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Geschichten für die Kleinen zum Vorlesen oder selbst lesen
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Geschichten zum Vorlesen, Gutenachtgeschichten, Geschichten zum Träumen
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Seitenzahl: 155
Veröffentlichungsjahr: 2020
ElviEra KenscheEs ist Zeit, zu träumenGutenachtgeschichten
©2020 ElviEra Kensche
Verlag & Druck: tredition GmbH, Halenreie 40-44, 22359 Hamburg
ISBN
Paperback:
978-3-347-00712-3
Hardcover:
978-3-347-00713-0
e-Book:
978-3-347-00714-7
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Wo bleibt der Frühling?
Es ist kalt in der Welt. Die Menschen stöhnen. Immer wieder fällt Schnee in Massen. „Wo bleibt der Frühling?“, fragen sie.
Der Frühling würde gern zu den Menschen kommen. Doch er sitzt gefesselt in einer Höhle und kann nicht heraus. Wer hält ihn dort gefangen? Der Frühling wird traurig und fängt an zu weinen. Da bemerkt er, wie jemand in die Höhle kommt. Erschrocken blickt er auf. Es ist der Winter. Mit ihm kommen seine Kumpane, der Sturmwind und der Eisregen. Oh je, denkt der Frühling, ich glaube, die drei wollen mir an den Kragen. Ängstlich drückt er sich ganz fest in die Ecke. „Na, du verhätschelter Frühling“, hört er auch schon den Winter im grimmigen Ton. „Wie gefällt es dir in unserer gemütlichen Höhle? Schön, nicht wahr? So schön dunkel und kalt.“ Der Winter lacht laut und hässlich und seine Kumpane fallen mit ein. „Was wollt ihr von mir?“, fragt der Frühling ganz verängstigt. „Ich habe Euch doch nichts getan.“ „Du hast uns nichts getan, Frühling“, antwortet der Winter, „aber auf die Menschen, die immer über den Winter, den Sturmwind und den Eisregen schimpfen, sind wir wütend. Wir halten dich fest, bis die ganze Welt unter einem Eispanzer verschwindet. Das wird eine Freude.“ Alle drei beginnen wieder laut zu lachen. „Aber nach mir kommt der Sommer und dann der Herbst. Die könnt Ihr doch nicht auch entführen“, ruft der Frühling verzweifelt. „Ach, die beiden schlafen noch tief und fest. Und wenn sie aufwachen, werden wir uns schon etwas Schönes für sie einfallen lassen“, dröhnt der Sturmwind. Der Winter prüft noch einmal, ob seine Fesseln ordentlich halten, dann verschwinden sie und es ist wieder still in der Höhle. Der Frühling kauert sich in seine Ecke und weint bitterlich. Was mache ich denn nur, denkt er traurig, wer kann mir bloß helfen? Vor Erschöpfung schläft er ein und er träumt, auf der Welt ist wieder Frühling und alle Menschen sind glücklich.
Aber die Menschen sind nicht glücklich. Mit grimmigen Gesichtern machen sie sich jeden Morgen daran, den Schnee wegzuschaufeln. Aber kaum ist er weg, schneit es wieder heftig. Wer nicht unbedingt hinaus muss, verkriecht sich hinter seinem warmen Ofen. Auch die Kinder quengeln. Zuerst haben sie sich noch gefreut, dass sie immer noch rodeln können, aber jetzt langweilen sie sich und möchten lieber mit dem Ball spielen.
