorbei zur Bar, aus der der wüste Lärm kam. Jordan seufzte.

Buckhorn County war trocken, was bedeutete, dass jeder, der trank, klug genug war, es in seinen eigenen vier Wänden zu tun. Die Einheimischen wollten es so, da es schon zu viele Unfälle auf dem See gegeben hatte, hauptsächlich verursacht von Urlaubern, die glaubten, Alkohol und Wassersport würden zusammenpassen.

Doch diese neue Bar, eine renovierte alte Scheune, hatte knapp hinter der Bezirksgrenze eröffnet, sodass die Bestimmungen für sie nicht galten. In letzter Zeit hatten einige Gäste mitten in der Nacht Spritztouren durch Buckhorn gemacht und dabei Zäune angefahren, Maisfelder verwüstet, die Tiere auf den Weiden erschreckt und allgemein geringfügige Verwüstungen angerichtet. Niemand war ernstlich verletzt worden – noch nicht –, doch angesichts solch schwachsinniger Vergnügungen war es nur eine Frage der Zeit, bis es passieren würde.

Daher hatten sich die rechtschaffenen Bürger Buckhorns zusammengeschlossen und nach Rücksprache mit dem Stadtrat entschieden, mit dem Barbesitzer zu reden. Sie hofften, er würde vernünftig sein und sich damit einverstanden erklären, den Alkoholausschank an zügellose Gäste zu beschränken oder wenigstens ein Ausschank-Limit für diejenigen einzuführen, die zu übermäßigem Konsum und Haltlosigkeit neigten.

Jordan ahnte jedoch, dass es Zeitverschwendung sein würde. Er hatte seine eigenen persönlichen Gründe für seine Abscheu vor Betrunkenen. Er hätte sich auch geweigert, sich an diesem aussichtslosen Unternehmen zu beteiligen. Nur galten er und seine Brüder als prominente Bürger von Buckhorn, und da gerade eine schlimme Grippewelle umging, war Jordan der einzige noch verfügbare Bruder gewesen, um die Truppe anzuführen.

Mit einem erneuten Seufzer öffnete er die zerschrammte Holztür und trat ein. Augenblicklich tat ihm der Qualm in den Lungen weh. Die Mischung aus Rauch, Schweiß und Alkohol konnte einem den Magen umdrehen.

In der dunklen, nasskalten Nacht war die Bar wie ein schwülwarmer Kokon. Die Wände waren in eintönigem Grau gestrichen. Lampen hingen von den frei liegenden Deckenbalken und verbreiteten gedämpftes Licht in der ansonsten düsteren Kulisse.

Die Männer hinter Jordan versuchten über seine Schultern zu spähen und gaben Laute der Empörung über das wilde Treiben vor ihnen von sich. Was sie jedoch nicht daran hinderte, es gebannt zu verfolgen. Jordan spürte ihre angespannte Erwartung und ahnte, dass der Abend nicht gut enden würde.

In der Hoffnung, einen Verantwortlichen zu entdecken, schaute Jordan sich um. An einem wuchtigen, schräg abfallenden Tresen saß eine Reihe Männer vor ihren Bieren, während ein sehr dürrer, fast kahlköpfiger Mann Drinks mit einer durch lange Übung erworbenen Geschwindigkeit nachschenkte. Am Ende des Tresens stand ein massiger, bedrohlich aussehender Rausschmeißer mit bewusst einschüchternder Miene. Jordan schnaubte verächtlich. Der Kerl sollte für Ruhe sorgen an einem Ort, der Auseinandersetzungen zwangsläufig herausforderte.

Entlang der Wände gab es Tischnischen. Im übrigen Raum standen ein paar kleine runde Tische. Die Bar war voll, und es war laut hier, doch sie erweckte nicht den Eindruck, als herrsche hier etwas, das die Bezeichnung „Leben“ verdiente. Dazu war die Atmosphäre zu deprimierend, trotz des Gelächters.

