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Frank Costa aus Sizilien wird in New York immigriert, bis er auf eine berüchtigte Familie in Little Italy trifft. In den verwinkelten Gassen von Manhattan prügelt er sich mit den Feinden von Don Leone um Leben und Tod. Mit der Zeit gewinnt er das Vertrauen der Mafiafamilie und steigt zum Capo auf, bis ihn das Leben in der kriminellen Organisation einholt.
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Seitenzahl: 234
Veröffentlichungsjahr: 2021
THRILLER
Frank Costa aus Sizilien wird in New York immigriert, bis er auf eine berüchtigte Familie in Little Italy trifft. In den verwinkelten Gassen von Manhattan prügelt er sich mit den Feinden von Don Leone um Leben und Tod. Mit der Zeit gewinnt er das Vertrauen der Mafiafamilie und steigt zum Capo auf, bis ihn das Leben in der kriminellen Organisation einholt.
Marc Senn, geboren am 1. Juni 1984, lebt als Autor in Zürich. Im Jahr 2018 begann er Bücher zu schreiben. Er schreibt gerne in der Gattung Sachbuch und Roman. Sein erster Roman «MEINE FARBIGE SACHE» wurde am 16.06.2021 veröffentlicht.
Autorenwebsite unter www.msautor.ch
Die Karten in Farbe können Sie unter
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Copyright:
© 2021 Marc Senn
Überarbeitung:
Juli 2023
Umschlag:
Marc Senn
Lektorat:
Annett Kreil
Druck und Distribution im Auftrag: tredition GmbH,
Halenreie 40-44, 22359 Hamburg, Germany
Ausgabeformat:
Paperback
ISBN: 978-3-347-37700-4
Hardcover
ISBN: 978-3-347-37701-1
e-Book
ISBN: 978-3-347-37702-8
Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.
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Cover
Titelblatt
Urheberrechte
Teil I: Die Entwicklung
Kapitel 1: Einleitung
Kapitel 2: Die Eltern von Frank
Kapitel 3: Die Geburt von Frank
Kapitel 4: Der erste Weltkrieg
Kapitel 5: Übersee nach Amerika
Kapitel 6: Aufwachen in Little Italy
Kapitel 7: Die Schläger des Dons
Kapitel 8: Vergeltung
Kapitel 9: Der Job
Kapitel 10: Die Aufnahme
Teil II: Der kriminelle Aufstieg
Kapitel 11: Die Schutzgeldtour
Kapitel 12: Der Zigarettenhandel
Kapitel 13: Die Brennerei
Kapitel 14: Die Schmuggelei
Kapitel 15: Die Cars
Kapitel 16: Die Immobilie
Kapitel 17: Die Cops
Kapitel 18: Der Bandenkrieg
Kapitel 19: Die Ermordung im Auftrag
Kapitel 20: Der Aufstieg zum Capo
Teil III: Die Behauptung
Kapitel 21: Die Tochter des Dons
Kapitel 22: Das eigene Glück
Kapitel 23: Der Crash
Kapitel 24: Der Plan
Kapitel 25: Der Coup
Kapitel 26: Der falsche Raub
Kapitel 27: Das Verhör
Kapitel 28: Die Strafe
Kapitel 29: Zurück im Leben
Kapitel 30: Das Ende
DANKSAGUNG
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Kapitel 1: Einleitung
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Teil I
Die Entwicklung
Kapitel 1
Einleitung
Dieser kleine Bastard, dachte ich mir. Warum sollte ich eine Geschichte über einen Gangster erzählen, der Böses tut und Leute verletzt? Ist er wirklich diese Person, für den wir ihn halten oder steckt da mehr dahinter?
Eine Ära der Gewalt begann mit der Immigration im Land der Freiheit. Eine neue Form von skrupelloser Stärke beherrschte eine wachsende Stadt in Nordamerika. Ich kann euch eine spannende Geschichte erzählen, die im Herzen von Manhattan ereignete. In der Zeit, als sich die Familien tapfere Revierkämpfe leisteten und die Gesetzeshüter gekonnt an der Nase herumführten.
