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Drei unheimliche Geschichten in einem E-Book!
ES FRISST
(unterschwelliger Grusel ohne viel Blutvergießen)
»Es hat immer Hunger. Und es frisst.
Es frisst pausenlos.«
Inka und Peter führen eine glückliche Ehe. Bis Peter sich eines Abends in den Tod stürzt.
Für Inka und ihren Sohn Elian bricht eine Welt zusammen. Wie konnte es so weit kommen? Und wieso sieht Inka neuerdings dauernd ihren vor Jahren verstorbenen Onkel?
Inka versucht, dem Selbstmord ihres Mannes auf den Grund zu gehen, indem sie Freunde und Familie befragt.
Ein dunkles Geheimnis aus Peters Vergangenheit führt Inka schon bald auf einen neuen Weg. Ist es möglich, dass er von einem Dämon in den Tod getrieben wurde?
Ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt und schon bald ist nicht mehr nur Inkas eigenes Leben in Gefahr, sondern auch das von Elian.
KIND DES WALDES
(Slasher-Novelle)
»Die Natur ist ein Kind. Es streckt die Arme aus, schenkt Frieden und Leben. Und im selben Atemzug reißt es einem Insekt die Flügel aus – und lacht.«
Fünf Freunde brechen auf, um eine Gruseltour zu unternehmen. Eines ihrer Ziele führt sie nach Grubingen, einem verschlafenen Städtchen am Rande des Emslandes. Auf keiner Landkarte taucht es auf, scheint nicht zu existieren. Doch im Internet kursieren Gerüchte, die sich vor allem um den Wald drehen, der Grubingen umgibt.
Schon kurz nach ihrer Ankunft bemerken die Freunde, dass etwas nicht stimmt. Eine seltsame Stille liegt über dem Wald, so als wäre er verlassen. Doch der Schein trügt und zu spät erkennen Farian, Maren, Patrik, Viktor und Naomi, dass sie den Grubinger Forst besser nie betreten hätten.
DER ANTRAG
(Bonus Kurzgeschichte - unterschwelliger Grusel ohne Blut)
Eine bisher unveröffentlichte Kurzgeschichte.
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Veröffentlichungsjahr: 2023
Es frisst, Kind des Waldes & Der Antrag
Nicole Siemer
Über die Autorin:
Nicole Siemer wurde 1991 in Papenburg (Emsland, Niedersachsen) geboren. Seit dem Abschluss ihres Belletristik-Fernstudiums an der Schule des Schreibens 2017 widmet sie sich in erster Linie unheimlichen Geschichten mit philosophischem Einschlag.
https://www.nicole-siemer-autorin.de
Es frisst, Kind des Waldes & Der Antrag
Nicole Siemer
Psycho Horror
(Sammelband)
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die
Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der
Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten
sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
Oktober © 2023 Nicole Siemer
Holstenstraße 2, 49809 Lingen (Ems)
Lektorat: Simona Turini
www.lektorat-turini.de
Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur
mit Genehmigung des Verlags wiedergegeben werden.
Cover: Catherine Strefford
https://design.catherine-strefford.de/
Mit einem Zitat-Ausschnitt von James Orchard Halliwells »There was a crooked man«
Nicole Siemer
ES FRISST
Psycho-Horror
Buchbeschreibung:
»Es hat immer Hunger. Und es frisst.
Es frisst pausenlos.«
Inka und Peter führen eine glückliche Ehe. Bis Peter sich eines abends in den Tod stürzt.
Für Inka und ihren Sohn Elian bricht eine Welt zusammen. Wie konnte es so weit kommen? Und wieso sieht Inka neuerdings dauernd ihren vor Jahren verstorbenen Onkel?
Inka versucht, dem Selbstmord ihres Mannes auf den Grund zu gehen, indem sie Freunde und Familie befragt.
Ein dunkles Geheimnis aus Peters Vergangenheit führt Inka schon bald auf einen neuen Weg. Ist es möglich, dass er von einem Dämon in den Tod getrieben wurde?
Ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt und schon bald ist nicht mehr nur Inkas eigenes Leben in Gefahr, sondern auch das von Elian.
Für Fans von unterschwelligem Grusel ohne viel Blutvergießen.
Erster Teil
Die Frage nach dem Warum
Kapitel 1 – »Papa, Papa, Papa!«
Im Fernsehen spann das Rumpelstilzchen einen Halm Stroh zu Gold.
»Als Rumpel könnte ich auch mal auftreten«, sagte Peter, sprang auf, beugte sich etwas vor – wodurch er eher wie ein Greis und weniger wie ein Zwerg aussah – und begutachtete einen imaginären Goldfaden.
Inka musste lachen. Sie legte die Babymütze, die sie für den Sprössling ihrer besten Freundin bereits halb fertig gehäkelt hatte, in ihren Schoß und applaudierte. »Der Brüller«, sagte sie. »Damit hast du das Publikum auf jeden Fall auf deiner Seite.«
Peter verneigte sich, dann ließ er sich zurück aufs Sofa plumpsen.
»Ihr spinnt.« Elian starrte seine Eltern kopfschüttelnd an, grinste jedoch. Für diesen schnippischen Kommentar erntete er sogleich einen von Peters Kopfrubblern. Elians Strubbelhaare verloren sich beinahe unter der großen Hand seines Vaters, nur um anschließend als nach allen Seiten abstehendes Wirrwarr wieder zum Vorschein zu kommen. »Ey!«, schimpfte er.
Inka schnaufte amüsiert, dann konzentrierte sie sich erneut auf die Mütze. Auf dem Bildschirm verpuffte das Rumpelstilzchen.
Peter und Elian begannen darüber zu diskutieren, wer die ›albernste Märchenfigur‹ sei, wobei Elian hinzufügte, dass er mit seinen acht Jahren eigentlich viel zu alt war, mit seinen Eltern Märchen zu schauen, aus ›Gutherzigkeit‹ jedoch sitzenblieb. Diese Art von Diskussionen konnte Stunden dauern, manchmal Tage. Während Inka die nächsten Maschen häkelte, erinnerte sie sich an einen Morgen, an dem Elian und sie Peter im Krankenhaus besucht hatten. Er hatte nur eine Nacht zur Beobachtung bleiben müssen, einer von vielen Krankenhausaufenthalten. Und obwohl Peter sich damals bloß leichte Prellungen zugezogen hatte, war Inka wütend auf ihn gewesen.
»Oh, oh«, sagte er, nachdem Inka und Elian eingetreten waren.
Sie verschränkte die Arme vor der Brust. »Was?«
»Da ist Zelda wieder.«
»Mamas Zornesfalte?«, fragte Elian.
Peter zog sich die Bettdecke über die Nase. »Komm lieber her, Kleiner, bevor auch noch Andrea, die Ader, hervorsticht und uns attackiert.«
Kurz geriet Inkas Wut ins Wanken, dann betrachtete sie einen Bluterguss über Peters Augenbraue genauer und der Ärger kehrte zurück. »Hör auf, meinen Falten und Adern Namen zu geben!«
»Aber diese gewisse Ader pulsiert oft so stark, als wäre sie tatsächlich lebendig, Schatz.«
»Komm mir nicht mit ›Schatz‹!«
»Schätzchen?«
Manchmal wollte sie ihm eine kleben. »Wo bist du dieses Mal runtergefallen?«
Peter schob die Bettdecke wieder auf Brusthöhe und hob die Mundwinkel an.
