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Gedichte, die einem besonders gefallen, wird man öfters lesen, so wie man manche Musikstücke immer wieder hört oder ein bestimmtes Bild stets auf neue betrachtet. Sie prägen sich ein und können unser Leben begleiten. Es gibt wunderbare Gedichte, die an das Thema "Endlichkeit" rühren und dabei eine gewisse Gelassenheit verströmen. Die "Vergänglichkeit", die für uns beim Sterben und im Tod zu einer belastenden Perspektive werden kann, wird ebenfalls in Gedichten und zuweilen auf eine Weise zum Ausdruck gebracht, die einem helfen kann, sich mit ihr abzufinden Damit möglichst viele Autorinnen und Autoren zu Wort kommen, wurden für diese Anthologie überwiegend kürzere Gedichte ausgewählt. Auch fremdsprachige Autoren wurden einbezogen, europäische wie außereuropäische. Zeitlich reicht die Auswahl von frühen Zeugnissen menschlichen Sinnens und Dichtens bis zur Gegenwart. Für die Auswahl entscheidend war, dass ein Gedicht durch seine "Wortkunst" dem Bedürfnis nach Schönheit und Ordnung entgegenkommt. Seine Aussage muss nicht immer eindeutig erfassbar sein; es genügt, dass man etwas zu ahnen glaubt und dass das Gedicht eine gewisse Stimmung in uns weckt. Doch auch ironische oder humoristische Gedichte wurden einbezogen, um den Ernst des Themas etwas aufzulockern. Die Gedichte wurden unter 10 thematischen Gesichtspunkten zu Kapiteln vereint; in der Mitte des Buchs gibt es eine kleine Sammlung von Haikus und anderen japanischen Kurzgedichten. Im Nachwort wird vor allem darüber informiert, nach welchen Gesichtspunkten die Gedichte ausgewählt wurden. Ein alphabetisches Autorenverzeichnis informiert über Lebensdaten und anderes und ermöglicht es, zu klären, von welcher Autorin / welchem Autor wo im Buch Gedichte zu finden sind. Am Ende gibt es eine alphabetische Liste aller Gedichte. Dichtung und philosophische Betrachtungen, die sich dem Lebensabend widmen, findet man bereits in diversen Buchveröffentlichungen. Dies ist ein reiner Lyrik-Band.
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Seitenzahl: 106
Veröffentlichungsjahr: 2022
tredition
© 2020 Mathias Groll, Christian Walther
Aktualisierte Version, Dezember 2025
Herausgeber: Mathias Groll und Christian Walther
Umschlaggestaltung: Angela Herold, www.herolddesign.de
Verlag & Druck: tredition GmbH, Halenreie 40-44, 22359 Hamburg
ISBN:
978-3-347-00105-3 (Hardcover)
978-3-347-00106-0 (e-Book)
Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und der Autoren unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
Das Zitat auf dem rückwärtigen Bucheinband stammt aus dem Gedicht „Trost“ von Ina Seidel (1885 – 1974).
