Eine unfassbar sinnliche Scheinehe - Joanne Rock - E-Book

Eine unfassbar sinnliche Scheinehe E-Book

Joanne Rock

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Beschreibung

Hotelbesitzer Gabe McNeill überredet seine Mitarbeiterin und gute Freundin Brianne zu einer Zweckehe auf Zeit. Selbstverständlich nur, damit sein kleiner Sohn Anrecht auf sein Erbe hat - nicht weil es zwischen der schönen Brianne und ihm so verführerisch heiß knistert. Denn nach seiner letzten Beziehung hat er der Liebe für immer abgeschworen!

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IMPRESSUM

Eine unfassbar sinnliche Scheinehe erscheint in der HarperCollins Germany GmbH

Redaktion und Verlag: Postfach 301161, 20304 Hamburg Telefon: +49(0) 40/6 36 64 20-0 Fax: +49(0) 711/72 52-399 E-Mail: [email protected]
Geschäftsführung:Katja Berger, Jürgen WelteLeitung:Miran Bilic (v. i. S. d. P.)Produktion:Jennifer GalkaGrafik:Deborah Kuschel (Art Director), Birgit Tonn, Marina Grothues (Foto)

© 2018 by Joanne Rock Originaltitel: „For the Sake of His Heir“ erschienen bei: Harlequin Enterprises Ltd., Toronto Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

© Deutsche Erstausgabe in der Reihe BACCARA COLLECTIONBand 402 - 2019 by HarperCollins Germany GmbH, Hamburg Übersetzung: Brigitte Marliani-Hörnlein

Umschlagsmotive: Harlequin Books S.A.

Veröffentlicht im ePub Format in 06/2020 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.

E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck

ISBN 9783733717544

Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten. CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:BIANCA, JULIA, ROMANA, HISTORICAL, TIFFANY

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1. KAPITEL

Brianne Hansons Schwärmerei für ihren Boss hatte ein schnelles und brutales Ende gefunden, als er eine andere Frau zum Traualtar führte. Und sie hatte nicht im Traum daran gedacht, sie nach seiner extrem unglücklichen Scheidung wiederzubeleben. Sie wollte kein Lückenfüller sein.

Aber gelegentlich loderte der alte Funke zu einer hellen Flamme auf. Wie heute.

Sie hatte gerade eine Pause von ihrer Arbeit in den Gärten von Gabes Resort eingelegt, dem Birdsong Hotel auf Martinique. Als Landschaftsarchitektin hatte Brianne auf zahlreichen Anwesen gearbeitet, bevor Gabe ihr dann vor einem Jahr einen Fulltime-Job im Birdsong anbot. Sie liebte den Job, denn sie hatte dank Gabes beträchtlichen Budgets freie Hand bei der Gestaltung. Er arbeitete an dem Projekt sehr engagiert mit und teilte ihre grundlegende ästhetische Vision, deshalb kamen sie gut miteinander aus. Beruflich.

Heute jedoch war es anders. Sie hatte in seiner Werkstatt in einem umgebauten Schuppen vorbeigeschaut, um sich nach seinen Plänen für die Modernisierung des Eingangs zu einem der Bungalows zu erkundigen. Das Resort war ein Projekt, in das Gabe, ein talentierter Schreiner, seine ganze Liebe steckte. Seine Freizeit verbrachte er damit, Deckenpaneele anzufertigen und Schränke zu restaurieren.

Und verdammt, die alte Leidenschaft flammte wieder auf, als sie an der Tür zu seiner Werkstatt stand. Die Staubabsaugvorrichtung summte im Hintergrund und reinigte die Luft von den Partikeln, die die Tischkreissäge gerade noch aufgewirbelt hatte. Jetzt bearbeitete er das Stück Holz mit der Handhobelmaschine. Das Holzsegment – eine Leiste, die nach ihren Kenntnissen für einen Bogendurchgang in der Lobby bestimmt war – war mindestens einen Meter fünfzig lang.

Briannes Chef, über einen Meter achtzig groß, starrte konzentriert durch die Sicherheitsbrille auf das Mahagoniteil, wodurch sie die Gelegenheit bekam, sich an seinen Muckis zu erfreuen. Gabe war ein äußerst attraktiver Mann, mit genauso dunklen Haaren und wasserblauen Augen wie seine ebenso gut aussehenden älteren Brüder. Von Martinique bis nach New York und Silicon Valley hatten sie vielen Frauen den Kopf verdreht. Aber Gabe war einzigartig unter den Brüdern wegen seiner bodenständigen, unbekümmerten Art und seiner Liebe zum Handwerk.