Im April schicken die Energieversorgungsunternehmen ihre Abrechnungen. Die Menschen sind schockiert. Alle müssen hohe Summen nachzahlen. Auch Papa Stefan öffnet den Brief mit gemischten Gefühlen. „Jetzt reicht es mir, Anja“, ruft er aus. „Schau dir diese Rechnung an. So eine hohe Nachzahlung können wir uns nicht leisten.“ Die Kinder Jannik und Nele schauen ängstlich, denn so wütend kennen sie ihren Vater nicht. „Und wenn wir fragen, ob wir es abstottern können?“, fragt Mutter Anja. Sie ist eine zierliche, schüchterne Person und geht am liebsten jedem Ärger aus dem Weg. „Damit ist uns nur kurzfristig geholfen“, antwortet Papa Stefan, „wir müssen den Frühling finden, sonst erfrieren wir noch alle. Ich werde ihn suchen. Kinder, wollt Ihr mitkommen?“ „Au ja“, rufen beide wie aus einem Mund. „Stefan!“ Mutter Anja ist entsetzt. „Du kannst doch die Kinder nicht mitnehmen. Das ist viel zu gefährlich.“ Doch die drei lassen sich nicht davon abbringen und überzeugen die Mutter schließlich, dass Kinder manchmal die besten Ideen haben.
Am nächsten Morgen brechen sie auf. Mutter Anja hat ihnen noch ein dickes Proviantpäckchen eingepackt. Alle drei sind dick eingemummelt. So stapfen sie durch den Schnee. Es vergehen Stunden und die kleine Nele kann nicht mehr. Papa Stefan nimmt sie auf den Arm und sie schläft gleich ein.
Plötzlich sieht Papa Stefan vor sich etwas großes Dunkles. „Jannik“, flüstert er vorsichtig, „das sieht ja fast aus wie der Eingang zu einer Höhle. Pass du auf deine kleine Schwester auf. Ich sehe nach, was in der Höhle ist.“ Gesagt, getan, ganz leise schleicht sich Papa Stefan in die Höhle. Er wagt nicht, seine Taschenlampe anzuschalten. Ganz vorn sieht er etwas schwach leuchten und er geht langsam näher. Da sieht er den Frühling, ein Häufchen Elend, gefesselt und völlig schwach. „Ach, du liebe Güte“, flüstert Papa Stefan, „da ist ja der verschwundene Frühling. Wer hat ihm das denn nur angetan?“ Der Frühling hebt die Augen. Sollte doch tatsächlich Rettung nahen? „Oh, bin ich froh“, ruft er aus, „endlich hat mich jemand gefunden. Der Winter hat mich entführt und hält mich gefangen. Der Sturmwind und der Eisregen helfen ihm. Sie wollen Euch Menschen ärgern.“ „Na, das werden wir gleich haben“. Papa Stefan nimmt sein Taschenmesser und will schon die Fesseln lösen. „Halt“, flüstert da ängstlich der Frühling, „der Winter wird sicher wütend, wenn er mit seinen Kumpanen zurück ist und ich bin nicht mehr da. Wir müssen uns etwas Anderes ausdenken. Eine List.“ Eine List, denkt Papa Stefan, da frage ich doch am besten meine Kleinen, die sind sehr pfiffig. Die haben bestimmt eine Idee. „Lieber Frühling“, sagt er zu ihm, „ich habe meine Kinder Jannik und Nele mitgebracht. Sie warten draußen. Ich gehe zu ihnen. Die Beiden wissen bestimmt, was wir machen können. Ich bin gleich wieder da.“ Damit verabschiedet er sich und läuft so schnell wie möglich wieder zum Höhlenausgang. Die beiden Kinder kuscheln sich ganz dicht aneinander, so kalt ist ihnen. „Jannik, Nele“, ruft er aus, „ich habe den Frühling gefunden. Er ist gefesselt in der Höhle. Der Winter hat ihn entführt. Wir müssen uns eine List ausdenken.“ „Na prima“, freut sich Jannik, „das ist etwas für mich. Ich habe schon eine Idee.“ Er zieht sein Handy aus der Hosentasche und drückt ein paar Tasten. Plötzlich ertönt fürchterliches Rumpeln. „Was ist denn das?“, ruft Papa Stefan erschrocken. „Och, das“, antwortet Jannik grinsend, „das ist der neueste Klingelton. Klingt doch gut, oder?“ Alle drei beratschlagen, wie sie vorgehen wollen. Sie werden abwarten, bis die drei Spießgesellen zurück sind. Dann soll der Frühling ihnen weismachen, dass die Höhle gleich zusammenbricht und sie unter den Trümmern begraben werden. „Und wenn Jannik dann das Rumpeln ertönen lässt, laufen sie hoffentlich vor Angst weg und haben keine Lust mehr, den Frühling festzuhalten“, freut sich Papa Stefan. Schnell geht er zurück zum Frühling und erklärt ihm den Plan. Dann schleicht er sich wieder hinaus. Alle drei verstecken sich hinter einem großen Schneehaufen. Lange müssen sie nicht warten. Da sehen Sie die drei Übeltäter schon auf die Höhle zukommen. „Wollen wir doch mal sehen, was unser zarter Frühling macht“, brüllt der Sturmwind und die Bäume, die vor der Höhle stehen, biegen sich und drohen zu zerbrechen.