Endlichkeit und Vergänglichkeit
Eine Lyrik-Anthologie
Mathias Groll und Christian Walther
Cover
Urheberrechte
Titelblatt
Vorwort
Herbst
SEPTEMBERMORGEN
VERKLÄRTER HERBST
HERBSTTAG
HERBSTGEDANKE
VERFRÜHTER HERBST
DIE TAGE FALLEN
HERBST
ASTERN
HERBSTBILD
DER HERBST
HERBST
HÄLFTE DES LEBENS
BLUMEN UND WILDER KLEE
Alter
STROPHEN
AUSGANG
NACHTS
ANS ALTER
JUGEND, TAG, ALTER UND NACHT
LEBENSLAUF
DIE KÜRZE
ALTER
FRÜHLING
SONETT XII
DER ALTE AM ABEND SPRICHT
HERBST
Abschied und Gedenken
ABSCHIED VON MENG HAN-JAN IM HAUS „ZUM GELBEN KRANICH“
ERWARTUNG
SENNA HOY
LETZTER FRÜHLING
MEINER MUTTER
AN - ALS IHM DIE – STARB
GRABINSCHRIFT
BITTGEDANKE, DIR ZU FÜSSEN
GEHSTEIG NACHTS
WELKE ROSE
DER STRAND
NACH JAHR UND TAG
DIE FRÜHEN GRÄBER
ABENDEMPFINDUNG
DAS VIERZEHNTE SONETT
ANKLAGE
LIED
Abend
EIN GLEICHES
ABEND
ABEND
ABEND IN DEN GASSEN
ABEND
DER WEG
ABEND
IN DEN ABEND…
DER ABEND IST MEIN BUCH
ABEND IN LANS
BROT UND WEIN
ABENDDÄMMERUNG
DIE WELT, DIE MONDEN IST
Sterben
DIE RABEN
GEBET
DER TOD
LAURAS TOD
VOM DICHTER AM TAG SEINES TODES DIKTIERT
ES SOLL EIN TAG SEIN
DIAGNOSE KREBS oder ALLES WIRD GUT
SCHLAFEN
BEVOR ICH STERBE
Letzte Gedichte von Haiku-Meistern
Nacht, Schlaf, Traum
DIE NACHTBLUME
AN DIE NACHT
BITTE
AN DEN BREITEN BERGEN
AUS DER DUNKELHEIT
HYMMNE AN DIE NACHT
WANDRERS NACHTLIED
AN DEN SCHLAF
SCHLAF UND TRAUM
MONDNACHT
Tod
DENK ES, O SEELE!
AUS DEM STREIT DES LEBENSMÜDEN MIT SEINER SEELE
NICHT MUTIG
DER TOD
TROST
MEMENTO
DER TOD
VERLORENE SICHERHEIT
HABENICHTS
DER LETZT TRUNK
DER TOD UND DAS MÄDCHEN
DAS KRANKE MÄDCHEN
DER TOD DER BIRKE, 2011
Zeit und Vergänglichkeit
AM ABEND
TROST
FRAGE
DAS LETZTE ZIEL
LIED AUS DEM SPANISCHEN
LIEDCHEN
DSCHELȂL-EDDȊN RUMI spricht
SULEIKA spricht
HEIDNISCHES SPRÜCHLEIN
ANREDE
PSALM
EINGELEGTE RUDER
STROPHEN
ZUSPRUCH
SPRÜCHE DES KONFUZIUS
Zweifel und Gelassenheit
AN DIE PARZEN
LETZTES GEDICHT
DER RADWECHSEL
FRIEDHOFSERZÄHLUNG
ICH
GESTÜRZTE LINDE
HOBELLIED
WÜRD' ES MIR FEHLEN, WÜRD' ICH'S VERMISSEN?
LIED
AN EINEN MÖNCH IM BERGKLOSTER
AN SICH
Innehalten
EIN ANDERER ABEND
LAUINGEN AN DER DONAU
MITTAG
DAS BROT UND DIE STERNE
UNTER EIN BILD
SCHÄFERSTUNDE
MEERESSTRAND
FALTER
MOND UND TRINKER
L'INFINITO
VILLA SERPENTARA
NACHTGEDANKEN
MEIN AUGE GEHT AUF EINE STILLE REISE
DER RÖMISCHE BRUNNEN
Nachwort
Autorenverzeichnis
Überschriften und Anfänge der Gedichte
Über die Herausgeber
Cover
Urheberrechte
Titelblatt
Vorwort
Über die Herausgeber
Cover
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Vorwort
Einst werd ich liegen im Nirgend bei einem Engel irgend.