Eine Meeresbrise wehte durch die offene Tür herein und wirbelte die nach Sägemehl duftende Luft auf. Gabes weißes T-Shirt klebte an seinem Rücken und betonte die Muskeln, die im Bereich der Schulterblätter verliefen. Seine Unterarme waren mit einer feinen Schicht Schweiß und Holzstaub bedeckt. Nein, das war nicht sexy, redete sie sich ein. Seine kräftigen Arme zeugten von der täglichen körperlichen Arbeit. Seine Jeans hingen wegen des Werkzeuggürtels tief auf seinen schmalen Hüften. Nein, nicht sexy!

Und plötzlich wurde ihr ganz heiß. So viel zum Thema Schwärmerei.

„Hi, Brianne.“ Er schickte ein freundliches Lächeln in ihre Richtung und legte den Hobel zur Seite. „Was kann ich für dich tun?“

Er schob die Sicherheitsbrille in sein dunkles Haar, und seine blauen Augen wurden sichtbar. Dann beugte er sich über die Tischkreissäge und schaltete sie aus. Als er näher kam, rief sie sich entschieden in Erinnerung, dass die Zeit der Schwärmerei vorbei war. Sie brauchte den Gehaltsscheck dringender denn je, jetzt, da das letzte Mitglied ihrer nicht funktionierenden Familie ihre Großmutter in Brooklyn alleingelassen hatte. Brianne verdankte ihrer Großmutter alles – ihre Arbeitsmoral, ihr Leben auf Martinique, ihren Verstand. Dank dieser Frau hatte sie die Chance auf ein besseres Leben bekommen, weit weg von den Dramen, die sich zu Hause abspielten. Mit zunehmendem Alter wurde Nana jedoch gebrechlicher, und Brianne hoffte, sie in die Karibik holen zu können, um hier für sie zu sorgen.

Außerdem, warum die Dinge komplizieren? Gabe McNeill war ihr engster Freund geworden.

„Hallo.“ Brianne rang sich ein Lächeln ab, um verräterische Spuren ihres Verlangens zu verbergen, und versuchte sich zu erinnern, warum sie eigentlich zur Werkstatt gekommen war. „Entschuldige die Störung. Ich dachte, du bist vielleicht so weit, eine Mittagspause einzulegen. Ich würde gern mit dir deine Pläne für Bungalow zwei besprechen.“

„Du meinst den Butterfly-Bungalow?“ Er zwinkerte ihr zu und stieß mit seiner Schulter leicht gegen ihre, als er an ihr vorbeiging.

Sie hatte sich dagegen gewehrt, die Namen zu benutzen, die Gabes neue Promotionagentur allen Suiten und Villen gegeben hatte, da sie dem Hotel die Anmutung eines touristischen Vergnügungsparks gaben.

„Richtig. Butterfly Boudoir. Was auch immer.“

„Lass uns kurz zum Haupthaus gehen.“ Sie musste sich beeilen, um mit ihm Schritt zu halten, als er sich auf den Weg machte. „Ich habe eine Zeichnung, die du mitnehmen kannst, damit du siehst, was ich mir für den Bungalow ausgedacht habe.“

Sie passierten zwei leerstehende Hütten, die modernisiert werden mussten. Zu dem gesamten Hotelkomplex gehörten neben dem Hauptgebäude zehn Einheiten mit Blick auf den Atlantik. Das dunkel gedeckte Mansardendach mit Gauben war ein Zugeständnis an die historische französische Architektur auf der Insel. Der Rest des Gebäudes war weiß mit schweren grauen Fensterläden und Dachüberstand über den Fenstern – die Fensterläden waren Dekoration, es sei denn, es kam ein Orkan auf, dann dienten sie der Sicherheit. Der Dachüberstand, ein weiteres historisches Merkmal vieler Häuser im Stadtkern von Fort-de-France, der Hauptstadt der Insel, diente der Schattenspendung.

