EIN WASSERDRACHE IN BORDEAUX - Marc Senn - E-Book

EIN WASSERDRACHE IN BORDEAUX E-Book

Marc Senn

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Beschreibung

Der faszinierende Roman erzählt eine liebevolle Geschichte von zwei unterschiedlichen Wesen. Gabriel Collet, ein französischer Seefahrer aus Bordeaux geriet in der Bucht von Biskaya, in der Welt der Wasserdrachen, in Seenot. Louna ist kein gewöhnlicher Wasserdrache, denn sie ist die Prinzessin von Biskaya. Sie kann dem tragischen Schicksal nicht weiter zusehen und rettet Gabriel aus dem Meer. Einige Tage später stand sie plötzlich wieder vor ihm, sie will noch einmal den Blaujackenträger sehen, den sie vor dem Ertrinken bewahrte. Von da an veränderte sich ihr gemeinsames Leben für immer. So beginnt «EIN WASSERDRACHE IN BORDEAUX», eine spannende Geschichte zweier Wesen und ihre schönsten Zeit des Lebens.

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Seitenzahl: 191

Veröffentlichungsjahr: 2022

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ROMANZE

LIEBEVOLL ♦ AMÜSANT ♦ DRAMATISCH

Der französische Blaujackenträger Gabriel Collet, Erster Offizier der «Bleu Perle», glaubt nicht an Ungeheuer in den weiten der Ozeane, bis ihn eines Tages ein Schicksalsschlag erreicht und auf die bezaubernde Prinzessin Louna von Biskaya trifft.

Marc Senn, geboren am 1. Juni 1984, lebt als Autor in Zürich. Im Jahr 2018 begann er Bücher zu schreiben. Er schreibt gerne in der Gattung Sachbuch und Roman. Sein erster Roman «MEINE FARBIGE SACHE» wurde 16.06.2021 veröffentlicht.

Autorenwebsite unter www.msautor.ch

Die Karte in Farbe von Biskaya können Sie unter www.msautor.ch/WERKE herunterladen!

Copyright:

© 2022 Marc Senn

Umschlag:

Marc Senn

Lektorat:

Annett Kreil

Druck und Distribution im Auftrag:

tredition GmbH, Halenreie 40-44, 22359 Hamburg, Germany

ISBN Softcover:

978-3-347-59369-5

ISBN Hardcover:

978-3-347-59370-1

ISBN E-Book:

978-3-347-59371-8

ISBN Großschrift:

978-3-347-59372-5

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.

Bibliographische Informationen der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliographie; detaillierte bibliographische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Informationen zu tredition und zum Autor finden Sie auf der Website www.tredition.de. Dort können Sie sich über weitere Bücher informieren und über den Shop direkt bestellen.

TEIL I

KAPITEL 1

Prolog

Ist es wahr? Im Meer sollen geheimnisvolle Kreaturen leben. Einige französische Seefahrer erzählten nach ihrer Rückkehr von außergewöhnlichen Sichtungen. Aber noch nie war ein Fang gelungen. In der Kneipe wurden die Seefahrer hochgenommen, wenn sie davon berichteten und ihre Glaubwürdigkeit war dahingestellt. Danach trat die Schmach ein und entehrt zogen sie sich aus der Seefahrerszene zurück. Dies sollte sich mit der Geschichte von Louna und Gabriel für immer verändern. Denn die Bekanntschaft zwischen ihnen war von besonderer Bedeutung. Für sie begann eine unverhoffte Liebe. Wie wird die Geschichte enden?

KAPITEL 2

Tief im Ozean

Vor kurzer Zeit in einem Königreich im Atlantischen Ozean lebte ein König mit seiner Königin und mit ihrer gemeinsamen Tochter Louna, der Prinzessin von Biskaya. In der tiefen Bucht fernab jeder Oberfläche lebten sie ihr friedliches Leben.

