Endlich erfolglos! - Sebastian 23 - E-Book

Endlich erfolglos! E-Book

Sebastian 23

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  • Herausgeber: Benevento
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2018
Beschreibung

Leistung verweigern leicht gemacht – ein Anti-Ratgeber Das Ende aller To-do-Listen: Poetry Slammer Sebastian 23 erlöst Sie mit viel Humor von Leistungsdruck, Selbstoptimierung und Gesundheitstrends. »Endlich erfolglos – ein schlechter Ratgeber« ist ein satirischer Befreiungsschlag für Menschen, die keine Lust auf Fitnessarmbänder und Wunderlisten haben und deren Seelenheil nicht an Lifehacks und Bucket Lists hängt. In 37 Kapiteln fühlt Bestsellerautor, Comedian und Philosoph Sebastian Rabsahl alias Sebastian 23 dem Zeitgeist auf den Zahn: - Schluss mit hygge, low carb und Fitness-Apps! - Besser leben mit schlechten Ratschlägen - Mit Witz und Ironie gegen den Optimierungswahn - Ausgefallene Geschenkidee für Liebhaber des guten Lebens Geben Sie jedem Tag die Chance, der schlechteste Ihres Lebens zu werden! Sebastian 23 ist einer der bekanntesten Poetry-Slammer Deutschlands. Er gewann die deutschsprachigen Poetry-Slam-Meisterschaften und wurde Vize-Weltmeister in Paris. In seinem neuen Buch seziert er mit Witz, Ironie und Tiefsinn all die klugen Ratschläge, die täglich auf uns einprasseln. Optimieren Sie Ihre Zeitplanung, aber lernen Sie langsam zu machen. Werden Sie selbstbewusst im Schlaf, während Sie gleichzeitig vegan interim-fasten. Entdecken Sie Ihren inneren Mönch beim Hantelnstemmen. Immer sollen wir besser werden, aber bitte dabei stets wir selbst bleiben! Alles, was wir dafür angeblich brauchen, ist diese App, dieses Wundermittel, dieses Coaching. Mit dem Anti-Ratgeber von Poetry-Slammer Sebastian 23 ist Schluss damit – pessimieren Sie sich selbst! +++ Schlechte Ratschläge erteilt Sebastian 23 ab Oktober in allen großen Städten im deutschsprachigen Raum zwischen Hamburg, Zürich und Wien +++ Alle Termine zum Nachlesen unter www.sebastian23.org/termine

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ENDLICH ERFOLGLOS!

SEBASTIAN 23

ENDLICH

ERFOLGLOS!

Ein schlechter Ratgeber

Sämtliche Angaben in diesem Werk erfolgen trotz sorgfältiger Bearbeitung ohne Gewähr. Eine Haftung der Autoren bzw. Herausgeber und des Verlages ist ausgeschlossen.

Die Zitate im Innenteil des Buches haben wir verwendet mit freundlicher Genehmigung von:

© Thomas Kapielski: Sämtliche Gottesbeweise. Zweitausendeins.

Frankfurt/Main 2009

© Volker Strübing: Das Paradies am Rande der Stadt.

Verlag Voland & Quist. Dresden und Leipzig 2013

Jean-Paul Sartre, Geschlossene Gesellschaft.

Deutsche Übersetzung von Traugott König.

Copyright © 1949, 1954, 1986 by Rowohlt Verlag GmbH /

Rowohlt Taschenbuch Verlag GmbH, Reinbek bei Hamburg

1. Auflage 2018

© 2018 Benevento Verlag bei Benevento Publishing Salzburg – München, eine Marke der Red Bull Media House GmbH, Wals bei Salzburg

Alle Rechte vorbehalten, insbesondere das des öffentlichen Vortrags, der Übertragung durch Rundfunk und Fernsehen sowie der Übersetzung, auch einzelner Teile. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotografie, Mikrofilm oder andere Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.

Medieninhaber, Verleger und Herausgeber:

