Entflammte Gefühle - Silvia Violet - E-Book

Entflammte Gefühle E-Book

Silvia Violet

4,0

Beschreibung

Nach einem schrecklichen Brand wechselt Feuerwehrmann Bryce nicht nur die Feuerwache, sondern versucht auch, alles andere hinter sich zu lassen. Doch Matt und Toby, zwei heiße junge Männer aus seiner Einheit, werden für ihn zur Versuchung. Und das, obwohl Bryce es besser wissen müsste. Matt und Toby wollen ihre Beziehung um einen Dritten erweitern und sie haben mehr als einen Blick auf den neuen sexy Lieutenant geworfen. Und so landen sie tatsächlich miteinander im Bett. Aber Bryce will sich nicht verstecken und er weiß, dass ein Verhältnis am Arbeitsplatz gegen jede Regel ist. "Entflammte Gefühle" ist der dritte Band der Reihe "Fitting in".

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern
Kindle™-E-Readern
(für ausgewählte Pakete)

Seitenzahl: 243

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
4,0 (1 Bewertung)
0
1
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Silvia Violet

Entflammte Gefühle

Aus dem Englischen von Lena Seidel

Impressum

© dead soft verlag, Mettingen 2018

http://www.deadsoft.de

© the author

Titel der Originalausgabe: Burning up

Übersetzung: Lena Seidel

Cover: Irene Repp

http://www.daylinart.webnode.com

Bildrechte:

© Volodymyr Tverdokhlib – shutterstock.com

1. Auflage

ISBN 978-3-96089-187-1

ISBN 978-3-96089-188-8 (epub)

Inhalt:

Nach einem schrecklichen Brand wechselt Feuerwehrmann Bryce nicht nur die Feuerwache, sondern versucht auch, alles andere hinter sich zu lassen.

Doch Matt und Toby, zwei heiße junge Männer aus seiner Einheit, werden für ihn zur Versuchung. Und das, obwohl Bryce es besser wissen müsste.

Matt und Toby wollen ihre Beziehung um einen Dritten erweitern und sie haben mehr als einen Blick auf den neuen sexy Lieutenant geworfen.

Widmung

Danksagung

Ich kann ET Thomas für die Unterstützung mit seiner Sachkenntnis als Feuerwehrmann nicht genug danken. Er ist eine unschätzbare Ressource, und mögliche Fehler sind auf meinem Mist gewachsen. Des Weiteren geht mein Dank auch an Christy Thomas, Angel Martinez, Will Parkinson, Becky Condit und Hank Edwards für ihre Hilfe.

Entflammte Gefühle

Kapitel eins

Bryce unterbrach das Einpacken der Ausrüstung, die er bei einer Brandschutzübung an einer lokalen Grundschule gebraucht hatte. Toby, ein junger Kerl in seiner Einheit, der erst seit einem Jahr die Akademie absolviert hatte, zog seine Aufmerksamkeit auf sich, als er für ein Gespräch mit einem kleinen Mädchen aus der ersten Klasse in die Hocke ging. Der Ausdruck auf dem Gesicht des Mädchens verriet, dass es jeden Moment in Tränen ausbrechen konnte.

„Was ist los?“, fragte Toby, die Stimme neutral, nicht der herablassende Ton, den viele Erwachsene Kindern gegenüber anschlugen.

„Wir hatten Feuer in unserem Haus“, sagte das Mädchen mit brüchiger Stimme.

„Das tut mir leid“, erwiderte Toby. „Wurde jemand verletzt?“

Das kleine Mädchen schüttelte den Kopf. „A-Aber wir … wir gerieten in Panik. Sie sagten, dass wir keine Angst haben sollen, aber wir hatten Angst. Ich hatte Angst.“

Toby schüttelte den Kopf. „Mach dir darum keine Sorgen. Ich verrate dir ein Geheimnis. Ich fürchte mich jedes Mal, wenn ich zu einem Feuer gerufen werde.“

Das Mädchen wischte sich die Tränen ab. „Ehrlich?“ Ihre Augen wurden groß, als könne sie sich das nicht vorstellen.

