Erstkontakt Buddhismus - Andreas Meyer - E-Book

Erstkontakt Buddhismus E-Book

Andreas Meyer

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Beschreibung

Mit seinem Buch -Erstkontakt Buddhismus- trifft Andreas Meyer den Kern der Zeit. Moderner Buddhismus mit allen für den Erstkontakt wichtigen Themenbereichen kombiniert mit der eigenen Geschichte des Autors machen dieses Buch zu einer interessanten Mischung aus einem buddhistischen Fachbuch und einer nicht alltäglichen Lebensgeschichte. Der Leser wird in verständlichen Worten in die Welt des Buddhismus eingeführt. Dabei erfährt er, wie nah die Lehre Buddhas den Menschen bereits ist und dass es nur weniger Stellschrauben bedarf, das eigene Leben in eine entspanntere und ausgeglichenere Richtung zu lenken. Mit dem Wissen um die Lehre Buddhas wird das Leben anders betrachtet und zukünftig näher an der Realität gelebt. Machen Sie sich mit dem Autor auf eine Reise durch seine Lebensgeschichte und erfahren Sie dabei verständlich und dennoch sehr umfangreich, was die Menschen in unserer heutigen Zeit an dieser 2.500 Jahre alten Lehre fasziniert.

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In Gedenken an meinen Vater

Dieter Meyer

1943 - 2002

Andreas Meyer

Der Buddhismus ist so viel mehr als das, was wir oberflächlich in den Buchläden überfliegend lesen. Wenn es uns einmal in den Bereich Lebenskunst und Spiritualität, Geisteswissenschaften und Religionen verschlagen hat, lesen wir Buchtitel wie zum Beispiel:

In der Ruhe liegt die Kraft

Lasse los, was dich belastet

Das Glück ist immer da usw.

Wie viele Menschen lesen diese Buchtitel, lächeln in sich hinein und denken sich ihren Teil. Und dennoch hat der Buddhismus in den letzten Jahren in Europa und den USA immer größeren Zuspruch erhalten.

Viele Menschen haben die vielschichtigen Sichtweisen des Buddhismus mittlerweile kennen und schätzen gelernt.

Die oben genannten Titel und Aussagen, welche jeder Mensch sicher schon einmal gehört hat, sind nicht neu.

Wenn sich zwei Personen lautstark streiten und ein Dritter geht mit dem Hinweis vorbei, „in der Ruhe liegt die Kraft“, könnte das auch für den Dritten unangenehm werden.

Den Streitenden ist die Logik in diesem Satz sicher bekannt, nur in diesem Moment wenig hilfreich für sie. Dass Autoren mit diesen Sätzen uns in erster Linie auf die vielschichtigen Möglichkeiten in uns selbst hinweisen wollen, wird nicht sofort erkannt.

Insofern werden Bücher mit solchen oder ähnlichen Titeln eher von Personen gekauft, welche schon Kenntnisse oder erste Kontakte mit dem Buddhismus hatten.

Die hohe Menge an Büchern, welche mittlerweile auf dem Markt zu finden ist, spiegelt das stetig steigende Interesse am Buddhismus in Deutschland und Europa wider. Diese Vielzahl allerdings kann es einem interessierten Laien erschweren, das für ihn passende Buch zu finden. Wie also erreiche ich mit meinem Buch, aus der Vielzahl der anderen Bücher heraus, die Leser? Als ich 2011 begann, dieses Buch zu schreiben, musste ich mich dieser Frage stellen.

Stundenlange Sitzungen am Grafiktableau, welche in einprägsamen und zum Teil auch ansprechenden Cover-Layouts, aber leider niemals in einem „AHA“-Cover endeten.

Einer guten Freundin teilte ich meine erfolglosen Versuche mit und bat wohl unterschwellig um Mitleid. Als wenn sie nie etwas anderes gemacht hätte, sah sie mich nur kurz an und sagte mir dann kurz und knapp: „Kehre zum Wesentlichen zurück, es geht doch um unser tiefstes Ich, was weiß ich von mir? Wie viele Menschen würden, so banal es sich auch anhört, gerne mehr über sich selbst erfahren?“

Diese Freundin hatte vor Kurzem die Stadt gewechselt und war sich über die Beziehung mit ihrem langjährigen Freund nicht mehr im Klaren. Wollte sie das noch alles? Diese Frage stellte sie sich mit der Zeit immer häufiger!

