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Der Autor war bereits in den 1970er und 80er Jahren als Liedermacher und Kabarettist auf Deutschlands Kleinkunstbühnen unterwegs, Als Maler hatte er seinerzeit diverse Einzelausstellungen in Bonn und dem bergischen Land. Nach jahrelanger Abstinenz traut er sich wieder und legt nun mit "Eis essen" Texte aus den vergangen Jahren vor. Ergänzt werden die Texte von 12 seiner Serie-A-Typien.
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Seitenzahl: 81
Veröffentlichungsjahr: 2017
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Für Bettina
Peter Reuter, der Versuch eines Vorworts
Vorläufiges Ergebnis
Kurzer Aufenthalt
Moment
Wolkenspiel
Optimismus
Ein Buchenblatt
Unentschlossen
Abendrot
Frühling
Seltsame Begegnung
Grün, schwarz-weiß gemalt
Melancholie
Gänseblümchen
Der Traum
Gefundene Antwort
Nach dem Gewitter
Kaffeezeit
Angebrochen
Ende – Anfang oder …
Lost in September
Gewitter
Aufbruch
Vorwärts
Willkommen
Maikäfer
Der Sommer kommt
Suchend
Heimkehr
Ein Tag
Aussicht
Sturmwind
Sommerregen
Plittersdorf
Die Raben
Geschichten
Open-Air
Am Fenster
Abendstimmung
Intermezzo
Wachsend
Montag
Schade
Drei Tage
Halb sechs im Stadtpark
Ebbe und Flut
Kein Gedicht
Ich bin so frei
Askese
Geschmackvoll gekleidet
Robespierre
Ein voller Erfolg
Sonntags
Katalogleben
In den Norden
Wechselblüter
Krieger
Briefmarken und Kronkorken
Berufsplanung
Abwärts
Viel Erfolg
Manche Fliegen
Alles was Du sagst …
Täglich
Duckmäuser?
Abends am Rhein
Reumütige Betrachtung
Dienstagabend
Abend rieselt leise
Der Maulwurf
Nächtliche Reise
Hallo
Gemüsebauern frühstücken anders
Hömma
Subversive Pastellpigmente in Honig und Senf
Das Weibsbild aus Daun
Morgen?
Bad Tölz
Geträumt
Mahlzeit
Farbe
Besser als der Blues
Warten
Eingeschlafen
Das wäre toll
Zeiten
Entfernungen
Unendlich befreit
Warum sollte ich
Zwischendurch
Angefangen
Erfassen
High Noon
Glück
315.360 Pulsschläge
Glücklich
Eingeschlichen
Post für uns
Eine Frage des Alters
Drei Tage
Manchmal
Dem Schneck
Gerne
Bleib Du
Gedanken beim Einkauf
Guten Tag?
Du
Warum ich sie liebe
Diebstahl
Eine Bitte
Nachgefragt
An der Zeit
Moritat vom Tod einer Zecke
Albern
Morgens Dämmerung
Scherenschnitt
23.37 Uhr
Am kleinen Wagen
Hausputz
¼ vor neun
Wieder eines
Sprünge
Zeigen
Theaterplatz
Kleine Freuden
Depression
Und Du
Ab Morgen
Mein Weltbild
Fortschritt
Das Streifenhorn
Wintermorgen
Den Tag gewinnen
Eiscafé
Gestern
Bin so müde
Partygeflüster
Die Kritiker
11 Fragen
Vorwärts
Denkmal
Fliegen
Zurück
Enttäuschungen
End-Spannung
Spurensuche
Halt
Wer ernten will, muss säen
Situationsbedingt
Beenden
Fallen
Missverständnis
Tanz vor dem Vulkan
Närrisch
Fragen
In Florenz wäre vieles anders
Wandernder Begleiter
Kreide
Kerzengerade
Dichter…
Zum Abschluss
Für den Freund, für den Thomas …
Ich wurde gebeten, ein Vorwort zu schreiben. Nun gut, einen Versuch soll es mir jetzt wert sein: „Vorwort“. Passt das, geht es in dieser Art und Weise in Ordnung, lieber Thomas, lieber Verleger?
Formal also scheint mir diese Aufgabe folglich in geziemender Kürze erledigt. Ist sie aber wohl nicht wirklich.
