Familie Streuner sucht einen Menschen - Christian Tielmann - E-Book

Familie Streuner sucht einen Menschen E-Book

Christian Tielmann

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Beschreibung

Ein tierisch witziges Vergnügen zum Vor- und Selberlesen! Familie Streuner lebt in einem gemütlichen Erdloch am Stadtrand. Dort gibt es jede Menge Müll und Obst zu mampfen und es ist herrlich friedlich – bis sich eines Tages die Wildschweine im Wald zusammenrotten und die Familie vertreiben wollen. So einfach lassen sich die Streuners jedoch nicht unterkriegen. Ganz klar: ein Wach- und Hütemensch muss her! Doch wo findet man den richtigen? Muss man Zweibeiner füttern oder jagen sie selbst? Sind sie kuschelig? Gemeinsam schnüffeln die fünf Hunde nach Antworten. Am Ende finden sie nicht nur einen Beschützer, sondern einen wahren Freund fürs Leben. Die digitale Ausgabe von »Familie Streuner sucht einen Menschen« ist ausschließlich als Fixed Format verfügbar und eignet sich deshalb nur für Tablets und Smartphone-Apps.

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Christian Tielmann
Mit Bildern von Meike Töpperwien
Außerdem von Christian Tielmann im Carlsen Verlag erschienen
(u. a.):
Freaky Fahrstuhl
School of the Dead
Kommissar Schlotterteich: Watch Out!
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©
2020 Carlsen Verlag GmbH
Umschlag- und Innenillustrationen: Meike Töpperwien
Umschlagtypografie: formlabor
Lektorat: Rebecca Wiltsch
Satz und E-Book-Umsetzung: Zeilenwert GmbH
ISBN 978-3-646-93317-8
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Großputz im Fuchsbau
»Macht, dass ihr rauskommt!«
Elvis zog den Schwanz ein und kletterte hinter seinen
Schwestern Chicko und Daisy aus dem alten Fuchsbau.
Wenn seine Mutter, die stolze Scarlett von Knurrhahn,
die Höhle der Hundefamilie Streuner aufräumte, war sie
meistens ziemlich unausstehlich. Und auch ihr Vater, der
Müffelterrier Streun Streuner, war dabei nicht so gedul-
dig wie sonst. Er wurde schnell muffelig, während er die
Futtervorräte verstaute und die Wände unter der Erde
frisch auskratzte.
Da war es draußen an der Luft schon friedlicher.
Familie Streuner lebte schon fast seit einem Jahr am
Waldrand. Ihr Weg hierher war lang, weit und gefährlich
gewesen, nachdem ihr altes Zuhause, ein schöner
Schrottplatz am anderen Ende der Stadt, ein paar
ziemlich schlecht gelaunten Riesenautos mit Greifarmen
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und Grabkrallen zum Opfer gefallen war. Sie hatten
überall nach einer neuen Bleibe gesucht: am Flussufer,
unter einer Brücke, sogar in einem Abwasserkanal. Aber
ständig lauerten ihnen Kanalratten, Wanderratten oder
Bisamratten auf. Der verlassene Fuchsbau, den Papa
Streun gefunden hatte, war ein echter Glücksfall für die
Streuners. Die Höhle war stabil, groß genug für fünf
Hunde und die Lage war einfach perfekt. Hier waren sie
in der Nähe der Menschen mit ihren Menschenhütten,
den putzig eingezäunten Revieren dahinter und natürlich
den Futtertonnen. Und zugleich lag der Fuchsbau in
sicherem Abstand zum gefährlichen Auto-Pfad.
Mit Autos kannten sich die Streuners bestens aus.
Schließlich hatten sie lange auf dem Schrottplatz
gewohnt.
»Autos sind wie Brombeerhecken. Sie wachsen über-
all. Und sie tun weh, wenn du nicht aufpasst«, pflegte
Elvis' Vater Streun Streuner zu sagen.
Die bequemste Art, sich am Waldrand Futter zu jagen,
waren die Futtertonnen. In die legten Menschen essbaren
Kram für die Tiere hinein: angenagte Brötchen, sehr reife
Fleisch- und Käsescheiben, aber auch Obst und Gemüse-
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reste fand die Familie Streuner köstlich.
Chicko, die wildere Schwester von Elvis,
hatte eine neue Leckerei entdeckt. Und
inzwischen waren alle Streuners ganz
verrückt danach: Bananenschalen. Die
lutschten sie als Nachtisch genüsslich
aus, wann immer Chicko welche brachte.
Je reifer und flutschiger die Schale war,
desto besser. Woher Chicko die Schalen
immer anschleppte, war allerdings ihr Geheimnis.
Der Wald duftete. In der Nacht würde es bestimmt
noch Regen geben. Elvis spürte die Feuchtigkeit der
Wolken schon jetzt am frühen Abend aufziehen. Der
Wind strich ihm von hinten übers Fell und kitzelte ihn
ein bisschen in den Ohren. Chicko und Daisy balgten
sich in der Wiese.
»Willst du mit mir kuscheln?«, hörte Elvis seine
jüngste Schwester immer wieder rufen.
Aber die wilde Chicko dachte gar nicht daran. »Lass
uns lieber Fangen spielen!«, bellte sie mit ihrer heiseren
Stimme zurück.
