Erwachende Lust - Shadows of Love - Leslie Julian - E-Book

Erwachende Lust - Shadows of Love E-Book

Leslie Julian

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Beschreibung

Kim erhält den Auftrag, in einem Vorort von Houston das überschwemmte Haus des reichen Geschäftsmannes Gary komplett neu zu gestalten. Der derbe Mann fasziniert sie auf der Stelle, da sie spürt, dass er seine sensible Seite vor der Welt verbirgt.

Obwohl Gary sehr forsch ist, dauert es nicht lange und Kim hat sich trotz ihrer anfänglichen Unsicherheit Hals über Kopf in den attraktiven Geschäftsmann verliebt. Dieser wiederum entdeckt unter ihrer burschikosen Fassade eine hinreißende Frau, die ihre weibliche Seite noch nicht entdeckt hat. Die beiden kommen sich immer näher und verbringen eine Nacht voller Leidenschaft.

Am nächsten Morgen ist Gary jedoch verschwunden und als Kim kurz darauf erfährt, dass er scheinbar immer noch an seiner Ex-Verlobten hängt und seit der Trennung unzählige Frauen getroffen hat, macht sich die alte Unsicherheit wieder in ihr breit. Ist sie nur eine weitere Kerbe in Garys Bettpfosten?


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Seitenzahl: 120

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Inhalt

Cover

Über diese Folge

Über die Autorin

Titel

Impressum

Erwachende Lust

In der nächsten Folge

„Shadows of Love“ sind in sich abgeschlossene erotische Liebesgeschichten von unterschiedlichen Autoren. Die Folgen erscheinen monatlich als Romanheft und eBook.

Über diese Folge

Kim erhält den Auftrag, in einem Vorort von Houston das überschwemmte Haus des reichen Geschäftsmannes Gary komplett neu zu gestalten. Der derbe Mann fasziniert sie auf der Stelle, da sie spürt, dass er seine sensible Seite vor der Welt verbirgt.

Obwohl Gary sehr forsch ist, dauert es nicht lange und Kim hat sich trotz ihrer anfänglichen Unsicherheit Hals über Kopf in den attraktiven Geschäftsmann verliebt. Dieser wiederum entdeckt unter ihrer burschikosen Fassade eine hinreißende Frau, die ihre weibliche Seite noch nicht entdeckt hat. Die beiden kommen sich immer näher und verbringen eine Nacht voller Leidenschaft.

Am nächsten Morgen ist Gary jedoch verschwunden und als Kim kurz darauf erfährt, dass er scheinbar immer noch an seiner Ex-Verlobten hängt und seit der Trennung unzählige Frauen getroffen hat, macht sich die alte Unsicherheit wieder in ihr breit. Ist sie nur eine weitere Kerbe in Garys Bettpfosten?

Über die Autorin

Leslie Julian wuchs in weiten Teilen bei ihrer Großmutter auf, die ihre Liebe zur Literatur mit stundenlang vorgelesenen Märchen prägte. Als gebürtige Schleswig-Holsteinerin lebt sie immer in Wassernähe, derzeit im Kreis Pinneberg, und schreibt unter verschiedenen Pseudonymen Liebesromane, Krimis und stilvolle Erotik? – wobei die erklärte Wordästhetin besonderen Wert auf Stil und Ausdruck mit einer kleinen Prise Ironie legt.

2011 wurde einer ihrer Kurzkrimis für den NordMordAward (erster Schleswig-Holsteiner Krimipreis) nominiert.

Leslie Julian

Erwachende Lust

beHEARTBEAT

Digitale Originalausgabe

»be« – Das eBook-Imprint von Bastei Entertainment.

Copyright © 2018 by Bastei Lübbe AG, Köln

Titelgestaltung: Jeannine Schmelzer unter Verwendung der folgenden Motive: © ftelkov/shutterstock

eBook-Erstellung: César Satz & Grafik GmbH, Köln

ISBN 978-3-7325-5054-8

www.be-ebooks.de

www.lesejury.de

Ein infernalischer Knall, gefolgt von heftigem Scheppern, einem satten Platsch und lautstarken Gezeter empfangen mich auf der Baustelle, als ich gerade die Tür meines Pick-ups zuwerfe.

