Familien-Chaos im Griff - Melanie Gräßer - E-Book

Familien-Chaos im Griff E-Book

Melanie Gräßer

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Beschreibung

Praktische Tipps von Profis In Kooperation mit der Kindergartenakademie Praxisnah und verständlich erklärt Für einen stressfreien Tagesablauf mit Kindern Quengeln, jammern, heulen: Der Alltag mit Kindern kann für Erwachsene viel Stress verursachen! Mehr als 100 Erzieherinnen und weitere Experten haben in Kooperation mit der Kindergartenakademie die besten Tipps für einen stressfreien Tagesablauf zusammengetragen. Vom Aufstehen bis zum Schlafengehen, daheim, im Urlaub oder beim Arzt: Dieses Buch ist ein praktischer Ratgeber für einen harmonischen Umgang mit Kindern!

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Seitenzahl: 202

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Melanie Gräßer · Eike Hovermann

Familien-Chaos im Griff

Profitipps von Kindergarten-Erzieherinnen

für einen stressfreien Alltag

Der Ratgeber für Eltern

von 2- bis 6-jährigen Kindern

Empfohlen von der Akademie

für Kindergarten, Kita und Hort

Impressum

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar.

978-3-86910-728-8

ISBN der gedruckten Originalausgabe: 978-3-86910-628-1

ISBN des PDF-eBooks: 978-3-86910-729-5

Die Autoren: Diplom-Psychologin Melanie Gräßer ist Psychotherapeutin mit eigener Praxis in Lippstadt für Kinder, Jugendliche und Erwachsene. Eike Hovermann jun. ist Gründer und Geschäftsführer der Akademie für Kindergarten, Kita und Hort.

Dieses Buch widmen wir Malte und Tina.

Unter Mitarbeit von:

Aring-Pira, Nicole, AWO KiTa Bullerbü, Lippstadt; Bertrams, Sonja, Diplom-Psychologin, Erkelenz; Brüggeman, Kai, Diplom-Psychologe, Psychologische Beratungsstelle Gummersbach; Bürgel, Beate, Montessori-Kindergruppe, Reichelsheim; Dombrowski, Elke, Katholische Kita St. Wendel, Frankfurt; Dragon, Anja, Diplom-Sozialarbeiterin und Ernährungsberaterin, Brühl; Eigenbrodt, Bettina, Diplom-Psychologin, Psychologische Beratungsstelle Gummersbach; Gleißner, Ulrike, Diplom-Psychologin, Bonn; Halstenberg, Nina, Kita Osterbrook, Hamburg; Heringer, Verena, Diplom-Sozialpädagogin, Kita-Support, Duisburg; Hettche, Uta, Betreuungslehrkraft für Vorschule in der Deutschen ­Fernschule, Wetzlar; Jung, Cordula, Psychologische Psychotherapeutin, München; Jungbluth, Tanja, Familienzentrum der Bürgerinitiative Rund um St. Josef, Krefeld; Koutsandréou, Maja, Diplom-Psychologin, Bochum; Lemper-Pychlau, Marion, Diplom-Psychologin, Trainerin und Coach, Königstein; Meynen, Clara, Diplom-Psychologin, Berlin; Rahm, Jasmin, Ev. Kindergarten, Bad Dürheim; Reimer, Theo, Betriebswirt, Kinderinitiative Wasserturm, Lippstadt; Riege, Rebeccah, Erzieherin, Soest; Schicktanz, Leonore, Leiterin Familien Haus Kastanie, Berlin; Spiekermann, Birgit, Lokales Bündnis für Familien, Lippstadt; Streblow, Luitgard Maria, Diplom-Sozialpädagogin, Lippstadt; Thiel-Rieger, Melanie, AWO TfK, Diedenshausen; Uetrecht, Quenny, Integrationsfachkraft, Heilerziehungspflegerin, ­Kindergarten Isenstedt, Espelkamp … und vielen weiteren Expertinnen und Experten.

