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Eine Stadt voll magischer Geschöpfe nimmt unwissentlich das einzige Fabelwesen auf, das es wirklich gibt. Während skrupellose Fabeljäger Jagd auf alle magischen Wesen machen, wächst Veit mit seinen Freunden im Hinterland auf. Stets in der Nähe zum Schwarzen Wald, Heimat etlicher Unholde und Kinderschreckfiguren. Ohne ihre Ziehmutter Daria würden sie nicht zurechtkommen. Doch als diese spurlos verschwindet, beschuldigt man Veit und seine Freunde. Vertrieben in den Schwarzen Wald gelangen sie in eine verborgene Stadt, in der zahlreiche fantastische Geschöpfe zu Hause sind. Jetzt erst erfahren sie mehr über sich und über den schrecklichen Kindergrauen…
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Seitenzahl: 386
Veröffentlichungsjahr: 2024
Dieser Titel ist auch als Print und Hörbuch erschienen.
Originalausgabe
© eBook Design MaKama Lectures Verlag Erfurt 2024
© Cover Design MaKama Lectures Verlag Erfurt 2024
© Charaktere und Charakter-Design Leon Schweitzer 2024
© Illustrationen Leon Schweitzer 2024
ISBN eBook 978-3-9825117-7-1
ISBN Print 978-3-9825117-4-0
Sie finden uns im Internet unter: www.makama-lectures.de
Leon Schweitzer
Fabeljäger
Veit von Eigengrau und der Schwarze Weg
Fantasyroman
MaKama Lectures
Danksagung
Die Figuren, Fabelwesen, kryptischen Wesen und
Phantasiegestalten dieses Buches basieren auf urbanen
Legenden, Kinderschreckgeschichten und alten Märchen
aus der ganzen Welt.
In diesem Buch werden sie in einer umfassenden
Geschichte vereint. Dabei ist es egal, ob sie der
Vergangenheit angehören oder erst in der
Moderne geboren wurden.
Mein Interesse für diese besondere Art der
Legendenbildung wurde durch den YouTube-Kanal
„Mythen Metzger“ wiedererweckt, der bis heute
zahlreiche Gestalten und Legenden in seinen Videos thematisiert.
Ich möchte daher ein ganz besonderes Dankeschön an ihn
ausrichten. Seine Videos tragen dazu bei, dass viele dieser Erzählungen und Wesen mündlich
fortgetragen werden und bestehen bleiben.
Sie beflügeln unsere Fantasie, prägen uns und tragen dazu bei,
dass wir uns unterbewusst mit menschlichen
Grundfragen auseinandersetzen.
Besonders für Kinder ist das Entwickeln einer ausgeprägten
Fantasie zu Zeiten des ständigen Fortschrittes so wichtig wie nie.
Ob die Wesen dieser Mythen das Werk menschlicher
Fantasie sind oder nicht, überlasse ich gerne den
Leserinnen und Lesern.
Kapitel eins
Jenseits der Mauer
Als Planeten noch nicht kugelrund waren und auf streng festgelegten Bahnen umherkreisten, irrte der riesige Würfelplanet Chronox durch den Raum. Jede seiner Seiten war Heimat vieler Geschöpfe, von denen wir uns heute ganz und gar entfremdet haben. Den allumgebenden Raum, den wir als das All betiteln, nannten diese Bewohner das Nichts.
Auf einer der sechs Seiten befand sich ein Wald. Dies war der Schwarze Wald. Er wuchs vor der Stadt Mori, die am Fuß einer Gebirgskette lag und durch eine riesige Mauer vom Wald abgeschirmt wurde. Dunkelheit, Finsternis und pechschwarze Schwärze sind nur ein paar der Begriffe, die ihn beschrieben. Die Ungeheuer, die hier lebten, machten ihn zu einem Ort des Schreckens. Kreaturen, die ihr Lebtag damit beschäftigt waren, sich gegenseitig in Angst und Schrecken zu versetzen, hielten sich in ihm auf. Wahrgewordene Schreckfiguren und sagenumwobene Ungeheuer hetzten sich
mit Trick und List - oder einfach nur mit hungrigen Mäulern - durch ihn hindurch. Mittendrin ein Reiter. Mund und Nase bedeckt durch den Kragen eines abgetragenen Mantels, drang nur sein hitziger Blick durch die dunkle Höhle seiner Kapuze.
Sein Beruf: Lehrer für die Wesen der Nacht und Erforscher des Schwarzen Waldes. Würde man einen Blick unter seine Kapuze wagen, würde so mancher glauben, er selbst sei ein Geschöpf des Waldes; und in gewisser Hinsicht war dem auch so. Er hatte einen Auftrag: Durch die Spiegelung einer Kristallkugel hatte er einen Totenkopf gesehen. Nun ritt er zu den Mauern der Stadt Mori. Um zu ihr zu gelangen, nahm der Reiter den einzigen Weg, der durch den Schwarzen Wald führte. Er war lang und kurvig und ebenso alt, wie der Wald, durch den er führte. Er wurde nicht etwa künstlich angelegt, damit man heil und ohne Hindernisse an sein Ziel gelangte. Nein, vielmehr gehörte der Weg ebenso zum Schwarzen Wald, wie die Bäume selbst. Er wurde durch schwarze Erde geebnet, die fein wie Asche war.
Die Bewohner der Stadt Mori glaubten, dass der Wald den Weg für sich nutzte, um die Menschen anzulocken – und daher sprach man vom Schwarzen Weg. Hinter den Stadtmauern kehrte am selben Tag ein alter Bauer nach getaner Feldarbeit heim. Sein Name war Buckert. Neben der körperlichen Arbeit war er den Tag über damit beschäftigt, sich eine Lüge auszudenken. Diese wollte er seiner Frau auftischen. Er tat es nicht etwa, weil er bösartig war oder gar Spaß daran hatte. Auch wollte er sie nicht verlassen. Ganz im Gegenteil; er freute sich immer sehr, wenn er am Ende eines langen Tages zu ihr heimkehrte. Doch eine gewisse Situation verlangte ihm eben eine Lüge ab. Diese hielt er für so geschmacklos und obszön, dass seine Frau sie einfach für wahrhalten musste. Als er mit schlechtem Gewissen in das kleine Haus trat, welches am Rande einer der vielen geerdeten Wege zwischen den Feldern stand, saß seine Frau Greta bereits in der Küche und war an den Vorbereitungen für das Abendessen zu Gange. Er schritt den schmalen Flur entlang. Die Bilder und Porträts von sich und seiner Frau sprangen ihm an jenem Tag nahezu an. Ob dies sein schlechtes Gewissen war?
»Du wirst nicht glauben, was die Erntehelfer bei den Südfeldern gefangen haben!« , begrüßte er sie und leitete die Lüge ein.
Greta starrte ihn durch ihre grauen Augen erwartungsvoll an. Man erkannte, dass sie vor langer Zeit tiefblau gewesen sein mussten. Doch sie war natürlich ahnungslos. Buckert fuhr fort:
»Einen echten Kobold! Das kleine Ungetüm hat es sich in einem Schweinestall gemütlich gemacht. Soll wohl mehr als ein Jahr mit den Säuen gelebt haben. Wann immer der Bauer reinkam, hat sich das Ding unsichtbar gemacht. Ich will nochmal kurz los und mir das Kerlchen mit eigenen Augen ansehen, bevor man es dem Fabeljäger ausliefert. Das geht doch in Ordnung?«
Greta runzelte misstrauisch die Stirn.