Paul Klee
Wir legen hiermit eine Sammlung von Gedichten deutscher und ausländischer Dichterinnen und Dichter vor, die zu einer gelassenen Sicht auf die Endlichkeit menschlichen Lebens einlädt. Sterblichkeit ist nur ein Aspekt der Endlichkeit, die uns überall, nicht zuletzt in der Kunst begegnet. Es geht in diesem Buch weniger um das Sterben-Müssen („memento mori“) und nicht darum, den Tod zu „enträtseln“, - also etwas ergründen zu wollen, das uns gefühlsmäßig nicht zugänglich ist, jedoch durch einfache Analogien begreiflich wird, - etwa das Verlöschen einer Flamme oder das Enden eines Musikstücks. Sich mit der Vergänglichkeit abzufinden, kann uns helfen, gelassen zu bleiben und Freude am Leben zu bewahren, selbst wenn dieses bereits dem Ende zustrebt.
Trotz des schwierigen Themas ist dieses Buch vor allem für den Kunstgenuss gedacht. Man kann sich dabei gleichsam anlehnen an die Dichterinnen und Dichter, die uns in unterschiedlicher poetischer Form etwas mitteilen. Unser Wunsch ist, dass die Lektüre ein ruhiges Lebensgefühl begünstigt, vielleicht sogar trotz altersbedingter Einschränkungen oder Probleme. Dennoch ist diese Anthologie kein „Trostbüchlein“. Für diejenigen, denen das Alter Schlimmes bringt, oder für die, die trauern wegen des Verlusts einer geliebten Person, ist menschliche Zuwendung die wirksamste Hilfe, welche durch Literatur nicht ersetzt, wohl aber ergänzt werden kann.
Das Buch versucht einen großen Bogen zu schlagen vom beschwerlichen Alter bis zum entspannten, gefühlsbetonten Innehalten. Es ist thematisch in 10 Hauptkapitel gegliedert und enthält in der Mitte ein kleines Kapitel mit Haikus und anderen japanischen Kurzgedichten, das mit einer kurzen Einführung in diese Literaturgattung beginnt.
Bei der Arbeit an diesem Buch erhielten wir wichtige Anregungen von unseren Ehefrauen, von Freundinnen und Freunden sowie von Fachleuten verschiedener Verlage. Allen sei dafür herzlich gedankt!
Mathias Groll - Christian Walther
Bremen - Marburg, August 2020
Herbst
Bunt sind schon die Wälder, gelb die Stoppelfelder, und der Herbst beginnt. Rote Blätter fallen, graue Nebel wallen, kühler weht der Wind.
Johann Gaudenz von Salis-Seewis
SEPTEMBERMORGEN
Im Nebel ruhet noch die Welt,
Noch träumen Wald und Wiesen:
Bald siehst du, wenn der Schleier fällt,
Den blauen Himmel unverstellt,
Herbstkräftig die gedämpfte Welt
In warmem Golde fließen.
Eduard Mörike
VERKLÄRTER HERBST
Gewaltig endet so das Jahr
Mit goldenem Wein und Frucht der Gärten.
Rund schweigen Wälder wunderbar
Und sind des Einsamen Gefährten.
Da sagt der Landmann: Es ist gut.
Ihr Abendglocken lang und leise
Gebt noch zum Ende frohen Mut.
Ein Vogelzug grüßt auf der Reise.
Es ist der Liebe milde Zeit.
Im Kahn den blauen Fluss hinunter
Wie schön sich Bild an Bildchen reiht -
Das geht in Ruh und Schweigen unter.
Georg Trakl
HERBSTTAG
Herr: es ist Zeit. Der Sommer war sehr groß.
Leg deinen Schatten auf die Sonnenuhren,
Und auf den Fluren laß die Winde los.
Befiehl den letzten Früchten voll zu sein;
Gieb ihnen noch zwei südlichere Tage,
Dränge sie zur Vollendung hin und jage
Die letzte Süße in den schweren Wein.
Wer jetzt kein Haus hat, baut sich keines mehr.
Wer jetzt allein ist, wird es lange bleiben,
Wird wachen, lesen, lange Briefe schreiben
Und wird in den Alleen hin und her
Unruhig wandern, wenn die Blätter treiben.