„Ich will nichts vors Haus pflanzen, was dann bei der Modernisierung im Weg ist.“ Brianne wusste genau, dass eine Modernisierung für Gabe nicht nur neue Fenster oder eine bessere Tür bedeutete. Die Häuser wurden völlig neu gestaltet, und die durchdachten Details machte jedes Gebäude einzigartig. Zu etwas Besonderem.

Zusammen gaben sie ein großartiges Team ab. Ihre Gärten waren wie der dekorative Rahmen für seine Arbeit, sie zogen die Aufmerksamkeit auf die schönsten Merkmale.

„Dies Projekt wird etwas gestrafft.“ Er klopfte sich den Staub von seinem Shirt, dann öffnete er die Fliegengittertür des privaten Eingangs, der zu seinem Büro und den Suiten unten im Haus führte. „Ich hatte vor, heute mit dir über ein paar Änderungen in meinen Plänen zu sprechen. Ich möchte einige Modernisierungsmaßnahmen an einen Bauunternehmer abgeben.“

Er hielt ihr die Tür auf und wartete darauf, dass sie eintrat. Sie konnte seinen elf Monate alten Sohn Jason sehen. Er saß in seinem Hochstuhl. Ms. Camille, die Nanny des Jungen, wuselte in der kleinen Küche herum, die nur Gabe zur Verfügung stand. Gabe, der eine Villa an der entlegensten Ecke des Resorts bewohnte, nutzte das große Apartment nur als zentral gelegenes Büro und für die Tagesbetreuung seines Kindes.

„Ein Bauunternehmer?“ Sie musste ihn falsch verstanden haben. „Du hast dich zwei Jahre lang mit jedem Detail der Modernisierung beschäftigt, weil es dein Hotel ist und du der Beste auf der Insel bist. Ich verstehe es nicht.“

„Komm rein.“ Er schob sie sanft vorwärts, während er der Nanny zuwinkte. „Ms. Camille, ich nehme Jason, wenn Sie Mittag machen möchten.“

Ms. Camille nickte. „Ich warne Sie, Monsieur Gabriel“, sagte sie mit starkem französischem Akzent, als sie Gabe die Post reichte. „Unser süßer Jason hat es heute faustdick hinter den Ohren.“

Briannes Blick wanderte zu dem dunkelhaarigen Jungen in gestreiften blauen Shorts und blauem T-Shirt. Beim Anblick seines Vaters wackelte er auf seinem Hochstuhl aufgeregt hin und her und lachte. Zwei weiße Zähnchen blitzten.

„Ich werde schon mit ihm fertig.“ Gabe küsste den kleinen Jungen auf die Stirn, eine Geste, die Briannes Herz höherschlagen ließ. Sie wunderte sich, wie Jasons Mutter ihn nur hatte verlassen können – das Kind und auch den Vater.

Theresa Bauder hatte sechs Monate hier gelebt. Sie war eine wunderschöne, talentierte Sängerin, die Gabe kennengelernt hatte, als sie ihren Traum vom Singen gegen ein Leben auf Martinique eingetauscht hatte, nachdem sie den Durchbruch nach drei frustrierenden Jahren in der Musikbranche nicht geschafft hatte.

Brianne hatte sie um alles beneidet. Angefangen bei ihrer auffallenden Schönheit und natürlichen Eleganz bis hin zu ihrer klaren, wohlklingenden Stimme. Und nicht zuletzt weil sie sich – in Briannes Augen – den begehrtesten der McNeill-Männer geangelt hatte.

Doch dann, sie war gerade mit Jason schwanger, bekam Theresa einen Anruf von ihrem früheren Agenten in Nashville. Eine Top-Countrymusikerin wollte eins von Theresas Liedern performen. Noch aufregender war, dass die Künstlerin gerade Verhandlungen führte, ihr Leben zu verfilmen. Sie wollte, dass Theresa nach Los Angeles kam, um ihre jüngere Version in dem Film zu spielen. Theresa verließ ihr Zuhause, ihren Mann, die Ehe. Wenn man dem Klatsch Glauben schenken durfte, dann war Gabe nur mit ihr nach Los Angeles gegangen, um die Geburt seines Sohnes abzuwarten, da Theresa entschieden hatte, auch keine Mutter sein zu wollen, jetzt, da es mit ihrer Karriere bergauf ging. Gabe hatte wenig dazu gesagt. Er war mit seinem Sohn nach Martinique zurückgekehrt, als Jason gerade vier Wochen alt war.

