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Es ist das Jahr 2033. In Berlin landet ein UFO auf dem Alexanderplatz. Leon schaut gebannt auf das Ereignis. Das gewaltige, kugelförmige, silberglänzende Raumschiff gibt Rätsel auf. Unbeweglich steht es auf dem Platz. Nichts regt sich. Wann werden sich die Aliens zeigen? Wie werden sie aussehen? Kommen sie in friedlicher Absicht? Fragen über Fragen. Medien aus der ganzen Welt belagern den Alex. Kameras warten auf den Einsatz. Die Erwartung steigt Stunde um Stunde. Dann öffnet sich eine Luke unter dem UFO. Die Welt hält den Atem an. Bevor jedoch das Ufo landet, muss Kriminaloberkommissar Hempel auf seine langjährigen Erfahrungen bei einem geheimnisvollen Mordfall zurückgreifen.
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Seitenzahl: 274
Veröffentlichungsjahr: 2025
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Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Kapitel 19
Kapitel 20
Kapitel 21
Kapitel 22
Kapitel 23
Kapitel 24
Kapitel 25
Kapitel 26
Kapitel 27
Kapitel 28
Kapitel 29
Kapitel 30
Kapitel 31
Kapitel 32
Kapitel 33
Kapitel 34
Kapitel 35
Kapitel 36
Kapitel 37
Kapitel 38
Kapitel 39
Kapitel 40
Kapitel 41
Kapitel 42
Kapitel 43
Kapitel 44
»Flocke, hiergeblieben, komm sofort zurück«, doch der weiße West -Highland-Terriermischling scherte sich nicht um Leons Befehle. Mehrere Stufen nehmend, hetzte er, mit flatternden Ohren, japsend die Treppen der U-Bahnstation Alexanderplatz hoch. Leon stand indessen auf der vollen Rolltreppe, die sich, so schien es ihm heute, besonders langsam nach oben bewegte. Hätte ich doch Flocke nicht von der Leine erlöst, ging es ihm durch den Kopf. An die Leine gelegt zu werden, war purer Stress für den Hund. Kurz vor dem Halt am Bahnhof hatte ihm eine Frau auf die Pfote getreten. Ein schmerzliches Quietschen quittierte den Auftritt. Leons hingeworfene Bemerkung, doch besser aufzupassen, begegnete sie mit:
»Warum fähr‘ste auch mit der Töle in den Öffentlichen.«
Leon wusste, weshalb Flocke so freudig hechelnd ins Freie raste. Für seinen angeborenen Jagdinstinkt gab es nichts Aufregenderes, als sich blitzschnell und heiser kläffend auf die ahnungslosen Tauben zu stürzen. Er genoss es sichtlich, wie sich die auf dem Pflaster herumlungernden, fliegenden Stadtratten, erschreckt und mit laut klatschendem Flügelschlag in die Luft erhoben.
Mit Schwung verließ er die Rolltreppe und beeilte sich, zum Ausgang zu kommen. Kein aufgeregtes Gebell von Flocke? Da stimmte etwas nicht. In diesem Moment kam sein Hund mit eingeklemmten Schwanz angesaust, und zwängte sich ängstlich zwischen Leons Beine.
»Was ist denn in dich gefahren?«, erkundigte sich sein dreizehnjähriges Herrchen und beugte sich hinunter zum zitternden Hund. Er nahm an, dass ihn ein großer Hund so erschreckt hatte. Leon leinte ihn sicherheitshalber wieder an.
Unvermittelt ruckte Leons Kopf hoch. Irgendetwas war anders heute. Erst jetzt kam es ihm zu Bewusstsein, wie still es war. Er entdeckte keine einzige Taube mehr auf dem Platz. Selbst wenn sie kurzfristig aufgescheucht wurden, dauerte es nur Minuten, bis sie wieder vollzählig auf dem Pflaster herumtippelten.
Leon betrachtete aufmerksam das Geschehen. Alex. Die Menschen auf dem Platz schienen beunruhigt. Einige sahen sich um, andere blickten hoch in den Himmel. Die Gespräche verstummten. Sicher war es heute, am zehnten August, durch die Klimaerwärmung ein heißer Tag mit über dreißig Grad, aber das war nichts Außergewöhnliches. Das konnte nicht der Grund für die seltsame Stimmung sein. Etwas lag in der Luft. Nur was mochte es sein? Er bemerkte, wie die Leute vom Platz wegstrebten. Anscheinend fühlten sie sich auf dieser kahlen, von der Sonne aufgeheizten Fläche, nicht mehr wohl. Das war sonst nicht der Fall. Man hielt sich zwar nie länger als nötig auf diesem öden Platz auf, aber ihn so fluchtartig zu räumen, das war ungewöhnlich.
Die Stille, die alsbald über dem Ort lag, war beunruhigend.
Leon bemerkte, wie einige Passanten hoch in den vergissmeinnichtblauen Himmel gafften.
Nur wenige Wolken zogen seinen Blick an. Doch es schien ihm, als ob die Luft über dem Platz vor Hitze flirrte.
Er traute seinen Augen nicht, aber er konnte die Umrisse der Wolken kaum ausmachen. Sie sahen immer unschärfer aus. Ob das von der flimmernden heißen Luft kam, überlegte er?
Flocke zerrte an der Leine. Er schien vor Angst lieber zurück in die ungeliebte U-Bahnstation zu flüchten.
»Flocke, was ist los, wovor hast du Schiss? Ich bin doch bei dir und pass auf dich auf.« Mit diesen Worten versuchte Leon, den Hund zu beruhigen.