Plötzlich verstummte der Lärm aus Stimmen, klirrenden Gläsern und wilder Musik. Erwartungsvolle Stille erfüllte den Raum. Jordan fühlte, wie sich die Härchen auf seinen Armen aufrichteten. Alle starrten zu der Bühne im Zentrum des Saloons. Sie war nicht größer als zweieinhalb mal drei Meter. Ein zerschlissener, fadenscheiniger Vorhang an der Rückwand der Bühne bewegte sich zwar, ging jedoch nicht auf.

Jordan blickte gebannt wie alle anderen zur Bühne, ohne zu wissen, warum. Hinter ihm hustete der alte Zenny. Walt kam näher. Newton stieß gegen Jordans linke Seite.

So leise, dass Jordan es zunächst nicht bemerkte, drang aus den versteckten Lautsprechern Musik in die Stille. Sie knisterten ein wenig, als seien sie nur exzessive Lautstärken gewohnt. Die Musik steigerte sich nach und nach zu einem schnelleren Tempo. Sämtliche Männer, die vorher laut gewesen waren, warteten jetzt schweigend.

Der Vorhang teilte sich in dem Moment, als die Musik richtig loslegte und sich zu einem temperamentvollen Beat steigerte. Jordan hielt den Atem an.

Eine Frau, zierlich bis auf die üppigen Brüste, stürmte in einer Art Aerobic-Tanz auf die Bühne. Sie bewegte sich zur Musik und sah umwerfend sexy aus.

Jordan hatte seine drei Schwägerinnen bei ihrem Fitnesstraining ähnliche Tanzschritte machen sehen. Allerdings hatten seine Schwägerinnen nicht solche Brüste wie diese Frau, und sie trugen stets Jogginganzüge, wenn sie trainierten.

Und natürlich tanzten sie nicht für Betrunkene.

Jordan war so gebannt, dass er den Blick nicht abwenden konnte. Er öffnete den Mund, um tief Luft zu holen, und ballte die Fäuste. Sein Körper war angespannt. Diese Reaktion überraschte ihn und kam völlig unvorbereitet.

Die Frau trug ein offenherziges Kostüm aus schwarzer Spitze mit strategisch platzierten Fransen. An den Fransen glitzerten schwarze Perlen, die bei jeder Bewegung mitschwangen und so die Aufmerksamkeit der Zuschauer auf ihre hüpfenden Brüste und kreisenden Hüften lenkten. Ihre Beine waren schlank und muskulös. Sie drehte der Bar den Rücken zu, sodass die Fransen an ihrem Po keck hin und her wippten. Jordans rechte Hand kribbelte, als er sich vorstellte, wie sich dieser Po wohl anfühlen würde.

Er fluchte leise. Er hatte Frauen am See gesehen, deren Bikinis viel mehr zeigten als dieses Tanzkostüm. Aber keine dieser Frauen war so sexy. Sie blieb vollkommen im Takt der Musik, und nach zwei Minuten glänzte ein feiner Schweißfilm auf ihren Schultern und ihrem Dekolleté. Ihre vollen Brüste, die fast bis zu den Knospen sichtbar waren, blieben zwar auf wundersame Weise in ihrem äußerst knappen Gefängnis, doch der Gedanke, dass sie es nicht tun könnten, erregte und faszinierte Jordan.

Neben ihm flüsterte Newton: „Grundgütiger!“

Jordan empfand ähnlich wie der alte Mann. Seine Miene verfinsterte sich. Er wünschte, er könnte die Männer hinausschicken und die Frau irgendwie bedecken. Er wollte nicht, dass irgendjemand sonst sie ansah. Er hingegen hätte ihr die ganze Nacht lang zuschauen können.

Solche Gefühle für eine Fremde waren absurd, daher verdrängte er sie sofort.

