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Penny will ihre Schwester finden. Die Alchemielehrerin braucht Antworten und dafür ist sie bereit alles zu tun. Ihre Suche führt sie immer weiter in die Tiefen ihrer Stadt und ihrer Selbst. Chris will seine Mutter retten. Der Tagelöhner braucht dringend Geld. Als er einen besonders skrupellosen Job annimmt, steht ihm plötzlich seine eigene Vergangenheit gegenüber. Als die beiden aufeinander treffen, eröffnet sich ihnen, das hinter all dem ein viel größerer Plan steckt. Sie müssen handeln, wenn sie nicht mehr verlieren wollen als Mutter und Schwester
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Seitenzahl: 251
Veröffentlichungsjahr: 2020
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Texte: © Copyright by Isabelle Bendig, Wersener Landstraße 23a, 49076 Osnabrück
Buchsatz: © Copyright by Catherine Strefford | buchcover.catherine-strefford.de
Umschlag: © Copyright by Robyn van Haase (https://robyn.vanhaase.de/)
Lektorat: Sebastian Hädrich
Herausgaber/Digitaler Druck: Epubli, ein Service der Neopubli GmbH
Köpenicker Straße 154a
10997 Berlin
Bibliographische Informationen der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar
Für meine Schwester die mir immer den richtigen Rückhalt gegeben hat
Dieses Buch behandelt einige Dinge, die für manche Leserinnen oder Leser verstörend sein oder zu Triggern führen könnten.
Eine Liste dieser Themen befindet sich auf der nächsten Seite.
• Tod eines Elternteils
• gewaltätiger Elternteil / Gewalt in der Ehe
• leichter Body Horror
• Darstellung von Gewalt
• Tod eines Kindes
• Beerdigung eines Kindes
• emotionale Gewalt
Narat: Hauptstadt der Flusslande
Magieanwender (Mawe): Das größte Volk in den Flusslanden. Sie sind dazu in der Lage, die Kräfte der Magie zu bändigen und unter ihre Kontrolle zu bringen.
Schicksalsseher: Magieanwender, die von sich behaupten das Schicksal einzelner Personen in deren Händen lesen zu können
Rotes Fieber: Eine Krankheit mit unbekanntem Auslöser. Es gibt kein Heilmittel; der Tod tritt nach mehreren Jahren der Erkrankung ein. Das Leiden kann durch Medikamente verringert werden.
Symptome: Krampfanfälle, rote Verfärbung der Haut an Armen und Beinen, starkes Schwitzen, Schwindel und Übelkeit, im späteren Stadium Blutspucken und Ohnmacht
Arak: Eine Rasse von menschengroßen Insekten. Sie leben in den Sumpflanden, wo sie ihrer Handwerkskunst frönen und Sumpfkräuter anbauen. Sie handeln viel mit den Bewohnern von Narat und den Flusslanden.
Rokariar: Eine Rasse übergroßer, an Nashörner erinnernde Wesen. Sie leben in der Weiten Ebene. Aufgrund ihrer großen Körperkraft werden sie in den Flusslanden gerne für körperliche Arbeiten eingestellt.
Warkhasen: Die typische Form der Hasen, die die Flusslande besiedelt haben. Für die meisten Bauern sind sie zu einer Plage geworden.
Viperndrache: eine mittlerweile ausgestorbene Drachenart.
Basrabären: eine große Bärenart, die in den Bergen von Basra leben.
Baralwurzel: eine Pflanze, die tief in den Sümpfen rund um die Flusslande wächst. Ihr werden halluzinogen Wirkungen zugeschrieben.
Aramieholz: eine besondere Holzart, der sehr viel Widerstandskraft nachgesagt wird. Die meisten Häuser werden daraus gebaut.
Stein/Schritt: Die üblichen Maßeinheiten der Flusslande für Gewicht und Länge. Die nächstgrößeren Einheiten sind Brocken und Großschritt
Die Reste des Feuerwerkes schimmerten noch am Himmel. Auf dem Marktplatz von Narat drängten sich die Leute um die vielen bunten Zelte und Wagen. Seit einigen Tagen war ein Jahrmarkt in der Stadt und Chris, Penny und Rohan wollte die Gelegenheit nutzen, um sich etwas abzulenken Der Stress der bald anstehenden Prüfungen nagten an ihnen.
Nun schritten sie eine der Hauptmeilen des Jahrmarktes entlang. Chris hielt eine Tüte mit gerösteten Nüssen in der Hand und schob sich zufrieden immer wieder einige davon in den Mund, während Penny ihren Blick über die verschiedenen Stände gleiten ließ. Rohan hatten sie irgendwo bei den Dosenwurfständen verloren. Sie würden sich wiederfinden – spätestens in der Schule.
Plötzlich sprang eine kleine, in einem grauen Umhang eingepackte Gestalt vor sie auf die Straße. Penny stolperte erschrocken rücklings gegen Chris, der sich fast an seinen Nüssen verschluckte.