„Da ist ein Brief für dich, Brianne.“ Gabe zog einen schmalen Umschlag aus dem Stapel, den Camille ihm gereicht hatte, bevor er den Rest auf ein Holztablett neben der Tür legte. „Sieht aus, als käme er von zu Hause.“

„Danke.“ Sie erkannte die Handschrift ihrer Großmutter und hoffte, dass mit Nana alles in Ordnung war.

„Tut mir leid, dass ich dir so zwischen Tür und Angel sage, dass ich verreisen werde.“ Gabe holte zwei Flaschen Wasser aus dem Kühlschrank. Eine gab er ihr. „Das ist auch der Grund, weshalb ich einige Projekte an einen hiesigen Bauunternehmer übergebe. Wir brauchen die Bungalows unbedingt wegen der steigenden Gästezahl, doch ich muss mit Jason nach New York, und ich weiß nicht, wann wir zurückkehren.“

„Du verlässt Martinique?“ Sie umklammerte die Wasserflasche, ohne sie zu öffnen. Eine Welle der Enttäuschung schwappte über sie hinweg.

Mal ganz abgesehen von ihrer früheren Schwärmerei für ihn, sie mochte Gabe. Betrachtete ihn als ihren besten Freund. Er hatte ihr eine unglaubliche Möglichkeit eröffnet, als er ihr die Gartengestaltung seiner Hotelanlage anbot – ein langfristiges Projekt, das ihr Sicherheit gab und Kreativität zuließ. Sie hatte ihn kennengelernt, als sie einem anderen Gartenbauarchitekten geholfen hatte, die historischen Gärten auf der McNeill-Meadows-Plantage umzugestalten. Gabe hatte einen Pavillon für das weitläufige Gelände seiner Familie in Le François gebaut. Er war gerade mitten in den Hochzeitsvorbereitungen gewesen, deshalb hatte sie ignoriert, dass sie sich zu ihm hingezogen fühlte, und sich darauf konzentriert, ihn beruflich zu beeindrucken.

„Ja. Ich gehe nach New York, um etwas Zeit mit meinem Großvater zu verbringen.“ Gabe durchwühlte eine Küchenschublade und zog ein kleines Stück Papier hervor. Dann ging er an den runden Esstisch mit Blick auf den Ozean. „Setz dich, Brianne.“

Er zog einen Stuhl für sie zu der offenen Terrassentür. Die Temperaturen auf Martinique waren ziemlich konstant, aber an einem Februartag wie diesem war es weniger schwül, und vom Meer her wehte eine frische Brise. Brianne liebte das wunderbare Wetter nach den kalten Wintern in ihrer Kindheit in Brooklyn.

„Dein Großvater. Du meinst Malcolm McNeill?“ Sie hatte die Nachrichten über seine wohlhabende Familie im Internet verfolgt, von dem Verschwinden seiner Schwägerin, der Erbin Caroline Degraff, bis zu der Erkenntnis, dass er mit dem reichen Eigentümer von McNeill Resorts, Malcolm McNeill, verwandt war. Gabes Mutter war Liam McNeills Geliebte gewesen. Liam hatte drei Kinder mit ihr, sie aber verlassen, als Gabe gerade elf Jahre alt gewesen war. Damals war Liam mit einer anderen Frau verheiratet gewesen, mit der er drei eheliche Söhne in Manhattan hatte.

„Stimmt.“ Gabe zog Jasons Hochstuhl näher an den Tisch. „Ich habe hier ein gutes Leben, und meine Arbeit am Birdsong macht mich glücklich, doch ich denke immer wieder, dass es nicht fair ist, Jasons Zukunft auf diesen Ort zu beschränken, wenn er einen Anspruch auf das McNeill-Erbe hat.“

Der Gedanke an eine Welt ohne Gabe beunruhigte sie. Sie arbeitete gern mit ihm. Für ihn. Sie wollte gar nicht darüber nachdenken, wie leer das Birdsong Hotel ohne ihn sein würde. Und ohne Jason.

„Willst du dauerhaft dorthin ziehen?“ Sie versuchte, sich nicht anmerken zu lassen, welche Emotionen sie gerade überfluteten.

