einst war sie seine große Liebe - Nina Kayser-Darius - E-Book

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Nina Kayser-Darius

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Beschreibung

Notarzt Dr. Winter ist eine großartige neue Arztserie, in der ganz nebenbei auch das kleinste medizinische Detail seriös recherchiert wurde. In der Klinik wird der Chefarzt der Unfallchirurgie mit den schwierigsten, aufregendsten Fällen konfrontiert, die einem Notarzt begegnen können. Im Leben des attraktiven jungen Arztes gibt es eigentlich nur ein Problem: Seine große Liebe bleibt ganz lange unerfüllt. Die Liebesgeschichte mit der charmanten, liebreizenden Hotelmanagerin Stefanie Wagner sorgt für manch urkomisches, erheiterndes Missverständnis zwischen diesem verhinderten Traumpaar. »Kann mir mal eben einer helfen?« Eine junge Schwester stürzte aufgeregt in die Unfallambulanz der Kurfürsten-Klinik. »Drau­ßen liegt ein Baby!« Sofort war Walli, die Oberschwester der Berliner Klinik mit dem bayerisch klingenden Vornamen, alarmiert. Sie folgte ihrer Kollegin – und schaute Sekunden später fassungslos auf ein kleines, leise weinendes Bündel Mensch, das in den Ziersträuchern gleich neben dem Eingang lag. »Um Himmels willen – und das bei der Kälte!« Walli schüttelte den Kopf und nahm das Baby behutsam auf. »Wer weiß, wie lange das arme Würmchen da schon liegt!« »Ich glaube, nicht allzu lange. Die Besuchszeit hat eben angefangen, und so blind können die Leute doch nicht durch die Gegend laufen, daß sie so ein Baby nicht sehen!« Walli seufzte. »Gott erhalte dir deinen Optimismus, Bärbel«, meinte sie. »Ich hab' leider lernen müssen, daß die Menschen oft völlig gedankenlos dahergehen und nicht bemerken, was links und rechts von ihnen passiert.« Während der kurzen Unterhaltung hatten sie die Halle durchquert und betraten jetzt wieder die Unfallambulanz. Dr. Adrian Winter kam ihnen entgegen. Er hatte von dem ungewöhnlichen Fund schon gehört. »Tatsächlich!« Er beugte sich kurz über das kleine Bündel.

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Notarzt Dr. Winter – 20 –

einst war sie seine große Liebe

Eine schöne Frau und die Affäre eines Arztes

Nina Kayser-Darius

»Kann mir mal eben einer helfen?« Eine junge Schwester stürzte aufgeregt in die Unfallambulanz der Kurfürsten-Klinik. »Drau­ßen liegt ein Baby!«

Sofort war Walli, die Oberschwester der Berliner Klinik mit dem bayerisch klingenden Vornamen, alarmiert. Sie folgte ihrer Kollegin – und schaute Sekunden später fassungslos auf ein kleines, leise weinendes Bündel Mensch, das in den Ziersträuchern gleich neben dem Eingang lag.

»Um Himmels willen – und das bei der Kälte!« Walli schüttelte den Kopf und nahm das Baby behutsam auf. »Wer weiß, wie lange das arme Würmchen da schon liegt!«

»Ich glaube, nicht allzu lange. Die Besuchszeit hat eben angefangen, und so blind können die Leute doch nicht durch die Gegend laufen, daß sie so ein Baby nicht sehen!«

Walli seufzte. »Gott erhalte dir deinen Optimismus, Bärbel«, meinte sie. »Ich hab’ leider lernen müssen, daß die Menschen oft völlig gedankenlos dahergehen und nicht bemerken, was links und rechts von ihnen passiert.«

Während der kurzen Unterhaltung hatten sie die Halle durchquert und betraten jetzt wieder die Unfallambulanz.

Dr. Adrian Winter kam ihnen entgegen. Er hatte von dem ungewöhnlichen Fund schon gehört. »Tatsächlich!« Er beugte sich kurz über das kleine Bündel. »Schnell, in Kabine drei ist schon alles vorbereitet. Ich hab’ einen Heizstrahler holen lassen.«

Walli lächelte ihn dankbar an. Adrian dachte doch wirklich an alles!

Gleich darauf schälte sie selbst das dünne lebendige Paket auf. Die Wäsche war einfach, aber sauber. Unter der warmen Decke kamen ein zartgelbes Strampelhöschen und ein weißes, wenn auch recht verwaschenes Hemd­chen zum Vorschein. Das Baby selbst schien gerade mal eine Woche alt zu sein.