Dieses verflixte charmante Lächeln, bei dem er den Kopf zur Seite neigte und die Lippen ein wenig aufeinanderpresste. Damit bekam er sie jedes Mal weich. Sie bemühte sich, standhaft zu bleiben.
»Es war nur ein ganz kleiner Abhang. Mehr Busch als Felsen, mir tut im Grunde gar nichts weh.«
Elian setzte sich zu ihm aufs Bett. Peter strich seinem Sohn die Locken aus dem Gesicht.
Inkas Herz schmolz dahin. Verdammt! »Wann hörst du endlich auf, dich dauernd in Gefahr zu bringen, und benimmst dich wie ein normaler Familienvater?«
»Na hör mal!«, protestierte Peter. »Extremsport ist meine Leidenschaft! Ich zwinge dich ja auch nicht, das Häkeln sein zu lassen, oder …«
»Das ist was völlig …«
»… das Kochen. Ich kann nichts dafür, dass du so übervorsichtig bist!«
»Vorsicht, Paps«, sagte Elian im Halbflüsterton, »sonst kommt Andrea.«
Inka seufzte. »Ich mache mir nur Sorgen.«
»Weiß ich doch, Schatz. Entschuldige – Schätzchen. Na komm her.«
Widerwillig trat sie zu ihm und setzte sich neben Elian aufs Bett. Peter ergriff ihre Hand. »Ich passe immer auf, okay? Ich liebe euch mehr als alles auf der Welt und wenn ich falle, dann maximal zwei Meter tief.« Peter wich mit gespielter Theatralik vor Inkas entnervtem Gesichtsausdruck zurück. »Eineinhalb.«
»Ich hätte auf meine Mutter hören und keinen Komiker heiraten sollen.«
Peter lächelte schief.
Elian ließ einen Flummi von einer Hand in die andere gleiten und wieder zurück.
»Was hast du da?«, fragte Peter.
»Hat Mama mir aus dem Kaugummiautomaten gezogen!« Elian sagte das so voller Stolz, wie nur Kinder es zustande brachten.
»Die Dinger gibt’s noch?«
Inka zuckte die Achseln. »Benutzt zwar kaum noch einer, aber an der einen oder anderen Ecke findet man die Teile noch. Zum Glück hab ich ’nen Flummi erwischt und keinen 20 Jahre alten Kaugummi.«
Peter nahm Elian den Ball aus der Hand. »Können Kaugummis schlecht werden?«
»Woher soll ich das wissen?«
»Ist ja gut, Mylady, da spricht wohl gerade wieder Zelda aus dir.«
Inka formte die Finger zu Krallen und rief: »Gggrraa!«
»Oder ein Rabe.« Peter und Elian lachten schallend. Peter drehte den Flummi von links nach rechts und beäugte ihn, als wäre er ein Diamant, dessen Karat er schätzen sollte. »Micky Maus, soso.«
Jetzt sah auch Inka, dass auf dem Ball Micky Maus zu sehen war, der fröhlich grinste und eine behandschuhte, vierfingrige Hand zum Gruß in die Höhe streckte.
»Ja, Goofy hab ich leider nicht gekriegt«, sagte Elian schmollend.
»Goofy? Donald Duck ist der wahre Star!«
»Nein, Goofy!«
Inka hatte die Augen verdreht und sich dazu entschieden, in der Cafeteria einen Kaffee zu trinken.
Als sie ins Krankenzimmer zurückgekehrt war, waren die beiden noch immer in ihre Diskussion vertieft gewesen.
Inka schüttelte schmunzelnd den Kopf. Sie beugte sich in ihrem Sessel vor, legte die fertige Babymütze auf den Wohnzimmertisch und bemerkte aus den Augenwinkeln, dass Peter schmerzverzerrt das Gesicht verzog. Sie schaute auf, er rieb sich das Knie.
»Tut es wieder weh?«
Sofort ließ er von seinem Knie ab. »Versuch es erst gar nicht.«
»Was versuchen?«
»Ich springe auf jeden Fall.«
»Ich hab gar nichts gesagt.«
»Mhm, ich kann deine Gedanken bis hierher hören.«
»Aha, is’ klar.« Elian verdrehte die Augen.
»Ich bin ein Superheld, wusstest du das noch nicht, Kleiner? Ich kann Gedanken lesen und fliegen.«
»Jaja.«
Peter strubbelte Elian erneut durchs Haar, der dieses Mal nicht protestierte, sondern seine Aufmerksamkeit auf den Fernseher richtete. Nun wandte Peter sich wieder Inka zu. »Du weißt, ich habe den Sprung schon seit einem Jahr geplant. Das wird der Wahnsinn!«
»Ich hab nichts gesagt!«, wiederholte sie. Diese Debatte hatte sie bereits letzten Oktober aufgegeben. Wenn Peter unbedingt, bloß an einem lausigen Haken hängend, von einer Brücke springen wollte, dann musste sie ihn wohl oder übel lassen. Dickköpfe ließen sich selten umstimmen. Elian hatte seinen von seinem Vater geerbt.
»Gut.« Peter richtete seine Aufmerksamkeit ebenfalls wieder auf den Fernseher.
Eine ganze Weile schwiegen sie.
Mittlerweile hatten Schneeweißchen und Rosenrot das Rumpelstilzchen abgelöst und Inka rechnete damit, dass die Diskussion ihrer beiden Männer gleich von vorne beginnen würde. Doch das passierte nicht.
»Wow, schon fertig«, nuschelte sie.
Peter reagierte nicht, was Inka dazu veranlasste, ihn erneut anzusehen. Normalerweise konterte er immer, wenn sie einen schnippischen Kommentar von sich gab oder Selbstgespräche führte. Jetzt saß er einfach nur da und schaute … ja, wohin eigentlich? In die Ecke. Seine Augenbrauen waren leicht zusammengezogen, so als überlegte er oder wäre beunruhigt.
»Alles okay?«
Keine Reaktion.
»Peter?«
Noch immer nichts.
Dieses Mal lauter: »Peter?«
»Hm?«
Sein Kopf wandte sich langsam in ihre Richtung. Diese roboterhafte Bewegung sorgte dafür, dass ihr ein wenig mulmig wurde.
»Was ist?«, fragte sie.
Kurz huschte Peters Blick erneut in die rechte Ecke, dann lächelte er. »Alles supi!«
Inka glaubte ihm nicht, nickte jedoch. »Oookay.«
»Hey, Mama«, sagte Elian. »Können wir Pizza bestellen?«
»Was? Wir hatten erst gestern welche!«
»Pizza kann man immer essen!«
Während Elian all die Situationen aufzählte, in denen es eine prima Idee sei, Pizza zu essen – wie morgens zum Frühstück, zum Mittag und zum Abend und ganz besonders am Wochenende und an Feiertagen – bemerkte Inka am Rande, wie Peter sich erhob und aus dem Wohnzimmer ging. Sie schaute ihm nur kurz hinterher, und obwohl ein Teil von ihr fragen wollte, was er vorhatte, schwieg sie.