„Aber ja. Es ist in Ordnung, sich zu fürchten. Tatsächlich ist das ganz natürlich. Warum erzählst du mir nicht, was passiert ist?“

„Ähm … Ich sah, wie Flammen aus dem Ofen kamen. Dann schrie ich nach Mama und Papa.“

Toby nickte. „Sie zu rufen, war genau richtig. Was geschah dann?“

„Mama kam angerannt und Papa auch und sie schrien und öffneten die Fenster und Türen und das alles, dann holte Mama den Feuerlöscher und stellte ihn an.“

„Sie hat alles richtig gemacht. Manchmal ist es schwer, sich daran zu erinnern, wo Sachen wie Feuerlöscher sind, wenn man Angst hat. Weißt du, wo der Feuerlöscher jetzt ist?“

Das kleine Mädchen nickte. „Unter der Spüle.“

„Prima. Warum redest du heute Abend nicht mit deinen Eltern? Erzähle ihnen, was du heute gelernt hast, und stellt einen Plan auf, damit du genau weißt, was du tun musst und wohin du gehen sollst, falls es jemals wieder brennen sollte.“

Das Mädchen lächelte. „Das werde ich machen. Also denken Sie, dass wir alles gut gemacht haben?“

„Ja, das habt ihr. Ich bin stolz auf dich.“

Die Kleine strahlte. Toby gab ihr einen Aufkleber, den sie sofort an ihr Kleid klebte.

„Danke, Herr Feuerwehrmann“, rief sie, während sie davonlief, um sich zu ihrer Klasse zu stellen.

Bryce konnte nicht anders, als zu lächeln. Toby verbreitete den Anschein, er sei ein junger Teufelskerl, selbstsicher, weil er heiß wie die Sünde und ein Wahnsinnsfeuerwehrmann war, aber in den wenigen Monaten hatte Bryce begriffen, dass Toby einer der fürsorglichsten Männer der Feuerwache war. Bryce bezweifelte, dass es irgendjemanden gab, den Toby nicht verzaubern konnte. Ganz sicher hatte er Bryce eingewickelt. Alles, was es dazu gebraucht hatte, war ein strahlendes Lächeln gewesen und ein Teller selbst gemachter Kekse an Bryce‘ erstem Tag. Er hatte zugegeben, dass seine Schwester sie gemacht hatte, aber Bryce interessierte das nicht. Von diesem Tag an hatte er sich an Toby und seinen Zimmergenossen Matt gehängt. In seiner Fantasie waren sie nicht nur Zimmergenossen, obwohl er nicht den Hauch eines Gerüchtes gehört hatte, dass sie schwul seien. Dennoch … nein, es war lediglich Wunschdenken und obendrein sinnlos, weil er niemandem nachlief, mit dem er arbeitete, von zweien ganz zu schweigen. Im Laufe der Jahre hatte er mit einer Menge gut aussehender Männer zusammengearbeitet, und er hatte nie ein Problem damit gehabt, seine sexuelle Ausrichtung für sich zu behalten. Aber Toby war nicht nur ein blonder, muskulöser amerikanischer Traumkerl. Er vergewisserte sich immer, dass es den Männern in der Wache gut ging. Wenn jemand durcheinander war, wie das kleine Mädchen eben, das er getröstet hatte, nahm sich Toby die Zeit, um zu tun, was er konnte, damit sich derjenige besser fühlte.

Matt hatte diese dunkle, grüblerische Ausstrahlung. Er war viel ruhiger als Toby, aber er war die Art von Typ, auf die man immer zählen konnte, die immer einsprangen und die Arbeit verrichteten, die sonst niemand erledigen wollte. Er gab sein Bestes, egal wie gering die Aufgabe war.

„Du hast heute einen tollen Job gemacht, weißt du?“, sagte Bryce, als Toby zu ihm kam, um ihm beim Einpacken der Kinderfeuerwehrhelme, Sticker und Flugblätter zu helfen.

„Meinst du?“ Toby spielte mit seinem Haar, eine Geste, die nach Bryce‘ Beobachtungen bedeutete, dass er nervös war. Aber warum sollte er jetzt nervös sein?

„Ja, und du bist ein Naturtalent mit den Kleinen.“

Toby zuckte die Schultern. „Ich bin der Älteste von fünf Kindern, also habe ich eine Menge Erfahrung, vermute ich.“

Bryce stellte sich vor, wie Toby seinen Charme anwandte, um seine jüngeren Geschwister zu beruhigen.

„Ich bringe das Zeug zum Lastwagen“, sagte Toby, als sie fertig waren.

Bryce hob eine Schachtel mit Ausrüstungsteilen auf, die sie den Kindern gezeigt hatten und wollte Toby folgen, wurde jedoch von Matts Anblick gefesselt, der mit ein paar Jungs aus der vierten oder fünften Klasse mit einem Baseball spielte. Ihre Klasse hatte seit der Feuerübung eine Freistunde, und Matt hatte eine Weile mit ihnen gespielt. Jeder, der mehr als ein paar Stunden in der Feuerwache Sechs verbrachte, wusste, dass Matt von Baseball besessen war. Wenn die Durham Bulls oder die Braves spielten, klebte er am Fernseher, und selbst nachdem die Saison beendet war, hörte er nicht auf, mit jedem, der ihm zuhörte, über Statistiken und Erwartungen für das nächste Jahr zu reden.