Das Publikum feuerte sie an, schrie und hämmerte mit den dicken Bierkrügen auf Tresen und Tische. Trotzdem veränderte sich der Gesichtsausdruck der Frau nicht. Sie lächelte nicht, obwohl ihr sinnlicher Mund vor Anstrengung leicht zitterte. Ihre Lippen sahen weich aus, und Jordan konnte sich mühelos vorstellen, wie wundervoll sie sich an seinen anfühlen würden und auf seiner Haut. Von Zeit zu Zeit drehte sie sich so, dass sich das Licht in ihren hellgrauen Augen widerspiegelte, die geradeaus sahen, ohne sich je auf einen Mann zu richten.

Ihre vollkommene Missachtung des ausschließlich männlichen Publikums war irgendwie erregend. Sie sah aus wie das Epizentrum sexueller Versuchung, doch es interessierte sie nicht. Sie schenkte ihrem lüsternen, johlenden Publikum so wenig Aufmerksamkeit, dass sie ebenso gut allein in ihrem Schlafzimmer hätte tanzen können.

Mit gespielter Gleichgültigkeit verschränkte Jordan die Arme vor der Brust und beschloss, bis zum Ende der Show zu warten, ehe er den Besitzer suchte. Nicht, weil ihn die Frau interessierte. Selbstverständlich nicht. Aber momentan wäre die Suche nach dem Besitzer ohnehin sinnlos, da alle atemlos die Show verfolgten.

Trotz seines Versuchs, gleichgültig zu bleiben, ließ Jordan die Frau nicht ein einziges Mal aus den Augen. Es kam ihm so vor, als würde sein Herzschlag ihrem Rhythmus entsprechen. Eine eigenartige, pulsierende Wärme breitete sich unter seiner Haut aus. Irgendetwas an ihr, etwas Flüchtiges und zugleich sehr fassbar Weibliches, zog ihn an. Er ignorierte es. Er gehörte nicht zu den Männern, die von schamloser Sexualität angezogen wurden. Nein, wenn eine Frau seine Aufmerksamkeit weckte, dann mit ihrer Sanftheit, ihrer Intelligenz, ihrem Charakter. Im Gegensatz zu seinen Brüdern – die die anständigsten Männer waren, die er kannte – war er nie ein Sklave seines Verlangens gewesen. Oft neckten sie ihn wegen seiner seriösen Art, seines fehlenden Feuers und weil er darauf achtete, in allen Situationen die Fassung zu wahren. Zumindest in fast allen.

Er kniff die Augen zusammen.

Kurze goldbraune Haare umrahmten das Gesicht der Frau. Jordan fragte sich, wie diese Locken sich zwischen seinen Fingern anfühlen würden, wie ihre erhitzte Haut schmecken, wie ihr Körper sich an seinem anfühlen würde, wenn sie sich beim Liebesspiel bewegte wie jetzt zur Musik.

Als der rhythmische Beat nachließ, sank sie erst geschmeidig auf die Knie, dann auf den Bauch. Die Hände flach auf dem Boden, die Arme ausgebreitet, bog sie ihren Körper wie in Ekstase durch. Es war eine unverhohlen sexuelle Bewegung, bei der die Menge außer Rand und Band geriet und Jordan den Atem anhielt.

Die Augen der Tänzerin waren geschlossen, die Lippen leicht geteilt. Jordan biss angesichts der Fantasien, die ihr Anblick weckte, die Zähne zusammen. Er wollte diese aufreizenden Bilder aus seinem Kopf verbannen, doch es gelang ihm nicht. Zorn auf sich selbst und diese Frau vermischte sich mit der wachsenden Anspannung.

Ihm war klar, dass jeder Mann hier in dieser Bar sich das Gleiche ausmalte wie er, und das machte ihn wütend.

In diesem Moment öffnete sie langsam die Augen, und ihre Blicke trafen sich. Jordan sog scharf die Luft ein und fühlte sich, als hätte sie ihn überall an genau den richtigen Stellen berührt. Sie waren verbunden wie zwei Liebende, trotz der Entfernung zwischen ihnen, der Umgebung und der Tatsache, dass sie sich gar nicht kannten. Ihr Blick wurde glutvoll und ein wenig ängstlich. Dann nahm sie sich zusammen, hob das Kinn und schwang die Beine herum, sodass sie mühelos wieder auf die Füße kam.

