Gedankeninferno - Andreas Meyer - E-Book

Gedankeninferno E-Book

Andreas Meyer

0,0

Beschreibung

GedankeninfernoDie Gesundheit kann Dir von heute auf morgen einen Streich spielen. Du stehst morgens noch mit einem guten Gefühl auf und gehst abends mit der Diagnose Krebs ins Bett. Dieses Buch erzählt die Geschichte einer Krebsdiagnose aus der Sicht eines Betroffenen. Es soll informieren, sensibilisieren und aufklären. Vor allem soll es Männer wie auch Frauen zur Vorsorge aufrufen. Betroffenen und Angehörigen soll es Mut machen, das eigene Leben auch in schwierigen Zeiten weiterzuleben und nicht die Hoffnung zu verlieren. Andreas Meyer, Jahrgang 1964, lebt in Baden-Württemberg. Gedankeninferno ist sein zweites Buch als Autor. Der gelernte Koch und Mediengestalter in Bild und Ton ist Soldat bei der Bundeswehr und weiß, was kämpfen heißt. Weitere Informationen zum Autor und seinen Büchern unter Andreas-Meyer-Autor.com.

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern
Kindle™-E-Readern
(für ausgewählte Pakete)

Seitenzahl: 233

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Mein Name ist Andreas Meyer

Autor des Buches

„Gedankeninferno“

Was hat mich dazu bewogen, dieses Buch zu schreiben? Ganz einfach die Krankheit.

Dieses Buch soll Menschen in der gleichen Situation Mut machen und die anderen motivieren, zur Vorsorge zu gehen. Es tut nicht weh, aber kann Schlimmeres verhindern.

„Eine positive Denkweise inmitten des Kampfes gegen den Krebs ist jedoch ein Teil dessen, was hilft, weiter zu kämpfen“.

Leider kenne ich den Namen desjenigen der dieses Zitatgeschrieben hat nicht, aber es war ein scharfsinniger Mann.

„Gedankeninferno“

Ist Man(n) ohne Prostata noch ein Mann?Diagnose Prostatakrebs

© 2021 Andreas Meyer

Umschlag, Illustration: Miriam Haji

Lektorat, Korrektorat: Kristin Peschutter

Weitere Mitwirkende: Fotograf Timo Weigel

Verlag & Druck: tredition GmbH, Halenreie 40-44,

22359 Hamburg

Paperback

ISBN  978-3-347-33574-5

Hardcover

ISBN  978-3-347-33575-2

E-Books

ISBN  978-3-347-33576-9

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.

Bibliografische Informationen der

Deutschen Nationalbibliothek.

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Angaben sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar.

Inhaltsverzeichnis

Erste Bekanntschaft mit dem Krebs

Thema Vorsorge

Mein Körper

Die ersten Schmerzen

Termin beim Urologen

Der sieht nicht gut aus!

Termin in Sindelfingen

Auf nach Stuttgart zum MRT

Weitere Gespräche mit den Ärzten

Freitag, der 13

Tag der Erwartung

Was ist wichtig am Arzt-Patienten-Verhältnis?

Heilfürsorge des Bundes

Neue Sichtweise des Lebens

Tierischer Schnüffler

Hallo Marco, ich habe Krebs

PET-CT Untersuchung

Geheimnis gelüftet

Tag der Operation

Ablauf der Operation

Risiko: Thrombosen

Das Gespräch mit dem Operateur

Entlassung aus dem BWK-ULM

Wieder Zuhause

Harn-Inkontinenz

Anschlussheilbehandlung

Die erste Behandlung

Gedanken von Claus-Dieter

Gedanken von Gregory

TNM- Klassifikationen von uns dreien

Was ist eine Neoblase?

Kontinenz-Training

Der Abszess

Hormon-Medikament Trenantone

Trainingszeiten für Zuhause

Ernährung und Gesundheit

Die 10 Regeln der DGE

„Neues Jahr, neues Glück“

Prostatakrebs-Bestrahlung

Showtime of my life

Strahlentherapiesystem „TrueBeam“

Die erste Bestrahlung

Thema Impotenz

Bestrahlung oder Chemotherapie

Einlagen für den Mann

Besuch im BWK-ULM Teil II

Injektionsarten!

Hormone spielen verrückt!

Zwischenbericht von meinen Jungs

Keine Lust auf Sex!

Schluss mit Sexualität nach Prostatakrebs?

Auf der Zielgeraden

Zukunftsmusik

Der Mensch und Autor Andreas Meyer

Aus dem Leben gerissen!

Nach genau 160 Tagen Krankenstand!