Rainer Maria Rilke
HERBSTGEDANKE
Mach mich, o Herr, doch jenen Blättern gleich,
Die ich verwelkend heut im Sonnenlicht
Auf einer Ulme Gipfel zittern seh'.
Sie zittern, ja, doch nicht aus Furcht, so klar
Erscheint das Licht, und süß, sich von dem Zweig
Zu lösen und sich der Erde zu vereinen.
Sie leuchten auf im letzten Strahl, die Herzen
Schon ganz bereit; es hat der Tod für sie
Die Milde einer sanften Abendröte.
Lass mich wie sie vom höchsten Zweig mich lösen
Des Erdenlebens, ohne Klagelaut,
Erfüllt von dir, wie von dem Sonnenlicht.
Ada Negri
Komm in den totgesagten park und schau:
Der schimmer ferner lächelnder gestade -
Der reinen wolken unverhofftes blau
Erhellt die weiher und die bunten pfade.
Dort nimm das tiefe gelb - das weiche grau
Von birken und von buchs - der wind ist lau
Die späten rosen welkten noch nicht ganz
Erlese küsse sie und flicht den kranz -
Vergiss auch diese letzten astern nicht-
Den purpur um die ranken wilder reben -
Und auch was übrig blieb von grünem leben
Verwinde leicht im herbstlichen gesicht.
Stefan George
In doppelter Ährenhöhe
schweben die Engel der Unkrautsamen
langsam zum Friedhof hinüber.
Verlöscht sind die heurigen Kerzen
der goldenen Löwenzähne,
feurig werden sie aufgehen
über den Leibern der Toten
und mir im Herzen schon bald.
Christine Lavant
Fallt, Blätter, fallt! Sterbt, Blumen, dahin!
Nacht, werde länger, und kürzer, Tag!
Jedes Blatt, vom Herbstbaum flatternd,
spricht zu mir Seligkeit.
Ich werde lächeln, wenn Kränze aus Schnee
blühen, wo sonst die Rose wächst;
singen werd' ich, wenn ausklingend die Nacht
trüberen Tag führt herauf.
Emily Jane Brontë
VERFRÜHTER HERBST
Schon riecht es scharf nach angewelkten Blättern,
Kornfelder stehen leer und ohne Blick;
Wir wissen: eines von den nächsten Wettern
Bricht unserm müden Sommer das Genick.
Die Ginsterschoten knistern. Plötzlich wird
Uns all das fern und sagenhaft erscheinen,
Was heut wir in der Hand zu halten meinen,
Und jede Blume wunderbar verirrt.
Bang wächst ein Wunsch in der erschreckten Seele:
Dass sie nicht allzusehr am Dasein klebe,
Dass sie das Welken wie ein Baum erlebe,
Dass Fest und Farbe ihrem Herbst nicht fehle.
Hermann Hesse
DIE TAGE FALLEN
Die Ernten sind eingebracht.
Nur noch die Flüsse wachsen
und flicken die zerrissene Erde.
Die Tage fallen mit dem Laub
ins Dunkle,
verlöschen in schwebenden Feuern
und steigen als Rauch in die Nacht.
Die Glocken erschrecken den Himmel,
läuten die Kälte ein.
Wolfgang Bächler
HERBST
O trübe diese Tage nicht,
Sie sind der letzte Sonnenschein;
Wie lange, und es lischt das Licht
Und unser Winter bricht herein.
Dies ist die Zeit, wo jeder Tag
Viel Tage gilt in seinem Wert,
Weil man's nicht mehr erhoffen mag,
Dass so die Stunde wiederkehrt.
Die Flut des Lebens ist dahin,
Es ebbt in seinem Stolz und Reiz,
Und sieh, es schleicht in unsern Sinn
Ein banger, nie gekannter Geiz;
Ein süßer Geiz, der Stunden zählt
Und jede prüft auf ihren Glanz -