„So ein elender Scheißdreck! Welcher hirnlose Vollidiot hat den Farbeimer offen auf die Leiter gestellt? Verdammter Mist, saublöder!“

Mit aller Gewalt unterdrücke ich ein Prusten, als mir eine von oben bis unten mit waldgrüner Farbe übergossene Gestalt entgegenstampft, noch immer Zeter und Mordio motzend, sich schüttelnd und an allen Ecken tropfend.

„Hi Dad!“, presse ich – mein Glucksen schwerlich beherrschend – hervor. Vor meinem geistigen Auge sehe ich wütende Rauchwölkchen aus den Ohren des mir entgegenkommenden grünen Waldschrats emporsteigen, wie aus einer historischen Dampflok.

„Deine Brüder sollte man kopfüber in den nächsten Misthaufen stopfen! Alle beide! Jetzt guck dir diese Sauerei an! Immer nur Weiber im Kopf und nichts zu Ende machen! Irgendwann zieh ich denen die Ohren so lang, dass sie mit ihren Hammelbeinen durch die Schlaufen Seilspringen können! Saubande!“

Mein Vater wischt sich notdürftig das Gesicht frei, was nicht das Geringste bringt, da aus den ehemals grau melierten Haaren ergiebig Waldgrün nachtropft.

„Lach gefälligst nicht auch noch! Kannst Du mir mal erzählen, wie ich jetzt nach Hause kommen soll, ohne meinen Truck vollends zu versauen?“

Grinsend gehe ich um das Haus herum und bedeute ihm, mir zu folgen. Wenn ich mich recht entsinne, lag irgendwo in der Nähe des Pools ein Gartenschlauch herum, als ich das letzte Mal hier war. Suchend schweift mein Blick über den Rasen und tatsächlich: Am Zaun liegt er.

„Daddy, komm her, ich spritze dich ab!“

Noch immer tropfend, trottet er mir entgegen, entledigt sich dabei unter weiterem Gegrummel seiner geliebten, ehemals weißen Latzhose, die, statt mit einigen bunten Farbspritzern gesprenkelt, nun unfreiwillig in ein konsequent sattes Dunkelgrün umgefärbt ist.

Für seine 57 Jahre ist mein Vater bis auf seinen kleinen Bauchansatz noch recht gut beisammen, stelle ich erheitert fest, als er Shirt und Arbeitsschuhe abgestreift hat und nun nur noch in Boxershorts vor mir steht.

„Grins nicht!“, schnaubt er entrüstet und bedeutet mir per Handzeichen, den Schlauch zu öffnen. Das verschmitzte Zucken in seinem grünen Mundwinkel ist mir allerdings nicht entgangen. Mein Vater konnte noch nie lange böse sein.

Ich öffne den Schlauch, aus dem sich ein kräftig blubbernder Strahl des von der texanischen Sonne erhitzten Wassers zu ergießen beginnt. Der waldgrüne Schrat verschwindet mehr und mehr, und die Gestalt im Wasser nimmt wieder Ähnlichkeit mit meinem Dad an, während der durch den heißen Sommer vertrocknete Rasen um meinen Vater herum plötzlich durch die abgespülte Farbe wieder eine trügerisch saftige Optik bekommt.

Das friedliche Idyll währt jedoch nicht allzu lange.

„Zu! Zu!“, quietscht Dad plötzlich mit erstaunlich hoher Stimme los und versucht, aus dem Wasserstrahl zu flüchten. „Dreh endlich den Schlauch zu!!!“

„Upps!“, gluckse ich, während ich den Schlauch nach rechts von ihm wegreiße und schon wieder lautstarkes Gelächter unterdrücken muss. Kann man ja schließlich mal vergessen, dass das von der Sonne erwärmte Wasser im Schlauch auch irgendwann verbraucht ist und eiskaltes nachströmt.

