Elly - Unbeständig - Alva Furisto - E-Book

Elly - Unbeständig E-Book

Alva Furisto

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Beschreibung

Elly verlässt Lock Haven in der Hoffnung, die Aufmerksamkeit ihres Verfolgers Roger von den Personen, die ihr etwas bedeuten, abzuwenden. In Begleitung des Truckers Winnie gerät sie in einen Streit mit zwielichtigen Typen, die kurz darauf bestialisch ermordet werden. Der Täter hinterlässt, wie einst Roger, einen mit Blut geschriebenen Namen: ELLY. Obwohl Winnie schwört, dass Elly in jener Nacht bei ihm war, glaubt Elly bald, dass sie an diesen Morden beteiligt sein könnte. Kann Roger endlich gefasst werden, wenn sie sich der Polizei stellt? Aber dann müsste sie ihrem Exfreund Officer Meyer gegenübertreten und ihm erklären, warum sie ihn belogen hat.

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Seitenzahl: 138

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Kurzbeschreibung:

Elly verlässt Lock Haven in der Hoffnung, die Aufmerksamkeit ihres Verfolgers Roger von den Personen, die ihr etwas bedeuten, abzuwenden. In Begleitung des Truckers Winnie gerät sie in einen Streit mit zwielichtigen Typen, die kurz darauf bestialisch ermordet werden. Der Täter hinterlässt, wie einst Roger, einen mit Blut geschriebenen Namen:  ELLY. Obwohl Winnie schwört, dass Elly in jener Nacht bei ihm war, glaubt Elly bald, dass sie an diesen Morden beteiligt sein könnte. 

Kann Roger endlich gefasst werden, wenn sie sich der Polizei stellt? Aber dann müsste sie ihrem Exfreund Officer Meyer gegenübertreten und ihm erklären, warum sie ihn belogen hat.

Alva Furisto

Unbeständig

Erotik-Thriller

Edel Elements

Edel Elements

Ein Verlag der Edel Germany GmbH

© 2018 Edel Germany GmbHNeumühlen 17, 22763 Hamburg

www.edel.com

Copyright © 2018 by Alva Furisto

Lektorat: Annekatrin Heuer

Korrektorat: Martha Wilhelm

Covergestaltung: Marie Wölk, Wolkenart

Konvertierung: Datagrafix

Alle Rechte vorbehalten. All rights reserved. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des jeweiligen Rechteinhabers wiedergegeben werden.

ISBN: 978-3-96215-141-6

www.facebook.com/EdelElements/

www.edelelements.de/

Inhalt

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

1

Elly parkte den gestohlenen Mustang auf einem einsamen Parkplatz im Wald. Wütend trommelte sie mit den Fäusten auf das Lenkrad ein. Nach etlichen Hieben hielt sie inne und sah sich zitternd im Auto um. Franks herber Geruch hing noch im Innenraum und vermischte sich mit dem Rauch von ein paar Zigaretten, die sie sich während der Fahrt angezündet hatte.

Vor wenigen Stunden hatte sie seinen Bruder Jacob in diesem Wagen geküsst und kurz darauf die beiden in ihrem Bett geliebt.

Elly schüttelte den Kopf. Es war keine Liebe gewesen, sondern Sex. Nichts weiter. Zu mehr war sie gar nicht fähig. Elly schluchzte. Irgendwie musste sie es schaffen, wieder klar zu denken. Sie legte den Kopf in den Nacken und konzentrierte sich. Doch so sehr sie sich auch bemühte, alles zu vergessen, es wollte ihr nicht gelingen. Sie sah Jacob im Hörsaal der Universität von Lock Haven sitzen, wo sie noch wenige Tage zuvor seine Dozentin gewesen war. Seine grauen Augen schienen sie nicht mehr loszulassen. Sie versank darin und erschrak, als ihr plötzlich Jacobs Bruder Frank in Polizeiuniform vor Augen stand und sie voller Misstrauen anblickte. Ihr Plan, mit Jacob eine unverbindliche Beziehung zu führen, war gründlich gescheitert. Und das alles nur, weil Roger Sykes erneut in ihr Leben getreten war. Roger, ihr Peiniger, das Monster, das ihr schon in der Vergangenheit zugesetzt hatte. Vergewaltigt hatte er sie, bedroht und verfolgt. Er hatte in ihrem Umfeld Morde begangen. Jedes Mal hatte die Polizei Elly in Verdacht gehabt, nicht zuletzt, da Roger ihren Namen am Tatort zurückließ, indem er die Wände mit dem Blut der Opfer beschrieb.