Als die drei in der Höhle verschwunden sind, schleichen sich Papa Stefan, Jannik und Nele hinterher und lauschen. „Da seid Ihr ja“, hören sie den Frühling, „ich habe so einen Hunger. Gebt mir doch bitte nur ein kleines Stückchen Sonne. Ich bin schon ganz schwach.“ „Papperlapapp“, grölt der Winter, „du brauchst keine Sonne. Bald bist du tot und dann ist endlich Schluss mit Frühlingsgefühlen. Darauf freue ich mich richtig.“ Da schaut der Frühling die drei an. „Habt ihr das gehört? Vorhin war es schon mal da. Es rumpelt immer so heftig. Ich glaube, die Höhle bricht zusammen. Ihr tretet zu fest auf.“ „Was willst du uns denn nun wieder weismachen“, antwortet lachend der Eisregen. „Glaubst du, darauf fallen wir herein?“ „Jetzt“, flüstert Papa Stefan und Jannik drückt auf sein Handy. Im nächsten Moment hört man wieder das fürchterliche Rumpeln. Jannik hat auf volle Lautstärke gestellt. Die drei Bösewichter fahren zusammen. „Lasst uns schnell von hier verschwinden“, ruft da der Eisregen ängstlich „ich glaube, die Höhle bricht tatsächlich zusammen.“ „Okey, du hast Recht“. Auch der Winter wirkt plötzlich nicht mehr so stark und überlegen. „Damit ist dann aber der Fall mit dem Frühling auch gelöst“, sagt der Sturmwind noch und blitzschnell laufen alle drei zurück zum Höhlenausgang. Jannik und Nele eilen hinterher und schauen ihnen nach. „Die kommen so schnell nicht wieder, Papa“, ruft Nele fröhlich. Papa Stefan nimmt sein Taschenmesser und löst dem Frühling die Fesseln. Überglücklich, aber völlig erschöpft, sackt er zusammen. „Ich glaube, wir müssen unseren Freund nach Hause tragen“, sagt Papa Stefan zu den Kindern und nimmt ihn behutsam auf den Arm. Gemeinsam treten sie den Heimweg an. Und überall, wo sie vorbeikommen, merken sie, dass der Schnee schmilzt und die ersten Frühlingsblumen ihre Köpfchen aus der Erde stecken.
Endlich sind sie zu Hause angekommen. Überglücklich nimmt Mutter Anja alle in den Arm. „Jetzt wird alles gut“, strahlt sie. „Kommt herein und wärmt Euch.“
Und schon nach ein paar Tagen hat sich der Frühling richtig erholt. Überall grünt und blüht es. Die Menschen haben endlich wieder gute Laune. Die Kinder spielen draußen, lachen und singen.
Und der Winter? Der hat sich mit seinen Freunden versteckt. Und er ist bis heute nicht wieder aufgetaucht.
