Es geschah an einem Sonntag - Marie-Thérèse Schins - E-Book

Es geschah an einem Sonntag E-Book

Marie-Thérèse Schins

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Beschreibung

Mieke ist glücklich, daß sie einen älteren Bruder wie Marcel hat. Er ist ihr engster Vertrauter, der immer für sie Zeit hat. Bis Jolie auftaucht, Marcels erste große Liebe. Aber wenn man sich so gut versteht wie die Geschwister, läßt sich auch darüber reden. Und dann kommt der verhängnisvolle Sonntag, der alle Fröhlichkeit jäh zerstört. Auf einem Familienfest bricht Marcel tot zusammen. Wie mit der Trauer umgehen, wie das Schweigen brechen, das auf allen lastet?

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Seitenzahl: 59

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Marie-Thérèse Schins

Es geschah an einem Sonntag

Ein Abschied

Ihr Verlagsname

Über dieses Buch

Mieke ist glücklich, daß sie einen älteren Bruder wie Marcel hat. Er ist ihr engster Vertrauter, der immer für sie Zeit hat. Bis Jolie auftaucht, Marcels erste große Liebe. Aber wenn man sich so gut versteht wie die Geschwister, läßt sich auch darüber reden.

Und dann kommt der verhängnisvolle Sonntag, der alle Fröhlichkeit jäh zerstört. Auf einem Familienfest bricht Marcel tot zusammen. Wie mit der Trauer umgehen, wie das Schweigen brechen, das auf allen lastet?

Über Marie-Thérèse Schins

Marie-Thérèse Schins, 1943 in Venlo/Niederlande geboren, lebt in Hamburg. Ausbildung zur Kinderbibliothekarin; Lehrbeauftragte für das Fach Kinder- und Jugendliteratur; Übersetzungen aus dem Niederländischen und Englischen.

Inhaltsübersicht

Für meinen Neffen, ...Aber sag Mama und Papa nichts davon!Wäre ich doch auch schon sechzehnWarum hast du mir eigentlich nie etwas gesagt?Herrlich, so ein Frühstück zu zweitSo etwas passiert doch nur anderen FamilienKannst du mir von Marcel erzählen?Vielleicht hat der Arzt sich geirrt?Tschüs, Marcel!Ich weiß, was Marcel gefälltMarcel, darf ich mal reinkommen?Song for GuyKinder dürfen doch auch traurig seinWir beide schaffen das schonWollen wir uns als erstes dein Album ansehen?Schau doch bitte mal in meinen Schreibtisch

Für meinen Neffen, der Marcel sehr ähnlich war

Aber sag Mama und Papa nichts davon!

«Kommst du mit nach Hause, Marcel?» fragt Mieke, während die Schüler um sie herum mit viel Lärm ihre Fahrräder aus den Eisenständern ziehen.

Marcel steht ein paar Schritte von ihr entfernt neben Jolie, einem Mädchen aus seiner Klasse. Schon wieder, denkt Mieke. In den letzten Tagen hat sie ihren Bruder öfter mit dieser Jolie gesehen. Und jedesmal, wenn sie ihn bittet, mit nach Hause zu kommen, antwortet er garantiert: «Ich komme gleich. Fahr du schon mal los!»

Sonst sind sie fast immer gemeinsam heimgeradelt, an den Rand ihrer kleinen Stadt. Früher haben sie mitten im Zentrum gewohnt, «mit allem vor der Tür», wie Miekes Mutter immer sagt. Aber vor vier Jahren haben ihre Eltern es geschafft, ein eigenes Haus mit Garten zu kaufen. Es liegt zwar ein ganzes Stück weit von der Schule und auch vom Stadtzentrum entfernt, doch das macht Mieke und Marcel nichts aus.

Die Etagenwohnung in der Stadt war für sie zu klein geworden, sie bekamen da einfach Platzangst. Winzigkleine Zimmer, ein Balkon, auf den gerade zwei Klappstühle paßten, und außerdem Tag und Nacht Autolärm vom Durchgangsverkehr. Nein, da haben sie es jetzt viel besser! Sie müssen zwar sparsam leben, und deshalb verreisen sie im Sommer auch nicht mehr mit dem Wohnwagen. «Aber das ist nur vorübergehend», hat Miekes Vater gesagt. «Wenn erst mal die größten Schulden bezahlt sind, machen wir zu viert einen wunderschönen Urlaub, das verspreche ich euch feierlich.»

