Ein Winter voller Abenteuer - Anni Tag - E-Book

Ein Winter voller Abenteuer E-Book

Anni Tag

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Beschreibung

Dezember 1920: Die Geschwister Tobias, Johannes und Susi verbringen mit der Bernhardinerhündin Wulli und ihrer Freundin Sophie herrliche Weihnachtsferien bei ihren Großeltern auf dem Land. Doch der Winter hält auch einige Gefahren bereit. So ist das Eis auf dem Weiher trügerisch dünn, und dann geraten die Kinder auch noch mitten in einen Schneesturm. Außerdem treibt sich ein gefährlicher Fremder in der Gegend herum. Die Ferien werden somit wieder überaus abenteuerlich. "Ein Winter voller Abenteuer" ist die spannende Fortsetzung zu "Ein Sommer voller Abenteuer".

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Seitenzahl: 140

Veröffentlichungsjahr: 2021

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Anni Tag wurde 1991 in Wels geboren. Sie studierte Germanistik und Geschichte in Salzburg und ist seither als Schriftstellerin, Lektorin und Historikerin tätig.

Inhaltsverzeichnis

Ein glückliches Zuhause

Fröhliche Ankunft

Eine wilde Schneeballschlacht

Im Eiswasser

Rasch ins Warme

Frohe Weihnachten

Arme Susi

Wullis Fährte

Im Schneesturm

In höchster Gefahr

Drohendes Unheil

Glück im Unglück

Ein unverhofftes Abenteuer

Susis Plan

Zurück zum Geisterhaus

In Gefangenschaft

Ein dringender Auftrag

Eine mutige Tat

Ein unverhoffter Fang

Ein Winter voller Abenteuer

Ein glückliches Zuhause

Mhm, riecht das gut“, schwärmte Susi und sog genüsslich den herrlichen Duft nach frischgebackenen Keksen ein.

„Ja, Weihnachtskekse riechen immer wunderbar. Und sie erinnern einen daran, dass das Weihnachtsfest vor der Tür steht“, meinte Sophie und beobachtete, wie Elfriede, die Magd, das Blech mit den frischgebackenen Keksen auf den Tisch stellte.

Die Marillenmarmelade lugte an den Rändern der goldgebackenen Ausstechkekse hervor und ließ einem das Wasser im Mund zusammenlaufen.

Die Großmutter, die an der Anrichte stand und den Teig für eine weitere Fuhr Kekse knetete, lächelte. „Oh ja, das Keksebacken gehört immer zu den schönsten Bräuchen in der Adventzeit.“

„Und am Heiligen Abend dürfen wir die Kekse dann endlich essen“, freute sich Susi und leckte sich beim Anblick der Köstlichkeiten über die Lippen.

Susi war sechs Jahre alt und ein aufgewecktes, lebhaftes kleines Mädchen. Sie hatte hellblonde Locken, die sie stets mit großen Schleifen zu zwei Zöpfen gebunden trug, die bei jeder Kopfbewegung lustig auf und ab wippten. Mit ihren blonden Locken, ihren blaugrünen Augen und ihrer Stupsnase war Susi ein ausgesprochen hübsches Kind. Sie war eher klein und zart für ihr Alter und erinnerte an eine schöne, zerbrechliche Porzellanpuppe. Doch der Eindruck täuschte, denn Susi war ein sehr temperamentvolles Mädchen und wusste sich durchaus zu behaupten. Das musste sie auch, schließlich hatte sie zwei ältere Brüder und wollte nicht in deren Schatten stehen. Johannes und Tobias, Susis Brüder, waren bereits zehn und dreizehn Jahre alt und besuchten in der Stadt ein Internat. In den Ferien kamen sie jedoch immer nach Hause zu den Großeltern, wo sie gemeinsam mit ihrer Schwester lebten. Ihre Mutter war bereits bei Susis Geburt gestorben, und ihr Vater weilte fast das ganze Jahr über auf Geschäftsreise. Die Kinder bekamen ihn kaum je zu Gesicht, nicht einmal an Weihnachten kam er jedes Jahr nach Hause. Doch die drei Geschwister hatten bei ihren Großeltern ein glückliches, liebevolles Zuhause und genossen hier eine unbeschwerte Kindheit.