Linnea und der Schmetterling
Linnea sitzt im Garten auf der Schaukel und träumt. Da fliegt ein Schmetterling auf ihre Nase. „Hey, das kitzelt“, sagt sie lachend. „Oh, Entschuldigung, ich wollte mich nur ein wenig ausruhen. Ich fliege ja schon weiter“, antwortet der Schmetterling und fliegt davon. „Halt, halt“, ruft Linnea, „lass dich anschauen.“ Sie springt von der Schaukel und läuft dem Schmetterling hinterher. Doch der fliegt und fliegt. Linnea läuft immer weiter, aber den Schmetterling holt sie nicht ein. Und dann sieht sie ihn nicht mehr. Linnea bleibt stehen. Wo bin ich denn hier, denkt sie. Oh je, ich bin ja ganz weit weg von zu Hause im Wald. Wie finde ich denn nun zurück? Linnea schaut sich um und sieht ein kleines Reh. „Hallo, kleines Reh“, ruft sie ihm zu, „ich heiße Linnea und bin einem Schmetterling hinterhergelaufen. Und jetzt weiß ich nicht, wie ich wieder nach Hause komme. Kannst du mir sagen, wie ich aus dem Wald finde?“ „Nein, tut mir leid“, antwortet das kleine Reh, „was soll ich auch woanders. Ich lebe hier im Wald und habe alles, was ich brauche. Und jetzt muss ich zu meiner Mama.“ Schon ist das kleine Reh im Wald verschwunden.
Da hört Linnea etwas: „tok, tok, tok“. Was ist denn das, denkt sie und läuft auf das Geräusch zu. Ein Specht sitzt an einem Baumstamm und pocht mit seinem Schnabel auf die Rinde. „Lieber Specht“, fragt Linnea, „kannst du mir sagen, wie ich aus dem Wald herausfinde?“ „Oh, leider nicht“, antwortet der Specht, „tok tok, tok. Was soll ich auch außerhalb des Waldes. Hier habe ich alles, was ich benötige, schau.“ Und schon zieht er eine Raupe aus der Baumrinde.
Auf einem Ast sieht Linnea einen Spatzen. „Ach, du kleiner Spatz“, ruft sie zu ihm hoch. „Du weißt doch sicher, wie es aus dem Wald herausgeht.“ „Ja natürlich“, flötet der Spatz, „Du brauchst nur geradeaus zu fliegen. Flieg mir doch einfach hinterher.“ „Aber ich kann doch gar nicht fliegen“, will Linnea rufen. Doch da ist der Spatz schon hoch in den Lüften und nicht mehr zu sehen.
Linnea geht traurig weiter. Plötzlich steht sie vor einem kleinen See. Auf einem Seerosenblatt sitzt ein dicker Frosch. „Du lieber dicker Frosch, kannst du mir sagen, wie ich aus dem Wald herausfinde? Ich möchte nach Hause“, ruft sie zu ihm hinüber. „Tut mir leid, quak“, antwortet der Frosch, „was soll ich denn da draußen. Hier habe ich doch alles zum Leben.“ Er streckt seine Zunge aus und fängt eine Fliege. „Quak, quak, mmh, lecker.“
Linnea ist nun schon so viel gelaufen. Sie wird ganz müde. Ich muss mich erstmal setzen, denkt sie, da hinten, das sieht aus, wie ein Hocker, da ruhe ich mich ein wenig aus. Gerade will sie sich hinsetzen, da hört sie eine Stimme: „Halt, halt, willst du uns alle töten?“ Erschrocken dreht sich Linnea um. Da steht ein Ameisensoldat vor ihr und schaut sie böse an. „Siehst du denn nicht, dass das unser Zuhause ist?“ „Ach, Entschuldigung, lieber Ameisensoldat“, sagt Linnea leise zu ihm, „das habe ich wirklich nicht gesehen. Aber ich bin so müde. Ich bin einem Schmetterling hinterhergelaufen und jetzt finde ich nicht aus dem Wald. Kannst du mir helfen und mir sagen, wie ich nach Hause komme?“ „Oh, das weiß ich nicht“, antwortet der Ameisensoldat. „Wir leben nur hier im Wald. Hier finden wir alles, was wir brauchen, schau nur.“ Da kommt ein ganzer Trupp Ameisen und jede trägt Proviant auf dem Rücken. Die eine hat eine Beere, eine ein Stück Apfel, wieder eine andere ein Bröckchen Brot, und so weiter.