© 2013 humboldt

Eine Marke der Schlüterschen Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG,

Hans-Böckler-Allee 7, 30173 Hannover

www.schluetersche.de

www.humboldt.de

Autoren und Verlag haben dieses Buch sorgfältig geprüft. Für eventuelle Fehler kann dennoch keine Gewähr übernommen werden.

Wenn Sie trotz unserer Tipps mit einem Problem nicht weiterkommen, dann sprechen Sie mit Ihrem Kinderarzt, wenden Sie sich an eine Erziehungsberatungsstelle, einen Kinder- und Jugendpsychotherapeuten oder Kinder- und Jugendpsychiater. Die dort arbeitenden Menschen sind auf solche Probleme spezialisiert und dafür ausgebildet, Ihnen und Ihrem Kind zu helfen – und sie tun dies in der Regel sehr gern und gut!

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der gesetzlich geregelten Fälle muss vom Verlag schriftlich genehmigt werden.

Lektorat: Nathalie Röseler, Dateiwerk GmbH, Pliening

Covergestaltung: DSP Zeitgeist GmbH, Ettlingen

Coverfoto: Mieke Dalle/Getty Images

ePUB: PER Medien+Marketing GmbH, Braunschweig

Vorwort

Liebe Eltern, liebe Mütter, liebe Väter,

fast jedes Kind hat täglich neue Herausforderungen für seine Eltern parat und der Vorrat an neuen Ideen ist schier unerschöpflich. Als Eltern fragt man sich manchmal, wie man das alles schaffen und dabei das Familienchaos in den Griff bekommen soll. Da Sie nicht immer die eigenen Eltern um Rat bitten können oder möchten, liegt es auf der Hand, sich bei Experten zu erkundigen, die tagtäglich einen sehr guten Job mit Kindern machen.

In Deutschland gibt es viele sehr gute Erzieherinnen und Erzieher, die Eltern im Familienalltag mit Rat und Tat zur Seite stehen und praxiserprobte Tipps weitergeben. Es war uns ein Anliegen, ganz viele dieser Praxistipps zu sammeln, übersichtlich aufzubereiten und Ihnen als Eltern als „Experten-Nachschlagewerk für alle Fälle“ zur Seite zur stellen. Verlassen Sie sich auf die zahlreichen Praxistipps von Deutschlands Experten, die wir sorgfältig ausgewählt und für Sie entsprechend dem Familientagesablauf zusammengestellt haben.

Dieses Buch ist aber nicht nur als Nachschlagewerk gedacht. Es kann auch eine inspirierende Quelle sein. Stöbern Sie einfach in den zahlreichen Tipps, lassen Sie sich anregen und probieren Sie dann das ein oder andere aus. Haben Sie zum Beispiel schon einmal einen Anziehwettbewerb mit Ihrem Kind veranstaltet oder Gemüsegesichter gebastelt? Sie werden überrascht sein, wie gut die praxiserprobten Ratschläge funktionieren.

Wir sind uns sicher, dass Sie und auch Ihre Kinder viel mehr Spaß haben und viel gelassener werden, wenn Sie einige Tipps unserer Experten beherzigen und praktisch umsetzen – und vielleicht stellen Sie dann fest, dass das Familienchaos sehr schnell der Vergangenheit angehört.

Wir wünschen Ihnen ganz viel Spaß und Erfolg bei der Umsetzung dieses Praxisratgebers.

Melanie Gräßer

Eike Hovermann jun.

Das ist uns wichtig

Auch wenn uns das tägliche Familienchaos oft fest im Griff hat, sollten wir nie vergessen: Die respektvolle Beziehung zum Kind ist das Wichtigste in der Erziehung. Oder anders gesagt: Veränderung beginnt bei uns Eltern.

Einen Grundgedanken bei der Begleitung und Erziehung von Kindern möchten wir Ihnen hier kurz vorstellen: Das Geheimnis einer gelungenen Eltern- und Paarbeziehung besteht darin, dass die Erwachsenen eigene Entwicklungen zulassen und offen sind für die Herausforderungen, vor die sie durch ihre Kinder gestellt werden. Schwierigkeiten und Probleme sollten nicht verdrängt, sondern als Motivation für Veränderungen angesehen werden, bei Bedarf mit fachlicher Begleitung oder Unterstützung, zum Beispiel durch den Besuch von Elternkursen oder die Nutzung von Beratungsangeboten.

