Einer von uns - Chinua Achebe - E-Book

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Chinua Achebe

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Beschreibung

Chinua Achebes prophetischer Afrika-Roman Mit ›Einer von uns‹ nimmt Chinua Achebe den Militärputsch vorweg, der Nigeria 1966, nur Tage nach der Veröffentlichung des Romans, in einen blutigen Bürgerkrieg stürzte. Der junge, idealistische Odili besucht seinen ehemaligen Lehrer Chief Naga, der nun Kulturminister ist und sich - vordergründig ein Mann des Volkes - listig an seinem Land bereichert. Die moralische Kluft zwischen den beiden Männern erscheint zunächst riesig. Doch in der »Fressen-und-gefressen-werden«-Atmosphäre kollidiert Odilis Idealismus bald mit seinen persönlichen Begierden – und die private und politische Rivalität des Jungen und des Alten droht das ganze Land in Chaos zu stürzen. ›Einer von uns‹ ist Chinua Achebes vierter Roman und zählt zu den wichtigsten seines Werkes. Nun liegt er endlich in deutscher Übersetzung vor. »Chinua Achebe ist ein magischer Schriftsteller – einer der besten des zwanzigsten Jahrhunderts« Margaret Atwood

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Seitenzahl: 245

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Chinua Achebe

Einer von uns

Roman

Aus dem Englischen neu übersetzt von Uda Strätling

FISCHER E-Books

Inhalt

WidmungErstes KapitelZweites KapitelDrittes KapitelViertes KapitelFünftes KapitelSechstes KapitelSiebtes KapitelAchtes KapitelNeuntes KapitelZehntes KapitelElftes KapitelZwölftes KapitelDreizehntes Kapitel

Für Chris

Erstes Kapitel

Niemand bestreitet, dass der Abgeordnete Chief the Honourable M.A. Nanga einer der umgänglichsten Politiker des Landes war. Egal, wen man fragte, ob in der Hauptstadt oder in seinem Heimatdorf Anata, überall hieß es: Er ist einer von uns. Das sollte ich lieber gleich zu Beginn klarstellen, sonst ergibt die Geschichte, die ich erzählen will, keinen Sinn.

An dem Nachmittag sollte er vor den Lehrern und Schülern der Höheren Schule Anata sprechen, an der ich damals noch unterrichtete. Aber wie meist in diesen so bewegten Zeiten rückten die Dorfbewohner an und rissen alles an sich. In der Aula drängten sich bestimmt dreimal so viele Menschen wie vorgesehen. Noch auf dem Fußboden umlagerten sie das Podium. Umso besser, dass wir draußen bleiben mussten, sagte ich mir bei dem Anblick, zumindest vorerst.

 

Auf dem Schulgelände führten fünf oder sechs Gruppen an verschiedenen Stellen ihre Tänze vor. Die beliebte ›Ego Women’s Party‹ trat in neuen Gewändern aus kostbarem Accra-Gewebe auf. Trotz des Getöses hörte man klar wie einen Vogel die tragende Stimme der Vorsängerin mit dem anerkennenden Spitznamen ›Grammar-Phone‹. Ich persönlich bin kein großer Freund der Tänze unserer Frauen, aber an dem Gesang von Grammar-Phone war kein Vorbeikommen. Jetzt gerade pries sie Micahs Statur, verglich sie mit der edlen Gestalt eines geschnitzten Adlers und pries auch seine Popularität, die der Neid der Weitreisenden des Sprichworts sei, die sich ja keine Feinde machen dürften. Micah, das war natürlich der Abgeordnete Chief the Honourable M.A. Nanga.

Das Eintreffen der Jäger aller Alterskohorten in ihrer ganzen zeremoniellen Pracht erregte großes Aufsehen. Selbst Grammar-Phone verstummte – kurzzeitig. Denn diese Männer zeigten sich sonst nie, nur zur Bestattung eines der Ihren oder eben bei sehr besonderen und außergewöhnlichen Anlässen. Ich hätte wirklich nicht sagen können, wann ich sie zuletzt gesehen hatte. Sie hantierten mit ihren geladenen Gewehren, als wären es Spielzeugwaffen. Immer wieder sprangen je zwei von ihnen zum Kriegersalut zusammen und schlugen, erst von links nach rechts, dann von rechts nach links, krachend ihre Gewehrkolben aneinander. Mütter schnappten sich ihre Kinder und zerrten sie eiligst weg. Gelegentlich zielte ein Jäger auf einen fernen Palmzweig und schoss die Mittelrippe entzwei. Dann klatschte die Menge. Aber es fielen nur wenige solche Schüsse. Die meisten Jäger sparten ihr Pulver für die Ehrensalve zur Ankunft des Ministers auf – schließlich hatte sich der Preis für Schießpulver wie alles andere in den vier Amtsjahren der gegenwärtigen Regierung wieder und wieder verdoppelt.

