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In einer Welt voll von Wundern und atemberaubenden Kulissen bedroht eine uralte Naturgewalt die Menschheit... In dieser kurzweiligen Novelle, ganz im Zeitgeist unserer schnelllebigen Welt, greift Victor Schmidt einige der ältesten Fragen der Menschheitsgeschichte auf und erzählt zugleich die rührende Geschichte eines unbekannten Protagonisten, die zum Nachdenken und Mitfiebern hinreißt. "Eiswolken" handelt von dem scheinbar aussichtslosen Kampf um die Zukunft der Welt, von tiefen Gefühlen und von dem Sinn unserer ganzen Existenz.
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Seitenzahl: 87
Veröffentlichungsjahr: 2020
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In einer Welt voll von Wundern und atemberaubenden Kulissen bedroht eine uralte Naturgewalt die Zukunft der Menschheit...
“Eiswolken” handelt von dem scheinbar aussichtslosen Kampf um die Zukunft der Welt, von tiefen Gefühlen und von dem Sinn unserer ganzen Existenz.
Meine lieben Leser!
Wer von euch meine Projekte online verfolgt, hat vermutlich mitbekommen, dass sich bald 100 Songs und mehr als ein Dutzend Buchideen in meinem Zimmer stapeln. Allein die alle abzuarbeiten, dauert vermutlich drei Leben. Vor allem, wenn immer mehr neue rührende Inspirationen dazukommen ;)
Wieso mache ich mir dann die Mühe, meine erste Fantasy-Novelle zu aktualisieren?
Als ich angefangen hatte, an diesem Buch zu schreiben, war ich erst 17 Jahre alt.
Ich ging noch zur Schule, hatte eine glückliche Familie und dachte noch ernsthaft, ich wollte Chemiker werden. Alles war auf eine gewohnte und vertraute Art und Weise gut.
Dann kamen 2019 und 2020. Die Schule endete, und Corona kam. Ein Großteil der Menschen, die ich für meine Freunde gehalten hatte, sah ich nie wieder. Ich mache aber niemandem einen Vorwurf. So ist das Leben.
Ich brach den Chemie-Teil meines Studiums nach 2 Wochen ab. Und im Herbst 2020 starb mein Vater an Krebs.
Mein Leben war wie zu einem grausamen Film geworden. Ohne Mitgefühl für die Protagonisten durchkreuzte der Regisseur fast alle Pläne, warf das ganze Drehbuch auf den Kopf und strich willkürlich Menschen aus der Geschichte. Dann entschied ich mich, die Sache selbst in die Hand zu nehmen.
Mittlerweile (2022) bin ich 21 Jahre alt und habe 2/3 meines Bachelor-Studiums geschafft… und zwar in Politik und Wirtschaft.
Ich habe eine Partei mit echten Visionen gegründet, einen bundesweiten Kongress mit drei Dutzend demokratischen Kleinparteien veranstaltet und viele großartige Menschen kennengelernt, die mein Herz geöffnet und mir gezeigt haben, wie wertvoll Vertrauen und Treue sind.
Voll Dankbarkeit kann ich heute sagen: ich bin ein besserer Mensch geworden. Es wirkt paradox, aber wer seine Aufgabe in dieser Welt wirklich begriffen hat, der hat es plötzlich überhaupt nicht mehr nötig, irgendwem irgendetwas zu beweisen.
Eben deshalb habe ich einigen Szenen in dieser Novelle einen etwas anderen Unterton gegeben und den Protagonisten etwas reifer und selbstironischer gemacht. Ah, und bei der Schriftgröße und den Himmelsrichtungen musste ich einiges anpassen. ;)
Natürlich hätte ich das Buch auch einfach depublizieren können und das war’s. Das ginge schneller, und das hätten die meisten gemacht. Aber mal unter uns – ich finde diese Geschichte weiterhin klasse. Außerdem gibt es in der heutigen Welt genug Situationen, wo wir uns von unserer harten Seite zeigen müssen.
Dabei machen Empathie und Emotionen das Leben erst lebenswert. Ich schreibe auch heute noch gefühlvolle Musik, bin bei rührenden Filmszenen zu Tränen gerührt und glaube daran, dass die Menschheit in Glück und Frieden leben kann. Und daran wird sich auch in Zukunft nichts ändern.