Jordans Miene verfinsterte sich angesichts der unerwarteten Wirkung, die diese Frau auf ihn hatte. Doch es gelang ihm nicht, den Blick abzuwenden. An einem Vamp, der in einer heruntergekommenen Bar zum Vergnügen Betrunkener tanzte, sollte er nichts Anziehendes finden.

Warum also war er so erregt?

Die Musik ging zu Ende, und Stille folgte, die erfüllt war von einer unbeschreiblichen Spannung.

Die Frau ist nicht schön, redete Jordan sich trotz seines beschleunigten Pulses ein. Doch das stimmte nicht. Sie war hübsch und besaß eine äußerst erotische Ausstrahlung.

In der Stille konnte Jordan sie schwer atmen hören. Dann setzten tosender Jubel und Applaus ein. Die Männer verlangten eine Zugabe. Jordan beobachtete die Frau weiter, ohne zu lächeln oder sie zu ermutigen. Er wartete darauf, dass sie seinem Blick noch einmal begegnete, doch das tat sie nicht. Sie sah stur geradeaus und ignorierte ihn bewusst.

Langsam, noch immer nach Atem ringend, verbeugte sie sich. Erst jetzt fiel ihm auf, dass sie hochhackige Pumps trug. Das war erstaunlich in Anbetracht ihrer Bewegungen und der Anmut ihrer Tanzschritte. Durch die Pfennigabsätze wirkten ihre Beine besonders lang.

Sie schwankte leicht, wie vor Erschöpfung. Einen kurzen Moment lang kam sie ihm sehr jung und verletzlich vor. Geld wurde auf die Bühne geworfen. Einiges davon traf die offene Dose am Bühnenrand, das meiste fiel jedoch vor ihre Füße. Sie bückte sich weder, noch schenkte sie dem Geld irgendwelche Beachtung. Sie stand einfach nur da, stolz und arrogant wie eine Königin, während die Männer ihr huldigten, um mehr flehten und ihre Taschen leerten.

Wenn Jordan sie nicht so genau beobachtet hätte, wäre ihm sicher entgangen, dass sie die Fäuste ballte und die Lippen zusammenpresste. Mit einem letzten Kopfnicken drehte sie sich um und wollte die Bühne verlassen. Das war der Moment, in dem der Ärger begann.

Zwei Männer griffen nach ihr. Einer packte ihr Handgelenk, der andere streichelte ihr Knie und ihren Oberschenkel.

Ohne zu zögern, stürmte Jordan los. Gleichzeitig stieß sich der Rausschmeißer von der hinteren Wand ab. Doch Jordan bemerkte ihn kaum. Sein Blick war fest auf das Gesicht der Frau gerichtet, die ihre Hand zu befreien versuchte. Die Betrunkenen hatten jedoch andere Pläne. Einer von ihnen versuchte ihr Geld in die Hand zu drücken, während er ihr lüsterne Angebote machte, angestachelt von seinem Kumpel.

Andere stimmten in die Angebote ein und warfen noch mehr Geld auf die Bühne, pfiffen und drängten sie zu einem weiteren Tanz … und anderen Dingen.

Sie weigerte sich standhaft und versuchte erneut zurückzuweichen. Ihr Blick suchte den Rausschmeißer, der jedoch an einem Tisch voller junger Männer aufgehalten wurde, die ebenfalls darauf bestanden, dass die Frau weitermachte.