Ist es nicht verrückt, wie gefährlich das Leben in einer Stadt sein kann? Ein junger Sizilianer, der sich durch ein Viertel durchschlägt und Bekanntschaft mit einem berüchtigten Mafiaboss macht. Je mehr er sich der Kriminalität zuwendet, umso kämpferischer ist unser Held und schlägt sich wacker durch die Gassen von New York. Seine kriminellen Taten blieben bis heute geheim. Nun legen wir los mit dem Leben von Frank Costa.
Kapitel 2
Die Eltern von Frank
Ein verliebtes Paar lebte einst in rauer Einsamkeit unweit von der Provinz Palermo im Herzen von Sizilien auf einer kleinen Farm aus Steinmauern. Sie lag nahe an antiken Tempeln und an einem ruhigen Dorf im malerisch hügeligen und trockenen Hinterland, dort, wo sich das karge Land erstreckte. Daher blieb ihnen nur der Weizenanbau, der die Landschaften in ein goldenes Gelb verwandelte. Das Leben war geprägt von harter Feldarbeit. Die Frau pflegte den Hof und sorgte sich um die frei herumlaufenden Hühner. Der Mann arbeitete auf dem Feld und kümmerte sich um die Ernte und das Vieh. Das weidende Rind diente zugleich als Arbeitskraft und Düngererzeuger. Der Getreideanbau deckte nicht nur ihren Eigenbedarf, sondern lieferte ihnen einen namhaften Überschuss. Dieser wurde bei anderen Farmen gegen Waren getauscht oder an Abnehmer abgeliefert. Der Traum einer Familie mit Kindern stand auf der Wunschliste. Sie sehnten sich nach einem Baby und versuchten ihr Glück. Die zwei beschlossen darauf, den Ehebund zu schließen und heirateten wenig später. Die kirchliche Trauung begann an einem Sonntagmorgen. Bei der Zeremonie trug die Braut ein weißes Hochzeitskleid mit Schleier und der Bräutigam einen eleganten Hochzeitsanzug. Nachdem die Hochzeitsgesellschaft wieder zurück auf dem Hof war, wurde ein üppiges Festmahl aufgetischt. Es kamen alle Leute aus dem Dorf, es waren einige hundert Gäste, und sie brachten Geschenke mit. Über dem Feuer wurde ein Lamm gegrillt. Dazu gab es Pasta sowie frisches Obst und Gemüse aus dem Garten. Auf dem Hofplatz tanzten sechs Mädchen und sechs Jungen zu schneller Musik ein traditioneller sizilianischer Tanz. Die Gäste hatten ihren Spaß und es wurde bis spät abends gefeiert. So lebten sie ihr bescheidenes, aber glückliches Leben.
In diesen beschaulichen Verhältnissen lebten sie zufrieden in allen Tagen, ungeahnt und fernab der zurzeit entstehenden neuen kriminellen Macht der sizilianischen Mafia. Die Geheimorganisation war längst geboren, obwohl die wenigsten sie erkannten. Sie entstand in der Region, in der viel Arbeitslosigkeit und Reichtum an der Küste bei Palermo aufeinandertrafen. Die Zitrusplantagen an der Küstenregion bescherten den Sizilianern einen blühenden Handel. Am lebhaften Hafen von Palermo wollte mancher von den rentablen Exportunternehmen ein Stück vom Kuchen abhaben.
Kapitel 3
Die Geburt von Frank
Es war ein heißer Frühlingstag auf der sizilianischen Insel im Jahr 1900, als Frank zur Welt kam. Die Mutter lag im Stall zwischen dem Vieh im Stroh, als bei ihr spürbare Wehen auftraten und der Blasensprung kurz davorstand. Der Vater eilte mit seinem Rindergespann ins Dorf herab und suchte die Geburtshelferin.
Hier nun, am allerschönsten Ort der gesamten sizilianischen Insel, wurde Frank Costa am 21. März geboren.