Die Gestalt stellte sich als ältere Frau heraus. Ihre silbernen Augen blickten aus einer tief nach unten gezogenen Kapuze zu ihnen hinauf.
„Ihr beide seid zur rechten Zeit am rechten Ort. Kommt, kommt.“
Sie winkte die Beiden heran und deutete auf ein Zelt am Straßenrand. Es war über und über mit Sternen bedeckt, die im Licht der tiefstehenden Sonnen funkelten.
Penny blickte fragend zu Chris. Dieser zuckte nur mit den Schultern.
„Was erwartet uns denn, Mütterchen?“, fragte er so höflich wie möglich.
Die alte Dame lächelte.
„Nicht weniger als euer Schicksal.“
Damit verschwand sie in ihrem Zelt.
Penny und Chris zögerten beide. Es war nicht ungewöhnlich, Schicksalsseher auf Jahrmärkten anzutreffen, doch die wenigsten waren so direkt wie diese. Irgendetwas an ihr brachte die zwei Freunde dazu, das Zelt zu betreten. Es war eine Art Kraft, ein Sog, der von dem Zelt ausging. Obwohl sie ihnen nicht wohl dabei war, gingen ihre Füße wie von selbst auf das Zelt zu.
Es war klein, die Decke hing so tief, dass Chris sich stark bücken musste, um nicht gegen die in der Luft schwebenden Kerzen zu stoßen. Auf dem Boden lag ein großer Teppich. In der Mitte des Zeltes stand ein Tisch mit so kurzen Beinen, sodass es wirkte, als würde die Platte direkt auf dem Boden aufliegen. Darum herum lagen mehrere Kissen. Die alte Dame war nicht zu sehen.
Penny setzte sich mit überschlagenen Beinen auf eines der Kissen, den Rücken zum Ausgang.
„Du weißt, dass das mit großer Wahrscheinlichkeit alles Humbug ist“, meinte sie an Chris gewandt.
Dieser stopfte sich die Tüte in die Manteltasche und setzte sich auf ein Kissen neben sie. Dabei winkelte er ein Knie an, um den rechten Arm darum legen zu können.
„Ich war noch nie bei einem Schicksalsseher“, gab er zu. „Aber es verwundert mich nicht, dass du nichts dafür übrig hast.“
„Es gibt keine Fakten, die bestätigen, dass sie das Schicksal der Leute wirklich sehen können.“
Penny war rational – in Chris’ Augen manchmal zu rational.
Die alte Dame tauchte wieder auf. Sie stellte ein Gefäß mit rauchenden Hölzern darin auf den Tisch. Der Qualm roch süßlich und kratzte in der Lunge. Chris hustete.
„Was ist das?“, fragte er leise.
„Aramieholz“, antwortete Penny nur.
„Hatten wir das in der Schule schon?“
„Ja.“
Penny klang etwas angesäuert, was Chris nicht verwunderte. Immerhin gab sie ihm Nachhilfe in Alchemie. Um sie wieder milde zu stimmen, setzte er ein entschuldigendes Lächeln auf. Die alte Dame setzte sich auf die andere Seite des Tisches und legte ihre Hände mit den Handflächen nach oben auf den Tisch.
„Reicht mir eure rechte Hand“, forderte sie die beiden Freunde auf.
Sie zögerten.
„Wie viel wird uns das kosten?“, hakte Chris nach.
Wieder lächelte die alte Dame nur.
„Gar nichts. Meine Dienste sind umsonst.“
Es war etwas in ihrer Stimme, dass beide dazu brachte jeweils die rechte Hand auf den Tisch zu legen. Die Dame ergriff ihre Hände und drehte sie mit den Handinnenflächen gen Decke. Ihre Daumen legte sie genau in die Mitte. Dann senkte sie den Kopf und summte leise vor sich hin.
„Ich spüre … große Macht. Eine starke Verbindung zur Magie bei beiden von euch. Es verbirgt sich in euch, doch ihr werdet die Möglichkeit erhalten, es freizusetzen.“
Sie hob ihren Blick.
„Das Schicksal wird nicht gnädig mit euch sein. Haltet euch bedeckt, fallt nicht zu sehr auf. Dann wird das Schicksal vielleicht überdenken, was es euch antun wird. Kämpft gegen die Magie in euch.“
Von einem Moment auf den anderen änderte sich etwas. Das Zelt schien zu schrumpfen. Alles wurde enger, kleiner. Panik breitete sich unter den Freunden aus. Sie wollten nur noch raus hier.
Gleichzeitig entzogen sie der alten Damen ihre Hände. Chris stand als Erster auf.
„Danke für den Ratschlag.“
„Ja.“
Penny erhob sich ebenfalls. Die alte Dame blickte sie nur an.