Jordan erreichte den Bühnenrand genau in dem Moment, als die Frau sagte: „Geh nach Hause zu deiner Frau, Larry. Die Show ist vorbei.“

Ihre sinnlich heisere Stimme war voller Abscheu und Erschöpfung. Das hatte fast die gleiche Wirkung auf Jordan wie der Anblick der groben Hand des Betrunkenen um ihr schmales Handgelenk. Nur mit Mühe konnte er sich beherrschen, den Mann nicht anzugreifen. Und das allein war schon seltsam genug, da Jordan eigentlich weder gewalttätig noch aggressiv war.

„Lassen Sie die Lady los.“

Der Mann reagierte auf Jordans scharfen Ton, ließ die Frau automatisch los und drehte sich grimmig um.

„Wer zum Teufel sind Sie?“, fragte Larry und trat drohend einen Schritt vor.

Jordan betrachtete ihn verächtlich. Er sprach so ruhig, wie es angesichts des Lärms und seiner Wut möglich war. „Sie sind betrunken, ich nicht. Ich bin Ihnen körperlich in jeder Hinsicht überlegen. Und im Augenblick hätte ich Lust, Sie in Stücke zu reißen.“ Er sah dem Mann fest in die Augen. „Spielt es wirklich eine Rolle, wer ich bin?“

Larry roch nach Alkohol, als hätte er schon den ganzen Tag in der Bar verbracht. Wahrscheinlich war er deswegen so unvernünftig. Was für Gründe es auch waren, er missachtete Jordans Warnung und holte zu einem unbeholfenen Schlag aus. Jordan lehnte sich zurück, sodass Larrys kraftlose Faust ihn verfehlte. Dann schob er den Fuß vor und gab dem kleineren Mann einen Stoß, der ihn zu Boden schickte. Larry schrie aufgebracht, doch als er hart auf dem Scheunenboden landete, schien er zu betrunken, um wieder aufzustehen.

„Um Himmels willen …“ Die Tänzerin murmelte diese Worte zwar leise vor sich hin, doch Jordan hörte sie trotzdem. Er sah auf. Der andere Mann wich vor seinem finsteren Blick zurück. Unglücklicherweise ließ er dabei das Knie der Frau nicht los, wodurch sie aus dem Gleichgewicht geriet und über den Bühnenrand stolperte. Sie wäre direkt neben Larry gelandet, wenn Jordan sie nicht aufgefangen hätte.

Der Aufprall brachte ihn kurz ins Schwanken, und er umfasste instinktiv ihren Po. Ihr Bauch wurde gegen seine Brust gepresst, ihre vollen Brüste pressten sich an sein Gesicht. Einen Moment lang stand Jordan benommen da.

Ihre zarten Hände fühlten sich so kühl an auf seiner erhitzten Haut, dass er erschauerte. Auf seine Schultern gestützt, wich sie zurück, sodass Jordan ihr wütendes Gesicht sehen konnte.

„Sind Sie verrückt?“, fuhr sie ihn an.

„Jetzt gerade?“, fragte er, unfähig, sich auf irgendetwas Wichtiges zu konzentrieren, solange diese unglaublichen Brüste in Reichweite seiner Lippen waren. „Ich glaube ja.“

Er hielt sie fest, benommen von ihrer Nähe, dem erotischen Klang ihrer Stimme, ihrem warmen, zarten Gewicht, ihren verführerischen Bewegungen. Ihr Körper war geschmeidig und biegsam. Eine ihrer Brüste schmiegte sich gegen seine Wange, und er hatte einen viel zu freizügigen Blick auf ihr Dekolleté, um auf irgendetwas anderes zu achten.

Ihr schwarzer Spitzenbody war vorn tief ausgeschnitten und stellte ihre hellen, wohlgerundeten Brüste zur Schau. Der Stoff war so dünn, dass man deutlich die aufgerichteten Knospen darunter erkennen konnte. Jordan bekam einen trockenen Mund. Er war so erregt, dass es beinah schmerzte.

Gegen jede Vernunft und ungeachtet der Menge um sie herum, wollte er diese Frau mit seinen Lippen liebkosen und sie lustvoll stöhnen hören. Er brauchte nur ein klein wenig den Kopf zu drehen und …

Sein Atem ging schneller, sein Magen zog sich zusammen.

