Erst hat man kein Glück, und dann kommt auch noch Pech dazu - Joachim Graf - E-Book

Erst hat man kein Glück, und dann kommt auch noch Pech dazu E-Book

Joachim Graf

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  • Herausgeber: Heyne
  • Kategorie: Lebensstil
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2010
Beschreibung

Mit Humor gegen die Tücken des Alltags!

Anschlusszug verpasst, Computer abgestürzt, Handy ohne Empfang – manchmal hat sich die ganze Welt gegen uns verschworen. Und immer, wenn wir glauben, es könne nicht mehr dicker kommen, kichert die Welt hämisch und sagt: »Doch!« Das Leben ist schlichtweg ungerecht. Doch Joachim Graf zeigt: Wir sind nicht allein. Seine unterhaltsamen Geschichten über das Schicksal, das immer wieder unerbittlich zuschlägt, helfen uns, das harte Los zu ertragen.

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Seitenzahl: 148

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Ähnliche


Inhaltsverzeichnis
WIDMUNG
Zum Geleit
Gegen den Glücksterror: Die Antwort der Realität auf Hirschhausens Märchen
Copyright
WIDMUNG
Dieses Buch ist all jenen positiv gestimmten Menschen gewidmet, die mit der alltäglichen Krise leben wollen - und deswegen als unverbesserliche Optimisten davon überzeugt sind, dass heute auf jeden Fall ein besserer Tag ist als morgen.
Und meiner Frau Gerti, die das Pech hat, mit dem Glück ihres Lebens verheiratet zu sein.1
Zum Geleit
Erst ging was in die Grütze, dann hatten wir kein Glück, und dann kam auch noch Pech dazu. Shit happens, und meistens gilt dann Murphy’s Law.
Der zweite Chefredakteur von ARD aktuell, Thomas Hinrichs, nachdem die ARD bei der Fußballeuropameisterschaft 2008 in der Hauptnachrichtensendung dank einer elektronischen Bildbearbeitung die Deutschlandflagge rot-schwarz-gold zeigte.
Das Glück und das Pech sind in der Welt völlig transparent verteilt. Die Lottogewinne und den Traumjob haben andere. Vögeln wie Ihnen oder mir bleibt nur das Pech übrig. Ich möchte in diesem Buch deswegen beispielhaft einige wenige - dafür aber ganz besonders garstige - Bereiche hervorheben, in denen es bevorzugt zuschlägt. Da sind zum einen die Reisen, die belegen, dass das Pech uns treu bleibt - ganz egal, wohin es uns verschlägt, und ganz unabhängig davon, ob wir zu sonnigen Urlaubszielen oder öden beruflichen Terminen unterwegs sind. Dann die Arbeitswelt mit all ihren schwierigen Kunden und nervigen Kollegen (ganz besonders gut zu beobachten in den Bereichen rund um Vertrieb und Marketing) und natürlich das Gebiet mit dem allergrößten Verdrusspotenzial - die digitale Welt.
Sie werden sehen, Menschen wie Sie und ich können gar nichts für ihr Pech. Aber wenigstens befinden wir uns dabei in bester Gesellschaft. Das hilft zwar nicht, mag aber trösten, bevor wir mit der einzigen Waffe zurückschlagen, die uns bleibt: der Resignation.
Gegen den Glücksterror: Die Antwort der Realität auf Hirschhausens2Märchen
Der Mensch ist von Haus aus ein Pechvogel.3 Das Einzige, was dabei herauskommt, wenn man sich bemüht, seines eigenen Glückes Schmied zu sein: Der Hammer fällt einem auf den linken Fuß, während man versucht, sein Gleichgewicht zu halten, nachdem man sich den großen rechten Zeh am Amboss gestoßen hat und auf einem Bein durch die Schmiede hüpft. (Nicht zu vergessen, dass man sich wahrscheinlich spätestens dann die fuchtelnde Hand am Schmiedefeuer verbrennt. Aber ich will ja nicht unken.)
