Erziehung mit Hindernissen - Andine Steffens - E-Book

Erziehung mit Hindernissen E-Book

Steffens, Andine

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Beschreibung

Zoe-Sophia Frank mal wieder auf der Suche nach einem Job landet im "Untergrund". Eine Szenenkneipe die nicht nur zur durstlöschenden Befriedigung der Gäste aufgesucht wird. In dieser Künstlerbar trifft sich auch die Haute­vo­lee. Zur Besichtigung malerischer Kunstwerke oder zum Austausch schlagender Kunst durchen Peitschen, Gerten, etc. Der Inhaber des Etablissements Dr. Alexander von Guttenhofft ein Mann der sich nimmt was ihm gefällt ist beim ersten Blick nicht sehr von Zoe-Sophia angetan. Tätowiert. Rote Haare. Herauswachsender Sidecut. Doch dann …

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Das Titelbild steht in keinem Zusammenhang mit dem Inhalt des Buches.

eBook-Ausgabe 03/2017 © Carl Stephenson Verlag GmbH & Co. KG, Schäferweg 14, 24941 Flensburg Alle Rechte vorbehalten einschließlich der Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Medien E-Mail: [email protected] Internet: www.stephenson.de Besuchen Sie uns auf www.stephenson.de Ein großes erotisches Verlagsprogramm erwartet Sie dort. eISBN 9783798609068

Erziehung mit Hindernissen

Andine Steffens

1.