Die Geburtshelferin half bei der Geburt und blieb eine Woche und unterstützte das junge Elternpaar. Die Entbindung verlief reibungslos und Frank wurde in einem Tuch gewickelt und schlief viel. In vielen Nächten schliefen sie zu dritt in einem Bett und Frank dazwischen.
Nach zwei Jahren bekam Frank ein kleines Geschwisterchen, das von den Eltern den Namen Elena erhielt. Die beiden wuchsen schnell heran und entwickeln sich zu lebhaften Kindern. Frank verbrachte viel Zeit auf dem Hof und trug dabei Narben davon. Er stürzte über Mauern, Zäune und aus Bäumen.
Binnen kurzem gingen beide im Dorf in den Kindergarten und später besuchten sie die Schule. Ihren Eltern halfen sie bei der Arbeit auf dem Hof.
So spielte sich das Leben von Frank ab, bis er ein Teenager wurde.
Kapitel 4
Der erste Weltkrieg
Die herrschenden Spannungen waren in Europa in weiten Teilen spürbar und ein großer Krieg war immer wahrscheinlicher. Der Auslöser, ein nationalistischer Attentäter, erstreckte den österreichischen Herzog und seine Gemahlin in Sarajevo am 28. Juni 1914 in ihrem Fahrzeug nieder. Europa fiel darauf in eine tiefe Krise und die österreichischeungarische Monarchie erklärte einen Monat später Serbien den Krieg.
Durch die vorhandenen Militärbündnisse waren schlagartig viele Länder kriegerische Auseinandersetzung verwickelt, sowie auch Italien, die sich aber von dem legitimierten Herrscher abwandte und sich dagegen sie stellte. Am 23. Mai 1915 erklärte Italien der Monarchie die Kriegserteilung, da sie ihre Gebietserweiterung nicht bekamen.
Die italienische Streitkraft war nicht auf einen Krieg mit Europa vorbereitet und rüstetet ihre Truppen auf. Im ganzen Land wurden in Windeseile Soldaten rekrutiert oder zum Dienst mobilisiert. Auch das Familienoberhaupt von Frank erhielt einen Marschbefehl ins Haus geflattert. Der Vater packte seine Militärausrüstung zusammen und legte seine graugrüne Filz-Uniform an. Dann stülpte er seine Abdeckung auf den Kopf und nahm seine Waffe, ein Repetiergewehr Carcano zur Hand. Die Mutter legte noch ausreichend Verpflegung in den Brotbeutel und hängte es ihm um den Hals. Dann legte sie ihm noch einen kurzen Umhang an. Im Hafen von Palermo wurde er mit anderen Soldaten mit einem militärischen Dampfer an die Nordfront versandt. Er benötigte mehrere Tage, bis es das Adriatische Meer bezwungen hatte und in der Lagune von Venedig an Land ging. Die italienischen Soldaten wurden ohne Vorbereitung und Ausbildung an die Front verlegt. Die Gefechtslinie erstreckte sich über mehrere Hundert Kilometer von der neutralen Schweiz bis zur Adria. Die Frontlinie verlief über Alpen und Gebirgskämmen. Dies hinderte den Feind daran, schnell vorzustoßen. In den Dolomiten begann ein grausamer Stellungskampf.