Leon schaute erneut auf den Platz und dann wieder in den Himmel. In diesem Moment verspürte er, wie seine Haut, und besonders die Haare im Nacken, zu kribbeln anfingen. Die elektrostatischen Einflüsse nahmen zu. Selbst Flockes Rückenhaare stellten sich allmählich hoch. Der Hund begann mit offener Schnauze zu hecheln und ebenfalls in den Himmel zu starren. Ohne dass sie etwas erkannten, steigerten sich die unbehaglichen Gefühle bei den Passanten.
Doch dann schien es, als würde die Sonne verlöschen. Ein Schatten, größer als der Alex, senkte sich, wie aus dem Nichts kommend, herab. Noch sahen sie nicht, was es war. Links von Leon liefen einige der Zuschauer zusammen. Leon meinte zu sehen, dass sie sich um eine Person bemühten, die am Boden lag. Hatte sie die nervliche Belastung nicht ausgehalten und war zusammengebrochen? Leon hatte nur für eine Sekunde lang den Vorgang beachtet, um seinen Blick sofort wieder auf die dunkle Wolke zu richten. Ein Aufschrei lief durch die Menge. Unvermittelt und übergangslos, wie aus heiterem Himmel, materialisierte sich eine silbrig glänzende, riesige Kugel über dem Platz. Langsam, sehr langsam sank sie tiefer. Die ersten Handys hielten das Ereignis fest. Je näher sie kam, desto bedrohlicher erschien sie den Anwesenden. Unruhe kam auf. Hastig flüchteten die Neugierigen nach allen Seiten. Die sich ausbreitende Panik ließ die Menschen eilig zurück in die Nebenstraßen und in die Bahnhofshalle fluten. Die Schwächsten stolperten, wurden zu Boden gestoßen und von Nachfolgenden überrannt. Der Platz leerte sich und allmählich ebbte das chaotische Treiben ab.
Die rötlichen Strahlen der tiefstehenden Nachmittagssonne reflektierten vom geheimnisvollen Gegenstande auf die Fenster der umliegenden Gebäude und blendeten die Augen. Leon zog sich mit Flocke ein Stück weiter zurück in den Eingang des Bahnhofs. Gebannt schaute er auf den Silberball, der etwas kleiner war als der Platz. Er sank tiefer, flog gefährlich nahe an der Turmkugel des Fernsehturms vorbei und berührte fast die ersten Hochhäuser. Zum Glück nicht. Nur mit wenigen Metern Abstand über dem Boden, stoppte die Kugel, unweit der Weltzeituhr und verharrte in dieser Position. Was war das? Drohte Gefahr? Sollte ich lieber verschwinden? Diese Überlegungen schossen Leon durch den Kopf. Erst jetzt fiel ihm das Handy ein. Die Fotos brächten ihm sicher viele Likes von seinen Followern und, so hoffte er, bewundernde Kommentare der Mädchen, ein. Schnell ein Foto und mit dem Handy in der Hand, stolperte Leon die Rolltreppe hinunter zum Bahnsteig; Flocke hinter sich herzerrend.
Auf dem Weg nach unten, vernahm Leon den Lärm von dröhnenden Hubschrauber-Rotorblättern, sowie von Polizei – und Feuerwehrsirenen.
~
Endet hier die Geschichte mit der Landung des UFOs im August des Jahres 2033?
Sicher nicht! Bevor das Raumschiff die Welt weiter in Aufregung versetzt, erhält ein Wissenschaftsjournalist einen mysteriösen Anruf. Wir springen einige Monate zurück in der Zeit.
~
Die Märzsonne strahlte so verlockend in das Zimmer von Tim Hansen, dass er versucht war, den Frühstückstisch auf dem Balkon zu decken. Er öffnete die Balkontür, doch der Schwall eisiger Luft, ließ ihn das Vorhaben umgehend vergessen. Enttäuscht frühstückte er, wenig stilvoll, in der Küche. Er kaute lustlos auf dem aufgebackenen Brötchen herum und seine Gedanken wanderten zurück zu einem Gespräch vor wenigen Tagen.
Ein Insider aus dem renommierten Institut für Weltraumforschung BIFEX hatte Hansen am zwanzigsten März angerufen und versprochen, ihm die größte Sensation seit vielen Jahren zu offenbaren. Gegen Geld, was sonst. Der Spielteufel hatte den Mann, mit dem Namen Gernot Schulz, einen erdrückenden Schulden berg eingebracht. Die dubiosen Geldverleiher, von denen er immer höhere Summen gefordert hatte, setzte ihn zunehmend unter Druck. Sie drohten Schulz aufzulauern und krankenhausreif zu schlagen, falls er nicht umgehend die Schulden zurückzahlte.
Außerdem würden sie sonst BIFEX von seiner Spielsucht berichten.
Hansen kannte diese Typen wie Schulz, die, aus finanzieller Notlage heraus, oft gegen Vorauszahlung, die unwahrscheinlichsten Geschichten zu verkaufen gedachten. Bei näherer Prüfung entwich die heiße Luft meist schnell. Tim war nie auf diese Offerten hereingefallen. Bei Herrn Schulz hingegen, hatte er das Gefühl, hier sollte er nachfassen. Seine Recherchen hatten ergeben, dass Schulz ein angesehener Wissenschaftler bei BIFEX war.
BIFEX arbeitete weltweit mit vielen Institutionen zusammen, die sich mit der Erforschung des Weltraums befassten.