»Ein echter Kobold? Ich dachte, das letzte Exemplar wurde bereits vor Jahren gefangen. Die sind längst ausgestorben. Bestimmt verwechseln die Tölpel es mit einem kleinen Kind, dass nur mit den Säuen spielen wollte« , sagte sie forsch.
»Aber wenn ich es dir doch sage!« , beharrte Buckert.
»Warum willst du dir das arme Ding überhaupt anschauen? Möchtet ihr es etwa quälen und festhalten, bis der Fabeljäger eintrifft? Es wäre mir lieber, ihr ließet es in Ruhe. Es kann schließlich auch nichts dafür, als Kobold geboren zu sein… aber geh schon. Ich weiß, wie sehr dich diese Wesen faszinieren.«
Buckert gab ihr einen festen Kuss auf die Wange, sodass sie beinahe vom Stuhl fiel.
»Ich bin auch ganz leise, wenn ich wiederkomme. Du wirst mich gar nicht merken - wie ein Kobold eben« , scherzte er.
Sie nickte beherzt.
»Essen lasse ich dir stehen. Und nimm doch bitte die Hunde mit. Die liegen faul hinterm Haus und ein wenig Bewegung tut ihnen gut.«
Sie ahnte nicht, dass er die Hunde bereits in den Schuppen gesperrt hatte. Er brauchte sie für sein Vorhaben. Sanft lächelte er ihr zu. Wer weiß: Vielleicht sollte es das letzte Mal sein. Buckert trat nach draußen und ging zügig auf den Schuppen zu. In einigen Töpfen wuchsen ein paar eingetrocknete Tomatensträucher. Eingetrocknet, wie der Rest der Pflanzen auf den umliegenden Feldern. Im Schuppen befanden sich zwei Beutel, die er heimlich, aber sorgfältig, vorbereitet hatte. Der eine war schwer und so voll, dass sich der Stoff spannte. An diesem lehnte ein hölzerner Bogen zusammen mit einem Köcher, in dem sich ein einzelner Pfeil befand. Der zweite Beutel lag sauber zusammengefaltet daneben. Zwei kleine Welpen, geduldig und treu auf ihr Herrchen wartend, saßen eng an eng darauf.
»Euch ist klar, dass man uns auf den Schwarzen Weg verbannen wird, wenn man uns erwischt?« , sprach er zu ihnen.
Sie schauten ihn ahnungslos an.
»Na kommt! Wir müssen los! Ehe wir an der Mauer angekommen sind, ist’s längst dunkel« , erklärte er und warf sich die beiden Beutel über die Schulter. Das Gewicht machte es ihm schwer, aufrecht zu stehen. Doch seine krummen Beine federten das Gewicht ab. Buckerts Herz pochte schneller. Er realisierte, dass sein Vorhaben jetzt näher rückte. Entlang eines geraden langen Weges, an dessen Seiten die vielen kahlen Felder der anderen Bauern lagen, warf er immer einen Blick auf seine Hunde. Sie liefen treu neben ihm her und trollten dabei herum. Sie hinterließen eine Wolke aus aufgewirbelter Erde, die vom unfruchtbaren Boden der Felder stammte und Staub glich. Ernüchtert über den Zustand der Ackerflächen schüttelte er den Kopf.
»Die Ernten werden immer schlechter. Seitdem dieser verdammte Junge Jack Frost unsere Äcker im vorletzten Winter völlig vereist hat, will der Boden sich nicht mehr erholen. Die Menschen bleiben hungrig und der Boden tot« , dachte er griesgrämig.
Nur die Bauern, deren Felder in der Nähe des Flusses lagen, hatten dieses Jahr Glück. Es gab eine Regel: Je näher man sein Land an der Mauer hatte, hinter dem der Schwarze Wald lauerte, desto mühsamer war die Arbeit.
Gerade als die Sonne hinter dem Horizont verschwand, erreichte Buckert mit seinen Begleitern den mächtigen Wall. Sie standen gemeinsam vor einer unendlich scheinenden Treppe, welche die Mauer hinaufführte und einen imposanten Ausblick auf den dahinter liegenden Wald versprach. Die Hunde sprangen energiegeladen jede einzelne Stufe hinauf, während Buckert mit dem Gewicht seines Gepäcks kämpfte. Schnaufend und verschwitzt kam er einige Zeit nach seinen Hunden oben an. Unbefugten war es eigentlich verboten, die Stadtmauer zu betreten. Auch wenn man eigentlich nichts Besonderes auf ihr tun konnte - außer auf ihr entlang zu gehen und hinunter zu schauen. Doch Buckert war nicht dumm. Er suchte sich einen Zeitpunkt aus, an dem die „Wallwachen“, wie man sie nannte, einen Schichtwechsel hatten. Außerdem war das Glück auf seiner Seite. Für das, was er vorhatte, brauchte er es auch. Er schaute sich um und konnte freudig feststellen, dass er alleine war. Keine der Wallwachen war weit und breit zu sehen. So weit, so gut! Endlich konnte er mit seinem Vorhaben beginnen. Behutsam und Stein für Stein ging er jeden Stein der Mauer ab, bis er an einer bestimmten Stelle stoppte
»Diese Stelle war es« , murmelte er in sich hinein.
Augenscheinlich unterschied sich diese Stelle nicht vom Rest der Mauer. Wehmütig blickte er ins Land hinter sich. Es bestand das Risiko, dass er nie mehr zurückkehren würde. Der Ausblick lohnte sich. Dort, als kleiner Punkt inmitten der etlichen Vierecke, die Felder und Äcker waren, stand sein Haus. Darin aß seine Frau Abendbrot und erwartete seine Rückkehr. Hinter dem breiten Fluss begann die Stadt, welcher als natürliche Grenze für Bauern und Stadtmenschen fungierte. Das Sonnenlicht glitt über eine Gebirgskette. An vorderster Front des Massivs lagen zwei Berge, die man die Zwillingsberge nannte. Sie sahen – bis auf die Tatsache, dass sie gespiegelt waren – identisch aus. In ihrem Sattel regierten die Herrschenden über die Stadt. An jedem der äußeren Hänge war ein riesiges Auge in das Gestein hineingearbeitet. So wachte ein nie blinzelndes Augenpaar Tag und Nacht über das Königreich. Für Buckert hatte dies durchaus etwas Beruhigendes an sich, auch wenn er nicht immer an die Wirkung der steinernen Augen glaubte. In Mori gab es folgenden Aberglauben:
Sämtliche Bewohner Moris, darunter auch seine Frau, wurden durch das steinerne Augenpaar behütet, indem es Tag und Nacht einen Blick hinter die Mauer, direkt auf den Wald, warf.
Jenseits der Mauer erstreckte sich ein dichter Teppich aus Blättern bis ins Endlose. Die Bäume darunter wuchsen dicht. Nervös schaute Buckert auf sie hinab. Ein schwacher, weißer Nebel tat sich unter ihm auf und drang zwischen den Blättern hervor.