Anschlussheilbehandlung Teil II

Nachkontrolle, die dritte

Was nun?

„Zitate“

„Nachwort“

Bilder Galerie

„Einfach nur was ins Auge fällt“

Links für weitere Informationen Teil 1

Links für weitere Informationen Teil 2

Bücher-Vorschläge

Abbildungsverzeichnis

Ein weiterer Buch Vorschlag

Erste Bekanntschaft mit dem Krebs

Vor einigen Jahren hatte ich eine Fernbeziehung in der schönen Schweiz. Wir hatten uns über ihren Bruder und den Radsport kennen und lieben gelernt. Ich muss dazu sagen, dass wir bis heute eine sehr schöne und ehrliche Freundschaft miteinander pflegen. Anna ist eine wundervolle Frau und auch eine, die das Thema Vorsorge sehr ernst genommen hat und es bis heute noch tut - dies auch aufgrund ihrer beruflichen Tätigkeit als gelernte Krankenschwester, seit Jahren arbeitet sie in der Herzforschung in der Universitätsklinik Bern. Anna nimmt regelmäßig an Vorsorgeuntersuchungen bezüglich Brustkrebses teil und bisher war immer alles gut. An einem Wochenende, als ich in der Schweiz war, stellte sie nach dem Duschen beim Abtasten der Brüste einen Knoten fest. Sie kam zur mir und meinte, ich solle doch mal fühlen. Ich bemerkte den Knoten auch und empfahl ihr, am Montag in der Arbeit einen Arzt ihres Vertrauens daraufschauen zu lassen. Ich versuchte sie zu beruhigen, was mir aber nicht gut gelang. Heute kann ich das nachvollziehen. Man hofft immer, dass alles nicht so schlimm ist, wie man es immer hört. Anna meinte nur: Ich war doch erst bei der Voruntersuchung und da war alles ok. Als Mann, Freund oder Partner steht man jetzt vor einer Aufgabe, die fast unlösbar ist, weil man sich nicht in die Lage einer Frau, Freundin, Lebenspartnerin versetzten kann. Nachdem Anna beim Arzt war und auch gleich alle wichtigen Untersuchungen hinter sich gebracht hatte, hieß es abwarten auf die Ergebnisse. Diese Zeit war auch für mich kraftraubend, aber ich ließ mir nichts anmerken, da man als Mann ja stark sein muss. Insgeheim hoffte ich, dass alles nur falscher Alarm war.

Den Tag der Entscheidung erlebte Anna leider ohne mich, ich war wieder zuhause auf Arbeit. Abends klingelte das Telefon, ich sah an der Nummer, dass es Anna war. Auf einmal hatte ich ein komisches Gefühl im Magen, es sollte mich nicht täuschen. Ihre Stimme klang sehr ruhig und gefasst. Ich fragte sie nur: Und, alles gut? Dann hörte ich eine zittrige Stimme, die mir antwortete: Schatz, ich habe Brustkrebs, einen sehr aggressiven. Mir blieb die Spucke weg und ich versuchte sie gleich aus der Ferne zu trösten. Soll ich kommen? Wir schaffen das zusammen, waren meine Worte. Die nächsten Tage und Wochen waren sehr intensiv für uns beide. Anna bekam zuerst und relativ schnell eine Chemotherapie, bevor man dann den Tumor aus der Brust operativ entfernte. Zum Glück hatte sie sehr gute Ärzte. Man konnte den Tumor entfernen, ohne die komplette Brust wegnehmen zu müssen. Nach der Operation war klar, zuerst musste sie wieder auf die Beine kommen, und vor allem ihr Immunsystem musste gestärkt werden, bevor die Bestrahlung beginnen konnte. Die Chemotherapie hat Anna viel Kraft gekostet. Ich versuchte auch in der Zeit, in der ich nicht bei ihr sein konnte, ihr zur Seite zu stehen und sie zu unterstützen. Ich suchte für sie schöne Strickmützen aus, die sie während der Zeit ohne Haare tragen konnte. Ich versuchte ihr Kraft und Mut zuzusprechen und ihr Halt in dieser schwierigen Zeit zu geben. Ich hatte auch einen guten Mitstreiter, ihr ein und alles. „LUCKY“, mein Labrador-Rüde und Annas bester Freund. Die Spaziergänge mit ihm und mir taten ihr sehr gut und sie hatte außer mir noch jemanden zum Kuscheln. Es war schön zu sehen, wie es Anna von Tag zu Tag besser ging. Leider braucht so eine Krankheit seine Zeit, auch der Körper, der in dieser Zeit viel Kraft und Energie verbraucht, muss sich erst regenerieren. Man selbst kann das nur mitfühlen, wenn man das alles selbst auch durchgemacht hat.

