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Sängerin Gwen Nightstar flüchtete in ihrer Kindheit aus dem restriktiven Norddurok. Heute ist sie ein internationaler Popstar. Die Zustände in ihrer Heimat sind ihr zuwider, deshalb folgt sie einer Einladung aus Norddurok. Dort ein Konzert geben zu können, lässt sie hoffen, etwas zum Wohle ihres Volkes zu bewegen. Nach einer turbulenten Einreise trifft Gwen den neu ernannten Präsidenten Park Lax. Alles scheint in geordneten Bahnen zu verlaufen, doch dann verändert ein Regierungsputsch die Lage im Land völlig. Gwen muss abwägen, wer Freund oder Feind ist, und steht vor einer schweren Entscheidung. Soll sie Präsident Park Lax zur Flucht verhelfen oder ihn dem Widerstand ausliefern? Beide Entscheidungen könnten sie ihr Leben kosten.
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Veröffentlichungsjahr: 2023
An dir
verstummt
Alva Furisto
Inhalt
Prolog
01 Konflikte
02 Die Nachricht
03 Einreise
04 Willkommen in der Heimat
05 Park Lax
06 Dein Leben gehört dir
07 Gefangen
08 Zwischen Himmel und Hölle
09 Auf der Flucht
10 Ausgeliefert
11 Die Nähe zum Feind
12 Wildes Wasser
13 Angst vor der Wahrheit
14 Vergangenes
15 Wahrheiten
16 Live in concert
17 Eigentlich
18 Happy End
Das Buch
Über die Autorin:
Gerüchten nach vor der Jahrtausendwende geboren, plagt sie sich im Alltag mit Gesetzen und Zahlen. Als Autorin begibt sie sich auf die Reise in immer wieder neue Gefilde und ist bisher in den Genres Thriller, Romance und Urban Fantasy beheimatet. Ihre Geschichten führen rund um den Globus bis in ihre Wahlheimat Westerwald, wo sie mit Kind, Mann, Hunden und ihren Autos lebt.
Zur Geschichte:
Handlung und Personen sind frei erfunden, wenn auch schnell klar sein dürfte, dass Nordkorea für etliche Gegebenheiten als Vorlage gedient hat.
Dennoch wählte die Autorin an vielen Stellen die künstlerische Freiheit, aufgrund derer die Ortsnamen verfremdet wurden. Somit erheben politische Darstellungen, Meinungen oder Beschreibungen sowie Vorgänge nicht den Anspruch, in der Realität ebenso stattfinden zu können.
Zu den Namen sei gesagt, dass bei der Hauptfigur Gwen Night auf einen durkischen Namen verzichtet wurde, um nicht für ein Namenschaos zu sorgen. Weiterhin wird im beschriebenen Land Norddurok der Familienname zuerst genannt.
Arirang
아리랑, 아리랑, 아라리요…
아리랑고개로넘어간다.
나를버리고가시는님은
십리도못가서발병난다.
Arirang, Arirang, Arariyo
Ich überquere den Arirang-Pass
Wer mich verlassen hat
Wird keine zehn Li gehen, bevor seine Füße schmerzen.
Beliebtestes Volkslied der Koreaner
Nichts ist schlimmer als der Verrat durch einen geliebten Menschen.
Alva Furisto
Vaters heißer Atem streift meine Wange. Ich spüre seinen rasenden Herzschlag, als er meinen Körper an sich presst und rennt. Äste peitschen meinen Rücken. Zitternd quetsche ich mein Gesicht noch fester gegen seine Brust und umklammere verzweifelt Ch’ŏllimas durchnässten Plüschpelz. Ich verkneife mir jegliches Wimmern oder Weinen - bin trotz meiner rasenden Angst mucksmäuschenstill. Das musste ich Vater versprechen, bevor wir hinter Mutter in den dunklen Wald gingen.
Ich glaube allmählich nicht mehr, dass die Vorgänge um uns herum das sind, was mein Vater im Sinn hatte, als er Mutter und mich zum Wald gefahren hat. Ich höre lautes Stimmengewirr, aufgeregte Rufe von Soldaten und Hundegebell. Aus der Ferne rückt das Geräusch von Helikopter-Rotoren heran und Vater keucht immer heftiger. Seine Schritte hingegen verlangsamen sich. Plötzlich stoppt er und stellt mich auf die Füße, ehe er neben mir auf die Knie geht.
Seine Augen sind gerötet, und mein Versprechen, nicht zu weinen, kann ich nur halten, indem ich wegsehe. Ich greife nach den Sternen auf seiner Schulter.
»Du musst allein weiterlaufen. Renn. Sieh nicht zurück«, raunt er.
»A-ber …?«, stammle ich. Angsterfüllt drücke ich Ch’ŏllima an mich, während ich die aufsteigenden Tränen hinunterschlucke.
