Eis essen - Thomas Mentzel - E-Book

Eis essen E-Book

Thomas Mentzel

4,8

Beschreibung

Der Autor war bereits in den 1970er und 80er Jahren als Liedermacher und Kabarettist auf Deutschlands Kleinkunstbühnen unterwegs, Als Maler hatte er seinerzeit diverse Einzelausstellungen in Bonn und dem bergischen Land. Nach jahrelanger Abstinenz traut er sich wieder und legt nun mit "Eis essen" Texte aus den vergangen Jahren vor. Ergänzt werden die Texte von 12 seiner Serie-A-Typien.

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Für Bettina

INHALT

Peter Reuter, der Versuch eines Vorworts

Vorläufiges Ergebnis

Kurzer Aufenthalt

Moment

Wolkenspiel

Optimismus

Ein Buchenblatt

Unentschlossen

Abendrot

Frühling

Seltsame Begegnung

Grün, schwarz-weiß gemalt

Melancholie

Gänseblümchen

Der Traum

Gefundene Antwort

Nach dem Gewitter

Kaffeezeit

Angebrochen

Ende – Anfang oder …

Lost in September

Gewitter

Aufbruch

Vorwärts

Willkommen

Maikäfer

Der Sommer kommt

Suchend

Heimkehr

Ein Tag

Aussicht

Sturmwind

Sommerregen

Plittersdorf

Die Raben

Geschichten

Open-Air

Am Fenster

Abendstimmung

Intermezzo

Wachsend

Montag

Schade

Drei Tage

Halb sechs im Stadtpark

Ebbe und Flut

Kein Gedicht

Ich bin so frei

Askese

Geschmackvoll gekleidet

Robespierre

Ein voller Erfolg

Sonntags

Katalogleben

In den Norden

Wechselblüter

Krieger

Briefmarken und Kronkorken

Berufsplanung

Abwärts

Viel Erfolg

Manche Fliegen

Alles was Du sagst …

Täglich

Duckmäuser?

Abends am Rhein

Reumütige Betrachtung

Dienstagabend

Abend rieselt leise

Der Maulwurf

Nächtliche Reise

Hallo

Gemüsebauern frühstücken anders

Hömma

Subversive Pastellpigmente in Honig und Senf

Das Weibsbild aus Daun

Morgen?

Bad Tölz

Geträumt

Mahlzeit

Farbe

Besser als der Blues

Warten

Eingeschlafen

Das wäre toll

Zeiten

Entfernungen

Unendlich befreit

Warum sollte ich

Zwischendurch

Angefangen

Erfassen

High Noon

Glück

315.360 Pulsschläge

Glücklich

Eingeschlichen

Post für uns

Eine Frage des Alters

Drei Tage

Manchmal

Dem Schneck

Gerne

Bleib Du

Gedanken beim Einkauf

Guten Tag?

Du

Warum ich sie liebe

Diebstahl

Eine Bitte

Nachgefragt

An der Zeit

Moritat vom Tod einer Zecke

Albern

Morgens Dämmerung

Scherenschnitt

23.37 Uhr

Am kleinen Wagen

Hausputz

¼ vor neun

Wieder eines

Sprünge

Zeigen

Theaterplatz

Kleine Freuden

Depression

Und Du

Ab Morgen

Mein Weltbild

Fortschritt

Das Streifenhorn

Wintermorgen

Den Tag gewinnen

Eiscafé

Gestern

Bin so müde

Partygeflüster

Die Kritiker

11 Fragen

Vorwärts

Denkmal

Fliegen

Zurück

Enttäuschungen

End-Spannung

Spurensuche

Halt

Wer ernten will, muss säen

Situationsbedingt

Beenden

Fallen

Missverständnis

Tanz vor dem Vulkan

Närrisch

Fragen

In Florenz wäre vieles anders

Wandernder Begleiter

Kreide

Kerzengerade

Dichter…

Zum Abschluss

PETER REUTER, DER VERSUCH EINES VORWORTS

Für den Freund, für den Thomas …

Ich wurde gebeten, ein Vorwort zu schreiben. Nun gut, einen Versuch soll es mir jetzt wert sein: „Vorwort“. Passt das, geht es in dieser Art und Weise in Ordnung, lieber Thomas, lieber Verleger?

Formal also scheint mir diese Aufgabe folglich in geziemender Kürze erledigt. Ist sie aber wohl nicht wirklich.