Einige Pädagogen schlagen Eltern vor, mal die Perspektive zu wechseln: Erwachsene sollten interessiert und offen für die Botschaften ihrer Kinder sein und sich fragen, was sich hinter diesen Botschaften „versteckt“. Das bedeutet, dass Eltern von ihren Kindern lernen können, sozusagen von ihnen „erzogen“ werden. Meistens sind es wichtige soziale Grundbedürfnisse des Kindes, welche die Eltern übersehen – auch aus Unkenntnis. Kinder äußern sich nicht selten durch auffälliges – manchmal aggressives – Verhalten, das oftmals eine Reaktion des Kindes auf das Agieren des Erwachsenen ist.

Lassen Sie sich deshalb an dieser Stelle ermutigen, Ihre eigene Haltung zu überdenken. Finden Sie heraus, wie Sie die Bedürfnisse Ihres Kindes erkennen und feinfühlig darauf eingehen können. Sie können in Ihrer Familie oder Eltern-Kind-Beziehung nur etwas ändern, wenn Sie bei sich selbst beginnen!

Kinder wollen ihre Eltern „echt“ und authentisch erleben, das heißt mit allen Gefühlen – und nicht mit „pädagogisch wertvollen“, auch verkopften Reaktionen. Eltern vergessen manchmal, dass sie außer Vater und Mutter auch eigenständige Männer und Frauen sind, mit eigenen Gefühlen und Bedürfnissen, dass sie unabhängig von ihrer Rolle als Eltern existieren. Daher ist es sehr wichtig für Kinder, dass ihre Eltern ihnen ihre persönlichen Grenzen zeigen wie „Ich bin müde“ oder „Das macht mich ärgerlich“ oder auch „Ich will das nicht“.

Und Kinder wollen ihre eigenen Gefühle wie Ärger, Wut, Angst, Enttäuschung, Traurigkeit zeigen dürfen, weil diese in dem Moment, in dem sie gezeigt werden, zu ihnen gehören. Sie wollen nicht so „behandelt“ werden, als wären sie ein Objekt, mit dem man etwas macht.

Für eine warmherzige Erziehung ist es wichtig, dass die Erwachsenen eine Verantwortung übernehmen, die nicht mehr auf Macht basiert, sondern auf emotionaler Bindung und ihrer natürlichen Autorität, aufgrund ihrer Lebenserfahrung und menschlichen Reife sowie unter der Achtung der Würde des Kindes.

Manchen Eltern fällt es schwer, sich in die Welt ihres Kindes hineinzuversetzen. Sie gehen davon aus, dass Kinder „kleine Erwachsene“ sind, und behandeln sie dementsprechend wie eine Freundin oder einen Kumpel. Auf diese Weise werden die Grenzen zwischen den Eltern und Kindern verwischt. Wenn die Erwachsenen nicht die nötige Verantwortung für sich und ihr Verhalten übernehmen, fehlen dem Kind die klare Orientierung und die Sicherheit als wichtiges soziales Grundbedürfnis. Zugleich kann dem Erwachsenen nicht die entsprechende Achtung entgegengebracht werden.

Elternschaft bedeutet immer eine bewusste oder unbewusste Auseinandersetzung mit der eigenen Elternrolle bzw. der eigenen Kindheit. Unsere Kinder wecken in uns unser eigenes „Kind“ und mit ihm nicht erfüllte Bedürfnisse und alte Verletzungen. Ungelöste Konflikte mit den eigenen Eltern können die Kontaktaufnahme mit dem eigenen Kind belasten und somit einer warmherzigen Eltern-Kind-Beziehung entgegenstehen.