»Wie klein es ist!« murmelte die junge Schwester Bärbel, die gerade im zweiten Ausbildungsjahr war. »Man hat Angst, es richtig anzufassen!«

Oberschwester Walli lachte leise. »Das ist ein Irrtum. Babys sind viel zäher, als man gemeinhin glaubt. Hoffen wir, daß der kleine Spatz hier auch hart im Nehmen ist.«

Gleich darauf sahen sie, daß es sich bei dem Findelkind um ein Mädchen handelte.

»Hier… ein Zettel!«

Aus der Decke war ein Brief geflattert, den Dr. Winter nun aufhob. »Verena heißt die Kleine«, sagte er. »Hier steht’s: Bitte, kümmern Sie sich um Verena. Sie ist das Kostbarste, das ich je hatte. Leider kann ich nicht mehr für sie sorgen.«

»Keine Unterschrift?« fragte Walli, während sie das Baby in ein frisches, flauschiges Tuch hüllte und liebevoll an sich drückte. »Armer Spatz. Deine Mami muß sehr verzweifelt gewesen sein.«

Adrian dachte das gleiche. Nachdenklich hielt er den Zettel in der Hand. »Die Schrift ist ziemlich unausgereift«, meinte er. »Wahrscheinlich ist die Mutter der Kleinen blutjung.« Er machte eine Pause, dann fuhr er fort: »Na, unwichtig erst einmal. Wir wollen sehen, was mit dem Baby ist. Walli, leg es noch mal hin.«

Und dann untersuchte er Klein-Verena, die alles ganz still und geduldig über sich ergehen ließ. Doch ihre großen dunklen Augen waren intensiv auf den jungen Arzt gerichtet. Und Adrian dachte: Wenn ich nicht wüßte, daß Babys in diesem Alter ihre Umgebung noch nicht ganz genau wahrnehmen können, dann würde ich jetzt sagen, daß die Kleine mir bis auf den Grund des Herzens sieht.

Aber – so konnte es ja auch sein, obwohl das Baby vorerst noch nicht konturenscharf sehen konnte. Es berührte die Herzen aller, die in der kommenden Stunde mit ihm zu tun hatten.

Und alle atmeten erleichtert auf, als feststand, daß Klein-Verena zwar ein bißchen unterkühlt, aber ansonsten kerngesund war. Sie wurde auf die Kinderstation gebracht, und Walli ließ es sich nicht nehmen, das Baby ihren Kolleginnen persönlich anzuvertrauen.

»Der Arbeitstag für mich fängt ja gut an«, meinte Adrian Winter. »Dabei war es so ein ruhiger und friedlicher Morgen…«

Dr. Bernd Schäfer, der gerade eben aus Kabine eins kam, wo er sich um einen Mann mit massiven Kreislaufproblemen gekümmert hatte, hörte den Seufzer und sah seinen Chef forschend an.

»Was hast du? Seit wann magst du keinen Streß mehr? Hat dich Frau Senftleben wieder mit Kaffee und selbstgebackenem Kuchen verwöhnt? Du, das bekommt dir nicht!«

Adrian lachte. »Ganz so unrecht hast du nicht. Aber ich war nicht in Frau Senftlebens Küche heute morgen, sondern…«

»Oh, lá lá!« fiel ihm Dr. Schäfer ins Wort. »Eine neue Romanze?«

»Falsch geraten. Ich wollte sagen, daß ich bei meiner Schwester war. Und Esther hat mich mit selbstgekochter Marmelade, Eiern, Speck und Aprikosentorte verwöhnt! Es hat himmlisch geschmeckt! Vor allem, weil ich im Bett bleiben durfte!« Er sah den jüngeren Kollegen herausfordernd an. »Na, was sagst du dazu?«

Bernd Schäfer, ein großer, etwas vierschrötig wirkender Mann, grinste. »Das hört sich nach Kuraufenthalt in Berlin-Kreuzberg an.«

»Stimmt. Wenn man schon eine liebenswerte Schwester hat, sollte man sie auch häufiger besuchen.«

»Vor allem, wenn sie gut Aprikosentorte backen kann«, fügte Bernd Schäfer hinzu. »Ich beneide dich!«

Adrian legte dem Jüngeren die Hand auf die Schulter. »Keine Angst, sie hat mir zwei Stücke Kuchen für dich mitgegeben. Außerdem… such dir endlich eine Freundin!«

Bernd schüttelte nur den Kopf. Gerade das war ja sein Problem: Der chirurgische Assistent war ungemein schüchtern im Umgang mit dem anderen Geschlecht, und so sehr er sich auch nach einer Partnerin sehnte – wenn’s drauf ankam, wenn es galt, einer Frau zu zeigen, daß er sie mochte, bekam er einfach keinen Ton heraus.