Die Großeltern besaßen einen kleinen Bauernhof mit Hühnern und mehreren Schafen. Die Schafe wurden jedes Jahr im Frühling geschoren, und die Großeltern verkauften das Vlies dann an die Besitzer einer Wollmühle im Dorf. Die Großmutter bewirtschaftete außerdem einen großen Gemüsegarten und verkaufte auf dem Markt Gemüse und Eier. Da die Großeltern all die Arbeit, die auf dem Hof und im Haus anfiel, nicht alleine erledigen konnten, lebten die Magd Elfriede und der Knecht Anton bei ihnen.

Elfriede war erst knapp zwanzig Jahre alt, spindeldürr und besaß langes, hellbraunes Haar, das sie meist zu einem dünnen Zopf geflochten trug. Sie arbeitete seit nunmehr fünf Jahren bei den Großeltern und war fleißig und freundlich. Sie schlief in einer kleinen Kammer neben der Küche und fuhr jeden Sonntag nach Hause zu ihrer Familie.

„Ja, an Weihnachten werden all die Kekse, die wir in mühevoller, stundenlanger Arbeit gebacken haben, im Nu verdrückt“, bemerkte Elfriede nun mit einem gespielten Seufzen und wischte sich die mehlbestaubten Hände an ihrer Schürze ab.

Die Großmutter lachte. Sie war eine herzensgute zierliche Frau Anfang fünfzig mit dunkelbraunem, zu einem Knoten aufgestecktem Haar, das von zahlreichen Silberfäden durchzogen wurde. Sie liebte ihre drei Enkelkinder aus ganzem Herzen und war ihnen Mutter und Großmutter zugleich.

„Ja, so ist das nun einmal, wenn man Kinder im Haus hat“, meinte sie nun mit einem Zwinkern. „Mehlspeisen werden rasch verdrückt, das Marmeladenglas ist im Nu leergeschleckt, und das Haus ist erfüllt von Toben und Lachen oder auch mal von Gezanke.“

„Aber du bist doch froh, dass wir hier bei euch leben, nicht wahr, Oma?“, vergewisserte sich Susi mit einem verschmitzten Grinsen und verbarg eilig ein Plätzchen, das sie in einem unbeobachteten Augenblick aus dem Backblech stibitzt hatte, in ihrer Schürzentasche. Das würde sie später heimlich mit Pauli teilen und genüsslich verspeisen. Pauli war ein dunkelbrauner, etwa zwanzig Zentimeter großer Stoffbär, der einen hellbraunen Schal umgebunden trug und Susis Liebling war. Ihre Großmutter hatte den Bären einst genäht und ihr zum dritten Geburtstag geschenkt, und seither waren Susi und Pauli unzertrennlich. Pauli durfte jede Nacht bei Susi im Bett schlafen, und auch tagsüber schleppte sie ihn fast überall mit sich herum. Wenn sie in der Küche beim Essen saß, nahm Pauli meist auf der Anrichte Platz und wartete dort geduldig, bis sie fertig war. Auch wenn Susi draußen im Garten oder im Wald spielte, war Pauli stets mit von der Partie. Entweder sie schleppte ihn mit sich herum, oder er bekam ein gemütliches Plätzchen in der Wiese oder im Schatten eines Baumes und durfte ihr von dort aus zusehen, wenn sie mit ihren Brüdern und dem Nachbarmädchen Sophie herumtobte.

„Natürlich bin ich froh, dass ihr hier bei uns lebt“, beteuerte die Großmutter und drückte Susi liebevoll an sich. „Was wäre mein Leben nur ohne euch?“,

Das kleine Mädchen lächelte glücklich. Wie gut hatten sie es doch, dass sie hier bei Oma und Opa leben durften!

„Ich kann es kaum erwarten, dass Tobias und Johannes endlich heimkommen“, sagte Sophie und warf einen ungeduldigen Blick auf die Küchenuhr, die gerade elf Uhr schlug. Die Jungen mussten bald hier sein.