Er spürte die nackten Schenkel der Tänzerin glatt und warm an seinen Unterarmen, die er unter ihrem Po verschränkt hatte. Aus der Nähe war ihr übertriebenes Make-up noch deutlicher zu erkennen. Ihre Blicke trafen sich, und sie hielten beide inne.

Ihre blasse Haut war gerötet vor Anstrengung und Verlegenheit. Ihre Nase war schmal, ihre Lippen voll und sinnlich. Und diese kühlen grauen Augen …

So etwas wie diese Augen hatte er noch nie gesehen.

Sie hielt den Atem an, als er ihren Mund betrachtete. Dann versuchte sie erneut, sich aus seiner Umarmung zu befreien. Durch ihr Zappeln geriet Jordan aus dem Gleichgewicht und stieß rückwärts gegen einen Tisch, sodass dort mehrere Drinks umkippten. Er fühlte sich selbst ein wenig betrunken, als er den betörenden Duft der Tänzerin einatmete. Er bemühte sich, das Gleichgewicht wiederzufinden, und wollte sich entschuldigen.

Doch er bekam keine Chance. Diesmal zielte sein Gegner mit seiner massigen Faust gründlicher. Jordan versuchte, noch während er sich duckte, die Tänzerin auf den Boden zu stellen.

Aber er war nicht schnell genug.

Der Schlag warf seinen Kopf zurück, doch trotz des Schmerzes ließ er die Frau nicht los. Seine Ohren klingelten von dem Schlag, und Wut stieg in ihm auf. Weil er die Frau noch auf dem Arm gehabt hatte, hätte diese Faust beinah sie getroffen.

Behutsam ließ er sie herunter, schob sie hinter sich und stieß fast reflexartig dem Angreifer den Ellbogen vors Kinn. Der Mann ging wie ein Stein zu Boden.

Und dann brach die Hölle los.

Der Rausschmeißer, der lediglich Jordans Revanche gesehen hatte, stürmte auf ihn zu. Jordan seufzte. Da er kein Stammgast war, würde er automatisch als Unruhestifter dastehen.

Rasch schaute er sich nach den älteren Männern um, die ihn begleitet hatten. Sie standen in sicherer Entfernung in der Nähe des Eingangs, wo sie alles beobachten konnten, ohne dass ihnen etwas passierte.

Der Rausschmeißer packte ihn am Arm und zerrte ihn vorwärts. Normalerweise hätte Jordan versucht, einen Konflikt mit Worten zu lösen, da er eigentlich kein Kämpfer war. Doch inzwischen herrschte in der ganzen Bar ein wildes Gerangel. Stühle, Gläser und Flaschen flogen durch die Luft. Männer schrien, fluchten und schlugen zu.

Jordan presste entschlossen die Lippen zusammen. Er musste die Frau aus der Gefahrenzone bringen und dafür sorgen, dass seine eigenen Begleiter ihre Mission ohne Blessuren überstanden. Doch ehe er Zeit hatte, sich zu überlegen, was er tun würde, duckte er sich unter dem Arm des Rausschmeißers weg und richtete sich hinter ihm wieder auf. Der Kerl war riesig, sicher zehn Zentimeter größer als Jordan, der selbst schon ein Meter fünfundachtzig groß war. Außerdem hatte er einen Hals wie ein Baumstamm. Jordan packte die Finger des Mannes und übte gerade so viel Druck aus, dass der Mann vor Schmerz aufstöhnte. Gleichzeitig legte er den freien Arm um den Hals des Rausschmeißers und drückte zu.

„Halt still“, warnte Jordan ihn angewidert und fragte sich, was um alles in der Welt er jetzt tun sollte. Er wich einem vorbeistolpernden Mann aus und fügte dem Rausschmeißer unbeabsichtigt weitere Schmerzen zu. Verdammt, die Situation war völlig außer Kontrolle geraten.