„Beachtet meine Worte. Ihr steht abseits von allen anderen auf dem Weg des Schicksals. Fordert es nicht heraus.“
„Danke, aber wir werden jetzt gehen.“
Penny packte Chris bei der Hand und zog ihn mit sich nach draußen. Sie traten ein paar Schritte von dem Zelt weg.
„Was war das denn?“, fragte Chris kopfschüttelnd.
„Was hast du erwartet? Alle Schicksalsseher sind so drauf.“
Penny zog sich ihr leicht verrutschtes Oberteil zurecht. Chris schüttelte nur den Kopf.
„Das meine ich nicht. Hast du es nicht gespürt? Da drin stimmte etwas nicht. Ganz gewaltig nicht.“
„Ja, aber ich kann nicht sagen was es war.“
Bevor sie weiter darüber nachdenken konnten, kam aus der Menge der Besucher Rohan auf sie zu. Er hatte einen großen Teddybären aus Plüsch unter den Arm geklemmt und strahlte breit.
„Da seid ihr ja. Ihr ahnt nicht, was ich gerade erfahren habe.“
„Dann sag es uns“, meinte Chris. Er war kein Freund von Ratespielen.
Rohan verdrehte die Augen.
„Du nimmst einem auch aus allem den Spaß, Chris. Also, an einem der Stände hat ein Mann mir erzählt, dass morgen Nacht der größte Sternenschauer des Jahrhunderts zu sehen sein soll. Das müssen wir uns anschauen.“
„Du möchtest also, dass wir uns zur Sperrstunde aus der Schule schleichen“, schlussfolgerte Penny.
Rohan winkte den Kopf hin und her.
„Es ist ein Ereignis, das sich erst in vielen hundert Jahren vielleicht wiederholen wird. Das sollten wir nicht verpassen.“
„Und wenn wir nicht kommen, gehst du ohne uns.“
Penny blickte Rohan fragend an. Er nickte.
„Ich lasse mir das nicht entgehen. Aber schöner wäre es natürlich, wenn meine zwei besten Freunde dabei wären.“
„Na schön“, brummte Chris. „Wir können nicht zulassen, dass du erwischt wirst.“
„Hey“, setzte Rohan zum Protest an, grinste aber spitzbübisch.
Penny ergab sich mit einem Seufzen. „Na schön.“
Die zwei Monde standen hoch über der Jane-Schule für höhere Magie. Auf den Fluren, die zu den Schlafzimmern führten, herrschte Stille. Die kleinen Schlafzimmer, die sich immer zwei Schülerinnen oder Schüler teilten, waren in tiefe Dunkelheit getaucht. In einem lag Chris auf seinem Einzelbett und starrte an die Zimmerdecke. Er wartete. In der Ferne erklangen leise Glockenschläge. Chris zählte leise von zehn rückwärts. Dann schwang er sich aus dem Bett.
„Rohan“, zischte er. „Es geht los.“
Genau wie er hatte auch Rohan seine normale Kleidung anbehalten. Sie schlichen zusammen zur Tür. Chris öffnete sie einen Spalt breit und wagte einen vorsichtigen Blick nach draußen. Es war niemand zu sehen. Durch den Spalt huschten die beiden Jungen nach draußen. Leise schloss Rohan die Tür. Auf leisen Sohlen – ihre Schuhe trugen sie in den Händen – bewegten sie sich durch den Flur. Plötzlich bemerkte Chris einen kurzen Lichtschein einige Meter vor ihnen. Er gab Rohan ein Zeichen, stehen zu bleiben und sich zu verstecken. Sie waren in eingespieltes Team. Jeder von ihnen drückte sich in einen Türrahmen. Das Licht kam näher.
Im Schein einer fliegenden Lichtkugel kam ein Lehrer den Flur herunter. Er schlenderte bedächtig und ließ den Blick hin und her schweifen. Die kleine Lichtkugel hüpfte über seinem Kopf umher. Chris presste sich gegen die Tür. Er stellte sich sogar auf die Zehenspitzen, wobei sein Kopf unangenehm gegen den oberen Rand des Türrahmens stieß. Als der Lehrer mit ihm auf einer Höhe war, blieb er stehen. Chris krallte die Hände in die Tür. Der Lehrer blickte sich um.
Und ging weiter.
Chris erlaubte sich erst tief durchzuatmen, als das Licht nicht mehr zu sehen war. Rohan tauchte vor ihm auf und packte ihn am Arm.
„Komm“, zischte er.
Nun bewegten sie sich etwas schneller über den Flur. Es war nur eine Frage der Zeit, bis der Lehrer den Rückweg antrat. Und dann wollte sie nicht mehr hier sein. Durch eine große Holztür am Ende des Flurs ging es raus in das große, breite Treppenhaus.