Red Bull Media House GmbH

Oberst-Lepperdinger-Straße 11–15

5071 Wals bei Salzburg, Österreich

Satz: MEDIA DESIGN: RIZNER.AT

Gesetzt aus der Palatino, Gotham

Umschlaggestaltung: © BÜRO JORGE SCHMIDT, München

Umschlagfotografie: © Henriette Becht

ISBN: 978-3-7109-0052-5

eISBN: 978-3-7109-5067-4

»Besser schlecht leben.«

LUISE SCHICKEDANZ

INHALT

Eine unterirdische Einführung

Teil 1: Schlecht daheim

1 Schlecht ernähren

2 Schlecht wohnen

3 Schlecht Gäste empfangen

4 Schlecht Computer spielen

5 Schlecht organisiert sein

6 Schlecht handwerken

7 Schlecht kochen und backen

Teil 2: Schlecht mit sich selbst

8 Schlecht motivieren

9 Schlecht meditieren und Yoga machen

10 Schlecht anziehen

11 Schlecht im Internet surfen

12 Schlecht genesen

13 Schlecht in sozialen Netzwerken

14 Schlecht Schmink-Tutorials machen

Teil 3: Schlechte Kultur

15 Schlecht schreiben

16 Schlecht gärtnern

17 Schlecht denken

18 Schlecht Kultur genießen

19 Schlecht Witze reißen

20 Schlecht Musik machen

21 Schlecht kreativ sein

22 Schlecht diskutieren

Teil 4: Schlecht draußen

23 Sich schlecht fortbewegen

24 Schlecht Urlaub machen

25 Schlecht Sport machen

26 Schlecht den ÖPNV nutzen

27 Schlecht snacken & picknicken

Teil 5: Zwischenunmenschliches

28 Schlecht daten

29 Schlecht Kinder erziehen

30 Schlecht selbstbewusst auftreten

31 Schlecht Tiere halten

32 Schlecht romantisch sein

33 Schlecht selbstverteidigen

34 Schlecht Sex haben

35 Schlecht Alkohol und Drogen konsumieren

36 Schlecht aufreißen

37 Schlecht smalltalken

Epilog

EINE UNTERIRDISCHE EINFÜHRUNG

»Gib es auf zu gewinnen – und finde das Glück.«

(BUDDHA)

Ich habe zum Einstieg eine schlechte Nachricht für Sie. Direkt danach kommt aber zum Ausgleich eine sehr schlechte Nachricht.

Wir leben in schwierigen Zeiten.

Und wir sind ganz offensichtlich nicht mit den notwendigen Mitteln ausgestattet, in diesen schwierigen Zeiten zurechtzukommen. Oder wir sind zwar mit den Mitteln ausgestattet, aber nicht mit dem Wissen, diese einzusetzen. Sonst würde uns ja nicht von allen Seiten empfohlen, endlich besser zu werden. Wir sollen alle Dinge besser machen. Wir sollen es besser haben als unsere Eltern, als die Konkurrenz, als die Nachbarn und generell als alle anderen.

Allerorten erschallt der Chor der Selbstoptimierer:

Du musst besser werden!

Du musst schneller werden!

Du musst jünger werden!

Du musst reicher werden!

Du musst schöner werden!

Du musst immer anders werden!

Du musst eine bessere Faltencreme benutzen!

Du musst ein stärkeres Deo verwenden!

Du musst ein schnelleres Auto fahren!

Du musst immer anders werden!

Du musst einen größeren Fernseher haben!

Du musst muskulöser werden!

Du musst schlanker werden!

Du musst hygge werden!

Du musst besser werden!

Aber vor allem: Bleib du selbst!

Ratlos stehen wir vor überbordenden Regalen voller Ratgeber, die uns Mittel und Wege aufweisen, wie wir diese Ziele erreichen können. Und oft sind diese Ratgeber so paradox wie die Ziele selbst.

Aktuell schubsen sich beispielsweise in den SachbuchBestsellerlisten Ratgeber zu verschiedenen Diätmethoden und Ernährungsweisen in den Rängen rauf und runter. Wenn man diese nun aber alle berücksichtigt und parallel im Intervall fastet, Low Carb, fettfrei, zuckerfrei, FDH, Paläo, vegan, karnivor und glutenfrei isst, dann macht man die ultimative Diät, die nach wenigen Tagen zum Erfolg durch Verhungern führt.

In den Ratgebern lesen wir, wie wir »Selbstbewusst im Schlaf« werden und zugleich Zurückhaltung erlernen und Gelassenheit beim »Inneren Mönch« finden. Wir sollen unser Zeitmanagement verbessern, um möglichst viele Termine wahrnehmen zu können, und gleichzeitig langsam machen, damit wir die schönen Dinge nicht verpassen. Kurz: Wir sollen bloß niemals aufhören, uns in alle Richtungen zu optimieren – gerne auch vor und zurück gleichzeitig.

Das klingt verwirrend, aber extrem viele Leute wollen es offensichtlich hören. Als erfolgreichster Ratgeber aller Zeiten gilt dabei Denke nach und werde reich des US-amerikanischen Autors Napoleon Hill, das sich seit seinem Erscheinen 1937 weltweit über sechzig Millionen Mal verkauft hat. Offensichtlich beherrschte der Autor das Prinzip des Nachdenkens: Es ist davon auszugehen, dass Herr Hill sehr reich mit diesem Buch geworden ist.

Kein Wunder, dass eine unüberschaubare Anzahl von selbst ernannten und anderweitig geweihten Experten diesem Beispiel bis heute folgt: Jedes siebte Buch, das in Deutschland verkauft wird, ist ein Ratgeber. Da raus ergibt sich hierzulande ein Umsatz von über 1,3 Milliarden Euro pro Jahr. Es scheint, den RatgeberAutor*innen geht es besser als Ihnen, Ihren Eltern, der Konkurrenz, den Nachbarn und ge nerell allen anderen zusammen.

Doch nicht nur auf dem Buchmarkt brummt das Geschäft wie ein Wookiee im Windkanal. Auf populären Internetportalen wie bento, buzzfeed, Huffington Post oder VICE (und mittlerweile weit darüber hi naus) tummeln sich seit jeher dutzendweise sogenannte »Lifehacks«. Hinter diesem Neologismus der »Digital Natives«, der Ureinwohner des Internets, verbirgt sich natürlich nichts anderes als die guten alten Ratgeber, aufgelöst in Nullen und Einsen. Hauptsächlich Nullen.