Der kleinen Prinzessin war es verboten, an Land zu gehen oder sich an Boote auf dem Wasser zu nähern. Ihr blieb einzig der blaue Ozean. Louna war kein gewöhnliches Meerestier. Sie war ein junger Wasserdrache. Ihr königliches Fellkleid war aus prächtigem Blau mit goldigen Panzerplatten an Brust, an Rückenzacken und an Zacken auf ihrem Kopf sowie am Schwanzende. Ihre Körperlänge erreichte zehn Meter und das Schweifende besaß einen Pfeilzacken. Die kräftigen, schmalen Glieder ähnelten die eines Hundes. Für eine schnelle Fortbewegung unter Wasser waren an ihren scharfen Klauen transparente Schwimmhäute ausgebildet. Ihr Charakter war vielseitig interessiert und liebte das Ungewöhnliche. Sie dachte sich immer wieder Verrücktes aus, was ihr Probleme im Königshaus bescherte. Ihr Leben würde sich bald verändern, sobald sie erwachsen war. Dann würde die Prinzessin vermählt mit jemands besseren Hälfte. Mit der Zeit gab es Feste und Drachenprinzen kamen aus allen erdenklichen Ozeanen der Welt und bemühten sich um die Gunst der Prinzessin von Biskaya, aber keiner der Drachen gefiel ihr besonders. An vielen Eigenschaften verfiel ihr Interesse an einen potenziellen Partner. Sie hatte immer was auszusetzen wie des Aussehens oder des Charakters, oder womöglich um Single zu bleiben. Zwar machten ihre Eltern Druck und erhofften sich eine baldige Heirat, aber gegen ihren wählerischen Willen der Tochter hatten auch sie keine Chance. Der König bevorzugte einen starken Drachenprinzen mit mächtigem Reich, um seine Tochter in sichere Hände zu geben. Die Königin wollte lieber eine glückliche Tochter, egal mit welchem Prinzen sie sich verlobte. Es war noch nicht zur Auswahl gekommen und so lebte Louna ihr freies Leben in der Tiefe des Ozeans.

Die meiste Zeit verbrachte sie zusammen mit ihren Freundinnen und sie durchsuchten das weite Meer nach neuen Orten und Schätzen. Der Meeresgrund war ein Paradies und bot eine erstaunliche Vielfalt an Wracks, Höhlen und Grotten. Sie durchsuchten tagelang den Ozean nach neuen Fundorten und schwammen dafür unendliche Weiten ab. Louna versteckte ihre Beute an einem Geheimort, den nur sie kannte. Da kam vieles zusammen, glänzende und funkelnde Gegenstände, die kostbar erschienen. So jeder Drache hortete seinen Drachenschatz. Je älter der Drache war, desto größer und wertvoll war sein Besitz. Gegen die königliche Schatzkammer kam keiner an, da dieser seit jahrelanger Tributleistungen durch das Drachenvolk an einen gewaltigen Berg anwuchs.

KAPITEL 3

Hoch an Land

An Land in Bordeaux lebte ein französischer Seefahrer namens Gabriel Collet. Er war ein Matrose einer Handelsmarine, die unter Landesflagge zur Beförderung von Gütern diente. Gabriel hatte fremde Nationen gesehen und Sachen erlebt, die viele Leute nie für möglich zu halten vermochten. Er kannte das Leben auf dem Ozean, da er mit dem Frachter die Küsten Europas und Afrikas bereiste. So kam es, dass er häufig seine Heimat verließ und erst wieder nach ein paar Wochen zurückkehrte. Dann blieb er einige Tage in seiner Unterkunft am prächtigen Place de la Victoire. Er ruhte sich aus, denn die Arbeit auf hoher See war anstrengend und man musste den Frachter immer unter Kontrolle halten sowie die Besatzung im Blick behalten. Eines Tages wollte er selber Kapitän werden und mit seinem Frachter durchs Meer schippern, aber dazu brauchte er mehr praktische Erfahrung. Er studierte Nautik und schloss das Studium mit Bestnoten ab. Seither war er Erster Offizier und machte einen ausgezeichneten Job.

