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Ein rätselhaftes Portal. Vier sehr verschiedene Kinder. Eine magische Welt, die alles verändert. Mia, Finn, Emma und Max kennen sich kaum – und könnten unterschiedlicher nicht sein. Doch als ein geheimnisvoller Magier sie in die fremde Welt Eldoria bringt, müssen sie plötzlich lernen, als Team zusammenzuhalten. Begleitet von magischen Tierwesen stellen sie sich kniffligen Aufgaben, entdecken wundersame Orte – und erkennen dabei, wie wichtig Freundschaft, Mut und Mitgefühl sind. Eine warmherzige Abenteuergeschichte, die Kinder ermutigt, an sich selbst zu glauben – ganz gleich, ob laut, leise, verträumt, stark oder besonders. Mit viel Fantasie, Herz und Tiefgang zeigt Eldoria, dass jeder Mensch auf seine Weise einzigartig und wundervoll ist. Mit dabei: Eine zauberhafte DIY-Anleitung zum Einpflanzen eines kleinen Birkenbaums – für kleine Leserinnen und Leser, die Magie auch im echten Leben spüren möchten.
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Seitenzahl: 172
Veröffentlichungsjahr: 2025
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Originalausgabe
1. Auflage 2025
Alle Rechte vorbehalten ©2025 Sabrina Fohr-Baus
Autorenwebseite: www.sabrina-fohr-Baus.de
Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb des Urhebergesetzes ist ohne Zustimmung des Autors unzulässig und strafbar. Dies gilt insbesondere für Vervielfältigung, Übersetzung, Mikroverfilmung und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.
Eldoria
Gefangen im geheimnisvollen Zauberreich
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Texte: © Copyright by Sabrina Fohr-Baus
Umschlaggestaltung: © Copyright by Sabrina Fohr-Baus
Verlag/Selbstverleger:
Sabrina Fohr-Baus
Illustrationen: © Copyright by Sabrina Fohr-Baus
Vertrieb: epubli – ein Service der Neopubli GmbH, Berlin
Fohr-Baus
Eldoria
Gefangen im
geheimnisvollen
Zauberreich
Dieses Buch widme ich allen Kindern!
Jeder von euch ist ein Held – auf seine ganz eigene Weise.
Diese Geschichte zeigt, dass es nicht darauf ankommt, perfekt zu sein oder immer stark zu wirken. Wahre Stärke steckt in Freundschaft, Zusammenhalt und dem Mut, man selbst zu sein.
Manchmal führen uns Abenteuer an überraschende Orte, und manchmal entdecken wir dort Wunder, die unser Herz berühren. Vielleicht werdet ihr in diesem Buch ein Stück von euch selbst wiederfinden – denn jeder von euch ist besonders und einzigartig.
Habt Spaß beim Lesen und träumt groß!
In Liebe und Dankbarkeit
Sabrina Fohr-Baus
Kapitel 1
Es ist geschafft: Mia, Finn, Emma und Max haben den letzten Schultag für dieses Schuljahr hinter sich gebracht.
Die Sonne wirft lange Schatten auf die staubige Straße, während die einfühlsame Mia neben dem schüchternen Finn geht und ihm lachend all ihre Pläne für die Sommerferien erzählt. Direkt hinter ihnen geht Emma, die zu den beiden absichtlich etwas Abstand hält. Max hingegen hat sich versteckt und wartet bereits auf die anderen.
Die Kinder sind auf dem Nachhauseweg, doch eigentlich hat keines der vier Kinder je vorher etwas miteinander zu tun gehabt. Sie kennen sich zwar, und ja, hin und wieder kam es vor, dass sie ein oder zwei Sätze miteinander sprachen, aber sie kennen sich nicht wirklich.
Ich denke, es wäre besser, wenn ich zu jedem Kind etwas erzähle. Denn alle vier Kinder werden in wenigen Minuten in ein magisches Abenteuer aufbrechen. Davon wissen sie allerdings noch nichts.
Da wäre Finn, zehn Jahre alt. Er hat oft den Kopf in den Wolken und wird von anderen manchmal als »unaufmerksam« oder »merkwürdig« abgestempelt. Doch seine ^ Fähigkeit, die magische Welt zu verstehen und komplexe Rätsel zu lösen, macht ihn zu einer unverzichtbaren Person in dieser Geschichte.