Jetzt, viele neue Gesichter, neues Umfeld, neuer Arbeitgeber, neuer Alltagsrhythmus.

Sie sagte mir, „Finde dich selbst“ wäre ein guter Buchtitel.

Würde ich diesen Buchtitel jetzt in einem Buchladen sehen, würde ich es mir kaufen.

Ganz egal, ob es sich um eine Religion oder einen psychologischen Ratgeber handeln würde.

Damit brachte sie es auf den Punkt.

Wir neigen oft dazu, über diverse Umwege unser Ziel erreichen zu wollen, ohne daran zu denken, dass es auch viel einfacher geht. Unser Verstand bildet die Grundlage für unseren doch allzu häufig eingesetzten Automatismus. Eben dieser Verstand ist in starker Weise von unserem bis dato gelebten Leben geprägt worden. So stark, dass ein Umdenken in eine andere Richtung fast nur noch mit der Hilfe eines guten Buches oder einer außenstehenden Person möglich ist.

Ich möchte Ihnen mit diesem Buch die Möglichkeit geben, einmal in eine andere Richtung zu schauen.

Sie verlieren dadurch nichts.

Sie können nur etwas dazugewinnen.

In diesem Buch geht es immer wieder um die eigene Person. Der Buddhismus ist ein nützliches Hilfsmittel, seine eigenen Verhaltensmuster und die unserer Mitmenschen besser kennenzulernen und somit auch besser zu verstehen.

Gefolgt von der logischen Erkenntnis, warum wir und unsere Mitmenschen so handeln, wie wir handeln, folgt das Kennenlernen der richtigen Handlungsweisen. Diese Erklärungen des Buddhismus sind zum Teil so einfach und einleuchtend, dass sie bei Ihnen, liebe Leser, ein ungläubiges Lächeln ins Gesicht zaubern werden.

Warum sind wir da nicht selber drauf gekommen.

Es ist nicht neu, dass auch die moderne Psychologie die buddhistischen Mittel und Wege in der heutigen Zeit erfolgreich einsetzt.

Es sind die Mittel und Wege, welche Buddha bereits vor 2.500 Jahren auf den Weg brachte.

Finde dich Selbst

Einsam geht’s durch Sturm und Dunkelheit,

für dich im Moment eine schwere Zeit,

wohin dein Weg dich auch immer führt,

er ist ungewiss, aber das hast du gespürt.

Weiter und weiter, trägt dich der Weg in die Ferne,

du fühltest dich wohl und warst hier gerne,

jetzt wird es kalt, war dieser Weg nun richtig,

was in deinem Leben, glaubst du, ist wirklich wichtig.

Hin- und hergerissen von Ideen und dem möglichen Ziel,

vergisst du die Realität, das hier ist kein Spiel,

nicht zu wissen, wo wir hingehören oder stehen,

der Ausweg ist nachzudenken und nicht zu flehen.

Verprelle niemanden, denn mit allen bist du verbunden,

gehe nicht einsam und siehe nur die Wunden,

werde eins mit allen und vergiss die Einsamkeit,

siehe die anderen und spüre die Gemeinsamkeit.

Bis hierher bist du weit gereist,

nun aber, entscheide dich für deinen freien Geist,

hinter dir liegt Sturm und Dunkelheit,

aber jetzt stehe auf und sei bereit.

Nimm dein Leben nun selber in die Hand,

befreie dich vom Marionettenband,

die Freiheit, welche in jedem von uns steckt,

steckt auch in dir, nur unentdeckt.

Der Sturm und die Dunkelheit, sie werden leise gehen,

ab jetzt gehst du gerade und wirst aufrecht stehen,

gehe sorgsam vorwärts, mit einem freien Geist,

wohl in dem Wissen, du bist weit gereist.