Es gibt Lifehacks zum Haushalt, zu Reisen, zur Ernährung, zur Sexualität, zum Alltag, zum Handwerk bis hin zu sehr speziellen Themen: »Lifehack: So rei nigen Sie eine Wunde ohne Desinfektionsmittel« heißt ein Artikel in der Huffington Post, und bei bento kann man unter anderem den Lifehack lernen, ohne Zwischenstopp Fahrstuhl zu fahren. Ohne den will ich wirklich nicht mehr leben – und ich wohne im Erdgeschoss.

Bei buzzfeed geht man noch weiter, da gibt es sogar »14 Lifehacks für Kartoffeln«. Sie wissen ja, was man sagt: Wenn das Leben dir Kartoffeln gibt, lifehacke sie. Da ich privat einige Kartoffeln besitze, habe ich mal in den Artikel reingeschaut. Dort kann man tatsächlich lernen, wie man »Kartoffelbrei-Muffins mit Käsefüllung« macht. Wenn Sie jetzt rufen: »Das ist doch kein Lifehack, das ist ein Kochrezept!«, dann outen Sie sich höchstens als jemand, der vermutlich noch auf Mammuts zur Schule geritten ist und der das Internet einfach nicht verstanden hat. Aber keine Sorge, auch dafür gibt es jede Menge Lifehacks. Angefangen mit diesem Lifehack: Lassen Sie das Mammut los und besorgen Sie sich ein internetfähiges Gerät. Es sei denn, ihr Mammut hat WiFi. Dann behalten Sie das Mammut und reiten darauf zügig zum Patentamt, Sie steinzeitlicher Cyberfuchs!

Es scheint, wenn man das Life lang genug hackt, dann wird am Ende alles gut und mit Käse gefüllt. Eine weitere moderne Erscheinungsform der Ratgeber sind die sogenannten Bucket Lists. Das sind quasi To-do-Listen für das ganze Leben, prallvoll mit Dingen, die man unbedingt mal gemacht haben sollte. Perfekt für alle, die sich gerne von wildfremden Leuten vorschreiben lassen möchten, was ihre Ziele sind und wie sie den Sinn des Lebens finden. Die Bucket List: 500 Dinge, die man im Leben getan haben muss heißt eines der bekannteren Bücher dazu. Darunter sind so großartige Ideen wie »Mit Socken duschen« oder »Eine Kuh melken«. Sie merken schon, da warten die ganz großen Abenteuer unserer Zeit auf Sie. Also sollten wir dankbar und de mütig sein und immer hübsch mit Socken duschen. Und zur Sicherheit auch noch mit Gummistiefeln.

Was man für das eigene Lebensglück und Wohlbefinden heute unbedingt auch noch immer anhaben sollte, sind Fitnessarmbänder. Dazu gehören dann selbstredend die entsprechenden Apps, die uns sagen, was zu tun ist und wie wir uns bewegen sollen. Das sind quasi Ratgeber, die uns durch unsere Geräte hindurch Befehle erteilen. Die Fitnesselektronik scheucht uns dann zum Beispiel durch die Stadt und zählt unsere Schritte. Und wenn sie uns genug gestresst hat, wir einfach nicht mehr können und innerlich schon vorm Abgrund stehen, dann bimmelt sie fröhlich und sagt uns, dass wir heute noch ein paar Schritte weiter gehen sollten. Und wir machen das fröhlich mit.

Denn wir alle wollen uns und unser Leben optimieren, und wir wollen offensichtlich von anderen wissen, wie das gelingen kann. Die Frage, ob das gelingen kann, stellt man sich hingegen scheinbar nicht. Der Fortschrittsglaube, der inmitten einer rasanten technologischen Entwicklung exponentiell erstarkt, wird ohne große Bedenken auch auf die Menschen angewendet. Dabei ist den meisten von uns ganz tief innendrin klar, dass wir überhaupt keine Smartphones sind. Oder zumindest noch nicht. Obwohl ich bei vielen Menschen das Gefühl habe, dass sie vielleicht einfach keinen Empfang haben. Die wirken auf mich, als ob sie intellektuell permanent im Funkloch leben.

Aber besser werden wollen wir alle. Schließlich wird auf Werbeplakaten, in Castingshows und Hochglanzmagazinen durchgehend suggeriert, dass wir nicht gut genug sind. Und dass man da dringend was besser machen müsste. Diese Botschaften scheinen irgendetwas in uns anzusprechen. Vielleicht gibt es da auch gar keine tief verwurzelte Unzufriedenheit mit uns selbst, sondern wir sind einfach nur für Suggestion empfänglich. Wenn man uns hundertmal am Tag umfassend nahelegt, dass man wie eine zurück in die Jugend gephotoshopte Oma der Oberflächlichkeit namens Heidi Klum auszusehen hat, dann knicken wir halt irgendwann ein und wollen auch aussehen wie Heidi Klum. Selbst wenn uns im Grunde klar ist, dass wir ein 62-jähriger brandenburgischer Trucker mit Bierbauch, Bart und Rückenhaar sind.