Als Nächstes hätten wir Mia, ebenfalls zehn Jahre alt. Sie ist eine stille Beobachterin, hat ein großes Herz und kann die Gefühle anderer besonders gut spüren. Dieses tolle Mädchen erkennt häufig, was andere brauchen, noch bevor sie es selbst wissen. Leider lässt sie sich oft von anderen alles gefallen, setzt keine Grenzen und steht nicht für sich selbst ein. Ihre Empathie macht sie dennoch zu einer ebenfalls unverzichtbaren Person in dieser Geschichte.
Kommen wir zu Emma, auch zehn Jahre alt. Sie hat eine Beinprothese, bewegt sich aber erstaunlich sicher und schnell damit. Ihre Stärke liegt nicht nur in ihrem Mut, sondern auch in ihrer Hartnäckigkeit. Sie würde sich von niemandem etwas gefallen lassen. Auch wenn sie eine körperliche Beeinträchtigung hat, kann ich dir versichern, dass sie ganz genauso wichtig für dieses Abenteuer und diese Geschichte ist wie all die anderen.
Zu guter Letzt kommen wir zu Max, elf Jahre alt. Er ist groß, kräftig und hat ein lautes Auftreten, was ihm oft Respekt einbringt. Leider benutzt er seine Stärke, um andere einzuschüchtern, weil er selbst oft das Gefühl hat, nicht genug zu sein. Doch auch er ist wichtig für diese Geschichte.
Jedenfalls entschied Mia, Finn zu begleiten. Sie hat vor einer ganzen Weile gespürt, dass der Junge oft traurig ist. Deshalb beschloss sie, heute mit ihm den Nachhauseweg zu gehen. – Vielleicht möchte er sich mal mit ihr in den Sommerferien treffen – denkt sie sich. Doch eigentlich wäre Finn gerne allein, so wie sonst auch. Er ist es nicht gewohnt, dass jemand nett zu ihm ist. Jedenfalls niemand außer seiner Familie.
Gleich hinter ihnen geht, wie schon erwähnt, Emma. Sie will sich den beiden nicht nähern, denn Mia drängt sich anderen mit ihrer Freundlichkeit immer auf, findet Emma. Und dass sie immer weiß, wie die anderen sich fühlen, macht sie zusätzlich irgendwie gruselig.
Finn findet sie ohnehin seltsam. Ständig ist er mit dem Kopf woanders und starrt ins Nichts, bis er ganz plötzlich sie anstarrt. Da erschreckt Emma sich jedes Mal.
Der große, starke Max versteckt sich in einer dunklen Ecke, in der Seitengasse, durch die die Kinder anschließend gehen müssen. Max möchte nicht nach Hause gehen und freut sich auch nicht so richtig auf die Sommerferien, da seine Eltern ohnehin nur arbeiten, weshalb er sich ständig alleine beschäftigen muss. Seine »Babysitterin« lässt ihn nicht mit den anderen Kids spielen, die genauso sind wie er, nämlich aggressiv, zerstörerisch und einfach streitsüchtig. Deshalb hat er keine Freunde, denn die netten Kids, haben Angst vor ihm und wechseln sofort die Richtung, wenn sie ihn erblicken. Immerhin hat er schon viele Kinder in der Schule mindestens einmal verprügelt.
Mia und Finn wissen nicht, dass Max in der dunklen Ecke bereits auf sie wartet. Plötzlich springt er laut brüllend hervor, seine Augen funkeln wie die eines Raubtiers. Mia und Finn erschrecken sich, doch statt ihn anzumeckern, werden sie starr vor Angst.
»Haha, ihr kleinen Schisser! Da hab ich euch erwischt. Na, was ist, seid ihr verliebt? Wolltet ihr hier in Ruhe knutschen?«, ärgert Max die beiden. Er hofft, dass jemand etwas zu ihm sagt, denn er will unbedingt einen Grund haben, die beiden zu verprügeln. Doch selbst wenn sie ihm keinen Grund dazu liefern, steht für ihn bereits fest, dass er sie zumindest zu Boden werfen wird.
Finn möchte dem starken Max ausweichen und an ihm vorbeigehen, Mia folgt ihm. Doch Max stellt sich ihnen erneut in den Weg. »Was soll das werden? Habe ich euch erlaubt, einfach weiterzugehen? Ich kann euch nicht leiden! Wisst ihr, was ich mit Leuten mache, die ich nicht leiden kann? Ich schlage sie! Ihr dummen Idioten!«, brüllt Max die beiden an. Während ihre Angst immer größer wird, tritt plötzlich Emma hervor. Sie wollte sich nicht einmischen, aber sie findet, dass der böse Junge es übertreibt, und hätte ein schlechtes Gewissen, wenn sie die beiden anderen diesem Dummkopf überlassen würde.