An der Garonne, so hieß das Fließgewässer in der Stadt, war seine Lieblingskneipe. Es war ein kleines, aber gemütliches Lokal und ein Treffpunkt für Blaujacken. Dort an der Bar verbrachte er die Nächte mit seinen Kumpels und trank Rum mit frischem Zitronensaft. Es war der perfekte Cocktail, um auf Trab zu bleiben. Wenn sie nicht im Dart ihr Glück versuchten, dann probierten es Freiwillige im Armdrücken. Als Strafe zahlte der Verlierer eine Runde. Gabriel gewann meistens, er war ein ausgezeichneter Spieler. In seiner Freizeit kochte er gerne und stellte die feinsten Gerichte her. Eine weitere Freizeitbeschäftigung war Motorrad fahren. Er liebte den Sound der Maschine und cruiste mit ihr an der Küste entlang oder durch die malerischen Weinberge von Bordeaux. Am Wochenende oder wenn er frei hatte, reinigte er während Stunden seine Harley auf Hochglanz.

Gabriel war ein gutaussehender Erwachsener und aufgeschlossener Typ, der die Welt entdecken wollte. Seine Augen strahlten grau und mit einem Hauch von Freude. Sein Gesicht war bei seinen Arbeitseinsätzen top rasiert und in der Freizeit gefiel ihm auch ein Dreitagebart. Er trug braune mittellange Haare mit einem Scheitel auf der Rechten. Er war sehr kräftig gebaut mit breiten Schultern und mit seinen 1.86 Meter, war er ein absoluter Frauenschwarm. Sein Traumberuf war Koch, aber entschied sich für ein Leben als Seemann, da bereits sein Vater ein Seefahrer war. Zu sehr liebte er das Abenteuer auf hoher See. Aber er glaubte nicht an geheimnisvolle Kreaturen, ungeachtet der Tatsache was sich in den Tiefen des Ozeans tummelte und er sah auch nie eines in seinem ganzen Leben. Für ihn waren es nur gewöhnliche Fische.

KAPITEL 4

Die Seefahrermission

Es war früher Morgen und Gabriel Collet lag verkatert in seinem Bett. Durch die ersten eintretenden Sonnenstrahlen wachte er auf und streckte alle viere von sich. Am liebsten hätte er sich nochmals umgedreht und weitergeschlafen, sein geplagter Magen war stärker als die Müdigkeit. Er bewegte sich in die Küche und nahm ein Croissant vom Vortag und einen Espresso. Er frühstückte im Salon und startete sein Notebook. Im Posteingang lag eine neue Nachricht von seinem Chef. In wenigen Tagen sollten sie wieder in den Ozean stechen. Bis dahin hatte er aber noch einige Aufgaben zu verrichten. Nach dem Frühstück erledigte er seinen Haushalt und brachte wieder Ordnung in seine Bude. Seine Unterkunft war als üblicher Seefahrer eingerichtet. Auf den Wandregalen lagen die historischen Modellsegelschiffe von der französischen Marine aus dem späten 17. Jahrhundert. In der Ecke stand ein wertvoller Globus aus der Zeit des Absolutismus, als Könige unter Gott geherrscht hatten. Von seiner Matrosenkarriere hingen an den Wänden Auszeichnungen sowie Porträts. Ansonsten war seine Unterkunft modern-romantisch nach französischem Stil mit Liebe zum Detail eingerichtet.