Hansens Frage, wie er auf ihn gekommen war, beantwortete Schulz mit dem Hinweis, dass er einige Artikel von ihm in dem populärwissenschaftlichen Magazin EFI gelesen hätte.
Nach längerem Hin-und Her, einigten sich Hansen und Schulz auf ein Treffen. Wie in einem Spionagefilm, wollte sich Schulz nur unter den größten Vorsichtsmaßnahmen mit ihm treffen.
Hansen fand es übertrieben, als er von dieser
Geheimniskrämerei erfuhr. Wenn es der Sache diente und dabei sogar ein Körnchen Wissenswertes abfiele, dann sollte es so sein.
Zum Treffpunkt wählte Schulz den Parkplatz am Olympiastadion. Hansens Bedingung war, das Gespräch aufnehmen zu dürfen. Nach einigem Zögern stimmte Schulz zu, wobei er darauf bestand, dass sein Name nicht genannt werden dürfte.
An einem regnerischen Montag um sechzehn Uhr dreißig, rollte Hansens alter Volvo auf den Parkplatz. Parken war hier für zwei Stunden kostenlos. Durch die nassen Scheiben versuchte er, den Renault von Schulz zu finden. Er sollte silbergrau sein. Es gelang ihm nicht, den Wagen zu entdecken. Tim ließ den Scheibenwischer die Frontscheibe vom Regen befreien, um besser sehen zu können. Nichts. Die Zeit verstrich Minute für Minute. Kein Schulz in Sicht.
Sollte ich ihn anrufen, überlegte Tim? Nein, das kam nicht in Frage. Schulz wollte seine Geschichte loswerden und nicht ich, dachte er.
Siebzehn Uhr. Tims Geduld näherte sich der roten Linie. Ich gebe dem Kerl noch zehn Minuten und dann, adieu Schulz. Sicher keine Telepathie, aber in dieser Sekunde stoppte ein Wagen hautnah rechts neben Tim. Wurde auch Zeit, knurrte Tim, öffnete das Beifahrerfenster um besser sehen zu können und bedeutete Schulz an, zu ihm in das Fahrzeug zu steigen.
Der Wagen stand so dicht, dass Schulz es erst umparkte. Klitschnass kroch der Mann in Tims Auto.
Umständlich nahm er die Brille ab, trocknet sie sorgfältig mit einem Taschentuch und wandte sich an Tim. Schulz versucht, sich dadurch ein wenig zu beruhigen, vermutete Tim. Er schaute sich verstohlen den Whistleblower an. Klein, zusammengesunken und unscheinbar, hockte er auf dem Beifahrersitz. Unter welchem finanziellen Druck musste der Mann stehen, um sich auf diese Aktion einzulassen, ging es ihm durch den Kopf.
Nach kurzer Begrüßung, ohne Schulz beim Namen zu nennen, in der Tim Herrn Schulz erneut darauf hinwies, dass er das Gespräch aufzeichnete, fing der Mann an, mit hörbarer Unsicherheit und leicht stockend, zu berichten.
»Sollte es herauskommen, dass ich diese internen Forschungsergebnisse weitergegeben habe, so käme ich sicher nicht um eine Anklage wegen Geheimnisverrats herum. Allein meine prekäre finanzielle Situation lässt mich das Risiko wagen.«
Tim unterbrach mit einem Lachen:
»Soweit ich informiert bin, forscht ihr Institut weder an Atomwaffen noch an ähnlichen geheimen Dingen, die die nationale Sicherheit gefährden könnten.«
Verunsichert durch die Unterbrechung, sammelte sich Schulz wieder und fuhr mit betont eindringlicher Stimme fort:
»Nein, dass nicht, aber die Brisanz, die in der Entdeckung steckt, kommt dem Vorhergenanntem nahe. «
Jetzt wurde Tim hellhörig und drängte, auf den Punkt zu kommen.
Tim ahnte, welche Überwindung es Schulz kostete, endlich mit der Sprache herauszurücken.
Ein Anflug von Nervosität, eher sogar von Ängstlichkeit, war nicht zu übersehen.
»Es ist uns gelungen«, begann Schulz mit leiser Stimme, »UFOs sichtbar zu machen.«
Das Kichern Hansens irritierte den Mann, zumal dieser einwarf:
»Ihr könnt Dinge sichtbar machen, die es nicht gibt? Ich denke, hiermit ist unsere Unterhaltung beendet. Für Märchenstunden bin ich zu alt und meine Zeit kann ich mit wichtigeren Sachen ausfüllen.«
Erschrocken über die harsche Reaktion Hansens, hob Schulz die Hände und bat:
»Warten Sie, lassen Sie mich erst zu Ende reden, dann können Sie immer noch eine Entscheidung fällen.«
»Einverstanden, ich gebe Ihnen fünf Minuten, um mich zu überzeugen. Dann werden wir unser Treffen, als nicht geschehen, vergessen.«
Schulz brauchte einige Sekunden, um sich zu sammeln.
»Natürliche verstehe ich Ihre Reaktion hinsichtlich der UFOs. Bisher gab es Hunderte von UFO - Sichtungen aus aller Welt, aber bisher keine Beweise für ihre Existenz. UFOs wurde angeblich seit vielen Jahrzehnte gesichtet, wobei nur ein Bruchteil einer vagen Realität zu entsprechen schien. Ich werde mich bemühen, unsere Erfindung allgemein verständlich darzustellen.