Er legte die beiden Beutel vor sich ab. Schließlich schnappte er sich erst den einen, dann den anderen seiner Hunde und tat sie in den leeren Beutel. Aus dem vollgepackten Beutel holte er mühselig eine lange, zusammengefaltete Strickleiter hervor. Das eine Ende knotete er gekonnt an einen der Sockel und warf sie in die Tiefe. Er band sich den Welpen-Beutel um den Rücken und klemmte sich den Bogen unter den Arm.
»Dann wollen wir mal« , sprach er sich selbst Mut zu und griff nach der ersten Sprosse.
Ein Blick nach unten versprach einen schwindelerregenden Abstieg. Das Unterfahren würde ihm viel Kraft kosten. Schon bald durchstieß er die Baumkronen. Der darunter liegende, finstere Wald wirkte wie eine andere Welt. Die Baumstämme schienen endlos lang nach unten zu führen. Ein kalter Wind brachte die Leiter zum Schwingen, sodass Buckert auf seiner Sprosse zu den Seiten ausbrach. Er musste pausieren und verharrte verkrampft auf der Stelle.
»Ich wusste ja, dass der Wald Fremdlinge nicht Gut heißt…aber sowas…« , haderte er mit sich, »Du kannst etwas Gutes tun. Das erste Mal seit langer Zeit.«
Der Abstieg hatte mehr Zeit in Anspruch genommen, als er dachte. Aber endlich berührten seine Füße den kühlen Waldboden. Niemand, den er kannte, hatte jemals vor ihm diesen Ort betreten. Jetzt wo er hier war, wirkte es surreal. Im Wald schien es längst Nacht zu sein, obwohl die Sonne noch deutlich über dem Horizont stand, als er die Mauer hinabstieg. Dicht aneinanderwachsende Baumstämme, zum Teil verflochten und miteinander verwachsen, lagen vor ihm. Manche wuchsen als mächtige Säulen aus dem Boden und andere wiederum schienen sich eher elegant nach oben zu schlängeln. Buckert atmete tief durch. Die Leiter hinter ihm windete sich durch den Wind an der Mauer und gab klackernde Geräusche von sich.
»Hoffentlich komme ich da auch wieder hoch« , sagte er.
Schließlich ließ er die beiden Hunde aus dem Beutel. Schnell verstanden sie, an welchem Ort sie sich befanden und suchten die Nähe ihres Herrchens.
»Los schon. Wir dürfen keine Zeit verlieren: Sucht sie!« , befahl er ihnen in einem flüsternden Ton.
Widerspenstig begannen sie am Boden zu schnüffeln. Vor einem dichten Gestrüpp fingen sie auffällig an, mit ihren Schwänzen zu wedeln.
»Habt ihr sie gefunden?« , fragte Buckert ungläubig und schlich zu seinen Hunden hinüber; seinen Bogen stets griffbereit.
Aus dem Gebüsch drang ein schwaches Fiepen. Es glich dem Jaulen eines weiteren Hundes – ganz als ob das Junge eines Wolfes darin versteckt war und den Mond anheulte. Als er die Äste des Gestrüpps beiseiteschob, traute er seinen Augen nicht:
»Es ist also wahr« , murmelte er, nicht wahrhaben wollend, auf was er gestoßen war.
Vor ihm lagen fünf kleine Kinder. Sie schliefen tief und fest. Von einem Wolf, oder einem anderen Tier, war keine Spur. Jedes der Kinder war in eine lumpige Decke eingewickelt. Das jüngste Kind, so schätze er, konnte nicht älter als ein Jahr alt sein. Ein Mädchen.
»Jemand muss sie ausgesetzt haben. Wer würde fünf unschuldige Kinder aussetzen?« , sprach in völligem Unglauben.
Etwas, was Hinweis über ihre Herkunft gab, fand er nicht. Keine Geburtsurkunden, keine Namensketten, kein Brief. Buckert kniete sich hin und betrachtete eines nach dem anderen. Sie alle schienen unversehrt. Zwar schlafend und ausgesetzt; aber unversehrt. Das älteste Kind, ein schwarzhaariger Junge, musste sechs oder sieben Jahre alt sein. Buckert sah, wie dieser in unregelmäßigen Abständen das Fiepen von sich gab. Neben ihm lag ein blondes Mädchen, vielleicht vier Jahre alt. Das letzte Kind stach besonders hervor. Ein Junge von selber Größe wie das Mädchen. Er unterschied sich wesentlich von den anderen Kindern. Er besaß ein Merkmal, das sonst nur für alte Menschen üblich ist, nicht aber für Kinder! Er hatte graues Haar! Bei seinem Anblick durchfuhr Buckert´s Körper eine Gänsehaut. Nur ein paar schwarze Strähnen, die ihm über die Stirn fielen, grenzten sich von der silbrigen Haarmatte ab. Auch die dünnen Augenbrauen waren schwarz geblieben. Buckert entzündete eine kleine Kerze und kroch weiter ins Gebüsch, um sich den Jungen genauer anzusehen. Doch bis auf die Haarfarbe, schien er sich nicht groß von den anderen Kindern zu unterscheiden. Er hatte eine Stupsnase, dicke Pausbäckchen und einen kleinen Kindermund, wie es für Kinder seines Alters eben üblich war. Nur sein feines, dünnes Haupthaar stach ins Auge. Auf einmal merkte der Bauer, dass es verdächtig ruhig um ihn herum wurde. Auch der fiepende Junge hörte auf, die seltsamen Geräusche von sich zu geben. Wo gerade noch ein Wind durch den Wald huschte, verblieb nur eine unheimliche Stille. Es war, als befände er sich plötzlich an einem Ort, an dem Geräusche nicht existierten. Stattdessen lag eine erdrückende Schwere in der Luft. Eine Schwere, die einen sonst nur überkommt, wenn sich Unheil ankündigt. Er krabbelte rückwärts aus dem Gestrüpp und blickte sich nervös um. Ihn beschlich das Gefühl, dass er und die Kinder beobachtet wurden. Irgendwo hinter den vielen Sträuchern und Baumstämmen musste etwas auf sie lauern! Auch seine beiden Welpen wimmerten und kauerten ängstlich hinter ihm. Buckert spannte seinen Bogen und schwenkte ihn langsam von links nach rechts.
»Ha-hallo? Ist da wer?« , fragte er mit zittriger Stimme. Hinter einer Baumreihe zerbrach ein dicker Ast durch einen schweren Schritt.
KNACK. Sein unbehagliches Bauchgefühl hatte ihn nicht getäuscht. Das hatte es noch nie. Außer ihm war noch jemand da. Buckert konnte seinen eigenen Herzschlag pulsieren hören. Vor lauter Anspannung rutschte ihm die Hand von der gespannten Sehne, sodass der Pfeil im Anschlag mit einem Pfeifen in die Dunkelheit schoss. Kurz darauf hallte ihm eine tiefe, brummende Stimme entgegen:
»Pack deinen Bogen weg, alter Mann.« Die Stimme war düster und ein seltsamer Beigeschmack begleitete jedes ihrer Worte. Zudem konnte er nicht einschätzen, aus welcher Richtung sie kam. Sie klang vielmehr wie ein dunkles Echo. Zwischen zwei Baumstämmen trat ein riesiger Hirsch hervor. Größer und kräftiger als jeder Ackergaul, mit dem Buckert bisher seine Felder gepflügt hatte. Aus seinem Schädel wuchs ein riesiges, verzweigtes Geweih, dass weit zu den Seiten rausragte. Das Tier röhrte bedrohlich in seine Richtung. Auf dem Rücken des Tieres, verdeckt hinter dem Geweih, saß eine vermummte Kapuzengestalt.