Ach, Linnea wird immer trauriger. Und sie hat Hunger. Da setzt sich der Schmetterling auf ihre Schulter. „Da bist du ja noch“, sagt er fröhlich zu ihr, „musst du nicht längst zu Hause sein?“ „Ach, Schmetterling“, weint Linnea, „du bist so schnell davongeflogen. Und jetzt finde ich nicht mehr zurück. Du weißt doch sicher, wie ich nach Hause komme?“ „Kein Problem“, antwortet der Schmetterling, „wenn ich mich ein wenig auf deiner Schulter ausruhen darf, zeige ich dir den Weg.“ „Oh wie fein“, Linnea ist so froh. Der Schmetterling auf ihrer Schulter weist ihr nun den Weg und im Nu sind sie zu Hause. Die Mutter wartet schon am Gartentor. „Tschüss Linnea, ich muss weiter“, ruft der Schmetterling und fliegt ganz schnell davon. Linnea schaut ihm hinterher. „Danke, lieber Schmetterling“, sagt sie leise.
Die Mutter nimmt sie in den Arm. „Linnea, wo warst du nur? Ich habe so eine Angst gehabt“, sagt sie besorgt. „Ach Mama, du brauchst doch keine Angst zu haben. Der Schmetterling hat mir den Weg nach Haus gezeigt.“ Und dann erzählt sie der Mutter vom Reh, dem Specht, dem kleinen Spatzen, dem Frosch und dem ärgerlichen Ameisensoldaten. Die Mutter hört ihr zu, schüttelt mit dem Kopf und antwortet: „Kind, wo nimmst du nur diese Fantasie her? Komm ins Haus. Ich habe Schokoladenpudding gekocht.“
Wie Naseweis auf die Erde plumpste
Es ist ein richtig schöner Frühlingstag. Am Himmel stehen weiße Schäfchenwolken und die Sonne lacht. Zwischen all den Wolken steht ein ganz kleines, kugelrundes Wölkchen. Es heißt Naseweis und hat diesen Namen nicht umsonst, denn es ist sehr neugierig. Das kleine Wölkchen schaut nach unten auf die Erde und sieht all die bunten Frühlingsblumen in den Gärten. Wie schön das leuchtet, bis oben zum Himmel hinauf. Das möchte sich Naseweis genauer ansehen. Ganz langsam schwebt es hinunter und plumps, es landet mitten in einem Blumenbeet. Oh, ist das schön. Naseweis freut sich so und kann sich gar nicht sattsehen.
„Was machst du denn da unten, Naseweis? Komm sofort wieder hoch an den Himmel.“ Oh je, das ist die tiefe Stimme der dicken Wolke Gerda. „Ja, ja, gleich“, ruft Naseweis ängstlich hinauf, denn Gerda kann sehr böse werden, wenn man nicht auf sie hört. Naseweis versucht, wieder hinauf zu schweben, aber es gelingt nicht, so sehr es sich auch anstrengt. Das kleine Wölkchen ist schon ganz außer Atem.
„Bist du immer noch nicht oben? Nun beeil dich aber mal“, hört es wieder Gerda rufen. Wenn ich doch nur könnte, denkt das kleine Wölkchen Naseweis traurig und fängt an zu weinen. Der Boden des Blumenbeetes ist schon ganz nass geworden.