Ich drehe das Wasser ab und will den Schlauch gerade wieder am Zaun zusammenrollen, als mich von hinten eine triefnasse Gestalt zur Seite schubst, die Spritzdüse an sich reißt, auf mich richtet und mit Triumphgebrüll wieder aufdreht.

„Rache ist Blutwurst!“, schreit Dad lachend, während ich versuche, der eiskalten Fontäne auszuweichen, die mich gnadenlos verfolgt – und trifft!

„Iiiiiih!“, kreische ich aus Leibeskräften, während ich Haken schlagend flüchte, denn das Wasser ist gefühlt tatsächlich kurz vor dem Gefrierpunkt. Zum Glück hat mein alter Herr Erbarmen und dreht das Wasser nach ihm angemessen erscheinendem Wässern meiner Person wieder ab, während er sich laut johlend vor Freude mit der Hand auf den nackten Schenkel haut.

Japsend stütze ich meine Hände auf den Beinen ab und versuche, wieder zu Atem zu kommen.

Noch immer lachend, trabt mein Vater heran, haut mir schwungvoll auf den nassen Rücken und fragt fröhlich: „Na? Erfrischt?“

Ich werfe ihm einen mörderischen Blick zu, der ihn aber nicht im Mindesten beeindruckt. Stattdessen stupst er mir begütigend in die Seite. „Komm, irgendwo im Truck hab ich ein altes Handtuch.“

♡♡♡

Eine halbe Stunde später sitzen wir nahezu getrocknet nebeneinander im Gras, um uns herum alle ansatzweise entbehrlichen Klamotten in der Sonne ausgebreitet, und verspeisen gemeinschaftlich sein halbiertes Truthahnsandwich.

„Da bin ich ja scheinbar noch mal ums Streichen herumgekommen“, grinse ich meinen Dad an.

Der nickt grimmig. „Heute kann ich sowieso nicht weiter, muss erst mal einen neuen Eimer Farbe kaufen. Gut, dass der Boden noch nicht drin war. Dann müssen deine Brüder morgen wohl mal ein oder zwei Überstunden schieben. Selber schuld, wenn man so rumschlampt und offene Eimer stehen lässt. Außerdem hatten sie ja heute schon den halben Tag frei. Die können morgen das Wohnzimmer streichen, und übermorgen verlegen wir dann die restlichen Böden. Diese Woche wird es jedenfalls noch fertig. Hätte nicht gedacht, dass das wieder so schön wird, so wie das nach der Überschwemmung im Frühling aussah. Auch die Wand zwischen Küche und Esszimmer rauszureißen war echt ’ne gute Idee. Wirkt viel moderner und luftiger jetzt. Hast die Eigentümer gut beraten!“, lobt Dad mich.

Ich nicke, immer noch kauend, erfreut und betaste meine Basecap, die noch immer etwas klamm neben mir im Gras liegt.

„Und was liegt bei dir an? Neue Aufträge?“

Ich zupfe mit den nackten Zehen einen trockenen Halm aus. „Ich hatte heute einen Anruf aus den Woodlands. Gucke mir das Objekt morgen an. Soll ein ziemlich großer Kasten und total überschwemmt worden sein im Frühling, aber die Versicherung hat sich lange auf die Hinterbeine gestellt und jetzt erst der Schadensregulierung zugestimmt. Wenn das was wird, hätten wir vermutlich alle bald für acht Wochen genug um die Ohren, weil der Eigentümer mich bei der Gelegenheit gleich einiges komplett umgestalten lassen möchte. Alles in allem sollen das um die 400 Quadratmeter Wohnfläche sein.“

Dad lässt einen lang gezogenen Pfiff hören. „Uiuiui, das wäre ja nicht schlecht und hört sich nach Geld an. Meinst du, dass du uns da ins Boot bekommst?“

„Ich denke schon, meist sind meine Auftraggeber ja froh, wenn ich gleich jemanden vorschlagen kann, mit dem ich schon oft zusammengearbeitet habe und von dem ich weiß, dass es läuft. Und wenn es dann noch Familie ist, umso besser.“