Wäre Roger nicht wieder aufgetaucht, hätte sie nicht fliehen müssen. Aber es waren zwei neue Morde geschehen.

Vor wenigen Tagen war der Dozent Simon Davids, ihr Kollege, in der Kirche der Universität von Lock Haven bestialisch getötet worden. Und sie, ausgerechnet sie hatte seine Leiche gefunden! Ja, sie hatte ihren Kollegen, nachdem er sie vergewaltigt hatte, in die Kirche gelockt, um ihn dort zu bestrafen. Aber sie hatte ihn nicht umbringen wollen. Sicher nicht. Der Schlag auf ihren Kopf war das Einzige, woran sie sich erinnern konnte, was diese Nacht betraf. Dann war sie neben der verstümmelten Leiche von Davids aufgewacht. Auch wenn sie im Zuge der Ermittlungen entlastet worden war, hatte Elly Angst. Nicht nur um sich. Sondern um die beiden Brüder.

Elly schluchzte erneut und spürte heiße Tränen ihre Wangen hinunterlaufen. Sie hatte Frank und Jacob verlassen, um zu verhindern, dass Roger den beiden etwas antat. Dafür hasste sie Roger. Er ließ ihr keinen Menschen, den sie liebte. Auch ihre Freundin und ehemalige Therapeutin May hatte er vor einigen Tagen kaltblütig ermordet. Warum nur fand dieser Albtraum kein Ende?

Elly vermisste die Brüder. Sie hatte die beiden wirklich gemocht. Und sie schämte sich vor ihrem Fürsprecher an der Universität, dem alten Pater Miles, weil sie einfach verschwunden war. Der fromme Mann, ein Bekannter ihrer Eltern, hatte ihr schließlich geholfen, die Stelle als Dozentin am ehrwürdigen Clearfield Campus zu bekommen, der theologischen Fakultät. Aber dieses Leben war nun vorbei.

In diesem Moment fiel ihr die SMS wieder ein, die sie Pater Miles bei ihrem letzten Halt geschickt hatte, damit er in Franks Haus nach den Brüdern sah. Das war jetzt einige Zeit her. Elly blickte auf ihr Mobiltelefon. Tatsächlich! Der Pater hatte ihr vor einigen Minuten eine Antwort geschickt. Er hatte Frank und Jacob an das Bett gefesselt aufgefunden. Elly hatte keine andere Wahl gehabt, als die beiden festzubinden. Sonst wären die Zwillinge ihr womöglich gefolgt.

Der Vergangenheit weiter nachzuhängen, half ihr nicht. Sie musste den Mustang loswerden. Nicht nur, dass es Franks Wagen war, das Auto war auch viel zu auffällig mit seiner roten Farbe.

An einer Tankstelle hatte sie sich bereits ein Prepaid-Handy, Zigaretten, etwas zu essen und Wasser sowie ein Päckchen Grillanzünder besorgt. Nach ihrer Flucht von Frank und Jacob trug sie kaum noch etwas mit sich, bis auf ihre Handtasche.

Mit Tränen in den Augen stieg Elly aus dem Wagen und durchsuchte ihn. Alles, was sie nützlich fand, warf sie neben dem Auto in den Kies.

Zuletzt öffnete sie den Kofferraum. Ihr Herz begann zu rasen, als sie sah, was sich darin befand. Sie taumelte zurück und blickte sich hastig um. Dann bewegte sie sich wieder auf das Heck des Wagens zu, als säße ein wildes Tier darin, das ihr auflauerte.

Zitternd griff sie nach der blutverschmierten blauen Tasche. Sie zog den Reißverschluss auf und riss schluchzend die Hand zurück. Was war das?

Franks Waffe lag in der Tasche, ebenso ein paar Einwegspritzen, Ampullen und der leere Beutel einer Blutkonserve. Darunter entdeckte Elly blutverschmierte Blätter, die sie auf Mays Schreibtisch gesehen hatte. Diese Tasche musste mit den Morden an Davids und May zu tun haben, aber wie kamen diese Dinge in Franks Wagen?

Vor Ellys Augen begann die Umgebung zu verschwimmen. May hatte sie als Ärztin betreut, nachdem ihr Verfolger Roger Sykes sie missbraucht und dann all diese schrecklichen Taten begangen hatte, bei denen er Ellys Namen am Tatort hinterließ. May war zu einer Freundin geworden.