Ich wartete am Rande des ganzen Getümmels auf sein Eintreffen, und mir kam die Galle hoch. Da tanzten sich diese albernen, unwissenden Dorfmenschen lahm und brannten darauf, ihr Pulver zu Ehren von einem der Mistkerle verschießen zu dürfen, die das Land auf die Talfahrt der Inflation schickten. Ich hoffte auf ein Wunder, auf eine Donnerstimme, die das Ende der lachhaften Festivitäten herbeiführen würde und diese armen, erbärmlichen Menschen zu der einen oder anderen bitteren Wahrheit. Aber das würde natürlich nichts bringen. Sie waren nicht bloß dumm, sondern zynisch. Wollte man ihnen sagen, dass dieser Mann sein Amt missbrauchte, um sich zu bereichern, würden sie einen bloß – wie zum Beispiel mein Vater – fragen, ob etwa ein kluger Mann den saftigen Bissen ausspucken sollte, den das Glück ihm in den Rachen warf.

Ich hatte nicht immer etwas gegen Mr Nanga gehabt. Rund sechzehn Jahre zuvor war er in der fünften Klasse unser Lehrer gewesen und ich so etwas wie sein Lieblingsschüler. Ich habe ihn als allseits beliebten, ansehnlichen jungen Lehrer in Erinnerung, der vor allem in der Uniform des Pfadfinderleiters eine gute Figur machte. In der Schule hing das Porträt eines solch tadellos schmucken Pfadfinderleiters in seiner makellosen Uniform an der Wand. Ich bezweifle eher, dass der Zeichenlehrer und Urheber des Ölbilds dabei an Mr Nanga dachte. Es hatte mit ihm wenig Ähnlichkeit, aber wir nannten es trotzdem das Nanga-Porträt. Immerhin waren beide stattliche Männer und vorbildliche Anführer. Das Mannsbild stand mit vor der Brust verschränkten Armen da, den rechten Fuß lässig und akkurat auf einen perfekt gekappten Baumstumpf gesetzt. Leuchtend rote Hibiskusblüten zierten die vier Ecken des Bilds, den unteren Rand das unvergessliche Carlyle-Wort: Nicht, was ich habe, sondern was ich schaffe, ist mein Reich. Das war 1948.

Nanga muss wenig später in die Politik gegangen sein und zog bald darauf ins Parlament ein. (Das war damals einfach – als wir nicht wussten, was uns das unter dem Strich kosten würde.) In den folgenden Jahren las ich gelegentlich von ihm in der Zeitung und war sogar ein bisschen stolz. Ich hatte gerade mein Studium aufgenommen und engagierte mich sehr in der Hochschulgruppe der POP, der People’s Organization Party. Dann kam es 1960 in der Partei zu schändlichen Vorfällen, und ich verlor alle Illusionen.

Da war Mr Nanga in der regierenden POP noch Hinterbänkler. Es standen Allgemeine Wahlen an. Die POP war haushoher Favorit, und es stand nicht zu befürchten, dass sie nicht wiedergewählt würde. Die rivalisierende PAP, die Progressive Alliance Party, war schwach und desorganisiert.

Dann brach der internationale Kaffeemarkt ein. Über Nacht (so schien es) hatte die Regierung eine gefährliche Finanzkrise am Hals. Kaffee war der Grundpfeiler unserer Wirtschaft und die Kaffeepflanzer entsprechend das Bollwerk der POP.

Der damalige Finanzminister war ein erstklassiger Ökonom und promovierter Volkswirtschaftler. Er legte dem Kabinett einen umfassenden Krisenplan vor.

Der Premierminister sagte nein. Er wollte seinen Wahlsieg nicht gefährden, indem er den Kaffeepflanzern ausgerechnet jetzt die Profite verdarb; vielmehr sollte die Nationalbank angewiesen werden, fünfzehn Millionen Pfund zu drucken. Zwei Drittel des Kabinetts stellte sich hinter den Finanzminister. Am nächsten Morgen wurden sie alle vom Premier geschasst, der am Abend eine Rede an die Nation richtete. Er sagte, die entlassenen Minister seien Verschwörer und Verräter, die mit ausländischen Saboteuren gemeinsame Sache machten, um die junge Nation zu zerstören.

Ich erinnere mich sehr genau an diese Rundfunkansprache. Natürlich kannte damals niemand die Wahrheit. Die Zeitungen und Rundfunksender verbreiteten ja alle die Version des Premiers. Wir waren empört. Unsere Studierendenvertretung berief eine Sondersitzung ein, sprach unserem Regierungschef das Vertrauen aus und verlangte ein Ausnahmegesetz zur Verfolgung der Halunken. Die ganze Nation stand hinter ihrem Führer. Landauf, landab gab es Protestmärsche und Demonstrationen.

Doch um dieselbe Zeit bemerkte ich erstmals einen neuen bedenklichen und bedrohlichen Unterton im allgemeinen Geschrei.