Ein Kind zu begleiten und zu erziehen ist die wunderbarste, aber zugleich wohl schwierigste Aufgabe der Welt. Dabei ist es ganz wichtig zu verinnerlichen, dass wir weder „perfekt“ sein noch dem Anspruch der Gesellschaft oder unserem eigenen Ideal entsprechen müssen. Dass Eltern vor allem Menschen sind – mit ganz individuellen Begabungen und Begrenzungen und sehr persönlichen lebensgeschichtlichen Erfahrungen –, wird oft ausgeblendet. Aber genau das brauchen unsere Kinder: mitmenschlich handelnde, und das heißt zwangsläufig auch eben nicht perfekte, Vorbilder.

Guten Morgen

Herrlich, so ein Sonntagmorgen: Vater, Mutter, Kinder, alle sind ausgeschlafen und starten mit einem ausgiebigen Frühstück in einen schönen und abwechslungsreichen Familientag. Wenn doch nur jeder Tag ein Sonntag wäre! Leider hat uns am Montag der Alltag ganz schnell wieder …

Wecken

Wenn Sie Glück haben, haben Sie ein Kind, das gerne auch mal etwas länger schläft. Was am Wochenende wunderbar ist, bedeutet unter der Woche meist puren Stress. Häufig müssen Eltern zu bestimmten Zeiten bei der Arbeit sein und somit das Kind auch pünktlich im Kindergarten abliefern. Wenn sie dann einen kleinen Langschläfer zu Hause haben, sind die Probleme schon programmiert.

Es gibt Kinder, die direkt wach und munter sind, wenn man sie weckt, und es gibt Kinder, die maulen und sich am liebsten wieder umdrehen würden, um weiterzuschlafen. Sollte Letzteres bei Ihnen der Fall sein, sollten Sie generell überlegen, ob Ihr Kind ausreichend Schlaf bekommt und ob es eventuell sinnvoll ist, es abends früher ins Bett zu bringen.

Tipp: Langsam in den Tag

Versuchen Sie Ihr Kind langsam aus dem Schlaf zu holen. Vielleicht kennen Sie das auch, dass Sie Herzrasen haben, Ihr Kreislauf verrücktspielt oder Sie sich erst einmal orientieren müssen, wenn Sie ganz abrupt aus dem Tiefschlaf gerissen werden. Ähnlich kann es Ihrem Kind auch ergehen. Führen Sie vielleicht ein Weckritual ein: Stehen Sie erst in Ruhe selber auf und nutzen Sie die Zeit alleine, um sich selber fertigzumachen und das Frühstück vorzubereiten. Öffnen Sie währenddessen die Kinderzimmertür, dann dringen schon die ersten Geräusche ins Kinderzimmer und das Unterbewusstsein kann sich auf das Aufstehen vorbereiten. Gehen Sie dann leise ins Kinderzimmer und öffnen Sie langsam die Jalousien, damit Licht ins Zimmer kommt und sich der Körper allmählich auf den Tagmodus einstellen kann. Jetzt ist der Zeitpunkt gekommen, an dem Sie Ihr Kind wecken sollten. Wahrscheinlich ist es schon halbwach, aber es braucht trotzdem die persönliche Ansprache, um vollends wach zu werden und gut in den Tag zu starten.

Es gibt Kinder, die die Verantwortung für das Aufstehen gerne selber übernehmen wollen. Diesen Kindern können Sie mit einem eigenen Wecker eine Freude machen.

Ich kann mich schon alleine anziehen

Dass Kinder sich selbst anziehen wollen, ist ein großer Schritt in der Kindesentwicklung. Leider kann dieser Entwicklungsschritt Sie als Eltern in den Wahnsinn treiben. Gerade morgens, wenn es schnell gehen soll, wenn Sie zu einer Feier eingeladen sind oder einen Arzttermin haben, geht der Kampf um das selbstständige Anziehen oder das Angezogenwerden erst richtig los.