»Lauf, Gwen. Wenn sie uns finden, töten sie uns.«
»Und wenn sie dich finden?«, wimmere ich.
»Dann bist du in Sicherheit«, krächzt Vater. »Lauf. Mutter erwartet dich.«
Als ich die Arme um Vater schlinge, fällt Ch’ŏllima zu Boden.
»Was auch immer sie dir über mich erzählen, Gwen, glaub keinem ein Wort. Ich liebe dich.« Seine Sätze klingen wie eine Beschwörung.
»Ich liebe dich, Vater.« Ich schluchze, Tränen rinnen über meine Wangen, als er mich von sich wegschiebt.
Auf dem Boden liegt seine braune Schirmmütze mit rotem Band neben meinem geflügelten Plüschpferd. Beides ist getränkt von Schlamm.
Er hebt mein Kuscheltier auf und legt es zurück in meine Arme. »Nimm Ch’ŏllima und renn. Lass dich von seinen Flügeln bis über die Grenze nach Süddurok tragen. Mutter erwartet dich am Fluss. Bleib nicht stehen und sieh niemals zurück.«
Ich nicke eifrig, als Vater mich an den Schultern packt, umdreht und schubst. Ich renne los, folge panisch dem finsteren Pfad, über den mich meine Kinderbeine tragen. Der Helikopter, die Stimmen und das Hundegebell kommen näher. Mir droht die Puste auszugehen. Ohne anzuhalten, rufe ich nach Vater, doch ich bin allein.
Meine Beine schmerzen. Mit letzter Kraft renne ich, bis ein Flussufer mir den Weg abschneidet. Keuchend sinke ich auf die Knie.
»Komm schon, Kind«, murmelt eine Stimme aus der Dunkelheit. Zwei Hände packen mich an den Armen.
Ch’ŏllima rutscht aus meiner Umklammerung und fällt in den Schlamm. Ich jaule auf.
»Vergiss das blöde Pferd. Es gehört zu ihnen.«
Kalt und leer fühlt sich meine Brust an, jetzt, wo das fliegende Plüschpferd mich verlassen hat. Jemand stellt mich in ein kleines Ruderboot und ich höre ein bekanntes Wimmern.
»Mama!«, quieke ich.
Mama drückt mich an sich.
»Schhh! Wenn sie nicht still ist, sterben wir alle.«
Ich bemerke noch drei weitere Menschen, die im Boot kauern, als es jemand ins Wasser schiebt und hineinspringt.
Unerträglich laut wummert der Helikopter, ehe uns seine Scheinwerfer in gleißendes Licht tauchen.
Mama springt auf und stellt sich vor mich.
Ich drücke meine Wange gegen ihren Oberschenkel und spähe an ihr vorbei ans Ufer. Dort stehen Männer in Uniform. Ganz vorn ist Vater. Ich erkenne ihn, weil er als einziger keine Kappe mehr trägt. Die hat er im Matsch liegenlassen. Erschrocken sehe ich, dass sie alle ihre Gewehre anlegen und auf uns zielen, dann lösen sich Schüsse. Mama sackt stöhnend ins Boot. Sie zerrt mich an sich, Wasser schwappt über mein Gesicht, Holz splittert, Kälte umfährt mich.
Schlagartig bin ich vollständig von Wasser umgeben, zapple, schwimme, suche nach Halt. Vergeblich nach der Oberfläche suchend, schlucke ich immer mehr Flüssigkeit, bis mich die Finsternis einhüllt.
Durch ihren Schrei schreckte Gwen aus ihrem Traum hoch, sog tief Luft ein, dankbar, endlich aufgewacht zu sein. Bebend sank sie zurück auf das schweißnasse Kissen.
Seit Jahren verfolgten sie die Bilder, die Emotionen und die Stimmen des Tages, an dem sie Mutter und Vater das letzte Mal gesehen hatte. Das Gefühl des Ertrinkens und der Einsamkeit noch immer präsent, streckte sie zitternd ihre Hand aus und fühlte zu ihrer Beruhigung den warmen Körper neben sich. Wenn sie bei Tag ihrem Liebhaber in die Augen sah, fühlte sie sich wie eine Verräterin. Schlagzeuger Tim war ihr völlig gleichgültig. Wenn jedoch die Nacht hereinbrach und die Erinnerungen und Ängste zurückkehrten, begleitet vom Gefühl der Einsamkeit und des Verlassenseins, benötigte sie einen männlichen Körper neben sich. Tim war für Gwen lediglich eine emotionale Wärmflasche, auf die sie allerdings keinesfalls verzichten wollte.
Entweder er begriff nicht, dass sie nicht in ihn verliebt war, oder aber er ignorierte diese Tatsache ebenso wie sie.
Gwen genoss das beruhigende Geräusch seiner gleichmäßigen Atmung und die seidenweiche Haut seines durchtrainierten Oberkörpers unter ihren Fingern.