Gabe stellte seinem Sohn einen Teller mit klein geschnittenem Brot und Karottenstückchen hin. „Nein. Nur, bis ich mehr über die McNeill Holdings erfahren und meinen Großvater überzeugt habe, dass die Klausel in seinem Testament vorsintflutlich ist.“

„Was meinst du?“

„Er hat verfügt, dass all seine Erben mindestens ein Jahr verheiratet sein müssen, um ihren Anteil an dem Vermögen zu erben.“ Er legte das Stück Papier, das er aus der Küchenschublade geholt hatte, auf den Tisch. Sie sah, dass es die Skizze des Bungalows war, von dem sie vorhin gesprochen hatte – ein Projekt, das ihr im Moment absolut gleichgültig war. „Ich weiß nicht, ob der Mann senil oder sonst was ist, aber wegen meiner persönlichen Erfahrung bin ich das Paradebeispiel dafür, warum eine Ehe eine schlechte Idee ist.“

Sein Gesichtsausdruck verdunkelte sich, so wie immer, wenn er von seiner Ex-Frau sprach. Es ärgerte Brianne, dass Theresa Gabes Einstellung zur Liebe für immer zerstört haben könnte.

„Du hättest keinen Anspruch auf das Erbe, weil du nicht lange genug verheiratet warst?“ Sie konnte sich nicht vorstellen, dass Gabe in Manhattan lebte oder in die Hochleistungsgeschäftswelt einstieg, aber das war vermutlich naiv von ihr. Er war einer der größeren Miteigentümer von Transparent, dem neuen Social-Media-Software-Integrationsunternehmen seines Bruders Damon, das täglich in den Nachrichten erwähnt wurde.

„Richtig.“ Gabe trank einen Schluck Wasser. „Ich werde nie wieder heiraten, aber soll Jason deshalb keinen Anspruch auf das Erbe haben? Das ist unfair einem unschuldigen Kind gegenüber. Deshalb werde ich die Familie in New York besuchen und Gramps überreden, das Testament zu ändern, damit sein Urenkel seinen Anteil erbt.“ Er strich seinem Sohn über den Kopf. „Wer könnte diesem kleinen Kerl schon widerstehen?“

„Damit hast du recht.“ Lächelnd drückte Brianne das Füßchen des Babys. Ihr wurde warm ums Herz beim Anblick der beiden McNeills, der eine so bezaubernd, der andere so … tabu.

Verdammt.

Egal wie anziehend Gabe war, er war nicht in der Lage, nach seiner unglücklichen Ehe eine neue Beziehung einzugehen. Brianne wusste, dass es zu früh war, sich mit einem Mann einzulassen, der noch an gebrochenem Herzen litt. Sie würde vielleicht nie die Chance bekommen, mehr als eine Freundin zu sein.

„Jason und ich werden also eine gewisse Zeit in Manhattan verbringen. Auf jeden Fall ein paar Monate.“ Sein Blick fiel auf den Brief von Nana. „Willst du ihn nicht lesen?“, fragte er. „Deine Großmutter schreibt dir nicht sehr oft.“

„Du hast recht.“ Brianne riss den Umschlag auf. „Wegen ihrer Arthritis fällt ihr das Schreiben schwer.“

„Ein Grund mehr, den Brief bald zu lesen. Es könnte wichtig sein.“

Gabe stand auf, um ein feuchtes Tuch zu holen, während Brianne den Brief las. Die Schrift war zittrig. Nana schrieb ausführlich von dem gescheiterten Versuch, einen Dachgarten auf das Gebäude zu bekommen, in dem sie wohnte – etwas, worauf sie sich gefreut hatte. Brianne überflog den Rest und nahm sich vor, den Brief später noch einmal genauer zu lesen. Plötzlich fiel ihr der letzte Absatz ins Auge.

Ich hatte gestern einen kleinen Zusammenstoß mit einem Straßenräuber – einem der üblichen Junkies hier. Es geht mir gut, ich habe nur ein paar Schrammen. Eigentlich kein Problem, aber wegen der Schmerzen komme ich schlechter zum Markt. Wenn das Angebot noch gilt, Lebensmittel liefern zu lassen, dann würde deine Nana das gern annehmen. Für diese Woche habe ich allerdings noch genug, mach dir also keine Sorgen.

Ich liebe dich, mein Kind.

„Oh, mein Gott.“ Ihre Großmutter, der wichtigste Mensch auf der ganzen Welt, war verletzt und allein, während Brianne wunderschöne Blumen gepflanzt hatte, im karibischen Paradies lebte und sich nach einem Mann sehnte, der tabu war.