Ich schlüpfe in meine noch leicht feuchten Chucks, stemme mich vom Boden hoch, putze mir den Hosenboden meiner alten Jeans ab und schnappe mir meine Cap. „Komm, alter Mann! Ich helfe Dir zusammenzupacken, dann können wir heute wenigstens mal alle früher essen.“ Ich halte ihm meine Hand hin und ziehe ihn grinsend vom Boden hoch. „Aber morgen wirst du zugunsten des potenziellen neuen Auftrags leider auf meine Mithilfe verzichten müssen – zu meinem abgrundtiefen Bedauern, versteht sich.“

♡♡♡

Nach einer ausgedehnten Dusche stehe ich am nächsten Morgen vor meinem überschaubaren Kleiderschrank. Auch wenn ich neue Aufträge schon aufgrund des damit verbundenen, erforderlichen Kreativitätsschubs liebe, so hasse ich es doch, mich zumindest halbwegs in Schale geworfen präsentieren zu müssen.

Ich nehme mir eine weiße Bluse und eine schmal geschnittene Jeans aus dunklem Denim aus den Regalen und schlüpfe hinein. Meine geliebten Chucks sind natürlich auch nicht angesagt zu einem solchen Termin, aber zum Glück leben wir in Texas, und da passen Cowboystiefel nicht nur zu so ziemlich jedem denkbaren Anlass, sondern verströmen Traditionsbewusstsein und sind ausgesprochen gern gesehen.

Ich bürste noch einmal meine langen Haare vor dem Spiegel im Bad, binde sie zu meinem obligatorischen Haarknoten zusammen und greife mir im Vorbeigehen den Baustellenhelm, falls der angekündigte Riesenkasten einsturzgefährdet sein sollte. Meine Stiefel klackern fröhlich auf der Einfahrt, als ich mich in meinen Pick-up werfe, wegen der texanischen Sonne alle Fenster komplett nach unten fahren lasse und mich mit lautstarker musikalischer Begleitung von Reba McIntire auf den Weg in die Woodlands mache.

Während ich laut und vermutlich falsch mitsinge, überlege ich gespannt, um was für eine Umgestaltung es sich bei dem neuen Projekt wohl handeln mag. Der Eigentümer, der mich am Vortag angerufen hat, klang zwar wie ein typischer Cowboy, allerdings verfügen diese in der Regel nicht über die nötigen finanziellen Kapazitäten, sich eine Innenarchitektin leisten zu können – geschweige denn ein 400-Quadratmeter-Anwesen.

Die Interstate ist einigermaßen leer, daher komme ich gut voran. Der Fahrtwind sorgt für einen angenehm kräftigen Luftstrom in der brütenden Hitze und zaust Strähnen aus meinem fest gewickelten Haarknoten. Ich liebe solche Touren: allein in meinem Truck auf dem Highway bei strahlend blauem Himmel mit heruntergelassenen Fenstern und lauter Countrymusik – und ohne Hemmungen, dass mich jemand hören könnte beim Mitsingen. Leider neige ich dann auch gern mal zu einem Bleifuß und habe mir damit schon den einen oder anderen Strafzettel eingefangen. Trotzdem sind das Momente, in denen mich ein ungeahntes Freiheits- und Glücksgefühl packt. Was umso erstaunlicher ist, weil meine Mutter wohl ähnlich gestrickt war wie ich und bei einem Unfall mit deutlich überhöhter Geschwindigkeit zu Tode kam, als ich noch klein war. Aber das ist lange her, und auch wenn es meinem Vater ein Dorn im Auge ist, dass ich in seinen Augen ein Verkehrsrowdy bin, weiß ich doch, dass er gerade die vielen Ähnlichkeiten zwischen mir und meiner verstorbenen Mom liebt, die den Erzählungen nach ähnlich uneitel wie ich gewesen sein muss. Auf Fotos hat sie genau wie ich fast taillenlanges, blondes Haar, meist alte Jeans an, Hippiekleidchen oder Latzhosen und eine ebenso schmale Figur und strahlend blaue Augen, wie ich sie jeden Morgen im Spiegel sehe. Fast immer sieht man sie lachen, auf jedem Bild. Sie muss ein toller Mensch gewesen sein, denn mein Dad hat nach ihr all die Jahre nie eine neue Beziehung angefangen. Ich selbst erinnere mich leider kaum an sie.