Das mutige Mädchen stellt sich direkt beschützend vor Mia und Finn und schaut Max böse an. »Lass sie in Ruhe, du großer Idiot!«, zischt sie Max an. Er kann nicht glauben, was er da hört. Niemand traut sich, so mit ihm zu reden, nur seine Eltern. Okay, und seine Babysitterin hat ihm auch schon die ein oder andere Ansage gemacht. Aber ein Kind wäre niemals so lebensmüde, sich freiwillig mit ihm anzulegen, noch nicht einmal die, die genauso fies sind, wie er.
»Hör zu, du dumme Nuss, wenn du nicht sofort deine Klappe hältst, dann ziehe ich dir deine Beinprothese ab und ohrfeige dich damit.«, knurrt Max, dann beginnt er laut zu lachen. Er hofft, dass die anderen beiden mit ihm über seinen geschmacklosen Witz und dieser frechen Drohung lachen, doch die beiden schauen ihn fassungslos an. Sofort stellt sich sein Lachen ein und sein Blick wird wieder ernst und boshaft.
Emma lässt sich von ihm nicht beeindrucken. Ganz im Gegenteil, sie geht auf ihn zu, so, dass sie direkt vor ihm steht, beinahe Nase an Nase. Aus Angst, dass Max Emma schlagen wird, hält Finn sich seine Ohren zu und schließt seine Augen. Jedenfalls für eine Sekunde, dann öffnet er wieder ein Auge, um zu schauen, was passiert.
Mia hingegen fleht die beiden an: »Bitte hört auf zu streiten. Lasst uns einfach alle nach Hause gehen. So bekommt keiner Ärger und niemand wird verletzt.« Doch weder Max noch Emma hören ihr zu. Stattdessen starren sie sich zornig an.
Auf einmal springt Max nach vorn und gibt Emma einen starken Stoß, in der Hoffnung, dass sie zu Boden fällt. Er glaubt, dass sie sich niemals mit ihrer Beinprothese auf den Füßen halten kann. Schon gar nicht, weil er so stark ist. Emma gerät zwar ins Stolpern, kann sich aber dennoch auf den Beinen halten. Das lässt sie sich nicht gefallen. Wütend geht sie mit geballter Faust auf ihn zu, bereit, ihm eine zu scheuern. Doch plötzlich geschieht etwas Seltsames. Die Luft beginnt zu flimmern, indem man bunte Lichtblitze sehen kann. Ein leises Summen erfüllt die Straße, bis aus den bunten Blitzen ein lauter Knall, wie ein Donnern, ertönt. Die Kinder zucken erschrocken zusammen. Sogar die beiden Mutigen, die bereit waren, sich gegenseitig zu verletzen. Die Lichtblitze werden nun so stark, dass die Kinder ihre Augen schließen müssen, da das Licht sie blendet.
Als es in der Gasse wieder dunkler wird und die Kinder ihre Augen wieder öffnen, sehen sie einen Mann, der von einer schleierhaften Wolke umgeben ist und aussieht wie ein Magier.
Seine dunklen Augen funkeln wie glühende Kohlen, sein langer, lilafarbener Umhang flattert, obwohl die Luft still steht. Sein breiter, spitzer Hut, ist tief in sein Gesicht gezogen, doch seine scharfen Gesichtszüge sind noch deutlich sichtbar. Sein Bart geht ihm nur bis zur Brust, anders als bei den Magiern, von denen man in magischen Geschichten immer liest. An seiner Seite befindet sich ein kleines Wesen, das aussieht wie eine Fee. Mit einem großen, dicken Holzstab, auf dem eine große, lilafarbene Kugel steckt, die von Holzästen gehalten wird, schlägt der Magier kräftig auf den Boden. Die Kinder halten vor Angst den Atem an und erschrecken sich ein weiteres Mal, als der Stab mit einem lauten Knall auf den Boden schlägt. Die Kinder erzittern, als der Blick des Magiers jeden einzelnen durchbohrt. Mit tiefer Stimme, die wie ein Gewitter hallt, streng und bestimmend, stellt er ihnen eine Frage, um genau zu sein, hat er ein Rätsel für sie.