Und wenn uns mal wieder Harald Lesch oder Ranga Yogeshwar die Welt der Wissenschaft erklären, denken wir dann nicht alle: »Ich bin doch auch clever! Ich hab neulich bei Wer wird Millionär? die Hundert-Euro-Frage gewusst! Wieso bin ich nicht so ein Wissenschaftsdingsi, sondern nur der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Bank? Hallo?« Kurz: Wir nehmen uns offenbar permanent deutlich unterhalb der eigenen Möglichkeiten wahr. Egal wie berechtigt das sein mag. Folglich sind wir mit uns unzufrieden.

Wenn man wollte, könnte man auf der Basis von Facebook-Likes, Einkommen, Haarfarbe und sexueller Leistungsfähigkeit ein Ranking der Gesamtbevöl kerung erstellen: die Deutschen-Charts. Daran ließe sich vor allem eine Sache prima festmachen: Wir sind alle nicht einverstanden mit unserer Platzierung.

Kennen Sie das Peter-Prinzip? Es besagt, dass Sie im Prinzip Peter heißen sollten, aber Ihre Eltern es damals einfach nicht hingekriegt haben. Das ist natürlich Unfug. Das Prinzip ist nach Laurence J. Peter benannt. Er hat die These aufgestellt, dass innerhalb eines hierarchischen Systems jeder so lange aufsteigt, bis er eine Position erreicht hat, für die er nicht kompetent genug ist. Das ist leicht nachzuvollziehen: Sie machen einen guten Job, also werden Sie befördert – und zwar immer weiter, bis Sie schließlich in einer Position angekommen sind, die Sie überfordert.

Jetzt schauen Sie sich doch mal in Ruhe um. In Ihrer Firma, in der Parteienlandschaft, in der Gesellschaft. Haben Sie da nicht den Eindruck, Peter könnte recht haben? Und trotzdem wollen wir alle immer weiter nach oben. Wir fahren die Ellenbogen aus, als wären sie Flügel, die uns in den Himmel des Erfolgs tragen können. Wir wollen schließlich besser werden!

Stellt sich Ihnen da nicht die Frage, ob es nicht vielmehr unser unaufhaltsamer Wunsch ist, es immer noch ein bisschen besser machen zu wollen, der uns in den Abgrund treibt? Ist es nicht das Verlangen danach, bessere Turnschuhe, ein dickeres Auto, eine schlankere Taille zu haben, das uns gegen alle anderen und letztlich auch gegen uns selbst aufhetzt?

Macht uns das nicht zu tragischen Clowns? Eine Komödie zeichnet ja gerade aus, dass die Figuren in Probleme geraten, die zu lösen ihre geringen Möglichkeiten nicht zulassen. Die Protagonisten sind immer ein bisschen zu ungeschickt, ein bisschen zu doof, ein bisschen zu langsam und schließlich zum Scheitern verurteilt auf dem Weg zum Glück. Und wir lachen über ihre Unzulänglichkeit. Natürlich nur, weil wir wissen, dass es am Ende dann doch ein Happy End mit Zuckerwatte, Regenbogen und badewannenbreitem Lächeln gibt. So irrational das auch ausfallen mag. Wir feiern das, weil es uns die Hoffnung gibt, eines Tages auch ein Happy End zu erleben. Als ob wir nicht wüssten, wie unser Weg endet. Wenn wir nur weit genug aufsteigen, wird uns unsere Position schließlich gänzlich überfordern. Da bleiben wir dann in einem Zustand der Verzweiflung, bis wir am Ende sterben. Doch seien Sie nicht traurig, denn das Ziel ist ja gar nicht das Ziel. Der Weg ist das Ziel. Das ist doch äußerst erfreulich, dann ist es nämlich nicht ganz so weit dorthin.

Unser Ziel liegt also direkt vor uns. Aber was können wir tun, um nicht zu gescheiterten Clowns zu werden? Wie schaffen wir es, dass unser Schicksal keine absehbare Schmierenkomödie mit Matthias Schweighöfer in der Hauptrolle wird? Ganz einfach: Indem wir erkennen, dass unser größter Fehler ist, zu versuchen, ein gutes Leben zu führen. Das kann nicht klappen. Dafür sind wir nicht gemacht. Wenn Sie mir nicht glauben, blättern Sie mal bei Gelegenheit durch ein Geschichtsbuch: alle tot. Oder fragen Sie sich, warum es eine Million bildlicher Darstellungen der Hölle gibt – aber kaum welche des Himmels. Das hat seine Gründe.

All die lebensbejahenden Ratgeber mögen gut gemeint und voller Hoffnung sein, aber sie gehen von einer falschen Prämisse aus: dass wir Menschen das Glück erreichen könnten. Vergessen Sie’s. Daraus wird nichts.