Tim seufzte wohlig, als sie ihn streichelte, und drehte sich zu ihr. Die sanften Küsse seiner weichen Lippen an ihrem Hals ließen die Traumbilder verblassen und holten Gwen zurück in die Nacht. Im Zimmer war es kalt, umso heißer brannten seine Berührungen auf ihrer Haut. Tim beugte sich über sie und drang ungestüm in sie ein. Ihr Stöhnen erstickte er mit einem Kuss. Gwen klammerte sich an ihn, genoss die Nähe und das Glücksgefühl, das er ihr mit jeder seiner kraftvollen Bewegungen schenkte, und bedauerte im nächsten Augenblick, dass sie unfähig war, diesen Mann zu lieben. Wenigstens einen Menschen zu haben, zu dem sie sich zugehörig fühlte, hätte ihr Leben, vor allem aber ihre Gefühlswelt, um vieles einfacher gestaltet.
Nach einer kurzen Verschnaufpause in Tims Armen taumelte sie verschwitzt und voller Endorphine zur Tür und schlich in den Flur. An der Badezimmertür angekommen, zuckte sie zusammen, als sie die Silhouette eines Mannes am Ende des Ganges entdeckte. In ihrem Haus gab es nur einen Bewohner, der wie eine Katze in der Dunkelheit umherschlich.
»Scheiße, Claude. Schläfst du nie?« Noch immer den Herzschlag beschleunigt, stemmte sie die Hände in die Hüften und sah mürrisch in Richtung seiner Silhouette.
»Nicht, wenn ich Geräusche höre.« Claude räusperte sich.
Gwen benötigte einen Augenblick, bevor sie begriff: Er hatte Tim und sie gehört. »Ach, zum Teufel mit dir. Am besten heirate ich dich.« Amüsiert deutete sie auf ihn.
»Das ist unprofessionell und geht auf keinen Fall.« Claude trat einen Schritt nach vorn, sodass das Licht der Straßenlaterne vor dem Fenster sie die Besorgnis in seiner Miene erkennen ließ. »Benötigst du Hilfe?«, schob er hinterher.
»Jetzt nicht mehr. Du kommst zu spät.« Gwen kicherte und huschte an ihm vorbei ins Badezimmer.
Claude Mathieu war ein exzellenter Personenschützer. Er war Wachhund, Schatten und bester Freund zugleich. Seit seiner Einstellung fühlte Gwen sich sicherer als jemals zuvor, auch wenn sie sich noch immer nicht an seine schattenhafte und nahezu permanente Anwesenheit gewöhnt hatte. Claudes Humor allerdings war eine ganz andere Sache. Ihr Manager Barney lachte regelmäßig Tränen über Claudes trockene Anmerkungen, während Gwen zunehmend der Eindruck beschlich, der Franzose meinte, was er sagte, und zwar frei von jeder Absicht, lustig zu sein.
Nach dem Duschen betrachtete Gwen im Spiegel ihre mandelförmigen Augen und kämmte ihr schwarzes glattes Haar. Sosehr sie sich nach einer Heimat sehnte: Sie fühlte sich in der westlichen Welt seit ihrer Ankunft fremd.
Gwen atmete tief durch, als sie in den Flur trat. Niemand sollte am Morgen ihre Trauer spüren, wenn sie – wie nach jeder Nacht – der Frage nachging, warum ihr Vater ihre Mutter auf der Flucht erschossen hatte. Dafür musste es eine logische Erklärung geben. Doch welche Mutmaßungen Gwen darüber auch anstellte, jede der Versionen brach ihr das Herz.
Sie zuckte zusammen, als sie die Küche betrat, denn Claude saß bereits frisch geduscht am Küchentisch und las die Zeitung. Gwen stellte eine Tasse unter die Ausgabe des Kaffeevollautomaten und beobachtete den Bodyguard aus den Augenwinkeln. Der dunkelblonde Mann mit dem kantigen Gesicht musste Superkräfte besitzen, anders war nicht zu erklären, dass er bereits wie aus dem Ei gepellt und in Seelenruhe dasaß. Da er seine Kräfte allerdings zu Gwens Schutz einsetzte, würde sie es ihm durchgehen lassen.
Müde nippte sie an ihrem Kaffee. Über den Flur drangen Geräusche an der offenen Küchentür herein. Die Crew erwachte allmählich. Gwen hörte den Dieselmotor des Postautos und stellte den Kaffeebecher zur Seite. Auf dem Weg zum Briefkasten genoss sie die Märzsonne. Viel zu lange hatte sich diese im deutschen Westerwald nicht blicken lassen.