Elvis saß vor dem Eingang zur Höhle und bewachte
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das Treiben seiner Schwestern. Er schnüffelte nur ein
wenig hier und da. Der kleine Holden hatte mal wieder
einen Pipi-Gruß in der Nähe hinterlassen. Elvis grüßte
mit einem ordentlichen Strahl zurück. Holden gehörte
zu den zahlreichen Hunden, die zwar in der Gegend
wohnten, sich aber einen Menschen angeschafft hatten.
Den zogen sie dann an einer Leine hinter sich her.
Daisy hätte auch gern einen Menschen zum Kuscheln
gehabt. Sie fand Menschen niedlich und glaubte, dass so
ein Mensch ein tolles Spielzeug sein könnte. Doch Papa
Streun hatte sich stur gestellt. Elvis machte das nichts
aus. Er wusste eh nicht, wozu so ein Zweibeiner gut sein
sollte. Außer zum Befüllen der Futtertonnen. Aber das
taten Menschen ja sowieso, auch wenn man sie nicht an
einer Leine hinter sich herzerrte.
Ein Schmetterling flog an Elvis' Nase vorbei und
schmetterte eines der zehntausend Schmetterlings-
Lieder. Elvis schnappte nur eine Zeile auf, die klang nach:
»Käfer, hört die Signale!«
Als Daisy den Falter entdeckte, sprang sie sofort auf
ihn zu. »Hallo, willst du mit mir kuscheln? Willst du
mich streicheln?«, rief sie dem Schmetterling zu.
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Aber der bekam einen Schreck und flatterte weiter.
»Bleib mir bloß vom Flügel«, beschwerte er sich und
schmetterte sein Lied etwas lauter.
»Komm, hab dich nicht so! Ich bin ganz flauschig!
Du siehst gar nicht so schmetterig aus, du Kuscheling!«,
bellte Daisy und lief fröhlich hinter dem Schmetterling
her.
»Warte, Daisy, ich fang ihn dir!« Chicko jagte in einem
Tempo los, für das Elvis seine Schwester nur bewundern
konnte.
Und Daisy war so begeistert von ihrer Schwester, dass
sie ihr sofort folgte.
»He, wartet, lauft nicht so weit weg! Mama kann es
nicht ausstehen, wenn sie uns suchen muss!«, bellte
Elvis. Aber seine Schwestern hörten heute genauso
wenig auf ihn wie an allen anderen Tagen. Manchmal
war es echt anstrengend, der große Bruder dieser wilden
Schwestern zu sein.
Elvis hinterließ einen kleinen Pipi-Hinweis für seine
Eltern und trabte hinter seinen bellenden, jagenden und
lachenden Schwestern her.
Der Schmetterling glaubte anscheinend, er könne
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Chicko abhängen, wenn er immer tiefer in den Wald
hineinflöge. Aber da irrte er sich. Wenn die junge Hündin
einmal jagte, dann jagte sie. Egal ob es ein Vogel, ein
Kaninchen, ein Schmetterling oder ein Mistkäfer war.
»Eines Tages wird Chicko sogar Wildschweine, Fleder-
mäuse und Sternschnuppen jagen«, pflegte Papa Streun
immer zu sagen, wenn Elvis' Schwester mal wieder
schneller rannte als alle anderen.
Elvis bellte noch einmal. »Nicht so weit! Chicko!
Daisy! Lasst den Schmetterling in Ruhe!«
Aber der Weg des Schmetterlings führte sie durchs
Unterholz, bis sie auf eine Lichtung kamen. Eine
herrliche Wiese war das. Ein schmaler Trampelpfad der
Menschen führte hier herüber. Von den Zweibeinern war
in der Abenddämmerung niemand mehr zu sehen. Elvis
holte seine Schwestern endlich ein. Die beiden standen
auf der Lichtung und nahmen Witterung auf.
»Was ist?«, fragte Elvis, als er zu ihnen trat. »Habt ihr
ihn gekriegt?«
Aber Chicko schüttelte sich nur ein Mal. »Vergiss ihn.
Der ist zwar witzig, aber winzig. Hier riecht es größer. Da
ist jemand. Das kommt von da drüben.«
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Elvis hob den Kopf etwas in den Wind, der ihm einen
herben Geruch in die Nase trieb. Da war jemand. Aber das
war kein Hund. Das roch jedenfalls nicht hündisch. Es
roch strenger.
Es roch nach …
»Chicko, warte! Vielleicht ist das gefährlich!«, warnte
Elvis seine Schwester mit einem leisen Knurren.
Aber Chicko schlich sich schon an. »Ich laufe gegen
den Wind, wie soll es mich da bemerken?«, fragte sie.
Chicko duckte sich so tief, dass nur ihre Schwanz-
spitze aus dem hohen Gras der Lichtung guckte. Daisy
machte es ihr nach und tapste etwas tollpatschig hinter
ihr her. Die beiden Schwestern robbten immer den
Schnüffelnasen nach auf die dunkle Stelle jenseits der
Lichtung zu. Wenn er nicht so ein ungutes Gefühl bei der
Sache gehabt hätte, dann hätte Elvis lachen müssen. Es
sah einfach zu knuffig aus, wie seine Schwester Daisy mit
dem Schwanz und dem halben Hinterteil wedelte und
dabei die geschmeidigen Bewegungen der schlaksigen
Chicko nachahmte.
Aber die Sache gefiel ihm nicht. Er war der Älteste
von ihnen. Und er fühlte sich für seine Schwestern
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