Entwicklung berufsfeldnaher Projektaufgaben in der Meisterschule Elektrotechnik - Christoph Menke - E-Book

Entwicklung berufsfeldnaher Projektaufgaben in der Meisterschule Elektrotechnik E-Book

Christoph Menke

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Beschreibung

Bachelorarbeit aus dem Jahr 2009 im Fachbereich Pädagogik - Berufsbildung, Weiterbildung, Note: 1,5, Fachhochschule Münster (Institut für Berufliche Lehrerbildung (IBL)), Sprache: Deutsch, Abstract: Wirft der aufmerksame Zuschauer einen Blick in die heutigen Nachrichten, so erhält er einen unmittelbaren Eindruck von der rasanten Entwicklung der Gesellschaft. Der demographische Wandel vollzieht schleichend seinen Lauf, die Informations- und Kommunikationstechnologien gewinnen zunehmend an Bedeutung und die Halbwertszeit des Wissens verändert sich kontinuierlich. All diese Ereignisse haben Einfluss auf den technologischen Wandel der Arbeitswelt. Die Unternehmen stehen vor neuen Anforderungen und benötigen zur Bewältigung hoch qualifiziertes Personal. Doch wie kann ein Unternehmen diese wertvollen Mitarbeiter sicherstellen, wenn in naher Zukunft nicht ausreichend junge Fachkräfte nachrücken werden? Einen möglichen Lösungsansatz liefert dazu das sog. „lebenslange Lernen“. Die gegenwärtigen Mitarbeiter eines Betriebes werden dabei aufgefordert, sich fortlaufend für ihren Beruf weiterzubilden, um auch im fortgeschrittenen Alter alle Aufgaben adäquat bewältigen zu können. In diesem Zusammenhang wird in der vorliegenden Ausarbeitung exemplarisch die Fortbildung von Erwachsenen in der Meisterschule Elektrotechnik beim Handelskammer Bildungszentrum Münster (HBZ)anhand des projektartigen Lernens untersucht. Die Projektmethode würde den Lernenden einen großen Spielraum hinsichtlich der Themenfindung gewähren. Da in der Meisterschule bestimmte Themenbereiche des Rahmenlehrplans bearbeitet werden müssen, werden in dieser Arbeit überwiegend die Lern- und Arbeitsaufgaben, die auf der Projektmethode basieren, vorgestellt und angewendet. Lern- und Arbeitsaufgaben bieten die Möglichkeit, in der betrieblichen Aus- und Weiterbildung sowohl die Praxis als auch die Theorie miteinander zu verknüpfen. Allgemein beinhalten sie eine konkrete Aufgabenstellung, die anhand von abgestimmten Informations- und Arbeitsblättern bearbeitet werden. Weiter ist es erforderlich, dass die Aufgaben Lernpotenziale enthalten, die einen Handlungsspielraum zulassen und ganzheitliche Problematiken vermitteln. Das übergeordnete Ziel dieser didaktischen Methode ist die Verbesserung der Aus- und Weiterbildungsqualität. Es wird vor allem die Handlungskompetenz der Gruppenmitglieder geschult, die sich aus den drei Bereichen Fachkompetenz, Humankompetenz und Sozialkom-petenz zusammensetzt. Im Rahmen der vorliegenden Bachelorarbeit wurden insgesamt sechs unterschiedliche Lern- und Arbeitsaufgaben aus dem Bereich der Netzwerktechnik erstellt und erprobt.

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Inhaltsverzeichnis
Kapitel
Anhang 1: Gesprächsprotokoll
Anhang 4: Basismodul 1 „Internetverbindung herstellen“
Anhang 5: Basismodul 2 „Netzwerkgeräte einbinden“
Anhang 6: Basismodul 3 „Virtueller Server“
Anhang 7: Erweiterungsmodul 4 „VPN-Verbindung“
Anhang 8: Erweiterungsmodul 5 „USB-Peripheriegeräte“
Anhang 9: Erweiterungsmodul 6: „W-LAN“
Anhang 10: Fragebogen - Eingangsvorrausetzungen
Anhang 11: Evaluationsfragebogen - Teilnehmer
Anhang 12: Ergebnisse - Eingangsvorrausetzungen zur Pilotierung.
Anhang 13: Ergebnisse - Eingangsvorrausetzungen zur Erprobung
Anhang 14: Evaluationsergebnisse zur Pilotierung
Anhang 15: Evaluationsergebnisse zur Erprobung.
Anhang 16: HTML Quelltext „Testseite“