Entspannt schaute sie die kaum befahrene Straße hinab, bis zum nächsten, in einiger Entfernung stehenden Haus. Sich hier niederzulassen, war die richtige Wahl gewesen. Nicht nur, weil sie hier keine Groupies belagerten, obwohl sie mittlerweile ein bekanntes Popsternchen war, sondern auch, da meist laute Musik aus dem Probenraum-Keller heraufschallte. Im selben Augenblick dröhnte der Bass bereits. Einer ihrer Mitbewohner musste die Anlage eingeschaltet haben. Doch hier gab es weit und breit niemanden, der sich am Lärm störte. Gwen nickte mit dem Kopf im Takt des Sounds, den sie mit ihrem Manager und Freund Barney komponiert hatte. Der neue Song hatte Ohrwurmpotential. Zu schade, dass sie ihn nie vor den Menschen würde spielen können, für den sie ihn geschrieben hatte: die Bevölkerung ihres Heimatstaates Norddurok.
Gwen quälten Nacht für Nacht die Bilder der Erinnerungen an die Flucht mit ihren Eltern aus dem diktatorisch regierten Staat, doch die Szenen veränderten sich mit jedem Jahr, das sie älter wurde. Damals war sie ein Kleinkind gewesen und ihr Unterbewusstsein kämpfte bis heute mit den schmerzlichen Erinnerungen an den Tod ihrer Eltern. Doch so weit entfernt und verblasst ihr Leben in Norddurok auch war, sie fühlte sich bis heute mit den dort vom Regime unterdrückt lebenden Menschen eng verbunden.
Gwen summte den Popsong mit, der vom Keller heraufschallte. Melodie und Text orientieren sich an Arirang, dem beliebtesten Volkslied in ihrem Geburtsland. Nach ihrer Flucht hatte sie den Text bereits als Waisenkind umformuliert: Ich habe dich hinter mir gelassen – Durok. Doch keine zehn Schritte kann ich gehen, ohne mich umzudrehen. Dich so zu sehen, schmerzt mein Herz.
Gwens Schwermut verflog, als sie einen großen braunen Umschlag aus dem Postkasten zog. Endlich war die notarielle Urkunde da!
Freudig wirbelte sie herum und rannte los. Vor dem Hauseingang stolperte sie. Claude, der ihr wie ein Schatten gefolgt war, fing sie am Ellbogen ab und verhinderte ihren Sturz.
»Was gibt’s so Eiliges, dass du es mit einem Beinbruch feiern willst?«, fragte er mit französischem Akzent.
»Das verkünde ich vor versammelter Mannschaft. Komm!«
Claude sah sich wachsam um, bevor er sich von Gwen am Arm ins Haus zerren ließ.
»Hol Barney, Ellen, Tim und Sue, wo auch immer sie gerade sind. Kommt ins Wohnzimmer. Ich muss euch das sofort zeigen!«
Gwen hastete ins Wohnzimmer, schaltete den laufenden Fernseher leiser und setzte sich auf das weiche Ledersofa, dann riss sie den Umschlag auf und zog das Prospekt samt Notarvertrag heraus. Verzückt strich sie über das Foto eines weißen Sandstrandes mit Palmen und glasklarem Wasser. Ihre Crew schob sich einer nach dem anderen noch sichtlich verschlafen ins Zimmer. Sie setzten sich auf die Barhocker vor der Theke am Ende des Raums und starrten Gwen gespannt an.
Aufgeregt sprang sie auf. »Tadaa!« Voller Stolz hielt Gwen den Prospekt in die Höhe und wedelte damit.
»Hast du Urlaub gebucht?« Ihre Sporttrainerin Sue klatschte in die Hände.
Gwen schüttelte den Kopf. »Nicht ganz. Ich dachte, da wir eh immer gemeinsam abhängen, kaufe ich das Fleckchen einfach.«
»Du hast was?« Claude kniff die Augen zusammen und starrte auf die Papiere in ihrer Hand. »Wo zur Hölle ist das?«
»Das ist die Insel Tavani. Gehört zu den Salomonen«, sagte Gwen aufgeregt.
»Verdammt weit weg, aber kein Auslieferungsabkommen. Gute Wahl.« Der Bodyguard nickte zufrieden.
Barney schüttelte den Kopf und musterte den Leibwächter mit einem Grinsen. »Du hast doch nen Sockenschuss, so wie du deine Prioritäten setzt. Kein Auslieferungsabkommen. Wen interessiert das?«
»Wieso?«, murrte Claude. »Was interessiert dich denn?« Die linke Augenbraue in die Höhe gezogen, musterte er den Manager.
»Na, das Wetter …« Barney verstummte, als Tim ihm den Ellbogen in die Seite stieß.
Der blonde Drummer starrte auf den großen Flatscreen am anderen Ende des Raumes und lenkte damit auch Gwens Aufmerksamkeit auf die gerade ausgestrahlten Bilder. Hastig griff Barney die Fernbedienung und schaltete den Ton ein.