Im Tal wurden Zeltunterkünfte und Lazarette erstellt. Frauen und Ärzte kümmerten sich um viele verletzte italienische Soldaten, die von der Front zurückkehrten. Es war teils hektischer als in den Stellungen an der vordersten Linie. Die neuen Soldaten wurden mit Munition ausgerüstet und die Lasttiere mit Gebirgsmaterial für den Nachschub beladen. Sie bereiteten sich auf einen harten und grausamen Kampf im Gebirge vor. Am nächsten Morgen standen die Soldaten aufgereiht in Formation auf der Wiese, als ein ranghoher Offizier eine Anrede abhielt:
“Alpini des Südens, seid ihr bereit, für die Freiheit und für das Land zu kämpfen? Der Feind will uns töten und unser Land, das wir lieben, in Stücke reisen, aber niemals werden sie über die Dolomiten kommen. Wir werden sie daran hindern! Schickt diese Bastarde wieder zurück in den kalten Norden!“
Die Militärmusik begann das Lied Addio mia bella, addio zu spielen und alle Beteiligte sangen mit. Das Bataillon setzte sich nun in Bewegung und der Vater von Frank mit seinen Kameraden wurden auf einen langen Aufstieg auf den Monte Piana geschickt. Der Saumpfad auf den Berg führte durch Wälder, Lichtungen und an steilen Abhängen auf ein Gebirgsplateau. Dort oben war die Natur im Sommer steinig und geprägt mit grüner Alpenwiesen und bunten Alpenpflanzen. Die letzten Schritte zu den Stellungen an der Front führte durch einen schmalen Trampelpfad in der südlichen und schroffen Felswand vorbei. Ein enger Stollen brachte sie in die Position. Die neuen Soldaten wurden in den Schützengräben, die das südliche Kampffeld durchzogen, in einer Reihe aufgestellt. Der Feind war nur noch wenige Meter in ihrer Stellung entfernt, gegenüber am Nordhang. Franks Vater hievte kurz seinen Kopf aus dem Graben und sah vor sich ein Kriegsschauplatz ohne Deckungsmöglichkeiten. Eine Barrikade aus Stacheldraht für die Verteidigung ragten aus dem Feld. Der Blick über das Schlachtfeld hinaus war atemberaubend, denn die Kulisse war umgeben von eindrücklichen stolzen Gipfeln und Gebirgskämmen. Hier oben auf diesem gottverlassenen Plateau wurde der Kampf in einem fürchterlichen Stellungskrieg ausgetragen.
Mehreren Tagen mussten sich die Soldaten in den Schützengräben ausharren und auf den angreifenden Feind warten. Zu essen gab es San Daniele Schinken mit Olivenbrot aus dem Norden Italiens. Eine bessere Mahlzeit bot es für die Soldaten nicht dar – dies genügte, um die heitere Stimmung anzuheben. Die Nächte waren lang, denn es gab keine Zeit zu ruhen, der Feind war immer wach und konnte jeden Verlauf über das Schlachtfeld attackieren. Bei Waffenstillständen wurden die Gräben erweitert und mit dem Spaten wurde Aushubmaterial ausgegraben. Die steilen Grabenwände wurden mit kleinen Felsbrocken gegen Einsturz gesichert.
Der Vater saß an einem Abend geduckt im Graben, zog seine Bergmütze vom Kopf und nahm darin ein Foto hervor. Er vermisste seine Familie.
„Deine Frau?“, fragte ein Kamerad. „Hm, kann ich es sehen?“
„Familie“, antwortete der Vater und reichte das Foto hinüber.
„Schöne Frau und Kinder!“, sagte der Kamerad. „Bist du deswegen hier?“
„Ja, ich muss. Ich liebe sie. Ich brauche kein Feigling zu sein. Was wäre ich nur für ein Vater?“, fragte er den Kameraden.
„Ich denke, du tust das Richtige, wir kämpfen alle gegen diese Bastarde! Die bekommen nie unser Land. Die hassen uns, weil sie unseren Dickschädel nicht verstehen“, sagte der Kamerad.
„So muss es sein, Kamerad“, sagte der Vater und nahm sein Foto zurück und stecke es wieder in seine Bergmütze.
„Ein Schluck von meinem Schnaps?“, fragte der Kamerad.
„Danke, ich will gerne einen Schluck. Ugh, ist das ein Selbstgebrannter?“, fragte der Vater.
„Hm, ja. Der schlägt voll ein.“
„Das ist jetzt genau, was ich brauche, um mich zu entspannen.“
„Trinken wir auf den Krieg und den Sieg. Wann greifen uns diese Bastarde an?“, fragte der Kamerad.