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Abkürzungsverzeichnis

AB Arbeitsblatt ARP Address Resolution Protocol AS Aufgabenstellung DHCP Dynamic Host Configuration Protocol DNS Domain Name System DT Datenübertragungstechnik FTP File Transfer Protocol HBZ Handwerkskammer Bildungszentrum HTML Hypertext Markup Language HWK Handwerkskammer IB Informationsblatt IP Internet Protocol IPv4 Internet Protocol Version 4 ISO Internationale Standardisierungsorganisation LAN Local Area Network LB Lösungsblatt MAC Media Access Control OSI Open System Interconnection Reference Modell TCP/IP Transmission Control Protocol / Internet Protocol TK Telekommunikationstechnik URL Uniform Resource Locator USB Universal Serial Bus VNC Virtual Network Computing VPN Virtual Private Network WAN Wide Area Network WLAN Wireless Local Area Network DSL Digital Subscriber Line ZVHE Zentralverband der Deutschen Elektro-und

Informationstechnischen Handwerke

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0 Einleitung

„Deutschland altert - Na und?“ (Straubhaar 2006), so lautet der einprägsame Titel eines Artikels vom 25. Oktober 2006 aus der Zeitschrift „Spiegel“. In ihm werden die Chancen des demographischen Wandels dargelegt, der seit längerer Zeit von vielen Bürgern kritisch betrachtet wird. Doch was bedeutet überhaupt der demographischer Wandel? Mit dem demographischen Wandel wird beschrieben, wie sich die Bevölkerungsstruktur hinsichtlich des Alters in den kommenden Jahren verändern wird. Dabei nimmt die Geburtenraten stetig ab, während die Lebenserwartung der Menschen deutlich ansteigt. Bis 2020 wird erwartet, dass die Anzahl der über 50-jährigen doppelt so hoch sein wird, wie die der jungen Arbeitnehmer (vgl. IHK Ostwestfalen zu Bielefeld 2009). Diese Entwicklung der Bevölkerung stellt die Gesellschaft vor tiefgreifende Veränderungen. Vor allem die Wirtschaft muss sich auf diese Tendenz einrichten, da die Demographie ein wichtiges Kriterium für den Wandel der Arbeitswelt darstellt. Die Unternehmen können in Zukunft nicht davon ausgehen, dass sie ausreichend junges und qualifiziertes Personal für sich gewinnen können. Aus diesem Grund ist es notwendig, die vorhandenen Mitarbeiter1und Auszubildenden so zu fördern, dass sie später vielseitige Probleme eigenständig lösen können und auch im hohen Alter weiterhin in ihrem Beruf flexibel agieren (vgl. Schröder 2009, S. 31f.).

Doch nicht nur der demographische Wandel trägt zum heutigen Wandel der Arbeitswelt bei. Mit zunehmender Geschwindigkeit dringt auch die technologische Veränderung in unser Bewusstsein ein. Deutschland befindet sich auf dem Weg „von der Industriegesellschaft zur Wissensgesellschaft“ (Schröder 2009, S. 28f.). Dies bedeutet, dass es mittlerweile kaum einen Bereich gibt, der nicht durch Informations- und Kommunikationstechnologien beeinflusst wird. Zusätzlich hat sich dabei die Halbwertszeit des Wissens dramatisch verkürzt.

Während sich die Relevanz des Schulwissen in einem Zeitraum von etwas mehr als 20 Jahren um die Hälfte verringert, befindet sich das Technologiewissen bereits nach ca. drei Jahren auf diesem Stand. Ein noch schnellerer Verfall erfolgt bei dem Fachwissen im informationstechnischen Bereich. Bereits nach einem Jahr wird die Relevanz des Wissens auf 50 Prozent eingeschätzt und nach neun Jahren ist das Wissen veraltet und nicht mehr zu gebrauchen (vgl. Schüppel 1996, S. 238).