»Bereits vor drei Wochen testete Norddurok eine Langstreckenrakete über dem Japanischen Meer. US-Präsident Edward Smith verwarnte Kim Daero, den Obersten Führer und Vorsitzenden der Verteidigungskommission von Norddurok, für diesen erneuten Test im Rahmen des Atomwaffenprogramms. Die USA fordert das weltweit restriktivste System auf, dem diktatorisch regierten Land demokratische Strukturen zu verleihen. Von Seiten der US-Regierung besteht nach Aussage von Präsident Smith keinerlei Interesse an einer diplomatischen Lösung der sich häufenden Konflikte.«
Gwen sprang auf, griff sich die Fernbedienung und stellte den Ton lauter. Tim trat hinter sie und legte eine Hand auf ihre Schulter, während sie gespannt lauschten.
»Die Welt hält den Atem an. Flugzeugträger beziehen Position.«
Der Bericht bezüglich der angespannten Lage war vorüber. Für gewöhnlich war das auch der einzige Zusammenhang, in dem die anderen Staaten Interesse an Norddurok zeigten. Zu Gwens Entsetzen schien die Welt an allen anderen Tagen lieber zu vergessen, was dort vor sich ging.
Heute jedoch erfolgte das erste Mal, seit Gwen sich erinnern konnte, im Anschluss an die Nachrichten eine Meldung über Vorgänge in der norddurkischen Innenpolitik.
Gespannt lauschten alle der nächsten Meldung: »Berichten des staatlichen Fernsehsenders TV-Durok zufolge begann in der demokratischen Volksrepublik eine Umstrukturierung.
Das jahrelang unbesetzte Amt des Präsidenten wurde unerwartet vergeben. Der Vorsitzende des Präsidiums der Obersten Volksversammlung Park Lax wurde vom Obersten Führer in das Amt des Präsidenten berufen. Der außerhalb Nordduroks namentlich und auch optisch völlig unbekannte Mann stammt unseren Informationen nach aus einer der Blockparteien, deren Zusammenschluss die demokratische Front für die Wiedervereinigung des Vaterlandes bildet.
Womöglich könnte diese Neubesetzung eine Aufweichung der bisher wirtschaftlichen und politischen Isolation bedeuten, da Park Lax’ Berichten von TV-Durok zufolge kein Anhänger der Ideologie eines autarken Norddurok ist.«
Gwen taumelte und atmete konzentriert ein und aus, nachdem sie den Namen Park gehört hatte. Sicher war das alles ein Zufall. Der Familienname Park war in ihrer Heimat so häufig, wie in Deutschland der Nachname Müller. Sie lauschte aufmerksam dem Nachrichtensprecher.
»Obschon die Ernennung von Park Lax zum Präsidenten offensichtlich keine demokratische Handlung war, lässt diese Geste hoffen, dass sich das politische Klima zwischen den USA und Norddurok entspannt. Sehen Sie im Anschluss an diese Sendung: Wer ist Park Lax?«
Gwen spürte Tims Finger sanft über ihren Arm hinab streicheln und drehte sich zu ihm. »Sollte sich endlich etwas tun?«, stammelte sie. Der Blick in seine wässrig blauen Augen erinnerte sie allerdings daran, dass seine Nähe am Tag nicht annähernd so reizvoll war wie in der Nacht. Er war ein Liebhaber und nicht der Mann an ihrer Seite.
»Setz nicht zu viel Hoffnung in diese Dinge, Liebes.« Tim presste seine Lippen aufeinander und musterte sie sorgenvoll.
Gwen krampfte der Magen. Sie hatte mit einem Mal das Gefühl, alle Anwesenden glaubten zu wissen, an was sie gerade dachte. »Eines Tages besuche ich meine Heimat und das Grab meines Großvaters. Das habe ich mir geschworen!«, sagte sie, was ihr durch den Kopf ging. Gwen erkannte die Ablehnung in Bezug auf ihr Vorhaben in Tims Augen. Behutsam strich sie ihm eine seiner blonden Haarsträhnen aus der Stirn. »Ich weiß, wie du darüber denkst, aber es ist mein Traum«, flüsterte sie. Gwen zwang sich zu dieser Geste der Vertrautheit, da sie jeden Tag befürchtete, Tim könne sich von ihr abwenden, und sie würde die Nächte wieder allein verbringen müssen.
»Hey, Turteltäubchen. Du hast deine Insel fallen lassen.« Claude wedelte mit dem Prospekt, den Sue sich daraufhin schnappte.
»Oh, wie ist das herrlich. Ihr müsst euch das Wasser ansehen. Das ist dort sicher wirklich so blau«, schwärmte sie.
»Park Lax …«, tönte es aus dem Fernseher, dann wurde ein weiterer Werbespot gezeigt.
»Psst!«, zischte Gwen und setzte sich aufs Sofa. Keinesfalls wollte sie sich die Neuigkeiten aus ihrem Geburtsland entgehen lassen. Vor allem aber wollte sie wissen, was sie über diesen Lax erzählten.