Matt hob den Arm, bereit zum Wurf, und die Jungs liefen nach hinten. Bryce konnte nicht anders, als die Muskeln in Matts Arm unter dem dunkelblauen T-Shirt zu beobachten. Verdammt, er war ein wirklich schönes Exemplar Mann, groß und schlank und vielleicht zehn Jahre jünger als Bryce.

Der Ball segelte über die Köpfe der Jungs, und einer von ihnen rannte los, um ihn zu fangen.

„Wow“, rief ein rothaariger Junge. „Wie kannst du nur so werfen?“

„Komm her, dann zeig ich es dir.“

Der Junge stellte sich neben Matt, und Matt demonstrierte ihm eine solide Wurfhaltung. Der Junge, der den Ball gefangen hatte, warf ihn zurück. Matt übergab ihn dem rothaarigen Jungen, dann zog er ihm den Arm nach hinten, drückte ihn sanft wieder nach vorn, wobei er ihm die richtige Bewegung zeigte. Sie übten das ein paarmal, bevor Matt fragte: „Glaubst du, du hast es?“

„Ja. Wahrscheinlich.“

„Dann versuch’s.“

Die anderen Jungs kamen näher, weil sie keinen Wurf über eine lange Distanz erwarteten. Der Junge schickte den Ball über ihre Köpfe. Er landete nicht so weit entfernt wie Matts Ball, aber eindeutig weiter, als sie vermutet hatten. „Wow! Danke!“, rief er. „Das war großartig.“

Bryce musste die Lehrstunde unterbrechen, ob er wollte oder nicht. Sie mussten zurück zur Wache. „Hey, Matt!“

Matt sah über seine Schulter. „Braucht ihr mich?“

„Ja, wir verschwinden.“

„In Ordnung. Tschau, Jungs.“ Er winkte den Schülern.

Sie sahen ihm hinterher, in Ehrfurcht erstarrt, aber nicht aus dem gleichen Grund wie Bryce. Er konnte Matts geschmeidigen Körper den ganzen Tag ansehen. Bryce schloss die Seite des Trucks, nachdem er die letzten Sachen, die sie für ihre Vorführung gebraucht hatten, darin verstaut hatte. Als er sich umdrehte, bemerkte er, wie Toby ihn anstarrte.

„Komm schon, Toby, wir sind fertig“, sagte Matt und packte seinen Arm.

Toby lächelte Bryce an, ehe er sich umdrehte und Matt auf die Fahrerseite folgte.

Er hatte Bryce Arsch angestarrt, oder? Aber wenn Toby sein Interesse so schlecht versteckte, warum hatte er sich vorher noch nicht geoutet?

Bryce sprang auf den Beifahrersitz, der vorgesehene Platz für den Officer der Einheit, aber Matt und Toby unterhielten sich noch neben der geöffneten Fahrertür. Sie sprachen leise, und er konnte nicht verstehen, was sie sagten.

„Seid ihr Jungs bald fertig?“, rief er.

„Ähm … ja“, erwiderte Toby.

„Sind wir“, antwortete Matt in barschem Ton. Er setzte sich hinter das Steuer und Toby stieg hinter ihm ein.

Was war das jetzt? Nicht, dass Bryce es wissen wollte. Wahrscheinlich hatte es überhaupt nichts mit ihm zu tun oder damit, dass Toby ihn beobachtet hatte – wenn er Bryce beobachtet hatte, was möglicherweise gar nicht der Fall gewesen war.

Bryce brauchte einen Fick. Davon hatte er nicht annähernd genug gehabt, seit er vor einigen Monaten nach Durham gezogen war. Das musste die Erklärung dafür sein, dass er seine Augen nicht von diesen Jungs nehmen konnte.

Kapitel zwei

„Sie beobachten dich wieder“, raunte Mason leise, als er an Bryce vorbei sauste, um Drinks ans andere Ende der Bar zu bringen.

„Du bildest dir wieder was ein.“ Seit Mason geschworen hatte, dass Toby und Matt, die Stammgäste in der Bar geworden waren, nachdem Bryce hier zu arbeiten begonnen hatte, schwul und an Bryce interessiert waren, zog er Bryce mit ihrem Interesse an ihm auf.