Es war ein Reiter – genau der Reiter, der zuvor in die Kristallkugel blickte. Nur Buckert stand zwischen ihm und seinem Ziel.
»Sei ruhig, Düsterling. Du siehst doch, dass sich der Alte vor Angst kaum rühren kann« , sprach der Reiter seinem Hirsch zu. Doch das Tier bewegte seinen mächtigen Körper einen Schritt auf Buckert zu. Was sollte er tun? Hier draußen im Wald, jenseits der Mauer, war er auf sich allein gestellt. Zwar sprachen sich in seiner Heimat etliche Gerüchte über die unheimlichen Bewohner des Waldes herum, doch hätte Buckert nie damit gerechnet, bereits nach wenigen Minuten nach dessen Betreten auf jemanden zu stoßen. Er sah ein, dass seine Situation aussichtslos war. Zurück zur Leiter zu rennen, war keine Option. Selbst wenn er die ersten Sprossen erreichen würde, könnte der Hirsch ihn leicht mit seinem Geweih erfassen. Noch tiefer in den Wald rennen, stand auch nicht zur Frage. Dort würden noch mehr beunruhigende Gestalten auf ihn warten. Ein guter Kämpfer war Buckert noch nie. Er fürchtete sich sein Leben lang vor körperlichen Auseinandersetzungen und war froh, überhaupt seinen Bogen gespannt zu bekommen. Was sollte zudem ein alter Mann wie er es war, gegen einen unheimlichen Hirschreiter ausrichten können? Zudem waren da noch die fünf schlafenden Kinder. Sie waren schließlich der Grund, weshalb er diesen verfluchten Ort überhaupt betreten hatte. Eigentlich kannte Buckert sein Leben lang nur Eines:
Höflichkeit bewahren. Das tat er immer, wenn er auf neue Leute traf. Ganz egal, wie unfreundlich, unausstehlich – oder in diesem Fall – unheimlich sie wirkten.
»Ver-verzeihen Sie bitte, ehrenwerter Fremder. Ich dachte nur…Ich habe keine anderen Menschen jenseits des Walls erwartet« , erklärte er voller Demut.
»Sehe ich für dich etwa wie ein Mensch aus, alter Mann?« , entgegnete ihm die Gestalt von oben herab. Der Hirsch setzte noch einen Schritt auf ihn zu und atmete direkt in sein Gesicht. Leichtfüßig sprang der Reiter in einem Satz vom Rücken herab und starrte Buckert hitzig an. Wortwörtlich hitzig! Aus der leeren Kapuze, zeichneten sich zwei Augen ab. Es waren zwei Kerzen, die als flammendes Augenpaar brannten. Sie glühten rötlich-weiß vor sich hin und flackerten auf und ab. Zudem hielt der fremde Reiter den Pfeil, den Buckert versehentlich abgeschossen hatte, in seiner Hand.
»Gibt es einen Grund, warum du auf mich schießt? Der Pfeil ist in meinen Rippen hängen geblieben« , brummte der Fremde und hielt Buckert den Pfeil unter die Nase.
Buckert gefror das Blut in den Adern. Der graue Mantel des Fremden wies tatsächlich ein kleines Loch auf Höhe des Brustkorbes auf. Wie konnte das sein? Die Gestalt schien ganz und gar unversehrt!
»Verzeihen Sie mir. Es wird nicht wieder vorkommen. Ich war so nervös, da ist mir die Hand von der Sehne gerutscht. Natürlich werde ich die Masche in Ihrem Gewand stopfen oder es ganz ersetzen« , bot Buckert mit stockendem Atem an.
»Vergiss meine Kleidung! Ich lasse mir neue herstellen« , sagte der Reiter eindringlich. Er ballte die Hand zur Faust und zerbrach den Pfeil mühelos in zwei Hälften, »Erkläre mir: Was hat ein alter Tölpel wie du jenseits seiner schützenden Mauer zu suchen?«
Von nahem klang seine Stimme noch bedrohlicher. Weißer Rauch stieg von den Kerzen aus seiner Kapuze hervor. Buckert schluckte. Er wusste nicht, wem oder was er da gegenüberstand. Doch der tiefen Stimme, den brennenden Augen und dem Loch in der Brust nach zu urteilen, konnte es kein gewöhnlicher Mensch sein.
»Ich wollte- Ich wollte mich nur nach einer bestimmten Sache vergewissern« , schilderte er aufrichtig.
»Vergewissern, hm? Doch nicht etwa nach dem grauhaarigen Strolch und seinen Freunden? Deine Köter haben sie auch schon gefunden« , sagte er und deutete in Richtung des Gestrüpps. Aus seinem Ärmel ragte die Spitze eines dürren Fingerknochens hervor. Zudem färbten sich die Kerzen in seinen Augenhöhlen jetzt zu zwei tiefblauen Flammen.
»Sie wissen von ihnen? Warum hat man sie ausgesetzt?« , erkundigte Buckert sich aufgewühlt.
»Weder kann ich dir sagen, wer sie sind, noch woher sie stammen. Ich wurde zum Fuß der Mauer entsandt, um sie zu holen. Der Älteste von ihnen heißt Rick. Der kleine Junge neben ihm ist Willi. Die Jüngste von ihnen heißt Isere und das Mädchen neben ihr ist Emma« , sprach der Reiter, »…und zu guter Letzt wäre da noch der Junge mit den grauen Haaren - Veit.«
»Und ihre Eltern?« , fragte Buckert.
»Über die ist noch weniger bekannt. Vielleicht sind es Waisen - vielleicht wollten ihre Eltern sie nicht mehr. Um ehrlich zu sein, möchte ich es gar nicht wissen. Wäre nicht das erste Mal in Mori, dass Eltern so etwas tun« , sagte der Fremde abfällig.
»Rick, Willi, Emma, Isere und Veit also, ja?« , wiederholte der Bauer nachdenklich, »Warum ist der Knabe ergraut? Er sieht mit dieser Haarpracht wie ein alter Mann aus!«
»Vielleicht ist er ja vor lauter Schreck grau geworden. Wer könnte es ihm verübeln?« , sprach der Fremde gehässig und lachte laut auf.
»Was gibt es da zu lachen? Fünf unschuldige Kinder an diesem gottlosen Ort ganz mutterseelenallein! Ich lasse nicht zu, dass ihnen etwas geschieht. Ich werde sie zurück in die Stadt bringen. Da wo sie hingehören« , sagte Buckert empört und schob heldenhaft seine dürre Brust hervor. Doch der Anfall von Heldentum sollte schnell vorüber sein.
»BERUHIG DICH, BUCKERT!« , zischte der Fremde erbost mit aller Eindringlichkeit.