Nie wieder Gastro! Wie oft habe ich mir das schon geschworen. Doch wo soll ich sonst hin? Das ist die einzige Branche, die mit meinem extremen Äußeren zurechtkommt. Und das noch nicht einmal überall. Es müssen die bösen Bars und Clubs sein, bei denen ich nach einen Job fragen kann. Die feinen und exklusiven rünfen angewidert die Nase, wenn sie mich zu einem Vorstellungstermin einladen und dann zu Gesicht bekommen. Nicht wegen meines Duftes, nein, mein Aufzug stößt sie ab. Ich habe an Beinen, Armen und sogar zum Teil am Hals, tätowierte Runen. Das schreiend rote Haar trage ich zu einer Sidecutfrisur gestylt und meine übliche Kleidung, naja, kann man sicher nicht als bieder bezeichnen. Die Leute drehen sich reihenweise nach mir um und in öffentlichen Verkehrsmitteln nimmt man lieber woanders Platz, wenn ich mich in der Nähe aufhalte. Mich stört das nicht. Meine Sozialkompetenz ist eh mickrig veranlagt, meint meine beste Freundin und Mitbewohnerin, Annamaria Musser. Wohl eine Störung, begründet aus meiner verkorksten Kindheit. Ich bin ein klassisches Heimkind und habe vier Mal die Pflegeeltern gewechselt. Gut, die zweiten waren ganz nett, nur ich nicht und sie gaben mich irgendwann wieder ab. Die anderen hatten dann gar keine Chance mehr. Dann wurde ich ein pubertierender Teenager, den sowieso keiner mehr will. Also blieb ich im Heim bis ich 18 wurde, habe eine Lehre in der Gastronomie absolviert und sogar mit halbwegs guten Zensuren abgeschlossen. Doch damit ist die Richtung meines Lebensweges besiegelt. Scheinbares Freiwild für besoffene Kerle und Spielball genervter Gäste, die eine gewisse Dienstleistung für ihr dämliches Geld wollen. Boa, ich hasse es zu lächeln, wenn mir nicht danach ist. Shit, ich bin immer die, die am wenigsten Trinkgeld bekommt, weil meine Frustrationstoleranz ebenfalls recht unterentwickelt ist und ich schnell mal ausfällig werde. Doch das hat nicht nur eine chronische Ebbe meiner finanziellen Mittel zu Folge, sondern ich fliege auch regelmäßig aus ohnehin ziemlich fragilen Arbeitsverhältnissen und muss mich ständig nach einem neuen Boss umsehen, der mir gnädig die hundertste Chance gibt. Echt, ich bin immer voll motiviert und verspreche hoch und heilig, dass ich mir Mühe gebe. Doch wenn sich eine Hand unerlaubt auf meinen knackigen Arsch legt, ticke ich regelmäßig aus. Ich hasse Kerle. Die meisten sind widerliche, haarige Biester und riechen schlecht. Vielleicht habe ich eine Aversion gegen Männer, weil damals im Heim dieser Zwischenfall passierte, über den ich nicht gern rede. Ich erschaudere angeekelt, wenn ich nur daran denke. Dass es nicht zum Äußersten kam, mit diesem widerlichen Referendar, der bei uns Jugendlichen vier Monate ein Praktikum absolvierte, habe ich nur Franka, einer Erzieherin, zu verdanken. Sie kam im letzten Moment ins Zimmer und jagte den Typen mit viel Gezeter aus meinem Bett. Ich habe ihn nie wiedersehen müssen. Doch sein Gestank nach altem Schweiß habe ich noch immer in der Nase und auch diese abscheulichen Geräusche im Ohr, die er ausstieß, als er sich ungefragt an mir rieb. So, und nun stehe ich schon wieder vor einer Szenekneipe mit düsterem Namen und vollgesprühten Wänden. Hier verirrt sich doch sicher nur der Abschaum der Stadt hin. Dealer, Drogen- und Waffenhändler. Ich grinse in einem spontanen Anflug von Galgenhumor. Doch zum Lachen ist mir nicht zumute. Die Öffnungszeiten, welche auf einem vergilbten Blatt Papier im schmutzigen Fenster kleben, gefallen mir auch nicht besonders. Jeden Tag geöffnet und immer bis nachts vier Uhr. Hat der Besitzer kein Privatleben oder reichlich Angestellte, die für ihn den schmutzigen Laden schmeißen? Am Wochenende hat die „Unterwelt“ sogar bis früh um sechs auf. Eigentlich will ich gerade wieder gehen, als sich die wuchtige Tür öffnet und ein Mann im feinsten Zwirn aus der Bar tritt. Hääh? Hat der sich