Andreas Meyer 2011

Inhaltsverzeichnis

Vorwort

Sinn des Lebens

Der erste Kontakt

Kapitel 1 Grundlagen des Buddhismus

Wer war Buddha

Was ist Buddhismus

Was ist Karma

Die vier edlen Wahrheiten

Der achtfache Pfad bzw. das Rad des Dharma

Die Schulen

Im Zug mit dem kleinen Hasen

Wiedergeburt

Kapitel 2 Sich selbst wahrnehmen

Die Gewohnheitsenergie

Was ist real

Wer bin ich / Was entscheide ich

Die Illusion vom Ich oder „So bin ich nun mal“

60.000 Gedanken

Die drei Bewusstseinsebenen

Wer hat hier die Kontrolle

Kapitel 3 Die erweiterte Sichtweise

Achtsamkeit

Unser Körper

Die eigene Zufriedenheit kultivieren

Der Stadtprediger

Wir sollten zuhören

Auf die Lösung warten

Umgang mit Ärger

Umgang mit der Liebe

Kapitel 4 Meditationen

Ellens Geschichte und ihr Vortrag zur Meditation

Atemmeditation

Wolkenmeditation

Kerzenmeditation

Körpermeditation

Schlusswort

Begriffserklärungen

VORWORT

Seit vielen Jahren beschäftige ich mich nun mit dem Buddhismus, seinen Lamas, Geshes, Karmapas, Yogis und Oberyogis. Was 2002 zu einem Abenteuer auf der Suche nach dem Sinn des Lebens begann, entwickelte sich schnell zu einer tiefen Erkenntnis:

Ich hätte früher damit anfangen sollen.

Aber letztendlich bin ich froh und dankbar, überhaupt mit dem Thema in Berührung gekommen zu sein. Es ist kein Geheimnis, dass viele Menschen erst über gewisse Dinge nachdenken, wenn es in den meisten Fällen bereits zu spät ist. Es ist auch seltsam, wie wir uns von Gewohnheiten und den scheinbar unveränderlichen Zuständen blenden lassen und diese als gegeben hinnehmen.

Sei es der tägliche Trott, die eingeredete Zufriedenheit (so ist das normal, akzeptiere das), der gesellschaftliche Druck oder die Unwissenheit, welche uns heute in vielen Bereichen gedankenlos durchs Leben führt.

Der Grund ist letztendlich egal. Es ist und bleibt falsch, die uns innewohnende Macht, alles jederzeit ändern zu können, nicht zu nutzen.

Der Druck um uns herum nimmt immer mehr zu. Die Begriffe Burnout, Depressionen, Angstzustände und Mobbing fallen in der heutigen Zeit deutlich häufiger als noch vor 20 Jahren.

In einem Wirtschafts- und Denksystem wie dem des mittleren Europas hat man schnell das Empfinden, dass das „Leben“ des Menschen auf der Strecke bleibt und stattdessen ein „Funktionieren“ an dessen Stelle gerückt wurde.

Wir leben mittlerweile in einer Gesellschaft, die Erfolg mit Masse und Schnelligkeit definiert. Wer nicht mitkommt, fällt aus dem Raster. Wir lernen von Kind auf, wer was leistet, wird später die Möglichkeit haben, sein Leben angenehmer und selbstbestimmter zu gestalten. Das alles bezieht sich aber nur auf die äußeren Gegebenheiten.

Die geistige Schulung findet kaum bis gar nicht statt. Das hat zur Folge, dass die Anhaftung an materielle Dinge anerzogen wird. Sei es das eigene Haus, das neue Auto, neueste Computer oder auch anderes. Für diese materiellen Dinge werden finanzielle Verpflichtungen eingegangen, die bei vielen gar nicht vorhanden sind.

Aber was ist ein Mensch ohne diese Dinge?

Er fällt aus dem Rahmen und wird ausgegrenzt. Erfolg hat heute der, der etwas Materielles vorzuweisen hat. Am deutlichsten wird das bei der Suche nach einem Arbeitsplatz. Wer wird heute noch zu einem Vorstellungsgespräch gebeten, wenn die theoretischen Voraussetzungen nicht erfüllt werden. Die Persönlichkeit des Menschen wird in vielen Fällen nicht mehr beurteilt.

Ein weiteres Problem unserer Gesellschaft ist die permanente Unzufriedenheit mit dem bereits Erreichten. Der Konsum, in welchem wir uns heute bewegen, ist auf der einen Seite ein großes Glück, auf der anderen Seite führt er uns von einem Produkt zum nächsten, ohne uns die Zeit zu lassen, uns an dem Vorherigen zu erfreuen oder dieses ausreichend zu nutzen. Können und wollen wir aus diesem Kreislauf ausbrechen?