Dieses erstreckte sich einmal schräg durch das Gebäude, um so alle Etagen mit den Schlafzimmern und Klassenräumen miteinander zu verbinden. In der Mitte wurde sie von einem goldenen Geländer geteilt, darüber hingen prächtige Kronleuchter an der Decke. Blumenkübel mit exotischen Pflanzen standen schier willkürlich verteilt herum. Rohan und Chris schlossen leise die Tür zum Flur wieder und sahen sich um.
„Wir sollten sie doch hier treffen“, murmelte Rohan.
„Keine Panik, das klappt schon“, versuchte Chris ihn zu beruhigen.
Doch er war ebenso nervös wie Rohan. Verzögerungen im Zeitplan kamen einer Katastrophe gleich. Da entdeckte er einen blonden Haarschopf hinter einer Pflanze.
„Penny“, zischte die beiden Jungen synchron.
Sie tauchte hinter der Pflanze auf. Gut sichtbar atmete sie erleichtert durch.
„Da seid ihr ja“, flüsterte sie ihnen zu, als ihre Freunde vor ihr standen.
„Wir sind fast Professor Ramu in die Arme gelaufen“, erklärte Rohan. „Und du weißt genau, was passiert, wenn er uns während der Sperrstunde in die Finger kriegt. Dann möchte ich nicht in unserer Haut stecken.“
Penny verzog erschrocken das Gesicht, doch Chris winkte nur ab.
„Los, weiter.“
Er schlich vorneweg die Treppe runter. Dabei blieb er auf dem Teppich in der Hoffnung, so möglich wenige Geräusche zu machen. Am Ende der Treppe standen zwei Lehrer mit den Rücken zu ihnen. Über ihnen schwebten wieder zwei kleine Lichtkugeln. Die Lehrer unterhielten sich flüsternd. Chris, Rohan und Penny hielten inne. Sie sahen sich nach einem weiteren Weg nach unten um. Chris deutete auf das Geländer an der rechten Seite. Mit einem Satz schwang er sich darüber. Er löste durch eine kleine Handbewegung einen Zauber aus, der seinen Fall abfederte. Trotzdem verharrte er ein paar Minuten ohne sich zu rühren. Von den Lehrern kam keine Reaktion.
Chris trat einen Schritt von der Treppe weg und wandte sich um. Penny und Rohan beugten sich über das Geländer. Im schwachen Licht glaubte Chris ihre fragenden Gesichter auszumachen. Durch einen erhobenen Daumen zeigte er ihnen, dass alles in Ordnung war. Schon landeten sie neben ihm auf dem alten, leicht staubigen Teppich. Hinter der Treppe führte eine kleine Tür in den Hof der Schule.
Die drei Freunde standen in der kühlen Luft der Nacht auf einer steinernen Terrasse. Stühle und Tische waren an die Seite geräumt worden. Jemand hatte seine Bücher über Astrologie auf der kleinen Mauer liegen gelassen. Eine Steintreppe führte den Hügel hinab zu den Sportfeldern. Dahinter lag das Teufelsmoor.
„Wir könnten uns auf das Rennfeld setzen“, schlug Penny vor, während sie sich ihre Schuhe anzogen.
Doch Rohan schüttelte den Kopf. Er deutete auf das Teufelsmoor.
„Lasst uns dort hingehen. Da sind keine Lichter, die uns stören und wir können nicht sofort entdeckt werden.“
Er holte seine Taschenuhr mit den sich ruhig drehenden Zahnrädern an der Unterseite heraus.
„Und wir müssen uns beeilen.“
Mit schnellen Schritten lief der die Stufen hinab. Chris und Penny folgten ihm. Über einen Schotterpfad zwischen zwei der Sportfelder gelangten sie direkt zum Teufelsmoor.
Die alten, teilweise blattlosen Bäume wiegten sich im Wind. Die Äste erinnerten an lange, dünne Finger. In der Ferne blubberten einige Stellen im Moor.
„Im Dunkeln ist das irgendwie unheimlich“, murmelte Chris.
Penny tätschelte ihm sanft die Schulter.
„Wir sind ja zu dritt.“
„Das beruhigt etwas.“
„Hey, hierher!“
Rohan saß auf einem umgestürzten Baum. Chris und Penny schlossen zu ihm auf und setzten sich links und rechts neben ihm. Ihre Blicke wanderten gen Himmel, an dem die Sterne ruhig funkelten. Aber keiner bewegte sich.
Die Freunde warteten.
Nach einer Weile tauchte der erste sich bewegende Stern auf. Als heller Streifen schoss er über den Himmel. Rohan riss eine Hand nach oben.
„Da!“
Auf den ersten folgte der zweite. Und der dritte. Schon bald war der Himmel voller heller Streifen. Das Licht fiel bis auf die Spitzen der Bäume, was diese noch seltsamer und beängstigender aussehen ließ.
„Wow“, entfuhr es Chris und Penny synchron.