verlaufen? Doch dann kommt noch so ein Schlipsträger heraus und mustert mich abschätzig, ehe er festen Schrittes an mir vorbeiläuft. Ein Treffen der Drogenbosse? Ich grinse noch breiter. Doch dann stöckelt auch noch eine Dame in sündigen Highheels aus der „Unterwelt“. Ich straffe mich innerlich und trete ein. Oh mein Gott. Das habe ich echt nicht erwartet. Ich fühle mich wie in eine andere Welt versetzt. Dies ist sicher keine Billigkneipe, sondern eine verdammte Galerie. Kunst wohin das Auge blickt. Doch nicht irgendwelche. Das sind eindeutige Gemälde, Plastiken und Fotografien mit noch eindeutigerem Aussageinhalt. Aha, darum die späten Öffnungszeiten und ein Hinweis: „Nicht Eintreten unter 18!“, an der Eingangstür. Eigentlich ekeln mich kopulierende Menschen an. Doch hier überkommen mich ganz andere Gefühle. Bewunderung, Ehrfurcht und Neugier. Ich muss wohl wie ein dummes Huhn mit offenem Schnabel anmuten, denn ich habe mich für ein paar Sekunden nicht im Griff. Ein Bulle von Mann, Typ sportliches Schwergewicht, kommt plötzlich grinsend auf mich zu. Über der massiven Schulter hängt ihm lässig ein rotkariertes Geschirrtuch und so ordne ich ihn schnell als den Kerl hinter der Bar ein. Für mich kam er hervor und streckt mir nun seine Riesenpranke entgegen. „Zoe-Sophia?“. Fragt er mit angenehmer Teddybärstimme und lässt seinen Blick ungeniert über meine auffällige Gestalt schweifen. Ich lächle und nehme seine Begrüßung an. „Jepp, Zoe-Sophia Frank! Ihr sucht eine Bedienung! Hier bin ich!“, antworte ich so locker ich kann und lasse seine Hand wieder los. Er nickt und verschränkt die Arme vor der wuchtigen Brust. „Trifft sich gut. Kannst gleich anfangen. Annamaria hat sich heute krank gemeldet. Grippe! Ich brauche dich gleich. Der Laden brummt und nachher kommen noch die Quacksalber zum Stammtisch. Ich kann nicht überall sein. Was sagst du? Nimm es als Probearbeiten. Wenn du gut bist, behalte ich dich und das Geschäftliche klären wir nach dem Dienst. Kriegst erstmal Zehn Euro die Stunde und das Trinkgeld ist deins. Jedenfalls heute. Ab morgen geht alles in einen Topf und wir teilen nach dem Dienst mit der Küche. Also Zoe-Sophia, los geht’s“ Damit ist er mit seiner Einarbeitung fertig. Er gibt mir noch einen üblichen Kellnergürtel und zeigt mir die Getränke- und Speisekarte. Dann verschwindet er wieder hinter der Bar und arbeitet die Bestellungen ab, die pausenlos auf ihn einströmen. Es ist nur eine kleine Bar, aber randvoll und die sieben Tische sind voll belegt außer einer, der wohl für die angekündigten Doktoren reserviert ist. Ich kenne mich mit meinem Job bestens aus und habe alles schnell im Griff. Der Mann an der Bar heißt Antonio Arndt Dinkmayer, stammt ursprünglich aus Bayern, ist 36 Jahre alt und wird von allen nur Antonio gerufen. Er hat südländisch anmutende Augen und kann ziemlich hart durchgreifen, wenn sich ein Gast zu auffällig verhält. Er erklärte mir mit einem Grinsen, in seiner sauberen Szenekneipe wird sich artig benommen und das finde ich mehr wie geil. Ich glaube, hier könnte ich mich sogar wohlfühlen. Ich mag den Barmann von Anfang an. Die Chemie stimmt auf Anhieb und warum soll ich nicht auch mal Glück haben. Die unscheinbare Tür, durch der immer wieder extrem gut gekleidete Herren, sowie ziemlich sexy Damen schlüpfen und die sich im hinteren Teil der Bar befindet, bemerke ich erst, als mich Antonio darauf aufmerksam macht. „Dort hast du nichts zu suchen, Zoe-Sophia. Darüber kläre ich dich erst auf, wenn ich sicher bin, dass du die Sachen auch verkraften kannst, die hinter der Tür passieren! Klar?!“, befiehlt er mir streng. Ich nicke und bin auch froh! Noch mehr Gäste, könnte ich auch gar nicht bewältigen. Puh, ich bin bald fix und fertig, jedoch auch sehr zufrieden. Das Trinkgeld fließt, weil man mir meine Freude an der neuen Arbeit anmerkt und ich dementsprechend auch nett sein kann.