Doch nicht nur das Fachwissen muss im Laufe der Zeit aufgearbeitet werden, sondern auch die Sozialkompetenz der Mitarbeiter, denn „[e]in weiterer Trend ist die Verlagerung von der Produktions- zur Dienstleistungökonomie“ (Schröder 2009, S29). Dies bedeutet, dass das Personal eines Unternehmens im ständigen Kontakt zu seinen Kunden stehen wird. Um die Zufriedenheit dieser zu gewährleisten, sollten soziale Beziehungen aufgebaut und

1Für eine bessere Lesbarkeit wird in dieser Arbeit die maskuline Form verwendet. Wann immer eine Person oder Personengruppe in maskuliner Form genannt wird, impliziert dies gleichzeitig die feminine Form.

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Spannungen vermieden werden. Auch das verantwortungsbewusste Handeln spielt eine essentielle Rolle.

Verstärkt wird diese Entwicklung durch die Globalisierung. Sie ist ein weiteres Merkmal für den Wandel der Arbeitswelt. In der heutigen Zeit sind betriebliche Geschäfte auf internationaler Ebene zur Normalität geworden. Erreicht wurde dies vor allem durch die weitreichende Informationsweitergabe via Internet. Die Kunden können 24 Stunden am Tag ihre Geschäfte tätigen und die internationale Zusammenarbeit wird durch das globale Datennetz unbegrenzt ermöglicht. Dennoch ist es notwendig, auch persönlich den Geschäftspartnern zu begegnen, wenn es sich um langfristige Geschäftsbeziehungen handelt. Hierzu müssen die Mitarbeiter des eigenen Unternehmens dazu bereit sein, weltoffen zu agieren, eigene Sprachkenntnisse zu steigern und Verständnis für andere Kulturen aufzubringen (vgl. Schröder 2009, S. 29f.).

Die rasante Entwicklung der Arbeitswelt führt zu neuen Anforderungen an die Unternehmen. Sie benötigen qualifizierte Mitarbeiter, die durch regelmäßige Weiterbildungen oder selbstorganisiertes Lernen ihr Wissen systematisch fortbilden (vgl. Zimmer 2005, S. 53f.). Eine wesentliche Rolle nimmt dabei die ältere Generation ein, die das lebenslange Lernen als eigenes Ziel verinnerlichen sollte.

0.1 Fragestellung

Durch den technologischen Wandel der Arbeitswelt ist die betriebliche Aus- und Weiterbildung einem stetigen Veränderungsprozess unterworfen. Eine wichtige Aufgabe kommt der Verzahnung von Arbeiten und Lernen zu. Die vorliegende Arbeit untersucht und erprobt Unterrichtsmethoden anhand folgender Leitfrage:

Wie können Lerninhalte in der Erwachsenenbildung aus dem Bereich der Netzwerktechnik bei praxiserfahrenen Schülern mit berufsfeldnahen Projektaufgaben sinnvoll vermittelt werden?

Für die Verbindung von betrieblichen Arbeitsprozessen mit fachsystematischen Inhalten bedarf es einer Ausbildungsmethode, die sich an dem Konzept der Handlungsorientierung und dem ganzheitlichen Lernen bedient. Als Ausbildungsmethode wird in dieser Arbeit die Lern- und Arbeitsaufgabe als eine Form der Projektmethode vorgestellt und auf ihre Einsatzmöglichkeiten in der betrieblichen Aus- und Weiterbildung untersucht. Trotz vielfältiger Bewährung der Projektmethode in der Bildungspraxis ergeben sich mit der Verwendung von Lern- und Arbeitsaufgaben weitere Fragestellungen, die an die Leitfrage anknüpfen:

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•Wie kann die berufliche Aus- und Weiterbildung auf den Wandel in der Arbeitswelt adäquat reagieren? Untersucht werden soll die Veränderung der Arbeitswelt und die sich daraus ergebenen Anforderungen und Aufgaben der beruflichen Weiterbildung.•Welchen Beitrag kann die Projektmethode für die Entwicklung von Kompetenzen der Auszubildenden leisten? Die Fragestellung geht dem Ziel nach, wie selbstorganisiertes Lernen initiiert und begleitet werden kann. Weiter wird unter diesem Arbeitspunkt der Grad der Vollständigkeit und Offenheit von Aufgaben abgewogen.•Wie können betriebliche Arbeitsaufgaben als Basis für die Gestaltung von Lern- und Arbeitsaufgaben dienen? Berufsfeldnah auszubilden heißt auch, den Prozess der Arbeit als Grundlage für die Entwicklung von Aufgabenstellungen heranzuziehen. In diesem Kontext sollen Auswahlkriterien und die Entwicklung von Aufgabenstellungen betrachtet werden.