»Hörst du mir überhaupt zu, Mama?«
»Nein, denn Mamas geben immer nur vor, ihren Söhnen zuzuhören.«
»Fies!«
»Ja, nicht wahr? Das können Mamas am besten.«
Jetzt war es Elian, der kicherte. »Das sagt Tigger auch immer. Nur, dass er ›das können Tigger am besten‹ sagt.«
»Tatsächlich? Das wusste ich gar nicht«, log Inka.
Wieder verfielen sie in Schweigen. Die einzigen Stimmen, die das Wohnzimmer erfüllten, kamen aus dem Fernseher. Dort klopfte es gerade an der Tür und ein Bär bat um Einlass.
In Inka machte sich wieder das mulmige Gefühl breit. Stärker dieses Mal. Sie konnte es weder beschreiben oder benennen, noch wusste sie, woher es kam. Vielleicht braute sich ja ein Gewitter zusammen. Sie war schon immer wetterfühlig gewesen. Prüfend blickte sie aus dem Fenster.
Da sauste Peter senkrecht vorbei.
Es folgte ein Geräusch, das sich gleichzeitig dumpf und schmatzend anhörte.
Inka sprang auf. Ihre Beine gaben nach und sie stürzte.
In weiter Ferne hörte sie die von Angst und Panik durchtränkte Stimme ihres Sohnes: »Papa! Papa! Papa!«
Kapitel 2 - Onkel Werner
Inka wusste nicht, wie lange sie bereits in der Ecke stand und auf ihr Ehebett starrte. Sich hineinzulegen, jetzt wo es so leer war, so kalt, kam ihr grotesk vor. Das Bett ist viel zu groß für mich allein.
Das Wort ›allein‹ hörte sich seltsam an. Falsch. Als wäre es gar kein Begriff, sondern eine Aneinanderreihung willkürlich gewählter Buchstaben. Fast wie diese Momente, in denen man ein Wort so oft wiederholte, bis es mit einem Mal fremd und erfunden klang.
Sie schlang die Arme um sich. Auch die fühlten sich nicht wie ihre eigenen an. Ihr ganzer Körper fühlte sich nicht wie ihr eigener an. Als wäre ihr Geist von ihrem restlichen Selbst abgeschnitten. Sie schaute von außen durch ein Fenster ins Innere des Hauses und beobachtete sich dabei, wie sie in der Ecke neben dem Bett stand. Warum sah sie sich nicht? Warum konnte sie nicht hinein? Drinnen war es doch viel wärmer.
Inka zupfte am Kragen ihres Schlafanzuges. Das Atmen fiel ihr schwer. Sie wollte sich hinlegen, einschlafen und dann aus diesem Albtraum erwachen. Das hier konnte nicht die Realität sein. Peter konnte nicht fort sein! Sie würde aufwachen und ihn neben sich liegen spüren. Das Bett wäre warm und nicht mehr so riesig.
All die Bilder – Peter, wie er mit halbgeöffneten Augen und verdrehtem Hals in der Einfahrt lag; der Polizist, der in einer scheinbar fremden Sprache auf sie einredete; der Krankenwagen, der Peter mitnahm – würden verblassen.
»Du hast geträumt, mein Schatz«, würde er sagen. »Nur geträumt.«
Doch er sagte nichts zu ihr. Niemand sagte mehr etwas. Eben noch waren fremde Menschen hier gewesen, sie hatten geredet, sie waren umhergegangen. Ein Polizist hatte gemeint, es wäre besser, in dieser ersten Nacht nicht allein zu bleiben. Inka sollte jemanden anrufen, eine Freundin oder Verwandte. Elian und sie hatten einander angesehen und abgelehnt. Das Haus hatte so überfüllt gewirkt. So erdrückend.
Und dann war alles still gewesen.
Elian war auf sein Zimmer gegangen. »Lauf mir nicht nach, Mama«, hatte er gesagt.
Und plötzlich war Inka vollkommen allein gewesen, umgeben von einer Stille, die ihr fremd war. In einem Haus, dass gewöhnlich stets von Lachen erfüllt war. Niemals von Stille.
Wer ertrug so was?
Das hier konnte nicht die Realität sein. Inka dachte oft an die Zukunft. Darin kam die Einsamkeit nicht vor.
Vor ihrem geistigen Auge formte sich eine Szene, in der Peter vor einem Gitterbettchen stand und einen Säugling auf die Arme nahm. Er lachte, durch sein Haar zogen sich graue Strähnen und die Lachfältchen um Augen und Mundwinkel waren tiefer geworden. Er hob das Kind in die Luft. Es streckte die Ärmchen aus und während Peter sich im Kreis drehte, wirkte es, als würde es fliegen. Zwei weitere Kinder stürmten ins Schlafzimmer und umringten ihn, eins davon war Elian, das andere ein kleines Mädchen, vielleicht fünf oder sechs Jahre alt.
Eine große Familie, so, wie Inka sie sich immer gewünscht hatte. Ruckartig wandte Peter ihr den Kopf zu, ohne das Baby abzusetzen. Er hielt es einfach weiter in die Luft und starrte sie an. Seine Lippen formten drei Worte: »Tut mir leid.« Aus seinen Augen wich jegliches Leben, sein Mund blieb geöffnet und sein Hals gab ein schreckliches Knacken von sich, als er sich mit einem Ruck verdrehte.
Die Szene verschwand so schnell, wie sie gekommen war.
Inka sog zitternd Luft durch den Mund ein. Auf ihrer Brust schien ein Gewicht zu liegen. Ihr war, als würde das Ehebett wachsen und sie zu erdrücken drohen. Ob es je wieder schrumpfen würde? Ob es je wieder Wärme abgeben würde?
Sie stolperte zur Tür, riss sie auf, trat in den Flur und versuchte, zu atmen. Eine Hand hatte sie an die Brust gepresst, mit der anderen stützte sie sich an der Wand ab, den Kopf gesenkt. Gierig nahm sie den Sauerstoff auf, der endlich wieder einen Weg in ihre Lunge fand. Erst jetzt bemerkte Inka, dass sie weinte. Nicht einmal ihre Tränen schienen ihre zu sein. Ungläubig betrachtete sie den feuchten Film auf ihrem Handrücken, nachdem sie sich die Augen gerieben hatte.
Ein Geräusch ließ sie innehalten. Es kam aus Elians Zimmer, das sich direkt gegenüber von ihrem befand. Auf der Kreidetafel stand in krakeliger Schrift ›Elians Reich‹. Inkas Herz zog sich schmerzhaft zusammen. Normalerweise kritzelte Elian jeden Abend etwas Neues auf seine Tafel, heute war das erste Mal, dass sie die Notiz vom Vorabend darauf las. Sie trat zwei Schritte vor und presste das Ohr gegen das kalte Holz der Zimmertür.
Leises Schluchzen drang zu ihr.
Sie hatte seinen Wunsch respektiert, ihm nicht nachzugehen, aber sollte sie einfach ignorieren, dass ihr kleiner Junge weinte?