»Du hast kein Pech«, wollen uns die Glücksterroristen auf dem Fernsehbildschirm weismachen. »In Wahrheit hast du eigentlich sogar Glück. Du bist lediglich zu dumm, zu ignorant, zu eingebildet, um es zu erkennen!« Das bedeutet also: Normale Pechvögel wie Sie und ich sind selbst schuld, wenn sie nicht glücklich sind. Glücksbücher sind so etwas Ähnliches wie Gehirnwäsche für Fortgeschrittene: Man schiebt eine nicht unerhebliche Summe über den Ladentisch, nur um zu lernen, dass schwarz eigentlich weiß ist und nass eigentlich trocken.
Diese Ratgeber arbeiten mit rhetorischen Fragen, bei denen sie Ihnen als Opfer jede Menge Schuldgefühle einbläuen wollen. Zum Beispiel mit einer Frage wie dieser: »Stellen Sie sich vor, Sie selbst wären das Glück. Würden Sie dann gerne bei sich vorbeikommen?«4
»Natürlich nicht«, antworte ich prompt darauf. »Denn wenn ich das Glück wäre (was ich nicht bin) und mich besuchen würde (was ich in diesem Fall auf gar keinen Fall täte), würde ich (das Glück) spätestens im Flur über die dort stehenden Schuhe von mir (dem Ich-Ich) stolpern, beim Ausweichen dem dort schlafenden Hund auf den Schwanz treten und unter Schreien und mit einem Hundegebiss im Hinterteil fluchtartig die Wohnung wieder verlassen. Vermutlich würde ich in der Klinik meine Tetanusspritze von Eckart von Hirschhausen bekommen, der mir - bevor ich mit Allergieschock ins Koma falle - Vorträge darüber zu halten versucht, weshalb ich jetzt aus dialektischen Gründen den gesamten Vorfall lustig finden muss.«
Nein, ich würde auf keinen Fall bei mir vorbeikommen, wenn ich das Glück wäre. (Was auch besser ist. Dann spare ich mir den Tierpsychologen für den neurotisch gewordenen Hund und muss auch den Hausflur nicht neu streichen. Blutspritzer sind bekanntlich schwer zu entfernen.)
Ich als Glück ginge - ist ja klar - zu irgendjemand ganz anderem als zu mir. Zum Beispiel würde ich als Glück zu einem Arzt gehen, der als Komödiant unterwegs ist, und sagen: »Hey, ich bringe alle 56 Bücher von dir in die Top Ten der Bestsellerliste. Und dann mache ich aus den Hör-CDs zu jedem Bestseller einen Verkaufsschlager. Und damit sich deine Veranstaltungen ordentlich verkaufen, kriegst du auch noch jede Menge Fernsehauftritte.«
Zu mir (also zu mir-mir, nicht zu Glück-mir) kommt in der Zwischenzeit der schwarze klebrige Bruder des Glücks. Und der sagt: »Hey, du hast gerade ein Buch geschrieben. Klasse, das stecke ich am besten mal dem Finanzamt, damit sie bei dir eine unangemeldete Steuerprüfung machen können. Ach, es ist vom Autorenhonorar noch etwas übrig? Dann stelle ich deinem Jüngsten auf der U-Bahn-Rolltreppe ein Bein, damit er sich einen Zahn ausschlagen kann. Dass die Krankenkasse nur einen Teil der Rechnung erstattet, ist ja klar.«
Beim Hinausgehen wird sich dann das Pech noch einmal zu mir umdrehen, mir zuzwinkern und sagen: »Aber nicht vergessen: Immer schön glücklich bleiben.«
Und kurz bevor die Tür endgültig ins Schloss fällt, höre ich es aus dem Treppenhaus noch rufen: »Bis zum nächsten Mal! Also dann bis morgen oder so.«
Glück ist nicht selbstverständlich. Pech hingegen schon. Wohl kein Forschungsergebnis, keine philosophische Betrachtung und auch keine Marktanalyse hat mehr zum Verständnis unserer modernen Industrie- und Informationsgesellschaft, der Welt und ihrem Verhältnis zum Einzelnen5 beigetragen als das Gesetz von Murphy. Wer sich vor Augen führt, dass alles, was schiefgehen kann, auch wirklich schiefgehen wird, der wird durchdrungen von einem tiefen Verständnis für die Welt, das Leben an sich und dem ganzen Rest.
Murphys Gesetz ist die Präzisierung und logische Weiterentwicklung der allgemeinen Entropielehre, nach der alle Teilchen des Universums bestrebt sind, sich in größtmöglicher Unordnung anzuordnen. Die Erkenntnis, dass besagte Teilchen einem auf dem Weg dorthin mindestens einmal auf die Zehen fallen, 6 führt zu Murphys Gesetz, das sagt:
1. Wenn etwas schiefgehen kann, dann wird es auch schiefgehen.
2. Es wird Ihnen widerfahren und nicht Ihrem dummen Nachbarn.
3. Es wird zum schlimmstmöglichen Zeitpunkt passieren.
4. Sie werden neben dem Schaden auch noch den Spott haben.
Punkt vier bringt mich dabei auf besagtes Buch besagten Autors, an dem man zurzeit einfach nicht vorbeikommt. Selbst als ich meiner Kollegin Andrea einen Besuch abgestattet habe, die die Weihnachtsfeiertage von ihren Kindern getrennt im Krankenhaus verbrachte, weil der Arzt ihr Knie zum dritten Mal aufschneiden musste, lag dort ein »Glück«-Buch auf ihrem Nachttisch. Und zwischen ihren Schmerzwellen säuselte sie mich unablässig an, wie sich dank dieses Buches ihr Leben verändert hätte. Weil sie nun die wahren Ursachen des Glückes erkannt hätte: »Das Buch ist sooo toll. Das musst du un-bedingt lesen.«
»Nö. Muss ich nicht!« (Das habe ich aber nicht laut gesagt.)
Denn erstens führe ich Andreas Glücksausbruch auf eine medikamentöse Ursache zurück. Und zweitens werde ich mir meine Vorurteile über das Buch und seinen Autor nicht dadurch kaputt machen lassen, dass ich es wirklich lese.
Hinzu kommt, dass man Kranke bekanntlich nicht aufregen sollte. Und meine Kollegin Andrea erst recht nicht, schließlich leidet sie unter angeborenem Bluthochdruck - und ein Herzinfarkt würde wohl selbst ihr Glücksgefühl beeinträchtigen. Ich bin ohnehin der festen Überzeugung, dass Glück vor allem eine Sache der Chemie ist und nicht des Verstandes. Aus dem Volksmund stammt schließlich der Satz: »Ich bin besoffen vor lauter Glück.« Und nicht: »Ich bin besoffen vor Pech.« Auch enthalten die chemischen Cocktailbars von Ärzten, Krankenhäusern, Apotheken und Drogendealern jede Menge Glückspillen - aber keine einzige Pechpille. 7
Apropos »hirnloses Grinsen«: Schließlich gibt es zwar körpereigene Glückshormone - die Endorphine -, aber keine körpereigenen Pechhormone - die dann vermutlich Exorphine heißen müssten. Das körpereigene Pech ist schließlich mit jedem einzelnen Molekül unseres Körpers fest verbunden, so dass es keine separaten körpereigenen Chemiefabriken zu dessen Produktion benötigt.
Um Glück zu haben, reicht Chemie. Pech hingegen benötigt Verstand.
1
Nicht zu vergessen Carina und Manuel, die ich mit vorgehaltener Waffe gezwungen habe, das Manuskript vorab zu lesen und mir ehrlich ihre Meinung zu sagen (immerhin durften sie die Tafel Schokolade anschließend essen).
2
Steckbrief unter http://de.wikipedia.org/wiki/Eckart_von_Hirschhausen.
3
Nichts gegen Eckart von Hirschhausen. Es gibt sicher Menschen, die Glück haben. Irgendwer gewinnt ja jede Woche den Jackpot im Lotto. Nur ich bin es nie. Und auch niemand, den ich kenne. Und auch niemand, den jemand kennt, den ich kenne. Für all diese normalen Menschen - also für alle Pechvögel - ist dieses Buch bestimmt.
4
Aus: »Glück kommt selten allein« von Eckart von Hirschhausen.
5
Kurzfassung aus der Sichtweise der Welt: »Ich - Täter. Du - Opfer.«
6
Am besten in Form eines Hammers oder etwas anderem möglichst Schmerzhaften. In keinem Fall in Form eines weichen Kissens oder eines Hunderteuroscheins.
7
Dass die Glücklichmacher der Drogendealer und anderer Angehöriger der legalen und illegalen Pharmaindustrie letztlich unglücklich machen, weiß jeder, der einmal einen Drogenabhängigen gesehen hat.
Originalausgabe 07/2010
Copyright © 2010 by Wilhelm Heyne Verlag, München, in der Verlagsgruppe Random House GmbH
Redaktion: Angelika Lieke
eISBN : 978-3-641-04649-1
www.heyne.de
Leseprobe

www.randomhouse.de