Gleichzeitig beschloss sie, vernünftig zu sein. Sie musste allein mit ihren nächtlichen Albträumen zurechtkommen und Abstand zwischen Tim und sich bringen. Eine Affäre mit einem windigen Schlagzeuger war für ihre Karriere nicht zuträglich. Barney predigte ihr immer: Never fuck the Company. Doch noch bevor sie einen weiteren Gedanken darüber verlieren konnte, war die Werbung zu Ende, und sie lauschte dem Bericht.
»Park Lax ist für die westliche Welt wie ein Geist. Bisher gibt es von ihm keinerlei Bild- oder Videoaufnahmen. Unbestätigten Gerüchten zufolge soll er in London unter einem anderen Namen studiert haben und einer Öffnung von Norddurok gegenüber der restlichen Welt aufgeschlossen sein. Diese Informationen widersprechen jedoch der Tatsache, dass er von Kim Daero in die Position des Präsidenten berufen wurde.«
»Gwen? Wir müssen proben. Der neue Song sitzt noch nicht. Wenn du ihn am Samstag singen willst …«, ermahnte Barney. Er war als Manager einfach unerbittlich.
Gwen stellte fest, dass die Berichterstattung in Bezug auf Park Lax in die übliche Richtung zu laufen schien, wenn es um Norddurok ging: eine Ansammlung von Gerüchten und Mutmaßungen. Sie verdrängte die tiefe Sehnsucht, ihr Land zu retten, stand auf und folgte Barneys Aufforderung, ihm in den Probenraum zu folgen.
Sue allerdings schnappte Gwen bei der Hand und huschte mit ihr in den Flur. »Von wegen. Lieder trällern kann sie später. Miss Nightstar muss erst einmal etwas für ihre Fitness tun. Vorher spielt sich nix ab. Die Herren können sich uns anschließen oder Körperpflege betreiben. Manch einer täte gut daran.«
Barney wuschelte sich durch seine zerzausten Locken und maulte lauthals etwas von einer Dusche, während Gwen ihre Sportschuhe aus dem Regal nahm und sie anzog.
Wenige Minuten später joggte sie, dicht gefolgt von Claude, neben Sue den Wanderweg entlang.
»Nun erzähl schon!«, forderte Sue sie nach ein paar Metern auf. Ihre braunen Augen leuchteten aufgeregt, während ihr blonder Pferdeschwanz bei jedem Schritt lustig auf und ab wippte.
Gwen riss ertappt die Augen auf. »Ich weiß nicht wirklich etwas!« Offenbar hatte Sue ihr angesehen, dass bei dem Namen Park Lax in Gwens Kopf eine Alarmglocke geschrillt hatte.
»Du hast die Insel doch gekauft. Warum weißt du dann nichts darüber?« Sue schüttelte empört den Kopf.
»Ach, die Insel. Ich dachte, wenn wir in vier Wochen die Tour beendet haben, verkriechen wir uns da ein Weilchen. Also, alle, die mögen.«
»Und wie ich mag.« Sue setzte zum Sprint an und Gwen schloss auf, wohl wissend, dass Claude sie keine Sekunde aus den Augen ließ.
Zuhause angekommen, nutzte Gwen den Vorwand, nach dem Joggen erneut unter die Dusche gehen zu müssen, schloss sich in ihrem Schlafzimmer ein und sichtete auf ihrem Laptop die E-Mails der vergangenen Wochen.
Zuletzt sah sie in den Spam Ordner. Dort fand sie eine Nachricht von einem Park Lax. Sie hatte sich also nicht getäuscht und den Namen schon einmal gelesen. Allerdings fragte sie sich, woher der Absender diese Adresse hatte, die sie nur an enge Freunde herausgab. Womöglich handelte es sich um einen Fake. Doch wer hatte wissen können, dass ein Mann mit diesem Namen zum Präsidenten Nordduroks ernannt würde? Gwen öffnete neugierig die E-Mail und las.
Sie rieb sich die Augen, schüttelte den Kopf und grübelte. Was sie bekommen hatte, war eine Art Entschuldigung an Vertriebene aus Norddurok und das Versprechen von Park Lax, dass, falls er die Gelegenheit dazu bekäme, sich unter seiner Mitregentschaft alles zum Guten wenden würde. Zuletzt fand sie ein Spendenkonto.
Gwen grübelte nach. Geld besaß sie zweifelsohne genug. Womöglich wäre es ein kluger Schachzug, dem jetzt amtierenden Präsidenten ihres Heimatstaates ein hübsches Sümmchen, der in Norddurok immer dringend benötigten Devisen, zukommen zu lassen. Vielleicht würde das tatsächlich Türen öffnen, die ihr sonst verschlossen blieben.
Zielstrebig suchte sie die Adresse der durkischen Botschaft in Berlin und stellte eine Anfrage, wie der Verlauf einer Parteispende an Park Lax vonstattengehen würde, da sie der Kontonummer in der E-Mail nicht vertraute.