„Was ist los?“ Gabe war sofort bei ihr.

„Ich muss nach Hause.“ Sie stand auf, hatte weiche Knie. „Sofort.“

„Halt. Nicht so schnell.“ Gabe fing Brianne in seinen Armen auf, etwas, was zu jeder anderen Zeit ein verbotenes Vergnügen mit sich gebracht hätte, das er genießen würde, auch wenn er es nicht verdient hatte.

Heute jedoch war sie sichtlich verzweifelt, war blass und zitterte. Was zum Teufel stand in dem Brief?

„Ich muss nach Hause, Gabe. Sie ist verletzt.“ Ihre brüchige Stimme erschütterte ihn.

„Wer ist verletzt? Deine Großmutter?“ Widerstrebend nahm er die Hand von ihrem Rücken.

Eine Träne rollte über ihre Wange, und ihr normalerweise olivfarbener Teint war jetzt so weiß wie der Umschlag, den sie noch umklammerte.

„Lies selbst.“ Sie reichte Gabe das Blatt, und er las den kurzen Brief von Rose Hanson, während Brianne ihr Handy aus der Tasche ihrer Cargohose zog. „Ich habe Geld gespart, damit ich sie zu mir holen kann. Ich wollte dieses Wochenende mit ihr darüber sprechen. Ich hätte sie jeden Tag anrufen sollen, aber jetzt tue ich es.“

Brianne hielt das Handy ans Ohr. Gabe konnte hören, dass am anderen Ende der Leitung jemand sprach, doch der Anruf musste direkt auf die Mailbox umgeleitet worden sein, denn Brianne drückte eine Taste und versuchte es noch einmal.

„Es ist okay.“ Er trat näher zu ihr, und ja, er legte wieder den Arm um sie. Er drückte sie sanft und hoffte, sie irgendwie zu trösten, während er sich für das angenehme Gefühl wappnete, das die Berührung in ihm auslöste. „Wir schicken jemanden, der nach ihr sehen soll.“

Brianne hinterließ eine Nachricht für ihre Großmutter mit der Bitte, sich zu melden. Dann steckte sie ihr Handy wieder in die Hosentasche.

Er bedauerte, Briannes familiären Background kaum zu kennen. Er wusste lediglich, dass ihre Kindheit so schwer gewesen war, dass ihre Großmutter all ihre Ersparnisse dafür verwendete, Brianne nach Martinique zu schicken. Zusammen mit einer Freundin, die ihren Ruhestand auf der Insel verbringen wollte. Brianne war damals gerade zwölf Jahre alt gewesen. Ihre Betreuerin war praktisch eine Fremde gewesen, doch sie hatte dafür gesorgt, dass Brianne die Schule beendete, und ihr geholfen, eine Lehrstelle bei einem örtlichen Botaniker zu finden.

Gabe war damals so mit seinem eigenen Drama beschäftigt gewesen, dass er Brianne nicht so gut kennengelernt hatte, wie er gern gewollt hätte. Sicher, es hatte immer leicht – ganz leicht – zwischen ihnen geknistert. Während er mit Theresa zusammen gewesen war, konnte er dieses Knistern ignorieren. Er hatte sich eingeredet, dass seine Gefühle für Brianne rein beruflicher Natur waren, dass er ihre kreativen Fähigkeiten und ihren Einsatz für ihre Projekte bewunderte.

Doch es war mehr, und es erwachte zum Leben, als er ihren Kopf umfasste und zu sich zog. Ihr Haar duftete so blumig wie die Gärten, die sie jeden Tag pflegte. Er konnte nicht ignorieren, wie es sich anfühlte, sie in den Armen zu halten, ihre weichen Kurven unter der zweckmäßigen Arbeitskleidung an seinem Körper zu spüren.

„Es gibt niemanden.“ Sie schüttelte den Kopf, ihr weiches, dunkles Haar streifte sein Kinn. „Meine Stiefmutter hat bei Nana Rose gelebt, doch Wendy hat einen neuen Freund und ist letzten Monat ausgezogen. Ich habe mir schon Sorgen gemacht …“

„Ich suche einen häuslichen Pflegedienst heraus und rufe sofort dort an.“ Er zog sein Handy aus der Gesäßtasche seiner Jeans. Hoffentlich kehrte Jasons Nanny bald vom Lunch zurück, sodass Gabe Brianne seine ungeteilte Aufmerksamkeit widmen konnte.

