Erwachsen werden nach Missbrauch - Katja Schwarz - E-Book

Erwachsen werden nach Missbrauch E-Book

Katja Schwarz

0,0
5,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
  • Herausgeber: neobooks
  • Kategorie: Ratgeber
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2017
Beschreibung

Im Alter von drei Jahren wurde Vivien Hardway über viele Jahre missbraucht. Heute ist Sie erwachsen und beschreibt, welche Folgen der Missbrauch hinterlassen hat. Man lernt irgendwann damit zu leben und doch ist das Leben anders, als bei Menschen, die ohne Missbrauch starten durften. Borderline, Flashbacks und Erinnerungslücken kommen immer wieder vor. Doch auch die Begabung von Empathie begleitet mein Leben. Oft musste ich mich wehren nicht das Opfer zu sein, denn auch Partner denen wir mal vertraut haben, sind zu Übergriffen in der Lage. Doch in all den Jahren bin ich nur stärker geworden und das könnt Ihr auch. An alle die auch als Kind missbraucht wurden, es gibt einen Weg - ich zeige euch, dass man auch damit glücklich leben kann.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 109

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Erwachsen werden nach Missbrauch

(Missbrauch überlebt – Borderline bleibt)

Von Katja Schwarz

Inhaltsverzeichnis

Einleitung

Ich war doch noch ein Kind!

Leben oder Tod?

Lass mich trotzdem leben

Gespenster der Zeit

Seht nicht das Opfer, sondern die Überlebende in mir!

Die Liebe zu meinem Sohn hat viel überstanden!

Chaos im Kopf

Ein Mann als Ersatz

Panikattacken, Alpträume

Diagnosen

Ich will nicht sterben

Der Mißbrauch

Kontrolle und Druck

Meine Kinder

Job oder Berufung?

The next one

DER EX

Beziehung ja oder nein?

ADS nun auch bei meinem großen Sohn

Einleitung

Ich war doch noch ein Kind!

Du hattest nicht das Recht, mich im Alter von 3 Jahren, so zu berühren. Wer gab dir dieses Recht, meine Schienen für das ganze Leben zu legen?

Ich war ein Kind und du warst schon ein Mann. Habt ihr gedacht, dass es besser wird, wenn gleich eine ganze Gruppe von Männern dieses kleine Mädchen missbraucht?

Mit den Jahrzehnten wurde ich ein Verdrängungskünstler und doch hat es mein Leben stets gelenkt.

Heute bin ich frei, von dem Opfer dieser Gewalt. Doch die Wut und auch die Angst, sie kommen oft in der Nacht und bleiben bis zum Tag.

Alpträume und die Gewalt rauben oft die Kraft, für den nächsten Tag. Zwei Seelen und zwei Herzen schlagen in meiner Brust. Da lebt klein Vivien und da lebt die Frau. Klein Vivien sie wurde nie erwachsen!

Ist sie das kleine Mädchen, welche ich nie haben durfte? Das Sternenkind, das im Himmel wohnt?

Als missbrauchte Frau, wird man so schwer erwachsen, die Seele bleibt ein Kind. Ein Leben lang, wusste ich nicht wo ist mein Platz.

Du bist die Wut, die ich erst seit kurzem spüren kann. Du bist die Angst, dass es mich gar nicht gibt. Das mich keiner sieht. So wie damals keiner sah, was alles geschah, in so vielen Nächten.

Die Angst vorm Sterben, die Angst vorm schlafen gehen. Immer in der Nacht, du in meinem Bett. Bis ich floh zu meiner Schwester, in ihr Bett, das meistens ein Schutz sein konnte. Nicht die Mutter war der Schutz, es war ein Menschenkind, kaum älter als ich selbst.

Ich wollte immer fliehen, vor all dem Schmerz, geflohen bin ich nur vor mir. Geflohen, vor all den Menschen, die mir nahe waren und es doch nie konnten. Weil Vertrauen, ein so schweres Gut, wenn man als Kind schon verlor das Vertrauen in die ganze Welt.