Am frühen Nachmittag verließ er seine Bleibe und spazierte zum nächsten Markt in der Stadt. Er kaufte sich an den Ständen ein paar Zutaten für sein Abendessen. Dazu gehörten die beliebten Austern aus der Bucht von Arcachon mit ihren einzigartigen salzigen Aromen des Meeres und dazu ein knuspriges Baguette. Beim letzten Stand kaufte er sich noch einen edlen Tropfen Wein. Nach dem Einkauf lief er mit seiner gefüllten Einkaufstasche und einer Tageszeitung unter seinem Arm heimwärts. Er füllte seine Vorratskammer wieder auf. Abschließend sackte er erleichtert in seinen Sessel und las die News. Er schlug die Seite mit dem Wetter auf, dies war für Gabriel von besonderer Bedeutung. Wer möchte schon in den Ozean stechen, ohne vorweg die Wetterlage zu checken?

Wettervorhersage

Meteorologen erwarten Sturm in Biskaya.

Nach derzeitigem Wetterbericht wird diesen Freitag ein gefährliches Sturmtief in Richtung Frankreich ziehen. Über dem Golf von Biskaya wird er seine volle Kraft entfalten. Es ist mit hohen Windgeschwindigkeiten und Wellengang zu rechnen.

Gabriel Collet war über die Wetterlage in den kommenden Tagen beunruhigt. Ein gefährlicher Sturm zog auf Bordeaux zu, ausgerechnet wenn das Handelsschiff auslaufe sollte. Dies wird eine Tragödie, dachte er. Gabriel sprang vom Sessel auf und wechselte an seinen Schreibtisch. Er startete seinen Rechner und schrieb seinem Kapitän die Hiobsbotschaft. Nach dem Senden klappte er sein Notebook wieder zu und schnappte sich seine Jacke. Er verließ seine Behausung und lief rüber zu seiner Kneipe. Seine Kumpels waren bereits vor Ort und hatten sich die neusten Geschichten erzählt.

„Ahoi!“, rief Gabriel seinen Kameraden zu und näherte sich der Bartheke.

„Hey, Gabriel komm und setz dich zu uns“, sagte sein bester Kumpel Theo Morel. Sie waren seit der Seemannsschule dicke Freunde. Sie hatten sich sofort gut verstanden und sich gegenseitig beim Studieren unterstützt. Seither verbrachten sie oft die Freizeit zusammen.

„Danke“, sagte Gabriel.

Theo bestellte bei der gutaussehenden Barfrau einen weiteren Rum für den Neuankömmling. Die Frau servierte daraufhin das Getränk.

„Hier Gabriel, der geht auf mich“, sagte Theo und schob ihm das Glas auf der Theke rüber.

„Bist du wieder zurück?“, fragte Gabriel.

„Ja, seit gestern Abend.“

„Wie schön. Wie war es an Bord des Kreuzers?“

„Wir waren mit der «Le Bougainville» im Mittelmeer unterwegs. Wir sind runter an Portugal vorbei geschippert, durch die enge Passage von Gibraltar und weiter bis nach Nizza.“

„Das klingt gemütlich.“

„Das war es auch.“

„Wie war der Seegang bei der Rückreise im Golf von Biskaya?“

„Für diese Jahreszeit war es ein merkwürdiger leichter Seegang.“

„Ist dir was Besonderes aufgefallen?“

„Hm, es gab keine Wasserwellen, da der Wind fehlte.“

„Echt jetzt?“

„Ja, warum wundert es dich?“

„Okay, ich denke du hast es noch nicht mitgekriegt.“

„Habe ich was verpasst?“

„Frankreich erwartet bis zum Freitag einen gewaltigen Sturm.“

„Ach, dann bin ich froh, dass ich heil zurückgekommen bin. Gut, dass du dir Sorgen machst.“

„Ha, ich mache mir deinetwegen keine Sorgen!“

„Warum um Gotteswillen bist du so aufgebracht?“

„Mein Kapitän will am Freitag in den Ozean stechen. Wenn wir bei solchem Wetter fahren, sind wir einem hohen Risiko ausgesetzt, das weiß auch der Kapitän aber dies hindert ihn nicht daran raus zu fahren. Verstehst du?“