Dieses Buch soll unterhalten und neugierig machen. Vor allem aber soll es Einblicke geben in eine 2.500 Jahre alte Erkenntnis, entstanden im Kopfe eines Mannes, welcher ursächlich für das Glück und die Zufriedenheit von Millionen Menschen weltweit verantwortlich ist und war.

Da der Buddhismus keine Glaubensreligion, sondern eine Erfahrungsreligion ist, steht er nicht in Konkurrenz mit vorhandenen Gottheiten. Die Lehre Buddhas ist darauf bedacht und ausgerichtet, keine vorhandene Religion zu verdrängen.

Wenn wir uns heute in den Wohnzimmern unserer Freunde, unserer Bekannten oder auch von Familienmitgliedern umsehen, werden wir häufig etwas aus dem Bereich des Buddhismus vorfinden. Sei es ein Buddha als sitzende Statue oder ein entsprechendes Bild.

In der Regel farblich mediterran gehalten und zum Teil in Bambus gebettet.

Diese Statuen und Bilder wirken entspannend und beruhigend. Sie gehören seit einiger Zeit in vielen Haushalten als fester Bestandteil zur Wohnungseinrichtung.

Natürlich sind dadurch nicht alle Buddhisten.

Aber das, was es ausstrahlt, ist für viele genau das Gegenteil von dem, was wir alltäglich erleben.

Unserem Stress, der Unruhe und Hektik im Alltag würden wir gern ab und zu entfliehen. Sofern wir uns darauf einlassen, kann die bloße Anwesenheit solcher „Einrichtungsgegenstände“ und deren Betrachtung, zumindest für einen kurzen Moment, diese Flucht ermöglichen.

Aus diesem Grunde umgeben sich immer mehr Menschen in ihren eigenen Räumlichkeiten gerne mit den Bildern oder Statuen Buddhas.

Was passiert aber, wenn jemand entscheidet, sich intensiver mit dem Buddhismus zu beschäftigen? Im Zeitalter von Google und Internet sollte es nicht schwer sein, entsprechende Informationen zu erhalten.

Die einen lernen bei der Recherche viel Interessantes dazu und integrieren das neue Wissen vielleicht hier und da in ihr Leben. Andere wiederum finden das Thema dann doch irgendwie zu spirituell und lassen nach kurzer Zeit wieder davon ab.

Und wieder andere erkennen sich in meiner Geschichte an der einen oder anderen Stelle vielleicht wieder.

Sinn des Lebens

2002 war das Jahr, welches mein Leben erheblich verändern sollte. Mein Vater starb nach langer Krankheit.

Da saß ich nun im Krankenhaus und sah ihn an. Es war bereits der zweite Tag, an welchem er im Koma lag.

Die Zeit am Krankenbett zeigte mir erstmals auf, wie vergänglich das Leben sein kann. Nie war ich vorher so intensiv mit dem Tod konfrontiert worden.

Er hatte sein Leben lang hart gearbeitet und nun, mit nicht einmal sechzig Jahren, soll alles vorbei sein?

Ich wünschte mir, er hätte mehr Zeit für sein Leben gehabt. Als Sohn einer alleinerziehenden Mutter, mit einer Schwester, kam er aus einer der vielen Familien, welche es in der damaligen Nachkriegszeit nicht leicht hatten. Dennoch tat er alles ihm Mögliche, mir und meiner Schwester ein guter Vater und meiner Mutter ein guter Ehemann zu sein.

Ich betrachtete meine eigene Vergangenheit.

Die Ähnlichkeit mit meinem Vater war erstaunlich. Im Wesen und auch im Äußeren glichen wir uns sehr.

Er hatte sein Leben lang körperlich schwer gearbeitet und Urlaube waren auch nur bedingt möglich. War das alles?

Und in zwanzig Jahren, werde ich dann auch hier liegen? In diesen Stunden wurde mir mehr und mehr bewusst, dass ich, würde es so weitergehen, ein ähnliches Leben führen würde.