Auch Adrian Winter gegenüber hatte er gewisse Hemmungen. Sie duzten sich zwar, und der Chef der Unfall-Ambulanz gab sich auch sehr kollegial, doch Bernd Schäfer bewunderte ihn sehr und respektierte sein immenses Wissen ebenso wie seine Stellung innerhalb der Klinik.

Dennoch – wenn es die Situa­tion erlaubte, alberten sie gern herum, das tat den strapazierten Nerven gut und half oft, Frust abzubauen.

Heute war vor allem das Findelkind Thema Nummer eins. Immer wieder sinnierten die Ärzte und Pfleger darüber nach, was die Mutter der kleinen Verena wohl bewogen haben mochte, das Baby fortzugeben.

»Vielleicht war sie einfach überfordert, weil sie zu jung war«, mutmaßte Bernd Schäfer.

»Oder sie hatte Angst vor der Familie«, warf Schwester Bea, die jüngste im Team, ein.

Dr. Winter zuckte die Schultern. »Wir werden es vielleicht nie erfahren. Vor allem sollen wir die Kleine gründlich untersuchen. Auch auf Drogen.«

Entsetzt sah ihn Bea an. »Aber… sie kann doch noch nicht…«

»Doch, sie kann durchaus.« Dr. Winter blickte die Schwesternschülerin ernst an. »Überlegen Sie mal, Bea, wie viele Drogensüchtige wir hier in Berlin haben. Schätzungsweise. Es kann doch gut sein, daß eines der Mäd­chen ein Kind bekommen hat und es uns gebracht hat, damit die Kleine eine Chance auf ein normales Leben hat.«

»Und das Kind einer drogenabhängigen Mutter ist auch süchtig«, fügte Schwester Walli hinzu. Sie schüttelte sich. »Ein grauenvoller Gedanke. Ich erinnere mich an einen Fall vor einem halben Jahr… Es war kaum mitanzusehen, wie sehr das kleine Würmchen leiden mußte.«

Dr. Winter nickte und gab den Kollegen auf der Säuglingsstation die Anweisung, entsprechende Untersuchungen bei dem Findelkind vorzunehmen.

Er selbst konnte sich nicht länger um Verena kümmern, denn draußen erklang das Martinshorn, und gleich darauf wurden drei Unfallverletzte gebracht, die das Team der Unfall-Chirurgie mehr als eine Stunde beschäftigten.

Der erste Patient hatte schwere innere Verletzungen und kam sofort in den OP, der zweite hatte einen offenen Beinbruch und Prellungen davongetragen.

Als letztes brachten die Sanitäter eine alte Dame, die sichtlich unter Schock stand.

»Ich habe alles mitangesehen«, flüsterte sie immer wieder. »Es war furchtbar. Der Mann im grauen Wagen fuhr Schlangenlinien – und raste dann in das andere Fahrzeug hinein. Ich…« Sie griff sich ans Herz. »Ich konnte gar nichts tun«, flüsterte sie.

Schwester Claudia, die zur Unterstützung angefordert worden war, legte der alten Dame den Arm um die Schultern. »Kommen Sie mit, legen Sie sich ein bißchen hin«, bat sie. »Der Herr Doktor wird sich gleich um Sie kümmern.«

Sie half der Patientin auf ein Ruhebett und fühlte den Puls, der viel zu rasch ging. Doch Claudia mußte sich darauf beschränken, der Patientin die Hand zu halten und mit ihr zu reden.

Es dauerte knapp fünf Minuten, dann hatte Dr. Winter Zeit für die alte Dame.

Der Mann mit den inneren Verletzungen war auf dem Weg in die Chirurgie, wo er sofort operiert werden würde. Adrian Winter bezweifelte jedoch, daß es den Kollegen gelingen würde, sein Leben zu retten.

Die Werte, die er bei der ersten Untersuchung ermittelt hatte, waren katastrophal, es mußte schon ein kleines Wunder geschehen, damit man ihn retten konnte.

