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Prah im Slowenischen bedeutet Staub. Das ist kein Pseudonym und auch kein Künstlername. So heißt dieser umtriebige Autor, dessen Lyrik mit Erdfall endlich auch der deutschsprachigen Leser*innenschaft zugänglich ist. Der Name ist Programm: In dem Band, der eine Auswahl seiner Gedichte aus drei Büchern in der Übersetzung von Daniela Kocmut in Zusammenarbeit mit dem Autor beinhaltet, erdet der Text gewaltig, es tut sich die Textur einer aufgewühlten, von der Sonne gepeitschten Erde auf. Prahs Sprache entfaltet sich in der Körperlichkeit des Randes, in dem Unraum, in dem der entblößte Boden auf Randkörper trifft, die an seine Umrisse gedrängt werden, dort aber auch ihre Zuflucht finden. Oder in ihm aufgehen. Oft fällt die Sprache dabei in sich zusammen – entfällt sogar – oder wird aufs Engste zusammengepresst, sodass sich eine verblüffend karge Vielschichtigkeit in ihr auftut und "die Oberfläche in Zwiespalt erstarrt".
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Seitenzahl: 33
Veröffentlichungsjahr: 2023
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Prah im Slowenischen bedeutet Staub. Das ist kein Pseudonym und auch kein Künstlername. So heißt dieser umtriebige Autor, dessen Lyrik mit Erdfall endlich auch der deutschsprachigen Leser*innenschaft zugänglich ist. Der Name ist Programm: In dem Band, der eine Auswahl seiner Gedichte aus drei Büchern in der Übersetzung von Daniela Kocmut in Zusammenarbeit mit dem Autor beinhaltet, erdet der Text gewaltig, es tut sich die Textur einer aufgewühlten, von der Sonne gepeitschten Erde auf. Prahs Sprache entfaltet sich in der Körperlichkeit des Randes, in dem Unraum, in dem der entblößte Boden auf Randkörper trifft, die an seine Umrisse gedrängt werden, dort aber auch ihre Zuflucht finden. Oder in ihm aufgehen. Oft fällt die Sprache dabei in sich zusammen – entfällt sogar – oder wird aufs Engste zusammengepresst, sodass sich eine verblüffend karge Vielschichtigkeit in ihr auftut und “die Oberfläche in Zwiespalt erstarrt”.
UROŠ PRAH, * 1988 in Maribor, veröffentlichte drei Gedichtbände: Čezse polzeči (2012), Tišima (2015 – nominiert für den Veronika Preis sowie den Simon Jenko Preis) und Udor (2019). 2018 erhielt er den Exil-Lyrikpreis für sein auf Deutsch verfasstes investigatives Gedicht Nostra Silva; zuletzt erschien in Literatur und Kritik die Kurzgeschichte Die Fächer. Übersetzungen seiner Bücher, Gedichte und Essays erschienen bisher in fünfzehn Ländern. Er war Mitbegründer und Chefredakteur der Literaturzeitschrift IDIOT, Programmdirektor des internationalen Festivals Literodrom und Mitbegründer des Museums des Wahnsinns, Trate. Uroš Prah lebt zur Zeit in Wien.
DANIELA KOCMUT, * 1980 in Maribor, wuchs ab 1991 in Kärnten auf. Lebt seit 1999 in Graz als literarische Übersetzerin und Dolmetscherin, Office-Management bei den Lichtungen. Studium der Germanistik und Translationswissenschaft in Graz und Dublin. Zahlreiche literarische Übersetzungen aus dem Slowenischen.
Uroš Prah
Gedichte
Aus dem Slowenischen von Daniela Kocmut und Uroš Prah
Luftschacht Verlag
© Luftschacht Verlag – Wien
luftschacht.com
Alle deutschsprachigen Rechte vorbehalten.
1. Auflage April 2023
Umschlaggestaltung: Bruch—Idee&Form – studiobruch.com
Übersetzung: Daniela Kocmut und Uroš Prah
Lektorat: Luftschacht
Satz: Luftschacht
Gesetzt aus der Metric und der Noe
Druck und Herstellung: Finidr s.r.o.
Papier: Holmen book Cream 90 g/m2, Gmund Hanf 100% 320 g/m2
Gefördert von der Stadt Wien Kultur.
ISBN: 978-3-903422-18-6
ISBN E-Book: 978-3-903422-26-1
Die Herausgabe dieses Werks wurde gefördert durch TRADUKI, ein literarisches Netzwerk, dem das Bundesministerium für europäische und internationale Angelegenheiten der Republik Österreich, das Auswärtige Amt der Bundesrepublik Deutschland, die Schweizer Kulturstiftung Pro Helvetia, die Interessengemeinschaft Übersetzerinnen Übersetzer (Literaturhaus Wien) im Auftrag des Bundesministeriums für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport der Republik Österreich, das Goethe-Institut, die S. Fischer Stiftung, die Slowenische Buchagentur, das Ministerium für Kultur und Medien der Republik Kroatien, das Ministerium für Gesellschaft und Kultur von Liechtenstein, die Kulturstiftung Liechtenstein, das Ministerium für Kultur der Republik Albanien, das Ministerium für Kultur und Information der Republik Serbien, das Ministerium für Kultur Rumäniens, das Ministerium für Bildung, Wissenschaft, Kultur und Sport von Montenegro, die Leipziger Buchmesse, das Ministerium für Kultur der Republik Nordmazedonien und das Ministerium für Kultur der Republik Bulgarien angehören.
Erdfall
Die Welt ist alles, was der Erdfall ist: Über das Übersetzen von Uroš Prahs Lyrik
Zu viel Licht natürlich
dimmen ist aber
auch nicht
die Lösung.
Lüge des Lichts
doch nicht zu viel
am Rand von
Văcărești
auf warmer
Beton-Schräge
worauf Sonne fällt
kalt
im Furchtforst
als du klein warst
ehe du dich mit
siebzehn
Nachtgängen
hineindrängtest
dass er dir
auch im Dunkel vertraut
wurde
auch wenn dies hier
kein Wald ist kein Park
was eigentlich?
ein misslungenes Reservoir
eingeäscherte Geschichte
in ein Halb-Moor gesackt
in einer Halb-Savanne verkittet
man sagt: Delta
offiziell Reservat
wofür?
Eingriffe etwa
für Vögel
und Typen vielleicht
die cruisen.
Am besten ist es überall dort
wo man wirklich wissen müsste
dass etwas da war
tut es aber nicht
das jüngste Grauen ist nicht mehr zu spüren
komisch ist dieser Ort so heimisch
in den Kompositionen seines Wuchses
seltener Wege noch seltener Objekte
schon legst du dein Shirt am Beton ab
reckst dich der späten Sonne entgegen.
In den Städten trägt es