„Ich habe doch gesagt, das wird interessant“, hauchte Rohan.
Der Schauer wurde größer und größer. Er füllte den gesamten Himmel aus. Chris ließ sich vom Baum gleiten, den Blick weiterhin nach oben gerichtet. Etwas kam ihm komisch vor; es fühlte sich nicht richtig an. Das Licht wurde heller. Chris kniff die Augen zusammen.
„Rohan, soll das so aussehen?“
„Ich … weiß nicht.“
Er und Penny traten an Chris’ Seite. Sie sahen mittlerweile genauso beunruhigt aus wie er sich fühlte.
„Mir gefällt das nicht“, murmelte Penny.
Da explodierte etwas mitten im Teufelsmoor. Eine Druckwelle fegte über die Köpfe der Freunde hinweg.
“WEG!“, brüllte Chris.
Die nächste Explosion riss ihn von den Füßen.
Als Chris wieder zu sich kam, klingelten ihm die Ohren und sein Kopf dröhnte. Mit geschlossenen Augen richtete er sich auf. Als er sie öffnete, war das Bild vor ihm verschwommen. Sofort tastete er nach seiner Brille. Diese war am Nasenteil gebrochen, sodass die beiden Gläser nach unten baumelten und die Bügel an seinen Ohren zogen. So gut er konnte, drückte er sie wieder zusammen, legte von jeder Seite einen Daumen daran und konzentrierte sich. Das Material unter seinen Fingern wurde warm, fast schon heiß. Als er sich die Brille wieder aufsetze, fühlte sie sich enger an, aber sie hielt.
„Chris!“
Erschrocken wandte sich der Angesprochene um. Penny kam auf ihn zugerannt. Ihre Kleidung war völlig verdreckt, sie musste ebenso wie er im Dreck gelandet sein.
„Bist du in Ordnung?“, fragte sie besorgt nach. Gleichzeitig hielt sie ihm helfend eine Hand hin.
„Wird schon gehen.“
Er ließ sich von ihr aufhelfen.
„Wo ist Rohan?“
„Keine Ahnung. Ich bin da hinten zu mir gekommen.“
Sie deutete in Richtung Schule. Auch Chris stellte fest, dass er einige Schritt vom umgestürzten Baum entfernt gelegen hatte. Von Rohan fehlte jede Spur. Penny warf Chris einen nervösen Blick zu.
„Du bist größer als ich. Siehst du ihn?“
„Nein …. Moment, warte mal.“
Chris schob sich die Brille wieder zurecht. Auf der anderen Seite des umgestürzten Baumes, nahe dem dichter bewachsenen Teil des Teufelsmoors, glaubte Chris eine Bewegung zu sehen. Sofort rannte er los, Penny war direkt hinter ihm. Tatsächlich erhob sich aus dem weichen, feuchten Gras Rohan. Er wankte hin und her, hielt sich dabei den Kopf und murmelte leise Flüche vor sich.
„Rohan, alles in Ordnung?“, fragte Chris, als er neben seinem Freund stand.
Rohan zuckte mit den Schultern.
„Glaube schon, keine Ahnung. Was ist passiert?“
„Sehen wir aus, als wüssten wir das?“, meinte Penny.
Rohan zuckte nur mit den Schultern. Währenddessen blickte Chris zur Schule hinauf. Diese lag immer noch still da, niemand schien bemerkt zu haben, was hier passiert war. Er atmete erleichtert auf. Rohan und Penny waren immer noch darüber am diskutieren, was mit ihnen geschehen war.
„Fühlte sich an wie eine Explosion“, stellte Penny fest.
„Ja. Aber dann hätten wir etwas abbekommen müssen. Zumindest einen Kratzer.“
Rohan schob die Ärmel seiner Jacke hoch und warf einen Blick unter seinen Rock.
„Leute“, warf Chris ein. Er musste lauter gewesen sein, als geplant, den beide schauten ihn erschrocken an. Also senkte er seine Stimme wieder.
„Lasst uns das bitte auf später verschieben. Es scheint zwar so zu sein, als hätte niemand etwas bemerkt, aber ich für meinen Teil möchte nicht hier sitzen und abwarten, bis wir doch erwischt werden. Wir sollten zurück.“
„Guter Punkt“, stimmte Penny zu.
Rohan nickte. „Dann los.“
So schnell wie möglich liefen sie den Weg zurück in die Schule. Hinter ihnen stieg aus dem Teufelsmoor Rauch hervor.
*
Als Chris am nächsten Morgen die Terrasse betrat, war alles ganz normal. Seine Mitschüler saßen zusammen an den Tischen, einige lernten, andere waren über Brettspiele gebeugt. Die zwei Sonnen hatten es geschafft, die Luft so weit anzuwärmen, dass man im ärmelfreien Shirt draußen sitzen konnte. Wenn man wollte. Chris gehörte aus gutem Grund zu denen, die nicht wollten. Er öffnete den obersten Knopf seines Hemdes und trat nach draußen. Sein Blick wanderte in Richtung des Teufelsmoors.