Da kommt die kleine Meila in den Garten. Und sie ist genauso neugierig wie Naseweis. Als sie nun das kleine Wölkchen mitten im Blumenbeet entdeckt, lacht sie fröhlich. „Wie kommst du denn hierher? Musst du nicht oben am Himmel stehen, wie die anderen Wolken?“ Naseweis schaut das kleine Mädchen traurig an. „Ich will ja zurück an den Himmel, aber ich schaffe es nicht allein“, flüstert das kleine Wölkchen ganz erschöpft. „Na dann komm, ich helfe dir“, sagt Meila mit sanfter Stimme. Sie nimmt Naseweis behutsam auf den Arm und läuft bis in die hinterste Ecke des Gartens. Dort steht ihr buntes Klettergerüst. Meila steigt vorsichtig bis nach oben. Das ist gar nicht so einfach mit Naseweis auf dem Arm. Endlich hat sie es geschafft und sie setzt das kleine Wölkchen auf der obersten Stange ab. „Von hier aus kommst du bestimmt bis zum Himmel“, sagt Meila leise und steigt langsam wieder hinunter. Dann schaut sie nach oben. Wird es dem kleinen Wölkchen gelingen, wieder zum Himmel zu kommen? Tatsächlich, es dauert gar nicht lange, da schwebt Naseweis ganz nach oben und ist wieder bei all den anderen schönen weißen Schäfchenwolken. „Das wurde aber auch Zeit“, poltert Gerda wütend, „Wolken haben auf der Erde nichts zu suchen.“ Naseweis ist ganz kleinlaut geworden und verspricht, nie wieder auf die Erde zu schweben.
Aber dazu ist Naseweis viel zu neugierig.
Herr Hase und Frau Huhn
Es ist eine Woche vor Ostern. Herr Habakuk Hase hat schon alle seine Farben bereitgestellt und die Pinsel sind frisch gewaschen. Es wird Zeit, die Eierbestellung abzuholen, denkt er sich. Sonst schaffe ich es nicht mehr bis Ostern, alle Eier schön bunt zu bemalen.
Also macht er sich auf zu seiner Eierlieferantin, Frau Eilalia Huhn. „Guten Morgen, meine liebe Eilalia“, begrüßt er sie freundlich. „Haben Sie meine Eier für das Osterfest bereit?“ „Natürlich, mein Lieber“, gackert Frau Eilalia Huhn empört. „Habe ich Sie schon einmal enttäuscht? Eines ist gleichmäßiger als das andere, schauen Sie nur.“ Mit weit ausgebreiteten Flügeln zeigt sie auf einen großen Korb, vollgefüllt mit prächtigen Eiern. „Ich wusste doch, auf Sie ist Verlass, meine Liebe“, antwortet Habakuk Hase. „Ich danke Ihnen. Dann will ich mich mal gleich an die Arbeit machen.“ Er nimmt den schweren Korb auf den Rücken und hoppelt zu seiner Malerwerkstatt.
Nach ein paar Stunden hat er schon eine Menge Eier angemalt. Er wischt sich den Schweiß von der Nase. Ich glaube, ich brauche eine kleine Pause, denkt er, nimmt sich eine saftige Möhre und beißt herzhaft hinein.
„Ich denke, Sie haben so viel zu tun, mein Lieber!“ Frau Eilalia Huhn schaut um die Ecke und schüttelt mit dem Kopf. „Also ehrlich“, Habakuk Hase fühlt sich ertappt. „Eine kleine Pause muss mir doch erlaubt sein. Ich mache ja gleich weiter.“ Seufzend nimmt er wieder den Pinsel und bemalt das nächste Ei. „Wissen Sie was, ich helfe Ihnen“, schlägt Frau Eilalia Huhn vor. „Na, das wäre natürlich wunderbar. Zu zweit schaffen wir die restlichen Eier blitzschnell.“ Habakuk Hase strahlt sie an. „Haben Sie eine Schürze für mich? Mein schönes Federkleid muss schon sauber bleiben.“ „Ich glaube, irgendwo liegt noch eine, Moment, ich schaue