Endlich sind sie tot! - Sebastian Stammsen - E-Book

Endlich sind sie tot! E-Book

Sebastian Stammsen

4,5

Beschreibung

Eine Familie wird ausgelöscht, der Mörder ist bekannt. Aber das ist nur der Anfang ... Alles ist klar: Der sechzehnjährige Marvin hat seine Familie auf bestialische Weise umgebracht. Kommissar Oliver Busch und Psychologin Daniela Ellinger sollen den Fall nur noch gerichtsfertig abschließen. Was zu Beginn wie eine Fleißarbeit aussieht, entwickelt sich jedoch bald zu einer großen Herausforderung. Denn ein jeder, der die Familie Brose gekannt hat, hat sie gehasst. Die Psychologin und der Polizist fördern Unglaubliches zutage - kann Marvin am Ende noch vor Gericht gestellt werden?

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Sebastian Stammsen

Endlich sind sie tot!

Kriminalroman

© 2012 by GRAFIT Verlag GmbH Chemnitzer Str. 31, D-44139 Dortmund Internet: www.grafit.de E-Mail: [email protected] Alle Rechte vorbehalten. Umschlagfoto: © JBM/buchcover.com eBook-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck eISBN 978-3-89425-875-7

Der Autor

Sebastian Stammsen, geboren 1976 am Niederrhein, studierte Psychologie. Er lebt mit seiner Frau und zwei Kindern in Tönisvorst.

Schon mit seinen ersten beiden Krimis um das sympathische Krefelder Ermittlerduo Markus Wegener und Nina Gerling konnte der Autor eine breite Fangemeinde gewinnen. Nun schickt er mit Endlich sind sie tot! zwei neue Ermittler aufs Krimiparkett, die ein alles andere als harmonisches Team bilden.

www.sebastian-stammsen.de

Widmung

Für Stefanie in Liebe

MITTWOCH

1

Daniela

Blut. An der Wand, an der Wohnzimmertür, auf dem Sofa und dem Boden. Überall war Blut. Wir fanden kaum einen freien Platz für unsere Füße. Flüssiges Glänzen, schwarzrote Lachen, trockenes Braun. Spritzer, Tropfen, Rinnsale, Schlieren, Pfützen. In welcher Form auch immer, Blut und noch mehr Blut.

Noch schlimmer als der Anblick war der Geruch, denn ihm konnten wir nicht entgehen. Er schwängerte die Luft, die uns umgab, und bedrängte uns von allen Seiten. Obwohl wir es nicht wollten, nahmen wir ihn mit jedem Atemzug in unsere Lungen auf und ließen ihn uns durchdringen. Würden ihn in unserer Kleidung und auf unserer Haut nach draußen tragen und auch dann noch nach Tod und Verwesung riechen, wenn wir diesen Tatort schon lange verlassen hatten.

Zuerst kam der Schock. Danach folgte Angst in Begleitung von Ekel. Und als ich wirklich verstand, was ich hier sah, breitete sich das Grauen in mir aus.

Ein Spießrutenlauf war nichts gegen den Slalom, den wir durch das Wohnzimmer absolvierten. Immer darauf bedacht, mit unseren Überziehschuhen keine wertvollen Spuren zu verwischen, verrenkten wir Arme und Beine, machten präzise Schritte und Sprünge. Durch mein enges Kostüm und die furchtbar unförmigen Latschen unter der sterilen Schutzkleidung fielen meine Bewegungen alles andere als grazil aus. Das Grauen war inzwischen zu einem aufdringlichen Begleiter geworden, den ich auch durch die wildesten Verrenkungen nicht mehr loswerden konnte.

Als wir schließlich den Raum durchquert hatten, fanden wir vor einer dekorativen Kaminimitation ein trockenes Plätzchen und atmeten tief durch. Keine gute Idee. Ich musste würgen, atmete flach durch den Mund weiter und drehte dem Raum den Rücken zu.

Reinhold folgte meinem Blick zur Wand und stellte nüchtern fest: »Hier muss ein Künstler wohnen.« Der Erste Kriminalhauptkommissar Reinhold Bühler war der Leiter des Kommissariats 11 der Kriminalpolizei Krefeld und praktisch mein Auftraggeber. Er deutete auf ein großformatiges Bild über dem Kamin.

Ich beugte mich näher heran und wagte es, etwas tiefer einzuatmen. »Öl«, sagte ich dann fachkundig. Ich bin Dr. Daniela Ellinger, Psychotherapeutin in Krefeld. Manchmal berate ich die Polizei in besonderen Fällen. Dies war ohne jeden Zweifel so ein besonderer Fall. Und es war das erste Mal, dass ich aus meiner Praxis direkt an einen Kriegsschauplatz gerufen worden war, den die Polizei verharmlosend ›Tatort‹ nannte.

Reinhold fragte mit Blick auf das Meisterwerk über dem Kamin betont interessiert: »Kennst du dich damit aus?«

Ich erklärte verkrampft: »Das Bild kann nicht sehr alt sein. Die Farbe ist noch nicht vollständig durchgetrocknet und darum hat es noch kein Firnis. Deshalb kann man es riechen.« Sogar hier, fügte ich in Gedanken hinzu.

»Interessant«, meinte Reinhold, ohne interessiert zu klingen. Wir klammerten uns an das Bild wie Ertrinkende in einem reißenden Fluss an ein Stück Treibholz, aber unsere Rettung war trügerisch und nicht von Dauer.

Ich betrachtete das Bild, das drei ineinander verschachtelte blaue Quadrate zeigte. Die Leinwand schätzte ich auf hundertzwanzig Zentimeter im Quadrat. »Gute Technik«, meinte ich. »Aber verschwendet bei diesem Motiv.«

»Gute Technik?«, fragte Reinhold skeptisch.

»Schau mal hier, die Farbverläufe. Unglaublich fein gestaltet. Sogar lasiert.«

»Aha«, sagte Reinhold ratlos. »Ich kann damit nichts anfangen.«

Ich auch nicht, deshalb grübelte ich bereits, ob meine weichen Knie es wohl mitmachen würden, wenn ich mich umdrehte. Ein Schaben und Quietschen – Gummi auf Kunststoff – unterbrach meinen Gedanken und ich fuhr vor Schreck zusammen. Automatisch wanderte meine Hand in Richtung Kopf – so lange ich denken konnte, reagierte ich so, wenn ich nervös war. Ich strich mir mit meiner linken Hand die Haare hinter das Ohr. Das sah eitel aus, aber es war mir nie gelungen, diese Macke loszuwerden. Es war eine gänzlich unbewusste Geste und normalerweise merkte ich erst an den Reaktionen anderer, dass ich es tat. In diesem Moment an diesem Tatort brauchte ich keine Blicke oder hochgezogenen Augenbrauen befürchten, denn meine Finger erreichten meine Haare erst gar nicht. Stattdessen schabte mein Latexhandschuh mit einem unappetitlichen Geräusch über die Kunststoffkapuze meines weißen Schutzanzugs. Schnell brachte ich meine Hand wieder unter Kontrolle.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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