Apropos Geschichte: Die Erfindung des Rats liegt lange zurück. Niemand weiß genau, wann jemand begann, anderen zu zeigen, wie man Werkzeuge herstellt oder einsetzt, Feuer macht oder Kartoffelbreimuffins mit Käsefüllung backt. Sicher ist, dass es Hunderttausende von Jahren zurückliegt. Fast ebenso alt wie der erste Rat dürfte die erste Zurückweisung eines Rats gewesen sein. Das macht Hoffnung. Gehuldigt sei dem weisen Steinzeittrotzkopf, der damals sagte: »Feuer? Nein, danke, das ist mir zu hell! Außerdem reicht mir, was ich tagsüber alles sehen muss!«

Nur weil uns heutzutage die Leistungsgesellschaft Ratschläge um die Ohren wirft wie ein Wüstensturm Sandkörner, müssen wir da ja nicht mitmachen. Im Gegenteil: Dass uns permanent Wildfremde in unsere Lebensführung reinquatschen wollen und dafür oft horrende Preise verlangen, sollte uns eher misstrauisch machen.

Auch und insbesondere weil dauerhaftes menschliches Glück eben eine Illusion ist und bleiben muss. Lassen wir also den verzweifelten Versuch, uns selbst und alles andere besser zu machen. Doch lehnen wir uns auch nicht zurück und überlassen den Selbstoptimierern und Leistungsfreaks das Feld: Gehen wir das Problem offensiv an und führen wir ein schlechtes Leben!

Quälen Sie sich nicht länger, indem Sie sich bemühen, alles zu optimieren. Machen Sie das Gegenteil von Optimierung: Pessimierung! Erheben Sie die Pessimierung des Lebens zur Maxime! Pessimieren Sie sich selbst!

Machen Sie sich frei von allem Leistungswahn und seien Sie, was Sie als Mensch von ganz alleine sind: schlecht. Denn nur mit dieser Machete können wir uns einen Pfad aus dem Dschungel der Ratgeber schlagen und einen eigenen Weg finden, unser Leben zu führen. Ein sehr schlechtes Leben. Aber immerhin ein freies und selbstbestimmtes Leben.

Genau dabei soll dieses Buch helfen. Also: Geben Sie jedem Tag die Chance, der schlechteste Ihres Lebens zu werden!

TEIL 1

SCHLECHT DAHEIM

» Warum in die Ferne schweifen? Sieh, das Schlechte liegt so nah. «

1 Schlecht ernähren

Das Thema Ernährung ist ein perfekter Einstieg in dieses Buch, denn es handelt sich um einen Klassiker der Selbstoptimierung. Das Thema ist so alt, dass es sogar historische Stolpersteine gibt. So hatte einmal ein Geschichtsprofessor von mir in einer Sprachklausur die Aufgabe gestellt, einen englischen Text über den von Karl V. einberufenen Wormser Reichstag (engl. »Diet«) zu übersetzen. Darin fand sich unter anderem der Satz »The Diet of Worms took place in 1521«. Ein Mitstudierender übersetzte das mit »1521 gab es eine Wurmdiät«.

Das war natürlich eine wahre Meisterleistung, aber die Missverständnisse beim Thema Ernährung und Diät ziehen sich bis heute. Dieser Tage findet man nämlich allerorten Hinweise zur guten Ernährung. Das Thema ist so angesagt, dass selbst in einschlägigen Fast-Food-Ketten so getan wird, als wäre das Essen dort gesund.

»Das ist auch so«, ruft da der Mann hinterm Schalter, »die Pommes werden in Biofett frittiert, der Burger enthält ein hochgesundes halbes Salatblatt, und wir lagern einen Kieselstein im Kühlraum, sodass die Cola durch die Lagerung energetisch mineralisiert ist. Oder mineralisch energetisiert – das kann ich mir nie so genau merken.«

»Und die Mayonnaise?«

»Die gewinnen wir nachhaltig und ökologisch korrekt aus dem Talg in den Poren unserer pubertären Mitarbeiter.«

»Omnomnom«, wie das Krümelmonster sagen würde.

Fast noch besser läuft das Geschäft mit den Ratgebern, Workshops und Internetseiten zum Thema Ernährung. Selbst im Privatbereich wird man nicht verschont. Kaum eine Mahlzeit, die man mit Familie oder Freunden einnimmt, bei der nicht darüber gesprochen wird, wer jetzt welche Diät macht oder diesen und jenen Ernährungsplan ausprobiert.

Große Begeisterung rief zuletzt die Paläo-Diät hervor. Die Anhänger*innen argumentieren, dass sich unser Verdauungssystem seit der Steinzeit nicht signifikant weiterentwickelt hat und dass man sich darum optimalerweise wie in der Steinzeit ernähren sollte. Darum treffen sie sich morgens vor ihren Höhlen, feilen die Steinspitzen ihrer Speere und springen dann im Lendenschurz in den Wald, auf der Suche nach dem Mammut. Das ist ziemlich clever, aber das Mammut ist noch klüger. Um sich selbst zu schützen, ist es bereits vor Jahrtausenden ausgestorben. Die Paläos seufzen und knabbern Moos und Fichtenrinde in einer Marinade aus eigenen Tränen. Es ist zu vermuten, dass auch unser Gehirn sich seit der Steinzeit nicht signifikant weiterentwickelt hat.