Der Daily Chronicle, das Sprachrohr der POP, wies in einem Leitartikel darauf hin, dass zur Halunkenbande, wie die entlassenen Minister nun genannt wurden, lauter studierte und hochgebildete Kopfarbeiter zählten. (Ich habe den Zeitungsausschnitt aufbewahrt.)

So wie der Zahnarzt einen faulen Zahn zieht, müssen wir den Staatskörper ein für alle Male befreien von diesen hohlen Attrappen mit ihrer grauen ökonomischen Theorie, ihrem Nachgeplapper weißer Redensarten und Gewohnheiten. Wir sind stolz darauf, Afrikaner zu sein. Unsere wahren Führer sind nicht die, die sich so viel auf ihre Abschlüsse aus Oxford, Cambridge oder Harvard einbilden, es sind die, die die Sprache des Volkes sprechen. Schluss mit der schändlichen und teuren Universitätsausbildung; sie entfremdet einen Afrikaner bloß seiner reichen und ehrwürdigen Kultur und lässt ihn auf seine Landsleute herabsehen …

Alle stießen in dasselbe Horn. Andere Blätter betonten, dass man nicht einmal in Großbritannien, dem Land der angeblichen Elitebildung der Halunkenbande, Wirtschaftswissenschaftler sein müsse, um Finanzminister zu werden, oder als Gesundheitsminister Arzt. Was zähle, sei Parteiloyalität.

Am Tag, an dem der Premierminister die Vertrauensfrage gewann, saß ich auf der Besuchertribüne des Parlaments. Es war außerdem der Tag, an dem die Wahrheit endlich ans Licht kam, nur hörte keiner mehr hin. Ich erinnere mich, wie gramgebeugt der Finanzminister mit seinem Gefolge in den Plenarsaal einzog, wie er von Abgeordneten und Besuchern gleichermaßen ausgebuht wurde. Im Laufe der Woche waren sein Wagen von randalierenden Massen zerstört und sein Haus mit Steinen beworfen worden. Einen anderen geschassten Minister hatte man aus seinem Wagen gezerrt, bewusstlos geschlagen, fünfzig Meter die Straße hinabgeschleift, an Händen und Füßen gefesselt, geknebelt und einfach am Wegrand liegen lassen. Er wurde noch in der orthopädischen Klinik behandelt, als das Parlament zusammentrat.

Das war mein erster – und letzter – Besuch im Parlament. Es war auch das einzige Wiedersehen mit Mr Nanga seit der Schulzeit 1948.

Der Premier sprach drei Stunden lang, und zu jedem zweiten Wort gab es Beifall. Er wurde als Tiger gerühmt, als Löwe, als Unvergleichlicher, als Himmel, Ozean und was es noch alles an Preisnamen gibt. Er sagte, man habe die Halunkenbande auf frischer Tat ertappt, nämlich bei dem »ruchlosen Plan, die Regierung des Volkes durch das Volk für das Volk mit Unterstützung ausländischer Feinde zu stürzen«.

»Aufknüpfen sollte man sie!«, rief Mr Nanga von der Hinterbank. Der Zwischenruf war so laut und unüberhörbar, dass er ihm später in den protokollarischen Aufzeichnungen des Hansard persönlich zugeschrieben werden konnte. Während der gesamten Sitzung hetzte er die Meute der Hinterbänkler gegen die Opfer auf. Hätte sich jemand die Mühe gemacht, Mr Nangas Zwischenrufe aneinanderzureihen, hätten sie eine Stunde ununterbrochenen Geiferns ergeben. In Strömen lief ihm der Schweiß übers Gesicht, wenn er wieder einmal zu einem Ruf aufsprang oder sich wieder setzte, um ins höhnische Gelächter der hungrigen Hyänen einzustimmen.

Als der Premier klagte, ihm seien ausgerechnet die in den Rücken gefallen, die ohne ihn nichts und niemand wären, kamen etlichen Abgeordneten die Tränen.

»Sie beißen den Finger, mit dem ihre Mutter sie füttert«, rief Mr Nanga. Auch das landete im Hansard, von dem mir ein Exemplar vorliegt. Doch ist es kaum möglich, in blutleerem Druck die tumultuarische Atmosphäre jenes Tages wiederzufinden.

Genau weiß ich nicht mehr, was ich seinerzeit wirklich empfand. Vermutlich fand ich den ganzen Auftritt etwas seltsam. Ihr dürft nicht vergessen, dass zu dem Zeitpunkt noch keiner Grund hatte, anzunehmen, es gebe eine andere Version der Geschichte. Der Premierminister redete noch immer. Dann gab er die inzwischen berühmte (oder berüchtigte) feierliche Erklärung ab: »Von diesem Tag an müssen wir unsere hart errungene Freiheit eifersüchtig schützen und bewachen. Nie wieder dürfen wir unser Schicksal und die Zukunft Afrikas der dubiosen Klasse westlich erzogener, intellektueller Snobs überlassen, die für ein paar Krumen, ohne mit der Wimper zu zucken, ihre Mütter verkaufen würden …«

Mr Nanga schleuderte sein Henkerurteil noch mindestens zweimal in den Saal, aber das findet sich wohl deshalb nicht mehr im Protokoll, weil seine Stimme im allgemeinen Aufruhr unterging.