Jordan war kein Kämpfer. Aber da er mit zwei älteren Brüdern und einem jüngeren Bruder aufgewachsen war, hatte er auszuteilen ebenso gelernt wie einzustecken. Nicht, dass er und seine Brüder sich je ernsthafte Kämpfe geliefert hätten. Doch es hatte genügt, um zu lernen, wie man sich behauptet.

Draußen heulten Sirenen. Mit erstickter Stimme verlangte der Rausschmeißer, dass Jordan ihn losließ, doch Jordan ignorierte ihn und behielt weiter die Oberhand. Indem er den Mann als Schutzschild benutzte, drehte er sich zur Tänzerin um und rief: „Verschwinden Sie von hier!“

Sie zögerte nur einen kurzen Moment und warf dem Geld auf der Bühne einen bedauernden Blick zu. Dann sah sie Jordan wieder an und nickte zustimmend. Doch ehe sie gehen konnte, weiteten sich ihre Augen, und sie schaute auf einen Punkt hinter Jordan. Er schaffte es gerade noch rechtzeitig, sich umzudrehen und einem Schlag von hinten auszuweichen. Dadurch bekam der Rausschmeißer alles ab. Er fluchte, schien aber ansonsten unbeeindruckt.

Als Jordan sich wieder umdrehte, sah er, wie die Frau auf die Bühne kletterte, was ihm einen herrlichen Blick auf ihren Po in dem hauchdünnen Kostüm bescherte. Trotz seiner heiklen Lage – er hatte den Rausschmeißer im Würgegriff –, schlug sein Herz bei ihrem Anblick schneller. Sie war fast am Vorhang, als mehrere Polizisten hereingestürmt kamen.

Bestürzt beobachtete Jordan, wie die Polizisten ihre Waffen zogen und die abgedroschene Phrase „Keine Bewegung!“ riefen.

Zenny, Walt, Newton und die anderen waren nirgends zu sehen. Anscheinend war ihnen die Flucht gelungen, als sie die Sirenen hörten. Zumindest war es ihnen gelungen, dieser Situation zu entgehen. Wahrscheinlich befanden sie sich längst auf dem Rückweg nach Buckhorn und konnten es kaum erwarten, Geschichten von Jordans Abstecher in den hiesigen Sündenpfuhl zu verbreiten.

Sein Gedankengang riss ab, als ein junger Polizist auf die Bühne kletterte und sich der Tänzerin näherte. Sie sah aus, als wollte sie weglaufen. Dann nahm sie jedoch eine trotzige Haltung ein und begann sich mit dem Polizisten anzulegen. In ihrem Aufzug wirkte das eher lächerlich. Eine fast nackte Frau konnte man in einer solchen Situation kaum ernst nehmen.

Jordan bewegte sich mit dem Rausschmeißer in ihre Richtung, um dazwischenzugehen. Ein anderer Polizist stellte sich ihm aber schon nach zwei Schritten in den Weg. Überall um sie herum schrien und fluchten Männer, was ihnen wenig nützte. Da ihm keine andere Wahl blieb, ließ Jordan den Rausschmeißer los. Der bewegte sofort prüfend die malträtierte Hand und drohte ihm Konsequenzen an. Ihm wurden Handschellen angelegt, und dann wurde er hinaus zu den anderen bereits verhafteten Männern geführt. Der Polizist wandte sich an Jordan und runzelte die Stirn.

Da es unvermeidbar war, streckte Jordan die Hände aus und ergab sich dem einzigartigen Erlebnis, mit Handschellen gefesselt zu werden. Neben ihm protestierten Männer und wurden dafür rüde hinausgeführt. Jordan schüttelte den Kopf über das demütigende Schauspiel und behielt die Frau im Blick. Jemand sollte ihr wenigstens anbieten, sich etwas anzuziehen, dachte er.

„Sie sind nicht von hier, oder?“, fragte der Polizist Jordan.