Vorsichtig öffnete Inka die Tür und lugte hinein. Elian lag mit dem Rücken zu ihr, sein Körper bebte. Ein beinahe schmerzhaftes Sehnen danach, ihren Sohn zu beschützen, ihm seine Trauer abzunehmen, überkam sie. Sie überlegte nicht lange, legte sich zu ihm und einen Arm um ihn. Elian reagierte nicht, er ließ es geschehen.
»Lass es raus«, flüsterte Inka unter Aufbringung aller Kraft, um nicht selbst wieder in Tränen auszubrechen. »Alles wird gut, mein Schatz. Wir schaffen das. Wir zwei schaffen das.«
Eine Weile lagen sie so da, bis Elian leicht den Kopf in Inkas Richtung drehte. Seine Stimme klang rau und verschnupft. »Mama?«
»Ja, Liebling, was ist denn?«
Elian zögerte, dann sagte er: »Ich möchte allein sein.«
Da war es wieder. Allein. Das Wort versetzte Inka einen Schlag in die Magengrube. Langsam stieg sie aus dem Bett. »Natürlich.«
Sie verharrte unschlüssig und kratzte sich den Handrücken. Sollte sie wirklich gehen? War das einer dieser Momente, in denen ein Kind zwar um Ruhe bat, in Wahrheit aber reden wollte? Reden musste? Elian war doch erst acht, sie konnte ihn unmöglich seinen Gedanken überlassen. Eine gute Mutter …
»Bitte, geh, Mama.«
»Bist du sicher? Wenn du möchtest, können wir drüber reden, was heute passiert ist.«
»Lass mich in Ruhe.« Seine Stimme brach.
Inka zögerte einen weiteren Moment, dann wandte sie sich ab und drehte sich im Türrahmen noch einmal zu ihm um. »Ich bin hier, wenn du mich brauchst, das weißt du, oder?«
Elian antwortete nicht. Sein Körper bebte wieder.
Sie zog die Tür so weit zu, dass sie noch einen Spalt offen stand für den Fall, dass er doch seine Meinung änderte und reden wollte. Heute Nacht würde sie ihn seiner Trauer überlassen.
Eine Weile stand sie da, als würde sie auf etwas warten, hatte aber vergessen, worauf. Die Tür zum Schlafzimmer kam ihr vor wie eine Mauer. Wie zuvor das Bett schien auch sie zu wachsen und sich lautlos auf sie zuzubewegen. Da war es wieder, dieses Gewicht auf ihrer Brust.
Bevor Inka erneut in düstere Gedanken verfallen konnte, eilte sie durch den Flur, stieg die Treppe hinab, durchquerte das Wohnzimmer und ließ sich auf das Sofa fallen. Mit unter den Oberschenkeln begrabenen Händen und gesenktem Kopf zwang sie sich zu ein paar tiefen Atemzügen.
Das ist keine Panikattacke, sagte sie sich. Du weißt, wie sich das anfühlt. Du hattest die letzte mit fünfzehn. Das hier fühlt sich anders an. Es ist keine.
Das half, denn der Druck auf Inkas Brust ließ nach, das Atmen fiel ihr leichter. Sie kippte zur Seite, hob die Beine an und drehte sich auf den Rücken. Das Sofa war zu klein für sie. Ihre Füße ragten über die Lehne, außerdem versprach die Sitzkuhle, ihr am nächsten Morgen ein Geschenk zu übergeben: höllische Kreuzschmerzen. Ächzend streckte sie sich, um sich die drei Decken zu nehmen, die auf ihrem Fernsehsessel lagen. Sie entfaltete sie und warf sie sich über.
»Peter hätte jetzt einen lockeren Spruch auf Lager gehabt«, flüsterte sie, aber ihr fiel keiner ein.
Inka winkelte ein Bein an. Schon nach wenigen Sekunden begann ihr Fuß wie von selbst rhythmisch auf und ab zu wippen. Sie verschränkte die Finger über der Brust. Trommelte.
Mit einem frustrierten »Grrr!«, das sie zwischen zusammengebissenen Zähnen ausstieß, schlug Inka die Decken zurück und setzte sich auf.
Wieder wippte ihr Fuß auf und ab, also stand sie auf und ging einige Schritte. Zum ersten Mal seit fünfzehn Jahren sehnte sie sich nach einer Zigarette.
Ehe sie sich versah, hielt sie bereits ihr Portemonnaie in der Hand und fand sich mit der anderen am in der Tür steckenden Haustürschlüssel wieder. Dann seufzte sie und legte ihre Stirn an das Aluminium. »Scheiße.«
Inka merkte, dass sie beinahe im Schlafanzug losgegangen wäre, um sich Zigaretten zu kaufen, und verspürte einen Anflug von hysterischem Gelächter in sich aufsteigen. Stattdessen hob sie nur kurz die Mundwinkel und legte das Portemonnaie auf den Wohnzimmertisch.
Zum wiederholten Male an diesem albtraumhaften Abend – es musste ein Albtraum sein, was sonst? Was verdammt noch mal sonst? – stand sie da wie bestellt und nicht abgeholt. Ihr Blick streifte die Haustür und sie beschloss, dass etwas frische Luft jetzt genau das Richtige für ihren verwirrten Verstand wäre. Nur kurz im Türrahmen stehen und die Realität durch die Nasenlöcher einsaugen. Also schlurfte Inka zurück, drehte den Schlüssel, drückte die Klinke und trat hinaus.
Mit geschlossenen Lidern und ausgebreiteten Armen stand sie auf der Fußmatte der oberen von zwei Stufen, die zur Einfahrt führten, und nahm einen so tiefen Atemzug, dass sie husten musste. Das fühlte sich gut an. Es fühlte sich echt an. In der Ferne rauschte der Verkehr, die Krone des Apfelbaums raschelte, irgendwo bellte ein Hund.
Das alles klang nach Realität, nicht nach einem Traum. Und es brach ihr das Herz.
Inka schlug die Hände vors Gesicht, sank auf die Knie und presste die Handballen gegen den Mund, um ihr Schluchzen zu dämpfen.
Die Zeit vergeht für trauernde Menschen anders. Mal scheint sie stillzustehen, mal fliegt sie sinnlos vorbei. Inka wusste nicht, ob sie eine Minute oder eine Stunde lang weinend auf dem Boden gekauert hatte. Doch als sie sich nun erhob, fühlten sich ihre Knie taub an und durch ihren Rücken zuckte ein stechender Schmerz.
Sie wischte sich die Tränen aus den Augenwinkeln und wollte gerade wieder reingehen, als sie eine Gestalt bemerkte.
Sie stand auf der gegenüberliegenden Straßenseite unter einer Straßenlaterne.
Das kann nicht sein.
Und doch stand dort eindeutig Onkel Werner. Werner, der vor fünfundzwanzig Jahren gestorben war. Irgendetwas stimmte nicht mit der Position seines Kopfes. Er hob die Hand und …
Inka kniff die Augen zusammen.
Du halluzinierst! Dreh jetzt bloß nicht durch, hörst du? Wag es ja nicht, durchzudrehen. Denk an Elian.
Langsam öffnete sie die Augen wieder, die Gestalt war verschwunden.