Alles auf Null. Und ein neuer Versuch: Der Thomas Mentzel ist mein Freund und Kumpel – darüber und darauf bin ich ebenso stolz wie froh. Dieser Mensch hat sich vor einiger Zeit entschlossen, seine lyrischen Texte in ein Buch zu zwängen, auch einen Deckel darum hat er vorgesehen.

Kurz nach diesem Deckel ist ein wenig Platz für mich vorgesehen, damit ich zu diesem Buch etwas schreibe. Eine ehrenwerte Arbeit, über welche ich mich sehr freute – und die sich dann dadurch auszeichnete, dass sie, die Arbeit und ich mir das Drücken davor leichtmachten. Heute aber bin ich fällig, deutlicher als deutlich fällig.

Alle habe ich sie gelesen, es sind mehr als 200 Seiten geworden. Der Mentzel, der Thomas, er schrieb alle miteinander. Und trotzdem dachte ich beim Lesen dauernd: Woher weiß er das alles von mir? Wer hat ihm dies alles gesagt? Warum hat er mich nicht gefragt, als er dieses Buch zusammenstellte und derart viel von mir und über mich erzählte? Der Thomas, der Bär, die Kante von einem Mann, dieser spöttisch-ironische, große und kräftige, lächelnde, kluge und emotionale und streitbare und kämpferische und witzelnde, provokante und verletzlich-gefühlvolle, romantisch-sensible Freund, er denkt vermutlich im Traum nicht daran, diese meine Fragen jetzt real in echt ernst zu nehmen oder gar darauf zu antworten.

Sie merken also zu Recht, ich bin alles andere als objektiv. Auch das feingeschliffene und ebenso formulierende Auge eines Kritikers fehlt mir. Darüber bin ich aber sehr froh.

Neben mir, zumindest bilde ich es mir ein, habe ich auch den Thomas gefunden und gelesen, wie ich ihn kenne, schätze und einschätze.

Im Traum denke ich nicht daran, hier an dieser Stelle aus seiner Lyrik, aus den poetischen Gedanken zu zitieren, um sie damit sie auf die sprichwörtliche Waage des Empfindens zu legen. Das sollen sie schon selbst tun.

Haben sie vielleicht das große Glück, sein wunderbares Gedicht „Manchmal“ live während einer Lesung auf der Bühne oder als Mitschnitt zu hören, dann fliegt ihnen der Hut weg. Dafür garantiere ich.

Diese melancholische und suchende und kräftig leise Stimme findet den Weg zu den Empfindungen eines Bären, der sich dazu entschlossen und vorgenommen hat, die Menschen zu lieben.

Er hält es durch. Von der ersten bis zur letzten Seite, Zeile. Sie werden es sehr schnell bemerken.

Die Empfindungen, die Menschen, die Träume, das Wollen, das Verlieren – er muss mich und mein Verhalten mehr als lange studiert haben – oder ich bin ihm ähnlicher als ich denke.

Dies ist keine Schande, wirklich keine Schande. Thomas ist ein warmer und ein kluger und ein melancholischer und ein emotionaler Schreiber der ganz besonderen Art.

Das beste Buch eines Bären, welches ich je gelesen habe.

Herzliche Grüße

Ihr Peter Reuter

Über Peter Reuter:

Schreibt Satiren und ähnliche Wahrscheinlichkeiten. Bis 2014 Mitherausgeber der WORTSCHAU, welche er mit Wolfgang Allinger gegründet hat. Peter Reuter war Stadtschreiber in Bad Bergzabern und ist aktuell Mitglied des Vorstandes des Verbands deutscher Schriftsteller in Rheinland-Pfalz. Ferner gehört er dem „Literarischen Verein der Pfalz“ an. Er arbeitet unter anderem für das Radio und veröffentlicht auch fleißig im journalistischen Bereich. Mit seiner Familie lebt er in der Südpfalz.