„Heute nicht mehr, Kumpel. Es ist mir eine Ehre, mit dir zu kämpfen. Spar jetzt deine Kräfte und ruh dich aus“, sagte der Vater und schaute in den klaren Himmel mit den funkelnden Sternen, bis er einnickte.
Am frühen Morgen lag ein feiner Dunst über dem Gebirgsplateau und es war sehr ruhig, bis die Glocke auf der italienischen Seite ertönte.
„Alarm! Die Mittelmächte, wir werden angegriffen“, sagte ein Wachmann und läutete weiter an der Glocke.
Der Vater erwachte, steckte seine Stichwaffe auf sein Gewehr und sprang an die Oberkante des Schützengrabens. Er hielt sein Repetiergewehr im Anschlag und späte hinüber hinter die Front. Er zielte mit seinem Repetierer auf die Mittelsmänner und schaltete sie aus.
„Wo zur Hölle kommen diese dämlichen Bastarde jenseits der Grenze her – es sind zu viele“, sagte der Vater und setzte sich tapfer zur Wehr.
Es schien, als ein Himmelfahrtskommando auf sie zukam. Kurz bevor die Gegner an den italienischen Schützengräben am Stacheldraht standen, eröffneten in einigen gedeckten Stellungen die Maschinengewehre Revelli das Feuer und mähte die Angreifer nieder. Der generische Vorstoß wurde vorerst durch die Alpini gestoppt. Es folgten noch lange und blutige Kämpfe, aber keine Seite kam zu einem Vorteil. Die Frontgrenze verschob sich kaum und die Befehlshaber bereiteten sich auf einen ewigen Stellungskrieg im Niemandsland ein.
Nach einigen blutigen Tagen der Kämpfe waren hohe Verluste auf beiden Seiten zu verzeichnen. Die Leichen lagen verteilt auf dem Feld, in den Stellungsgräben und in den Barrikaden. Es war keine Zeit vorhanden, diese zu begraben oder sich von den gefallenen Kameraden zu verabschieden. Die Soldaten knieten ermüdet über den leblosen Körpern in den Gräben. Sie rauchten andauernd Zigaretten, um den hässlichen Gestank der Leichen zu verdrängen. Es gab vereinbarte Waffenruhe und beide Seiten konnten ihre toten oder verletzten Kameraden vom Schlachtfeld tragen. Die Soldaten begannen an den Entscheidungen der Befehlshaber zu zweifeln. Für sie war es der sichere Tod an der Front. Im Verlauf verfestigte sich die Lage auf beiden Seiten und mehr Zeit für andere Aufgaben und Freizeit war vorhanden. Wer konnte, schrieb in den Pausen Briefe oder spielte eine Runde Scopa.
An einem Morgen beschlossen die Befehlshaber der Mittelmächte, die südliche Anhöhe auf dem Monte Piana zu erobern. Es wurden zusätzliche Reglemente auf den Berg befördert, um die Stellungssoldaten in den Gräben zu unterstützen. Neue Artilleriestellungen wurden eingerichtet und nahmen die italienischen Anlagen und Stellungen einen Morgen lang in Beschuss. Am selben Tag nach dem Mittag überrannten die Mittelmächte die italienischen dezimierten Schützengräben und Stellungen. Ein gegnerischer Kämpfer erreichte den Hauptschützengraben der Italiener und sprang mit Gewehr voran hinein. Die scharfe Klinge erstach einen Kameraden. Der Vater konnte das Geschehen hautnah miterleben und wehrte sich im Nahkampf mit einem Spaten. Er holte aus und zielte auf den Hals des Gegners. Aber in diesem Moment bohrte sich die Klinge auch in seinen Torso. Er verblutete wenig später qualvoll an seiner Verletzung. Ein Kamerad nahm seine Erkennungsmarke sowie den Brief aus seiner Tasche und gab sie bei der nächsten Gelegenheit bei einem Posten ab. Der Brief erreichte nach einigen Tagen Sizilien und ein Postbote überbrachte die letzte Nachricht des verstorbenen Vaters. Die Mutter von Frank öffnete das Schriftstück und lies die letzten Worte ihres Geliebten:
Mein lieber Schatz
Ich weiß nicht, ob dich diese Nachricht erreicht. Es ist schwierig, die genaue Anzahl der Verluste seit Kriegs beginn auf dem Monte Piana zu ermitteln - es könnten Tausende sein. Wenn du dies list, dann zähle ich auch dazu. Es tut mir leid, dass ich euch nicht mehr beschützen kann. Der Feind wird versuchen, weiter Richtung Süditalien vorzustoßen. Bitte nimm unser Gespartes, die Kinder und beginnt ein neues Leben in Amerika. Sag unseren Bambinis, dass ich sie vermisse und immer lieben werde.