Meine Brüder kommen mehr nach meinem Dad. Eher von etwas gröberer Statur und dunkelhaarig mit grünen Augen. Ray ist inzwischen 34 und hat eine Verlobte, die er nächstes Jahr heiraten will, während Brad offenbar jegliches Erwachsenwerden kategorisch ablehnt und jedem Rock hinterherjagt, der nicht bei drei auf den Bäumen ist. Ich bin das Nesthäkchen und mit 27 Jahren zwei Jahre jünger als Brad.

Wir drei sind durch den frühen Tod meiner Mutter eine eingeschworene Gemeinschaft, haben früh angefangen, im Familienbetrieb meines Vaters Häuser instand zu setzen und wieder aufzubauen, die nach der Hurrikan-Saison oft völlig zerfetzt waren. Da es hier zudem häufig Überschwemmungen gibt, hatten wir immer reichlich zu tun, und die zuverlässige und pünktliche Arbeit meines Vaters brachte ihm so viel Mund-zu-Mund-Propaganda, dass wir immer ein gutes Auskommen hatten.

Manchmal war es für ihn sicher nicht einfach, Job und drei Kinder parallel gestemmt zu bekommen, aber er war immer ein fröhlicher, wenn auch manchmal unkonventioneller Bilderbuchdad und löste dieses Problem, indem er uns von klein an mit reichlich positiver Motivation zu seinen begeisterten Helfern heranzog. Daraus resultierten dann auch zuerst mein Interesse und später mein Studium der Innenarchitektur, während Brad und Ray gleich nach der Schule mit in den Familienbetrieb einstiegen. Insofern bin ich zwar selbstständig, aber irgendwie auch doch nicht, da wir die meisten Projekte letztlich doch gemeinsam angehen. Und das ist mir sehr recht, denn wir haben alle ein sehr gutes Verhältnis.

Gedankenverloren schiebe ich eine der mich im Luftstrom umwedelnden Haarsträhnen zurück und erkenne die Abfahrt, die ich laut Anweisung meines Auftraggebers nehmen soll. Schade, schon fast da.

Ich kurve durch die Straßen von Spring mit ihrem enormen Baumbestand. Das Blätterdach in dieser Gegend ist derart reichlich bestückt, dass es gleich einige Grad kühler zu sein scheint. Auch das Gras ist durch den wohltuenden Schatten hier überall noch richtig grün, und die gesamte Pflanzenwelt wirkt geradezu tropisch durch die hier feuchte und zumeist schattige Wärme.

Nach kurzer Zeit entdecke ich die gesuchte Hausnummer an einer breiten und wie es scheint auch sehr langen Zufahrt. Das gewaltige Doppeltor steht offen, also biege ich auf die Einfahrt ein. Der Weg windet sich leicht abschüssig durch ein parkähnliches Anwesen, welches vor der Überschwemmung ein absoluter Traum gewesen sein muss. Nun sieht man abgebrochene Äste, abgeknickte Bäume und allerlei Unrat herumliegen, und das, was sicherlich einmal sehr gepflegte Beete mit Rosen, Hibiskus und Bougainvilleen waren, ist vom übergetretenen Spring Creek ziemlich in Mitleidenschaft gezogen worden. Trotzdem sieht man noch die vorherige Pracht durchschimmern, denn die Pflanzen selbst sind bereits wieder kräftig am Blühen. Der mitgebrachte Schlick hat sie quasi gedüngt, nur müsste jetzt alles wieder in Form gebracht werden.

Ich biege um die nächste Kurve, und da ist es: ein geradezu gewaltiges Gebäude mit riesigen, zum Teil geborstenen Fensterfronten und Sturmläden, die zumindest im unteren Bereich größtenteils ebenfalls gebrochen sind oder schief in den Angeln hängen. Rotbrauner Klinker von außen, der mit den Fensterläden eine eher farmähnliche Anmutung hat, während die sehr kubische Form an ein modernes Architektenhaus erinnert.