Dr. Winter kümmerte sich um die alte Dame, gab ihr eine kreislaufstützende Injektion und bot ihr an, für eine Weile in der Kurfürsten-Klinik zu bleiben.

Doch sie schüttelte den Kopf. »Nein, nein, ich muß nach Hause«, erklärte sie. »Moritz ist allein, und er braucht mich.«

»Wer ist Moritz?« fragte Adrian lächelnd, denn sie klang schon wieder recht energisch, ein gutes Zeichen, wie der Arzt fand.

»Mein Kater.« Sie lächelte Adrian an. »Wissen Sie, seit ich Witwe bin, habe ich mir angewöhnt, mit Moritz zu reden. Er ist ein sehr kluges Tier. Und… er widerspricht nie!« Jetzt zwinkerte sie dem Arzt sogar zu.

Adrian lachte. »Ich glaube, es geht Ihnen schon wieder sehr gut«, stellte er fest. »Ich schlage vor, Sie bleiben noch eine halbe Stunde, bis Sie wieder neue Kraft geschöpft haben, dann untersuche ich Sie noch mal kurz. Aber ich bin jetzt schon sicher, daß Sie den Schock gut überwunden haben.«

»Ja, ja, keine Sorge, mir geht’s schon wieder ganz gut.« Aber dann schloß sie doch kurz die Augen und ließ es zu, daß Schwester Claudia sie zudeckte.

Genau eine halbe Stunde blieb Frau Kramer in der Ambulanz, dann schlug sie entschlossen die Decke zurück und erklärte: »Ich bin wieder topfit. Ich gehe heim zu meinem Moritz.« Und als Adrian Winter ihren Puls kontrollierte, meinte sie verschmitzt: »Eigentlich war die Sache ganz interessant – ich habe hier sehr nette Menschen kennengelernt. Ich verspreche Ihnen, Herr Doktor Winter – wenn ich mal ernsthaft krank werden sollte, komme ich zu Ihnen in die Kurfürsten-Klinik.«

Adrian drückte ihr die Hand. »Ich freue mich zwar, daß Sie mit unserer Betreuung zufrieden waren, doch ich wünsche mir für Sie, daß wir uns unter solch negativen Umständen nicht wiedersehen. Aber wenn es ein netter Anlaß ist – ich würde mich auch sehr freuen.«

Damit war Frau Kramer endgültig entlassen, und der Chef der Unfall-Ambulanz konnte sich anderen Patienten widmen.

*

»Der Neue ist da!« verkündete Schwester Walli am nächsten Morgen.

»Welcher Neue?« Ihre Kollegin schüttelte den Kopf. »Wir erwarten doch niemanden zur Unterstützung des Teams, oder?«

Adrian Winter, der gerade aus seinem Büro kam, blieb bei den zwei Pflegerinnen stehen. Er hatte die letzten Worte gehört und meinte: »Keine Sorge, unser Verwaltungschef ist schon nicht über den eigenen Schatten gesprungen und hat uns optimale Hilfe besorgt. Aber ab heute gibt es einen neuen Belegarzt an der Kurfürsten-Klinik. Dr. Andreas Hartung heißt er, und er macht einen sehr sympathischen Eindruck.«

Die Oberschwester nickte und fügte hinzu: »Er ist ein Frauentyp, wenn du mich fragst. Weißt du, wo er seine Praxis hat?«

Adrian nickte. »In Kreuzberg. Meine Schwester und er kennen sich ganz gut. Esther mag ihn – und das will was heißen!«

»Deine Schwester hat eine sehr gute Menschenkenntnis«, erwiderte Walli. »Mal sehen, wie er sich hier einfügt. Gegen elf gibt er im Casino einen Umtrunk. Wer es ermöglichen kann, ist herzlich eingeladen.«

Dr. Winter kam jedoch nicht dazu, Andreas Hartungs Einladung zu folgen, denn kurz vor elf wurde ein Herzinfarkt-Patient eingeliefert, der Adrian und sein Team vollauf beschäftigte.

So lernte er den neuen Kollegen erst am späten Nachmittag kennen, als Dr. Hartung noch mal in die Kurfürsten-Klinik kam, um die ersten beiden Patienten, die er hier eingewiesen hatte, persönlich aufzusuchen und sich nach ihrem Wohlergehen zu erkundigen.

Andreas war ein gutaussehender Mann von knapp vierzig Jahren.