Vielleicht kann ich mit diesem Buch auch einige von euch motivieren: Es ist euer gutes Recht, allen Ungerechtigkeiten der Welt gleichzeitig den Krieg zu erklären und zugleich doch hoffnungslose Romantiker zu sein. Es hat sogar etwas sehr Edles, wie ich finde.
Wer Gefühle noch immer peinlich findet, der hängt geistig wohl einfach im letzten Jahrtausend fest… :P
Also macht euch mal locker. Wir sind alle nur Menschen.
Es war Nacht. Doch es war keine gewöhnliche Nacht. Ich war unruhig und vor meinem geistigen Auge flimmerte die Gefahr.
Ich stand bei mir zuhause im Halbdunkeln, vor mir die offene Haustür. Draußen lauerte die Dunkelheit. Und nicht nur die Dunkelheit...
Keine Ahnung, wie ich hier hingekommen war. Hätte mich jemand gefragt, so wüsste ich keine Antwort. Doch in diesem Moment war mir Einsamkeit lieber als jemand, der zu mir spricht. Denn ich wusste, da draußen ist etwas. Ein kalter Windhauch berührte mich und ließ die Blätter im Gebüsch vor meinem Haus leise rascheln. Sie klangen verzweifelt und seltsamerweise verdorrt.
Ich trat einen Schritt zurück und drückte die Tür zu.
Doch sie ließ sich nicht schließen. Jedes Mal, wenn ich sie losließ, ging sie langsam, wie von selbst, wieder auf.
Auf einmal hörte ich ein leises Säuseln.
Was war das? War ich in Gefahr? Ich wünschte mir, es würde aufhören, wieder leiser werden und verschwinden. Aber das grässliche Geräusch wollte nicht aufhören. Es kam sogar näher.
Ich griff zu einigen Kisten, die noch im Flur standen. Ich konnte mich nicht daran erinnern, sie je dort hingestellt zu haben. Doch was heißt das schon, dachte ich mir, schließlich kann ich mich an nichts erinnern. Die Kisten stapelte ich hinter der Tür und drückte diese fest zu. Sie sollte wenigstens nicht sperrangelweit offenstehen, auch wenn diese Kisten keinen aufhalten würden.
In diesem Moment stoppte das Säuseln. In der Totenstille hörte ich meinen Atem und sah weiße Wolken in der Luft vor mir entstehen und sich wieder auflösen, im Takt meines schnellen Atems. Die Temperatur war drastisch gesunken. Ich zitterte. Da roch ich einen seltsamen Geruch, der mich erschaudern ließ. Ich musste mich beeilen.
Ich sah auf die Uhr. Die Uhrzeit verstand ich nicht, denn die Uhr spielte verrückt.
Ich begann, einen Gedanken zu fassen. Was ist, wenn das alles hier...
Plötzlich zerbarst die Haustür in Millionen von Splittern. Das Krachen wurde begleitet vom selben Säuseln, nur war dieses bereits zu einem Kreischen herangewachsen.
Kaltes Entsetzen schnürte mir den Atem zu. Ich bekam keine Luft mehr und die Kälte würde unerträglich.
Ich hob den Blick. Da draußen war etwas und es kam näher.
Es bewegte sich auf mich zu. Das Blut gefror in meinen Adern.
Das Wesen hatte den Körperbau eines Menschen, und doch war dies das einzig Menschliche an seiner Erscheinung. Es war die Quelle der Kälte und des Kreischens und die rohe, brutale Kraft, die von ihm ausstrahlte, schien unüberwindbar. Ich bewegte den Blick langsam zur Seite. Auf dem Tisch neben mir bemerkte ich einen Gegenstand, den ich noch nie zuvor gesehen hatte. Er schimmerte metallisch und sah aus wie die Spitze einer Klinge, wahrscheinlich die eines Dolches.
Blitzschnell ergriff ich das kalte Metall. Es fühlte sich sofort merkwürdig vertraut an. Die Kälte der Waffe in meiner Hand war nicht erstickend und schmerzhaft wie die Kälte um mich herum, sondern gab mir vielmehr ein Gefühl der Sicherheit.
Da betrat das unbekannte Wesen den Raum.
Langsam richtete ich die Waffe in seine Richtung.
Ab diesem Moment begann alles zu verschwimmen.
Der Strom der Zeit zerbrach in Bruchstücke, Inseln und Rauchschwaden.
Es rannte in meine Richtung.
Ich stieß zu und wusste, dass ich getroffen hatte.