Bryce beschwor sich selbst, nicht hinzusehen, aber er konnte nicht anders, als zu der Ecke zu schielen, in der die beiden normalerweise saßen, ehe er sich wieder an die Arbeit machte und die Theke weiter abwischte. Saßen sie dort, weil sie von da aus eine gute Aussicht auf die Bar hatten? Bryce runzelte die Stirn. Auf gar keinen Fall zitterten seine Hände. Auf gar keinen Fall würde er sich Hoffnungen machen. Selbst wenn sie schwul sein sollten, selbst wenn sie an ihm interessiert sein sollten – etwas mit zwei Jungs anzufangen, mit denen er zusammenarbeitete, wäre der Gipfel der Idiotie. Zur Hölle, mit mehr als einem Kerl etwas anzufangen, war von Anfang an bescheuert. Nur weil Mason und seine Freunde eine funktionierende Dreierbeziehung hatten, machte es das für Bryce nicht realistischer. Für jede Regel gab es eine Ausnahme.

„Du liegst falsch“, sagte Bryce, als er an Mason vorbeikam, um Bestellungen der Gäste aufzunehmen.

Masons Antwort bestand in einem Schnauben.

Bryce war froh, als die Bar sich füllte. So musste er die nächste Stunde nicht damit verbringen, sich selbst vorzubeten, nicht zu Toby und Matt zu sehen. Das machte er in der Feuerwache schon zur Genüge. Tobys Lächeln konnte einen ganzen Raum aufheizen, und Bryce wollte eigentlich nie etwas anderes sehen, außer er konnte beobachten, wie Tobys Hand durch Matts lockige braune Haare strich, während er ihm in die dunklen Augen starrte.

Aber wenn Mason recht hatte und sie schwul waren, vielleicht waren sie dann wirklich ein Liebespaar. Und wenn dem so war, wollte er sich ihnen gleich zweimal nicht nähern, ob sie ihn nun beobachteten oder nicht. Nur weil sie ihn gern ansahen, hieß das nicht, dass sie auch spielen wollten. Was auch immer zwischen ihnen lief, sie brauchten seine Einmischung nicht.

Außerdem arbeiteten sie zusammen. Sie waren ein Team, und dabei stand das Leben von Menschen auf dem Spiel.

Die Schlange an der Theke wurde länger und Bryce war voll und ganz damit beschäftigt, Bestellungen aufzunehmen, Drinks zu mixen und abzukassieren. Nachdem die meisten Gäste bedient waren, brauchte er eine Toilettenpause. Als er nach hinten ging, bemerkte er Toby und Matt beim Poolbillard mit einigen Jungs, die er als Stammgäste erkannte. Toby winkte, und er winkte zurück, wobei er es hasste, wie sein Puls dabei in die Höhe schoss. Was zur Hölle war los mit ihm?

Er stieß die Tür zum Waschraum auf, folgte dabei kurz seinem Instinkt und sah über seine Schulter zurück. Tobys Augen klebten an seinem Hintern. Diesmal gab es keinen Zweifel. Bevor sich ihre Blicke treffen konnten, wirbelte er wieder herum.

Also war Toby nicht hetero. Das musste sich Bryce nun eingestehen. Er war schwul oder wenigstens bi, aber er hatte lediglich den Ausblick gewürdigt. Das bedeutete gar nichts. Bryce würdigte ständig männliche Knackärsche.

Als Bryce den Waschraum verließ, standen Toby und Matt nah beieinander und redeten oder – nach den wütenden Mienen nach zu urteilen – stritten. Bryce eilte zurück an seine Arbeit, froh, dass er nicht entscheiden musste, ob er sie ansprach oder nicht. Ein paar Minuten später tauchte Toby an der Bar auf. Mason, der kleine Drecksack, hatte gerade nichts zu tun, machte allerdings keine Anstalten, Tobys Bestellung aufzunehmen.

„Was kann ich dir geben?“, fragte Bryce.

„Ich möchte nur unsere Rechnung zahlen.“ Unsere? Vielleicht ging nur der Abend auf Toby.

„Klar.“ Bryce suchte die Rechnung in der Kasse, zog Tobys Karte durch das Lesegerät und schob ihm die Quittung zur Unterschrift hin.

„Danke“, erwiderte Toby und lächelte, dass seine Augen funkelten. Wie schaffte er es, dass dieses einzelne Wort wie ein Flirt klang? Bryce hatte erwartet, dass er flirtete, dass er die Situation kontrollierte, aber obwohl Toby so viel jünger war, war Bryce letztendlich derjenige, den jedes ihrer Gespräche verwirrte.

Toby sah von der Quittung auf. „Arbeitest du, bis ihr schließt?“

Bryce schaute ihn fragend an. „Nein, ich mache gegen Mitternacht Schluss. Warum?“

„Oh, ich dachte nur … ähm … dass du vielleicht einen langen Tag hattest.“ Toby wickelte eine Strähne seines langen Ponys um den Finger. Wieder seine nervöse Geste. Warum war er so oft nervös, wenn er mit Bryce redete?