Ich erinnere mich an die Haltung des Exfinanzministers Dr. Makinde, als er sich zur Erwiderung erhob – aufrecht, ruhig, betrübt, souverän. Ich musste die Ohren spitzen, um seine Worte überhaupt verstehen zu können. Der ganze Saal, einschließlich Premierminister, versuchte, ihn niederzubrüllen. Es war eine äußerst unwürdige Darbietung. Der Speaker zerschlug seinen Hammer bei dem Versuch, Ordnung zu schaffen, aber im Grunde sah man ihm an, dass er die Aufregung genoss. Die Besucher schrien von der Tribüne ihre Schmähungen. »Verräter!«, »Feigling!«, »Doktor-fock-deine-Mutter!« Letzteres kam aus dem Mund des Herausgebers des Daily Chronicle in meiner unmittelbaren Nähe. Ermutigt offenbar von dem Heiterkeitssturm, den seine so überaus geistreiche Bemerkung unter den übrigen Besuchern auslöste, druckte er sie anderntags in der Zeitung ab. Die Schreibweise ist seine.

Obwohl Dr. Makinde seine Rede vom Blatt ablas, sie also vorbereitet war, erschien im Hansard eine verzerrte Version, die keinerlei Sinn ergab. Kein Wort darin von dem Plan, fünfzehn Millionen Pfund zu drucken – was nicht weiter verwundert –, nur warum wurden Dr. Makinde Worte in den Mund gelegt, die er gar nie geäußert haben konnte? Kurzum, die Hansard-Jungs verfassten eine vollkommen neue Rede, die zur Figur des Prahlhans und Schurken passte, zu dem der Exminister gemacht werden sollte. Zum Beispiel ließen sie ihn versichern, er sei ein brillanter Ökonom, der in ganz Europa einen hohen Ruf genieße. Als ich das las, kamen mir die Tränen – und ich weine nicht eben leicht.

Ich gehe deshalb so ausführlich auf diese schändliche Episode ein, weil ich belegen will, dass ich wenig Grund hatte, mich auf ebenden Chief the Honourable M.A. Nanga zu freuen, der damals angesichts der leeren Ministersessel so schamlos geifernd nach Beute schnappte.

Der Betreiber und Leiter unserer Schule war ein dünner, drahtiger Bursche mit dem Namen Jonathan Nwege. Er war kommunalpolitisch sehr rührig, maulte aber unentwegt, weil die POP seine treuen Dienste bisher nicht mit dem üblichen Posten in einem der staatlichen Unternehmen belohnt hatte. Trotz seines Grolls aber hatte er die Hoffnung offenbar noch nicht aufgeben – siehe den großen Aufwand für den gegenwärtigen Empfang. Vielleicht setzte er auf die neugeplante Körperschaft, die sich der Entsorgung nicht mehr benötigten Staatseigentums annehmen sollte (alte Matratzen, Sessel, Ventilatoren, Schreibmaschinen und ähnlicher Tand), das gegenwärtig noch von Beamten versteigert wurde. Ich hoffte sehr, er möge den Job kriegen. Das hätte den Vorteil, dass er dann gelegentlich nicht an der Schule wäre.

Er hatte auf einem Spalier aus Schülern von der Hauptstraße bis zum Schulportal bestanden. Auch die Lehrer hatten an dessen Ende anzutreten, damit sie persönlich vorgestellt werden könnten. Mr Nwege, der regelmäßig Werke wie Toasts – richtig ausgebracht konsultierte, legte viel Wert auf diese Dinge. Ich hatte bei der Lehrerkonferenz heftig gegen diesen Lehrerappell protestiert – als wären wir Schulkinder – und auf die Unterstützung der Kollegen gehofft. Aber die Lehrer der Höheren Schule waren alle vom Hals aufwärts tot. Mein Freund und Kollege Andrew Kadibe sah sich außerstande, sich auf meine Seite zu schlagen, weil er und der Minister aus demselben Dorf stammten. Primitivenloyalität nenne ich das.

Sobald an der Spitze der Wagenkolonne der Cadillac des Ministers erschien, stürmten die Jäger hierhin und dorthin und feuerten ihre letzten Schüsse ab, sie fuchtelten erschreckend hemmungslos mit ihren Gewehren herum. Die Tanzgruppen sprangen und stampften und wirbelten in der Vorharmattanluft jede Menge Staub auf. Selbst die Stimme Grammar-Phones ging in dem Gelärm unter. Damastgewandet und goldbehängt entstieg der Minister dem Wagen und nahm den Jubel mit dem erhobenen Fächer aus Tierhaut entgegen, den er stets mitführte und von dem es hieß, er wedele alle böse Absichten und Pfeile der Missgunst weg, die Übelwollende auf ihn richten könnten.