»Ich bin das Band, das Menschen vereint, durch Freude und Stürme stets geeint. In guten wie in schweren Tagen, bin ich da, ohne zu fragen. Was bin ich?« Die Kinder schauen ihn, dann sich gegenseitig, anschließend ihn wieder fragend an. Sie kennen die Antwort auf dieses Rätsel nicht. Nicht nur Mia und Finn erzittern vor Angst, sondern auch Max und Emma.
Dem Magier ist schnell klar, dass die Kinder die Lösung nicht kennen, also stellt er ein zweites Rätsel: »Ich sehe die Welt mit offenem Herzen, tröste bei Freude wie auch bei Schmerzen. Ich bin die Brücke, die Herzen berührt, die sanft versteht, was das Leben führt. Was bin ich?« Wieder starren die Kinder ihn fragend an. Was will er von ihnen, und wo ist er bloß hergekommen? Er ist einfach so aus dem Nichts erschienen, wie ist das nur möglich? Ob der Kuchen, den ihre Lehrerin zur Feier des Tages mitbrachte, eventuell nicht mehr gut war? Könnte es sein, dass ein verdorbener Kuchen für Halluzinationen sorgen kann, die bei allen gleich sind? Eher nicht, aber wie sonst sollen sie sich das hier erklären?
Leider können die vier Kids schon wieder keine Antwort geben. Wie auch? Sie stehen zu sehr unter Schock. In einer solchen Situation, kann doch niemand klar denken. Außerdem sind sie nicht gerade gut im Rätsellösen, nur Finn, doch dieser steht schließlich selbst unter Schock.
Der Magier schüttelt seinen gesenkten Kopf, dann schaut er wieder einen nach dem anderen mit strengem Blick an. Max weicht einige Schritte nach hinten aus, da er sich davonschleichen möchte. Doch dem Magier entgeht das nicht. Auf einmal erscheint eine hellleuchtende Schlinge in seiner freien Hand. Er schleudert sie und wirft sie um Max´ Körper. Sowohl Max als auch die anderen Kids schreien laut auf. Anschließend laufen Mia, Finn und Emma ebenfalls los, um diesem gruseligen Kerl zu entkommen. Doch sie haben keine Chance, einer nach dem anderen fängt er mit der Schlinge ein, wobei jeder, der sich bereits darin befindet, mitgezogen wird.
Wenige Augenblicke später, wurden alle Kinder mit der Schlinge gefangen. Sie sind dicht aneinandergepresst, so, dass sie sich weder bewegen, noch befreien können. Er spricht erneut mit strengem Blick und dunkler Stimme zu ihnen: »Da eure Herzen noch uneins und die Antworten noch fern sind, werde ich euch dorthin schicken, wo nur wahrer Zusammenhalt den Weg weist. Doch seid gewarnt, kehrt ihr ohne die Lösungen zurück, wird euch jene Welt für immer als ihr Eigen beanspruchen.«
»Hat jemand eine Ahnung, was dieser Kerl damit meint?«, ruft Emma. Doch es kommt keiner dazu, ihr zu antworten. Zum einen, weil sie selbst alle ratlos sind, zum anderen, weil er die Kinder ohne Probleme mit dem Schleier in die Luft hebt und sie zu schleudern beginnt. Laute, angsterfüllte Schreie entrinnen ihnen und schallen durch die Straße. Doch niemand kann sie hören, nur die Kinder selbst und der Magier.
In wenigen Sekunden werden die Kids so schnell geschleudert, dass um sie herum wieder diese bunten Lichtblitze erscheinen. Vor dem Magier öffnet sich ein magisches Portal, als er ruft: »Eldoria!« Geduldig lässt der Magier die Kinder noch ein letztes Mal um sich herum schwingen, bis sie genau vor dem Portal positioniert sind. Auf einmal löst die Schlinge sich in Luft auf, und die Kinder fliegen mitten durch das magische Portal, das zu vibrieren scheint. Es ist ebenfalls von bunten Lichtern umrandet.
Laut schreiend brausen die Kinder auf die andere Seite des Portals und landen auf einer weichen, grünen Wiese.
Kapitel 2
Es dauert einen Moment, bis die Kinder dazu in der Lage sind, aufzustehen und sich auf den Beinen zu halten. Durch das Umherschleudern ist ihnen für einen kurzen Augenblick etwas schwindelig.