Du weißt warum.

Bryce ignorierte seine innere Stimme und zuckte die Schultern. „So schlimm war es nicht.“

„Gut. Na, wir sehen uns morgen.“ Ihre Schicht in der Wache begann am nächsten Tag um acht Uhr morgens.

„Ja. Gehst du nach Hause?“

Toby schüttelte den Kopf. „Nö, wir werden tanzen gehen. Wenn du Lust hast, könntest du mitkommen?“ War es das, was Toby zuvor hatte sagen wollen? Hatte er nur versucht, seine Nerven zu beruhigen?

„Danke, aber wir alten Leute brauchen unseren Schlaf. Habt viel Spaß.“

„Werden wir.“ Wieder diese sexy Stimme. Toby grinste ihn an und ging.

„War dieses Angebot wieder ein Teil meiner Einbildung?“, fragte Mason bei der nächsten Gelegenheit.

Bryce widerstand dem Drang, seinen Freund finster anzustarren. „Das war kein Angebot.“

„Stimmt. Er hat nicht mit dir geflirtet und er wollte definitiv nicht mit dir tanzen gehen.“

„Richtig. Er war nur freundlich.“

Mason nickte. „Wenn du irgendwann über dieses Nichts reden willst, weißt du, wo ich bin.“

„Fein.“ Das Wort kam ihm schärfer über die Lippen, als Bryce gewollt hatte, aber das Letzte, was er wollte, war über Toby und Matt zu sprechen. Was er wollte, war, sie zu vergessen, was nie geschehen würde, nachdem er mehrere Tage in der Woche mit ihnen verbrachte.

Es wurde wieder stressiger in der Bar, und bevor Bryce es bemerkte, war es Zeit für seinen Feierabend. „Hab eine gute Nacht“, sagte er zu Mason, als er nach hinten ging, um sich auszustempeln.

„Ja, du auch. Wann arbeitest du wieder?“

„Übermorgen. Von sechs bis zur Sperrstunde.“

Während er nach Hause fuhr, drifteten seine Gedanken zu Toby und Matt ab; er stellte sie sich beim Tanzen vor, ihre Körper glitten aneinander. Hatten sie ihre Hemden ausgezogen? War ihre Haut glitschig vom Schweiß? Er ließ seine Fantasie spielen. Matt war der Aggressor, riss Toby an sich, schob seine Hand zwischen sie und packte Tobys Schwanz. Toby ließ stöhnend den Kopf in den Nacken fallen, ein Stöhnen, das Bryce nur hören konnte, wenn er direkt hinter ihm stand, sich gegen dessen Arsch drückte, während er um ihn herumgriff und seinen Schwanz pumpte. Er wies Matt exakt an, was der tun sollte, wie er Toby anfassen sollte, dann …

Mit Wucht stieg er auf die Bremse, er hatte die rote Ampel gerade noch rechtzeitig bemerkt. Fuck. Bisher hatte ihn ein Dreier nicht interessiert, aber jetzt …

Er war nach Durham gezogen, um neu anzufangen, um zu sehen, ob er den Job nach der erschütternden Nacht in Atlanta noch machen konnte. Noch immer unfähig, die Erinnerungen ohne die Gefahr eines Zusammenbruchs zuzulassen, zitterte er. Diese Familie. Jeder hatte gesagt, dass sie keine Chance gehabt hatten, niemand hätte rechtzeitig zu ihnen gelangen können. Bryce schob diese Gedanken beiseite, zusammen mit seinen Fantasien von Toby und Matt. Er konzentrierte sich auf das Fahren, während er seinen Wagen nach Hause lenkte, um ins Bett zu gehen. Allein.

Zu etwas anderem war er nicht bereit.

Kapitel drei

Bryce stand an seinem Spind, ein Handtuch um die Hüften geschlungen, nachdem er sich nach seinem Morgentraining geduscht hatte. Matt und Toby befanden sich auf der anderen Seite der Umkleide, beide ebenfalls nass. Waren sie irgendwann nicht zusammen? Als sie sich anzogen, konnte er einen guten Blick auf ihre Ärsche erhaschen, und sein Schwanz war drauf und dran, sie wissen zu lassen, wie interessiert er an ihnen war. Bisher hatte er sich nicht die Mühe gemacht, die Tatsache zu verschleiern, dass er schwul war. In seinem Job in Atlanta hatte er sich geoutet und er wollte sich nach seinem Umzug hierher nicht verstecken. Allerdings bedeutete das nicht, dass er jemanden glauben lassen wollte, er würde sich am Anblick seiner Kameraden in der Dusche aufgeilen. Mit wem er schlief, hatte nichts damit zu tun, wie gut er als Feuerwehrmann war, und er wollte den Heteros beweisen, dass sie im Job alle gleich waren. Das würde er nicht schaffen, wenn er geil wurde, nachdem er Matt und Toby schöne Augen gemacht hatte.