Zurück im Haus legte Inka sich erneut aufs Sofa. So sehr sie auch ihre Arme rubbelte und selbst unter drei Decken gelang es ihr nicht, die Gänsehaut loszuwerden. Die Halluzination hatte ihr Angst eingejagt. Natürlich hatte sie ausgerechnet Onkel Werner sehen müssen. Eine einfache Reaktion ihres Verstandes auf Peters … Sie schüttelte den Gedanken ab. Das Unterbewusstsein konnte grausam sein.
Nach mehreren missglückten Versuchen einzuschlafen – immer wenn sie eindöste, glaubte sie, Peter am Fenster vorbeifallen zu sehen – erhob Inka sich erneut und griff zum Telefon.
* * *
»Es tut mir so leid! Ich weiß, es ist spät.«
Die digitale Küchenuhr zeigte 2:14 Uhr an.
Linda gähnte. »Ach, was!« Sie zog die Schultern nach hinten, wodurch sie ein erschreckend lautes Knacken von sich gaben. »Ich hab eh nicht schlafen können. Das Baby.« Sie machte eine wegwerfende Handbewegung. »Und außerdem braucht mich meine beste Freundin jetzt. Tom darf sich zur Abwechslung mal mit den Quenglern rumschlagen.«
»Danke, Linda.« Inka verspürte den Drang, schon wieder loszuheulen, unterdrückte ihn jedoch.
Linda war sofort rübergerannt, nachdem sie aufgelegt hatten. Nicht einmal etwas übergezogen hatte sie sich – mit Ausnahme eines blassrosaroten Morgenmantels. Dabei waren sie erst seit etwa zwei Monaten miteinander befreundet. Es hatte sozusagen auf den ersten Blick Klick gemacht.
Inka war der Umzugswagen aufgefallen, als sie gerade den Abwasch erledigt und kurz aus dem Fenster gesehen hatte. Eine Frau war dabei gewesen, einen großen Karton hochzuwuchten, während drei Kinder um ihre Beine herumtanzten. Also war Inka hinaus gerannt und hatte ihr geholfen. Am nächsten Nachmittag hatten sich die beiden bei Linda zum Kaffeetrinken verabredet und irgendwie die Zeit vergessen. Inka hatte schon immer schnell Freundschaften geschlossen, aber Linda war etwas Besonderes mit ihrer chaotischen Familie und ihrem stets zerzausten Look. Sie waren innerhalb weniger Tage zu engen Freundinnen geworden.
»Normalerweise bist du diejenige, die ein offenes Ohr für andere hat, endlich darf ich mal was zurückgeben«, sagte Linda.
»Das ist lieb, ich danke dir.«
»Nu hör aber auf, dich zu bedanken, das ist selbstverständlich!«
Der Wasserkocher gab mit einem Klicken zu verstehen, dass er zu Ende gekocht hatte. Inka stand auf und schüttete heißes Wasser in zwei Tassen, in die sie zuvor Kaffeepulver gegeben hatte. Damit kehrte sie zum Küchentisch zurück, stellte eine Linda vor die Nase – die unterdrückte ein neuerliches Gähnen – und legte beide Hände um ihre eigene. Die Tasse war heiß, ihre Haut fing sofort an, zu kribbeln, aber Inka störte sich kaum daran. Es tat gut, etwas zu fühlen, außerdem wollte sie nicht erneut abdriften.
»Entschuldige, dass ich nur löslichen Kaffee da habe.«
Linda lachte auf. »Machst du Witze? Ich bin lauwarme Brühe aus einem drei Tage alten Kaffeefilter gewohnt, in dem Babybreireste schwimmen, weil der Kleine ständig meint, sein Finger sei ein U-Boot oder so was. Dagegen schmeckt dein Kaffee himmlisch!« Um ihre Worte zu untermauern, nahm sie einen Schluck, gab ein genießerisches »Hmm« von sich und setzte die Tasse zufrieden seufzend ab. »Siehst du? Flüssiges Gold.«
Inka schnaufte amüsiert. Zu mehr war ihr Körper noch nicht fähig, aber selbst dieses dünne Lächeln fühlte sich wunderbar an. Gleichzeitig weckte es ein schlechtes Gewissen.
Linda konnte ihr offenbar die Gedanken am Gesicht ablesen: »Hey, du darfst ruhig lachen.«
Statt zu antworten, nahm Inka einen Schluck Kaffee. Zu viel Pulver, er schmeckte grauenhaft.
»Inka, jetzt mal ehrlich. Dein Mann war Berufskomiker! Glaubst du nicht, er schaut gerade auf uns herab und wünscht sich, dass du lachst?«
»Mag sein. Aber es ist erst ein paar Stunden her. Ich kann nicht so tun, als wäre alles in Ordnung.«
»Das sollst du auch gar nicht. Natürlich ist es richtig und wichtig zu trauern, das heißt jedoch nicht, dass es dir nicht gut gehen darf. Manchmal musst du dir erlauben, an was anderes zu denken. Peter wird da oben …«
»Ich bin mir gar nicht sicher, ob Peter da oben überhaupt ist.«
Ihre eigenen Worte erschreckten Inka so, dass sie beinahe ihre Tasse losgelassen hätte, die sie gerade an ihre Lippen führte. Jetzt setzte sie sie ab, ließ die Hände unter den Tisch sinken und vergrub sie zwischen den Knien.
Linda beugte sich ein Stück vor. »Bist du sicher, dass es kein Unfall gewesen ist?«
Kurz blitzte vor Inkas Augen erneut Peter auf, der ein Baby in die Lüfte hob, ihr ruckartig den Kopf zuwandte und ein lautloses »Tut mir leid« formte.
Sie nickte. Ihr Kinn bebte, weshalb sie kurz aber kräftig auf ihre Lippen biss. Das half tatsächlich. »So ziemlich, ja.«
»Könnte er nicht das Fenster geöffnet haben und ausgerutscht sein?«
»Jemand, der ausrutscht, hinterlässt normalerweise keinen Abschiedsbrief.«
Linda setzte sich ruckartig auf, dieses Mal war sie es, die beinahe ihren Kaffee verschüttete. »Was sagst du da?«
»Es war mehr eine Notiz als ein Brief. Nachdem die Polizei eingetroffen war, sind ein Beamter und ich nach oben ins Schlafzimmer gegangen, wir haben sie auf dem Nachtschränkchen liegen sehen. Ein Papierfetzen, abgerissen von einem seiner karierten Blöcke, auf denen er sich immer Ideen notiert hat.«
»Was hat er geschrieben?«
Inka starrte in ihre Tasse. Der schwarze Kaffee wirkte hypnotisch auf sie, beinahe, als würde er sie in eine andere Welt ziehen wollen. Also zwang sie sich, zu blinzeln. »Tut mir leid.«
Linda begriff nicht sofort. »Was tut dir … Oh!«
»Jap.«
»Wow. Das tut mir so leid, Süße.«
»Ja, mir auch.«
Eine Weile schwiegen sie. Linda drehte nervös ihre Tasse von links nach rechts, offenbar war sie sich unsicher, ob sie ihre nächste Frage stellen sollte, tat es dann aber doch: »Und hat es … na ja, du weißt schon. Hat es Anzeichen gegeben?«
Mit einem Mal schien etwas in Inka zu explodieren und sie musste sich zügeln, um nicht loszubrüllen. »Das ist es ja! Nein, er hat keine seltsamen Kommentare von sich gegeben, hat viel gelacht und sich normal verhalten. Er wirkte kein bisschen depressiv. Wir hatten sogar vorgestern noch eine Diskussion über seine blöden Reiseziele. Du weißt, wie sehr ich Peters Extremsport-Hobby verabscheut habe.