Geliebter Vater
Der Erste Weltkrieg dauerte fortan drei Jahre und wütete in weiten Teilen Europas. Die Italiener glaubten nicht mehr an einen schnellen Sieg und der Feind drängte immer mehr Richtung Süden vor.
Kapitel 5
Übersee nach Amerika
Die Mutter von Frank erfüllte den letzten Wunsch ihres Geliebten und nahm das letzte Gesparte. Den Hof mit Land verkaufte sie an den Meistbietenden. Es war genug Geld für eine Überfahrt nach Amerika zustande gekommen. Sie erhoffte sich dort eine bessere Welt in Freiheit und Frieden, vorzugsweise für ihre zwei Kinder.
Die Witwe wartete mit ihren Sprossen und Hunderten anderen Reisenden im Hafen von Palermo. Sie staunten, als sie den riesigen Stahlkoloss erblickten. Der Anblick dieses Schiffes war überwältigend. Vor ihnen hatte ein Passagier- und Frachtdampfer einer italienischen Reederei Transatlantic Italiana am Pier angelegt.
„Ist das unser Dampfer?“, fragte Frank.
„Ja, Frank“, antwortete die Mutter. „Er bringt uns in eine neue Welt, in die Freiheit.“
Giuseppe Verdi galt als das neuste Schiff in ganz Europa und lief zum ersten Mal über den Ozean aus. Es sollte seine Jungfernfahrt nach New York meistern. Die Fahrt sollte das Ansehen der Rederei erhöhen und als eine sichere Einnahmequelle dienen. Der Dampfer hatte zwei Schornsteine und einen schwarzen Rumpf. In den Unterkünften konnten über 2‘000 Passagiere über den Ozean befördert werden. Am Heck befand sich ein Mast mit der italienischen, königlichen Flagge. Das Hauptdeck erstreckte sich über 147 Meter.
Am Hafen verlief es hektisch. Die Passagiere und die Frachtware mussten für die Weiterreise beladen werden. In 16 Tagen musste es in New York an Land sein.
„Kommt Kinder. Stellt euch in die Reihe, wir wollen auf den Dampfer“, sagte die Mutter zu ihrem Nachwuchs.
Ein Offizier prüfte vor der Rampe von jedem Passagier die Fahrkarten. Er kontrollierte auch die Karten der Familie Costa und ließ sie passieren.
Der Kapitän stand nebenan und begrüßte die Passagiere beim Einsteigen. Es war ein älterer Herr mit einem Circle Bart. Er trug eine Kapitänsmütze mit goldenem Seefahrer Wappen. Auf dem schwarzen Steg war eine Stickerei mit goldenen Zweigen. Die schwarze Kapitänsuniform besaß vorne acht goldene Knöpfe und an beiden Ärmeln vier goldene breite Balken.
„Willkommen an Board“, sagte der Kapitän zu Familie Costa.
