Werden Elefanten so steinalt wie du, Frau Meyer? - Marie-Thérèse Schins - E-Book

Werden Elefanten so steinalt wie du, Frau Meyer? E-Book

Marie-Thérèse Schins

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Beschreibung

Literarisches Lernen in der Schule erscheint besonders effektiv, wenn es in einen sinnhaften Kontext eingebunden ist, wenn es die Schüler und Schülerinnen berührt und sie interessiert. Dies gelingt durch ein ansprechendes Thema. Die Schule Marschweg in Hamburg liegt in einem Stadtteil, in dem überwiegend ältere Menschen und Familien leben. Das Leseerlebnis ´Robert und Frau Meyer´ mit der Schriftstellerin und Künstlerin Marie-Thérèse Schins in der damaligen zweiten Klasse berührte die Lehrerin Britta Heils, begeisterte die Kinder und inspirierte zu einer intensiven Zusammenarbeit. Gespräche und Erlebnisse zwischen einem alten und einem jungen Menschen wurden zum Thema ´Jung trifft Alt´. Es entwickelte sich zu einem zweijährigen Projekt, das allen Beteiligten neue, kreative Begegnungen eröffnete und überraschende Erfahrungen miteinander ermöglichte. Methodik und Anleitung, Erfahrungen, Ergebnisse und Anschauungsmaterial laden zum generationsübergreifenden Nachahmen in unserer Gesellschaft ein, in der die Anzahl der alten Menschen stetig steigt.

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Seitenzahl: 59

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MARIE-THÉRÈSE SCHINS, Autorin und Malerin, siebtes von zehn Kindern, Niederländerin. Abitur und Ausbildung zur Kinderbibliothekarin. Leitung der Zentralen Kinder- und Jugendbibliotheken in Nijmegen und Hannover. Seit 1974 freie Autorin, Journalistin (u.a. „Die Zeit“, „Brigitte“, „Buchmarkt“, „Eselsohr“, „1000 & 1 Buch“, a-tempo) und Malerin in Hamburg, mit Lehraufträgen für Kreatives Schreiben im Fach Sprache und Kommunikation, Kinder- und Jugendliteratur am LI Landesinstitut für Lehrerfortbildung und der Hochschule HAW Hamburg. Weiterbildung Freie Malerei in Nijmegen sowie in Poesie- und Schreibtherapie am Frederick Perls Institut Düsseldorf. Mitbegründerin des ITA Institut für Trauerarbeit e.V. in Hamburg. Lesungen, Schreib- und Malwerkstätten rund um den Globus mit Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen. Mehr als 30 Bücher u. a. zu Themen wie Interkulturalität, Abschied nehmen, Tod und Trauer, Clinic-Clowns, Alt und Jung, Strafvollzug.

www.marie-therese-schins.de

BRITTA HEILS, Studienrätin. Abitur, Ausbildung im Hotelfach, Studium (Deutsch mit der pädagogischen Spezialqualifikation Deutsch als Zweitsprache, Geschichte, Erziehungs- und Gesellschaftswissenschaften), Dozentin der Bremer Volkshochschule, Dozentin am akademischen Auslandsamt, Forschungsarbeit an der Universität Bremen mit Aufenthalt am Ontario Institute for Studies in Education in Toronto, Lehraufträge an den Universitäten Bremen, Oldenburg und Rostock, Referendariat in Bremen, Lehrerin in Bremen und Hamburg, Konrektorin in Hamburg, Schulleiterin der Schule Bahrenfelder Straße in Hamburg/Ottensen ab Februar 2016

INHALT

Ein kurzer Projektüberblick

Und so fing alles an mit Robert und Frau Meyer

Werden Elefanten so steinalt wie du, Frau Meyer?

Wieso hast du so viele Falten?

Heute bist du jung und ich alt!

Wir dürfen die Senioren und Seniorinnen ausfragen, wie das so ist und sich anfühlt mit dem Altsein

Frau Meyer, wo ist denn dein Herr Meyer?

Können sich alte Menschen noch verlieben?

Bin ich seit meinem ersten Schultag älter geworden?

Methodische Schritte und Tipps

Literaturliste zum Weiterlesen

Ein kurzer Projektüberblick

Im Schuljahr 2013/14 findet sich der Beginn unseres Klassenprojektes ´Jung trifft Alt´. Gestartet haben wir in der damaligen 2c mit der Schriftstellerin und Malerin Marie-Thérèse Schins aus Blankenese. Zu Beginn schrieb die Klasse über alte Gegenstände und malte dazu mit Pastellkreiden. Die Werke präsentierten die Kinder in Form einer Kunstausstellung mit kleinen mündlichen Vorträgen vor einem großen Publikum.

Im darauffolgenden Schuljahr begann die gezielte Begegnung junger und älterer Menschen an drei Terminen in der Bücherhalle Elbvororte, gemeinsam mit der Bücherhallenleiterin Corinna Benthack. Kinder der 3c gingen in den inhaltlichen Austausch mit Großeltern und Fördermentorinnen unserer Schule. Im Mittelpunkt stand das Buch ´Robert und Frau Meyer´ von Frau Schins. Im Austausch zwischen jungen und alten Menschen lautete eine der zentralen Fragen: Was können unsere Hände?

Im nächsten Schritt wurden beschriftete Zeichnungen angefertigt. Unsere Schüler und Schülerinnen stellten sich vor, alt zu sein und alte Menschen wurden gedanklich wieder jung. Die gegenseitige Präsentation der Arbeiten ermöglichte den Kindern Einblicke in historisches Erleben.