Eine leicht schimmernde, magische Barriere umgab es. Davor standen mehrere vollkommen schwarze Kutschen, um die Gestalten in dunklen Anzügen herumliefen. Chris war beunruhigt. Er überquerte die Terrasse und setzte sich zu Penny und Rohan an einen Tisch etwas abseits.
„Sie haben doch etwas bemerkt“, meinte Rohan nur.
„Keine Panik“, beruhigte Penny ihn. „Bis jetzt hat noch niemand mit uns darüber gesprochen. Sie werden den Rauch bemerkt haben und daraufhin das kaiserliche Ministerium herangezogen haben. Ich kann meinen Vater fragen.“
„Und dein Vater würde auch gar nicht nachfragen, warum uns das interessiert“, brummte Chris. Er legte seine Sachen auf den Tisch und beugte sich vor.
„Anderes Thema. Schaut euch das mal an.“
Er schlug den Ärmel seines Hemdes zurück und enthüllte ein Symbol an der Unterseite seines Unterarms. Es erinnerte an ein verschnörkeltes Sechseck mit Runen in der Mitte. Anstatt zu antworten, zog Penny den Ärmel ihrer Bluse hoch und offenbarte ebenfalls ein Symbol. Genauso wie Rohan. Die drei Freunde warfen sich fragende Blicke zu.
„Meine Theorie: Das hat etwas mit dem zu tun, was die Nacht passiert ist“, warf Rohan in den Raum.
“Alles spricht dafür“, stimmte Penny zu. “Aber was bedeutet das? Ich habe die Zeichen noch nie gesehen.“
„Vielleicht finden wir in der Bibliothek ein paar Informationen dazu.“
„Zuerst einmal“, mischte Chris sich ein. „Sollten wir keine Aufmerksamkeit auf uns ziehen. Sind wir uns einig, dass wir in der Nacht nichts mitbekommen haben?“
Seine beiden Freunde nickten.
„Ivy gibt mir ein Alibi, wenn ich ihr eins gebe“, erklärte Penny.
Rohan zog eine Augenbraue hoch.
„Wo hat Ivy sich den umhergetrieben?“
„Würde mich aus interessieren“, hakte Chris nach.
Doch Penny zuckte nur mit den Schultern.
„Keine Ahnung. Aber wir beide sagen, dass wir den Abend zusammen verbracht haben.“
„Darauf sollten wir uns auch einigen“, meinte Rohan an Chris gewandt.
Dieser lehnte sich zurück und atmete tief durch.
„Am besten sprechen wir mit niemandem darüber.“
„Klingt gut.“
„Bin dabei, auch wenn ein paar Informationen nicht schaden könnten.“
Chris warf Rohan einen kurzen, strengen Blick zu, sodass dieser nachgab.
„Gut. Ich behalte es für mich.“
Der Regen hatte die Straße in einen unwirklichen Untergrund verwandelt. Große Pfützen säumten den Weg. Wann immer eines der Kutschenräder dort hindurch fuhr, stoben Wasserfontänen in die Höhe. Penelope Morgan sprang gerade noch rechtzeitig zur Seite, um nicht von einer erwischt zu werden.
„Idiot!“, rief sie dem Kutscher hinterher.
Eine kleine Kugel, die über ihrem Kopf schwebte, hielt den Regen von ihr ab. Wenn sie nach oben blickte, konnte sie die dicken Tropfen beobachten, wie sie an einer unsichtbaren Barriere nach unten liefen. Penny trat an den Straßenrand und hob eine Hand, als sie in der Ferne eine Kutsche mit gelben Streifen entdeckte. Knapp vor ihr hielt die Kutsche an.
Das Metall der Pferde glitzerte feucht. Dampf stieg aus den Schlitzen am Körper hinauf. Die hellen Augen der Tiere waren strikt geradeaus gerichtet. Auf dem Kutschbock saß eine in sich zusammengesunkene Frau, die sich in einen langen Mantel gehüllt hatte. Auch sie wurde durch eine schwebende Kugel vor dem Regen geschützt. Unter dem breitkrempigen Hut blitzen drei wache Augen Penny entgegen.
„Wohin?“, fragte eine zischenden Stimme.
„Rokerstraße, am kleinen Marktplatz.“
Die Frau drückte einen Knopf seitlich am Kutschbock und die Tür zur Kutsche schwang auf. Penny tippte sich dankend an ihre Kapuze und stieg in die Kutsche. Hinter ihr schloss sich die Tür und die Kutsche ratterte los.