Alles auf Null. Und ein neuer Versuch: Der Thomas Mentzel ist mein Freund und Kumpel – darüber und darauf bin ich ebenso stolz wie froh. Dieser Mensch hat sich vor einiger Zeit entschlossen, seine lyrischen Texte in ein Buch zu zwängen, auch einen Deckel darum hat er vorgesehen.
Kurz nach diesem Deckel ist ein wenig Platz für mich vorgesehen, damit ich zu diesem Buch etwas schreibe. Eine ehrenwerte Arbeit, über welche ich mich sehr freute – und die sich dann dadurch auszeichnete, dass sie, die Arbeit und ich mir das Drücken davor leichtmachten. Heute aber bin ich fällig, deutlicher als deutlich fällig.
Alle habe ich sie gelesen, es sind mehr als 200 Seiten geworden. Der Mentzel, der Thomas, er schrieb alle miteinander. Und trotzdem dachte ich beim Lesen dauernd: Woher weiß er das alles von mir? Wer hat ihm dies alles gesagt? Warum hat er mich nicht gefragt, als er dieses Buch zusammenstellte und derart viel von mir und über mich erzählte? Der Thomas, der Bär, die Kante von einem Mann, dieser spöttisch-ironische, große und kräftige, lächelnde, kluge und emotionale und streitbare und kämpferische und witzelnde, provokante und verletzlich-gefühlvolle, romantisch-sensible Freund, er denkt vermutlich im Traum nicht daran, diese meine Fragen jetzt real in echt ernst zu nehmen oder gar darauf zu antworten.
Sie merken also zu Recht, ich bin alles andere als objektiv. Auch das feingeschliffene und ebenso formulierende Auge eines Kritikers fehlt mir. Darüber bin ich aber sehr froh.
Neben mir, zumindest bilde ich es mir ein, habe ich auch den Thomas gefunden und gelesen, wie ich ihn kenne, schätze und einschätze.
Im Traum denke ich nicht daran, hier an dieser Stelle aus seiner Lyrik, aus den poetischen Gedanken zu zitieren, um sie damit sie auf die sprichwörtliche Waage des Empfindens zu legen. Das sollen sie schon selbst tun.
Haben sie vielleicht das große Glück, sein wunderbares Gedicht „Manchmal“ live während einer Lesung auf der Bühne oder als Mitschnitt zu hören, dann fliegt ihnen der Hut weg. Dafür garantiere ich.
Diese melancholische und suchende und kräftig leise Stimme findet den Weg zu den Empfindungen eines Bären, der sich dazu entschlossen und vorgenommen hat, die Menschen zu lieben.
Er hält es durch. Von der ersten bis zur letzten Seite, Zeile. Sie werden es sehr schnell bemerken.
Die Empfindungen, die Menschen, die Träume, das Wollen, das Verlieren – er muss mich und mein Verhalten mehr als lange studiert haben – oder ich bin ihm ähnlicher als ich denke.
Dies ist keine Schande, wirklich keine Schande. Thomas ist ein warmer und ein kluger und ein melancholischer und ein emotionaler Schreiber der ganz besonderen Art.
Das beste Buch eines Bären, welches ich je gelesen habe.
Herzliche Grüße
Ihr Peter Reuter
Über Peter Reuter:
Schreibt Satiren und ähnliche Wahrscheinlichkeiten. Bis 2014 Mitherausgeber der WORTSCHAU, welche er mit Wolfgang Allinger gegründet hat. Peter Reuter war Stadtschreiber in Bad Bergzabern und ist aktuell Mitglied des Vorstandes des Verbands deutscher Schriftsteller in Rheinland-Pfalz. Ferner gehört er dem „Literarischen Verein der Pfalz“ an. Er arbeitet unter anderem für das Radio und veröffentlicht auch fleißig im journalistischen Bereich. Mit seiner Familie lebt er in der Südpfalz.