•Welche Zielsetzung des beruflichen Lernens wird mit dem Konzept der Lern- und Arbeitsaufgaben verfolgt? Die Fragestellung bezieht sich auf die berufliche Handlungsfähigkeit und die Berufsfähigkeit der Auszubildenden. Weiter soll geklärt werden, wie die Lern- und Arbeitsaufgaben in den Gesamtprozess der Aus- und Weiterbildung eingebettet werden können.

0.2 Struktur und Aufbau

Das Ziel dieser Arbeit ist es, einen umfangreichen Einblick in die methodische Didaktik der Lern- und Arbeitsaufgabe zu geben. Dabei soll eine praktische Durchführung zur Bewertung dieser Lehrmethode dienen.

Das Kapitel zwei dieser Arbeit beschäftigt sich mit projektartigem Lernen. Es wird dabei geklärt, welche Eigenschaften ein Projekt beinhaltet und wie es sinnvoll als didaktisches Element im Unterricht aufgegriffen werden kann. In diesem Zusammenhang wird die Projektmethode vorgestellt, die den Lernenden eine Möglichkeit bietet, ihre Interessen besser in das Unterrichtsgeschehen einzubinden. Das projektartige Lernen bietet sowohl Vorteile als auch Nachteile, die ebenfalls in dieser Arbeit beschrieben werden. Im dritten Abschnitt wird die Lern- und Arbeitsaufgabe erläutert. Sie basiert auf der Projektmethode und dient zur Verknüpfung von Theorie und Praxis. Dabei werden die Begriffe Lernaufgabe, Arbeitsaufgabe und Lern- und Arbeitsaufgaben definiert, die trotz verwandtem Wortlaut eine unterschiedliche Bedeutung aufweisen. Anschließend sollen die Ziele der Lern- und Arbeitsaufgabe dargestellt werden, die sowohl die Lernenden als auch die Bildungseinrichtungen betreffen. Während die Auszubildenden fachliche, soziale und humane Kompetenzen vertiefen sollen, haben die ausbildenden Institutionen die Aufgabe, die Lernortkooperation zu verbessern.

Der vierte Gesichtspunkt dieser Arbeit behandelt die Vorgehensweise bzw. die Struktur der Lern- und Arbeitsaufgabe. Der Ablauf gliedert sich dabei in die fünf Schritte:

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Informationsrecherche, Informationsselektion, Aufgabenformulierung, Durchführung und Evaluation.

Das Konzept der Lern- und Arbeitsaufgaben konnte in der Meisterschule Elektrotechnik praktisch erprobt werden. Das fünfte Kapitel beschreibt diesbezüglich Anforderungen und Lerninhalte der Meisterschule sowie den Prozess der Konstruktion von Lern- und Arbeitsaufgaben für eine Seminareinheit. Für die Erprobung der Lern- und Arbeitsaufgaben standen zwei Meisterschulklassen der Fachrichtung Energie- und Gebäudetechnik zur Verfügung. Es werden die Seminare und Ergebnisse der Evaluationen von der Durchführung durch die Teilnehmer und Lehrenden beschrieben.

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1 Projektlernen

In vielen betrieblichen Weiterbildungseinrichtungen ist die Projektwoche bzw. das Projektlernen zum festen Bestandteil eines Ausbildungsjahres geworden. Dabei setzt sich die Projektgruppe meist aus einer bestimmten Anzahl von Schülern und einer Lehrperson zusammen, die in gemeinsamer Arbeit ein sichtbares Produkt entwickeln. In diesem Szenario handelt es sich häufig um „Lernen nach der Projektmethode“ (vgl. Frey 2002, S. 13), doch was ist die Projektmethode und wie kann sie optimal gestaltet und umgesetzt werden?