„Ugh, ja. Das klingt nicht gut. Hast du mit deinem Vorgesetzten darüber gesprochen?“

„Ja. Ich habe ihn schriftlich abgeraten. Aber du kennst meinen Chef - ein Choleriker. Bei der kleinsten Sache neigt er zu Wutausbrüchen.“

„Ja, du hast recht. Genau deswegen habe ich dieses Jahr die Reederei verlassen und möchte nie wieder zurück.“

„Verstehe ich, es ist wirklich anstrengend mit einem unbeherrschten Vorgesetzten.“

„Angenommen ihr lauft am Freitag mit eurem Frachter aus, was würdest du machen?“

„Gute Frage, aber ich muss mit, da ich den Job brauche.“

„Klar. Du hast ihn abgeraten und jetzt liegt die Sache bei ihm. Du bist fein raus, wenn im Falle was passieren würde.“

„Ja, du hast recht. Es wird was passieren, der Ozean ist unberechenbar.“

„Darauf können wir wetten.“

„Ja, das geht wohl ins Blaue hinein. Vergessen wir es. Los, stoßen wir mit Rum an. Zum Wohl.“

„Gute Idee. Zum Wohl.“

Sie streckten sich die Gläser entgegen und stießen an. Gabriel exte den Rum und schlug das Glas auf die Thekenplatte zurück.

„Lass uns das Thema wechseln“, sagte Gabriel und legte kurz seine Hand auf Theos Schulter. „Gibt es was Neues?“

„Ja. Ein Matrose sah vor wenigen Tagen eine seltsame Kreatur im Meer verschwinden. Er konnte gerade noch sein Schwanzende sehen“, antwortete Theo mit einem erstaunten Blick.

„Mach dir keinen Kopf. Das war bestimmt eine Fischflosse“, sagte Gabriel lachend.

„Nein, war es nicht!“, rief ein beherzter Kerl aus der Gruppe.

„Du bist zu betrunken“, sagte Gabriel humorvoll mit einem Augenzwinkern.

Gabriel nahm es locker, denn er glaubte nicht an diese Erzählungen. Noch nie gab es einen Fang, der die Existenz einer fremden Kreatur belegen konnte. Dies wird es auch nicht geben, dachte er sich.

„Hast du eine kennengelernt?“, fragte Theo und blickte Gabriel an.

„Nein, falls du eine Kreatur meinst“, antwortete Gabriel.

„Nein, ich dachte an ein Mädchen.“

„Hm, nein.“

„Warum nicht?“

„Es ist noch nicht dazu gekommen.“

„Hier in Bordeaux gibt es viele nette und hübsche Französinnen. Versuch dein Glück.“