Das aber langte mir auf einmal nicht mehr. Es gingen mir so viele Dinge durch den Kopf. Vieles war sinnvoll und vieles auch nicht. Der Vorteil dieses Grübelns aber war, dass ich das erste Mal in meinem Leben über Wertvorstellungen, Lebensinhalte, Nächstenliebe und Ähnliches nachdachte. Nicht oberflächlich, wie sicherlich vorher schon einmal. Nein, sehr intensiv!

Was ist wirklich wichtig im Leben eines Menschen?

Wir alle hinterfragen sicherlich irgendwann einmal den „Sinn des Lebens“!

Aber was dann? Nichts!!!

Wir machen weiter, wie vorher auch. Was sollten wir schon ändern? Wir sind schließlich so, wie wir sind! Mal ehrlich, wer hat das nicht auch schon einmal erlebt?

Am dritten Tag, es war Nachmittag, der Herzschlag meines Vaters war nur noch in immer länger werdenden Abständen zu hören, bis kurze Zeit später der Tod meines Vaters durch die Null-Linie auf der Apparatur zu sehen und mit einem durchdringenden Pfeifton auch zu hören war.

Der Tod, er lag direkt vor mir. Ich hätte ihn greifen können. Das ist also der Moment und der Zustand, vor dem ein Großteil der Menschheit so eine große Angst hat.

Ich aber hörte in genau diesem Moment auf zu weinen. Ich sah mir die Leiche an und war auf einmal sicher, dass es sich hierbei nicht mehr um meinen Vater handelte. Wo auch immer er jetzt sein möge, hier war er nicht mehr!

Was für ein Gefühl? Eben noch Schmerz und Unsicherheit, jetzt aber in dem festen, ja unerschütterlichen Wissen, dass es ihm nun gut gehen würde.

Es war so surreal, welche Gefühle auf einmal in mir hochkamen. Da ich zu diesem Zeitpunkt mit keiner Religion oder Lebensphilosophie zu tun hatte, erstaunte mich das Empfundene umso mehr. Ich war seit jeher ein Mensch, welcher nur glaubte, was er auch sah.

Aber langsam begann ich zu begreifen, dass es noch so viel mehr gab. Ich konnte meine Gefühle und Gedanken zu diesem Zeitpunkt noch nicht einordnen, aber ich wusste, dass ich mein Leben ändern musste. Ich musste es irgendwie sensibilisieren, reicher gestalten.

Auch Tage und Wochen später war dieses Gefühl noch vorhanden. Nicht die normale Trauer, mit der jeder Mensch anders umgeht. Nein, dieses Gefühl war anders. Es war, als hätte sich im Moment, als mein Vater starb, eine Tür geöffnet, kurze Einblicke in eine andere Welt gegeben und sofort wieder verschlossen. Nur war dieser kurze Einblick von so viel Tiefe, Weite, Ruhe und vielleicht auch Frieden gekennzeichnet, dass ich dieses Gefühl nicht einfach vergessen wollte.

Was war da noch, außer das Leben, welches wir kennen?

Was war das für ein intensives Gefühl?

Aus diesen ganzen Gedanken und Erlebnissen heraus wuchs ein fester Wille, welcher mich nicht mehr losließ.

Ich wollte heraus aus meinem bisherigen Dasein, aber bis jetzt ohne wirkliche Ziele.

Geld verdienen, eine gute Ehe führen und einmal im Jahr eine Flugreise. Die einen wären glücklich, so ein Leben zu führen. Mir aber reichte das nicht mehr aus.

Die Suche nach meinem neuen „unbekannten Leben“ begann.

Der erste Kontakt

Für einen guten Christen hatte ich mich bereits gehalten, obwohl ich bis auf die Weihnachtspredigt die Kirche gemieden hatte. Die zehn Gebote und ein friedvolles Leben im Rahmen christlicher Nächstenliebe gefielen mir zwar, aber ich war schon immer ein sehr kritischer Mensch, welchen es grundsätzlich zu überzeugen galt.

Zum jetzigen Zeitpunkt aber wurde ich allen Dingen gegenüber noch kritischer. Ich begann alles und jeden zu hinterfragen. Ich glaubte, nur so könne ich die Antworten erhalten auf all die offenen Fragen, welche ich aber noch nicht zu formulieren vermochte.