Und zum Glück hatte ich bis dahin noch keine Krebs-Diagnose. Ich kann nur den Hut vor ihr ziehen vor dem, was sie durchleben musste. Allein die Chemotherapie hätte mich schon an Rand der Verzweiflung gebracht. Mir hat es gereicht, die Bilder zu sehen, wie sie im Stuhl liegt und die Hände und Füße mit Kühlkompressen bedeckt waren, um sie zu kühlen. Der Rest des Körpers war mit einer Decke umhüllt. Daneben stand der Ständer mit den Medikamenten und Infusionen. Und trotz allem kam ein Lächeln über ihre Lippen. Ich habe heute noch die Bilder vor mir und denke trotz allem positiv in die Zukunft. Zum Glück ist Anna seit fünf Jahren wieder krebsfrei. Sie ist eine lebensfrohe Frau, die wieder schöne und große Wanderungen in den Schweizer Alpen mit ihrer Freundin machen kann. Klar hat sie heute immer noch ein komisches Gefühl, wenn sie ihre jährliche Nachsorgeuntersuchung machen lässt. Im Hinterkopf ist immer noch der Gedanke: Hoffentlich ist alles noch gut.

„UND ES IST ALLES GUT.“

Thema Vorsorge

Ich war nie ein Held der Vorsorgeuntersuchungen, vor allem nicht in dem Bereich der Urologie. Meine Vorstellungen von einer Vorsorgeuntersuchung verliefen in meinem Kopf wie ein Horrorfilm ab. Und dass, obwohl ich erst einmal eine solche Untersuchung über mich ergehen lassen musste, damals bei der Musterung in der Bundeswehr. Dort durfte ich mich bei dem Gesundheitscheck vor dem Stabsarzt frei machen, sodass er mir dann seinen Finger zur Untersuchung in den Popo stecken musste, um dann etwas abzutasten. Ob dies etwas mit der Vorsorgeuntersuchung für Prostatakrebs zu tun hatte, konnte ich zu diesem Zeitpunkt nicht wissen, weil man ja auch nicht richtig aufgeklärt wurde. Was heißt eigentlich Vorsorge? Vorsorge bedeutet nichts anderes als Prävention, um Risiken zu verringern, beziehungsweise es gar nicht so weit kommen zu lassen. Wir alle machen es mehrmals täglich. Zahnpflege ist eine Prävention gegen Karies- und Parodontose- Vorbeugung. Jeder weiß, dass nach jedem Essen Mundhygiene angesagt sein sollte, man predigt es ja auch seinen Kindern, und keiner hat Angst davor. Es wird automatisch gemacht, ohne weiter darüber nachzudenken. Beim Thema Krebsvorsorge wird stattdessen überlegt: Soll man jetzt oder soll man erst später gehen? Ich persönlich habe mir diese Fragen nie gestellt, da ich gesund war, und darum das Thema Krebs für mich so weit weg war, wie für andere Menschen ein Bericht in den Nachrichten über einen Selbstmordattentäter in Afghanistan. Ehrlich gesagt, ich weiß selbst nicht, wie viele Arten von Krebs es wirklich gibt. Ich denke viele, denn der Körper eines Menschen hat genügend Angriffsstellen, um Tumore zu bilden. (Brustkrebs, Darmkrebs, Hautkrebs, Lungenkrebs, Prostatakrebs, Eierstockkrebs usw.) Was sagt uns das? Vorsorge ist heutzutage wichtiger denn je. Darum finde ich, dass jeder von uns seinen Arzt des Vertrauens aufsuchen sollte, um mit ihm dieses Thema gemeinsam anzugehen. Dazu habe ich eine kleine Geschichte, die ich Euch erzählen möchte. Sodbrennen kennt wahrscheinlich jeder von Euch. Es gab eine Zeit, da hatte ich nur noch Sodbrennen, nach jedem Essen. Ich holte mir aus der Apotheke ein Gel gegen Sodbrennen. Den Gedanken, zum Arzt zu gehen und nachzusehen, verdrängte ich galant. Und wieso? Ich hatte Angst, mich einer Magen- und Darmspiegelung zu unterziehen, diese könnte ja unangenehm und schmerzhaft sein. Deshalb war der Weg in die Apotheke einfacher. Das hört sich alles schon komisch an: Koloskopie (Darmspiegelung) oder Gastroskopie (Magenspiegelung). Leider wurde das Sodbrennen nicht besser, sondern schlimmer. Ich war gezwungen, meinen Hausarzt aufzusuchen. Er überwies mich zu einer Internistin ganz in der Nähe. Als ich zum Termin in die Praxis ankam, wurde ich sehr freundlich von einer Arzthelferin begrüßt. Nach einer kurzen Wartezeit wurde ich aufgerufen und ging mit der Arzthelferin in den Behandlungsraum. Einige Minuten später öffnete sich die Tür und eine Frau Mitte 50 in einem weißen Arztkittel kam herein. Sie hatte auf mich sofort eine positive Ausstrahlung. Ich hatte von der ersten Minute an ein gutes Gefühl. Sie erklärte mir den Eingriff und das Vorgehen mit dem Koloskop. Was ich nie vergessen werde sind ihre ersten Worte vor dem Beginn der Untersuchung: Herr Meyer, haben Sie keine Angst. Sie schlafen ein wenig und ich schaue mir Ihr Innenleben an. Mit einem Lächeln gab sie mir die Spritze des Vergessens und zwanzig Minuten später war alles vorbei. Seither lasse ich mir alle zwei Jahre einen Termin zur Vorsorgeuntersuchung geben und freue mich sogar auf die Untersuchung. Danach weiß man genau, dass alles in Ordnung ist.