Sophie war ein elfjähriges Mädchen mit langen braunen Haaren, die sie zu zwei Zöpfen geflochten trug, haselnussbraunen Augen, in denen meist der Schalk blitzte, und einer Stupsnase voller Sommersprossen. Sie wohnte mit ihrer Mutter auf einem Bauernhof ganz in der Nähe. Ihre Mutter arbeitete dort als Magd, und sie waren erst im vergangenen Sommer hierhergezogen. Sophie besuchte zusammen mit Susi die Volksschule im Dorf und war in ihrer Freizeit fast täglich bei Susi zu Besuch. Die beiden Mädchen waren trotz des Altersunterschieds enge Freundinnen und verstanden sich einfach prächtig. Auch mit Susis älteren Brüdern Tobias und Johannes kam Sophie wunderbar aus, und die vier Kinder verband eine enge Freundschaft. In den Sommerferien hatten die vier zusammen mehrere spannende Abenteuer erlebt. Dabei war auch Wulli, eine verspielte Bernhardinerhündin, die Susis Großeltern gehörte, stets mit von der Partie gewesen. Die Kinder liebten die Hündin sehr und spielten jeden Tag mit ihr. Auch Wulli folgte den Kindern stets auf Schritt und Tritt, und sie verstand jedes Wort, das man zu ihr sagte.

Nun lag die Hündin gemütlich auf einer Decke vor dem Kamin im Wohnzimmer und genoss die behagliche Wärme. Von Zeit zu Zeit hob sie den Kopf und schnupperte, denn der genüssliche Duft der Kekse drang aus der Küche zu ihr hinüber. Die Hündin wusste jedoch, dass sie nicht in die Küche kommen durfte, während dort gebacken wurde. Ursprünglich hatte sie gar nicht ins Haus gedurft und immer draußen in ihrer Hundehütte oder im Winter im Stall geschlafen. Doch seit Wulli die Kinder im vergangenen Sommer aus mehreren brenzligen Situationen gerettet und sogar einen Einbrecher überwältigt hatte, der nachts ins Haus der Großeltern eingedrungen war und die Wertsachen hatte stehlen wollen, hatte die Großmutter ihre Meinung geändert und Wulli durfte nun auch ins Haus. Nur in der Küche sah sie die Hündin immer noch nicht gerne. Sie wollte nicht, dass womöglich Hundehaare in der Suppe oder im Teig landeten. Wulli war jedoch schon überglücklich darüber, überhaupt ins Haus zu dürfen, und reckte sich zufrieden auf ihrem warmen Plätzchen vor dem Kamin.

„Ich freue mich auch schon, wenn Tobias und Johannes hier sind“, verkündete Susi und stach mit ihrer Ausstechform ein kleines Herz in den Teig. Verzückt betrachtete sie es und stach daneben ein weiteres Herz aus. Es machte wirklich viel Spaß, unterschiedliche Formen auszustechen. Sie hatten kleine und große Herzen, Sterne, Glocken und Tannenbäume. Und wenn die Kekse dann frisch aus dem Ofen kamen und mit Marmelade bestrichen wurden, dufteten und schmeckten sie einfach köstlich. Susi lief das Wasser im Mund zusammen, wenn sie daran dachte, dass sie am 24. Dezember zum Frühstück anstelle des üblichen Haferbreis Kekse essen würden. Bis übermorgen musste sie noch warten, dann war es endlich so weit!

„Ob wir in diesen Ferien wohl auch wieder ein Abenteuer erleben werden?“, überlegte Sophie, während sie eine Reihe Sterne in den Teig stach.

„Du liebe Güte, ich hoffe nicht! Eure Abenteuer vom letzten Sommer reichen mir vollkommen. Wenn ihr noch mehr Erlebnisse dieser Art habt, verliere ich vor Sorge noch all meine Haare!“, jammerte die Großmutter.

„Aber Oma, du hast doch noch all deine Haare!“, widersprach Susi grinsend.

Ihre Großmutter nickte. „Ja, zum Glück. Aber wenn ihr noch mehr Abenteuer erlebt, habe ich sicher bald kein einziges Haar mehr.“

„Na, wir werden vermutlich ohnehin keines mehr erleben“, erwiderte Sophie mit einer Spur Bedauern in der Stimme. „Die Weihnachtsferien dauern ja nur zwei Wochen, und es wird bestimmt eine ganz friedliche Zeit.“

„Ja, wir werden Weihnachten feiern, Kekse essen und Schneemänner bauen und viel Spaß haben. Aber ein Abenteuer werden wir wohl nicht erleben“, meinte auch Susi und stach erneut ein Herz in den Teig.

Fröhliche Ankunft

Oma, wir sind wieder da!“, rief Tobias und stürmte den Flur entlang in die Küche.

Er umarmte seine Großmutter überschwänglich, noch ehe er sich die Schiebermütze vom Kopf abgenommen hatte.

Die Großmutter lachte und drückte ihren Enkel an sich. „Ich freue mich, dass ihr hier seid, Tobias!“, sagte sie fröhlich und drückte ihm einen Kuss auf die Wange.