1.1 Das Projekt

Das Wort Projekt besitzt einen lateinischen Ursprung und bedeutet u. a. planen, entwerfen und sich vornehmen (vgl. Frey, S. 14). In einem Projekt soll eine Arbeitsgruppe ein selbstgewähltes bzw. ein von einer Person vorgeschlagenes Problem behandeln. Dazu ist es notwendig, zunächst einen Plan zu erstellen, der in einzelnen Schritten von der Gruppe gemeinsam bearbeitet wird. Die Durchführung des Projektes soll handlungsorientiert verlaufen und zum Schluss ein Ergebnis aufweisen, das sowohl von der Gruppe als auch von der Öffentlichkeit reflektiert wird (vgl. Gudjons 2008). Während dieses Prozesses können folgende Merkmale festgestellt werden.

Das Projekt sollte als erste Eigenschaft einen Situationsbezug aufweisen. Die Fragestellung ist dabei fächerübergreifend und nicht an ein konkretes Lernziel gebunden. Bei dem Projektproblem „hängen die Dinge so zusammen, wie sie in der Wirklichkeit vorkommen, in alltäglichen Situationen, und nicht in der künstlichen Ordnung von wissenschaftlicher Systematik, Ausbildungsverordnungen oder einer Einteilung von Fächern“ (Gudjons 2008). Dabei ist es wichtig, dass das Projektthema das Interesse der Schüler widerspiegelt und somit zum Erfolg des Projektes beiträgt. Es ist zu beachten, dass sich die Interessen der Schüler im Laufe der Zeit verändern können, sodass ein neuer Projektverlauf entstehen kann. Außerdem darf die gesellschaftliche Relevanz dabei nicht aus den Augen verloren werden. Sie dient der Selbstfindung der einzelnen Schüler und soll somit zur Stabilität der Gesellschaft beitragen.

Ein weiteres Merkmal der Projektdurchführung ist die zielgerichtete Projektplanung. Es sollen Abschnitte festgelegt werden, nach denen eine Besprechung erfolgt und gemeinsam der Zwischenstand diskutiert wird. Die Selbstorganisation und die Selbstverantwortung der Gruppe spielen dabei eine essentielle Rolle (vgl. ebd.).

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1.2 Projektmethode

Das Wort Methode stammt aus dem Griechischen und „meinte den Weg der Untersuchung, den Weg, das anzugehen, was man sich vornimmt oder vorgenommen hat“ (Frey 2005, S. 14). Auch in der Projektmethode ist diese Wortbedeutung wieder zu erkennen. Die Auszubildenden erhalten bzw. suchen eine Projektinitiative, über die sie sich gemeinsam beraten. Wichtig ist, dass die Initiative zu diesem Zeitpunkt neutral ist, sodass jeder Teilnehmer frei entscheiden kann, welchen Untersuchungsweg er einschlagen möchte (vgl. Frey 2005, S. 46). Man muss dabei beachten, dass es weder die richtige Idee noch das richtige Projekt gibt. „Darum können alle möglichen alternativen Lernformen mit dem einfachen Gedanken verbunden werden, dass Tätigkeit Lernen mehr befördert als Untätigkeit“ (Oelkers 1999, S. 27).

Nachdem die Problemstellung von der Gruppe geklärt und festgelegt worden ist, werden unterschiedliche Kompetenzbereiche verteilt, die von jedem Teilnehmer in kleinen Gruppen bearbeitet werden sollen. Wie oben bereits erwähnt, müssen anschließend während der Durchführung unterschiedliche Zwischengespräche sog. Fixpunkte stattfinden, um weiterhin den Konsens der Gruppe zu erhalten und vielleicht auftretende Probleme zu besprechen. Zum Abschluss entsteht ein Produkt oder ein Arbeitsergebnis, das von der Gruppe und der Öffentlichkeit bewertet werden kann. Aus diesem Zusammenhang soll deutlich werden, dass die Projektmethode ein Weg zur Bildung ist. „Sie ist eine Form der lernenden Betätigung, die bildend wirkt“ (Frey 2005, S. 14). Dabei soll der Lernprozess möglichst lebendig gestaltet werden, sodass der Teilnehmer aktiv einbezogen wird. Seine Interessen werden in den Mittelpunkt der Lehrveranstaltung gestellt und tragen auf diese Weise zu einem effektiven Wissensfortschritt bei (vgl. Janneck 2004, S. 69f.).