In all den Jahren, in denen ich lebte, mit der Tatsache, als Kind mehrfach missbraucht zu werden, dachte ich immer, es wird besser mit den Jahren. Dass die Gewalt und auch die Taten, verstummen, in dem Echo der Zeit. Doch nun sind meine Kinder groß und ich habe das Gefühl, dass ich jetzt erst richtig verstehe, was mein Leben so anders macht, als das Leben, der meisten Menschen um mich herum.

Nun bin ich Mitte 40, habe zwei Kinder alleine großgezogen und meinen beruflichen Platz gefunden. Was ich nicht gefunden habe, dass bist du! Ich bin mir nicht sicher, ob ich jemals einem Mann gegen über, wieder voll Vertrauen kann. Warum nur, geraten Menschen wie ich, immer wieder an solche Männer, die das Verhalten der Täter aus der Kindheit wiederholen? Wenn ein Mann sich die Zeit nimmt und sich die Mühe gibt, in zwei Jahren mein Vertrauen Stück für Stück aufzubauen, warum zerstört er dieses Vertrauen dann in nur einer Nacht?

Nach außen, bin ich die normale Frau, ich falle nicht auf, weil ich vielleicht Tränenränder unter meinen Augen habe, nein im Gegenteil, ich bin die, die immer lacht!

Seit einigen Jahren, gehe ich mit positiven Gedanken, durch diese Welt. Mir ist bewusst, dass ich die Macherin meiner eigenen Welt bin und das mein Leben, dass widerspiegelt, was meine Seele fühlt. Ich bin zerbrechlich, wie ein kleines Kind und trotzdem stark wie ein hundert Jahre alter Baum. Für euch ein Widerspruch? Dass kann ich verstehen, deshalb hierzu der Hintergrund. Wenn du mir zu nahekommt, zum Zeitpunkt von Flashbacks, dann werde ich innerlich zerbrechen und starr vor Angst keinen Schritt mehr gehen. Doch wenn es um Ungerechtigkeit, Lügen und betrügen geht, dann stehe ich wie ein Baum und werde für dich und all die anderen Menschen kämpfen, bis zu meinem letzten Atemzug. Ambivalent, zwischen Leben und Tod, so sind viele Tage in meinem Leben, doch sehen werdet ihr das nicht. Ihr seht, die starke Frau, die ihren Weg stets geht und niemals wankt und zweifelt. Meine Zweifel, meine Ängste und meine Unsicherheit, die wohnen tief in mir und bestimmen mein Leben still und heimlich. Die Gewissheit, dass ich mich von diesen Gewalten trennen muss, ist gefallen, doch wie legt man einen Schmerz ab, der nun schon über 40 Jahre lebt?

Leben oder Tod?

Seitdem ich denken konnte, wollte ich vor diesem Leben fliehen. Ich wollte weg, von diesem Schmerz, von der Traurigkeit, von der Hoffnungslosigkeit, woanders hin, wo Vertrauen noch möglich ist. Doch es gab keinen Ort, es gab keinen Ort, der Sicherheit mir brachte, der Vertrauen schaffte, länger als eine Nacht.

Als ich sechs Jahre alt war, erlitt ich einen Nervenzusammenbruch und sprach für zwei Jahre kaum ein Wort. Doch keinem war das Hinweis und Hilfeschrei genug, alles ging weiter, wie gehabt, Gewalt in der Nacht und Schreie am Tag.

Mit Sicherheit wollte ich sterben und dieser Realität entfliehen, auf der Suche, nach Sicherheit. Es gab zahlreiche Selbstmordversuche, Gott sei Dank und das sage ich heute, ist mir keiner gelungen. Denn nie war mein Mut stark genug, auch den letzten Schritt zu gehen. Ich zögerte und zögerte, bis ich eines Tages verstand. Ich will doch leben, ich will doch verstehen und ich will nicht aufgeben. Ich will nicht scheitern, an Dingen, die andere Menschen getan haben. Trotz all dieser Taten, will ich leben und mein Leben genießen. Auch ich habe nur dieses eine Leben und ich werde es nicht wegwerfen, für Täter, die niemals gefasst werden.