Doch selbst modernere Ernährungstipps lesen sich interessant. So schreibt etwa Michael Pollan in 64 Grundregeln Essen. Essen Sie nichts, was Ihre Großmutter nicht als Essen erkannt hätte:

»Je weißer das Brot, desto eher bist du tot!«

Das reimt sich sehr schön, und man weiß ja: Was sich reimt, ist gut.

Ich möchte ergänzen:

»Bist du heut schon tot, isst du gar kein Brot.«

Und überhaupt:

»Reimst du Regeln über Brot,

bist du vielleicht ein Idiot.«

Pollan schreibt weiter, dass man nichts essen sollte, was man nicht aussprechen kann. In erster Linie will er damit vermutlich auf die chemischen Zusätze vieler Nahrungsmittel hinaus, die Calciumpropionat, Diglyceride oder Lysergsäurediethylamid heißen. Okay, okay, letzteres findet man eher auf Goa-Partys als im Müsli, es wird gemeinhin LSD abgekürzt. In dem Fall leuchtet diese Regel ja auch ein. Allerdings ist es schade, dass wir in Zukunft wohl auf andere Lebensmittel verzichten müssen, zum Beispiel Croissants. Falls Sie die letzte Pointe nicht verstanden haben, liegt es vielleicht daran, dass Sie das Wort »Pointe« auch nicht aussprechen können.

Weit vorne auf der Metaebene und in den Bestsellerlisten findet sich 2018 der Titel Der Ernährungskompass: Das Fazit aller wissenschaftlichen Studien zum Thema Ernährung von Bas Kast. Kast kann man nur bewundern. Er ist die Sorte Mensch, die tatsächlich Aber tausende Studien und Bücher zum Thema Ernährung liest und dann den einzig richtigen Schluss zieht: »Was der Welt fehlt, ist ein weiteres Buch zum Thema Ernährung.«

Ähnlich populär ist Dr. Nadja Hermann mit ihrem Buch Fettlogik überwinden. Das leuchtet ein, denn wenn Fett eins ist, dann logisch. Man muss sich dem Fett unlogisch nähern, um es effektiv bekämpfen zu können. Ich muss dabei an meinen alten Kollegen Christoph Knüsel denken, dessen brillante Diät-Idee es war, einfach so viel zu essen wie immer, aber dafür jeden Tag 500 Gramm mehr zu kacken.

Noch mal einen ganz anderen Weg gehen die Erfinder der »Hapifork«, einer Gabel, die dabei helfen soll, im richtigen Tempo zu essen. Denn, so der Gedanke dahinter, wer sein Essen in sich reinschlingt, der kann sich nicht auf sein natürliches Sättigungsgefühl verlassen und isst zu viel. Außerdem sei schlecht ge kautes Essen schwerer verdaulich, heißt es. Das können die Paläos sicher so unterschreiben, die gerade auf ihrer Fichtenrinde rumknuspern. Wenn man nun also zu schnell isst, vibriert Hapifork und blinkt rot. Ein Traum für alle, die offen zugeben mögen, dass ihr Essbesteck klüger ist als sie selbst. Die können sich dann endlich das Essen mit einer gezackten Mischung aus iPhone und Vibrator in den Hals schaufeln.

Natürlich gibt es auch weniger skurril anmutende Ratschläge zur guten Ernährung, doch ihnen allen ist gemein, dass sie uns in ihre Richtung lenken wollen, uns sagen wollen, dass unsere Lebensweise nicht in Ordnung sei und dringend optimiert werden müsse. Und für diese Einmischung in unser Privatleben und Wohlbefinden sollen wir dann in der Regel auch noch reichlich Geld bezahlen. So geben die Menschen nicht nur ein Vermögen aus für Ratgeber, Workshops und Seminare, sondern auch für spezielle Lebensmittel. Gojibeeren, Amaranth, Chiasamen, Acai und viele andere sogenannte Superfoods sind fast allgegenwärtig, unanständig teuer und im Grunde völlig sinnlos.

Nehmen wir zum Beispiel Chiasamen. Sie kosten sehr viel Geld, schmecken quasi nach nichts und ruinieren das Klima, denn sie werden vom anderen Ende der Welt hierher importiert. Und das alles nur, weil die Selbstoptimierer konsequent ausblenden, dass man fast alles, was in Chiasamen gesund ist, in ähnlicher Form auch in einheimischen Leinsamen findet. Aber die haben halt den Nachteil, dass sie nicht wahnsinnig teuer sind und den Klimawandel nicht beschleunigen. »Langweilig!«, rufen da die Selbstoptimierer. Denn je kaputter der Rest der Welt, umso optimaler strahlt im Kontrast der optimierte Mensch.