Sobald er unterwegs ist, mache ich mir pausenlos Sorgen. Bricht er sich wieder was? Stürzt er irgendwo runter? Kommt er überhaupt zurück? Jedes verdammte Mal! Und es ist ja nicht so, als wären nicht schon Unfälle passiert. Die Kopfverletzung, durch die er sein Hörgerät bekommen hat. Die unzähligen Prellungen und Knochenbrüche. Seine ständigen Rückenprobleme.« Inka seufzte schwer. »Dieses Mal wollte er von der Niouc-Brücke in der Schweiz Bungeespringen, und zwar nahezu ungesichert, ist das zu fassen? Nur ein lausiger Haken am Rücken, denn sonst ist es ja nicht extrem genug. Warum musste ausgerechnet ich – die Vorsicht in Person – sich in so einen lebensmüden Idioten verlieben? Warum?«
Linda sagte nichts.
»Tja, jetzt ist er gesprungen, und zwar zum letzten Mal.« Inka wurde klar, was sie gerade gesagt hatte, und sie konnte ihre Tränen nicht länger zurückhalten. »Er wusste von meinem Onkel, Linda. Warum hat er das getan? Ich verstehe das alles nicht.« Ihre letzten Worte gingen in einem Schluchzen unter.
Linda holte Taschentücher aus ihrer Handtasche und reichte Inka eins.
Sie nahm es dankbar an und schnäuzte sich die Nase. Dann sagte sie: »Ich habe ihn gesehen.«
»Wen?«
»Meinen Onkel. Draußen. Ich wollte etwas frische Luft schnappen und da stand er. Er hat sogar gewunken. Mir ist klar, dass ich ihn mir nur eingebildet habe, einschlafen konnte ich trotzdem nicht. Das ist auch der Grund, weshalb ich dich angerufen habe. Ich bin durchgedreht. Warum ich ihn gesehen habe, kann ich mir erklären, aber ich hatte Angst, dass ich noch mehr sehe, verstehst du? Dass ich Peter am Fenster sehe.«
Inka griff nach ihrer Tasse und nahm einen weiteren Schluck des abscheulichen Kaffees. Sie schüttelte sich.
»Was war mit deinem Onkel, Inka?«
Sie fuhr zusammen. Für einen Augenblick hatte sie vergessen, dass Linda da war. »Er hat sich umgebracht.«
Linda öffnete den Mund, schloss ihn jedoch gleich wieder.
»Damals war ich neun. Onkel Werner war der witzigste und fröhlichste Mann, den ich je gekannt habe. Neben Peter natürlich. Er saß im Rollstuhl und hat mich oft auf seinen Schoß genommen, daran erinnere ich mich deutlich. Ich habe ihn unglaublich lieb gehabt. Später erfuhr ich, dass Onkel Werner unter Poliomyelitis litt – Kinderlähmung. Eines Morgens ging meine Tante Ingeborg in den Keller, um Saft zu holen. Mein Onkel hat sich vor allem abends gerne dort aufgehalten. Er hat Modellflugzeuge gebastelt. Sie hatten ihm extra eine Rampe gebaut, damit er hinunter konnte. Im restlichen Haus gab es keinen Platz für sein Hobby.
Na ja, jedenfalls … Sie fand ihn. Er hatte sich erhängt.«
»O Mann, Inka. Ich weiß gar nicht …«
»Es wurde kein Geheimnis darum gemacht, dass Onkel Werner sich das Leben genommen hatte. Aber es war mir schleierhaft, wie ein so fröhlicher Mensch Derartiges tun konnte. Wie hat er es geschafft, seine Verzweiflung hinter Lachen zu verstecken? Das hätte uns doch auffallen müssen.«
»Du warst noch ein Kind.«
»Ja, aber mein Vater, also sein Bruder, nicht. Und Tante Ingeborg auch nicht. Wieso ist ihnen nichts aufgefallen?« Leiser fügte sie hinzu: »Wieso ist mir nichts bei Peter aufgefallen?«
»Ich glaube manchmal, dass Menschen, die sich immer fröhlich geben und beinahe pausenlos lachen, in Wahrheit den größten Schmerz in sich tragen.«
»Aber wieso? Wieso lassen sie sich nicht helfen?«
Linda überlegte. »Vielleicht wollen sie anderen nicht zur Last fallen.«
»So ein Unsinn!«
»Denk doch mal nach. Ein zerbrechlicher Mensch muss nur einmal zu hören bekommen, er solle sich nicht so anstellen. Oder bescheuerte Kommentare wie ›lach doch mal‹. Nur eine kleine Bemerkung – die muss nicht mal verletzend oder boshaft gemeint sein – eine Bemerkung nebenbei, und schon wagt es dieser zerbrechliche Mensch nicht mehr, sich zu öffnen. Er möchte diese lästigen Sprüche vermeiden und verstellt sich. Er lächelt viel, gibt sich fröhlich, lebensbejahend, aber in Wahrheit ertrinkt er in Traurigkeit. Das muss natürlich nicht immer so sein.«
Inka fehlten die Worte. »Woher weißt du so was?«
»Ich hatte in der Schule einen Freund, der viel gehänselt wurde. Über Nacht hatte er sich verändert. Er lachte mehr, machte Späße, wurde sogar der Klassenclown. Das kam mir seltsam vor und ich habe ihn dazu bringen können, mir zu erzählen, was los ist. Er hatte geplant, sich eine Woche später vor den Zug zu werfen.«
Inka presste die Hände vor den Mund.
»Er hat’s nicht getan.«
»Mein Gott, ich hätte es merken sollen.«
Jetzt war es Linda, die wütend wurde: »Hörst du endlich auf, dir Vorwürfe zu machen? Du kanntest Peter doch nur als den fröhlichen Komiker mit Liebe zum Extremsport. Vielleicht hat es in ihm diese Melancholie gegeben, aber falls ja, dann warst du es, die ihn all die Jahre am Leben gehalten hat.
Wie lange wart ihr verheiratet? Zehn, fünfzehn Jahre? Wenn er wirklich an Suizid gedacht hat, dann war es deine Liebe, die ihn aus diesem Sumpf gezogen hat. Immer wieder, Tag für Tag. Vielleicht hat es heute Abend irgendeinen Auslöser gegeben, einen Gedanken, der ihn tiefer in den Sumpf gezerrt hat. Und ja, vielleicht war er in diesem Augenblick allein, weil er sich ins Schlafzimmer verkrochen hat. Aber das ist verdammt noch mal nicht deine Schuld, Inka! Es war nicht deine Schuld!«
Inka brach erneut in Tränen aus.