Tobias verzog das Gesicht. Er wollte nicht mehr geküsst werden, schließlich war er schon dreizehn und kein Kind mehr! Er löste sich aus der Umarmung seiner Großmutter und begrüßte die Mädchen und Elfriede. Unterdessen schloss die Großmutter Johannes in ihre Arme. Wie schön es doch war, dass die beiden Jungen wieder da waren!

Als Wulli Tobias‘ Stimme hörte, kam sie sogleich aus dem Wohnzimmer angelaufen und sprang im Flur freudig bellend und heftig mit dem Schwanz wedelnd um die Ankömmlinge herum.

„Ach, Wulli, wie schön, dich zu sehen!“, rief Tobias und streichelte der Hündin liebevoll über den Kopf.

„Wuff, wuff!“, bellte Wulli zufrieden und hechelte.

Alle standen dicht gedrängt im Flur, der von fröhlichem Lachen, Schwatzen und Bellen erfüllt war. Es war ein freudiges, überschwängliches Wiedersehen.

„Es duftet köstlich nach Keksen!“, stellte Johannes mit zufriedener Miene fest, als er alle umarmt hatte, und fuhr sich genüsslich mit der Zungenspitze über die Lippen.

„Oh ja, wir haben heute schon fleißig gebacken“, erklärte Susi stolz.

„Ja, und gestern und vorgestern auch“, fügte Sophie hinzu. „Im Keller stehen schon drei volle Keksdosen.“

„Mhm, lecker!“, rief Tobias und schleuderte seine Schiebermütze und seinen Schal achtlos auf den Garderobenschrank.

Tobias war ein ungestümer Junge mit kurzen schwarzen Haaren und braunen, schalkhaften Augen. Er war immerzu zu Späßen und Abenteuern aufgelegt und hasste nichts mehr als Langeweile und Stillsitzen. Er ging daher auch nicht gerne zur Schule und heckte oft während des Unterrichts Streiche aus, um die Lehrer oder auch manche seiner Mitschüler zu ärgern. Doch Tobias hatte trotzdem gute Noten, denn er war blitzgescheit. Nun aber freute er sich, dass die Weihnachtsferien da waren und er für zwei Wochen zuhause bei den Großeltern sein konnte. Was für eine herrliche Aussicht!

Johannes war sowohl in Bezug auf das Aussehen als auch auf den Charakter das völlige Gegenteil seines älteren Bruders. Er hatte hellblonde, lockige Haare und grünblaue Augen, genau wie seine Schwester Susi. Er war ein schüchterner Junge mit einem ruhigen, ausgeglichenen Wesen. Neben seinem temperamentvollen Bruder ging er oft ein wenig unter, doch das störte Johannes nicht. Er war keineswegs eifersüchtig auf seinen Bruder, der immerzu im Mittelpunkt stand, sondern bewunderte ihn vielmehr für seinen Mut und Einfallsreichtum. Manchmal versuchte er seinen älteren Bruder auch in seinem Übermut zu bremsen, was jedoch nur äußert selten von Erfolg gekrönt war. In den Ferien ließ er sich jedoch auch gerne von der Abenteuerlust seines Bruders anstecken, und die beiden Jungen hielten zueinander wie Pech und Schwefel. In den vergangenen Sommerferien hatten sich Tobias und Sophie, die nicht minder abenteuerlustig war, auf eine waghalsige Mutprobe eingelassen. Um Punkt Mitternacht hatten sie sich bei einem alten verlassenen Haus – dem Geisterhaus, wie es die Kinder nannten – verabredet. Dort war in jener Nacht jedoch auch ein flüchtiger Bankräuber aufgetaucht, und die Kinder waren in große Gefahr geraten. Als Tobias nicht mehr zurück nach Hause gekommen war, war Johannes in den frühen Morgenstunden aufgebrochen, um seinen Bruder zu suchen. Ganz alleine, nur in Begleitung von Wulli, war er zum Geisterhaus gegangen, ohne den Großeltern Bescheid zu geben, damit Tobias nicht für seinen nächtlichen Ausflug bestraft wurde. Johannes war dann in die Hände des Bankräubers geraten, und er, Tobias und Sophie hatten ein überaus spannendes und gefährliches Abenteuer erlebt, das ohne Wullis Hilfe wohl böse ausgegangen wäre. Im vergangenen Sommer hatten sich die vier Kinder zusammen mit Wulli außerdem auf Schatzsuche begeben und in einem alten Bergwerksstollen eine Schatulle mit gestohlenen Edelsteinen gefunden. Und gegen Ende der Ferien hatten sie zudem einen Einbrecher, der sich nachts ins Haus der Großeltern geschlichen hatte, überlistet. Ja, der vergangene Sommer war wahrhaftig aufregend gewesen. Tobias, Johannes, Susi und Sophie unterhielten sich gerne über ihre Abenteuer, und sie freuten sich, dass nun endlich wieder Ferien waren und sie einander zwei Wochen lang jeden Tag sehen konnten. Bestimmt würden sie eine wunderbare Zeit miteinander erleben.