Das beruhigt ungemein und tut gar nicht weh. Bei mir wurde eine erhöhte Magensäureproduktion erkannt, was ich jetzt durch Tabletten in den Griff bekommen habe. Einen Baustein zum Thema Vorsorgeuntersuchung habe ich gelegt. Aber bis alle Bausteine zusammengeführt sind, fehlen noch ein paar Untersuchungen. Wenn alle Vorsorgeuntersuchungen so unkompliziert vonstatten gehen würden, wäre das Thema überhaupt kein Problem in der Gesellschaft. Männer nutzen das Angebot zur Vorsorge nur sehr sporadisch. Lediglich 50 Prozent gehen regelmäßig zum Arzt, etwa 30 Prozent dagegen überhaupt nicht. Und gerade einmal jeder Zehnte nutzt das Angebot zur Krebsvorsorge, und das, obwohl Krebserkrankungen an zweiter Stelle der häufigsten Todesursachen stehen. Mit der richtigen Vorsorge können jedoch viele Krankheiten frühzeitig erkannt und behandelt werden. Sogar, wenn man sich rundum gesund fühlt, können Risiken und Hinweise auf Erkrankungen durch eine Früherkennungsuntersuchung entdeckt werden. Und je früher eine Krankheit erkannt wird, desto besser sind die Heilungschancen. Im Fokus stehen hierbei nicht nur Tumore, sondern auch Herz-Kreislauf-Erkrankungen, die ebenfalls zu den häufigsten Todesursachen der heutigen Zeit zählen. Im Folgenden gebe ich Euch eine Übersicht über die wichtigen Vorsorgeuntersuchungen zur Früherkennung für den Mann. Hier ein Beispiel: Hodenkrebs macht zwar lediglich 1,5 Prozent aller bösartigen Krebserkrankungen aus, kann unerkannt aber sehr gefährlich werden. Der Krebs tritt meist im Alter zwischen 20 und 25 Jahren auf. Im besten Fall stellt der Arzt die Diagnose, bevor sich die bösartigen Tumorzellen im Körper verbreiten. Denn auch hier gilt: Je früher der Krebs entdeckt wird, desto besser sind die Heilungschancen. Hodenkrebs ist mittels moderner Chemotherapie und Bestrahlung sehr gut behandelbar. Für Hodenkrebs gibt es keine spezielle Vorsorgeuntersuchung.

Die Verantwortung liegt daher bei jedem selbst: Bereits in der Pubertät ist das Abtasten der Hoden auf Verhärtungen oder Vergrößerungen, die auf Krebs hindeuten, wichtig. Spätestens ab dem 18. Lebensjahr sollte man sich einmal pro Monat die Hoden untersuchen. Bei Auffälligkeiten sollte man sich nicht scheuen, gleich zu einem Urologen zu gehen. Am besten ist es, wenn man frühzeitig einen Vorsorgetermin ausmacht.