Linda ging zu ihr und nahm sie in die Arme. »Es ist nicht deine Schuld«, wiederholte sie.
* * *
Es dauerte, bis Inka sich wieder im Griff hatte. Vom Versuch, möglichst leise zu heulen, tat ihre Brust weh, ihr Hals kratzte unangenehm und ihre Nase schien auf die doppelte Größe angeschwollen zu sein.
Sie bemerkte die Nässe, die sie auf Lindas Morgenmantel hinterlassen hatte, zog sich aus der Umarmung und spielte an ihrem Ehering herum. »Entschuldige, ich habe dich vollgeheult.«
Ihr fiel ein, dass Linda ihr verboten hatte, sich zu entschuldigen, weshalb ihr gleich eine weitere Entschuldigung über die Lippen huschte. Sie zuckte zusammen.
Linda kehrte zu ihrem Stuhl zurück. Sie schwieg, was Inka dazu veranlasste, aufzusehen. Erneut drehte ihre Freundin den Kaffeebecher von links nach rechts. Sie hatte die Augenbrauen zusammengezogen und die Lippen aufeinandergepresst.
Im fahlen Licht der Unterschrankbeleuchtung, ihrer einzigen Lichtquelle, nahm Inka zum ersten Mal bewusst die dunklen Ringe unter Lindas Augen wahr. Ihr Gesicht war schmal und ihre Wangen eingefallen. Sicher hatte sie seit Jahren keine einzige Nacht durchgeschlafen. Ihre vier Kinder mussten sie gehörig auf Trab halten.
Doch obwohl Linda unglaublich müde aussah in ihrem halb geöffneten Morgenmantel, dem durscheinenden weißen Pyjama, mit den zerzausten blonden Haaren, besaß sie einen gewissen Glanz, eine Art Strahlen. Inka bemerkte ihn immer wieder an Frauen, die einen Kinderwagen vor sich herschoben oder ihr Kind an der Hand führten. Es war das Strahlen einer Mutter.
Auch sie musste es besitzen, hatte es jedoch noch nie an sich gesehen. Ob es daran lag, dass sie sich immer eine große Familie gewünscht hatte? Eine Familie, wie Linda sie hatte? Eine Familie, die ihr für alle Zeit verwehrt bleiben würde?
Denk nicht so einen Unsinn, tadelte sie sich selbst. Du hast Elian und du liebst ihn mehr als alles andere auf der Welt. Er ist genug. Du brauchst keinen Stall voller Kinder, um glücklich zu sein.
Es ist meine Schuld. Peters Stimme erfüllte Inkas Kopf so klar und deutlich, als stünde er direkt neben ihr. Sie fuhr zusammen.
»Hallo?«
Inka schnappte nach Luft.
Linda sah sie erwartungsvoll an. »Hast du mir zugehört?«
»Entsch… Leider nein. Ich war in Gedanken.«
Kurz schoss Lindas Augenbraue in die Höhe, dann lächelte sie dünn. »Verstehe. Ich habe dich gefragt, was du jetzt tun möchtest?«
»In Bezug auf was?«
»Auf deine Fragen. Ob es tatsächlich Anzeichen gegeben hat, dass Peter … na ja, du weißt schon.«
»Und was schlägst du vor?«
Linda lachte kurz auf. »Okay, wow, du hast mir wirklich nicht zugehört. Gut, dann noch mal. Wie wäre es, wenn du ein bisschen Detektiv spielst? Durchsuch Peters Sachen, schau dir die Dateien auf seinem Laptop an. Schnüffel einfach ein wenig im Privatleben deines Mannes herum.«
Inka lehnte sich in ihrem Stuhl zurück. »Ich weiß nicht.«
»Warum nicht? Entweder du findest etwas oder eben nicht. Aber so hast du es zumindest versucht und du kannst ruhigen Gewissens weitermachen.«
»Und wenn ich was finde?«
»Dann hättest du immerhin Gewissheit.«
»Ich weiß nicht«, wiederholte Inka. »Ich fühle mich nicht wohl dabei. Das sind Peters Sachen. Er ist gerade erst … Linda, er ist erst seit ein paar Stunden … weg und ich soll schon seine Sachen durchschnüffeln?«
»Wenn jemand rausfinden kann, was passiert ist, dann du.«
Linda klang eine Spur zu aufgeregt, vielleicht bildete Inka sich das aber auch bloß ein. Sie fühlte sich mit einem Mal unglaublich erschöpft. »Hör zu, ich denke, ich sollte mich langsam schlafenlegen.«
»Gute Idee. Meinst du, du wirst schlafen können, Süße?«
Inka zuckte die Achseln. »Im Bett nicht. Ich schaffe es gerade mal so, unser Schlafzimmer zu betreten, das Bett ist so groß und leer. Ich hatte mich zu Elian gelegt, aber er wollte allein sein. Vielleicht gehe ich gleich noch mal zu ihm.«
»Lass ihn lieber. Morgen sieht die Welt schon ganz anders aus, aber heute Nacht möchte er sich sicherlich gehörig ausheulen. Und du weißt ja, wie Jungen sind. Die zeigen ihre Gefühle nicht gerne, vor allem nicht vor uns Frauen.«
»Aber er muss darüber reden. Ich kann ihn auf keinen Fall mit seiner Trauer allein lassen.«
»Nein. Doch genauso wichtig wie sich aussprechen, ist Zeit. Er muss wie du auch verarbeiten, was heute Abend passiert ist, Inka. Das Schlimmste, was du jetzt tun kannst, ist, ihn zu drängen.«
»Im Drängen bin ich Spezialistin.« Inka lächelte traurig.
»Das hast du gesagt. Versprich mir, dass du ihn heute Nacht in Ruhe lässt, ja?«
»Versprochen.« Sie seufzte. »Dann schlafe ich wohl auf der Couch. Oder in dem alten Loungesessel im Schlafzimmer. Nein, ich denke, heute nehme ich lieber die Couch.«
Linda erhob sich, Inka stand ebenfalls auf. Mit ausgebreiteten Armen kam ihre Freundin auf sie zu. »Soll ich heute Nacht hierbleiben?«
Sie umarmten sich fest.
»Nein.«
»Das ist wirklich kein Problem! Tom ist ja da, er kann auf die Jungs aufpassen und ich bin zurück, ehe er morgen früh zur Arbeit muss.«
»Das ist wahnsinnig lieb von dir, aber ich glaube, auch ich muss heute Nacht allein sein. Ich bin noch nicht so richtig im Hier und Jetzt angekommen. Im Moment fühlt sich alles sehr unwirklich an.«
Linda nickte. »Das ist ganz normal. Und es vergeht mit der Zeit.«
»Ich hoffe, du hast recht.«
»Hab ich! Du meldest dich, wenn du was brauchst?«
Gemeinsam schlenderten sie aus der Küche durchs Wohnzimmer Richtung Haustür. Linda hatte dabei einen Arm um Inka gelegt, was vermutlich Trost spenden sollte.
Doch es bewirkte das genaue Gegenteil: Lindas Wärme erinnerte sie daran, dass Kälte auf sie wartete. Dass sie gleich allein sein würde in diesem viel zu großen Haus mit einem Sohn, der nicht in ihrer Nähe sein wollte.