Der Großvater, der Fiffi, das Pony, in den Stall gebracht hatte, war inzwischen ebenfalls eingetreten und stellte die Koffer der Jungen im Flur ab. Er war ein stets fröhlicher, gutgelaunter Mann Ende fünfzig, nicht besonders groß, aber immer noch äußerst drahtig für sein Alter. Er trug einen Schnauzbart, und unter seinem Hut lugte graues, welliges Haar hervor.

„Nun ist das Haus wieder voll“, meinte er grinsend und blickte von einem Enkelkind zum nächsten.

„Ja, jetzt sind wir alle endlich wieder beisammen“, verkündete Tobias fröhlich.

„Das ist schön. Aber jetzt tragt eure Koffer nach oben und zieht euch um, wascht euch die Hände und kämmt euch die Haare. Dann ist es Zeit zum Essen“, sagte die Großmutter.

„Ich habe schon einen Bärenhunger“, behauptete Tobias und griff rasch nach seinem Koffer.

„Oh ja, ich auch.“ Johannes griff ebenfalls nach seinem Koffer und folgte seinem Bruder nach oben.

Die beiden Brüder teilten sich mit Susi ein Zimmer. Es war ein hübscher, gemütlich eingerichteter Raum. Links neben der Tür stand das Stockbett, in dem die Jungen schliefen, dahinter befand sich ein Schrank, und in der Ecke gab es einen weiß getünchten Kamin. Auf der rechten Seite befand sich Susis Bett, und dahinter stand ein Waschtisch. Unter dem Fenster gegenüber der Tür gab es außerdem einen Tisch und drei Stühle. Die Wände waren mit einer hellen, freundlichen Tapete ausgekleidet, und die Möbel mit schönen Schnitzmustern verziert. Direkt vor dem Fenster des Kinderzimmers wuchs im Garten ein Kirschbaum mit breiten, ausladenden Ästen, die sich perfekt zum Klettern eigneten. Tobias und Johannes hatten viel Vergnügen daran, sich vom Fensterbrett aus auf einen Ast des Kirschbaums zu schwingen und dann in den Garten hinunterzuklettern. Das war sozusagen ihr Geheimgang ins Freie hinaus. Es war ein herrliches Gefühl und ein Heidenspaß, aus dem Fenster auf einen Baum und dann in den Garten hinabzuklettern. Susi wollte das zu gerne auch einmal tun, doch zu ihrem Leidwesen war sie noch zu klein für diese Kletterpartie. Ihre Arme und Beine waren noch zu kurz, um vom Fensterbrett aus den Ast zu erreichen, und Susi fand es unfair, dass sie wahrscheinlich noch zwei, drei Jahre warten musste, bis sie sich an diesem Vergnügen beteiligen konnte.

Tobias und Johannes stellten ihre Koffer ab und zogen sich um.

„Ich freue mich schon, wenn ich heute Nacht wieder in meinem Bett schlafen kann“, bemerkte Johannes und strich zufrieden mit der Hand über die rotweißkarierte Bettdecke. Er schlief im unteren Bett, Tobias im oberen.

Sein Bruder grinste. „Oh ja, zuhause schläft man immer am besten. Außerdem sind wir hier nur zu dritt im Zimmer und nicht zu zehnt wie im Internat.“

„Das stimmt. Im Schlafsaal in der Schule schnarcht immer irgendjemand.“

Die Jungen lachten und beeilten sich mit dem Umziehen, Waschen und Kämmen, denn beiden knurrte bereits der Magen, und sie freuten sich auf das Mittagessen. Als sie fertig waren, liefen sie eilig in die Küche hinunter, wo die Großmutter und Elfriede