Die Umkleide leerte sich, während er noch vor seinem Spind stand und versuchte, seinen Körper unter Kontrolle zu bekommen. Inzwischen waren nur noch er, Toby und Matt hier. Ihr Herumgealbere, das spielerische Schlagen mit den Handtüchern und die witzigen Sprüche hatten sie Zeit gekostet. Bryce konnte sie nun miteinander flüstern hören. Toby lachte, das Geräusch fühlte sich für Bryce wie eine Liebkosung an. Dreh dich nicht um.

Bryce ignorierte seinen guten Vorsatz, spähte in ihre Richtung und erwischte Matt dabei, wie er zu ihm herüberschaute. Matts Wangen färbten sich, doch Bryce konnte sich nicht zusammenreißen und den Blick abwenden. Ehe einer von ihnen die Chance hatte, etwas zu sagen, plärrte der Alarm los. Bryce griff nach seinen Kleidern und zog sich eilig an, er dachte an nichts anderes mehr als den Job. Als er Unterhose und Shirt anhatte, sauste er in die Fahrzeughalle, wo seine Schutzausrüstung auf einem der Trucks lag.

Erfahren genug, um zu wissen, dass er mit Hektik nur länger brauchte, zog er methodisch seine Hose, die Kapuze und den Mantel an. Dann überprüfte er seine Sauerstoffflaschen, im Anschluss prüfte er sie noch einmal, und stieg auf den Beifahrersitz des Leiterfahrzeugs Sechs, nachdem er noch nach seinem Helm gegriffen hatte. Während um ihn herum die anderen Männer und Frauen in Ausrüstung die Einsatzfahrzeuge besetzten, nahm er sich ein paar Sekunden Zeit, um das Ritual zu absolvieren, das er vor langer Zeit, als er ein Neuling wie Toby und Matt war, für sich entdeckt hatte.

Er berührte die Kante seines Helmes – rieb mit den Fingern über die Schrammen, die er bei dem Feuer in Atlanta, das ihm immer noch im Kopf umging, abbekommen hatte – und betete ein Ave Maria. Bereits vor Jahren hatte er aufgehört, zur Kirche zu gehen, und er war sich nicht sicher, was er nun glaubte oder nicht glaubte, aber was er wusste, war, dass dieses Gebet aufzusagen und daran zu denken, dass Maria über jeden wachte, der sich in Gefahr befand, seine Nerven beruhigte. Ruhig und mit klarem Kopf in den Einsatz zu gehen war der beste Weg, lebendig und unverletzt nach Hause zu kommen. Das Gebet war seit seinem ersten Jahr im Job eine Art Glücksbringer, und manche sagten, es hätte immer funktioniert. Er lebte und war gesund, allerdings hatte dieser Glücksbringer für die Familie in Atlanta versagt.

Bryce war der Fahrer in seiner Einheit im Atlanta Fire Department gewesen, aber nach seinem Umzug nach Durham war er zum Lieutenant befördert worden. Ihr Fahrer, WT, sprang in die Kabine und nahm seinen Platz hinter dem Steuer ein. Matt und Toby setzten sich auf die Rücksitze. Bryce gab über Funk durch, dass sie einsatzbereit waren. Er konzentrierte sich auf die Daten, die auf dem Onboardcomputer erschienen. Keine Zeit mehr, in der Vergangenheit zu verweilen.

Sie fuhren zu einem Hausbrand, der weit genug fortgeschritten war, dass ein Augenzeuge Flammen aus dem Fenster kommen sehen hatte. Er hatte angerufen, nachdem er an diesem Haus vorbeigefahren war. Niemand war außerhalb des Hauses gesehen worden. Es war ein später Morgen an einem Arbeitstag, also bestand eine gute Chance, dass niemand Zuhause war. Bryce betete, dass das der Fall war.

Er blickte auf die Karte auf seinem Computerbildschirm. Es war nicht mehr weit. Die Einsatzleitung war soeben eingetroffen, Bryce und seine Männer würden die dritten vor Ort sein.

Sie rasten eine Vorstadtstraße entlang, WT bog links ab. Die Gegend veränderte sich. Heruntergekommene, graffitibeschmierte Gebäude säumten nun anstatt netter Häuser die Straßen. Dann sah er ein paar Blocks entfernt ein baufälliges Haus, aus dessen Fenstern Flammen wuchsen.