Elly erinnerte sich an die Notizen, in denen ihre Freundin infrage gestellt hatte, ob Roger überhaupt existierte. Elly selbst wusste nicht einmal, ob sie jemals sein Gesicht gesehen hatte. Verdrängte ihr Unterbewusstsein den Anblick des Mannes, der sie terrorisiert und all die Menschen bestialisch ermordet hatte, die ihr etwas bedeuteten?

Roger hatte mit ihr gesprochen. Sie bedroht. Sie wusste, wie er sich anfühlte, nachdem er sie vergewaltigt hatte. Aber hatte sie jemals sein Gesicht gesehen?

Elly verstand nicht, wie die Tasche in dieses Auto kam. Hatte Frank die Sachen verschwinden lassen, um Elly zu entlasten?

Mit verweinten Augen betrachtete Elly noch einmal den Inhalt der Tasche. Entschlossen eilte sie zur Beifahrertür, holte die Tüte mit ihren Tankstelleneinkäufen aus dem Wagen und kramte mit zitternden Fingern darin herum, bis sie die Grillanzünder fand. Sie zündete einen der platten an und legte ihn auf das Vorderrad des Mustangs. Alles, was sie an die Vergangenheit erinnerte, wollte sie vernichten.

Sie war bei May gewesen, kurz bevor diese ermordet worden war. Die Einwegspritzen und die Blutkonserven stammten womöglich aus Mays Arztpraxis. Wie sonst kamen sie zusammen mit den Blättern von Mays Schreibtisch in diese Tasche? May selbst hatte Elly noch eine gefüllte Spritze gegeben, gefüllt mit einem Beruhigungsmittel. May hatte Elly gebeten, die Spritze bei sich zu tragen, um sich im Notfall verteidigen zu können, nachdem Elly ihr berichtet hatte, dass Roger Sykes womöglich wieder hinter ihr her war.

Elly hatte das Mittel Davids in den Hals injizieren wollen, doch ihr Versuch war misslungen. Dann war Roger aufgetaucht und hatte sie bewusstlos geschlagen. Oder etwa nicht? Elly schloss weinend die Augen und fragte sich, ob sie Roger nicht vielleicht doch selbst erfunden hatte. Womöglich hatte ihr krankes Hirn diesen Mann erdacht, um ihre eigenen Gräueltaten zu vertuschen? So sehr Elly sich auch konzentrierte, sie erinnerte sich an nichts, was in Zusammenhang mit den letzten zwei Morden stand. War sie tatsächlich bewusstlos gewesen, als Davids getötet wurde? Oder hatte sie eine Art Filmriss, der sie vor den Bildern ihrer eigenen Gräueltaten bewahrte? Tief in ihr schlummerte die Erinnerung an eine grausame Tat. Kurz glaubte Elly den kalten Griff eines Messers in ihrer Hand zu spüren, dann erschien ein See aus Blut vor ihren Augen.

Der beißende Geruch und das Lodern eines Feuers rissen sie aus ihren Gedanken.

Der Reifen des Mustangs brannte. Elly sah aufgeregt von den Flammen zu dem geöffneten Kofferraum und wieder zurück. Eben noch war sie sich sicher gewesen, diese Tasche vernichten zu müssen. Jetzt kam es ihr falsch vor, denn die Waffe wäre vielleicht noch nützlich und die anderen Gegenstände könnten ihr dabei helfen, Klarheit über die Tat in der Universitätskirche zu bekommen.

Hastig beugte sie sich in den Kofferraum und griff die Tasche. Der dumpfe Schlag auf ihrem Hinterkopf schmerzte fürchterlich, bevor es um sie herum dunkel wurde.

2

Sechs Jahre zuvor

»Was willst du, Dad? Willst du mich hier bis ans Ende meiner Tage einsperren? Ich habe um dieses Stipendium an der University of Washington gekämpft! Ich will tanzen, und ich werde es tun!« Ellys Stimme war schrill vor Aufregung.

»Nein.« Entschieden schüttelte ihr Dad den Kopf. Seine Hände lagen bewegungslos auf dem Küchentisch. Elly sah auf die andere Seite des Tisches.

»Mum!«

»Du kannst sie nicht einsperren. Sie ist einundzwanzig Jahre alt. Paul!«

Ihre Mum bemühte sich, Nachdruck in ihre Stimme zu legen.