Der Abteilung, zur Weiterentwicklung der Radartechnik, gelang unlängst eine einmalige Entdeckung. Die Radartechnik von BIFEX war bisher darauf ausgerichtet, nach Satellitentrümmern zu suchen, die eine Gefahr für funktionierende Satelliten darstellen könnten. Die Messdaten werden dann weltweit erfasst, um die Bahnen der Satelliten eventuell anzupassen. Bei einer von uns weiterentwickelten Radartechnik, entdeckten unsere Wissenschaftler vor Monaten einen großen, unbekannten Gegenstand auf dem Radarbildschirm. Die anfängliche Annahme, dass es nur ein technischer Fehler sein könnte, erwies sich später als ein Irrtum. Nach intensiver Prüfung und unter Ausschluss aller Fehlerquellen sind wir uns sicher, UFOs orten zu können. Parallellaufende Untersuchungen haben ergeben, dass die UFOs bisher nicht entdeckt wurden, weil ein Schutzschirm ihre Raumschiffe unsichtbar machte. Dieser lenkte das auf das UFO treffende Licht und sogar die bisherigen Radarechos um das UFO herum.
Von BIFEX wurden in der zurückliegenden Zeit zwei unterschiedliche UFO – Arten ausgemacht.
Es gab mehrere Kleinere und, so ist der Stand von gestern, nur ein großes UFO. Die UFOs tauchten unregelmäßig und ohne erkennbares System an verschiedenen Orten in der Welt, überwiegend in Nordamerika, auf.
Inzwischen ist das Institut überzeugt, dass die UFOs mitbekommen haben, dass ihre Tarnung nicht mehr sicher ist. Der Grund dafür war ein geheimer Auftrag von BIFEX, sich mit einem Militärjet der Bundeswehr dem großen UFO zu nähern, als es über Deutschland auftauchte.
Nachdem der Jet einige Scheinangriffe auf das UFO unternommen hatte, müssen die Aliens gemerkt haben, dass sie für uns ab sofort nicht mehr unsichtbar sind.«
Schulz schwieg erschöpft und wartete auf die Reaktion Hansens.
»Wenn das den Tatsachen entspricht«, murmelte Hansen, »dann ist das echt die größte Sensation der letzten Jahre, nein, sogar die aller Zeiten. Damit wäre bewiesen, dass es tatsächlich andere Lebensformen im Weltraum außer uns gibt. Ich kann’s noch nicht glauben. Ihr Bericht ist so ungeheuerlich, dass ich im Moment kaum in der Lage bin, die Tragweite der Entdeckung einzuordnen. Diese Unterlagen wären sicher Hunderttausende wert.«
In Hansens Gehirn überschlugen sich die Gedanken. Wie sollte er sich verhalten. Diese Entdeckung musste sorgfältig gehändelt werden. Erstens muss ich unbedingt vermeiden, dass Schulz damit weiter hausieren geht und zweitens muss ich jemanden finden, der die Forderungen von Schulz erfüllen kann. Bisher hatte Schulz keine Summe verlauten lassen. Tim war sich sicher, hier ginge es um einen sehr hohen Betrag.
Er überlegte, wie er Schulz an sich binden könnte.
»Sie verstehen sicherlich, dass die Sache unter größter Geheimhaltung, allein schon Ihretwegen, ablaufen muss. Ich werde Ihre Aussage überprüfen lassen und, falls sie den Tatsachen entspricht, entsprechend honorieren.«
Schulz rutschte während seiner Worte unruhig auf dem Sitz herum.
»Herr Hansen, verstehen Sie doch bitte meine Situation. Ich habe nicht viel Zeit, um sicher aus der Sache herauszukommen. Ich brauche das Geld so schnell, wie es nur geht. Mir bleibt sowieso nur der eine Ausweg, und zwar, mich ins Ausland abzusetzen. Das funktioniert nur, wenn ich ausreichend Geldmittel zur Verfügung habe.«
Verdammt dachte Tim, es wird Zeit, um ihn jetzt fester in den Griff zu bekommen. Er überschlug seine Möglichkeiten, schnellstens an Geld zu kommen, und hatte eine Idee.
»Ich begreife Ihre Lage vollkommen, aber wie bereits erwähnt, bedarf es einer Überprüfung.
Das verstehen Sie doch? Damit Sie sehen, dass von meiner Seite aus, ein lebhaftes Interesse besteht, bitte ich Sie, mir eine Summe als Anzahlung zu nennen.«
Äußerlich gelassen, innerlich aber mehr als nervös und aufgeregt, wartete Tim darauf, was Schulz als Anzahlungsbetrag angeben würde.
Schulz wandt sich sichtlich, ehe er leise, aber bestimmt sagte:
»Unter diesen Umständen muss ich auf einer Anzahlung in Höhe von fünfzigtausend Euros bestehen.«
Tim musste schlucken, ehe er nach sekundenlangem Zögern antwortete.
»Einverstanden. Ich werde mich beeilen, diesen Betrag so schnell wie möglich zu besorgen. Da ich in Ihrem Institut verständlicherweise nicht anrufen kann, bitte ich Sie, mich an jedem Montag in den kommenden Wochen, um achtzehn Uhr unter folgender Handynummer anzurufen.« Schulz nahm sein Handy und wartete auf die Nummer. Tim schüttelte den Kopf und schrieb die Zahlen auf einen kleinen Zettel, den er Schulz übergab.
»Das ist sicherer«, meinte er. Schulz nickte verstehend, steckte das Stückchen Papier ein und griff nach der Klinke der Beifahrertür.
