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Examensarbeit aus dem Jahr 2006 im Fachbereich Didaktik - Sachunterricht, Heimatkunde, Note: 2,0, , Sprache: Deutsch, Abstract: Schultheater hat in der schulischen Bildung der letzten Jahre neue Bedeutung gewonnen.Gründe dafür sind in der besonderen Aufmerksamkeit für eine umfassende ästhetische Bildung, im pädagogischen Anliegen einer Verbindung von Emotion, Imagination, Kognition und körperlichem Ausdruck und auch in der Entwicklung einer produktionsorientierten Literaturdidaktik zu sehen. Vor allem vor dem Hintergrund der Veränderten Kindheit scheint das Schultheater eine bedeutsame Stellung in der Grundschule einzunehmen. Da gegenwärtig besonders der erhöhte Medienkonsum bei Kindern zu einer Verringerung der unmittelbaren Erfahrungen und der Ausdrucksfähigkeit führt, die Fähigkeit der Fantasie verdeckt, nur bestimmte Sinne anspricht und soziale Fähigkeiten unterentwickelt lässt, muss es Aufgabe des Unterrichts sein, diese Defizite in der Entwicklung eines Kindes durch einen Unterricht, in dem die Schüler sich mit anderen auseinandersetzen und praktisch handelnd lernen, auszugleichen. Das Schultheater als Medium der Vereinigung vieler Lern- und Bildungsfelder kann hierzu ein gewichtiges Potential bereitstellen. Kinder haben Spaß daran, ihren Körper darstellend einzusetzen und Symbolik, wie Gestik und Mimik zu nutzen. Deutlich wird dies in den Rollenspielen, wie Mutter- und Kind, die Kinder spielen. Die Lust am Darstellenden Spiel ist Kindern also noch zu eigen und ihr teilweise verdecktes kreatives Potential kann damit im Unterricht aufgegriffen und gefördert werden. - Inwiefern ist es möglich, mit einer zweiten Grundschulklasse ein Theaterstück zu erarbeiten und zu entwickeln? - Welche Lerninhalte können dabei vermittelt werden? - Warum ist das Theaterspiel besonders für den Deutschunterricht geeignet? Diesen Fragen soll in der vorliegenden Arbeit nachgegangen werden.