Finn ist der Erste, der sich auf den Beinen halten kann. Neugierig schaut er sich um. Es dauert nur wenige Sekunden, bis er erkennt, dass sie in einer anderen Welt zu sein scheinen – eine magische Welt. Oh ja, er ist sich ganz sicher - sie sind nicht mehr in ihrer, sondern in einer anderen Welt.
Während die anderen noch immer dabei sind, sich aufzurichten, entdeckt Finn bereits ein magisches Wesen, das hinter einem der wunderschönen Bäume hervorlugt. Es versteckt sich hinter einem dicken Baumstamm und scheint vor dem Jungen Angst zu haben.
Währenddessen können die anderen drei sich endlich aufrichten. Sie schauen sich staunend um und bemerken, dass sie auf einem steinigen, schmalen Weg stehen, der von einer saftig grünen Wiese umgeben ist. Ein paar Meter weiter, links und rechts, befinden sich große, wunderschöne Bäume, deren Farben viel intensiver und strahlender sind, als sie es von ihrer Welt kennen. Noch ist Max, Emma und Mia nicht bewusst, dass sie sich tatsächlich in einer magischen Welt befinden, nur Finn hat das sofort begriffen. Plötzlich fliegt ein Schmetterling über ihren Köpfen. Es ist kein gewöhnlicher Schmetterling, wie in ihrer Welt, denn dieser hier über ihren Köpfen ist riesig, wie ein Rabe mit ausgebreiteten Flügeln. Nur Mia sieht dieses wunderschöne Geschöpf und schaut sich ein wenig ängstlich um. Sie entdeckt Finn und beschließt, zu ihm zu gehen.
»Was war das für ein komischer Kerl?«, fragt Emma in die Runde. Zugleich fragt Max: »Leute, was geht hier vor sich? Wo sind wir, und wie kamen wir hierher?«
Als die beiden keine Antworten erhalten, schauen sie sich besorgt an. Doch Emmas Blick wird finster, was Max ärgert, also schaut er sie ebenso wütend an. Glücklicherweise drehen sie sich den Rücken zu, statt aufeinander zuzugehen.
Max beschließt, ein wenig den Weg entlang zu laufen, um herauszufinden, wie sie wieder zurückkommen können. Er war noch nie an diesem Ort, aber er wird sicher wieder nach Hause finden. Wie dieser eigenartige Mann sie hierher gebracht hat, ist ihm ein völliges Rätsel, aber darüber kann er sich später Gedanken machen, wenn er wieder zu Hause ist – denkt er sich. Ihm ist noch nicht klar, dass er sich nicht einmal in seiner Welt befindet.
Emma hat denselben Plan wie Max, nur beschließt sie, einen Weg durch die dichten Bäume zu finden.
»Hey, wir sollten zusammenbleiben! Sich zu trennen ist, glaube ich, keine gute Idee!«, ruft Mia ihnen nach, doch keiner der beiden reagiert auf ihre Warnung. Das Mädchen macht sich Sorgen, dass die beiden nicht mehr zurückfinden, doch dann hört sie Finns Stimme. Sie fragt sich, mit wem er sich wohl unterhalten mag. Hat er vielleicht einen Erwachsenen getroffen, der ihnen dabei helfen kann, wieder nach Hause zu finden? Voller Hoffnung eilt sie zu Finn, der vor einem Baumstamm steht und sich weiterhin mit jemandem unterhält, doch Mia bleibt verwirrt stehen, da sie niemanden sehen kann.
»Finn, mit wem sprichst du da?«, fragt sie den eigentlich immer schweigenden Jungen. Das Wesen, das sich mit dem Jungen unterhielt, versteckt sich erneut hinter einem Baumstamm, und zwar so schnell, dass Mia es nicht sehen kann. Als der Junge erschrocken zur Seite tritt, kommt Mia der Gedanke, dass Finn entweder mit sich selbst oder mit dem Baumstamm gesprochen haben muss.
Sie sieht ihn besorgt an und fragt: »Ist alles okay, Finn? Geht es dir gut?« Der Junge nickt zur Antwort hastig. »Ich habe gehört, dass du dich mit jemandem unterhalten hast. Aber wie ich sehe, ist niemand hier«, sagt das Mädchen besorgt. Doch als sie sein Gesicht genauer ansieht, bemerkt sie eine Veränderung darin. Während sie selbst und die anderen besorgt aussehen, da sie das nun mal natürlich sind, sieht Finn glücklicher denn je aus. Sie hat ihn, ehrlich gesagt, noch nie so zufrieden und neugierig gesehen. Ihm scheint dieser fremde Ort absolut keine Sorgen zu bereiten, während sie und die anderen Angst haben. Nur würden Emma und Max das niemals zugeben.