»Woher kennen Sie meinen Na-« , würgte Buckert heraus. Doch er brachte seinen Satz nicht fertig; die Augen des Reiters türmten sich zu zwei grellen Stichflammen auf und brachten den oberen Teil seiner Kapuze zum Kokeln. Durch das grelle Licht konnte Buckert zum ersten Mal die Gesichtszüge seines Gegenübers erkennen. Ein schauderhafter Anblick. So etwas hatte Buckert wirklich nicht für möglich gehalten. Sein gegenüber war tatsächlich ein leibhaftiges Skelett! Ein kahler, grauer Totenschädel, in dessen leeren Augenhöhlen zwei Kerzen brannten, lag im Inneren der Kapuze. Durch das geschmolzene Wachs waren sie mit dem Knochen verschmolzen. Verängstigt wie ein kleines Kind stand Buckert mit zitternden Knien da. Doch als der Skelettmann den armen Bauern so vor sich sah, bekam er Mitleid. Er dimmte seine Augen, bis sie als orange Dochte glommen und sprach:
»Hör zu, Buckert. Ich sehe, dass du ein ehrenwerter Mann bist, der heute großen Mut beweist. Doch ich werde die Kinder von diesem Ort wegbringen. Hier sind sie nicht sicher. Das verstehst du doch?« Buckert nickte eingeschüchtert und schaute starrsinnig zu Boden. Es dauerte eine Weile, bis er zur Besinnung fand.
»Woher kennen Sie meinen Namen?« , fragte er kleinlaut und war überrascht darüber, dass seine Zunge noch für ihn sprach.
»Ich habe ihn durch die Kristallkugel einer Hellseherin erfahren. Ich wusste, dass ich dich hier bei den Kindern antreffen würde.« , brummte er.
»Ich möchte nicht unhöflich wirken, aber eine Frage stellt sich mir tatsächlich noch: Sind Sie tot?« , fragte Buckert und ihm graute es vor der Antwort.
Das Skelett schwieg eine Weile, bevor es antwortete. Abfällig begutachtete das Skelett sein Gegenüber von oben bis unten.
»Du bist ein dürrer Mann. Viel zu Essen hast du wohl nicht. Dauert nicht mehr lange, bis von dir nicht mehr übrig ist, als von mir. Wie sieht es um deine Ernte aus? War sie ertragreich?« , erkundigte sich der Knochenmann und ignorierte die Frage.
»Ich verstehe nicht…« , stammelte Buckert, »…ich meine…es war sehr mühsam -wie jedes Jahr.«
»Das habe ich mir gedacht. Schon mal daran gedacht, dein Land auf Roggenmuhmen zu untersuchen?« , erkundigte sich das Skelett.
»Auf Roggenmuhmen? Wir haben unsere Pflanzen bereits auf Schädlinge untersucht - erfolglos« , entgegnete Buckert verdutzt. Von einer „Roggenmuhme“ hatte er noch nie gehört.
»Ich spreche von keinem albernen Schädling. Eine Roggenmuhme ist ein weiblicher Dämon, der es bevorzugt, Felder zu bewohnen und das Korn zu verderben. Sie gehören somit zur Familie der Korndämonen und sind hartnäckige Plagegeister« , erklärte er und hob dabei altklug den knöchernen Zeigefinger.
»Auf meinen Feldern lebt ein Dämon? Woher wollen Sie das wissen?« , fragte Buckert entsetzt. Doch sogleich entsann er sich der Tatsache, dass das Skelett auch seinen Namen kannte, ohne ihm jemals begegnet zu sein.
»Nicht AUF deinen Feldern. Die meiste Zeit verbringen sie UNTER der Erde; zwischen den Wurzeln. Wahrscheinlich ist dein Land nicht das Einzige. Du solltest einen Fabeljäger beauftragen. Der wird sich der Sache annehmen. Es gibt doch noch Fabeljäger in Mori?«
»Hm, wenn das so ist…« , sagte Buckert nachdenklich, „…von Fabeljägern halten meine Frau und ich nicht viel. Zu skrupellos und ohne Ehre ist deren Berufung! Die kommen nur, wenn sie eine Fee oder einen Kobold erlegen können. Wegen eines Dämons werden sie bestimmt nicht kommen – schon gar nicht zu einem armen Bauern.«
Das Skelett holte einen kleinen Lederbeutel aus seiner Manteltasche hervor.
»Hier; das sollst du haben. Als Ausgleich für deine Mühen und als Anerkennung für dein gutes Herz« , sagte der Skelettreiter und warf Buckert den Beutel vor die Füße.
Sein Inhalt schien federleicht und es war, als ob der Beutel zu Boden schwebte, anstatt plump zu fallen. Als Buckert das Geschenk aufhob, den festen Knoten löste und hineinblickte, staunte er. Staub. Kein gräulicher, trister Hausstaub, der Flusen bildete. Es war vielmehr ein funkelndes Pulver, feiner als der feinste Sand.
»Wer- wer sind Sie? Sind Sie ein Fabeljäger? Nur Fabeljäger besitzen so etwas. Das ist echter Feenstaub, nicht wahr?« Das Skelett nickte leicht.
»Also gibt es in diesem Wald auch Feen, ja? Bei uns in Mori gibt es schon lange keine mehr. Nur äußerst selten heben einige Fabeljäger ein Feen-Nest aus. Sie müssen ein äußerst talentierter Fabeljäger sein, wenn Sie ohne Weiteres einen ganzen Beutel entbehren können. Sogar der Kaiserin Rutelios würde es die Sprache verschlagen« , staunte Buckert.
»Wo ich meinen Staub herhabe, lass meine Sorgen sein« , entgegnete der Reiter, »Du sollst nur wissen, dass er dir und deiner Frau helfen soll. Benutze ihn als Dünger, vertreib damit deinen Korndämon, tausche ihn gegen Gold ein oder zeig ihn deiner Kaiserin - mach damit, was du willst.« Ungläubig starrte Buckert den seltenen Staub an. Nie in seinem Leben hätte er es für möglich gehalten, jemals in den Besitz des wertvollen Pulvers zu kommen. Soviel er wusste, konnte man viel damit anstellen: Reich werden, Krankheiten heilen, ewiges Leben. Kurzum, er konnte ziemlich jeden Wunsch wahrwerden lassen.
»Was ist? Nimmst du mein Geschenk an? Wenn nicht, entwende ich dir den Staub wieder - und die Kinder nehme ich trotzdem mit« , sagte das Skelett und schritt bedrohlich auf den Greis zu. Buckert blickte unschlüssig zum Beutel und zum Strauch, in dem die Kinder lagen. Er zögerte. Doch letztlich sah er sich dazu gezwungen, das Angebot anzunehmen. Er verstaute den Beutel in seiner Hosentasche.
»Ist gut. Es scheint, ich habe keine andere Wahl« , gab er ernüchtert zu. Gleichzeitig quälte ihn sein schlechtes Gewissen.
Das Skelett legte seine knöchernen Hände auf Buckerts Schultern. Seine dürren Knochenhände wurden von ebenso dürren Bändern zusammengehalten. Sie waren porös und rissig und wirkten, als ob sie jeden Moment endgültig zerreißen würden.