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Veröffentlichungsjahr: 2006
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Inhaltsverzeichnis
Einleitung
I. Theoretische Grundlagen
1.1 Das Schultheater
1.1.1 Begriffsbestimmung des Theaters
1.1.2 Begriffsbestimmung und Abgrenzung des Schultheaters
1.1.3 Die Geschichte des Schultheaters
1.1.4 Pädagogische Begründung des Schultheaters
1.1.5 Das Schultheater im Deutschunterricht
1.1.6 Theaterübungen
1.2 Das Comenius-Projekt im Rahmen des Sokrates-Programms
1.2.1 Das SOKRATES-Programm
1.2.2 Zielsetzung und Struktur von Comenius
1.3 Der Kurztext „Das Wasser gehört allen“
1.3.1 Inhaltsangabe
1.3.2. Formale Aspekte
1.3.3. Zur Eignung des Textes für Grundschüler
1.4 Schlussfolgerungen
II. Zur Planung der Unterrichtseinheit
2.1 Organisatorische Rahmenbedingungen und Vorüberlegungen
2.2 Lernvoraussetzungen der Klasse
2.3 Allgemeine didaktische Begründungen
2.4. Allgemeine methodische Begründungen
III Darstellung der Unterrichtseinheit
3.1 Die Unterrichtseinheit im Überblick
3.2 Verlaufsdarstellung und Reflexion der einzelnen Stunden
3.2.1 „Das Wasser gehört allen“: Einführung in den afrikanischen Kurztext
3.2.2 Körper, Sprache, Raum: Einführung in die Theaterübungen (2 Std.)
3.2.3 Rollenspiel und Rollenverteilung (Doppelstunde)
3.2.4 Erarbeitung des Rollentextes (Doppelstunde)
3.2.5 Austeilen der Rollentexte und Lesen mit verteilten Rollen
3.2.6 Theaterprobe (10 Std.)
3.2.7 Theaterprobe mit dem afrikanischen Trommler (2 Std.)
3.2.8 Wir schreiben eine Einladungskarte zur Theateraufführung
3.2.9 Die Tiere in der Savanne: Schüler schreiben kreative Texte aus der Sicht ihres Tieres
3.2.10 Die Tiere in der Savanne: Vollendung der Texte
3.2.11 Generalprobe
3.2.12 Aufführung des Theaterstückes
3.2.13 Reflexion der Aufführung
3.3. Darstellung zweier ausgewählter Unterrichtsstunden
3.3.1 Theaterprobe (Doppelstunde) Begründung für die ausgewählte Stunde:
3.3.2 Die Tiere in der Savanne: Schüler schreiben kreative Texte aus der Sicht hres Tieres
IV Gesamtreflexion
4.1 Darstellung und Reflexion weiterer Ereignisse nach der Aufführung des Theaterstückes
Literaturverzeichnis
Schultheater hat in der schulischen Bildung der letzten Jahre neue Bedeutung gewonnen. Gründe dafür sind in der besonderen Aufmerksamkeit für eine umfassende ästhetische Bildung, im pädagogischen Anliegen einer Verbindung von Emotion, Imagination, Kognition und körperlichem Ausdruck und auch in der Entwicklung einer produktionsorientierten Literaturdidaktik zu sehen.
Vor allem vor dem Hintergrund der Veränderten Kindheit scheint das Schultheater eine bedeutsame Stellung in der Grundschule einzunehmen. Da gegenwärtig besonders der erhöhte Medienkonsum bei Kindern zu einer Verringerung der unmittelbaren Erfahrungen und der Ausdrucksfähigkeit führt, die Fähigkeit der Fantasie verdeckt, nur bestimmte Sinne anspricht und soziale Fähigkeiten unterentwickelt lässt, muss es Aufgabe des Unterrichts sein, diese Defizite in der Entwicklung eines Kindes durch einen Unterricht, in dem die Schüler sich mit anderen auseinandersetzen und praktisch handelnd lernen, auszugleichen. Das Schultheater als Medium der Vereinigung vieler Lern- und Bildungsfelder kann hierzu ein gewichtiges Potential bereitstellen (vgl. 1.1.5).
Warum das Schultheater aber trotz des Bedeutungsgewinns und der positiven Wirkungen, die in der vorliegenden Arbeit weiter auszudifferenzieren sind, noch oftmals an die Ränder des Schulalltags gedrängt wird, ist die Frage. Dies mag zum einen an der fehlenden Theaterausbildung der Lehrer oder aber daran liegen, dass beispielsweise oftmals ein kleiner Klassenraum und der 45- Minuten- Takt als Hinderungsgründe angesehen werden. Zudem steht Schultheater bei vielen Eltern und Lehrern noch immer unter Rechtfertigungszwang. Wie soll sich das Schultheater als unverzichtbar legitimieren, wenn Zensuren über den Schulerfolg bestimmen?[1]
Die Idee für die Thematik der vorliegenden Unterrichtseinheit basiert zum einen auf meinen persönlichen Erfahrungen mit dem Theaterspiel in der eigenen Schulzeit, zum anderen auf den Erfahrungen mit Theaterseminaren, die ich im Rahmen des Faches Deutsch an der Universität Lüneburg belegt habe. Ebenfalls ausschlaggebend ist der Stellenwert, den das Theaterspiel in der jetzigen Schule besitzt. Aufgrund der jährlichen Theatertage, einer Theater-AG und regelmäßigen Aufführungen zu Schulfesten rückt das Theaterspiel an dieser Schule regelmäßig in den Mittelpunkt des Schulgeschehens. Auch die positiven Erfahrungen, die die Schüler[2] bereits im letzten Schuljahr mit dem Schultheater gemacht haben und ihre Motivation wieder Theater zu spielen, haben mich dazu bewogen, mit der zweiten Klasse ein Theaterstück zu erarbeiten und aufzuführen.
Da sich auch in meiner Klasse Folgen der Veränderten Kindheit bei vielen Kindern beobachten lassen (vgl. 2.2) scheint das Schultheater auch hier eine angemessene Antwort auf den vorhandenen Wissens- und Erfahrungshorizont der Schüler zu sein. Zudem haben die Kinder Spaß daran, ihren Körper darstellend einzusetzen und Symbolik, wie Gestik und Mimik zu nutzen. Sie denken sich Geheimsprachen- oder zeichen aus und nehmen andere Rollen an. Deutlich wird dies in den Rollenspielen, wie Mutter- und Kind, die Kinder spielen. Die Lust am Darstellenden Spiel ist Kindern also noch zu eigen und ihr teilweise verdecktes kreatives Potential kann damit im Unterricht aufgegriffen und gefördert werden.