WT brachte das Fahrzeug vor dem Gebäude zum Stehen. Erinnerungsblitze rasten durch Bryce‘ Verstand, als er aus dem Wagen sprang. Das hier war nicht Atlanta, auch wenn die Gegend schon bessere Tage gesehen hatte. Hier war es nicht so großstadtartig. Du bist hier, nicht dort. Du kannst das.

„Bist du okay, Mann?“

Toby schlug Bryce auf die Schulter und Bryce sah auf. Ihm war klar, dass er wohl eine Grimasse gezogen hatte. „Ja, alles gut, nur …“ Er würgte. Fuck! Er musste sich wirklich zusammenreißen.

Toby betrachtete ihn aufmerksam. Er wollte nicht, dass die Jüngeren dachten, er würde ausflippen. Sie wussten alle, was in Atlanta geschehen war. Sie wussten alle, dass er deshalb geflüchtet war. „Es geht mir gut.“ Seine Stimme klang fest, wenn auch ein wenig rau.

Als sie ihre Atemmasken und Helme aufgesetzt hatten, verließen sie das Fahrzeug.

Über Funk rief der Einsatzleiter Bryce. „Leiter Sechs, deine Einheit übernimmt die erste Suche.“

„Ja, Sir“, antwortete Bryce.

Er wandte sich an den Rest seiner Leute. „Toby, du kommst mit mir. WT, du gehst mit Matt. Wir nach links, ihr nach rechts.“

Die Männer nickten und betraten das Haus. Der Löschzug war ebenfalls eingetroffen und bekämpfte den Brand, der sich an der Rückseite des Gebäudes ausbreitete. An der Vorderseite war die Hitze noch nicht so schlimm, sodass sie das Wohnzimmer aufrecht gehend durchqueren konnten. Bryce‘ Herz schlug wild, als der Rauch dichter wurde und die Hitze im Flur zuzunehmen begann. Was würden sie finden? Bitte, Gott, keine Leiche. Aber was auch immer sich hier befand, er würde damit klarkommen. Er musste. Er würde Toby oder sonst wen nicht im Stich lassen.

Sie sanken auf Hände und Knie, um den Vorteil der kühleren Luft knapp über dem Boden wahrzunehmen. Das Löschteam spritzte Wasser in das Feuer, das auf der anderen Seite des Hauses wütete.

Bryce und Toby gelangten in ein Schlafzimmer auf der linken Seite des Flurs und begannen ihre Suche. Bryce legte seine rechte Hand an die Wand neben dem Türstock, Toby hielt sich am Absatz seines linken Stiefels fest und tastete so weit in den Raum, wie er konnte, um zu überprüfen, ob sich jemand hier verkrochen hatte.

„Nichts?“, fragte er Toby.

„Nichts außer dem Fußboden.“

Als sie auf diese Weise den Raum weiter umrundeten, traf Bryce‘ Hand auf den Türrahmen eines Einbauschranks. „Toby, ich bin an einem Wandschrank. Ich werde die Tür aufhalten, während du das Innere untersuchst.“

„Ja, Sir.“ Toby kroch über den Boden und krabbelte in den Schrank. „Nichts außer Schuhen und Schachteln.“

„Okay, machen wir mit dem Zimmer weiter.“

Ein paar Schritte weiter entdeckte Bryce ein Fenster. Im Geiste notierte er sich, wo es sich befand. Das würde ihr Fluchtweg sein, falls die Hitze im Flur noch intensiver wurde.

„Ich fühle etwas. Ich glaube, es ist eine Teppichkante“, sagte Toby.

Bryce streckte sich ein wenig mehr, damit Toby den Boden besser abtasten konnte.

„Ja, ein Teppich. Wir kommen jetzt ans Bett.“

Der Einsatzleiter meldete sich über Funk. „Leiter Sechs, beeilt euch. Die Flammen schlagen in den Flur.“

Bryce verspannte sich. Sie mussten das Bett überprüfen und sich den Weg zum Ausgang bahnen. „Du schaust drunter nach“, wies er Toby an.

Das Bett stand an der Wand, und Bryce streckte die Hände aus, um auf dem Bett herumzutasten. Er fand einen Klumpen, aber als er ihn fester drückte, stellte er fest, dass es sich nur um ein Kissen handelte. Er streckte sich, so weit er konnte, um nichts zu übersehen.

„Hast du was gefunden?“, fragte er Toby.

„Nein“, antwortete Toby. „Du?“

„Nein. Machen wir schnell weiter.“ Sie beendeten ihre Runde durch den Raum. Als sie die Tür erreichten, entschied Bryce, dass sie den Flur immer noch benutzen konnten, um zur Vorderseite des Hauses zurückzukehren.