Penny stellte ihre Aktentaschen auf einen Platz und setzte sich daneben. Erst dann strich sie ihre Kapuze zurück und atmete einmal tief durch. Durch das Zurückstreichen der Kapuze verschwand auch die Kugel. Pennys Blick fiel auf die Aktentasche neben sich. Dort warteten mehrere Klausuren darauf, von ihr korrigiert zu werden. Sie könnte die Zeit nutzen und jetzt schon anfangen, aber um ehrlich zu sein, hatte sie wenig Lust darauf. Stattdessen lehnte sie sich zurück und schloss die Augen. Das stetige Rumpeln der Kutsche und das Prasseln der Regentropfen auf dem Dach der Kutsche wiegte sie in ein leichtes Dösen.
Rumpelnd fuhr die Kutsche durch ein Schlagloch. Penny wurde mit der rechten Seite schmerzhaft gegen die Kutschenwand gedrückt. Die Kutsche wankte hin und her, fing sich aber wieder.
„Entschuldigung!“, rief die Kutscherin.
„Schon gut.“
Penny richtete sich wieder auf. Ihr rechter Arm schmerzte durch den Zusammenstoß leicht. Sie schob sich den Ärmel ihrer Bluse hoch und untersuchte den Arm auf Verletzungen. Doch bis auf die alten Narben war nichts zu sehen. Kurz blieb ihr Blick auf dem Symbol am Unterarm hängen. Es war schon stark verblasst, doch für diejenigen, die es kannten, noch zu sehen.
Sie hatten die Bibliothek auf den Kopf gestellt – natürlich erst, nachdem die Männer des kaiserlichen Ministeriums wieder verschwunden waren, darauf hatte Chris bestanden. Damals hatte Penny ihn für ziemlich paranoid gehalten, nun wusste sie es besser. Ihre Nachforschungen waren im Sande verlaufen. Selbst in der großen Bibliothek der Stadt hatten sie nichts gefunden. Irgendwann hatte sie sich dann entschieden, es zu vergessen. Im Laufe der Jahre war das Symbol immer weiter verblasst.
„Rokerstraße.“
Die Kutsche hielt an und die Tür schwang auf. Penny schlug sich die Kapuze hoch, griff ihre Aktentasche und stieg aus.
Sie stand vor einem großen, alten Backsteinhaus am Rande eines runden Platzes mit einem Brunnen in der Mitte. Die Kutscherin tippte ihr von hinten auf die Schulter.
„Das macht dann 2 Kaiser und 3 Prinzen.“
„Klar.“
Penny kramte die geforderten Scheine aus ihrer Hosentasche. Vor Jahrhunderte hatte irgendein Kaiser entschieden die Währung kurzerhand nach seinem Titel zu benennen. Ein selbstverliebter Akt des Kaiserhauses, wie Penny fand, aber einen anderen Namen für die bedruckten, grellgrünen Scheine aus dickem Papier fiel ihr auch nicht ein. Sie reichte der Kutscherin etwas mehr als die geforderte Summe in zerknitterten und zerdrückten Scheinen.
„Stimmt schon.“
„Bedankt. Kommen Sie gut nach Hause.“
Die Kutscherin legte einen Hebel neben sich um und die Pferde trabten los. Penny überquerte hinter der Kutsche den Rest des Platzes und stand vor dem Eingang zum Haus. Aus ihrer Manteltasche holte sie den Schlüssel heraus, an dem ein alter Einkaufszettel hing. Penny ließ ihn wieder in der Tasche verschwinden und schloss die Tür auf. Wie üblich roch es ihm Treppenhaus nach nassem Holz und billigen Zigarren. Penny schüttelte sich. Um nicht allzu viel Zeit in der Kälte des Mauerwerks zu verbringen, rannte sie die Treppen bis in den zehnten Stock hoch. Schon im vierten bekam sie Seitenstechen und im achten fiel ihr das Atmen schwer. Nach Luft ringend stolperte sie in die kleine Wohnung.
„Bin … da …“, brachte sie keuchend hervor.
Sie stand mitten in der Stube, ein weitläufiger Raum mit einem großen Sofa und mehreren Sesseln. Auf einem Tisch stand eine Obstschale, daneben ein Teller mit Nüssen. An den Wänden hingen selbstgemalte Porträts in Öl. Zwei Türen führten in zwei Schlafzimmer, eine andere in die Küche. Penny hängte ihre Jacke am Garderobenständer auf und stellte die Schuhe in die Nähe des Heizkörpers. Dieser wurde durch Rohre, die sich wie Schlangen an der Decke und den Wänden entlang zogen, vom großen Kamin mitten der Stube mit Wärme versorgt. Anders war die kleine Wohnung nicht warm zu kriegen.
Schritte näherten sich aus dem Schlafzimmer. Gerade als Penny die Aktentasche auf das Sofa warf, trat ihre Schwester Francine in die Stube.