* * *

Aus all diesem Wahnsinn gibt es nur einen logischen Weg heraus: schlechte Ernährung. Erfreulicherweise ist aber auch schlechte Ernährung schon lange ein zentrales Thema unserer Gesellschaft. An allen Ecken und Enden wird sich schlecht ernährt, erfreulicherweise mit zunehmender Tendenz. Machen wir uns nichts vor, da ist in den letzten Jahren schon viel erreicht worden. In Funk und Fernsehen und auf riesigen Plakatwänden werben Prominente und Models für die Vorzüge von ungesundem Essen: Es ist schnell, es ist günstig, es glänzt und leuchtet im Dunklen, nachdem man es verdaut hat. Und das ist nur die Spitze des Eisbergs der Vorzüge schlechter Ernährung. Das ist heutzutage dank umfassender Aufklärung durch die Werbeindustrie den meisten Menschen bewusst.

Längst kein Grund, sich zufrieden zurückzulehnen. Es gibt noch viel zu tun, oder, wie es der Volksmund sagt: »Auch nach Erwerb einer Fritteuse wächst die Wampe nicht von alleine.« Auf dem Gebiet der schlechten Ernährung gilt es, keine halben Sachen zu machen. Wenn es wirklich den gewünschten Effekt haben soll, muss man konsequent sein. Man muss die schlechte Ernährung nicht als Projekt begreifen oder als Hobby, sondern als Lebensstil. Denn das Geheimnis schlechter Ernährung liegt nicht darin, was man zu sich nimmt, sondern wie man dies tut.

Auf dem Weg zur schlechten Ernährung ist es natürlich ein guter erster Schritt, solche Lebensmittel auszuwählen, die über durch und durch schlechte Nährwerte verfügen, wie zum Beispiel ein Schokoriegel, der mit Käse überbacken und anschließend mit einer Schokoglasur überzogen und frittiert wurde. Ein Burger in Karamellsoße, der in einem riesigen Schnitzel eingebacken wurde. Eine panierte Thunfischdose in einem Bett aus Hackfleisch. Ein Apfel.

Das ist alles elementar und das Fundament, auf dem wir bauen wollen. Aber mindestens ebenso wichtig wie der Inhalt ist die Form. In diesem Kontext bedeutet das zuallererst, dass man nicht nur ungesunde Dinge zu sich nimmt, sondern auch noch zu völlig unpassenden Zeiten. Gehen Sie da ruhig mal einen Schritt weiter, als Sie es bisher gewohnt waren. Genehmigen Sie sich einen großen Teller frittierter Tintenfischringe zum Frühstück und spülen Sie das Ganze mit einer Flasche Doppelkorn runter. Das hat zwar nur wenige Ballaststoffe, aber umso mehr Ballerstoffe! Speisen Sie statt dreimal oder fünfmal am Tag mindestens fünfundzwanzigmal am Tag. Fortgeschrittene können sich auch einen Wecker stellen und um drei Uhr morgens noch im Bett liegend ein Spanferkel in Rahmsoße verputzen.

Falsche Zubereitung ist ein weiterer Schlüsselmoment, damit die schlechte Ernährung ihre volle Wirkung entfalten kann. Kochen Sie Ihren Reis statt in Wasser in Whiskey. Backen Sie den Salat. Lassen Sie dafür die Frikadelle roh. Lutschen Sie das noch gefrorene Fischstäbchen als Eisriegel zum Nachtisch. Mit Himbeersoße. Hier sind der Kreativität kaum Grenzen gesetzt.

Genauso wichtig ist es, dass Ihr Essen nicht nur ungesund ist, sondern auch unappetitlich aussieht. Der Leitsatz muss hier lauten: Nur was wie der Bodensatz eines seit dem Mittelalter nicht mehr gereinigten Plumps klos aussieht, kann auch so schmecken!

Schlechte Ernährung ist dabei nicht nur eine lästige, sondern notwendige Aufgabe. Und schlechte Ernährung kann auch Spaß bringen: Machen Sie aus jeder Mahlzeit eine spannende Challenge, indem Sie sich selbst maximal dreißig Sekunden geben, um einen Teller voller Pfannkuchen in Ahornsirup zu verputzen. Das fetzt.

Natürlich werden Sie Leuten begegnen, die für Ihre Konsequenz der schlechten Ernährung wenig übrighaben. Man wird Sie auf Partys drängen, doch mal den gesunden Obstsalat zu probieren. Man wird über Ihr Wohlfühlgewicht lästern. Man wird womöglich sogar versuchen, Ihnen Gemüsescheiben in die Chipstüte zu mogeln. Unterschätzen Sie nicht den gesellschaftlichen Druck, der da aufgebaut werden kann. Teils wird man Ihre Zurechnungsfähigkeit infrage stellen, bloß weil Sie versucht haben, ein Kilo mittelalten Gouda mit Käse zu überbacken. Die Leute sind seltsam.

Bei all dem müssen Sie stark bleiben und daran denken, dass Sie einem höheren Ziel folgen und noch nicht jeder Mensch so weit ist. Grämen Sie sich nicht und lassen Sie die Kritik nicht an Ihr Herz und vor allem nicht an Ihren Magen gelangen. Im Zweifel streuen Sie den Besserwissern Chiasamen in die Augen und hauen Sie sie mit der Hapifork, bis es ordentlich rot blinkt.

Das Leben ist zu kurz für unfrittiertes Essen. Im Zweifel können Sie ja immer noch in Worms eine Wurmdiät machen.