Peter war tot. Sie war es nicht. Zumindest nicht vollständig.
Kapitel 3 – Durchgedreht
Diese Warterei machte sie krank.
Inka saß am Küchentisch, das Gesicht in den Händen vergraben, vor ihr ein kalter Kaffee in Peters Lieblingsbecher – »Was könnte lustiger sein als Giraffen, die tanzen?«, hatte er gesagt, als er den Becher in einem Regal im Supermarkt ohne Namen gesehen hatte. »Das kann nur schiefgehen. Sieh dir die Hälse an!« Er hatte gelacht und die Tasse in den Einkaufswagen gelegt.
Aus dem CD-Player erklangen leise die ersten Töne von Meat Loafs I’d Do Anything for Love. Die elfminütige Live-Version, nicht der Schrott, der fürs Radio aufgenommen worden war.
Wie oft Peter sich aufgeregt hatte, wenn er im Auto die Radioversion hatte hören müssen. Irgendwann hatte er sich angewöhnt, seine CDs auf einen MP3-Player zu überspielen und nur noch den laufen zu lassen. Der Player hatte zu 70 Prozent aus Meat Loaf und 30 Prozent aus anderen Rockstars bestanden. Aber die meiste Zeit war nur ein einziges Album gelaufen.
Inka hatte nichts dagegen gehabt, denn im Laufe der Jahre war Peters Lieblings-CD – Bat Out of Hell: Live with the Melbourne Symphony Orchestra – auch zu ihrer Lieblings-CD geworden.
Vielleicht, weil es diese Version von I’d Do Anything for Love gewesen war, bei der sie zum ersten Mal miteinander getanzt hatten? Sich zum ersten Mal geküsst hatten? Ja, vermutlich. In dieser schäbigen Disco, die kurz danach die Pforten für immer dichtgemacht hatte. Zwölf Jahre ist das her. Mannomann, wie die Zeit vergeht.
Und warum in drei Teufels Namen zog sie sich jetzt wie Kaugummi? Wie viele Tage konnte es dauern, einen Körper freizugeben? Inka kam es vor, als wartete sie bereits seit Wochen darauf. Er war doch nicht ermordet worden, verdammt noch mal!
Schon. Er hat sich selbst ermordet.
Inka presste die Lippen so fest aufeinander, dass es schmerzte.
Diese verdammte Warterei.
Zum x-ten Mal an diesem Morgen zog sich ihr der Magen zusammen. Sie wartete, lauschte in sich hinein, ob sie aufspringen musste, um zur Toilette zu rennen. Doch ihr Magen entkrampfte sich langsam, dafür nahmen ihre Kopfschmerzen zu. Ein stetes Pochen wie Hufe, die sich drohend näherten.
Eine Migräne war jetzt wirklich das Letzte, was Inka gebrauchen konnte. Was würde passieren, wenn sie Peter genau dann abholen durfte, wenn sie mit einem Waschlappen über den Augen und rasenden Schmerzen auf dem Sofa lag?
Abholen.
Als wäre Peter einfach nur verreist und sie würde später zum Flughafen fahren, um ihn nach Hause zu bringen. Wie dumm ich bin. Nein, abholen war nun wirklich nicht das richtige Wort. Sie würde ihn sehen können, ja. Zumindest die Hülle, die von ihrem Ehemann übrig war, aber nach Hause bringen, würde sie ihn nicht. Stattdessen würde die Planung für die Beerdigung beginnen.
Beerdigung. Ein seltsames Wort.
Aus den Lautsprechern des CD-Players erklang tosender Applaus. Inka verspürte den Drang, hinüberzugehen und das Ding auszuschalten, doch ihr fehlte schlichtweg die Kraft. Wie für alles momentan.
Trauer ist ein Arschloch.
Entweder sorgte sie dafür, dass man nicht mehr aufhören konnte, zu flennen, oder man wollte am liebsten die Welt und all ihre Bewohner anschreien. Nein, lieber noch verprügeln. Inka konnte sich nicht erinnern, jemals zuvor so wütend gewesen zu sein. Nicht einmal nach dem Tod ihres Vaters. Erbost, ja. Aber Papa hatte den Unfall zumindest nicht willentlich verursacht.
Damals war sie sauer auf die Umstände gewesen, auf das doofe Auto und den dämlichen Baum, den es gerammt hatte. Und ja, sie war auch ein wenig wütend auf die Welt gewesen, weil sie ihn ihr weggenommen hatte. Doch was sie jetzt empfand, war blanker Zorn. Manchmal ertappte sie sich dabei, wie sie Peter regelrecht verfluchte, nur um im nächsten Moment vor Scham in Tränen auszubrechen.
Vielleicht war es meine Schuld.
Inka fuhr hoch. Sie setzte sich so ruckartig auf, dass der Stuhl unter ihr kippelte und sie sich an der Tischkante festhalten musste. Der kalte Kaffee schwappte über und lief über die tanzenden Giraffen. Unter dem Becher breitete sich eine
(Blut-)
Lache aus. Sie beobachtete, wie sie langsam größer wurde. Inka sog zischend Luft ein, rieb sich mit der Handfläche über die Augen und erhob sich.
Mit steifen Beinen ging sie aus der Küche, durchquerte das Wohnzimmer und stieg schwerfällig die Stufen Richtung Schlafzimmer hoch. Dort angekommen wusste sie nicht weiter. Was wollte sie hier? Hatte ihr Unterbewusstsein ihr vorgegaukelt, dass Peter hier oben auf sie wartete, um sie zu trösten? Um ihr zu sagen, dass alles gut werden würde?
Ihr Blick huschte zum Nachttischchen, auf dem sie seine Notiz gefunden hatte, und ihr Puls beschleunigte sich. Erneut zog sich ihr der Magen zusammen und dieses Mal erbrach sie sich auf den Boden.
Nachdem Inka die Schweinerei beseitigt hatte, setzte sie sich in den Lounge-Sessel, in dem sie seit der Nacht auf der Couch schlief. Sie hatte ihre Bettwäsche am Morgen nicht zurück aufs Bett gelegt, jetzt warf sie sie achtlos zu Boden.
Hätte sie doch bloß schon diese blöde Beerdigung hinter sich. Danach konnte sie sicher endlich ein wenig durchatmen. Aber diese Warterei … War der Polizei denn nicht klar, was sie den Hinterbliebenen damit antaten, wenn sie einen Leichnam so lange unter Verschluss hielten?
Das Wort Leichnam sorgte abermals dafür, dass sich Inka der Magen zusammenzog, sie musste jedoch nur einmal würgen. Trotzdem verharrte sie eine Weile mit vor dem Mund gepresster Handfläche und wartete darauf, dass sich der Krampf löste.
Dann ließ sie den Nacken kreisen. In ihrem Hals knackte und knirschte es.
Inka fasste sich an die Hosentasche – ihr Handy war nicht da. Lag wohl noch auf dem Küchentisch. Mist. Und wenn gerade jetzt der Anruf kam? Sie schielte zur Uhr über der Schlafzimmertür.