Eisblumen - Sonja Seel - E-Book

Eisblumen E-Book

Sonja Seel

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Beschreibung

Als ich an meinem Fenster saßund alles um mich herum vergaß,da wurde mir klar: Es ist so weit!Der Winter macht sich im Lande breit. Eine bunte Mischung aus Märchen, Kurzgeschichten und Gedichten, die einen in eine andere Welt entführen.

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Seitenzahl: 61

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Eisblumen

Erzählungen, Märchen und Gedichte

Sonja Seel

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Impressum:

Personen und Handlungen sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind zufällig und nicht beabsichtigt.

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www.herzsprung-verlag.de

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© 2019 Herszprung-Verlag GbR

Mühlstraße 10, 88085 Langenargen

Telefon: 08382/9090344

Alle Rechte vorbehalten.

Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt.

Cover gestaltet mit Bildern von © katarinagondova - Adobe Stock lizenziert

Lektorat: Redaktions- und Literaturbüro MTM: www.literaturredaktion.de

ISBN: 978-3-96074-056-8 - Taschenbuch

ISBN: 978-3-96074-218-0 - E-Book

*

Inhalt

Immergrüne Liebe

Die Fuchsbrau

Winterfreundschaft

Bücher voller Leben

Das Jahr geht zu Ende

Der Schauspieler

Der verfluchte Hase

Des Königs Töchter

Die Liebe bleibt

Die Sängerin

Die schöne Tine

Eisblumen

Ladykiller

Die Autorin

*

Immergrüne Liebe

Vor langer Zeit, da lebte im Wald Immergrün ein Volk von Feen. Sie waren friedlich und liebenswert und lebten in Harmonie mit den Tieren und Pflanzen des Waldes. Der Wald Immergrün hatte seinen Namen nicht umsonst, ganz gleich welche Jahreszeit es gerade war, die Bäume erstrahlten in sattem Grün und die Blumen erblühten an jedem Morgen. Es war die Magie der Feen, die den Wald in ewigen Sommer hüllte. Wäre es nach den Wünschen der Wesen im Wald gegangen, hätte der Friede nie ein Ende gefunden. Doch wie das Leben so spielt, gehen Wünsche nicht immer in Erfüllung.

Es geschah am Morgen, als die Vögel zu zwitschern begannen und die ersten Blumen ihre Blüten dem Licht entgegenstreckten. Zunächst war nur ein Schnurren zu hören. Ganz langsam wurde es zu einem lauten Knurren, es verscheuchte die Tiere, die sich alle versteckten. Der Wind wurde stärker, Blätter wurden von den Ästen geweht, Blumen knickten um. Die Feen versuchten, ihre Magie einzusetzen, doch immer, wenn sie gerade eine Blume gerettet hatten, zerbrachen weitere. Den ganzen Tag flogen sie gegen den Wind an. Als die Nacht hereinbrach, herrschte schlagartig Ruhe. Erschöpft ließen sich die Feen auf den Waldboden nieder und betrachteten das Chaos. Der Erdboden war übersät mit leblosen Blumen und einst grünen Blättern. In den kahlen Ästen saßen Vögel, die verzweifelt auf ihre zerstörten Nester blickten. Auch die anderen Tiere trauten sich aus ihren Verstecken, die Angst war ihnen noch immer anzusehen.

Am nächsten Morgen, als die Sonne ihre Strahlen auf die Erde schickte, da begann das Grauen im Wald erneut. Aus leisem Schnurren wurde ein lautes Knurren und der Wind wurde immer stärker. Aufgebracht flogen die Feen umher und versuchten, so viel wie möglich zu retten, doch am Ende des Tages war kaum eine Pflanze heil und viele der Tiere waren aus dem Wald geflüchtet. Die Feen schauten sich unglücklich um, sie würden dies nicht lange durchhalten und bald den Wald verlassen. Da kam im Schutz der Dunkelheit eine Eule zu ihnen geflogen. Sie ließ sich in einem Baum über den Feen nieder und blickte sie mit großen Augen an. „Ich kenne das, wovon ihr berichtet. Der Sturm, der über euren Wald zieht, dies sind die Flügelschläge eines Drachen. Und das Knurren ist sein Schreien nach einer neuen Liebe.“

Verwundert und fragend schauten die Feen zur Eule. Mit Drachen hatten sie noch nie etwas zu tun gehabt. Die Eule versuchte es, zu erklären: „Der Drache ist auf Brautschau. Und euren Wald hat er sich als Heimat ausgesucht. Er versucht, mit seinem Rufen eine Frau anzulocken, und will ihr das Land schenken.“

Die Feen waren schockiert, vielleicht könnte man mit dem Drachen reden.