2 Schlecht wohnen

Ein Blick ins Zeitschriftenregal der lokalen Bahnhofsbuchhandlung genügt mir, um zu erkennen, wie gravierend das Problem ist. Da gibt es Zeitschriften, die tragen Titel wie SCHÖNER WOHNEN. Da frage ich mich doch: »Okay, okay, schöner wohnen. Aber als wer?« Das wird aber an keiner Stelle verraten, auch nicht, wenn man die Zeitschrift kauft. Da steht nur drin, welche Kissen man auf welcher Chaiselongue liegen haben sollte. Da frage ich mich doch: »Was ist eine Chaiselongue?« Und: »Wo soll ich so etwas denn herkriegen um drei Uhr nachts in der Bahnhofsbuchhandlung?« In Panik renne ich heimwärts und recherchiere im Netz.

Dort wird behauptet, die Chaiselongue erinnere stark an das antike Triclinium. Na klar, denke ich. Da hätte ich ja jetzt auch selbst draufkommen können. Auf Wikipedia heißt es weiter: »Aufgrund ihres geringen Sitzkomforts wird der eher selten gewordenen Chaiselongue heute die Bettcouch vorgezogen.« Na, das ist doch beruhigend. Der neue heiße Scheiß ist also ein unbequemes Sitzmöbelstück, auf das schon seit der Antike keiner mehr Bock hat: Shut up and take my money!

Doch damit enden noch lange nicht die Hinweise, wie ich zu wohnen habe. Auf der Seite wunderweib.de findet sich ein Artikel mit der Überschrift »Herrlich skurril! Crazy Accessoires für eine individuelle Wohnung«. Als erstes Beispiel aufgeführt sind Blumentöpfe. Aber keine normalen Blumentöpfe, sondern welche, die man kopfüber aufhängt. Mensch, wie crazy ist das denn? Ein Blumentopf! Aber ganz anders als ein Blumentopf! Und trotzdem ganz genauso wie ein Blumentopf! Herrlich skurril! Mir wird ganz wuschig im Gemüt!

Da habe ich doch gleich ein total witziges Partyspiel für euch, ihr flippigen Crazybirds: Nehmt eure Einkommenssteuererklärung und haltet sie vor einen Spiegel. Versucht den korrekten Betrag der Werbungskosten samt Umsatzsteuer im Spiegel zu lesen! Das ist voll funny und herrlich schräg! Da muss ich mich vor Lachen erst mal auf die Chaiselongue legen.

Was mag da wohl Tipp Nummer 2 von wunderweib.de sein? Na logo: eine Pappschachtel, in der man Kresse ziehen kann. Aber außen auf die Pappschachtel hat man ein Haus gemalt. Das sieht dann aus, als würde die Kresse im Vorgarten wachsen. O MEIN GOTT! Madness overload! Ich drehe völlig frei hier! Gleich komm ich in die Klappermühle, hallihallo!

Leider bleibt es aber nicht bei so schrulligen kleinen Ideen. Ein ganzer Industriezweig will uns darauf eichen, unsere Wohnungen permanent besser zu machen. Das ist doch der Trick an SCHÖNER WOHNEN – da ist ein Komparativ drin versteckt. Es muss immer etwas schöner werden. Schön wohnen reicht nämlich nicht.

So versuchen es die Leute permanent mit neuen Trends – oder auch alten Weisheiten. Haben Sie Ihre Wohnung schon mal nach der Lehre des Energieflusses ausgerichtet und korrektes Feng-Shui hergestellt? Da kommt allen Ernstes jemand daher und sagt Ihnen, dass Ihr Sofa aus der Ecke raus muss, damit da die Energie im Raum besser fließen kann.

Ihre Antwort sollte lauten: »Hör mal, Gisela! Da soll keine Energie fließen! Das ist mein Sofa, da will ich meine Ruhe haben! Und jetzt fließ ab hier mit deiner Energie!«

* * *

Aufräumen und schicke Möbel und Style und eine schöne Anordnung, das mag ja zunächst ganz nett klingen. Aber mal ehrlich, was hilft es uns, wenn unsere Wohnung so aussieht, als könnte dort jederzeit ein Fotoshooting für einen Möbelhauskatalog stattfinden? Die Antwort lautet: »Brunftklötzchen«. Das ist natürlich Quatsch, die Antwort lautet nicht »Brunftklötzchen«, ich wollte nur mal testen, ob Sie noch aufmerksam lesen.

Die korrekte Antwort lautet: Wenn unsere Wohnung aussieht, als wäre sie bereit für das Shooting eines Möbelhauses, dann nutzt uns das rein gar nichts. Es sei denn, es findet in unserer Wohnung aktuell ein solches Shooting statt. Dann ist das super. Andernfalls sollten wir uns von den Konventionen lösen wie von unserem Glauben an ein Happy End. Wir müssen alle sterben, also was soll ich mit einem ungemütlichen Sitzmöbelstück und einem umgedrehten Blumentopf?

Lassen Sie uns lieber hausen wie die Axt im Mischwald. Pessimieren Sie Ihr Wohnerlebnis!