Viele Eltern neigen dazu, die Sache schnell selbst in die Hand zu nehmen, und sagen etwas wie „Lass mich das eben machen“ oder „Ich kann das schneller“. Sie verfolgen damit keine schlechten Absichten, sondern möchten wahrscheinlich nur pünktlich zur Arbeit oder einem anderen wichtigen Termin erscheinen. Doch aufgepasst: Zum einen kann dieses Eingreifen zu einer handfesten Auseinandersetzung mit Ihrem Kind führen, die die Gesamtsituation nur verschlimmert, und zum anderen kommt bei Ihren Kindern vermutlich eine andere Botschaft an. Ihr Kind wird möglicherweise hinter dem Gesagten vermuten: „Mama traut mir das nicht zu“ oder „Ich mache alles falsch“.

Tipp 1: Zeit einplanen

Sie können die Situation entschärfen, indem Sie künftig mehr Zeit einplanen. Stehen Sie morgens etwas eher auf. So vermeiden Sie, dass Sie selbst unter Zeitdruck geraten und gestresst werden. Lassen Sie Ihrem Kind Zeit, es alleine zu probieren, und bieten Sie nicht direkt Hilfe an. Auch wenn es um Hilfe bittet, wenn es zu scheitern droht, greifen Sie nicht sofort ein, sondern versuchen Sie Mut zuzusprechen, es noch mal zu probieren. Freuen Sie sich mit Ihrem Kind, wenn es geschafft hat, sich selbst anzuziehen, und sagen Sie ihm, wie stolz Sie sind.

Tipp 2: Anziehwettbewerb

Kinder messen sich gerne spielerisch mit anderen. Versuchen Sie es morgens einmal mit einem „Anziehwettbewerb“. Legen Sie im Vorfeld gemeinsam oder alleine die Kleidung Ihres Kindes raus, und auf Kommando ziehen Sie und Ihr Kind sich parallel an. Wer am schnellsten ist, hat gewonnen. Sie werden merken, dass Ihr Kind Gas gibt, und das Wissen über den eigenen Sieg wird der schönste Preis sein. Daher ist es ganz wichtig, dass es bei diesem „Spiel“ auch einmal gewinnt.

Tipp 3: Anziehzeit stoppen

Damit Ihr Kind ein Gefühl für die Zeit bekommt, stoppen Sie einfach einmal die Anziehzeit, also vom Schlafanzug bis zur ausgehfertigen Montur. Runden Sie diese gemessene Zeit um zwei Minuten auf und stellen Sie am Morgen eine Eieruhr auf die Minutenzahl ein. So kann Ihr Kind selber am besten einschätzen, wie schnell es sich innerhalb der Zeit anzieht. Wenn es die Zeit gut einhält, dann sparen Sie nicht mit Lob! Überschreitet es die Zeit und ist nicht pünktlich am Frühstückstisch, ziehen Sie die „Mehrzeit“ von der abendlichen Spielzeit ab oder stellen Sie Ihrem Kind den Wecker am nächsten Morgen die entsprechenden Minuten früher.

Das zieh ich nicht an!

Jeden Morgen das gleiche Theater: Nichts ist anstrengender als ein Kind, das sich morgens weigert, die von Ihnen herausgelegten Sachen anzuziehen. Besonders wenn Sie es eilig haben, kommen immer wieder Diskussionen über das Outfit auf.

Sie wollen wahrscheinlich, dass Ihr Kind ordentlich und den Witterungsverhältnissen angemessen gekleidet ist. Gehen Sie davon aus, dass ihm das völlig egal ist! Ihr Kind hat seine eigenen Vorstellungen und nur diese zählen bei der Kleiderwahl.