Innerhalb weniger Minuten war die Krise vorbei und das Löschteam hatte das Feuer unter Kontrolle gebracht. Bryce und Toby betraten das Haus zur zweiten Suche. Bryce konnte spüren, wie viel kühler die Luft nun war. Das Löschteam musste den Raum belüftet haben, der Rauch war dünner.

Erneut vollzogen er und Toby eine Rechte-Hand-Suche. Jetzt konnten sie ein wenig erkennen und kamen rasch beim Bett an. „Du nimmst wieder die Unterseite“, sagte er. Er tastete die Oberseite des Bettes ab. Als er diesmal das Kissen nach unten drückte, bewegte sich etwas. Er fasste darunter und spürte einen kleinen Fuß.

„Chief, im linken vorderen Schlafzimmer versteckt sich ein Kind unter einem Kissen.“

„Wie ist der Zustand?“

Bryce hob das Kind hoch und es fing an zu schluchzen, aber das war gut, denn Weinen bedeutete, dass das kleine Mädchen am Leben war. „Sie ist bei Bewusstsein und anscheinend unverletzt.“

Was, wenn sie sie nicht gefunden hätten? Was, wenn … Aber alles war gut gegangen. Sie hatten sie gefunden. Hier war nicht Atlanta. Er trug sie hinaus, gefolgt von Toby, und übergab sie den Sanitätern. Sie hustete und schrie, aber sie sah nicht aus, als hätte sie Verbrennungen oder andere ernste Verletzungen davongetragen.

Bryce war schweißgebadet. Es ging doch nichts über die volle Montur an einem heißen Sommertag. Er war in der Lage gewesen, seine Ängste abzustellen, als es nötig war, obwohl er das Mädchen bei der ersten Suche übersehen hatte.

Du musstest dich beeilen. Du bist wieder reingegangen und hast sie gefunden. Du hast sie rausgeholt. Du hast deinen Job gemacht.

Ja, das hatte er, trotzdem konnte er das heftige Gefühl in seiner Brust nicht abschütteln.

Niemand sonst war in der Wohnung oder der näheren Umgebung gefunden worden. Das kleine Mädchen sagte, ihre Eltern seien bei der Arbeit, aber sie war zu geschockt, um weitere Informationen geben zu können. Bryce wünschte sich, er könnte ein paar Minuten allein mit den Eltern sein, die ein kleines Mädchen allein Zuhause ließen. Kein Kind verdiente es, so verlassen zu sein, aber wenigstens lebte sie, und er ebenfalls. Der Job war noch nie leicht gewesen, aber das war es wert. Diese Geschichte war gut ausgegangen. Das reichte ihm.

Kapitel vier

Bryce erschrak, als sich beim Betreten der Feuerwache eine Hand auf seine Schulter legte. „Wir laden dich zum Frühstück ein.“

Es war Matt.

„Du siehst aus, als könntest du Gesellschaft brauchen“, sagte Toby, der auf seiner anderen Seite erschien.

Wie schafften sie es, dass er sich umringt fühlte, wenn er nur ein paar Zentimeter Abstand zu ihnen beiden hatte? „Ähm … Ich sollte nach Hause fahren und versuchen zu schlafen. Ich arbeite heute Abend wieder im Nathan’s.“

Matt legte den Kopf schief und musterte Bryce. „Kannst du wirklich schlafen?“

Fuck, wie durchschaubar war er? Er hatte geglaubt, er hätte besser versteckt, wie verdammt hart der Tag für ihn gewesen war. „Nein.“ Einen Moment lang überlegte er, seinen Beagle Rollo als Ausrede zu benützen, aber der Hund war bei einem Nachbarn, der ihn vergötterte, und eine zusätzliche Stunde würde kein Problem sein.

„Dann komm mit uns“, sagte Toby in der fröhlichen Art, die ihm normalerweise alles bescherte, was er wollte, auch wenn es nie gekünstelt klang. Er war einfach so glücklich und vergnügt.

„Wir … äh … wollen dich besser kennenlernen.“

Oder vielleicht nicht so vergnügt. Warum klang Toby nervös?

Er mag dich.

Auf keinen Fall. Bryce würde nicht auf diese Unruhe stiftende Stimme in seinem Kopf hören. Sie beobachteten ihn, weil ihnen sein Körper gefiel. So weit konnte es auch gehen. So sexy, wie sie waren, konnten sie Sex haben, so oft sie wollten. Sexy und klug und liebevoll. Bryce begriff, wie sehr er die Vorstellung hasste, dass sie irgendwen fickten. Sie verdienten jemanden, der seine Zeit mit ihnen verbrachte, der sie vernünftig behandelte. Jemanden wie dich.