2.

Die zweite Woche geht nun schon ins Land und ich habe meine gute Laune bisher nicht verloren. Das ist mir noch nie passiert. Wirklich nicht! Antonio ist der strengste und zugleich auch liebste Boss den ich je hatte. Er passt auf mich und dieser Magdalena Moffel, wie ein Schießhund auf. Eine unverschämte Bemerkung eines Gastes und er schnappt sich den Typen und setzt ihn unverzüglich an die frische Luft. Ich komme mir vor, wie unter der Fuchtel eines echten Papas. Das fühlt sich so wunderbar an. Ich hatte im wirklichen Leben ja keinen. Nur eine Sache macht mir zu schaffen. Ich bin schließlich eine Frau, wenn ich mich auch nicht oft wie eine benehme. Nämlich, die verbotene Tür am hinteren Ende der Bar! Ich soll da nicht rein und ich weiß, falls ich Antonios Verbot missachte, bin ich meinen neuen Job schneller los, als ich bis drei zählen kann. Ich glaube seiner düsteren Ankündigung dahingehend, aufs Wort. Denn er hat bis jetzt immer gehalten, was er mir versprach, inklusive ordentlichen Arbeitsvertrages mit angemessener Entlohnung. Ein heimlicher Blick, als sich die besagte Tür öffnete, brachte gar nichts. Ich konnte nur einen dunklen Gang entdecken, der sich um die Ecke windet und somit nicht näher einsehbar ist. Shit! Ich platze noch vor Neugierde. Magdalena lächelt vielsagend, wenn ich versuche, sie dahingehend auszufragen. „Zoe-Maus, ich darf dir nichts sagen. Vor vier Wochen rückt Antonio nie mit der Sprache raus“, flötet sie vielsagend. „Er lässt sich immer reichlich Zeit, es seinen neuen Bedienungen zu erzählen. Manche reißen dann nämlich schnurstracks aus und ich bin bisher die Einzige, die länger geblieben ist, Schätzchen“, säuselt sie hochnäsig und verschlimmert damit meinen Wissensdurst nur noch. Blöde Kuh, denke ich und tue so, als würde es mich nicht stören, dass sie mir nichts sagt und mich zu allem Überfluss auch noch Zoe-Maus nennt. Bisher sind wir keine Freundinnen geworden und so wird das auch nichts. Die wunderbare Kunst in der Bar, ist übrigens käuflich zu erwerben und sie geht weg wie die sprichwörtlichen warmen Semmeln. Ständig wird nachgeliefert und ich freu mich wie ein Kind an Weihnachten, wenn ich den ersten Blick darauf werfen darf. Die Bilder, Plastiken und Fotos sehen äußerst exklusiv aus und die Preise sind es auch. Darum wohl die erlesene Kundschaft um uns herum!! Ich betrachte die Ausstellungsstücke immer intensiver und irgendwann bin ich von der dargestellten, wunderbaren Sinnlichkeit, der sich mit Liebesdingen beschäftigten Personen, fasziniert, sogar seltsam erregt. Ich muss mich manchmal bewusst abwenden, sonst würde mein Höschen glatt feucht werden. Das ist mir echt peinlich. So auch heute. Die Bar brummt mal wieder und ich stehe vor einem übergroßen Schwarzweißfoto mit ziemlich eindeutiger Darstellung und doch wirkt es wunderbar geheimnisvoll, weil es das Eigentliche erahnen lässt und gleichzeitig kunstvoll verbirgt. Ich starre mit offenem Mund darauf und würde es am liebsten mit nach Hause nehmen. Ein gewisser Per Holdingter hat die beiden Personen auf dem Bild in Szene gesetzt und ich finde, unglaublich meisterhaft. „Ich liebe dieses Foto und werde es noch heute kaufen!