Der Beschützerinstinkt war zu stark, um ihn zu ignorieren. Brianne war während seiner schlimmsten Tage eine positive Kraft in seinem Leben gewesen. Und ihre tägliche fröhliche Anwesenheit im Leben seines Sohnes tröstete Gabe ein wenig über sein schlechtes Gewissen hinweg, dass er seinem Kind keine Mutter geben konnte.

„Nein.“ Brianne richtete sich auf und entzog sich seiner Berührung. „Das ist meine Aufgabe, nicht deine, Gabe. Trotzdem danke.“ Sie nahm wieder ihr Telefon und gab mit zittrigen Fingern eine Nummer ein. „Es ist eine gute Idee, jemanden nach ihr sehen zu lassen, bis ich dort sein kann.“

„Da!“, machte Jason in diesem Augenblick auf sich aufmerksam.

Auch wenn Brianne durcheinander und mit den Gedanken ganz woanders war, gelang ihr ein Lächeln für Jason. Sie unterschied sich so sehr von der Mutter des Babys, die das Kind kalt lächelnd Gabe überlassen hatte. Wie oft hatte er angeboten, in die Staaten zu fliegen, damit sie ihren Sohn sehen konnte. Doch sie zeigte lediglich Interesse daran, ihr Baby am Valentinstag zu sehen, nicht vorher. Für diesen Tag hatte sie ein Fotoshooting mit einem Countrymusicmagazin arrangiert. Als wäre ein Kind ein Requisit, das man präsentierte, wenn es von Nutzen war.

Trotzdem würde Gabe dort sein, damit sein Sohn seine Mutter wenigstens kurz sah.

„Vielleicht musst du gar nicht nach New York reisen, wenn du von einem Pflegedienst erfährst, wie es ihr geht.“ Gabe wollte nicht, dass Brianne in ein Leben zurückkehrte, das sie unglücklich machte. Egal, wie sehr Brianne ihre Großmutter liebte, er wusste, dass sie schlechte Erinnerungen an ihr Zuhause hatte. „Der Pflegedienst kann sich solange um sie kümmern, bis du sie hierher holen kannst.“

Er wollte dies für sie erledigen. Sie sollte weiter glücklich sein in einem Leben, in dem sie aufzugehen schien. In seinem Kopf gehörten Brianne und die Gärten zusammen. Das Hotel wäre nicht mehr dasselbe – nichts wäre mehr dasselbe –, wenn sie ging.

„Ich nehme den nächsten verfügbaren Flug.“ Sie begegnete seinem Blick. „Das heißt, ich hoffe, du verstehst, dass dies ein Notfall ist und ich wegmuss.“

„Natürlich.“ Er wollte nicht, dass sie sich wegen ihres Jobs Sorgen machte. Auch wenn er aus ganz egoistischen Gründen hoffte, dass ihre Familie sie nicht irgendwie davon überzeugte, wieder nach New York zu ziehen. Er wollte, dass sie nach Martinique zurückkehrte, denn dies war auch sein Zuhause. Ihm wurde das erst jetzt bewusst, da er fürchten musste, dass sie nicht mehr jeden Morgen frische Blumen für die Lobby schneiden würde, und wie sehr er sich darauf freute, jeden Tag mit ihr zu arbeiten. „Deine Stelle hier ist sicher.“

„Danke. Ich muss jetzt packen, für den Fall, dass ich heute Abend noch einen Stand-by-Flug bekomme.“ Auf dem Weg zur Tür steckte sie den Brief in ihre Hosentasche. Die Cargohose spannte dabei für einen Moment über ihren Hüften.

Was war nur los mit ihm, dass er all diese Dinge an einem Tag bemerkte, an dem sie seine Freundschaft brauchte. Sie war in seiner Welt so etwas wie ein Fels in der Brandung gewesen. Er würde sie in dieser Notsituation nicht alleinlassen.

„Flieg nicht Stand-by.“ Er wollte ihr helfen. Sie bat nie um irgendetwas und arbeitete jeden Tag hart daran, das Hotel in einen wunderschönen Ort zu verwandeln. Sie war eine Quelle der Fröhlichkeit in den schrecklichen Wochen nach der Trennung von Theresa gewesen.