Auf einmal erschien mir auch die christliche Kirche von so vielen Gegensätzlichkeiten geprägt. Meiner damaligen Ansicht nach wurde Gott gerne hinzugezogen, wenn es keine andere logische Antwort gab. Es kam mir auf einmal so vor, als würde sich die Menschheit diesen Gott als Ersatz halten wollen, um für alle Ungereimtheiten des Lebens gewappnet zu sein.

Ihm können wir danken, ihm können wir die Schuld geben. Immer wird und wurde er in die Verantwortung genommen. Aber ich fragte mich immer wieder, was ist mit den Menschen an sich?

Ich begann mich für die Spiritualität zu interessieren. Aber wie bereits gesagt war ich ein sehr kritischer Mensch. Alles was nicht sofort logisch erklärbar oder beweisbar war, war mir schwer zu vermitteln. Also scheiterte dieser Versuch der Neufindung bereits nach Kurzem.

In den nächsten Wochen wurden Bücher über verschiedenste Themen der Glaubensrichtungen verschlungen. Aber anstatt mein Ziel zu erreichen, hatte ich mehr und mehr das Gefühl, wieder in die alten Rhythmen des Lebens zurückzufallen. An einem Mittwochnachmittag sah ich in der Kantine des Unternehmens, in welchem ich arbeitete, eine Werbebroschüre von einem buddhistischen Zentrum in der Nähe.

Ich erinnerte mich an ein Buch, welches ich zu damaliger Zeit bereits zum Buddhismus gelesen hatte. Ich empfand es als ziemlich abgehoben. Lamas, Buddhas, Höllenwesen und Wiedergeburt waren nicht gerade das, wonach ich bewusst gesucht hatte. Aber dennoch war dieses Buch anders als alles, was ich sonst bis dato gelesen hatte. Ich hatte nichts zu verlieren. Ich entschied mich, das buddhistische Zentrum aufzusuchen.

Jetzt also war es so weit. Drei Monate nach dem Tod meines Vaters betrat ich das erste Mal in meinem Leben ein buddhistisches Zentrum. Nicht ahnend, dass ich dabei den ersten Schritt in meine neue Zukunft gegangen war. Ich allerdings empfand das damals nicht so. Ich schob ein großes Holztor mit buntem Graffiti zur Seite und stand auf buddhistischem Terrain.

Es war abends, kurz nach 18.00 Uhr und bereits dunkel. Ich sah mich nach links und rechts um und bemerkte so, dass ein Holzzaun das Zentrum wie einen Schutzgürtel umzog. Geradeaus blickend sah ich große, helle, freundliche Fenster.

Freundliche Fenster?

Es war ein Gefühl von Ruhe und Besinnlichkeit, welches langsam, aber stetig in mir emporkroch. Die Menschen, welche ich hinter den Fenstern erblickte, tranken Tee und aßen Gebäck. Sie schienen sich angeregt zu unterhalten. Es wirkte alles so ruhig, gelassen und harmonisch. Ich blieb einen Moment stehen und sah ihnen zu. Ich versuchte, das angenehme Gefühl irgendwie einzufangen.

Ich fühlte mich sehr gut dabei. Nach kurzer Zeit schob sich das Holztor hinter mir erneut auf und weitere Personen betraten das Gelände und gingen an mir vorbei. Ich folgte der Gruppe ins Gebäudeinnere. Kaum im Inneren angekommen, begann sich mein kritischer Verstand wieder zu melden.

Ich schaute mich um und sah die vielen buddhistischen Statuen und Schreine, Regale an den Wänden mit Wasserschalen darauf und große Bilder mit scheinbar fliegenden Köpfen. „Oh mein Gott, hier kann ich doch nicht richtig sein! Wie komme ich hier recht unauffällig wieder heraus“, dachte ich nur.

Es liegt in der Natur der Dinge, dass das Fremde die Menschen erst einmal verunsichert.

Ich erinnerte mich an diesen Satz. Ich hatte ihn in einem der zahllosen Bücher gelesen und war so in der Lage, meine erste Skepsis erst einmal abzulegen, zumindest zum Teil. Ich sah mich weiter um und bemerkte aufgrund der erstaunten Gesichter und Blicke der anderen Besucher, dass auch sie heute wohl das erste Mal ein buddhistisches Zentrum von innen zu sehen bekamen. Innerlich war das gar nichts für mich, am liebsten wäre ich nach wie vor gleich wieder gegangen.