Etwas erweckt Finns Aufmerksamkeit, weshalb sein Blick neben den Stamm gleitet. Auf einmal lächelt er so breit, dass Mia automatisch mit ihm lächeln muss. Seine ruhige und zufriedene Art und seine Glücksgefühle kann Mia dank ihrer großen Empathie spüren. Aus diesem Grund beginnt sie, dieselben Gefühle zu empfinden wie er. Ihre Angst verfliegt, und sie scheint eine Art Glücksgefühl zu bekommen, obwohl sie nicht einmal weiß, warum.
»Was ist, Finn? Warum bist du so glücklich? Versteh mich nicht falsch, ich freue mich sehr, dich so zu sehen, aber ich verstehe nicht, wie es dir plötzlich so gut gehen kann, während alle anderen in Sorge sind.« Finn sieht Mia lächelnd an. Seine Augen glänzen, und zum ersten Mal, entdeckt sie kleine Grübchen in seinen Wangen.
»Du siehst auch nicht unbedingt traurig aus«, merkt er an. Das Mädchen freut sich sehr, dass der Junge endlich mit ihr spricht. »Das liegt an dir. Ich kann spüren, wie du dich fühlst. Ich weiß nicht warum, aber meine Gefühle passen sich immer jenen an, die die Person bei mir empfindet.«
»Das ist cool«, merkt der Junge an, was Mia stolz und glücklich macht. Eigentlich sagt man ihr immer nach, dass sie gruselig ist und das sie sich von anderen fernhalten soll. Ihr wurde sogar schon einmal nachgesagt, dass sie eine Hexe sei, und das von einem Erwachsenen. Sie bedankt sich bei Finn für seine netten Worte.
Das kleine Geschöpf, mit dem Finn sich bereits ein wenig unterhalten hat, tippt gegen Finns Fuß, weil es etwas zu ihm sagen möchte. Vor Finn steht ein Zwerg. Ja, genau, das kleine Wesen vor dem Jungen ist ein Zwerg. Er ist ein neugieriges Kerlchen und stellt Finn von der ersten Sekunde an eine Frage nach der anderen. Zum Beispiel: »Wer bist du? Wo seid ihr hergekommen? Warum seid ihr hier?« Und seine jetzige Frage lautet: »Wer ist dieses Mädchen?« Finn schaut Mia an und überlegt, wie er sie dem Zwerg vorstellen soll.
»Sie ist ein nettes Mädchen, das auf dieselbe Schule geht, wie ich.« Mia würde am liebsten einen Freudensprung machen, da sie solch lieben Worte nur selten über sich selbst von anderen Kindern hört. Dennoch fragt sie sich, mit wem Finn da spricht.
»Kann man ihr vertrauen?«, fragt der Zwerg skeptisch und schaut für eine Sekunde um den Baumstamm herum. Erstaunt weiten sich Mias Augen. Sie hat ein kleines Wesen mit einer Zipfelmütze und einem langen Bart gesehen, da ist sie sich ganz sicher.
»Ich denke schon«, antwortet Finn, während Mia fragt: »Finn, wer oder was war das?«
»Darf ich es ihr sagen?«, möchte der Junge von dem Zwerg wissen. Dieser nickt und macht sich bereit, aus seinem Versteck hervorzutreten.
»Mia, das ist mein neuer Freund, Gorm. Er ist ein Zwerg.« Mias Augen weiten sich noch mehr. Ihr Mund steht weit offen, doch sie findet schnell ihre Stimme wieder. »Gorm? Ein Zwerg?«, fragt sie verwirrt. Der Junge nickt, und plötzlich, tritt wirklich ein kleiner Zwerg hervor. Das Mädchen traut ihren Augen nicht. Wie ist das nur möglich? Sie dachte, Zwerge gäbe es nur in Geschichten.
»Hallo, ich bin Gorm, es freut mich, dich kennenzulernen«, stellt der Kleine sich höflich vor und reicht Mia seine winzige Hand. Sie reicht ihm ihre, doch er greift nur nach ihrem Zeigefinger, da ihre Hand viel zu groß für seine ist. »Freut mich, deine Bekanntschaft zu machen, Gorm. Ich bin Mia.«