»Die Kinder zurück in die Stadt zu schmuggeln, wäre keine Lösung gewesen. Man hat sie nicht umsonst an diesem Ort gefunden. Erfährt die Familie Rutelios, dass du sie in die Stadt brachtest, bist du der nächste, der ausgesetzt wird.« Das Gerippe hatte damit vermutlich recht. »Wenn du den Kindern wirklich helfen möchtest, überlasse ihnen deine zwei Hunde. Welche Kinder spielen nicht gerne mit zwei jungen Kötern?« , äußerte das Skelett. Es griff nach ihnen, hielt sie am Nacken vor sich und beäugte sie kritisch. Verängstigt hingen ihre Schlappohren an den Seiten ihrer kleinen Köpfe hinunter.
»Meine Frau sagt, es seien reinrassige Spürhunde, die gezüchtet wurden, um Fabelwesen aufzuspüren. Sie kennt ich gut mit Hunden aus. Weil es aber kaum noch Fabelwesen zum Aufspüren gibt, sind sie nahezu belanglos geworden. Man hat sie auf unseren Feldern ausgesetzt, und jetzt kümmern wir uns um sie« , versicherte Buckert.
»Deinen Korndämon konnten sie jedenfalls nicht aufspüren! Sie scheinen also nicht viel zu taugen. Kannst du sie entbehren? Mit dem Staub kannst du dir Duzende von Kötern anschaffen. Da, wo ich gedenke, die Kinder hinzubringen, können deine Vierbeiner von Gebrauch sein« , sagte das Skelett.
»Solange es den Kindern hilft, bin ich froh, ihnen Altai und Erle zu überlassen. Aber nur, wenn sie alle in Sicherheit sein werden« , forderte Buckert.
Das Skelett blickte seinem Gegenüber tief in die Augen und nickte aufrichtig. In seinen Augenhöhlen nahmen die Kerzen einen warmen, herzlichen Farbton an. Da wusste Buckert, dass es der Knochenmann ernst meinte. Die beiden machten sich daran, die fünf Kinder aus dem Gebüsch empor zu holen. Erst Rick. Dann Emma. Beide wurden in eine seltsame Konstruktion gelegt, die einer Hängematte glich. Sie bestand aus einem gespannten Tuch, dass sich von jedem Geweihende, bis zum Hinterteil des Tieres zog. Schließlich holten sie Isere und Willi. Da die beiden Jüngsten noch recht klein waren, wurden sie in die Waagschalen-artige Aushöhlung einer jeden Geweihhälfte gelegt. Keines der Kinder wurde hierbei wach. Sie alle schlafen tief und fest weiter. Zuletzt holten sie auch den grauhaarigen Veit aus dem Gestrüpp. Doch anders als seine Freunde, wurde er aus seinem Schlaf gerissen. In dem Augenblick, als Buckert ihn dem Skelett überreichte, öffnete der Knabe seine kastanienbraunen Augen und blickte dem Skelett in seine beleuchteten Augenhöhlen. Er schien weder verängstigt noch verstört über die Tatsache, dass er gerade einem Totenkopf in die Augen blickte. Vielmehr starrten sich beide überrascht und voller Neugier an. Dann legte er den Jungen bäuchlings auf den vorderen Teil seines Sattels ab und schlief erneut ein. Anschließend verstauten sie die Welpen in zwei Taschen, welche sich an den Seiten des Sattels befanden. Buckert streichelte beide Hunde zum Abschied, ehe das Skelett den Verschluss der Taschen verschloss.
»Hab besten Dank, Buckert. Nun klettere deine Leiter hinauf, kümmere dich um deine Frau und beseitige den Dämon, der euch das Leben schwer macht.«
Buckert tat, wie ihm gesagt wurde. Er ging zügig zur Leiter und griff nach der ersten Sprosse, froh darüber den Wald verlassen zu können. Doch bevor er zu klettern begann, stellte er noch eine Frage, die ihn quälte:
»Warum müssen die Kinder von hier fort? Was hat die Kristallkugel Ihnen gesagt?« - dieselbe Frage hatte sich das Skelett auch schon gestellt.
Doch es kannte die Antwort nicht. Es wusste nur, dass es entsandt wurde, um die Kinder zu holen. Es war wie ein Auftrag. Auch das unverständliche Kauderwelsch der Wahrsagerin gab ihm keine zufriedenstellende Antwort auf seine Frage. Buckert wartete auf eine Antwort.
»Schon mal was von Wechselbälgern gehört?« , wich das Skelett aus. In diesem Moment schien es, als ob die Kieferhälften des Skeletts ein verschmitztes Lächeln formten.
Es bestieg den vollgepackten Hirsch und galoppierte mitsamt Hunden und Kindern in die Dunkelheit. Nicht einmal blickte Buckert während seines Aufstiegs nach unten. Erst als er oben angekommen war und die Seile seiner Strickleiter kappte, schaute er ein letztes Mal an der Mauer hinab. Noch nie war er so froh darüber, das klägliche Land zu sehen, welches er und etliche andere Bauern mühsam bewirtschafteten. Doch er war guter Hoffnung, dass sein Leben durch das Geschenk des Fremden besser werden würde. Auf dem Rückweg zu seiner Frau erkannte er in der Ferne die Zwillingsberge. Die Paläste der Herrscherfamilie Rutelios gaben am Fuße des Bergers ein warmes Licht von sich.
»Vielen Dank, dass die Augen der Berge mich vor dem Unheil des Waldes bewahrt haben, ehrenwerte Kaiserin« , sprach er mit sich selbst. Er ging heim und legte sich, ohne seine Frau zu wecken, zu ihr ins Bett.