Tipp 1: Sachen abends rauslegen

Wählen Sie schon am Abend vorher gemeinsam mit Ihrem Kind das passende Outfit aus. Lassen Sie ihm die Freiheit, selbst zu entscheiden, was es tragen möchte. Geben Sie vor, ob die Kleidung für warmes oder kaltes Wetter geeignet sein muss, damit es nicht friert oder schwitzt. Tolerieren Sie ruhig mal, dass Ihr Kind im Winter im Sommerkleid mit dicker Wollstrumpfhose und Strickjacke aus dem Haus gehen möchte oder farblich überhaupt nicht zusammenpassende Kleidung auswählt. Ihr Kind ist ein Individuum und muss sich frei entfalten können. Es muss lernen, Verantwortung für sein Handeln zu tragen. Gerade bei der Kleiderwahl können Sie ihm diese eigene Entfaltung relativ gefahrlos überlassen. Außer komischen Kommentaren, die es eventuell für seine Kleiderwahl bekommt, kann kaum etwas passieren.

Tipp 2: Im Schlafanzug in den Kindergarten

Sollte es trotz allem morgens richtiges Theater geben und Ihr Kind sich nicht anziehen wollen, packen Sie ihm Kleidung in die Tasche und bringen Sie es im Pyjama in den Kindergarten. Sie werden sich wundern, wie viele Eltern das schon vor Ihnen getan haben und wie viele Eltern das nach Ihnen noch tun werden.

Den Tag besprechen

Genauso wichtig, wie den Tag abends zu reflektieren, ist es, den Tag morgens zu besprechen. Lassen Sie Ihr Kind morgens schon wissen, dass es heute zur Musikschule geht oder noch ein Termin beim Kinderarzt ansteht. Wenn Sie Ihr Kind morgens darüber unterrichten, kann es sich auf den weiteren Tagesverlauf einstimmen.

Ich gehe in den Kindergarten

Schneller als man gucken kann steht der erste Kindergartentag oder der erste Tag bei der Tagesmutter vor der Tür. Die Kleinen sind plötzlich schon ganz schön groß. Wichtig ist jetzt, sie so entspannt wie möglich auf die Zeit vorzubereiten und ihnen den Start damit zu erleichtern.

Die ersten Tage im Kindergarten

Mit gemischten Gefühlen fiebern Sie wahrscheinlich dem Start des Kindergartens entgegen. Sie haben Bedenken, ob Ihr Kind sich in der neuen Situation wohlfühlen wird, ob es mit der Eingewöhnung gut klappen wird und, und, und.

Vertrauen Sie darauf, dass Erzieherinnen im Umgang mit Kindern geschult sind und dies meist schon jahrelang unter Beweis stellen. Versuchen Sie Ihr Kind positiv auf die Kindergartenzeit einzustimmen. Sollten sich Ihre Ängste auf Ihr Kind übertragen, wird es auch Ängste entwickeln und somit vermutlich einen recht schwierigen Start haben. Kinder schaffen es normalerweise ganz schnell, mit dieser Situation zurechtzukommen. Sie freuen sich darüber, mit anderen Kindern zusammenzusein und viele neue Spielsachen auszuprobieren.

Tipp 1: Nutzen Sie beide die Eingewöhnungsphase

In den meisten Kindergärten gibt es eine Eingewöhnungsphase – entweder vor dem regulären Start im Kindergarten oder zu Beginn des neuen Kindergartenjahres. Nutzen Sie diese und erkunden Sie gemeinsam mit Ihrem Kind die Gruppe und bei gutem Wetter das Außengelände. Versuchen Sie Ihr Kind zu motivieren, alleine auf Erkundungstour zu gehen. Vielleicht mag ein älteres Kind ihm die Puppenecke oder die Sandsachen zeigen. Nutzen Sie in dieser Zeit die Chance und unterhalten Sie sich kurz mit den Erzieherinnen, um einen ersten Eindruck von ihnen zu bekommen. Manchmal werden mehrere Eingewöhnungstermine angeboten. Bei dem zweiten Termin können Sie Ihr Kind kurz alleine lassen, wahrscheinlich findet es das ganz in Ordnung. Sie werden eher ein ungutes Gefühl im Bauch haben. Gehen Sie doch einfach in der Zeit kurz zum Bäcker und holen Kuchen, der später zu Hause als Belohnung gemeinsam gegessen wird. So haben Sie etwas zu tun und müssen nicht die ganze Zeit darüber nachdenken, was alles passieren könnte.