Aber ich wusste auch, dass eine Wende in meinem Leben nur mit einer Wende in meinem Denken verbunden sein konnte.

Wieder so ein schlauer Satz aus einem der gelesenen Bücher. Also versuchte ich weiter, meine ersten Gedanken und Gefühle zu ignorieren, und ließ mich auf das, was nun kam, vollends ein.

Ein leicht ergrauter Herr, ca. 50 Jahre alt, kam auf unsere Gruppe zu und begrüßte uns alle persönlich mit Handschlag. Anschließend bat er uns in einen hellen, recht großen Raum. Auf dem Boden lagen Kissen und Decken. An einer Raumwand standen Stühle, vorne stand ein kleines Podest.

Er zeigte auf die Kissen und Decken und bat alle, sich zu setzen. Personen mit körperlichen Einschränkungen konnten sich auch einen Stuhl nehmen. Aber alle nahmen in der Mitte des Raumes auf dem Boden Platz. Es wollte sich scheinbar niemand die Blöße geben, sich auf einen Stuhl zu setzen.

Der „Lehrer“, oder wer auch immer er war, denn bis dato hatte er sich nicht weiter vorgestellt, setzte sich vorne aufs Podest.

Er sah ruhig und entspannt in die Runde und begrüßte alle nochmals und stellte sich nun selber vor.

Reinholt Franzen, Buddhist seit über 30 Jahren und Lehrer am Zentrum, sagte er kurz und schaute in die Runde.

„Aus welchem Grunde sind Sie hier?“

Peinliches Schweigen machte sich breit.

Circa 20 Personen fahren abends bei Dunkelheit quer durch eine Großstadt, ohne zu wissen, warum eigentlich?

Auch ich vermochte nicht sofort zu antworten, war aber dennoch der Erste, der eine Aussage traf. „Ich möchte mein Leben ändern“, sagte ich zwar leise, aber es war ausreichend, denn alle schauten zu mir herüber. Herr Franzen lächelte wohlwollend.

Langsam begannen auch die anderen zu erzählen. Die meisten sagten aus, dass sie so vieles vom Buddhismus gehört hätten und nun gerne wissen würden, was genau das wäre. Aufgrund der Antworten konnte der Lehrer gut herausfiltern, wo er bei seinem Bericht „für Einsteiger“ anfangen konnte. Erst lockerte er die Stimmung ein wenig auf und führte interessante Gespräche mit den Gruppenmitgliedern.

Dann aber wurde es ruhig und er begann von Buddha zu erzählen.

Kapitel 1 Grundlagen des Buddhismus

Wer war Buddha

Der Begriff „Buddha" ist nicht, wie einige glauben, der Geburtsname des Gründers des buddhistischen Glaubens.

Buddha ist eine Titulierung in ehrwürdiger Form von „der Erwachte“ oder „der Erleuchtete.” Mit bürgerlichem Namen „Siddhartha Gautama" wurde er vor ca. 2.500 Jahren in Kapilawatthu, im heutigen Nepal geboren.

Der Geburtsort Kapilawatthu geht aus den alten Schriften hervor. Die Wissenschaft geht allerdings vom Geburtsort Lumbini aus, welcher ebenfalls in Nepal liegt. Über das genaue Geburtsdatum kann nur spekuliert werden. Die Geburtsdaten werden mit 624 v. Chr. bis 563 v. Chr. angegeben.

Im Alter von ca. 16 Jahren wurde er mit seiner Cousine Jasodhara, einer Prinzessin, verheiratet. Sie stammte aus einer angesehenen Shakya-Familie. Es wird allerdings davon ausgegangen, dass es sich hierbei nicht um eine Liebeshochzeit handelte. Es wird behauptet, dass Siddhartha mit dieser Ehe daran gehindert werden sollte, den königlichen Hof zu verlassen. Aus der Ehe ging ein Sohn namens Rahula hervor.

Über das Sterbealter in Höhe von 80 Jahren ist man sich einig. Buddha verstarb in Kusinagara. Kusinagara liegt im heutigen indischen Bundesstaat Uttar Pradesh. Siddharta wuchs als