Vorher nannte er seine private Telefonnummer, die Tim ins Handy tippte.
Mit den Worten:
»Also dann bis zum Montag«, verabschiedete sich Schulz und kletterte aus dem Wagen.
Minuten später rollte er vom Parkplatz.
Tim verharrte noch eine Weile im Fahrzeug. Die Zusage, fünfzigtausend Euros aufzutreiben, war leichtsinnig. Sein Plan, das Geld zu besorgen, könnte nur mit Hilfe einer Kollegin klappen.
Kaum zu Hause angekommen, fiel Tim siedendheiß ein, dass er, um die Anzahlung zu beschaffen, nicht nur mit leeren Händen dastehen sollte. Schulz musste ihm umgehend einen Beweis über die Entdeckung geben. Der sollte unbedingt schriftlich sein und eindeutig aus dem Institut stammen. Er rief Schulz am Abend an und erklärte ihm die Sachlage.
»Ja, das verstehe ich«, gab Schulz zu. »Ich werde Ihnen einige Kopien der Laborberichte bringen.
Sie müssen aber jetzt auch mich verstehen, dass ich das nicht kostenlos liefern kann. Ich schlage vor, dass wir uns, wie heute, morgen um siebzehn Uhr wieder auf dem Parkplatz treffen.
Für die Unterlagen verlange ich fünftausend Euros.«
Tim überlegte krampfhaft, wie er diese Summe so schnell aufbringen könnte und hatte eine Idee.
»Ja, ich bin einverstanden. Morgen um die genannte Zeit, bin ich auf dem Parkplatz.«
Die Aktion lief reibungslos, wie geplant, ab.
Schulz übergab Tim ein Kuvert mit fünf Seiten Laborberichte.
Tim hatte umgehend über die Hälfte der Summe vom eigenen Konto abgeholt und den Rest von seinem besten Freund Fred, der, als Tim ihm langatmig den Grund für seinen Wunsch darlegen wollte, nur grinsend abwinkte und meinte:
»Ich will’s lieber nicht wissen.«
Tim Hansen stand auf dem Balkon der Altbauwohnung in der Hähnelstraße Ecke Lauterstraße und schaute nach rechts auf den Perelsplatz mit dem Sintflutbrunnen. Die Hitze des Tages wich der kühlen Abendluft. Er ließ die Eiswürfel im Whiskeyglas tanzen.
Im Kopf kreisten die Gedanken wie das Eis. Es wurde Zeit, die Sensation zu Geld zu machen.
Vor zwei Tagen, am neunundzwanzigsten März, hatte er die fünftausend Euros für einige Laborberichte an Schulz gezahlt. Tim ahnte, er müsste sich beeilen, denn er war sich sicher, dass Schulz wusste, wie wertvoll seine geheimen Unterlagen waren. Käme nicht bald die vereinbarte Anzahlung von fünfzigtausend Euros von Tim, so suchte er sich umgehend den nächsten Interessenten. Eile tat Not!
Die fünfzigtausend Euros, die Schulz forderte, würden ihm keine der ansässigen Zeitungen vorschießen. Er musste einen anderen Weg finden, um an das Geld zu kommen. Tim schlenderte ins Wohnzimmer, nahm noch einen genüsslichen Schluck des edlen Gesöffs und wählte die Nummer von Jane Miller. Sie dürfte gerade aufgestanden sein, überlegte er.
Mit Jane verband ihn eine jahrelange Freundschaft. Damals, als er beruflich für längere Zeit in Texas weilte, hatten er die Journalistin kennen und lieben gelernt.
Nachdem Tim wieder zurück in Berlin war, blieb davon so eine Art ON-OFF–Beziehung. Ob sie sich in Amerika oder in Berlin trafen, es funkte wie eh und je.
»Miller«, klang die vertraute Stimme an Tims Ohr.
»Ich bin es, Tim«, meldete er sich.
»Sehnsucht?«, hörte er sie lachen. Tim sah augenblicklich ihre schlanke, vom Kampfsport durchtrainierte Gestalt, die kaffeebraunen Augen und die langen, meist offen getragenen schwarzen Haare.
»Ja das auch, aber es brennt. Kannst du, so schnell es geht, kommen?«
»Wow, so kenne ich dich gar nicht. Das scheint echt dringend zu sein. Gib mir wenigstens ein Stichwort, welches die Reise sinnvoll erscheinen lässt.«
»Ich nenne dir nur ein Stichwort und das heißt UFOs.«
Ihr belustigtes Lachen ärgerte Tim.
»Ich mein‘s ernst und bitte dich, wenn du dich wieder eingekriegt hast, sogar noch darum, dich mit Dan Anderson zu treffen. Das American Scientific Journal, für das Dan arbeitet, hätte sicher Interesse an meiner Geschichte.
Immerhin befasst es sich seit Jahren mit außerirdischen Phänomenen. Mach ihn neugierig mit dem Stichwort UFOs auf dem Radar.«
»Gut, selbst auf die Gefahr hin, dass sich deine Story als eine Ente herausstellt, komme ich, allein um dich zu sehen.« Das erneute Lachen ließ Tim einen freudigen Schauer über den Rücken laufen.
»Okay, ruf mich an, wenn du gelandet bist. Ich hol dich vom Airport ab. Übernachten kannst du, wie immer, bei mir.«
»In Ordnung, bye for now.«
Tim grinste und süffelte den Rest seines eislosen Lieblingsgetränkes aus.