Der Mann sah so gut und so jugendlich aus wie eh und je – keine Frage. Der Schulleiter stellte ihm nun den Lehrkörper vor, beginnend mit dem Oberlehrer an der Spitze. Ich hatte keine Gelegenheit gehabt, den Kollegen in Augenschein zu nehmen, zweifelte aber nicht daran, dass in seinen Nasenlöchern wie immer noch Schnupftabakkrümel klebten. Der Minister hatte für jeden ein freundliches Wort übrig. Niemandem wäre eingefallen, sein Lachen für etwas anderes als authentisch zu halten. Ich kam mir verbohrt vor, so skeptisch zu sein. Jetzt war ich an der Reihe. Ich hielt ihm etwas steif die Hand hin. Es stand nicht zu befürchten, dass er sich an mich würde erinnern können, und ich hatte nicht die Absicht nachzuhelfen.

Unsere Hände berührten sich. Ich sah ihm geradewegs ins Gesicht. Aus Leutseligkeit wurde nachdenkliches Stirnrunzeln. Er winkte ungeduldig mit der linken Hand ab, als der redselige Schulleiter zu seiner bereits fünfzehnmal papageienhaft wiederholten Formel anhob: »Darf ich Ihnen vorstellen, Sir, Mr …«

»Genau«, sagte der Minister nicht zu einem der Umstehenden, sondern mehr zu einem inneren Besinnungsvorgang, »du bist Odili.«

»Ja, Sir.« Ehe die Antwort noch heraus war, hatte er mich an seine Brust gerissen und erdrückte mich schier in den weiten Falten seines Damastgewands. »Sie haben ein erstaunliches Gedächtnis«, sagte ich, »es ist mindestens fünfzehn Jahre her …« Er hatte mich inzwischen, bis auf die linke Hand, die noch auf meiner Schulter ruhte, losgelassen. Er wandte sich halb dem Schulleiter zu und verkündete stolz: »Ich habe ihn unterrichtet, in der …«

»Fünften«, sagte ich.

»Genau!«, brüllte er. Als hätte er den verlorenen Sohn wieder, so aufgeregt war er.

»Er ist eine der Stützen unserer Schule«, sagte der Schulleiter, der sich vor Beflissenheit dazu hinreißen ließ, über mich die ersten anerkennenden Worte seit meiner Anstellung zu sagen.

»Der große Odili!«, rief der Minister jungenhaft und noch etwas außer Atem. »Wo hast du die ganze Zeit bloß gesteckt?«

Ich sagte ihm, ich hätte zunächst studiert und unterrichtete mittlerweile seit achtzehn Monaten.

»Bravo!«, sagte er. »Ich wusste, der geht mal an die Universität. Ich habe den anderen in der Klasse immer gesagt, aus Odili wird mal ein großer Mann, und dann müsst ihr zu ihm ja, Sir, nein, Sir sagen. Warum hast du dich nicht gemeldet, als du an der Uni fertig warst? Das ist unschön von dir, weißt du.«

»Nun«, antwortete ich erfreut – muss ich zu meiner Schande gestehen –, »ich weiß doch, wie beschäftigt unsere Minister …«

»Beschäftigt? Unsinn. Weißt du denn nicht, dass ›Minister‹ so viel wie ›Diener‹ heißt? Beschäftigt oder nicht, er dient seinem Herrn.«

Die Umstehenden klatschten in die Hände und lachten. Er schlug mir noch mal auf den Rücken und ermahnte mich, nach dem Empfang unbedingt noch mal zu ihm zu kommen.

»Wenn nicht, lasse ich dich von meiner Garde festsetzen.«

In den Augen der Menge wurde ich damit zum Helden. Ich war ganz benommen. Alles um mich her schien plötzlich unwirklich; die Stimmen rückten ab an eine ferne Grenze. Ich hätte mir eigentlich böse sein müssen, war es aber nicht. Ich fragte mich vielmehr, ob ich nicht an die Politik – möglicherweise – Maßstäbe von einer Strenge angelegt hatte, die ihr nicht angemessen waren. Als ich in die Gegenwart zurückfand, hörte ich den Minister zu einem meiner Lehrerkollegen sagen:

»Das ist sehr gut. Manchmal habe ich es bereut, nicht mehr Lehrer zu sein. Obwohl ich inzwischen Minister bin; ich bin bei Gott nicht so glücklich, wie ich es als Lehrer war.«

Ich habe von jeher ein gutes Gedächtnis. An diesem Tag war es perfekt. Ich weiß nicht, wieso, aber ich erinnere mich an jedes Wort, das der Minister an diesem Tag sagte. Ich kann die Rede, die er später hielt, wortwörtlich wiedergeben.