Dass ich heute noch hier sitze, das ist der starke Baum in mir, der niemals stirbt, der mir die Hoffnung und den Glauben schenkt, dass alles einen tieferen Sinn ergibt. Die Selbstmordgedanken und Versuche haben sich mit Panikattacken abgewechselt. An manchen Tagen reicht das Wort Tod oder von einer schlimmen Krankheit zu hören, dass ich voller Angst bin und ich nicht weiß, wie mir geschieht. Dann bin ich Spielball eines Films mit dem Gefühl, gleich schaltet irgendjemand diesen Film aus und mein Leben ist vorbei.

Das ist eine Angststörung, die ich lange, trotz Therapie, nicht verstanden habe. Das Gefühl nicht gesehen zu werden, so wie es in meiner Kindheit der Fall war, dieses Gefühl, hat diese Wunde in mir gepflanzt und an schwachen Tagen und an Tagen, wo Menschen meinen Weg begleiten, die mich als Mensch nicht wahrnehmen, da verschwindet Katja. Katja taucht dann unter, sucht den Schutz, den sie damals schon suchte und wird ihn auch heute nicht finden.

In diesen Momenten, suche ich DEINE starken Schultern, deine Arme und die Worte, die nur für mich gesprochen werden. Ich suche dich, der mich schützt, vor Gewalt, vor Ignoranz und auch vor Übergriffen aller Art. Doch wie damals kämpfe ich für mich alleine, weil ich an den meisten Tagen es nicht schaffe, bei meiner Freundin zu klingeln und zu sagen: „Hilf mir in meiner Not! Sei mein Anker, sei mein Glaube, sei die Hoffnung, die ich gerade nicht sehen kann!“

Doch die Sicherheit, dass es Freunde gibt, holt mich zurück in diese Welt, auch an den Tagen, wo ich es nicht schaffe, um ihre Hilfe zu bitten. Sie sind da, meine Freunde und sie würden helfen, wenn ich es nur endlich schaffen würde, die Angst und die Unsicherheit immer gleich zu sehen und auch zu verstehen.

Lass mich trotzdem leben

Freiwillig, werde ich nicht gehen! Ich werde kämpfen, bis zum letzten Atemzug und manchmal ist es gar kein Kampf und alles scheint so einfach und auch so toll. Ich bin nicht mehr der Trauerkloß, der ich früher mal war, denn heute liebe ich mein Leben, an 90 % der Tage. Schwarze und auch schlechte Tage, die haben wir alle. Wir dürfen hinfallen, aber wir müssen wieder aufstehen und wenn ich öfters falle, als der Rest der Welt, dann bedeutet das nur, dass ich viel öfters aufstehen muss, als Ihr und es trotzdem immer wieder tue. Und jedes Mal, wenn ich wieder aufstehe, dann habe ich etwas mehr an Kraft gewonnen und wieder mehr Zuversicht, dass ich dieses Leben glücklich leben werde, trotz der Täter, die immer noch frei herumlaufen und nie eine Strafe erhalten werden.

Auf dem Weg zu mir selber, den ich immer noch gehe, habe ich viele Menschen verloren. Die Muster der Kindheit, die man nie so ganz verliert, sie bestimmen unser Leben, bis wir eines Tages sehen, was mit uns geschieht. Jahrzehnte war ich nur auf der Suche, nach dir, nach Schutz, nach Vertrauen, nach Hoffnung, nach dem vollkommenen Gefühl. Doch dieses Gefühl und diese Sicherheit, wir werden sie nicht finden, in einem anderen Menschen, denn nur in uns selber, wohnt so viel Vertrauen.

Vor einigen Wochen, habe ich mich selber geheiratet und mir versprochen, mir für immer treu zu sein. Ich will keine Lügen und auch keine Spielchen. Doch diese Welt da draußen, besteht nur aus diesen. Lügen, betrügen und über Leichen gehen, was führt Menschen auf so einen Weg? Doch es gibt sie, die Ausnahmen, in dieser Welt. Die Ausnahmen, die für andere kämpfen und auch einstehen. Die, die diese Welt etwas besser machen, weil sie in dieser Welt leben. So ein Mensch möchte ich sein, Erfolg hin und her, der Friede in mir, ist so viel wichtiger. Das Gefühl jeden Abend noch in den Spiegel zu schauen und JA zu mir sagen zu können. Nie möchte ich anders leben.