Am zweiten April kam Jane in Berlin an.
Nach einer harmonisch verbrachten Nacht, saßen sie, noch leicht erholungsbedürftig, im Zwiebelfisch am Savignyplatz. Wie stets, hatte sich Tim an seinen Stammtisch gesetzt, der etwas abseits in einer ruhigen Ecke des Lokals stand. Janes Blick glitt mit Wohlwollen über Tims sportlichen Körper und verweilte mit Bewunderung auf seinen blonden, lockigen Haaren. Er sieht jünger aus als sechsunddreißig, stellte sie fest.
Gestern hatten sie wenig Zeit gefunden, über das Thema zu sprechen. In Stichworten hatte Tim Jane über das Gespräch mit Schulz informiert und durchblicken lassen, dass er hoffte, durch sie, beziehungsweise durch das American Scientific Journal an die erforderliche Anzahlung in Höhe von fünfzigtausend Euros zu kommen.
Jane ahnte aus Tims Andeutungen, dass hier eine Sensation lauerte.
»Tim, mit den Unterlagen von BIFEX, fliege ich umgehend zurück in die Staaten und werde mich sofort um einen Termin beim Magazin ASJ bemühen. Du weißt, Time is Money. Nachher werde ich Dan Anderson anrufen, und ihn bitten, uns zu unterstützen.«
Sie plauschten eine Weile über das Thema und die damit verbundenen, ungeahnten Möglichkeiten, den geheimnisvollen UFOs nun endlich ein Stück näher zu kommen.
Nach einer leckeren Mahlzeit beschlossen sie, zurück zu Tim zu fahren.
Die U1 entließ Sven Jahnke am Görlitzer Bahnhof aus dem überfüllten, nach abgestandenem Bier und Urin riechenden U-Bahnwagen. Jahnke stapfte müde, sich am Geländer festhaltend, die Treppen hinunter zur Skalitzer Straße. Es war gegen zweiundzwanzig Uhr. Der Nieselregen ließ den vierten April noch trister erscheinen.
Es war nicht weit bis zu seiner Wohnung in der Skalitzer Straße 98. Er graulte sich, wenn er an die im Hinterhaus, Seitenflügel links, im Erdgeschoss gelegene Behausung dachte. Früher hatten in ihr die Portiers gewohnt und das Haus in Ordnung gehalten. Das war lange her. Heute gehörte der große Häuserblock einem ausländischen Konzern, der sich einen Teufel um die Pflege der Häuser und erst recht um die Belange der Mieter kümmerte.
Zögernd stand er vor dem Durchgang zum Hinterhof. Er drehte um und latschte die paar Schritte bis zum Späti. Ein Sechserpack Bier käme gerade recht. Mit dem Bier betrat er kurz danach die Wohnung, die ihn mit Dunkelheit und dem Geruch einer Kneipe empfing.
Mit der linken Hand tastete er nach dem Lichtschalter, während er die Tür mit dem rechten Fuß ins Schloss warf. In der Küche wartete ein messieähnliches Chaos. Mit dem Bierkarton musste er erst eine leere Pizzaverpackung zur Seite schieben, ehe er seinen Einkauf abstellen konnte. Sein Blick fiel auf den Berg von Geschirr, der darauf wartete, endlich abgewaschen zu werden. Der Anblick war so unerfreulich, dass er umgehend eine der Flaschen aus der Verpackung brach und sie mit fahriger Hand öffnete.
Im Stehen zog er sich den ersten Schluck des lauwarmen Bieres hinein. Mit der Pulle in der Hand durchquerte er den Flur und streifte sich, mit der freien Hand an der Wand abstützend, die Schuhe ab. Sven knipste das Licht der alten Stehlampe im Wohnzimmer an und schlich zum Schreibtisch. Er ließ sich müde in den altersschwachen, knarrenden Drehstuhl fallen.
Sein Blick fiel auf den mit Kippen überfüllten Aschbecher. Nochmal aufstehen, um ihn zu entleeren? Nein, jetzt nicht, beschloss Sven. Er kramte aus der Schreibtischschublade eine zerknautschte Zigarettenpackung hervor und betrachtete grinsend den leicht verbogenen Glimmstängel. Er zündete ihn an und nahm den ersten tiefen Lungenzug. Ein Hustenanfall schüttelte ihn umgehend. Der nächste Griff ging sogleich zur Flasche, die ihm einen erneuten Schluck gewährte.
Sein unsteter Blick aus den schwarzbraunen Mäuseaugen fiel auf das Aufnahmegerät.
Es blinkte wie stets, um anzuzeigen, dass es abgehört werden möchte.
Seine mäßige Begabung zu schreiben, hatte ihn als Journalist nur wenig Erfolg gebracht. Ab und zu nahmen ihm die Boulevardblätter kleine Kiezgeschichten oder Unfallberichte ab. Davon konnte er sich nur mühsam über Wasser halten.
Er sah weit bejahrter aus, als seine zweiunddreißig Jahre. Seine ungepflegte Gestalt mit dem nicht zu übersehenden Bierbauch und den stets strähnig und fettig herunterhängenden Haaren, ließen ihn älter erscheinen.
Das Leben hatte es bisher nicht gut mit ihm gemeint und so machte sich in ihm ein skrupelloser, krankhafter Ehrgeiz breit. Ergäbe sich eine Gelegenheit an Geld zu kommen, so würde er sich keine Gedanken machen, ob sie legal wäre.