»Beim Gott, der mich schuf«, schwor er. »Ich habe es bereut. Der Lehrerberuf ist sehr nobel.«

Daraufhin bogen sich alle vor Lachen, nicht zuletzt der ehrenwerte Minister selbst, und auch ich, ehrlich gesagt. Der Mann war einfach unglaublich. Nur er war imstande, zu einer Zeit, da Lehrer im ganzen Land in einer üblen, aufwieglerischen Stimmung waren, einen so gewagten Scherz – oder was immer er damit beabsichtigte – zu machen. Als das Gelächter abebbte, setzte er eine ernstere Miene auf und vertraute uns an: »Ich kann Ihnen versichern, dass diejenigen unter den Kabinettskollegen, die einst Lehrer waren, ganz auf Ihrer Seite sind.«

»Einmal Lehrer, immer Lehrer«, meinte der Oberlehrer und nestelte an den Ärmeln seines verblichenen bottom box – dem Gewand für besondere Anlässe.

»Hört, hört!«, sagte ich. Ich würde gern versichern können, dass es sarkastisch gemeint war. Aber das Charisma dieses Mannes musste man gesehen haben. Wäre ich abergläubisch, würde ich sagen, dass er im Besitz eines überaus starken Zaubers der Marke ›Honigseim‹ war.

Der Minister wechselte jetzt ein wenig das Thema, indem er sagte: »Nur Lehrer organisieren so vortrefflich.« Und dann, dem Zeitungsmann in seinem Gefolge zugewandt, fügte er hinzu: »Was für ein Auftrieb.«

Der Journalist zückte sogleich seinen Notizblock und begann zu kritzeln.

»Ein in den Annalen Anatas einmaliger Andrang«, bestätigte Mr Nwege.

»Haben Sie gehört, James?«, fragte der Minister den Journalisten.

»Nein, Sir, wie war das?«

»Der Herr meinte, der einmaligste Andrang in den Annalen Anatas«, sagte ich. Diesmal war der spöttische Unterton Absicht.

»Wie heißt der Herr noch?«

Mr Nwege rief laut seinen Namen und buchstabierte ihn aus und nannte seinen vollen Titel als »Leiter und Betreiber der Höheren Schule Anata«. Dann wandte er sich im Bemühen, zu verdeutlichen, wer für den Andrang verantwortlich war, an den Minister.

»Ich musste jeden Winkel des Dorfs persönlich aufsuchen, um den Menschen Ihren – vielmehr den Ministerbesuch – anzukündigen.«

Wir hatten nun die Aula betreten, und der Minister und seine Entourage wurden zu ihren Plätzen auf dem Podium geleitet. Die Menge brach in einen ohrenbetäubenden Begrüßungsjubel aus. Der Minister winkte mit seinem Fächer in die Runde. Dann drehte er sich nach Mr Nwege um und sagte:

»Haben Sie vielen Dank, Sir, danke vielmals.«

Ein riesiger, grobschlächtiger Kerl aus dem Gefolge des Ministers, der mit uns hinten auf dem Podium stand, hob die Stimme und rief:

»You see wetin I de talk – da seht ihr’s. Wie viele Minister sagen zu irgendwem schon Sir, bloß weil er älter ist? Wie viele?«

Alle dort auf dem Podium fanden, dass der Minister in dieser Hinsicht wirklich vorbildlich sei – eine hochstehende Persönlichkeit, die dennoch gebührenden Respekt vor dem Alter bewies. Zweifellos lag es an meiner gewandelten – oder sagen wir, sich wandelnden – Einstellung zum Minister, dass ich mich ein klein wenig schämte für das überschwängliche Lob, das man ihm sang.

»Minister oder nicht«, sagte er, »ein Mann höheren Alters ist immer noch älter. Andere Minister und andere Leute mögen es anders halten; mein Motto lautet: Tue recht zum Spott des Teufels.«

Ich konnte nicht umhin, die Unbescheidenheit des Mannes zu bewundern. Denn was ist schon Bescheidenheit anderes als der umgekehrte Spieß des Stolzes? Wir halten uns doch alle für erstklassige Leute. Die Bescheidenheit allein verbietet uns vermutlich, das selber zu sagen, aber nicht, es dringend von anderen hören zu wollen. Vielleicht machte ja ihr zynischer Umgang mit Heucheleien dieser Art Männer wie Nanga zu erfolgreichen Politikern, während verträumte Idealisten sich vergeblich mühten, der Politik Manieren und Feinsinn beizubringen, die dort fehl am Platz waren.

Während ich über das alles nachdachte – wenn nicht unbedingt genau so –, brandete das überschwängliche Lob ums Podium.

Mr Nwege nutzte die Gelegenheit, sich auf sein Steckenpferd zu schwingen. Das vorbildliche Verhalten des Ministers, sagte er, sei auf die solide Bildung zurückzuführen, die er zu Zeiten genossen habe, als Bildung noch Bildung gewesen sei.