„Drachen sind stur und egoistisch“, erklärte die Eule, „er wird nicht gehen, selbst wenn ihr ihn darum bittet. Um ihn loszuwerden, bedarf es einer List. Ihr müsst ihn dazu bringen, von eurem Wald abzulassen. Ich hätte da eine gute Idee.“ In den nächsten Stunden erklärte die Eule den Feen, was sie zu tun hatten, es war ihre letzte Chance, den Wald zu retten.

Am nächsten Morgen stieg der Drache über dem Wald auf, er flog umher und rief nach einer Frau. So drehte er seine Runden und jeder seiner Flügelschläge ließ den Wald unter ihm erzittern. Er war noch nicht lang geflogen, da sah er etwas Rotes auf sich zukommen. Es schien eines von diesen Wesen zu sein, das man als Fee bezeichnet. Der Drache hatte bereits von ihnen gehört, vermied es allerdings, sich mit solchen Viechern abzugeben. Dieses Mal jedoch hatte er keine Wahl, die Fee flog direkt auf ihn zu.

„Hallo, guter Drache“, rief sie ihm zu.

Er schaute sie verwirrt an, beschloss aber, sich einen Moment zum Zuhören zu nehmen. Immerhin gab es nicht viele Wesen, die sich trauten, mit Drachen zu sprechen.

„Wie ich höre, suchst du nach einer Braut, guter Drache. Ich bin gekommen, um dir zu erzählen, dass ich genau die richtige Frau für dich kenne. Sie ist die Schönste aller Drachen, jede ihrer Schuppen glänzt in giftigem Grün und ihre Augen funkeln wie Sterne.“

Der Drache wurde neugierig. Wo genau war sie zu finden?

„Sie lebt sehr weit von hier und wartet schon so lange auf einen starken Drachen, mit dem sie zusammen sein kann.“

„Ich werde diesen Wald nicht verlassen!“, rief der Drache wütend.

„Du kannst gern hierbleiben. Nur gebe ich dir den guten Rat, ein paar Blumen für deine Geliebte stehen zu lassen, sie liebt Rosen und in dem Wald unter uns blüht durch deine kraftvollen Flügelschläge fast nichts mehr.“ Nach diesen Worten flog die Fee davon und der Drache blieb nachdenklich zurück. Es war tatsächlich ein schöner Anblick, wenn Blumen und Bäume zu blühen begannen. Vielleicht sollte er sich einfach auf sein Rufen konzentrieren und etwas vorsichtiger über den Wald hinwegfliegen. Er kam zu dem Entschluss, dass es nicht schaden konnte, einige Blumen stehen zu lassen.

Am nächsten Tag flog er langsam mit einer Rose in der Klaue über den Wald und knurrte, so laut er konnte. Er war noch nicht lang geflogen, da sah er etwas Blaues auf ihn zukommen. Es war erneut eine Fee.

„Hallo, guter Drache!“, rief sie ihm zu. „Ich bin gekommen, um dir zu erzählen, dass ich genau die richtige Frau für dich kenne. Sie ist die Schönste aller Drachen, jede ihrer Schuppen glänzt in giftigem Grün, ihre Augen funkeln wie Sterne und sie liebt Rosen über alles.“

Der Drache wusste dies bereits und fragte, wo sie denn sei und warum sie nicht auf sein Rufen reagiere.

„Dein Knurren ist äußerst kraftvoll und zeigt durchaus deine Stärke, sie aber liebt es, wenn man ihr sanft etwas vorsingt. Leider wohnt sie so weit weg, dass sie dies nicht hören wird.“

„Ich werde diesen Wald nicht verlassen!“, rief der Drache.

„Das solltest du auch nicht, guter Drache. Nur kann es sein, dass sie nicht kommen wird, da sie sehr schüchtern ist und dein Knurren sie verschreckt.“ Die Fee flog davon und ließ den nachdenklichen Drachen zurück. Sein Knurren war wirklich sehr laut, jeder konnte es hören. Eigentlich musste die schöne Drachenfrau nun bereits wissen, wo er zu finden war. Vielleicht würde sie sich zu ihm wagen, wenn er etwas summen oder leise singen würde. Er wollte es am nächsten Tag versuchen.

Am nächsten Tag flog der Drache mit einer Rose in der Hand und leise summend über den Wald.