Das Ziel der Projektmethode ist die Förderung der individuellen Entwicklung (vgl. Oelkers 1999, S. 27). Die Lehrperson sollte dabei den Lernenden unterstützen, indem er zunächst grundlegende Basismodule vermittelt und die Selbstplanung der Teilnehmer gewährleistet. Anschließend sollen die Auszubildenden möglichst viele Leitungsaufgaben selbstständig übernehmen. Die Voraussetzung dafür ist das selbstorganisierte Lernen, auf das im weiteren Verlauf näher eingegangen werden soll (vgl. Janneck 2004, S. 70). Ein anderes Ziel der Projektmethode ist es, „die Distanz zwischen Schule und Leben, Wissenschaft und Beruf, Theorie und Praxis zu verringern“ (Frey 2005, S. 31). Die bisher erworbenen Kenntnisse sollen auf eine konkrete Situation angewendet werden, sodass sich bei den Auszubildenden ein Lernerfolg einstellt.

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1.2.1 Vorteile

Beim projektorientierten Lernen beschäftigen sich die Auszubildenden mit praxisorientierten Problemen, wobei sie im Team ihre eigenen Lernziele festlegen. Vor allem zu Beginn des Projektes können unterschiedliche Ideen und Interessen der Teilnehmer zu Konflikten führen, die durch Diskussionen gelöst werden müssen und somit zur Stärkung des demokratischen Empfindens führen (vgl. Hubbes 2007, S. 30). Zusätzlich ist am Anfang des Projektes das Selbstbewusstsein der Teilnehmer meist geringer. Sie haben die Befürchtung, ein Problem nicht eigenständig bzw. ohne Hilfe der Lehrperson lösen zu können. Durch das projektartige Lernen werden diese Ängste beseitigt, da in kleinen Schritten durch das Team die Ziele erreicht werden. Die Schwächen des einen Teilnehmers werden durch die Stärken eines anderen Mitgliedes kompensiert, sodass jeder von dem Projekt profitieren kann. Somit kann in diesem Zusammenhang auch von der Selbstwirksamkeitsüberzeugung gesprochen werden, die unter anderem durch Teamarbeit erreicht werden kann (vgl. Riethmayer 2007, S. 72). Selbstständigkeit und vernetztes Denken sind weitere Schlüsselqualifikationen, die von jedem Teilnehmer entwickelt werden müssen. Erst wenn diese Qualifikationen vorhanden sind, kann das Projekt zu einem Erfolg werden (vgl. Gudjons 2008).

Ein weiterer Vorteil des projektartigen Lernens ist die Möglichkeit, im Projekt kreativ agieren zu können. Die Auszubildenden entdecken einen Ideenreichtum, den sie zuvor vielleicht nicht von sich erwartet hätten. Gleichzeitig müssen sie für die eigene Arbeit Verantwortung übernehmen. Dies bedeutet, dass auf jeden Teilnehmer Verlass sein muss, um gemeinsam das festgelegte Ziel zu erreichen (vgl. Hubbes 2007, S. 30). Mit Hilfe der Reflexionsphase am Ende eines Projektes lernen die Auszubildenden sowohl mit positiver als auch mit negativer Kritik umzugehen. Denn möglicherweise werden die langen Bemühungen der Teilnehmer durch eine erfolgreiche Präsentation von der Öffentlichkeit gewürdigt, aber „vielleicht endet das Projekt mit der bedrückenden Einsicht, das gewisse Ziele nicht zu erreichen waren“ (Frey 2005, S. 59f.). An dieser Stelle müssen die Auszubildenden entscheiden, ob sie das Projekt neu aufgreifen wollen oder sich neuen Dingen zuwenden möchten.

1.2.2 Nachteile

Dem Anwender der Projektmethode muss trotz der vielen Vorzüge bewusst sein, dass dieses Lehrprinzip ebenfalls einige Nachteile aufweist. Die Auszubildenden müssen sich in einem bestimmten Zeitraum Zusammenhänge selbst erarbeiten und anschließend die Resultate überprüfen und kritisch betrachten. Dies kann bei einer schwierigen Themenwahl zu einem hohen Zeitaufwand führen, sodass die Lernenden einen hohen Zeitdruck verspüren. „Allein das setzt der Anwendung Grenzen, die mit der Überforderungdurchdie Projektmethode zu tun haben“ (Oelkers 1999, S. 27).