Mein Körper

Ich hatte schon früh als Kind und Jugendlicher alles, was man an Kinderkrankheiten haben konnte. Von Mumps über Masern bis hin zum rheumatischen Fieber. Das letztere wurde mit einer Penicillin-Kur über mehrere Jahre behandelt. In dieser Zeit und noch Jahre später hatte ich das Glück, keine grippalen Infekte zu bekommen, da ich so viel Rest-Penizillin in meinem Körper hatte. Viele Jahre später war ich auf einer Wehrübung bei der Bundeswehr in Stetten am Kalten Markt bei Sigmaringen. Es war sehr heiß und staubig auf dem Truppen-Übungsplatz. Meine damalige Aufgabe war es, alte schrottreife Autos vom Abstellplatz zum Sprengplatz mit einem großen Bagger zu fahren. Ich muss dazu sagen, während der Fahrten auf den Übungsplatz hatte ich die Fenster aufgeschoben und der Staub konnte in die Kabine eindringen.

So weit, so gut, zwei Tage später bekam ich grippeähnliche Symptome und ging zum Truppenarzt am Standort Stetten. Er gab mir Grippetabletten und hat mich dann übers Wochenende krankgeschrieben. In der Nacht von Freitag auf Samstag wachte ich schweißgebadet auf, mein Körper glühte und ich wusste nicht, was mir geschah. Ich hatte Fieber, erst 38,5, später dann über 40 Grad. Ich fühlte mich wie durch ein Sieb gedrückt. Hatte zwar Durst, bekam aber nichts herunter, mein Körper fühlte sich an, wie wenn ich von innen heraus austrocknen würde. Nach vielem Hin und Her mit einem Bundeswehrarzt wurde ich dann von einem Krankenwagen abgeholt und ins naheliegende Krankenhaus gebracht. Die Ärzte versuchten mit kalten Wickeln das Fieber zu senken, aber es gelang ihnen nicht. Eine Infusion nach der anderen lief durch meine Adern, um den Wasserhaushalt auszugleichen.

Durch einen dummen Zufall wurde herausgefunden, was ich haben könnte. Eine Krankenschwester, die auf der Station, auf der ich lag, arbeitete, hatte gehört, dass in Stetten am Kalten Mark wieder das Q- Fieber ausgebrochen war. Q-Fieber? Was ist denn das, dachte ich mir. Das Q-Fieber (Query Fieber, Ziegengrippe) ist eine Erkrankung, die insbesondere bei Rindern, Schafen und Ziegen vorkommt. Sie wird durch das Bakterium Coxiella burnetii verursacht. Dieser Erreger kann auch auf Menschen übertragen werden. Jetzt war mir einiges klar geworden: Schafe, Truppenübungsplatz, Staub - das passte alles zusammen. Ich bekam ein Antibiotikum und ein paar Tage später ging es mir schon wieder richtig gut. Das Dumme an der Krankheit ist, man trocknet von innen heraus aus. Das Ganze kann, wenn man es nicht rechtzeitig behandelt, zum Tode führen. Einziges Manko ist, ich darf seitdem nie wieder Blut Spenden auf Grund der Ziegengrippe, oder auch Q-Fieber genannt. Klar, hatte ich auch andere Wehwehchen in meiner Jugend und auch später. Aber ich rannte nicht gleich zum Arzt. Man ist doch ein Mann, der muss das aushalten können. Kennt ihr auch so Sprüche? Oder: Ein Mann weint doch nicht, oder: Was nicht zum Tode führt, härtet ab. Über solche Sprüche kann ich nur lachen und mit dem Kopf schütteln. Eine schmerzhafte Geschichte fällt mir da noch ein. März 2010, ich war mit der Bundeswehr im Auslandeinsatz in Afghanistan. Eines Tages bekam ich Zahnschmerzen, und klar, man geht nicht gleich zum Zahnarzt, schluckt lieber Schmerzmittel und arbeitet weiter. Am Anfang halfen die Schmerzmittel noch, aber irgendwann halfen auch die besten Tabletten nichts mehr. Meine Backe wurde auch immer dicker. Spät am Abend konnte ich es fast nicht mehr aushalten vor Schmerzen. Ich ging ins Lazarett, es war mir schon peinlich, da gerade an diesem Abend die deutsche Fußballnationalmannschaftein WM-Spiel hatte. Ich lief in den Rosengarten, den Ruhebereich der Ärzte und Pfleger. Zum Glück war der Zahnarzt auch noch da und schaute zusammen mit den anderen das Spiel. Ich entschuldigte mich bei ihm, dass ich gerade jetzt auftauche während des Spieles. Er lachte und meinte: Halb so schlimm, komm einfach mit. Er schaute sich das Ganze an, machte ein Röntgenbild vom ganzen Kiefer und meinte nur: Das müssen wir aufmachen. Er gab mir eine Spritze. Nach fünf Minuten fragte er mich, ob ich schon etwas spüren würde. Ich meinte nur: Nö. Komisch, normalerweise müsste ich doch merken, dass es pelzig wird an der Stelle, wo ich gespritzt wurde. Er klopfte mit seinem kleinen Hacken an den Zahn, den ich vorher als Schmerzzahn lokalisiert hatte. Ich dachte, mich trifft ein Stromschlag, als er an den Zahn klopfte. WOW, das waren Schmerzen. Das Spielchen machten wir noch zweimal, dann war es dem Zahnarzt zu blöde. Er meinte: Jetzt lege ich Dich kurz schlafen, und als ich wieder zu mir kam, war der Zahn draußen. Ich fühlte mich um einiges besser als zuvor. Er zeigte mir das, was übrig war vom Zahn und der Wurzel. Es roch alles streng nach Eiter und war komplett schwarz, wie verfault. Er meinte nur, so etwas hat er noch nie gesehen, jetzt würde er verstehen, was für Schmerzen es gewesen sein müssen und wieso die Spritzen nicht gewirkt haben. Er meinte, die Wurzel wurde nicht ganz bei einer Wurzelspitzenresektion entfernt. Der Rest der Wurzel hatte sich entzündet und ist dann abgestorben. Die Gase, die sich dann gebildet hatten, verursachten diese Höllenschmerzen. In dem Moment hätte ich am liebsten den anderen Zahnarzt in Deutschland in der Luft zerrissen. Heute habe ich an der Stelle ein Implantat drin und alles ist gut. So, jetzt habe ich Euch einen kleinen Einblick in meine Krankenakte gegeben.