»Ich werde diesem schamlosen Benehmen nicht Tür und Tor öffnen. Erinnere dich nur an ihr Techtelmechtel mit diesem Tänzer. Sieh sie dir an!« Ihr Dad deutete auf Elly.

Ellys Hand krampfte sich um den Autoschlüssel. Obwohl ihr Dad immer und überall ein Auge auf sie haben wollte, hatte er ihr vor drei Tagen ein Auto zum Geburtstag geschenkt.

»Sie wird nicht gehen!«, sagte er.

Elly musterte ihren Dad. Dieselben dunkelbraunen Augen. Sie hatte sie von ihm geerbt. Dieselbe Haut, die immer sonnengebräunt wirkte. Von ihrer Mum hatte Elly den Freiheitsdrang, den ihr Dad jedoch auch bei Ellys Mum immer unterdrückt hatte. Dennoch liebte Elly diesen Mann. Er war immer für sie da gewesen. Doch jetzt gerade verbaute er ihr die Zukunft. Jahrein, jahraus hatte er sie als Kind zu ihren Ballettstunden gefahren und ihr applaudiert, wenn sie einen Auftritt hatte. Immer war er voller Stolz gewesen, voller Zuneigung und Zärtlichkeit. Elly hatte sich das Stipendium an der University of Washington in Seattle ertanzt. Jetzt konnte sie sich ihren Traum, den klassischen Tanz als Studienfach zu belegen und ihre Leidenschaft zu ihrem Beruf zu machen, endlich erfüllen. Doch ihr Dad wollte sie nicht gehen lassen.

»Es ist aus! Ich lass mich nicht länger von euch bevormunden!« Sie wirbelte herum und rannte hinaus. Mit zitternden Fingern startete sie ihren Wagen. Ihr Dad schaffte es noch gerade aus der Tür, ehe sie mit quietschenden Reifen anfuhr. Im Rückspiegel beobachtete sie, wie er versuchte, ihr nachzulaufen. Dann verschwand seine Gestalt in der Dunkelheit.

Ziellos lenkte Elly den Wagen durch die verregnete Nacht. Ihre Tränen bildeten einen Schleier vor ihren Augen. Sie wollte das nicht tun. Aber wenn sie ihren Weg gehen wollte, musste sie ihre Eltern verlassen. Sie wollte frei sein, ohne dass ihr Dad ihr Grenzen setzte.

Elly dachte eine Weile nach. Was sollte sie jetzt tun, ohne Kleidung und ohne Geld? Wer könnte ihr helfen? Dann kam ihr eine Idee. Veronica. Sie kannte das junge Energiebündel vom Vortanzen für das Stipendium. Elly bewunderte diese Frau, die vor Selbstbewusstsein nur so strotzte und auf eigenen Beinen stand. Veronica hatte Elly erzählt, dass sie ihr Geld als Tänzerin in einem der Klubs der Stadt verdiente. Elly erinnerte sich an den Namen. Coopers, so hieß der Laden. Sie suchte in ihrem Mobiltelefon nach der Adresse undmachte sich auf den Weg dorthin.

Der Türsteher musterte Elly argwöhnisch. Sie trug einen Wollpullover, bequeme Jeans und Turnschuhe. Die Haare hatte sie zu einem Zopf geflochten. Offenbar gefiel dem Typen ihre Aufmachung nicht.

»Tut mir leid, Sweetheart. Das hier ist sicher nicht der richtige Ort für dich.« Ein breites Grinsen gab seine Zahnlücken frei. Elly sah zu dem Riesen auf. So leicht würde sie sich nicht abspeisen lassen.

»Ich suche Veronica.« Sie straffte die Schultern und machte sich gerade, um nicht allzu hilflos zu wirken.

»Kenn ich nicht.« Der Typ verschränkte die Arme vor der Brust. Ein unüberwindbares Hindernis, so kam es Elly vor.

»Sie tanzt hier. Ich muss sie sprechen!« Elly wollte sich ihre aufkeimende Verzweiflung nicht anmerken lassen. Ohne die Hilfe von Veronica war sie verloren.

Er zuckte mit den Schultern. »Keine Ahnung. Eine Veronica haben wir nicht.«

»Ich weiß, dass sie hier tanzt. Lass mich rein, dann such ich sie.« Elly machte Anstalten, sich an dem Riesen vorbeizudrücken, doch er packte sie mit eisernem Griff am Arm.