„Ja, ist mir bewusst.“

„Auf was wartest du?“

„Auf die Richtige.“

„Auweia!“

Gabriel Collet gab ein kleiner Seufzer von sich. Er hatte sich kürzlich von seiner Ex-Freundin getrennt und war nicht darüber hinweg. Die Zeit würde seinen herben Kummer vergraben, dachte er sich. Dann spülte er seinen Seelenschutt mit Alkohol hinunter, um sich aus seinem traurigen Gemütszustand zu befreien. Die Zeit verstrich und die Gruppe verbrachte den späteren Abend mit Dart. Dann verabschiedete sich Gabriel und verließ das Lokal. Er schlängelte sich durch die Hafenstadt mit seinen beeindruckenden Gebäuden aus dem 18. Jahrhundert bis vor seinen Hauseingang. In seiner Wohnung entledigte er sich von seinen Kleidern und schlüpfte in sein Nachthemd. In der Küche bereitete er seine Austern zu. Das Abendessen mit einem Glas Wein genoss er vor seiner Flimmerkiste im Salon. Er ließ sich auf seiner Chaiselongue nieder und sah sich einen Film auf Netflix an, irgendwas mit Gal Gadot mit dem Titel – Red Notice. Er schlief ein und verpasste das Ende. Erst am nächsten Morgen wachte er wieder auf. Der Wecker war bereits zum zweiten Mal wie eine Sirene abgegangen. Es war Freitagmorgen und sein Arbeitstag begann. Am liebsten wollte er nicht aus den warmen Federn springen, aber er strebte an, nicht spät bei der Arbeit zu erscheinen. Mit einem gepackten Rucksack machte er sich auf den Weg. Im Rucksack hatte er alles dabei, was er für die Reise auf hoher See brauchte, Kleidung, Snacks, Lesestoff und diverse berufliche Dokumente. Ein Bus brachte ihn raus aus der Stadt bis zum Vorhafen Verdon im Norden der Mündung. Hier wurden die Container für die weite Reise nach Übersee umgeschlagen. Der Frachter war an der Anlegestelle und bereit für die Ausfahrt. Die Crew machte sich fertig für ihre bevorstehende Odyssee. Gabriel Collet war innerlich stark aufgewühlt aufgrund seiner Vorkenntnis zur erschwinglichen Ausfahrt mit vielen verbundenen Schwierigkeiten. Er verstand nicht, dass sein Kapitän trotz seiner Warnung den Hafen verlassen wollte. Bevor Gabriel seinen Rucksack in die Koje verstaute, besuchte er den Kapitän auf der Brücke. Dieser stand am Navigationspult und ging den Fahrplan durch. Er trug einen schwarzen Anzug mit vier goldigen Balken an den Ärmelenden, ein weißes Hemd mit schwarzer Krawatte und ein Kapitänshut. Seine weißen Haare und der ebenso weiße Seemannsbart, zeichneten den alten Mann, der bereits auf die Pension zusteuerte. Die tiefen Furchen im Gesicht glichen einem schroffen Gelände.

„Käpt’n, Erster Offizier meldet sich zum Dienst“, sagte Gabriel und nahm eine steife Haltung ein.

„Gabriel, wie schön, du bist an Bord.“

„Haben Sie meine Nachricht erhalten, Monsieur? Als nautischer Offizier bin ich verantwortlich für die Deckmannschaft und die Ladung. Ich habe Bedenken bezüglich der Sicherheit unserer Ausfahrt.“

„Ja, ich habe deine Nachricht erhalten.“

„Ein Sturm im Golf von Biskaya zieht auf.“

„Das will ich nicht hören.“

„Käpt’n, als ich vorhin aus dem Bus stieg, merkte ich, dass der Wind auffrischte und ich sah kleine Schaumkronen auf den Wellen.“

„Wir haben einen Fahrplan und an diesen halten wir uns. Haben Sie verstanden?“

„Käpt’n, bei allem Respekt, wir dürfen den Hafen nicht verlassen. Alles deutet auf einen Sturm hin. Ich fürchte, dass wir in Schwierigkeiten geraten.“

„Herrgott! Gabriel, es reicht. Dies ist ein Befehl!“, rief der Kapitän mit energischer Stimme. „Wir legen in einer Stunde ab. Prüfen Sie, dass die Crew an Bord ist und geben Sie mir eine Meldung.“

„Verstanden, Käpt’n.“

Es hatte keinen Zweck, dachte sich Gabriel und verließ resigniert den Raum. In seiner Koje legte er seinen Rucksack auf sein Bett und zog sich für die Arbeit um. Er füllte seinen Spind mit Ersatzkleidern und Proviant. Mit dabei war immer ein Foto von seiner Heimat, welches er an die Tür des Spinds fixierte, in der Hoffnung wieder heil zurückzukehren. Auf der Brücke gab er der Besatzung des Frachters durch den Funk die Meldung sich auf dem Hauptdeck für die Verlesung anzutreten. Nach wenigen Minuten waren alle Mitglieder von Seebären bis Schiffsjungen vor Ort und hatten sich aufgestellt. Die Besatzung war ein zusammengewürfelter Haufen aus Bootsmännern, Leicht- und Vollmatrosen, Chefingenieur, Mechaniker, Elektriker bis hin zum Koch. Gabriel stand vor der Versammlung und begrüßte seine Seemänner:

„Willkommen an Bord. Wie ihr wisst geht unsere Fahrt nach Kapstadt.“

Gabriel nahm aus seiner Offiziersuniform eine Liste mit Namen der Besatzung hervor. Er rief alle Namen nach der Reihe auf und hakte sie bei Anwesenheit der dazugehörigen Person ab. Am Ende zeigte sich die Besatzung als vollständig und Gabriel informierte sich über den Zustand des Frachters.

„Chief, wie ist der Betrieb der Maschinen?“, fragte Gabriel seinen Chefingenieur.

„Die Maschinen sind in Betrieb und schnurren wie ein Kätzchen.“

„Prima! Gibt es irgendwelche Vorfälle, die die Sicherheit beeinträchtigen könnten?“, fragte Gabriel und blickte in die Reihe.

„Nein, Monsieur“, antwortete der zweite Offizier.

„Gut, sind die Container gesichert?“

„Ja, sie sind fest und überprüft.“

„Zeit zum Ablegen. Ich habe euch zuletzt eine wichtige Mitteilung zu machen. Es kommt ein Sturm auf. Die Fahrt kann rau werden. Seid wachsam und bereit für Schwierigkeiten.“

„Keine Sorge, wir haben alle Seegänge überstanden“, prahlte ein Seemann aus der Menge.

„Ich glaube nicht an Geschichten mit gefährlichen Seeungeheuern, zauberhafte Meerjungfrauen oder von unsichtbaren Klabautermännern. Aber Stürme haben in der Vergangenheit viele Boote und Leute verschwinden lassen. Los an die Arbeit!“

Gabriel kehrte auf die Brücke zurück und meldete dem Anführer die Bereitschaft der Crew und des Frachters. Der Kapitän gab daraufhin das Zeichen für den Start der Reise, dann verließ er die Brücke und verzog sich in seiner Kabine.

Im Herbst des Jahres verließ die «Bleu Perle» den Vorhafen von Verdon und steuerte den Golf von Biskaya an. Gabriel stand während den Hafenmanövern auf dem Nock und verfolgte das Geschehen. Das Schiff furchte durch das Meer. Gabriel schaute hinter sich und stellte fest, dass kein Land mehr zu sehen war. Dunkle Wolken zogen auf und der Wind zerzauste seine gescheitelte Frisur. Es begann zu regnen, kein gutes Zeichen, dachte sich Gabriel und betrat wieder die Brücke.

„Sind wir auf Kurs?“, fragte er den Steuermann.

„Ja.“

„Kurs halten und halbe Fahrt voraus. Wir können schließlich nicht mit vollem Tempo auf einen Sturm zurasen, dies würde unser Frachter nicht überstehen.“

„Verstanden. Das Wetter wird schlechter. Wir haben kaum Sicht und voraus kommt in der Ferne eine dunkle Wand auf uns zu. Wir könnten den Sturm umfahren. Sind Sie sicher, dass wir den Kurs beibehalten wollen?“

„Ja. Befehl von oben. Wir müssen den Fahrplan einhalten. Es geht wahrscheinlich um viel Geld.“

„Sie denken, es gibt Konventionalstrafen bei Terminverzögerung?“

„Unser Käpten spart Sprit, wenn er keine Umfahrung eingeht und unsere Kunden bekommen ihre Waren ausgeliefert, also keine Strafzahlung. Die Auftraggeber sind glücklich, wenn ihre Güter rechtzeitig im Zielhafen eintreffen. Die interessieren sich nicht für Probleme und Wetter während der Fahrt.“