Die Morganschwestern sahen sich nicht besonders ähnlich: Mit ihren blonden Haaren, den giftgrünen Augen und der hellen Haut ähnelte Penny eher ihrem Vater. Francine hingegen war brünett, eher dunkelhäutig und blauäugig, wie ihre Mutter. Dazu war Francine schlank und groß, während Penny seit jeher mit ein paar Stein zu viel und ein paar Schritt zu wenig zu kämpfen hatte.
„Du bist spät“, meinte Francine nur.
„Es ist auch schön dich zu sehen“, konterte Penny.
Francine verdrehte die Augen.
„Tut mir leid, aber sechs Tage in der Woche alleine in dieser Wohnung zu hocken, lässt mich etwas biestig werden.“
Penny winkte nur ab.
„Vergiss es. Direktorin Schäper hat spontan eine Sitzung des unterrichtenden Personals zusammengerufen und ist nicht auf den Punkt gekommen. Hast du schon gegessen?“
Francine schüttelte nur den Kopf. Sie ging zu einem Berg aus Papier auf einem Tisch und begann dort etwas zu suchen.
„Soll ich etwas kochen?“, hakte Penny nach.
Ihre sonst so gesprächige Schwester nickte nur. Also begab sich Penny in die Küche und wühlte sich durch die Schränke, um die Reste der Woche zusammenzukratzen. Francine und sie lebten seit einigen Jahren zusammen. Penny hatte die Wohnung an dem Tag bezogen, als sie alt genug geworden war, um das elterliche Haus zu verlassen. Ein Jahr danach war Francine aufgetaucht. Sie hatte sich mit ihrem Vater gestritten und wollte nun nicht mehr bei ihren Eltern leben. Diesen war es egal, solange sie weiter ihre weiterführende Schule besuchte. Penny wusste, dass Francine den Beruf, den sie ergreifen sollte, hasste, aber leider hatte sie keine Wahl. Das Gesetz war strikt, was die Berufswahl anging. Man durfte nur den Beruf ausführen, den ein Vorfahr schon einmal ausgeführt hatte und den niemand in der eigenen Generation ausübte.
„Du hast einen Brief bekommen“, meinte Francine, die in der Tür aufgetaucht war.
Penny stellte die Metallpfanne auf den Herd und legte den Hebel um. Sofort schoss heiße Luft in das Innere des Herds und begann das Metall zu erwärmen.
„Von wem?“
„Jane-Schule für höhere Magie.“
Francine hielt den Brief in der Hand. Penny zögerte, ihn zu ergreifen.
„Ich schaue ihn mir später an.“
„Entschuldige die Neugier einer Schwester, aber ich möchte gerne wissen, was darinsteht.“
Penny seufzte. Sie hatte ein großes Stück Fleisch auf der Arbeitsplatte liegen und wollte gerade handliche und vor allem essbare Stücke abschneiden. Doch Francine trat neben sie und wedelt mit dem Brief vor ihrer Nase herum.
„Na schön. Aber dann schneidest du das Fleisch.“
„Was willst du machen?“
„Fleischpfanne.“
Penny drückte ihrer Schwester das große Messer in die Hand, während sie den Brief nahm. Jemand hatte ihren vollen Namen samt Adresse in fein säuberlicher Schrift vorne in die Mitte geschrieben. Hinten war das Siegel der Schule angebracht worden. Eine Frauengestalt, die von mehreren schwebenden Büchern umgeben wurde. Eingeschlossen wurde das Bild von Rosenranken mit zehn Blüten.
Mit dem Zeigefinger fuhr Penny die seitliche Kante entlang. Das Papier riss auf und gab den Brief frei. Auch er war fein säuberlich geschrieben, wahrscheinlich von einer verzauberten Schreibmaschine. Keine Feder konnte so schreiben. Penny überflog die höfliche Anrede.
„Den hätten sie mir auch in der Schule geben können“, murmelte sie nur.
Francine, die das Messer durch kleine Fingerbewegungen dazu brachte, das Fleisch eigenständig zu schneiden, zuckte nur mit den Schultern.
„Wahrscheinlich wollten sie den offiziellen Weg gehen.“
„Hm.“
Penny las intensiv den Brief.
„Die haben ein Zusammentreffen meiner Abschlussklasse veranlasst“, stellte sie leise fest.
„Klingt doch toll“, meinte Francine nur.
Die jüngere Schwester drehte einmal die Finger falsch. Schon erhob sich das Messer und sauste genau neben Pennys Kopf in die Wand. Diese hob erschrocken den Blick vom Brief.
„Wie oft noch“, fuhr sie ihre Schwester an. „Du musst aufpassen. Magie ist gefährlich.“
„Wie soll ich es denn sonst machen? Mit den Händen?“
Francine wackelte mit besagtem Körperteil vor Pennys Gesicht herum. Sie schob sie einfach zur Seite.
„Zum Beispiel. So haben es die Leute immerhin gemacht, bevor es Magie gab.“
„Du klingst wie Rohan.“