»Wohl wahr«, sagte der Minister, »ich behaupte ja gern, das Niveau der achten Klasse damals war mehr als ein Cambridge Certificate von heute.«

»Cambridge Certificate?«, empörte sich Mr Nwege, der wie der Minister die gute alte Achte absolviert hatte, »Cambridge Certificate? Ebenso gut könnte man sagen, der Frosch trägt einen Mantel! Von wegen! Sie meinen, so gut wie heute ein B.A. – mindestens.«

»Nichts für ungut«, sagte der Minister an mich gewandt.

»Aber nicht doch«, erwiderte ich gut gelaunt. »Ich habe mich gerade in der Hoffnung, eines Tages Mr Nweges Erwartungen doch noch zu genügen, um ein Stipendium für ein Aufbaustudium beworben.«

Ich entsinne mich, dass in diesem Moment die wunderschöne junge Frau aus der Entourage des Ministers sich auf ihrem Stuhl umdrehte, um mich zu betrachten. Unsere Blicke trafen sich, sie wandte sich schnell wieder ab. Ich glaube, der Minister bemerkte es.

»Mein Privatsekretär ist B.A. aus Oxford«, sagte er. »Er sollte mich eigentlich auf der Reise begleiten, aber ich hatte im Büro noch für ihn zu tun. Übrigens, Odili, ich denke, du vergeudest hier dein Talent. Ich möchte, dass du in die Hauptstadt kommst und einen strategischen Posten im öffentlichen Dienst übernimmst. Wir dürfen nicht alles den Hochlandstämmen überlassen. Mein Sekretär kommt von dort; unsere Leute müssen auf ihr Stück vom nationalen Kuchen drängen.«

Die abgedroschene Wendung ›nationaler Kuchen‹ kam einigen von uns zum ersten Mal zu Ohren und fand daher Beifall.

»Buchhaber!«, rief einer der Bewunderer und sprach mit diesem Wort dem ehrenwerten Minister die Herrschaft über die Sprache der Weißen zu, worauf sich dieser strahlend nach dem Sprecher umwandte.

Doch da beging mein Freund Andrew Kadibe den unverzeihlichen Fauxpas, den Minister bei dem Spitzenamen zu rufen, den er als Lehrer gehabt hatte, nämlich ›M.A. mangelnde Aufstiegschancen‹. Das war besonders schlimm, weil Andrew und der Minister aus demselben Dorf stammten.

Der Blick, mit dem er Andrew strafte, erinnerte mich an den anderen Nanga, der vor vier Jahren die Meute aufgehetzt hatte.

»Tut mir leid, Sir«, sagte Andrew kläglich.

»Was tut dir leid?«, knurrte der Minister.

»Beachten Sie den Ignoranten nicht, Sir«, beeilte sich Mr Nwege zu sagen. »Genau das ist es, was wir vorhin meinten.«

»Wir sollten lieber anfangen«, sagte der Minister, noch immer verstimmt.

Obwohl Mr Nwege zum Auftakt beteuert hatte, den hochgeschätzten Gast brauche er selbstverständlich nicht vorzustellen, redete er nichtsdestotrotz geschlagene zwanzig Minuten – vor allem über sich selbst und das viele, das er in Anata »und Umkreis« für die Partei getan habe.

Im Publikum machte sich Unruhe breit, umso mehr, als man den Minister auf seine Uhr schielen sah. Lautes Grummeln aus den Reihen erreichte das Podium. Dann vernehmbare Stimmen, die Nwege aufforderten, sich zu setzen und den Mann reden zu lassen, den zu hören sie gekommen waren. Nwege ignorierte alle Zeichen des Unmuts – einen Mann mit weniger Feingefühl kann man sich kaum denken. Schließlich erhob sich etwa drei Meter vor ihm einer der harten jungen Burschen des Dorfs und brüllte: »Genug! Sonst stoße ich dich um und verlange drei Pence.«

Das saß. Das Gejohle muss man meilenweit gehört haben. Mr Nweges abschließende Worte gingen völlig unter. Das Gelächter hörte tatsächlich erst auf, als der Minister sich von seinem Platz erhob.

Es ging das Gerücht, dass Mr Nwege als junger, hungriger Grundschullehrer – das heißt, bevor er seine Höhere Schule errichtete und reich wurde, aber offenbar dennoch hungrig blieb – ein altes, klappriges Fahrrad von der Sorte besessen habe, der die Dorfbewohner den onomatopoetischen Namen anikilija verliehen. Selbstverständlich waren die Bremsen daran sehr schlecht. Eines Tages, als er einen steilen Hang hinunterraste, der unten in eine schmale Brücke mündete, sah er – damals ein Phänomen – vom gegenüberliegenden Hang einen Lkw hinabrollen. Es drohte ein Frontalzusammenstoß auf der Brücke. In seiner Not hatte Mr Nwege einigen Fußgängern lauthals zugeschrien: »Um Gottes willen, irgendjemand, stoß mich um!«, was offenbar keiner tun wollte, also hatte er als Anreiz hinzugefügt: »Stoß mich um, und meine drei Pence gehören dir!« Seit jenem Tag war dieses ›Stoß mich um und nimm die drei Pence!‹ in Anata ein beliebter Witz.