Es schlossen sich Interviews mit zuvor im Unterricht entwickelten Interviewfragen zur Kindheit der Erwachsenen an.

Der Begegnungsort wechselte nun von der Bücherhalle Elbvororte zurück in den Klassenraum der Kinder. ´Jung trifft Alt´ beinhaltet ebenfalls den Bereich des Abschieds. Hierzu führten wir eine vierstündige Aktion mit Frau Schins und eine zweistündige Folgeveranstaltung durch. Großeltern brachten sich auch an dieser Stelle interessiert und engagiert ein und verfolgten voller Begeisterung das Entstehen eines Gesamtkunstwerkes:

Es folgten eine Liebesgeschichte im Alter und ein Rückblick auf das Älterwerden der Kinder.

Neben dem inhaltlichen Arbeiten zu ´Jung trifft Alt´ umfasst dieser Bereich die regelmäßige Begegnung zwischen Kindern und Fördermentorinnen an der Grundschule Marschweg. Zum Ende des Schuljahres 2014/15 ließen wir die frühere schulische Kooperation mit der benachbarten Hartwig Hesse Stiftung aufleben. Während der Projektwoche in diesem Schuljahr liehen sich zwei Kolleginnen unserer Schule Rollstühle und Rollatoren dieser Stiftung und veranstalteten den Kurs ´Wir rollen´. Die Kinder erfuhren sich mit den Rollstühlen und Rollatoren ihren Stadtteil. In einem anderen Kurs der Projektwoche trafen sich Kinder unserer Schule mit älteren Menschen aus Rissen und führten gemeinsame Aktionen durch: einen Spielevormittag, gymnastische Übungen im Klassenraum, ein gemeinsames Frühstück mit Gesprächen, eine Stadtteilführung. Seit dem Schuljahr 2015/16 bietet der Kollege des zuletzt genannten Kurses am Schulvormittag einen Philosophiekurs für junge und ältere Menschen an. In Vorbereitung sind zudem Briefkontakte mit Seniorinnen und Senioren aus Rissen.

Ein Klassenprojekt kann schulische Aktion anregen!

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Und so fing alles an mit Robert und Frau Meyer

Es war an dem Abend in letzter Minute. Am nächsten Tag sollte der Fotograf Joachim M. Huber, mit dem ich schon ein Buch gemacht hatte, aus Alzey bei Mainz nach Hamburg kommen, um für mein neues Text-Projekt zu fotografieren. Ich rief ihn an, und erkundigte mich, ob alles soweit in Ordnung sei und wann er am nächsten Tag anreisen wollte.

Er meinte: ‚Ich komme, aber dein Text ist eigentlich nicht so geeignet für meinen Arbeitsteil.’ Das war heftig. Später stellte sich heraus, dass er absolut Recht hatte.

Schriftsteller haben zum Glück meistens ein sogenanntes Schubfach, in dem sie Geschriebenes aufheben, das noch nicht ganz ausgereift ist, aber die Idee bereits da ist. So auch bei mir. Im Schubfach lag eine noch nicht ganz ausgereifte Kurzgeschichte, eine Kindheitserinnerung von meinem Mann, in dem es sich um ein Geschenk für seine Mutter dreht. Einen Porzelanelefanten, der immer noch in seinem Zimmer steht.

Aber ich musste umgehend zwei Fotomodelle aus dem Hut zaubern: einen kleinen Jungen und eine alte Dame.

An dem Abend wagte ich es mit klopfendem Herzen in den Häusern unserer kleinen Straße in Hamburg-Blankenese nach einer alten Dame und einem Jungen als Fotomodelle zu fragen. Und das Wunder geschah: Frau Änne Mayr, damals 92 Jahre und direkte Nachbarin, sowie Noel, 7 Jahre und 3 Häuser weiter, wollten mir helfen und standen mehrere Tage für Joachim M. Huber und mich zur Verfügung. In aller Eile schrieb ich ein Zeit- und Idee-Drehbuch und war riesig gespannt. Es wurde ein großartiges Mit-Einander-Arbeiten, die Sonne schien, beste Bedingungen für Bilder und Geschichten über Alt und Jung.

Hunderte von Fotografien entstanden hier im alten Haus und im Garten, im Hirschpark nebenan, unten am Elbstrand, in der kleinen Straße. Daraus entwickelte ich später mehrere Geschichten für die abendliche Rundfunksendung für Kinder, Ohrenbär’ (NDR, WDR, RBB).

Noch später entstand daraus das Lese- und Vorlesebuch ‚Robert und Frau Meyer. Für alle von 4 bis mindestens 94 Jahre’.

Als ich mit diesem kleinen Buch für eine Lesung 2013 in der zweiten Klasse von Britta Heils der Schule Marschweg

(Hamburg-Rissen) zu Besuch war, funkte es sofort zwischen den Kindern, der Lehrerin und mir. Aus unserer Begeisterung entwickelten Britta Heils und ich einen verwegenen Plan. Wie wäre es, wenn wir daraus ein Projekt machten? Wenn wir mit diesen Geschichten über Robert und Frau Meyer als Basis Seniorinnen und Senioren zusammen mit den 24 Kindern in Kontakt bringen könnten?

Und mit ihnen malen, zeichnen, lesen, vorlesen und miteinander diskutieren, allein und gemeinsam neue Texte schreiben? Wie lange könnte dieses Projekt dauern? Und die Finanzierung für Material und für mich, als freischaffende Autorin, wie würde sie gelingen? In welchen Zeitabständen wollten wir an verschiedenen Themen arbeiten und wo?