Und je älter man wird, um so mehr Zipperlein bekommt man. Aber ich denke, das ist ganz normal im Leben, als junger Spund ist man kerngesund und nach vielen Arbeitsjahren geht es dann los. Der eine hat weniger Beschwerden als der andere. Aber was erzähle ich Euch, dass wisst ihr ja bestimmt aus eigener Erfahrung. Ja, und ab Fünfzig spricht man dann nicht mehr darüber, was einem so alles weh tut. Aber Spaß beiseite, was sind denn die sogenannten Krankheitsbilder ab Fünfzig? Menschen im Alter ab fünfzig Jahren – die sogenannten „Best Ager“- sind besonders anfällig für drei Krankheiten. Diese Menschen sind meistens von Osteoporose, Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen betroffen. Jedoch wird der menschliche Organismus mit zunehmendem Alter anfälliger für Krankheiten, die manchmal auch chronisch werden können. Typische Krankheiten, die vor allem ältere Menschen betreffen, sind: Demenz, Inkontinenz, Schlaganfall, Parkinson oder Arthrose. Das sind schöne Aussichten, wir sind ja alle positiv eingestellt, und somit bleiben wir alle gesund und werden schön alt. Oder nicht? Das wünscht sich doch jeder Mensch.

Die ersten Schmerzen

Was für ein komisches Gefühl! Anfang Oktober fing das ganze Dilemma an. Ich stand wie jeden Morgen gegen 4:30 Uhr auf, um mich für den Dienst fertig zu machen. Mein erster Weg ist morgens immer ins Bad auf die Toilette. Ich merkte gleich, dass ich beim Urinlassen leichte Schmerzen in der Harnröhre spürte. Ich dachte mir nichts dabei und beließ es. Der einzige Gedanke war: Was von allein kommt, geht auch von allein wieder. Auf den Gedanken, zum Arzt zu gehen, kam ich nicht, es brannte ja nur ein bisschen. Nachdem es nicht besser wurde, dachte ich mir: Das wird nur eine Blasenentzündung sein, trink einfach einen Blasentee und alles wird wieder gut. Gesagt, getan. Ich besorgte mir einen Blasentee und trank diesen einige Tage mehrmals am Tag. Wie heißt es so schön: Der Glaube versetzt Berge, und vielleicht auch Schmerzen beim Wasserlassen. In der Zwischenzeit hatten wir schon den 12. Oktober und ich hatte nicht nur das Brennen beim Wasserlassen, sondern der Druck auf die Blase wurde auch stärker. Immer noch kein Warnzeichen für: Hallo, ab zum Arzt, nein, da geht man lieber ins Internet und bestellt sich eine Packung Granu Fink Kürbiskerne. Sie versprechen die Stärkung der Blase oder die Linderung von Prostatabeschwerden, so der Beipackzettel. Betroffene hoffen durch ihre Einnahme auf eine „sanfte“ Therapie ohne Nebenwirkungen. Na ja, das hört sich doch schon mal gut an, besser als zum Urologen zu gehen. Nach einer weiteren Woche bemerkte ich trotz Blasentee und den Kapseln keine Verbesserung. Das Einzige, was blieb, waren die noch erträglichen Schmerzen beim Wasserlassen. Am darauffolgenden Wochenende bekam ich besuch von Anne aus der Schweiz.