Ein hämisches, selbstgefälliges Grinsen huschte über sein Gesicht, als er in diesem Moment an ein bestimmtes Lokal am Savignyplatz dachte.
Er wusste, dass das beliebte Lokal Zwiebelfisch gerne von Journalisten und von bekannten Persönlichkeiten der Stadt besucht wurde. Das brachte ihn auf eine, nach seiner Meinung, geniale Idee. Unter dem einen, abseitsstehenden, Tisch deponierte er eine Wanze der neusten Bauart. Sobald sich Gäste an den Tisch setzten und unterhielten, war das Gerät so konzipiert, die Gespräche aufzuzeichnen und an das Aufnahmegerät zu ihm nach Hause zu senden.
War die Unterhaltung beendet, schaltete es automatisch ab.
Die Angel, wie er sein Abhörgerät nannte, hatte sich schon bezahlt gemacht. Oft erfuhr er aus den Reden von Ereignissen und Hintergründen, die ihm die Möglichkeit gaben, daraus selbst Artikel zu verfassen und den Boulevardblättern anzubieten.
Er drückte auf ON und das Gerät begann zu laufen. Während er die Bierflasche in der linken Hand hielt, hatte er den Kuli griffbereit in der Rechten, um sich Notizen über die Gespräche zu machen. Die Gespräche brachten zunächst keine neuen Erkenntnisse. Zwei Touristen unterhielten sich über Berlin und journalistische Kollegen stritten über einen Artikel. Nichts Verwertbares resümierte Sven.
Die Bierflasche wartete auf ihren Einsatz, als er sie abrupt auf dem Tisch abstellte. Eine sexy Frauenstimme hatte in diesem Augenblick jemanden mit »Tim« angeredet. Mit offenem Mund rückte er näher an das Abspielgerät heran, um kein Wort zu verpassen. Er traute seinen Ohren nicht. Unverkennbar antwortete eine ihm vertraute Stimme. Es war die von Tim Hansen.
Er traute seinen Ohren noch weniger, als er erfuhr, worum es sich drehte. Hatte er richtig gehört? Ein gewisser Schulz hatte die Absicht, sensationelle Forschungsergebnisse gegen Geld zu verkaufen? Er spulte zurück und notierte jedes für ihn wichtige Wort. Schulz, Institut BIFEX, UFO - Radar, fünfzigtausend Euros Anzahlung. Er konnte sein Glück nicht fassen.
Auf so einen Riesenfisch hatte er lange gewartet.
Sven erkannte sofort, hier böte sich die Chance seines Lebens, seine finanzielle Situation augenblicklich zu verbessern.
Die hastig abgelegte Zigarette fing im überfüllten Ascher an, weitere Stummel in Brand zu setzen. Sven sah es und schüttete einen kräftigen Schuss des geliebten Bieres auf den Brandherd. Ein bestialischer Gestank schoss ihm in die Nase. Es half nichts, er musste ein Fenster öffnen, damit der Qualm abziehen konnte.
In der Lüftungspause rannen weitere Schlucke durch die Kehle.
Er brauchte einen Plan. Diesen Fisch würde er nicht mehr von der Angel lassen. Die nächsten zwei Flaschen verloren ihren Inhalt. Die Aufregung durch die Nachricht, der reichliche Biergenuss, dem auch die vierte Flasche zum Opfer fiel, ließen ihn müde werden.
Sven schloss umständlich das Fenster und schwankte zum Bett. Rücklings kippte er hinein und kurz danach träumte er, laut schnarchend, vom großen Geld.
Durch die seit Jahren nicht geputzten, trüben Fensterscheiben, drang das wenige, in den Hinterhof fallende, Licht des Morgens.
Für Sven Jahnke begann gegen zehn Uhr ein neuer Tag.
Dan Anderson, der als Wissenschaftsjournalist arbeitete, hatte anfangs wenig Lust, aufgrund der vagen Aussage von Jane, nach Berlin zu fliegen. Er kannte Jane schon lange und wusste, sie würde nie leichtsinnig irgendwelchen Behauptungen nachgehen, wenn sie nicht einigermaßen glaubhaft wären. Nachdem ihm Jane mehr Details offenbarte, ließ er sich überzeugen, zu kommen.
»Jane, mir ist klar, dass diese Entdeckung, sollten die Tatsachen wahr sein, eine Sensation darstellt. Artikel für das America Scientific Journal ASJ zu schreiben, brächte mir Geld und ein entsprechendes Renommee ein. So betrachtet, sollte ich es wagen, nach Berlin zu fliegen.«
Jane köderte Dan weiter mit den Worten:
»Außerdem wäre es wieder an der Zeit, mit deinem alten Freund Tim, um die Häuser zu ziehen, oder?«
Jane sah förmlich seine grauen Augen aufblitzen und war sich sicher, er käme.
»Okay, du hast mich überzeugt. Buche mir bitte ein Zimmer für nächste Woche Montag.
Möglichst im Zentrum, danke und bye.«
Tim hatte, in der Türöffnung zum Wohnzimmer stehend, dem Gespräch zugehört.