- Inwiefern ist es möglich, mit einer zweiten Grundschulklasse ein Theaterstück zu erarbeiten und zu entwickeln?
- Welche Lerninhalte können dabei vermittelt werden?
- Warum ist das Theaterspiel besonders für den Deutschunterricht geeignet?
Diesen Fragen soll in der vorliegenden Arbeit nachgegangen werden.
Die Arbeit gliedert sich in vier Teile.
Der erste Teil stellt die theoretischen Grundlagen für die Erarbeitung und Aufführung eines Theaterstückes sowie seinen pädagogischen Wert dar. Er betrachtet zunächst das Schultheater, seine Definition, seine Geschichte, seine Ziele und seine Bedeutung für den Deutschunterricht genauer. Im Folgenden geht es dann um die Schule und das Comenius-Projekt sowie seine Bedeutung für die Unterrichtseinheit. Als letzter Punkt wird die Grundlage des Theaterstückes, der südafrikanische Kurztext, thematisiert.
Im zweiten Teil werden neben notwendigen Vorüberlegungen und den Lernvoraussetzungen, die didaktischen und methodischen Begründungen erläutert, die der Planung und Umsetzung der Theatereinheit zu Grunde liegen.
Im praktischen Teil dokumentiert die Darstellung der Unterrichtseinheit im Überblick den Verlauf der Einheit. Themen, Ziele und Verlauf der einzelnen Unterrichtstunden werden aufgezeigt und kritisch reflektiert. Die Planung und Durchführung sowie die kritische Reflexion zweier ausgewählter Unterrichtsstunden werden ausführlich dargelegt.
Im vierten Teil wird eine abschließende Reflexion der gesamten Unterrichtseinheit auch hinsichtlich der eingangs aufgezeigten Fragestellungen vorgenommen.
Materialien zur Unterrichtseinheit sowie die Dokumentation der einzelnen Arbeitsschritte und der Aufführung finden sich im Anhang.
1.1.1 Begriffsbestimmung des Theaters
Der Begriff leitet sich ab aus dem griechischen „theatron“ und bedeutet „Ort / Raum zum Schauen“. Ursprünglich bezeichnete man damit nicht die Sache selber, sondern den Zuschauerraum im antiken Theater.
Neben der Institution selbst, ist Theater heute:
- Darstellung von Menschen, Figuren, Gegenständen durch Personen oder Figuren. Die Kunst des Theaterspielens ist es, eine Person, eine Situation oder eine Handlung mit Hilfe der Sprache und des Körpers als Ausdrucksmittel glaubhaft auf der Bühne darzustellen.
- ein Spiel, das eine fiktive Handlung im „So-tun-als-ob“ zeigt und dabei wirklich ist, weil es in diesem Moment stattfindet.
- Schöpferisches Gestalten: eine Geschichte wird für ein Publikum mit den Mitteln des Theaters (Bewegung, Sprache) sicht- und hörbar gemacht.
- Kommunikation und Interaktion zwischen Zuschauer und Darsteller. [3]
„Zu sich selber kommt Theater erst im Moment seiner Veröffentlichung; erst in der direkten, unmittelbaren Kommunikation zwischen Spielern und Zuschauern. Das Publikum ist nicht nur eine Zielgröße, eine Vorstellung im Kopf des Künstlers; es ist eine Größe, die Theater konstituiert. Theater wird nicht nur für ein Publikum gemacht, es wird mit einem Publikum gemacht.“[4]
Hoppe ergänzt, dass dabei vorausgesetzt wird, dass die für solche Vorgänge konstitutiven Handlungsrollen als Darsteller und als Zuschauer von den Beteiligten jeweils bewusst eingenommen und erfüllt werden.[5]
Theater ist ein „live-Erlebnis“, wodurch es sich von anderen Medien wie Film oder Fernsehen unterscheidet. Aus diesem Grunde sind die Aufführungen nicht kopierbar und somit einmalig. Je nach dem aktuellen Befinden verändern sich Lautstärke, Richtungen und Positionen der Schauspieler. Zudem kann das Publikum aufgrund der live-Aufführung diese teilweise durch Klatschen, Unruhe, Stille oder Lachen beeinflussen.[6]
1.1.2 Begriffsbestimmung und Abgrenzung des Schultheaters