Bin gesprungen und gerannt
habe gelacht und getanzt
habe Seifenblasen in die Luft gepustet
habe so manches Kraut gekostet
habe Traumschlösser gebaut
habe Schokolade und Lakritz gekaut
habe am Meer auf Sand geschlafen
habe auf Parkett Lackschuhe getragen
habe Gedichte gelesen
habe Geschichten geschrieben
bin bestimmt nicht der Alte geblieben
Wie Intercityzüge
rasen manche Tage
durch die Jahre
und ich denke mir
jetzt einfach einmal die Notbremse ziehen
anhalten,
zur Tür gehen, aussteigen
auf den Geleisen ganz tief Luft holen
den Geruch von
Wald
Erde
Asphalt
Staub
inhalieren
tief in mich einsaugen
die Welt auf mich wirken lassen
jetzt einfach einmal die Notbremse ziehen
ganz gemütlich wieder einsteigen
den Schaffner fragen
was los ist
den warmgesessenen Platz
im Abteil wieder einnehmen
und mich über die Verspätung freuen.
An diesen Tagen sehne ich mich nach der
alten Dampflok und meiner
Spielzeugeisenbahn.
Da sitze ich nun
in meinem Glück
mit meinem Glück
Festhalten mag ich es nicht
nicht falten
schon gar nicht einrahmen
nicht einpacken
um es dann
vertrocknet, konserviert
bei einer anderen Gelegenheit
wieder hervorzukramen
Also sitze ich nun
in meinem Glück
mit meinem Glück
Versuche es
zu tasten
zu schmecken
zu sehen
zu riechen
zu hören
(wie es durch die Windungen meines Hirns rauscht)
und es ganz tief in mich hinein zu saugen
So bleibt es
als flüchtiger Moment
doch ein Stück von mir
Weshalb
sollte ich nicht
nach den Wolkenbällen greifen
mit denen der Wind
an diesem sonnigen Tag
meilenweit
vor dem Horizont sein Spiel treibt …
Zu hoch sind sie?
Zu weit?
Unerreichbar?
Aber meine Seele
bekommt Flügel,
weil Sonnenstrahlen
soeben
meine Nasenspitze kitzelten
Sehr zuversichtlich steht die Sonne
morgens im Osten auf.
Erstaunt wandert sie in den Süden
um dann
fassungslos auf den Westen zu sehen.
Bestürzt legt sie sich am Abend im Norden schlafen
und überlässt die Nacht dem Mond.
Dem ist egal,
es ist dunkel und er kann nichts sehen.
Die Sonne jedoch
diese ewige Optimistin
begibt sich am kommenden Morgen auf die gleiche
Reise.
"Solar" Serie-A-Typie, 30x30cm
Soeben
fiel ein großes
buntgefärbtes Blatt
aus der Buchenkrone
vor unserem Haus
versonnen blickte ich ihm hinterher
derweil mit mir darüber philosophierend
ob der Herbst in diesem Jahr
recht bald kommt um
einen durchnässten Sommer abzulösen
ob wir überhaupt einen Sommer hatten
und wenn
ob nicht weitaus
eher der Frühling Sommer war
oder auch,
dass, wenn Blätter so früh aus Wipfeln fallen
uns vermutlich ein recht strenger Winter
mit viel Eis und Kälte droht
indessen ich also
in diesen Anblick versunken
einen jahreszeitlich angepassten
wetterphilosophischen
inneren Dialog hielt und mir dabei
keine Antwort schuldig blieb
torkelte und taumelte das buntgefärbte Blatt
weiter unbeirrt, schwerkraftgefügig
der grauen wartenden Straße entgegen
und ich dachte mir,
dass sicherlich niemand
in der Lage sein wird
seine Flugbahn zu berechnen
als ein leichter Windstoß
das Blatt nach unten beförderte
wo es sogleich von einem
angerosteten, roten, rasenden
alten Passat überfahren wurde.
soeben
fiel ein großes, buntgefärbtes Blatt
aus der Buchenkrone
vor unserem Haus
Ich glaube
dieser Winter wird uns früh Schnee bringen
Unentschlossen stehen wir zwischen Jahreszeiten
einen Fuß bereits fest im Winter
der andere tastet sich den Sommer
kahle Äste fressen sich an
unsren Argumenten grün
Worte leuchten in die Morgenröte
widerwillig hören wir von China
lesen dunkle Worte aus Afghanistan
Zögernd,
stotternd überlege ich
die Sonne aufzugeben
stell mich vor die Stadt
seh´ von dort:
die Regen strömen
Ach,
solche Tage