Kapitel zwei
Die Kinder vom Waldrand
Drei ganze Tage und Nächte war das reitende Skelett mitsamt den Kindern unterwegs. Die gesamte Zeit über schliefen sie. Zugegeben: Der Reiter half mit einem speziellen Schlafsand nach, welcher die Kinder während des Rittes nicht wachwerden ließ. Schließlich hatte er aus seiner Heimat eine breite Auswahl an verschiedensten Sorten von Staub, Sand und Asche oder ähnlichen Pulvern. Diese feinkörnigen Partikel besaßen dort, wo er herkam, die verschiedensten Wirkungsweisen. Zudem hatte er seine guten Gründe, die Kinder nicht zu wecken. Das älteste Kind, Rick, war mit sechs Jahren schließlich in einem Alter, in dem er verstand, was vor sich ging und der Reiter hatte schlichtweg keine Lust, einem verängstigten Kind zu erklären, warum es gerade von einem Skelett „entführt“ wurde. Er haderte mit sich, die Kinder in seine eigene Heimat innerhalb des Waldes zu bringen. Zu sonderbar und bizarr ist es dort für sie - und viel zu riskant, dachte er sich. Würde er den grauhaarigen Jungen zurücklassen, hätte er die übrigen vielleicht mitnehmen können. Aber das konnte er mit seinem Gewissen nicht vereinbaren. Letztendlich blieb ihm keine andere Wahl, als sie an einem Ort abzusetzen, den er lange nicht mehr betreten hatte: Das Hinterland. Gewiss kein Ort für fünf elternlose Kinder. Doch immer noch besser, als mit ihnen im Schwarzen Wald umherzuirren. Das Hinterland war ein schmaler Streifen Land, von dem die meisten Bewohner der Stadt Mori nicht einmal wussten, dass er existierte. Es befand sich am anderen Ende des Waldes und war derart schmal, dass man es innerhalb zwei bis drei Tagen fußläufig durchqueren konnte. Genau dort, direkt am Rande zum Schwarzen Wald und stets in Sichtweite zum Anfang des Weges, setzte er die Kinder ab. Auch hier lebten Menschen. Sie verbrachten ihr Leben in kleinen Stämmen oder Gemeinschaften und lebten von all dem, was es im Hinterland gab. Sie bauten, jede Gemeinde für sich, einige Nutzpflanzen auf kleinen Äckern an, lebten vom Fischen oder sammelten Pilze, Kräuter und andere essbare Pflanzen. Auch Nutztiere wie Kühe, Schweine, Schafe und Hühner hielten sie sich. Wenige Stämme besaßen sogar Pferde. In den kleinen, freundlichen Wäldern, die im Hinterland wuchsen, lebten Rehe, Wildschweine und Hasen, die sich jagen ließen, sofern man geschickt war. Eigentlich wäre das Hinterland ein schöner, friedlicher Ort gewesen. Doch es gab ein Problem - genau wie die Menschen der Stadt Mori, kämpften auch die Bewohner des Hinterlandes gegen einen Feind, der weitaus beständiger und geduldiger war, als sie selbst: Die Bäume des Schwarzen Waldes vermehrten sich anders, als gewöhnliche Bäume. Es gab Zeiten, da wirkte es, als wolle der Schwarze Wald den schmalen Streifen Land, der das Hinterland war, für sich erobern und mitsamt seinen Bewohnern verschlingen. Besonders in der Nacht hörten die Menschen die Geräusche und Rufe aus dem Inneren des Waldes. Daher stritten sich die Stämme rasch um die sichersten Stellen zum Leben und diese lagen natürlich, möglichst weit entfernt vom Waldrand. So war es Aufgabe der Stämme, die nah zu ihm lebten, die Ausbreitung der Bäume zu verhindern. Für gewöhnlich traf dies die kleinen Gemeinden. Und weil die Kinder nur zu fünft waren, mussten sie besonders nah am Rande zum Wald leben. Genau dort, wo der ominöse Reiter sie absetzte; ein paar Steinwürfe vom Anfang des Schwarzen Weges entfernt. Bis der Älteste von ihnen, Rick, es beherrschte, Feuer zu machen, Fische zu fangen oder Beeren und Pflanzen zu sammeln, schaute das Skelett im Verdeck des Waldes und im Schutz der Nacht nach dem Rechten. Dann verließ er für kurze Zeit sein Revier und hinterließ ihnen nützliche Gegenstände. So wachten die fünf Kinder an manchen Tagen neben Essen, Werkzeugen, Kleidung oder anderen Gegenständen auf. Niemals vermuteten sie, dass sie einen Helfer aus dem Wald hatten. Sie dachten stets, dass einige ihrer Nachbarn ihnen diese Geschenke brachten, wenn man sie schon nicht aufnahm. Nicht alles, was ihnen der Hirschreiter brachte, war auch wirklich von Nutzen. Als sie eine Bärenfalle aufstellten und Willi beinahe selbst hineintrat, wollten sie keinem Tier solch ein Schicksal zumuten. Auch Pfeil und Bogen konnten sie nicht nutzen. Zum Spannen der zu straffen Sehne, fehlte es ihnen an Kraft in den Armen. Daher nutzten sie die meiste Zeit eine kleine Angel zum Fischen, und geflochtene Körbe und Beutel zum Sammeln von Knollen, Pilzen, Beeren und Samen. Eines Nachts, als die Kinder schon lange schliefen, baute der Reiter ihnen binnen weniger Stunden sogar eine Unterkunft. Er war es leid, die Kinder in einem selbstgebauten Zelt aus zusammengestellten Stöckern schlafen zu sehen. Es war stets undicht und fiel bei jedem kleinen Windhauch in sich zusammen. Sogar ihre Namen schnitzte er über den Eingang ihrer bescheidenen Unterkunft ein. Zwar konnten sie die Schriftzeichen nicht lesen, doch ihr neues zu Hause gefiel ihnen sehr gut. So vergingen sechs Jahre. Die Nächte, in denen der Hirschreiter nach ihnen schaute, waren längst vorbei. Sie hatten, neben ihren Hunden Altai und Erle, sich gegenseitig und wurden durch die alltäglichen Hürden zu einer Familie.
»Veit, sieh mal, da hinten! Der Pferde-Stamm hat mal wieder einen Reiter geschickt, um uns zu beobachten. Denken die wirklich, dass wir sie auf ihren riesigen Pferden nicht bemerken?« , sagte der mittlerweile zwölf jährige Rick und deutete auf einen Mann, der am Ende ihrer Wiese über zwei Büsche lugte.
Zweifellos saß dieser dabei auf dem Rücken eines Pferdes. Veit legte seine Angel, die quasi nur aus einer Schnur und einem Stock bestand, beiseite und blickte hinüber.
»Ach der…der steht schon eine ganze Weile da« , entgegnete der zehn Jährige, »Was der wohl möchte?«
»Bestimmt will er sicherstellen, dass wir auch ja alle Bäume beseitigen, die über Nacht ihre Wurzeln schlagen. Sollen sie‘s doch selber machen, wenn sie uns nicht vertrauen« , beschwerte sich Rick gereizt.
Als der Reiter erkannte, dass die beiden Jungen ihn hinter seinem schlechten Versteck entdeckt hatten, warf er ihnen aus der Ferne einen grimmigen Blick zu und galoppierte davon.
Auch sonst hatten die anderen Stämme im Hinterland nicht viel für die Kinder übrig. Überhaupt kamen sie sich nicht willkommen und eher fremd vor. Bis auf die Tatsache, dass sie manchmal jemand beschattete, um sicherzustellen, dass sie auch ja keinen Unsinn trieben, hatten sie keinen Kontakt mit anderen Menschen. Man mied sie förmlich! Alle waren der Meinung, dass es sich bei den Kindern um Wechselbälger handelte - folglich wurden sie auch wie welche behandelt. Ein Wechselbalg war die Bezeichnung für ein dämonisches Kind, welches von einem bösen Geist aus dem Wald gegen ein echtes Kind ausgetauscht wurde. Obwohl keine anderen Kinder im Hinterland vermisst wurden, beharrten die Gemeinden auf dieser Meinung. Die Aufgabe der fünf Kinder wäre es, so glaubte man, den Menschen das Leben unnötig schwer zu machen. Sie galten als Ausgeburten des Waldes, dazu bestimmt, Unheil und Schande über das Hinterland zu bringen. Die Kinder hielten diese Idee natürlich für totalen Unsinn. Keines von ihnen fühlte sich dämonisch, bösartig oder missgünstig. Sie fühlten sich wie einfache Kinder. Aber Veit mit seinen grauen Haaren war der lebendige Beweis. Schenkte man den Geschichten Glaube, waren Wechselbälger fast immer verunstaltet und wirkten trotz ihres kindhaften Körpers ungewöhnlich alt. Veit musste der Anführer sein und seine vier Freunde galten als durchtriebene Handlanger.
»Also ich habe heute schon zwei Setzlinge entfernt. Gleich nach dem Aufstehen« , erwähnte Veit gähnend, als er wieder nach der Angel griff und einen Wurm an den Haken auffädelte. Das eintönige Angeln machte ihn schläfrig.