Die Familie ging an Board und war überzeugt, dies würde die Fahrt ihres Lebens werden. Sie machten es sich in ihrer Kabine im tief gelegenen Deck gemütlich. Es war die dritte Klasse und die spartanische Ausstattung genügte den meisten Auswanderern. Ihr Gepäck stellten sie in ihre Kabine. Nachdem sie ihre Kabine eingerichtet hatten, begaben sich die Costas an Deck und schauten dem Dampfer beim Ablegen zu. Viele schaulustige Personen kamen zum Liegeplatz am Hafen und wollten dieses Ereignis nicht verpassen. Sie winkten den Passagieren auf dem Dampfer zu und diese winkten zurück und nahmen Abschied von ihrer geliebten Heimat. Die Männer hielten ihre Hüte in die Höhe und jubelten feierlich.
Der Kapitän stand im Brückennok als er den Befehl gab zum Ablegen:
„Schicken wir den Dampfer aufs Meer, Offizier. Bringen Sie die Kessel auf Hochtouren.“
„Jawohl, Sir.“
Der Dampfer ließ kurz sein Horn ertönen und die Maschinen brachten die zwei Schrauben im Heck in Bewegung. Aus den Schornsteinen entwichen dicke graue Dampfwolken. Zwei Schlepper zogen den Riesen von der Anlegestelle ins offene Meer. Dann konnte sich das Schiff alleine im Mittelmeer bewegen und nahm Kurs nach New York. Der Dampfer begann seine Jungfernfahrt am 6. November 1915 unter seinem Kapitän.
Auf der Fahrt waren alle Kabinen besetzt. Es gab mehr italienische Auswandern als Unterkünfte. Von den Passagieren waren aus allen Gesellschaftsschichten vertreten, vom kleinen Gauner bis ganz nach oben zu den Adligen und Millionären. Der Rumpf war voll beladen mit Waren für Nordamerika. Darunter befand sich Lebensmitteln, Stoffware, Gewürze und Weine.
Die Familie Costa war viel auf dem offenen Deck. Die Mutter saß auf ihrer Lieblingsbank und die Kinder standen vorne am Geländer. Die Mutter genoss die Weite des Meers und die frische Meeresbrise. Sie dachte ab und zu an ihre alte Heimat und an ihren verstorbenen Geliebten. Aber sie blickte mit positiven Gefühlen vorwärts und war gespannt, was sie in der Neuen Welt erwarten würde. Sie erhoffte sich ein besseres und sicheres Leben.
Die Mutter ruhte auf der Bank, bis sie erwachte. Ihr Blick schweifte umher und suchte nach ihren Kindern. Sie waren nicht mehr in der Nähe und sie geriet in Erregung. Sie sprang auf und rief nach ihren Kindern:
„Frank. Elena.“
Die Rufe blieben vergebens, ihre Kinder waren verschwunden. In diesem Moment lief der Erste Offizier übers Deck. Es war ein junger Mann und attraktiv. Er war ein großer Mann und in seiner Seemannsuniform sehr attraktiv. Darunter trug er ein weißes Hemd mit schwarzer Krawatte. Mit seinem kurzen Haarschnitt mit Mittelscheitel wirkte es klassisch - elegant. Sein Gesicht gebräunt, frisch rasiert und sehr gepflegt. Sein Blick musterte die unbekannte und auffallende Frau.
„Signora, kann ich Ihnen helfen?“, fragte er die verzweifelte Mutter.
„Hm, ja. Ich suche meine Kinder“, antworte sie und sah ihn überrascht an.
„Okay gut. Ich kann Ihnen helfen. Ich bin der Erste Offizier der Giuseppe Verdi. Wie ist Ihr Name, Signora?“
„Costa.“
„Also, Signora Costa, wie sehen Ihre Kinder aus?“
„Bub und Mädchen im Jugendalter.“
„Tja, von denen gibt es viele an Board.“
„Selbstverständlich.“
„Ich kann mir denken, wo sie sind.“
„Wo könnten sie sein?“
„Es gibt vorn auf dem Hauptdeck eine Vorführung. Ich würde dort nachschauen.“
„Gut. Ich schaue dort nach.“
„Keine Sorge, Sie werden Ihre Kinder wiederfinden. Vertrauen Sie mir. Sie können nicht von Bord sein. Möchten Sie am Abend mit uns in der ersten Klasse speisen?“
„Danke, dies ist ein großzügiges Angebot, aber ich halte nicht viel davon.“ Geschmeichelt schiebt sie sich eine Haarsträhne hinters Ohr.