Tipp 2: Bringen Sie Ihr Kind mit anderen zusammen

Um Ihrem Kind den Einstieg in den Kindergarten zu erleichtern, können Sie es schon vorher an das Zusammensein mit anderen Kindern gewöhnen. Gehen Sie in eine Krabbelgruppe, zum Kinderturnen oder verabreden Sie sich mit anderen Müttern oder Vätern und ihren Kindern. In solchen Situationen erlernen Kinder die ersten Regeln des Miteinanders. Zum Beispiel, dass man beim Turnen kurz warten muss oder dass man beim Spiel mit anderen Kindern teilen muss. Diese Erfahrungen können sich vorteilhaft auf die Zeit im Kindergarten auswirken.

Ein Kuscheltier gibt Sicherheit

In den ersten Tagen kann es Ihrem Kind helfen, einen kleinen Freund mit in den Kindergarten zu nehmen, der ihm Sicherheit gibt. Das kann ein Kuscheltier, Schnuffeltuch oder Ähnliches sein, das schon lange ein treuer Begleiter ist. Sprechen Sie dies auf jeden Fall mit den Erzieherinnen ab, da es in manchen Kindergärten nicht erlaubt ist, etwas von zu Hause mitzubringen.

Zu dem Thema, ob Spielzeug von zu Hause mit in den Kindergarten mitgebracht werden darf, gibt es in den meisten Kindergärten klare Regeln. Meist darf nichts oder nur zu bestimmten Anlässen oder nach Absprache mitgenommen werden. Zum einen hat es den Sinn, dass nichts im Kindergarten verloren geht oder zerstört wird und zum anderen gibt es in den Kindergärten ausreichend Spielsachen für die unterschiedlichen Interessen der Kinder.

Die Qual der Wahl

Wenn Sie Spielzeug mit in den Kindergarten geben dürfen, überlegen Sie vorher gemeinsam mit Ihrem Kind, welches Spielzeug sinnvoll ist. Suchen Sie am besten etwas aus, das keine kleinen Teile hat, die verloren gehen können, und nichts, was leicht kaputt gehen kann. Sollte Ihr Kind sich für ein Spielzeug entscheiden, das Geräusche macht, fragen Sie besser im Kindergarten nach, ob das erlaubt ist. Manche Erzieherinnen sträuben sich bei diesen Spielsachen. Eine CD mit Musik oder Geschichten dagegen ist meist erlaubt.

Mit Teddy-Eskorte in den Kindergarten

Wenn sich Ihr Kind zu Hause noch nicht von seinem Teddy trennen kann, könnte er mit im Auto oder auf dem Fahrrad zum Kindergarten fahren, sich verabschieden, dann bei den Einkäufen helfen und pünktlich „zum Dienstschluss“ Ihr Kind wieder am Kindergarten abholen.

Verabschieden im Kindergarten

Kennen Sie die Situation, dass Ihr Kind herzzerreißend weint und sich an Ihnen festklammert, wenn Sie es in den Kindergarten bringen? Wenn Sie Ihr Kind abgeben, fühlen Sie sich herzlos und befürchten, dass Ihr Kind den ganzen Tag weinend im Kindergarten verbringt. Wahrscheinlich entwickeln Sie Schuldgefühle und fragen sich, ob Ihr Sprössling einen bleibenden Schaden davonträgt.

Sie brauchen sich keine Sorgen machen! Ihr Kind beruhigt sich in der Regel nach ganz kurzer Zeit, und die Erzieherinnen sind darin geschult, mit solchen Situationen umzugehen. Sie schaffen es, Ihren kleinen Liebling schnell abzulenken. Seien Sie sich sicher, dass Sie angerufen werden, wenn Ihr Kind sich über einen längeren Zeitraum gar nicht mehr beruhigen ließe. Wundern Sie sich auch nicht, wenn Ihr Kind, nachdem es monatelang morgens ganz unkompliziert in den Kindergarten gegangen ist, plötzlich wieder anfängt, Theater zu machen. Kinder durchlaufen unterschiedliche Entwicklungsphasen, und da kann es durchaus vorkommen, dass sie sich unsicher fühlen und wieder anfangen zu klammern. Außerdem passiert es manchmal, dass die Kinder sich untereinander streiten und es deswegen zu einer Kindergartenunlust kommt. Sprechen Sie die Erzieherinnen an und fragen Sie, ob etwas Besonderes vorgefallen ist. Oder versuchen Sie, Ihr Kind zu ermutigen, es Ihnen zu erzählen.