Einige Tage später zog Gwen den an diesem Morgen einzigen Brief aus dem Postkasten. Fanpost und Berufliches landeten ohnehin im Postfach und gingen an ihre Agentur. Sie bemerkte die eigenartige und feste Struktur des handgeschöpften Papiers. Hastig drehte sie das Kuvert um und entdeckte das Siegel Nordduroks.
Ihr Körper bebte, als sie den Umschlag öffnete und den Inhalt herauszog. Sie fürchtete sich vor abstrusen, bürokratischen Mitteilungen, zugleich dachte sie jedoch an ihre Spende.
Immer wieder las sie die Zeilen und verstand nicht, was sie mit der Nachricht anfangen sollte. Womöglich begriff sie den Sinn nicht, weil sie ungeübt im Lesen der Schriftzeichen war. Was sie in Händen hielt, war ihrer Auffassung nach eine Einladung nach Purang, ihrer Geburtsstadt und der Hauptstadt Nordduroks. Das Angebot beinhaltete, dort zu Ehren des traditionellen Arirangfestes ein Konzert zu geben.
Seit Gwen auf der Bühne stand, träumte sie davon, vor ihren Landsleuten zu singen. Jetzt, da sie die Einladung in Händen hielt, wurden ihre Knie weich.
Sie stolperte und konnte sich gerade noch am Geländer festhalten, als sie mit dem Brief in der Hand die Kellertreppe hinunter ins Aufnahmestudio stürmte.
Barney saß am Mischpult, die Kopfhörer auf den Ohren, die Füße auf das Möbel gelegt und wippte mit dem Kopf zum Takt ihres aktuellen Songs. Seine Augen waren geschlossen. Abrupt blieb Gwen stehen und begann die Worte zu singen, die zur abspielenden Stelle gehörten:
»Glaub nicht, was man dir sagt.
Geh deinen Weg.
Dein Leben gehört dir.
Im Herzen bist du frei.
Widerstand ist dein Schwert.
Die Revolution dein Kampf.« Der Refrain endete und die Musik verklang.
Barney öffnete die Augen und zuckte aufgrund ihres unerwarteten Anblicks erschrocken zusammen. Hastig stoppte er den nächsten Song und zog den Kopfhörer herunter. »Liebes, hast du ein Gespenst gesehen? Du bist ganz blass«, wunderte er sich.
Gwen musterte ihren Manager und Freund. Seine braunen Locken entfalteten sich, nachdem der Kopfhörerbügel sie plattgedrückt hatte und vermittelten den Eindruck, als wären seine Haare lebendig. Gwen sah in seine dunkelbraunen Augen und nahm allen Mut zusammen. »Ich habe eine Einladung für das Konzert, von dem ich schon so lange träume«, erklärte sie. Gwen wedelte mit dem Brief, unsicher, ob sie lachen oder weinen sollte.
Barneys Körper versteifte sich. Er strich sich mit kantiger Bewegung eine Locke aus dem Gesicht. »Ein Konzert … in Norddurok?«, stammelte er.
Gwen nickte. »In Purang, meiner Heimatstadt. Ich würde nicht nur mein Land bereisen, sondern auch singen. Meine Musik für mein Volk. Der Gedanke daran ist wundervoll.« Gwen spürte ihren beschleunigten Herzschlag, der allerdings auch von der Angst herrührte, die sie bei der Vorstellung überkam, in ihr Land zu reisen.
Barney wurde blass um die Nase. Er schüttelte den Kopf. »Wir können da unmöglich spielen. Das weißt du.«
»Ich würde so gern.« Sie biss sich auf die Lippe, wohl wissend, er hatte recht.
»Und ich sage als dein Manager: nein!« Barney hatte die Stimme erhoben.
Seine Gereiztheit übertrug sich auf Gwen. Natürlich war ihr klar, dass ein Konzert in Purang unmöglich war. Doch deswegen stand es ihm noch lange nicht zu, sie anzuschreien. »Dann bist du gefeuert!«, fauchte sie halbherzig.
»Wenn das so ist, sage ich als dein Freund noch einmal nein!«, erwiderte Barney unbeeindruckt.
Gwen ließ die Schultern sinken, glitt auf den Stuhl neben ihm und starrte die Knöpfe des Mischpults an. »Ich habe eine Einladung! Der Teil von mir, der aus Norddurok stammt, will sich diese Gelegenheit um nichts auf der Welt entgehen lassen.« Sie atmete tief ein.
»Obwohl du sehr genau weißt, dass die aktuellen politischen Modifizierungen nichts ändern und eine Einreise als ehemaliger Flüchtling weiterhin brandgefährlich ist?« Barney stieß ein Zischen aus. Forschend sah er Gwen in die Augen. »Haben sie dir eine Gage geboten?«
»Davon steht nichts in der Einladung«, gestand Gwen.