„Hm, ich denke, wir würden uns freuen, wenn Sie mit Ihren Kindern uns Gesellschaft leisten.“
„Va bene, wir werden da sein. Ich denke, es ist jetzt besser, wenn ich gehe. Bis am Abend.“ Wie könnte sie so ein Angebot nur ausschlagen.
„Die Freude ist ganz auf meiner Seite“, sagte der Offizier und ging weiter seiner Arbeit nach.
Die Mutter lief zum Vordeck und suchte ihre Kinder. Sie waren unter den Zuschauern. Ihr fiel ein Stein vom Herzen, als sie ihre Kinder wiedersah und in die Arme nahm.
Am Abend putzte sich die Familie heraus und zogen ihre schönsten Kleider aus ihrer Garderobe an. Die Familie Costa ging der Einladung nach. Sie begaben sich in den ansehnlichen Speisesaal in der ersten Klasse. Die Anwesenden bemusterten die Gäste, es war allen Anwesenden mehr als augenscheinlich, dass sie eine Erweiterung in die erste Klasse erhielten. Es waren alles vornehme Leute im Saal, von Geschäftsleuten, bis berühmte Sportler und Millionären. Inmitten dieser Ansammlung war ein runder gedeckter Tisch. Es waren genau noch drei Plätze frei. Die anderen Sitze nahmen der Kapitän und seine Frau sowie des Ersten Offiziers ein. Der Ranghöchste stand auf und bat die Familie zu sich.
„Setzen Sie sich bitte an unsern Tisch“, sagte er und zeigte mit der Hand auf die freien Sitzplätze.
„Oh, vielen Dank. Wir schätzen es, heute Abend Ihre Gäste zu sein.“
„Darf ich vorstellen, dies ist die Familie Costa“, sagte der Erste Offizier zu seinem Käpten und seiner Frau. „Sie hatte Ihre Kinder auf dem Schiff verloren.“
„Freut mich, Sie und Ihre Kinder wohlbehalten an Bord zu haben“, sagte der Kapitän und nickte zustimmend mit dem Kopf.
„Haben Sie vielen Dank.“
„Woher kommen Sie?“, fragte der Kapitän.
„Wir sind Italiener, aus einem kleinen Dorf nahe von Palermo“, antwortete die Mutter und nahm ein Stück vom Brot in den Mund und zerkaute es.
„Wohin soll Ihre Reise hin?“, fragte die Frau des Kapitäns.
„Im Augenblick leben wir auf der Giuseppe Verdi. Wenn wir an Land sind, dann in Nordamerika. Wir wollen auswandern. Ich habe alles was ich benötige bei mir, meine Kinder.“
„Wie heißen Sie?“, fragte der erste Offizier mit einem freundlichen Lächeln.
„Der kleine Herr neben mir ist Frank und seine Schwester ist Elena. Meinen Mann verlor ich im Krieg. Es war sein letzter Wunsch, dass wir das Land verlassen.“
„Mein Beileid, ich hoffe, es geht Ihnen gut“, sagte der Erste Offizier. „Sie müssen nicht darüber sprechen, wechseln wir einfach das Thema. Manche Ereignisse sind tiefgründiger als der Ozean und sollten nicht zurück an die Oberfläche.“
Die Leute speisten noch bis spät abends.
„Oh, wie die Zeit vergeht. Ich denke, die Kinder müssen ins Bett. Frank und Elena, bitte geht zurück in die Unterkunft. Ich bin auch gleich dort.“
„Wollen wir noch einen kurzen Spaziergang auf dem offenen Deck machen?“, fragte der Erste Offizier die Mutter.
„Natürlich, ich brauche frische Luft. Ich denke, dies würde mir guttun“, antwortete die Mutter und verabschiedete sich vom Kapitän und seiner Frau.
„Gehen wir los!“, sagte der Erste Offizier.