Der Ring an meiner Kette, das Zeichen meines Vertrauens in mich selber. Ich will leben, glücklich leben und die Welt da draußen etwas besser machen. Die Täter sehen und auch anklagen, kleine Kinder und auch erwachsene Menschen schützen vor Tätern, die Seelen zerstören und Leben beenden.

Den Mut möchte ich stets finden, in mir selber, in einem Gespräch, in meinen Freunden und in ihren Gesten. An Regentagen, den Schirm stets finden und an den Sonnentagen, das Glück stets teilen, mit Menschen, denen ein Lächeln ein bisschen Frieden bringt.

Gespenster der Zeit

Ich kenne dein Gesicht nicht, ich weiß nicht, wer du warst oder heute bist. Du warst nicht alleine, es waren viele Männer, die meine Seele nahmen und einsperrten in mir selbst. Vertraute Gesichter, ich kann sie sehen, so wie mein Stofftier in meinem Arm. Zuschauer, die Beschützer sein sollten und doch nichts taten, um mich zu retten.

Der Geruch von Alkohol, heute noch mit Angst besetzt. Gesichter, die durch Zufall mein Leben kreuzen, bringen Angst in mir hervor. Ähnlichkeiten an die Gesichter einer vergangenen Zeit, doch nie wird es Namen geben, weil alle Menschen von früher nur schweigen. Sie schweigen und verleugnen, alles was geschah.

Da wohnt keine Wut, auf all diese Menschen, die ohne Hilfe, danebenstanden. Warum ist das so? Warum bin ich nicht wütend, auf diese Menschen, die meine Familie sein wollten? Warum nur? Warum habe ich aufgegeben und das Gespräch nur zwei Mal gesucht?

Ich bin mir nicht sicher, warum ich den Kontakt nicht abgebrochen habe, als es klar war, dass ein wichtiger Mensch danebenstand und mir nicht half.

Warum hast du mir nicht geholfen? Warum hast du all das nicht verhindert? Warum nur, bist du nicht mit uns gegangen oder gar geflohen, vor dieser Gewalt? Warst du so schwach? Warst du so alleine, dass du an so einem Menschen deinen Halt suchtest? War für dich so ein Verhalten normal, weil du selber ein Opfer der Gewalt in Kindertagen warst? Warum, warum hast du mir nicht geholfen?

Nie, werden wir dieses Gespräch führen, weil zu viel Angst, in der wohnt. Verleugnung ist dein Weg. Manchmal kann ich es verstehen, doch an manchen Tag wünsche ich mir, dass du einfach sagst: „Ja so war es und ich habe dir nicht geholfen!“ Ich liebe dich trotz allem, du bist meine Mutter.

Ich weiß nicht, ob es etwas ändern würde, wenn ich Gesichter und Namen kennen würde. Doch eines und da bin ich mir ganz sicher, ein Wort von dir, es würde mir helfen, all das zu verstehen.

Fast hättest du es geschafft, meine Zweifel sie waren schon so groß und ich dachte, okay, vielleicht habe ich mir wirklich alles eingebildet. Doch auch die dritte Therapeutin ist sich so sicher, dass irgendetwas geschehen ist, was all die Gefühle in mir ausgelöst haben muss. Die ständigen Zweifel an mir selber. Die Angst nie zu genügen. Das fehlende Urvertrauen, es muss Gründe geben. Kinder brechen nicht ohne Grund. Sie schlafwandeln nicht ohne Grund und auch die Sprache stellen sie nicht einfach ein, wenn nicht wirklich etwas Schlimmes geschah.

Um dich zu schützen, habe ich meinen Schmerz verleugnet. Weil ich dich trotz allem liebe, habe ich nie wieder das Gespräch mit dir gesucht.

Auch, wenn das keiner verstehen wird, ich will kein anderes Leben. Was ich will, das ist mein Leben verstehen und auch leben. Das Gefühl verstehen, wenn meine Welt sich dreht und handlungsfähig bleiben, wenn Menschen übergriffig sind.

Seht nicht das Opfer, sondern die Überlebende in mir!