“, flüstert mir plötzlich jemand ins Ohr und ich erschaudere unter dem ungewöhnlich tiefen Klang. Meine Nackenhaare stellen sich augenblicklich auf und das dunkle Timbre in seiner Stimme verursacht mir eine Gänsehaut am ganzen Körper. Als ich mich langsam zum Verursacher der Information zudrehe, verschlägt es mir glatt die Sprache. Eigentlich bin ich nicht auf den Mund gefallen und kann verbal austeilen. Doch dieser Blick zwingt mich gnadenlos in die Knie und ohne, dass ich irgendetwas dagegen tun kann. Dann auch noch dieses Gesamtpaket! Vor mir steht ein Mann, der nicht von dieser Welt zu sein scheint. Groß, sportlich schlank, dunkelbraunes verwuseltes Haar, ein Gesicht zum dahinschmelzen und gekleidet, wie ein einflussreicher CEO. Ich klappe meinen Mund auf und zu, ohne ein Wort herauszubekommen. Wie oberoberoberpeinlich. Ich bin schließlich kein Backfisch mehr! Scheinbar doch! Er sieht mich durchdringend an und knurrt leise: „Ich will sie ficken, genauso wie auf dem Foto dargestellt!“, erklärt er unverfroren. Dabei dringt er viel zu nah in meinen persönlichen Schutzraum ein, küsst mir auf das Haar und lässt mich dann stehen. Ohne mit der Wimper zu zucken und als wäre nichts gewesen, setzt er sich an den reservierten Quacksalbertisch. Ich stehe wie erstarrt, doch mein Blick fliegt zu Antonio, der die Szene hinter seinem Tresen beobachtet, ohne wie üblich einzuschreiten. Häääh! Müsste er jetzt nicht, wie schon so viele Male davor, herangestürmt kommen und diesen unverschämten Kerl vor die Tür befördern? Doch davon ist Antonio meilenweit entfernt. Er grinst mich tatsächlich an. Wiiiiie bitte? Was ist so lustig an der Tatsache, dass mir dieser Typ so ein eindeutiges Angebot unterbreitete. Damit kann ich nicht wirklich umgehen. Ich habe ja schon einige, hart formulierte Anmachen erlebt. Die waren aber von einem deutlich harmloseren Kaliber, als die jetzige. Ficken! Diesen derben Ausdruck habe ich in Bezug auf mich noch nie benutzt, nicht mal gedacht. Ich bin ein gebranntes Kind und im Moment gar nicht interessiert an irgendwelcher Körperlichkeit. Ich suche emotionale Nähe und ja, vielleicht auch ein bisschen Liebe! Das lässt sich für mein Verständnis jedoch nicht mit dem Wort „Ficken“ in Einklang bringen. Denkt dieser Typ etwa, nur weil ich in einer erotischen Kunstgalerie bediene und meine Kleidung nicht viel Haut bedeckt, darf er so mit mir reden? Endlich regt sich Wut. Reichlich spät, aber sie kommt. Ich bestrafe diesen Herrn Doktor mit konsequenter Nichtachtung und schicke Magdalena an den Tisch, um ihn und seine chicen Freunde zu bedienen. Aus den Augenwinkeln sehe ich, dass er mich beobachtet und auf eine merkbare Reaktion meinerseits, wartet. Doch darauf kann er lange warten. Antonio wendet sich wieder seinen Baraufgaben zu und tut so, als hätte er nichts mitbekommen. Ich muss ihn unbedingt fragen, warum dieser Kerl Sonderrechte bekommt. Den Rest der Schicht bin ich unkonzentriert, fahrig und ja, erregt. Das darf doch nicht wahr sein. Andauernd verrechne ich mich, bringe falsche Getränke an die Tische oder vergesse Bestellungen abzuarbeiten. Antonio knurrt mich schon böse an. Doch irgendwie habe ich das Gefühl, er lacht sich innerlich ins Fäustchen.