Samstagsabends im Gespräch musste ich wieder auf die Toilette um Wasser zu lassen, nur diesmal konnte ich fast kein Wasser mehr lassen, denn es kamen nur wenige Tropfen aus der Harnröhre. Ich dachte, die Blase platze gleich, der Schmerz war fast nicht mehr auszuhalten. Anne sprach mich darauf an und meinte nur: Sag mal, was hast du denn? Ich setzte mich mit einer gefühlt übervollen Blase auf das Sofa und erzählte ihr von meinem Problem. Spinnst Du, waren ihre ersten Worte, ab zum Arzt, das geht ja gar nicht, lass nach Dir schauen. Ich musste ihr versprechen, dass ich am Montag darauf gleich zum Arzt gehen und mir eine Überweisung zum Urologen geben lassen würde. Gesagt, getan holte ich mir eine Überweisung zum Urologen in Herrenberg. Ich war vor vielen Jahren einmal dort und deshalb versuchte ich, bei diesem Arzt einen Termin zu bekommen. Ich rief in der Praxis an und die Arzthelferin meinte, der Arzt sei im Ruhestand und die Frau Doktor könne momentan keine neuen Patienten mehr annehmen außer die Altpatienten des Vorgängers. Ich versuchte ihr zu erklären, dass ich vor vielen Jahren bei ihrem Vorgänger gewesen sei. Nach langem Hin und Her hatte ich einen Termin bekommen. So, jetzt gab es kein Zurück mehr, dachte ich, der nächste Donnerstag kann kommen. In der Zwischenzeit wurde das Brennen und der Druck beim Wasserlassen nicht wirklich besser. Die Granu Fink Kürbiskerne halfen auch nichts mehr, darum landeten sie im Mülleimer. Zum ersten Mal gingen mir Gedanken durch den Kopf, wie wohl so eine Untersuchung ablaufen würde. Vom Gedanken, dass es Krebs sein könnte, war ich meilenweit entfernt. Ich hatte eher Panik, was die Untersuchung anbelangte. Einfach überraschen lassen, mein Freund, sie wird schon nicht so dramatisch ablaufen. Auf der einen Seite war ich jetzt beruhigt, dass sich jemand um die Schmerzen kümmerte, und auf der anderen Seite wusste ich zu diesem Zeitpunkt nicht, wie danach geschaut wird.

Termin beim Urologen

Dann kam der Tag der Untersuchung beim Urologen. Wie immer, wenn ich einen Termin habe, war ich zehn Minuten vor dem Termin da. Ich wartete auf dem Parkplatz vor der Praxis. Aufgrund der Corona-Pandemie konnten sich nur wenige Patienten in der Praxis aufhalten. Kurz vor dem Termin ging ich Richtung Praxis, der Weg führte mich durch ein renovierungsbedürftiges Treppenhaus zur Praxis. Die Türe stand offen, daneben befand sich ein Ständer mit Handdesinfektionsmittel und einem Schild: „Bitte Hände vor dem Eintritt desinfizieren“. Ich desinfiziere meine Hände und blieb an einer Markierung am Boden stehen, bis ich aufgerufen wurde. Die Arzthelferin stand am Tresen hinter einer Plexiglasscheibe. Ich reiche ihr meine Überweisung und meinte, ich hätte um 11:30 Uhr einen Termin. Sie nahm meine Überweisung entgegen und bat mich, im Wartezimmer Platz zu nehmen. Diesen Satz hört man doch fast immer bei Ärzten, bis man dann ins Behandlungszimmer aufgerufen wird. Beim Umschauen bemerkte ich gleich, dass die Praxis neugestaltet wurde. Das Wartezimmer war schön lichtdurchflutet und offen gestaltet und nur mit einer Glastür vom Flur getrennt. An den schönen weißen Wänden hingen zwei große Bilder mit Bäumen, dazu ein schöner dunkler Parkettboden und eine Pflanze, die in der Ecke stand. Ich muss sagen, ich fühlte mich richtig wohl und geborgen. Das zog sich durch die ganze Praxis durch. Nach wenigen Minuten wurde ich aufgerufen. Ich durfte im Arztzimmer Platz nehmen und war gespannt darauf, was in den nächsten Minuten passieren würde. Plötzlich öffnete sich die Tür und ein Frau Mitte 30 betrat den Raum. Schönen Tag, Herr Meyer, was kann ich für Sie tun, klang es aus ihrem Munde.