Seit kurzem verdient Mieke sich ein Taschengeld dazu, als Babysitterin in der Nachbarschaft. Marcel trägt Zeitungen aus. Von diesem Verdienst bezahlen sie den Mitgliedsbeitrag im Tennisverein. «Für diese Art Luxus könnt ihr im Augenblick von Mama und mir kein Geld erwarten», hat der Vater erklärt. Als Trostpflaster hat er ihnen einen kleinen Hund gekauft. «Von dem haben wir alle was.»

Und das stimmt. Sie sind alle ganz verrückt nach dem Foxterrier Charlie, der sich jeden Tag etwas Neues ausdenkt. Nein, so schlimm ist es gar nicht, daß sie mit ihrem Geld sparsam umgehen müssen.

Dafür gefällt ihnen ihr neues Haus um so mehr. Es ist geräumig, sonnig, einfach gemütlich. Und sie verstehen sich alle gut.

«Kommst du nun oder nicht?» ruft Mieke. Marcel wechselt ein paar Worte mit Jolie, drückt ihr sein Fahrrad in die Hand und kommt auf Mieke zu.

«Miekie-Maus», sagt er – und wenn er mit Miekie-Maus beginnt, hat es nicht immer etwas Gutes zu bedeuten –, «Miekie-Maus, ich will eben noch mal bei Oma reinschauen und Jolie mitnehmen. Ich komme später. Sagst du das bitte Mama? Ich esse bei Oma ’ne Scheibe Brot.»

Daß er nach der Schule bei ihrer Großmutter ein Brot oder eine Mahlzeit bekommt, ist eigentlich ganz normal. Marcel und Oma sind nämlich dicke Freunde. Er war noch nicht ganz vier, da hatte er mit ernstem Gesicht zu ihr gesagt: «Wenn ich groß bin, heirate ich dich.» Mieke hat die Geschichte oft gehört.

Manchmal begleitet Mieke ihn zu Großmutter. Auch sie mag ihre Oma gern, sehr gern sogar. Aber doch anders als Marcel. Der umarmt Großmutter, hebt sie in die Höhe, tanzt mit ihr durchs Zimmer, schmust mit ihr und sagt dabei: «Tag, kleine Oma!»

Hat Marcel Probleme, so geht er damit meistens erst zu Großmutter. Erst danach spricht er zu Hause darüber.

Marcel und Großmutter, die passen zusammen wie Topf und Deckel …

Schade, daß Opa so weit weg wohnt, denkt Mieke oft, denn mit Mutters Vater versteht sie sich nun wieder besonders gut. Zum Glück besucht Großvater sie jetzt öfter, seitdem sie in dem neuen Haus wohnen. Unter dem Dach gibt es ein Gästezimmer. Mindestens dreimal im Jahr kommt er aus Leeuwarden zu ihnen in den Süden. Dann ist Mieke jedesmal selig. Mit Großvater kann sie über so vieles sprechen, was sie bewegt, mit ihm zu reden fällt ihr einfach leichter als mit Großmutter. So ist das nun mal.

Und jetzt geht Marcel mit dieser Jolie zu Großmutter. «Also kannst du mich nicht gebrauchen», sagt Mieke spitz und will beleidigt losfahren.

«Nun warte doch, Miekie-Maus. Ich möchte Jolie nur mal Oma vorstellen und …»

«Gehst du mit dieser Jolie?» fragt Mieke beklommen.

Diesen Moment hat sie schon lange gefürchtet: daß irgendein Mädchen die Freundschaft zwischen ihr und ihrem großen Bruder zerstören würde. Marcel ist schon sechzehn und vier Klassen über ihr. Mieke bewundert ihn. Manchmal gibt sie in ihrer Klasse ein bißchen mit ihm an. Marcel ist umgänglich, fröhlich und ärgert sie selten oder nie, wie es Brüder meistens tun. Sie hört das oft von ihren Klassenkameradinnen. Marcel ist einfach Marcel, ihr bester Freund, solange sie sich erinnern kann.

«Hör mal, so ernst ist es zwischen Jolie und mir noch nicht, ich finde sie einfach lieb. Mal gucken, was meine kleine Oma von ihr hält.»

Er dreht sich um und ruft ihr über die Schulter zu: «Aber sag Mama und Papa nichts davon, denk daran! Das mach ich schon selber. Tschüs, Miekie-Maus!»

Komischer Marcel, denkt Mieke. Tut so, als würde sie ihn verraten. Das müßte er doch besser wissen.

Wäre ich doch auch schon sechzehn

Seufzend steigt Mieke auf ihr Rad und macht sich allein auf den Weg nach Hause. Die Strecke kommt ihr heute endlos vor, dabei sind es nur sieben Kilometer. Sie brummelt vor sich hin, während sie gegen den Wind ankämpft.