»Jane, jetzt liegt es an dir, den Bossen vom American Scientific Journal, die Sache schmackhaft zu machen. Zur Unterstützung werden wir Dan bitten, sich ebenfalls dort befürwortend einzuschalten. Er ist für seine wissenschaftlich fundierten Artikel schon lange beim Magazin bekannt. Ich glaube, er hat da einige Abhandlungen untergebracht. Die Zeit läuft uns langsam davon. Wenn Schulz den Eindruck bekommt, dass wir nicht zahlen können, oder wollen, spring er ab und sucht sich einen anderen Geldgeber.«
»Du hast Recht, wir müssen uns beeilen. Ich rufe Dan heute noch einmal später an und erkläre ihm etwas ausführlicher unsere Situation und dass wir dringend auf seine Unterstützung hoffen.«
»Ja, mach das bitte.«
»Ich denke, um die Summe den Bossen vom Magazin aus der Tasche zu ziehen, ist es notwendig, selber vorzusprechen. So per Telefongespräch sehe ich keine Erfolgsaussichten. Ich muss schnellstens zurück in die Staaten«, war Jane überzeugt.
Tim grinste und Jane fragte, ob er die Idee so lustig fand.
»Nein, das nicht. Ich habe im Moment daran gedacht, dass ihr euch auf den Flügen über dem Atlantik treffen könntet. Dan nach Berlin, du nach den USA. Vielleicht klappt es mit dem Zuwinken in der Luft.«
»Bozo!«, war Janes Antwort.«
»Danke für den Dummkopf«, klang’s lachend zurück.
Tim lief zum Arbeitstisch und holte ein braunes Kuvert aus der Schublade und reichte es Jane.
»Vom Magazin American Scientific Journal, wird man Beweise fordern. Hier sind fünf Seiten aus dem geheimen Institutsbericht, die mir der Schulz damals auf dem Parkplatz übergeben hat.
Ich bin mir sicher, dass der Inhalt sehr überzeugend ist und sie anbeißen werden. Mit diesen Unterlagen und mit deinem Charme, dürfte nichts mehr schiefgehen«, scherzte Tim.
Am nächsten Morgen brachte Tim Jane zum Flughafen BER, von dem erst seit einiger Zeit wieder Direktflüge nach den USA gingen.
Svens Erwachen war mühsam. Die Sonne hatte es geschafft, gegen zehn Uhr einen schwachen Lichtschimmer in sein Schlafzimmer zu senden.
Sich sofort aufzurichten, scheiterte augenblicklich. Oh Mann, das waren gestern zu viele Bierchen, vermutete er. Nur langsam, alles hat seine Zeit, dachte Sven. Er schloss wieder die Augen und entschied, einige Minuten zu dösen.
Daraus wurde nichts. Der Gedanke, der in nächster Sekunde durch sein noch halb betäubtes Hirn schoss, hieß UFO.
Ächzend richtete sich Sven auf, schwang vorsichtig die Beine aus dem Bett und stellte fest, dass er in seinen Klamotten geschlafen hatte. Doch das war jetzt unwichtig.
Allmählich ordneten sich die Gedanken. War da nicht die Aufzeichnung der Wanze?
Richtig, und das Gespräch von seinem alten Widersacher Tim über das UFO-Radar?
Das muss ich mir erneut anhören, beschloss er und schlich ins Bad. Rasur und Katzenwäsche waren schnell erledigt.
Sein Kopf lechzte nach Kaffee. Der Wasserkocher spendierte heißes Wasser für den Pulverkaffee. Der schmeckte Sven zwar nicht, aber es ging rasch und es war preiswert.
Die Lebensgeister sandten die ersten Aufwachsignale.
Mit einem großen Pott Kaffee, setzte sich Sven an den Arbeitstisch und drückte beim Aufzeichnungsgerät auf ON.
Der Kaffee und das, was er hörte, ließen ihn hellwach werden. Genau, das war es, welches ihn den Biervorrat hatte austrinken lassen.
Nervös kramte er in der Schreibtischschublade nach dem Zigarettenpäckchen. Die ersten, tief inhalierten Züge, beruhigten ihn.
Die Nachricht über das UFO-Radar war goldwert. Krampfhaft überlegte er, wem er diese Story verkaufen könnte. Zuerst benötigte er einige Unterlagen von Schulz, damit er seine Geschichte beweisen konnte.
Kurzerhand suchte er sich die Telefonnummer des Institutes heraus und verlangte Herrn Schulz zu sprechen. Es klappte erstaunlicherweise sofort. Als Sven die ersten Worte wegen des Radars erwähnte, unterbrach ihn Schulz augenblicklich und schlugt vor, sich in drei Tagen zu treffen.
Sie vereinbarten, sich in einem Café in der Nähe des Institutes, in Schulzes Mittagspause zu sehen.
Wie abgesprochen, hatte Jahnke eine bekannte Boulevardzeitung, mit der Titelseite nach oben, vor sich auf dem Tisch liegen. Schulz lief zweimal am Tisch vorbei, sah zwar die Zeitung, aber zögerte, den Mann anzusprechen. Er war sich nicht sicher, ob es dieser ungepflegte Gast war, den er treffen sollte. Er überwand sich und sprach Jahnke an. Nachdem sie sich mit Kaffee versorgt hatten, erkundigte sich Schulz, woher er von der Sache wisse. Worauf Jahnke erklärte, er hätte es von seinem guten Freund Tim Hansen erfahren.
»Ja, soweit so gut, aber was wollen Sie jetzt von mir?«, fragte Schulz.
Jahnke tat geheimnisvoll, beugte sich zu Schulz und meinte fast flüsternd:
»Die Radarunterlagen sind mehr wert als die fünfzigtausend, die Ihnen Hansen als Anzahlung versprochen hat.«
Schulz musterte erneut den Gesprächspartner, der ihm vom Aussehen her, als wenig vertrauenswürdig erschien. Notgedrungen überwand er seine innere Abneigung. Die