3.

Am nächsten Tag ist der attraktive Herr Doktor wieder da. Arbeitet der etwa nicht? Das berüchtigte Foto wird sorgsam abgehangen und Antonio verpackt es vorsichtig mit dickem Papier. Ich bin froh, dass ich es nicht mehr sehen muss. Es erinnerte mich an ihn, dem unverschämten Gast, sobald ich daran vorbei muss. Doch als man ein neues Bild aufhängt, macht das die Sache nicht wirklich besser. Ein Blick und ich sehe, dass das Kunstwerk von demselben Künstler stammt und es zeigt die noch viel intensivere Darstellung eines Pärchens, das sich „fickt…??“. Ich verliere so langsam die Selbstbeherrschung und kann kaum noch hinsehen. Mein Höschen unter dem knappen Rock ist klatschnass. Sobald ich mich in die deutlich dargestellte Geilheit der sich windenden Frau hineinversetze, zieht es sehnsuchtsvoll in meiner Mitte. Sie wird von dem wuchtigen Kerl hinter ihr hart genommen. Eine seiner Hände krallt sich in ihr Haar, die andere in die Hüfte der zierlichen Frau und hält sie gnadenlos in Position für seine tiefen Stöße. Pfui, ist das nicht schon Pornografie? Ich kenne mich damit nicht besonders aus. Doch mein Körper hat längst die Regie übernommen und mich für reif für Sex befunden. Immerhin bin ich chronisch untervögelt. Sicher, ich hatte durchaus kleine Abenteuer, die mir aber nie einem Höhepunkt bescherten. Echt, ich weiß nur vom Hörensagen, dass es den Mythos Orgasmus überhaupt gibt. Ich war immer ziemlich betrunken, wenn ich einen Typen ran ließ. Nur im Zustand geistiger Umnachtung, konnte ich mich auf einen Kerl einlassen. Ich musste meine Gedanken betäuben, bevor ich aushielt, dass mich männliche Hände berühren durften. Keiner der Verirrten wollte ein zweites Mal mit mir, Freak, in die Kiste! Doch der Alkohol betäubte nicht nur den Verstand, sondern auch meine unterentwickelte Sinnlichkeit. Warum, verdammt, genügen jetzt scharfe Fotos und ein unverschämtes Angebot, um meine verstaubte Libido zu wecken. Ich wusste gar nicht, dass ich eine habe. Zu allem Überfluss, ignoriert mich heute dieser Gott von einem Mann völlig. Ich bekomme weder einen Blick, noch wiederholt er seine harte Anmache vom Vorabend. Nicht, dass ich mich darüber gefreut hätte. Gott bewahre! Doch es fuchst mich, irgendwie! Antonio grinst schon wieder, als er mein angesäuertes Gesicht bemerkt und nickt in Richtung Ignoranten. Der verschwindet gerade mit seinem gekauften Kunstwerk durch die geheimnisvolle Tür. Ich starre ihm fassungslos hinterher und ärgere mich dann über Antonio, der nun auch noch zu lachen anfängt. „Was?“, fauche ich zickig und verschränke die runenübersäten Arme vor der Brust. „Du bist nicht sein Typ, Zoe-Sophia. Er hasst Tätowierungen und deine Haarfarbe und die komische Frisur findet er scheußlich. Doch er sagt, du hast irgendetwas an dir, das ihn reizt“, eröffnet er mir unaufgefordert und klatscht mir dann auf meinen knackigen Hintern. Ich soll mich gefälligst bewegen und die Leute bedienen! Ein paar Gäste amüsieren sich über Antonios recht unkonventionellen Umgang mit seiner Angestellten, verstummen aber sofort, als er ihnen einen warnenden Blick zuwirft. Mich trifft seine Aussage härter als ich dachte und mir bleibt mein Protest im Halse stecken. „So ein arrogantes A….loch!“, zische ich dann doch noch und schicke mich an, Antonios Anordnung nachzukommen. Doch der ist mit seinen Ausführungen noch lange nicht fertig. „Beleidige Alexander von Guttenhofft lieber nicht, Zoe-Sophia. Ihm gehört diese Künstlerbar und alles was sich noch dahinter verbirgt. Also falls er dich wieder fragt, nach…, ach du weißt schon was! Dann gib ihm lieber keinen Korb. Bisher darfst du hier nur arbeiten, weil ich ihn darum gebeten habe. Er wollte dich gestern schon an die frische Luft setzen. Dieser Mann ist es nicht gewohnt, eine Abfuhr zu kassieren. Sei froh, dass er dich nun in Ruhe lässt. Wenn er dich nämlich zwischen die Finger bekommt, bleibt nicht mehr viel von dir übrig, Kleines!“, knurrt er außer Hörweite der Gäste. Ich erstarre. Wie bitte? Das darf ja wohl nicht wahr sein. Das reicht mir an Information. Ich muss hier raus. Sofort. „Ich kündige!“, keuche ich voreilig und binde mir dabei den Kellnergürtel von den Hüften. Antonio ist augenblicklich sprachlos. „Wieso? Spinnst du? Moment! Ich hole Alexander!“, stößt er plötzlich wütend aus und zückt sein Iphone. Nur zwei Minuten später, habe ich die volle Aufmerksamkeit von Alexander von Guttenhofft und schlottere am ganzen Körper.

4.