VORLÄUFIGES ERGEBNIS

Bin gesprungen und gerannt

habe gelacht und getanzt

habe Seifenblasen in die Luft gepustet

habe so manches Kraut gekostet

habe Traumschlösser gebaut

habe Schokolade und Lakritz gekaut

habe am Meer auf Sand geschlafen

habe auf Parkett Lackschuhe getragen

habe Gedichte gelesen

habe Geschichten geschrieben

bin bestimmt nicht der Alte geblieben

KURZER AUFENTHALT

Wie Intercityzüge

rasen manche Tage

durch die Jahre

und ich denke mir

jetzt einfach einmal die Notbremse ziehen

anhalten,

zur Tür gehen, aussteigen

auf den Geleisen ganz tief Luft holen

den Geruch von

Wald

Erde

Asphalt

Staub

inhalieren

tief in mich einsaugen

die Welt auf mich wirken lassen

jetzt einfach einmal die Notbremse ziehen

ganz gemütlich wieder einsteigen

den Schaffner fragen

was los ist

den warmgesessenen Platz

im Abteil wieder einnehmen

und mich über die Verspätung freuen.

An diesen Tagen sehne ich mich nach der

alten Dampflok und meiner

Spielzeugeisenbahn.

MOMENT

Da sitze ich nun

in meinem Glück

mit meinem Glück

Festhalten mag ich es nicht

nicht falten

schon gar nicht einrahmen

nicht einpacken

um es dann

vertrocknet, konserviert

bei einer anderen Gelegenheit

wieder hervorzukramen

Also sitze ich nun

in meinem Glück

mit meinem Glück

Versuche es

zu tasten

zu schmecken

zu sehen

zu riechen

zu hören

(wie es durch die Windungen meines Hirns rauscht)

und es ganz tief in mich hinein zu saugen

So bleibt es

als flüchtiger Moment

doch ein Stück von mir

WOLKENSPIEL

Weshalb

sollte ich nicht

nach den Wolkenbällen greifen

mit denen der Wind

an diesem sonnigen Tag

meilenweit

vor dem Horizont sein Spiel treibt …

Zu hoch sind sie?

Zu weit?

Unerreichbar?

Aber meine Seele

bekommt Flügel,

weil Sonnenstrahlen

soeben

meine Nasenspitze kitzelten

OPTIMISMUS

Sehr zuversichtlich steht die Sonne

morgens im Osten auf.

Erstaunt wandert sie in den Süden

um dann

fassungslos auf den Westen zu sehen.

Bestürzt legt sie sich am Abend im Norden schlafen

und überlässt die Nacht dem Mond.

Dem ist egal,

es ist dunkel und er kann nichts sehen.

Die Sonne jedoch

diese ewige Optimistin

begibt sich am kommenden Morgen auf die gleiche

Reise.

"Solar" Serie-A-Typie, 30x30cm

EIN BUCHENBLATT

Soeben

fiel ein großes

buntgefärbtes Blatt

aus der Buchenkrone

vor unserem Haus

versonnen blickte ich ihm hinterher

derweil mit mir darüber philosophierend

ob der Herbst in diesem Jahr

recht bald kommt um

einen durchnässten Sommer abzulösen

ob wir überhaupt einen Sommer hatten

und wenn

ob nicht weitaus

eher der Frühling Sommer war

oder auch,

dass, wenn Blätter so früh aus Wipfeln fallen

uns vermutlich ein recht strenger Winter

mit viel Eis und Kälte droht

indessen ich also

in diesen Anblick versunken

einen jahreszeitlich angepassten

wetterphilosophischen

inneren Dialog hielt und mir dabei

keine Antwort schuldig blieb

torkelte und taumelte das buntgefärbte Blatt

weiter unbeirrt, schwerkraftgefügig

der grauen wartenden Straße entgegen

und ich dachte mir,

dass sicherlich niemand

in der Lage sein wird

seine Flugbahn zu berechnen

als ein leichter Windstoß

das Blatt nach unten beförderte

wo es sogleich von einem

angerosteten, roten, rasenden

alten Passat überfahren wurde.

soeben

fiel ein großes, buntgefärbtes Blatt

aus der Buchenkrone

vor unserem Haus

Ich glaube

dieser Winter wird uns früh Schnee bringen

UNENTSCHLOSSEN

Unentschlossen stehen wir zwischen Jahreszeiten

einen Fuß bereits fest im Winter

der andere tastet sich den Sommer

kahle Äste fressen sich an

unsren Argumenten grün

Worte leuchten in die Morgenröte

widerwillig hören wir von China

lesen dunkle Worte aus Afghanistan

Zögernd,

stotternd überlege ich

die Sonne aufzugeben

stell mich vor die Stadt

seh´ von dort:

die Regen strömen

ABENDROT

Ach,

solche Tage