Das Wesen löste sich auf und ich sank zu Boden.
Alles wurde schwarz.
Ich wachte auf.
Grimmig und ein wenig erschöpft blickte der junge Mann in den Spiegel.
Den schlechten Traum sah man ihm noch gut an. Erst später würde er die perfekte Fassade aufbauen, an die sogar er selbst manchmal zu glauben begann.
Es schien, als hätte er mehr als ein schwieriges Jahr hinter sich, und doch funkelte etwas in seinen Augen, das andere davon abhielt, ihn als schwach zu bezeichnen. Er hatte die Ausstrahlung von jemandem, der genug durchgemacht hat, um nicht mehr von den Meinungen anderer abzuhängen. Vielleicht ist es das, was ihn kalt oder selbstgefällig wirken ließ - obwohl der Mittelpunkt seines Lebens daraus bestand, die Welt um ihn herum schöner zu machen.
Woran er wohl dachte? Das weiß nur der Protagonist selbst. Vielleicht ist sein ganzes Schicksal nur für ihn verständlich. Wenn wir wirklich begreifen wollen, was ein anderer fühlt, müssen wir komplett in dessen Leben eintauchen - uns in seiner Gedankenwelt auflösen.
Alles hat einen Grund. Wir müssen nur unsere Erfahrungen ablegen, unsere Urteile vergessen und etwas häufiger auf unsere Intuition hören - denn die lässt uns nie im Stich.
Aber ist das überhaupt möglich?
Es war ein sonniger Morgen. Ich saß am Frühstückstisch und hörte, so wie jeden Morgen, die Nachrichten.
Der Traum von letzter Nacht ließ mich noch immer nicht los. Ich habe selten Träume und erst recht sehr selten derart erschreckende. Während viele Menschen ihre Träume ignorieren, insbesondere jene, die ihnen nicht angenehm sind, versuche ich stets, aus jedem Traum etwas Gutes für mich mitzunehmen. Und auch an diesem Morgen konnte ich mich nicht beschweren, immerhin habe ich die Gefahr gebannt und das unbekannte Wesen besiegt…
Wie angenehm es sich doch mit einer positiven Lebenseinstellung lebt, schoss mir durch den Kopf. Wenn mir noch mehr interessante Träume kommen, dann wird da noch ein Buch draus, dachte ich mir und drehte das Radio lauter.
Wieder einmal ging es um die Eiswolken – die weltweit alles bestimmende Naturgewalt. Die geheimnisvollsten Legenden und schrecklichsten Katastrophen sind mit ihnen verbunden. Sich jede Nacht vor ihnen zu fürchten, ist Teil des Lebens.
In manchen Nächten tauchen sie hoch am Himmel auf und lassen ihn gläsern-blau erstrahlen und funkeln. Doch was so schön erscheint, ist nur die kalte Schönheit einer tödlichen Naturgewalt, die keine Gnade kennt und vor niemandem Halt macht.
Wenn es während ihrer Anwesenheit hagelt, dann werden durch die Bruchstücke der Eiswolken ganze Häuser und Dörfer scheinbar willkürlich ausradiert. Es ist ein offenes Geheimnis, dass noch kein Gegenstand oder Mensch die direkte Berührung mit dem Eis der Eiswolken unbeschadet überstanden hat. Als vor einigen Monaten ein Kristall in der Größe eines Kleinwagens in einem mehrstöckigen Gebäude in der Vorstadt eingeschlagen war, musste wegen Frostgefahr die ganze Nachbarschaft geräumt werden, bis das mysteriöse Eis im Sonnenlicht verdampft war - solch eine Kälte strahlen die Eiswolken aus.
Wieder dachte ich an meinen letzten Traum und an die Kälte, die das unbekannte Wesen erzeugt hatte. Starke Neugier packte mich. Bestand etwa ein größerer Zusammenhang zwischen den Eiswolken und meinem Traum? Und wenn ja, was bedeutete das? Ich goss mir einen Mangosaft ein.
Soeben erzählte der Radiosprecher: „Die Legende der Eiswolken, die so alt ist wie unsere Zivilisation selbst, besagt, dass die Eiswolken sich nur einer Person beugen. Doch mittlerweile glaubt fast niemand mehr daran, dass sich eines Tages, in einer schicksalhaften Nacht, dieser Mensch finden wird.“
Ich stellte das Glas beiseite und traf eine Entscheidung.