»So kannst du nicht in den Klub!«

Elly atmete tief durch. Der resoluten Art des Türstehers konnte sie offenbar nur mit Unverschämtheit begegnen.

»Dann streng dein Hirn an und hol sie!«, fauchte sie. »Veronica ist so groß wie ich, hat blonde Haare, blaue Augen und Kurven ohne Ende.«

Er kniff die Augen zusammen und schien zu grübeln.

»Also?«, fragte Elly.

»Die Venus! Du meinst unsere Venus!« Ein stolzes Grinsen erschien auf dem Gesicht des Türstehers.

»Meinetwegen, dann hol mir die Venus!«, sagte Elly streng und deutete mit dem Zeigefinger auf den Eingang des Klubs.

Der Typ zückte sein Mobiltelefon und tippte darauf herum.

»Wehe, die kennt dich nicht. Dann kannst du dich auf was gefasst machen!«

Elly lehnte sich an die Wand und fröstelte in der kalten und feuchten Nachtluft.

Sie beobachtete die Männer, die in den Klub gingen, und gruselte sich bei deren Anblick. Immer mehr Zweifel stiegen in ihr auf, ob ihr Plan überhaupt gelingen könnte. Sie kannte die Welt dieser Klubs nicht, und sie fürchtete sich davor.

Nach fünf Minuten trat eine stark geschminkte Frau in einem langen schwarzen Mantel aus der Tür. Ihr blondes Haar war aufwendig nach oben gesteckt und glitzerte in der diffusen Außenbeleuchtung des Klubs wie ein Weihnachtsbaum. Sie sah genervt zum Türsteher. »Was willst du?«

»Da!« Der Typ deutete auf Elly, die sich gerade von der Wand abstieß. Die Frau legte die Stirn in Falten.

»Elly Garden? Bist du das?«

»Ich brauche deine Hilfe.« Elly machte einen Schritt auf Veronica zu. Die Frau biss sich auf ihre knallrote Unterlippe. Verstört sah sie von Elly zum Eingang des Klubs und schwieg.

»Bitte. Ich brauche einen Job.« Sanft legte Elly eine Hand auf Veronicas Arm. Die Frau wandte sich ihr wieder zu und musterte sie von oben bis unten.

»Das da drin ist eine andere Welt. Nichts ist dort so, wie du es kennst. Es ist eine schlechte Welt.«

»Ich habe keine Wahl«, flüsterte Elly und blickte ihre Bekannte eindringlich an. »Meine Eltern sperren mich sonst ein. Sie wollen nicht, dass ich tanze.«

Veronica streckte ihr die Hand entgegen.

»Komm.«

Sie liefen durch einen dunklen Keller. Als sie an einer Bürotür stoppten, hielt Veronica kurz inne.

»Bist du dir sicher, dass du das wirklich willst?«, fragte sie. »Das ist ein hartes Geschäft.«

Elly bemerkte Veronicas ernste Miene. Sie schien sich zu ängstigen bei der Vorstellung, dass Elly Klubtänzerin werden könnte.

»Was bleibt mir denn übrig?« Elly zuckte mit den Schultern.

»Du könntest nach Hause gehen. Du hast eines.« Veronicas wehmütiger Tonfall versetzte Elly einen Stich ins Herz. Sie schüttelte niedergeschlagen den Kopf.

»Was ist das für ein Zuhause, wenn deine Träume dort zerstört werden?«

»Hier werden deine Träume auch zerstört werden. Aber wenn du es so haben willst, werde ich dir nicht im Weg stehen.«

Veronica klopfte an die Tür, öffnete sie einen Spalt und spähte hinein.

»Kann ich reinkommen, Sam?«

»Bitte!«

Die klangvolle Stimme aus dem Inneren des Zimmers jagte Elly einen Schauer über den Rücken. Veronica stieß die Tür auf. Die beiden Frauen betraten ein aufgeräumtes Büro. Die Wände waren voller Aktenregale, in der Mitte stand ein hölzerner Schreibtisch. Dahinter saß ein älterer Herr, dessen volles Haar bereits völlig ergraut war. Er musterte Elly neugierig.

»Das ist Sam Cooper. Sam, das ist Elly. Sie sucht einen Job.«

Der stechende Blick aus seinen dunklen Augen nahm Elly den Atem.

»Was kannst du, Mädchen?«, fragte Sam ungeduldig.

»Ich … ich …« Mehr als ein Stammeln brachte Elly nicht zustande.

»Ja, du.« Sam senkte den Blick und seufzte genervt.