Die Rede des Ministers wirkte ungekünstelt und war überaus zugkräftig. Es stünden keine Wahlen an, bemerkte er zur allgemeinen Erheiterung. Er sei nicht gekommen, um von ihnen Stimmen zu erbetteln, das hier sei »ein Familientreffen – nicht mehr und nicht weniger«. Er spreche seine Landsleute ja ungern auf Englisch an, denn das sei schließlich eine fremde Zunge, aber die Erfahrung habe ihn gelehrt, dass landessprachliche Reden von der Presse allzu leicht verzerrt und verfälscht würden. Außerdem seien Fremde im Publikum anwesend, die ihre Sprache nicht verstünden, und die wolle er nicht ausschließen. Sie alle seien Bürger unserer einen großen Nation, ob aus dem Hochland, dem Tiefland usw. usf.

Mit den ›Fremden‹ meinte er, glaube ich, vor allem Mrs Eleanor John, eine einflussreiche Parteigenossin von der Küste, die im Gefolge des Ministers mitreiste. Sie war stark geschminkt und parfümiert und zwar nicht mehr jung, aber bestimmt nicht ohne, im Zweifelsfall. Sie saß zur Linken des Ministers, rauchend und sich Luft zufächelnd. Neben ihr saß die wunderschöne junge Frau, die ich bereits erwähnt habe. Ich konnte nicht beobachten, dass die beiden überhaupt ein Wort oder nur einen Blick wechselten. Ich fragte mich, was ein so junges Ding in so abgebrühter Gesellschaft zu suchen hatte – als hätten sie sie unterwegs an einer Klosterschule aufgegabelt und ihr angeboten, sie bis zur nächsten mitzunehmen.

Nach seiner Rede wurden der Minister und seine Entourage vom Schulleiter in seine ›Lodge‹ gebeten, denn so nannte Mr Nwege seinen kleinen Betonkasten gern. Draußen waren die Tanzgruppen wieder in Aktion getreten, und die Jäger – deren Pulver verschossen war – warteten brav auf den versprochenen Palmwein. Der Minister tanzte zur Musik jeder Gruppe jeweils ein paar würdevolle Schritte mit und pappte rote Pfundnoten auf die verschwitzten Gesichter der besten Tänzer. Allein der einen Gruppe spendierte er fünf Pfund.

Derselbe Mann, der die Bescheidenheit des Ministers gepriesen hatte, betonte nun einen weiteren seiner Vorzüge. Ich musterte den Kerl zum ersten Mal genau und sah, dass er ein trübes Auge hatte – was wir ein Kauri-Auge nennen.

»Seht ihr, wie er tut, als wär Geld san-san, bloß Sand«, sagte er. »Die, die den Minister um das Geld beneiden, das die Regierung ihm gibt, wissen nicht, dass er sie füttert, be him one de chop an. Na so so troway – er gibt und gibt.«

Später in der Lodge sagte ich zum Minister: »Sie müssen heute ein Vermögen verprasst haben.«

Er lächelte in sein kaltes Bier und sagte:

»Das nennst du prassen? Hast du eine Ahnung, Bruder. Bei mir bleibt nichts hängen, es geht alles raus, na so so troway. Wenn zu dir jemand kommt und sagt: ›Hey, ich mach dich zum Minister‹, dann mach lieber, dass du comot wegkommst, na true word I tell you. Glaub mir. Gott sei mein Zeuge.« Er zeigte dem Himmel zur Bekräftigung seine Zungenspitze. »Minister sieht auf den ersten Blick gut aus, aber drinnen herrscht katakata, zu viel Aufruhr. Glaub meiner Wenigkeit.«

»Big man, big palaver – nichts als Ärger«, sagte der Einäugige.

Es blieb Josiah, dem Besitzer einer nahe gelegenen Verkaufsbude und Bar, überlassen, für einen – wenngleich jovialen – Missklang zu sorgen.

»Me one, wenn ihr fragt«, meinte er, »ich hätt nichts gegen katakata. Ihr könnt mir gern das Geld vom Minister in die Hand drücken und den Ärger dazu. Hätt ich gar nichts gegen.«

Alle lachten. Dann sagte Mrs John:

»Von wegen, my frien. Hätt’st du den Ärger eines reichen Mannes am Hals, würd’st du so nicht mehr reden. Bei uns gibt es ein Sprichwort: Sieht ein armer Mann erst mit eigenen Augen, wie man big man wird, fleht er drum, je-je, bitte bloß arm bleiben zu dürfen.«