»Sag mir einen einzigen Grund, warum wir die Einladung annehmen sollten?«, bohrte Barney.
»Ich würde so gern meine Heimat sehen. Wenn ich auch noch meine Musik spielen könnte, wäre das Gage genug. Ich könnte meine Lieder für die Menschen singen, für die ich sie geschrieben habe. Das ist wie die Erfüllung eines unendlich oft geträumten Traumes …« Gwen seufzte desillusioniert.
Barney ergriff ihre Hand. »Dir muss klar sein, welchen Ausgang das nimmt. Niemals lassen sie dich ohne Komplikationen deine Lieder performen. Du singst von Freiheit und Widerstand. Du verkörperst alles, was dieses Regime seit Jahrzehnten auszumerzen versucht. Findest du die Einladung nicht sonderbar?«
»Weniger sonderbar als du.« Gwen wich seinem neugierigeren Blick aus.
Barney blinzelte misstrauisch. »Hast du etwa um die Einladung gebeten?«
»Ich war großzügig«, sagte sie kleinlaut. Barney kannte sie gut genug, um zu wissen, sie war schuldig im Sinne der Anklage.
Er packte sie sanft am Kinn und drehte ihr Gesicht zu sich. Gwen starrte ihm in die Augen und schluckte.
»Hast du sie bestochen?«, fragte Barney.
Gwen lächelte verunsichert. »Was ist das für ein Wort – bestochen? Das gibt es bei einem durkischen Politiker nicht.«
»Raus mit der Sprache!«, sagte Barney streng.
»Ich habe Präsident Park Lax zu seinem Amt gratuliert und ihm eine großzügige Spende für die Umsetzung seiner Visionen und Konzepte zukommen lassen«, gestand sie.
Barney nahm sie bei den Händen. »Eine Reise in dieses Land wird in einem Fiasko enden, das muss dir klar sein. Du stehst auf ihrer roten Liste. Dass du ein Flüchtling bist, würde ihnen schon genügen, um dich einzusperren oder gar hinrichten zu lassen. Doch seit du ein Popstar bist und angefangen hast, öffentlich auf die Missstände in deinem Heimatland hinzuweisen, bist du Staatsfeind Nummer eins. Glaubst du wirklich, sie lassen dich hineinspazieren und einfach so wieder heraus?«
»Sie werden wohl kaum meinetwegen einen internationalen Zwischenfall heraufbeschwören.« Gwen lächelte, unsicher, ob sie ihren eigenen Worten Glauben schenken sollte.
»Ich will dich nicht beleidigen, Gwen, aber was denkst du, welcher Nation du wichtig genug wärst, sich deinetwegen mit Norddurok anzulegen? Du bist kein Atomsprengkopf, sondern ein Popstar, nicht mehr. Diese Sterne gehen auf und meist – von der Öffentlichkeit unbemerkt – über kurz oder lang unter.«
Gwen stand auf. Sie wusste, Barney lag mit jedem seiner Worte richtig. Frustriert nahm sie ihre Gitarre vom Ständer und spielte die ersten Takte von Pinks Dear Mr. Präsident an.
Sie war wütend, dass Atomsprengköpfe nötig waren, um die Aufmerksamkeit anderer Nationen zu erregen. Oder Erdöl. Auch das zog Politiker und Firmen mit dicken Geldbeuteln und Macht an wie das Licht die Motten. Tausende waren vor zwanzig Jahren bei den Hungersnöten in Norddurok gestorben. Entweder wussten das die Menschen da draußen gar nicht oder es war dem Rest der Welt schlichtweg egal.
Angeblich war Hunger in ihrem Heimatland kein Thema mehr, allerdings hegte Gwen große Zweifel am Wahrheitsgehalt dieser Nachricht. Wie gern wollte sie die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit auf Norddurok lenken. Druck von außen musste doch zur Besserung der Lebensumstände ihrer Landsleute beitragen!
Barney zuckte mit den Schultern, nachdem sie ein paar Zeilen gesungen hatte. »Ich kenne dich, Gwen. Du kannst dich nicht verstellen. Du könntest vor Ort den Mund nicht halten. Es würde nach weniger als zehn Minuten deines Aufenthalts in Norddurok Ärger geben.«
»Ich weiß, dass wir ohne Unterstützung nicht fahren können.« Gwen zupfte an den Gitarrensaiten. Sie würde nicht ruhen, ehe sie alle Möglichkeiten durchdacht hatte.
»Nein. Das ist nicht richtig. Wir können und werden dieses Land niemals lebend verlassen, sollten wir es jemals betreten. Ob mit oder ohne Unterstützung – das macht keinen Unterschied.« Barney musterte sie so eindringlich, dass eine Gänsehaut Gwens Körper überzog.
Die letzten Takte von Gwens Arirang-Song klangen aus den Boxen. Ellen legte seine Gitarre weg. Die Menge tobte, klatschte und jubelte ihnen zu.