Ich war perplex, eine Frau hätte ich jetzt nicht erwartet. Schönen guten Tag, Frau Doktor, antwortete ich, ich habe seit einiger Zeit beim Wasserlassen Schmerzen und dabei auch einen Druck auf der Blase, aber es kommt fast nichts dabei heraus. Sie hatte eine Maske auf, trotzdem konnte ich ein Lächeln hinter der Maske erahnen. So, dann wollen wir mal schauen. Sie nahm meine alte Akte und schaute oberflächlich darüber. Dann fragte sie mich, ob ich schon einmal einen PSA-Test abgegeben habe. Ich antwortete: Nein, was ist das? Sie erklärte mir, was da gemacht wird und für was der SPA-Wert stünde: für ein prostataspezifisches Antigen. Im Alltagsgeschäft des männlichen Körpers ist die Vorsteherdrüse, namentlich Prostata, vor allem mit der Produktion von Sekret beschäftigt. Bei einem Orgasmus zieht sich die Prostata zusammen und gibt das Sekret als Sperma-Beigabe in die Harnröhre ab. Spezielle Zellen der Prostata steuern dem Sekret wiederum ein Eiweiß bei: das prostataspezifische Antigen, kurz PSA. Das Protein hat die Aufgabe, bei einer Ejakulation das Sperma zu verflüssigen, damit der Samen aus den Nebenhoden optimale Lebens- und Transportbedingungen vorfindet. Ein PSA-Wert kann daher bei jedem gesunden Mann im Prostatasekret, beziehungsweise im Sperma, nachgewiesen werden. Darüber hinaus gelangt das PSA in geringerer Konzentration in die Blutbahn, wo es als „Blutwert der Prostata“ feststellbar ist. Das Blut in unserem Körper versorgt den Organismus mit wichtigen Nährstoffen. Zugleich enthält es entscheidende Informationen über unseren Gesundheitszustand. Organe wie Leber, Nieren und auch die Prostata geben bei Erkrankung vermehrt organspezifische Eiweiße an das Blut ab. Die Prostata produziert in diesem Fall eine größere Menge ihres „hauseigenen Proteins“, dem prostataspezifischen Antigen (PSA). Ein erhöhter PSA-Wert kann unter anderem Hinweis auf eine Prostatitis sein. (Quelle: Google-Prostata)

Ich hoffe, ihr habt das mit dem PSA- Wert einigermaßen verstanden. Es gibt auch viel darüber im Internet zu lesen, vor allen auch verständlich geschrieben. Ich war begeistert von Frau Doktor H., sie hatte mich direkt in ihren Bann gezogen und das Vertrauen war zu 100% da. Das finde ich das Wichtigste. Jetzt konnte mich nichts mehr vom Hocker hauen, dachte ich so. Aber zuerst wollen wir jetzt mal die Prostata abtasten, meinte sie mit einem leichten Zwinkern. Ich zog meine Hose bis zu den Knien herunter, ebenso meine Unterhose. Nun beugen Sie sich nach unten und stützen sich mit den Armen an den Knien ab, sagte sie mir. Bevor sie mit der Untersuchung anfing meinte sie, jetzt könnte es ein bisschen kalt werden vom Gel am Handschuh. Ich nickte ihr zu und los ging es. Klar fühlt es sich ein bisschen doof an, wenn eine Frau einem mit dem Finger in den Hintern fährt und an einer Stelle herumdrückt. Aber es ist echt nicht schlimm. So, Herr Meyer, ich kann etwas Hartes spüren, das ist nicht normal, ansonsten finde ich nichts Auffälliges. Das waren ihre ersten Worte, nachdem ihr Finger wieder draußen war. Sie zog ihre Handschuhe aus ließ sie in den Abfalleiner fallen und desinfizierte ihre Hände wieder. Ich zog meine Unterhosen und meine Jeans wieder hoch und setzte mich wieder auf den Stuhl am Schreibtisch. Ich war überrascht, wie einfach und schnell so ein Abtasten geht. Daraufhin zeigte mir Frau Doktor H. das Geschlechtsorgan eines Mannes im Querschnitt eines Modelles. Es war alles schön zu sehen, von der Blase über die Prostata bis zur Harnröhre und den Hodensäcken. Sie erklärte mir den genauen Ablauf, welche Aufgabe jedes einzelne Organ hat und wo die Männer auch Probleme bekommen können. Ich war hin und weg gerissen, wie gut und verständlich sie mir das alles erklärte. So, und nun, Herr Meyer, ich bin mir nicht ganz sicher, es könnte sein, dass Sie einen Stein (Kalkablagerungen) in der Prostata haben könnten.