„Wie verrückt das Ganze. Es ist ein Fluch!“

„Ja, früher war es noch nicht so.“

„Das Frachtgeschäft sinkt immer tiefer.“

„Die Konkurrenz ist auch gewachsen.“

„Die Reedereien treiben sich mit den Preisen selber in den Ruin.“

Gabriel nahm sein Aneroidbarometer aus seiner Jackentasche hervor, öffnete das silberne Edelstahlgehäuse und wagte einen kurzen Blick darauf. Das kleine Ding konnte anhand des Luftdruckes meteorologische Vorhersagen ankündigen. Er liebte diese Dose und sie hatte ihn ständig auf seinen Reisen begleitet. Gabriel runzelte die Stirn, als der Luftdruck noch stärker sank. Es stand eindeutig auf Sturm.

„Gibt es ein Problem?“, fragte der Steuermann und blickte Gabriel an.

„Nein, nur dass die Befürchtung eintrifft. Ich mach meine Tour, ich komme später wieder vorbei. Bei Problemen melde dich über Funk.“

„Verstanden, Erster Offizier.“

„Es wird nicht mehr lange dauern und der Sturm erreicht unser Schiff. Es erwarten uns dramatische Stunden auf dem Ozean – seien Sie bereit.“

Gabriel öffnete die Luke und verschwand von der Brücke. Er hatte ein bedrückendes Gefühl bei der Sache. Er wollte nicht daran denken was alles im Sturm passieren könnte, Mann über Bord, Schiffbruch und noch vieles mehr. Sie hätten den Hafen niemals verlassen dürfen. Wäre er Kapitän, hätte er nie zugelassen die Fahrt anzutreten, denn niemand kannte das genaue Verhalten im Sturm. Die Gefahr passend einzuschätzen, der Wellengang richtig zu deuten und die folgerichtige Taktik war entscheidend, damit der Frachter heil durch diese Wetterlage kam. Er bezweifelte aber, dass die Praxis des Kapitäns für extreme Bedingungen bewährte. Die Entscheidung mitten durch den Sturm zu wollen, wird dem Kapitän noch teuer zu stehen kommen. Mit Glück gelingt ihm die Durchquerung der zerstörerischen Kraft des verheerenden Unwetters.

Bevor Gabriel an Deck seine Tour antreten wollte, zog er sich einen Regenmantel über, denn draußen schüttete es in Kübeln. Blitze erhellten den Sturmhimmel auf. Die eiskalte Gischt aus salzigem Meerwasser verspürte er auf seinem Gesicht, als er das Deck betrat. Er begegnete einigen Seemännern und sah die Angst in ihren Gesichtern. Einer hatte erst kürzlich die Schule beendet und verdiente sein Geld als Schiffsjunge. Es war sein erster großer Sturm auf dem Meer und er erlebte den Zorn des Wettergottes.

Gabriel beobachtete am Bug des Frachters mit seinem Fernglas die Ferne. Er suchte systematisch die Gegend ab, als er einen merkwürdigen Schatten im Meer bemerkte, richtete er den Kieker auf Backbord zu. Er konnte nichts mehr erkennen. Es hätte ein Delfin oder Haifisch sein können, dachte Gabriel. Er erinnerte sich an den letzten Abend, als ein Matrose behauptete ein besonderes Seewesen gesichtet zu haben. Gabriel belächelte das Ganze und ging seinem Job nach. Er konzentrierte sich wieder auf seine Arbeit. Er steckte den Kieker unter seinen Regenmantel und er zählte mit seiner Stoppuhr am Handgelenk die Sekunden vom Blitzschlag bis zur Ankunft des Donners. Die Stoppuhr zeigte fünf Sekunden an. Das Unwetter war eine Seemeile voraus und kam mit rasantem Tempo näher. Ihnen blieb eine Minute, dann würden sie sich im Sturm wieder finden.

Gabriel musste seine Beherrschung behalten und die Meute motivieren, denn die Stimmung sank drastisch. Der Stress der Seemänner nahm mit dem