»Bei mir waren es vier. Emma bereitet mit dem Holz bereits ein Feuer vor. Ich werde ihr mal helfen. Wenn du noch einen Fisch gefangen hast, komm doch dazu« , gab Rick zu verstehen.
Der schon groß gewachsene Junge mit den schlaksigen Armen ging in Richtung ihrer kreisrunden Holzhütte mit dem gelben Strohdach. In dessen Nähe traf ein Mädchen die Vorbereitungen für ein kleines Lagerfeuer.
»Einen ganzen Fisch noch? Der Bach ist doch schon fast leer…« , murmelte Veit in sich hinein und betrachtete das klägliche Gewässer.
Sie fischten darin, holten Wasser daraus und wuschen sich damit. Neben ihm stand ein mit Wasser gefüllter Eimer, in dem bereits zwei Fische wirr umeinanderkreisten. Diese hatten ihn schon den ganzen Vor- und Nachmittag gekostet. Verträumt betrachtete er sein schmales Gesicht auf der Wasseroberfläche des Eimers und setzte sich auf einen Stein, auf dem er immer Platz nahm, wenn er angelte. Die Sonne schien auf sein mattgraues Haar und brachte es in der Spiegelung des Wassers zum Glänzen.
»Letzte Woche mussten wir insgesamt nur fünf Bäume entfernen und heute waren es allein schon sechs. Der Wald wird immer lebhafter« , dachte er. Er war derart in seinen Gedanken verloren, dass er nicht merkte, wie ein Fisch mühelos den Wurm vom Haken knabberte.
»Hab einen!« , schreckte er endlich auf, als er aus seinem Augenwinkel sah, wie die Rutenspitze auf und ab zuckte.
Es war schon längst zu spät. In seiner Hektik stieß er den Eimer um, sodass die beiden Barsche darin in den Fluss zappelten. Veit verdrehte innerlich die Augen. Verärgert über die Tatsache, dass ihm gerade das Abendessen in den Fluss hüpfte, beschloss er es für heute sein zu lassen. Er schnappte sich Angel und Eimer und schlenderte zu seinen Freunden. Das kleine Lagerfeuer loderte bereits vor sich hin. Auch die Jüngsten, Isere und Willi, saßen bereits dort. Isere war inzwischen sechs Jahre alt, hatte ein rundes Gesicht und dunkelblonde Haare, und sie war darin vertieft, einige Brotkrusten an einem spitzen Stock zu rösten. Willi, kaum älter als sie, tat es ihr gleich. Lustlos stellte Veit den Eimer neben dem Feuer ab. Die beiden Hunde Altai und Erle, die mittlerweile erwachsen waren, schauten neugierig hinein und fanden nur ein paar Schuppen darin vor. Emma und Rick begannen, über dem Feuer etwas Wasser aufzusetzen und eine Suppe zu machen. Dieses Gericht gab es, neben Kartoffeln mit Pilzen, am häufigsten. Keines der Kinder freute sich jemals darauf; doch nach Veits Schlamassel blieb ihnen keine andere Wahl. Die Sonne verschwand langsam hinter den Bäumen des Schwarzen Waldes und färbte den Himmel violett. Der Tag näherte sich dem Ende.
»Sagt mal« , sprach Veit, »findet ihr nicht auch, dass der Wald in letzter Zeit wieder ziemlich lebhaft ist?«
»Nicht mehr als sonst« , bestritt Rick stur; er nahm Veit sein Missgeschick mit den Fischen übel.
Natürlich hatte er es bemerkt, doch wollte er in Anwesenheit der anderen keine große Sache draus machen. Zwar konnte man mit Emma und Veit über die ständige Bedrohung des Waldes reden, jedoch nicht mit Isere und Willi. Ihnen machte die Vorstellung Angst, dass der Wald stets probierte, das Hinterland für sich zu gewinnen. Ihre Angst war berechtigt: Würden Rick und die anderen sich nicht den kleinen Ableger-Bäumen annehmen, die sie regelmäßig auf ihrer Wiese fanden, stünde ihre Hütte binnen weniger Wochen zwischen den riesigen Baumstämmen des Schwarzen Waldes. Emma, Veit und Rick hatten sich an diese grausige Tatsache bereits gewöhnt. Woran sich allerdings niemand gewöhnte, auch nicht die Nachbargemeinden, waren die schrecklichen Rufe und Laute der Ungeheuer, die darin hausten. Zwar hatte keiner von ihnen jemals eines zu Gesicht bekommen, jedoch reichten die Geräusche schon aus, um ihnen das Blut in den Adern gefrieren zu lassen. Besonders nachts schienen die Gestalten des Waldes lebhaft zu werden. Genau dann, wenn sich Veit und seine Freunde in ihre Betten legten, begann das Konzert aus grässlichem Gejaule und schrillen Schreien. Tagsüber bekam man eher selten etwas zu hören und wenn dies der Fall war, waren die Geräusche nicht von solcher Bedrohlichkeit und Intensität wie bei Nacht. Eines Nachmittages schwor Isere sogar darauf, eine liebliche Flötenmelodie gehört zu haben. Natürlich glaubte ihr niemand.
»Lasst es euch schmecken« , wünschte Emma den anderen, als die Suppe angerichtet war. Jeder nahm sich eine kleine Schüssel und begann das wässrige Gericht zu schlürfen.
»Darf ich es morgen mit dem Angeln versuchen?« , fragte Willi vorsichtig und wendete sich direkt an Rick.
Willi war der einzige von ihnen, der Probleme mit dem Fischen hatte. So banal und einfach diese Tätigkeit auch schien, Willi stellte sich immer dümmlich mit ihr an. Ständig verfing er sich in der Schnur, bekam den Wurm nicht auf den Haken und verwechselte die schwache Strömung des Baches mit dem Biss eines Fisches. Das letzte Mal war er sogar mit einem lauten Platsch ins Wasser gefallen.
»Wenn du möchtest, dass wir alle hungrig schlafen gehen, bist du die erste Wahl« , antwortete Emma, bevor Rick sich äußern konnte. Dieser überhörte ihren Kommentar gekonnt.
»Nachdem Veit es heute vermasselt hat, keine schlechte Idee« , schlug er vor.
»Es war das erste Mal, dass ich den Eimer umgestoßen habe…« , rechtfertigte sich der Junge. In den letzten Tagen war er der Einzige, der am Wasser wenigstens etwas Glück hatte.
»Wie sieht es eigentlich im kleinen Wäldchen hinter unserer Wiese aus? Ihr wisst schon…wo vorhin der Reiter stand. Gibt es da keine Pilze mehr? Ich will ohnehin nicht immer Fisch essen« , gab Veit zu verstehen. Vielleicht bestand tatsächlich die Chance, der quälenden Angelei zu entgehen.
»Halte ich zurzeit für keine gute Idee - nicht, wenn die Pferdeleute andauernd jemanden schicken, der nach uns guckt« , sagte Rick sachlich.
»Aber wieso? Es sind doch nicht deren Pilze!« , mischte sich Emma von der Seite ein; doch sie wurde alsbald unterbrochen.
»Ihr wisst doch, was die für einen Terz machen, wenn wir unser Gebiet verlassen«