Tipp: Lieber ein Abschied mit Schrecken …

Auch wenn es herzlos klingt, versuchen Sie trotzdem, Ihr Kind schnell abzugeben. Wenn Ihr Kind wieder anfängt, sich weinend an Sie zu klammern, drücken Sie es noch einmal, sagen Sie ihm, dass Sie es lieb haben, wünschen Sie ihm viel Spaß im Kindergarten und übergeben Sie es einer Erzieherin. Ihr Kind wird dann wahrscheinlich noch mehr schreien und weinen. Gehen Sie trotzdem raus, ohne sich noch einmal umzudrehen, und holen Sie erst mal tief Luft. In dieser Situation werden Sie sich ganz schlecht fühlen. Denken Sie daran, es ist für eine kurze Zeit und die geht schnell vorbei.

Es gibt Eltern, die in diesen Situationen immer länger da bleiben, den Abschied hinauszögern oder ihr Kind wieder mit nach Hause nehmen. Machen Sie das bitte nicht. Mit diesem Verhalten signalisieren Sie Ihrem Kind, dass Sie selbst unsicher sind und den Erzieherinnen nicht zutrauen, sich angemessen zu kümmern. Diese Unsicherheit überträgt sich auf Ihr Kind und die Situation wird wahrscheinlich noch schlimmer.

Es ist gut, wenn Ihr Kind weint, wenn es sich von Ihnen trennen soll. Dies ist ein Zeichen dafür, dass es eine sichere Bindung zu Ihnen hat. Sie sind die geliebte Bindungsperson, von der es sich nicht trennen möchte. Verstehen Sie es so: „Das, was ich liebe, lasse ich doch nicht gehen!“ Kinder mit einer sicheren Bindungsbeziehung entscheiden immer, wann ihre Bezugsperson gehen darf.

Trennungsängste bei Kindergartenkindern

Die Phase, in der Ihr Kind Trennungsängste erlebt, ist eine sehr wichtige in seiner Entwicklung und völlig normal.

Jedes Kind muss lernen, eine zeitliche Trennung von seinen Eltern zu ertragen. Auch für Sie als Eltern kann es schwer sein, sich von Ihrem Kind für eine gewisse Zeit zu verabschieden.

Sie möchten Ihr Kind zur Tagesmutter, in den Kindergarten oder zu den Großeltern bringen? Grundsätzlich spricht nichts dagegen, dass es von anderen Menschen eine gewisse Zeit betreut wird. Voraussetzung dafür ist, dass Ihr Kind dort kompetent, fürsorglich und herzlich behütet wird. Wichtig ist, dass der eingespielte Ablauf des Tages eingehalten wird und die für Ihr Kind Verantwortlichen nicht laufend wechseln.

Was passiert, wenn Sie Ihr Kind in den Kindergarten oder zur Tagesmutter bringen?

Einige Kinder fangen dann direkt an zu weinen und sträuben sich, dort zu bleiben. Merkt Ihr Kind, dass Sie gleich weggehen wollen und der Babysitter kommt? Sie wissen aus eigener Erfahrung, dass es zahlreiche Situationen gibt, in denen Ihr Kind Trennungsangst entwickelt.

Es ist kein Zufall, dass Trennungsängste bei Kindern vorkommen. Das liegt daran, dass Kinder Situationen noch nicht so gut beurteilen können und sich ihr Gefühl für Zeit erst mit den Jahren entwickelt. Ein paar Minuten – auch wenn es nur fünf sind – können Ihrem drei Jahre alten Kind wie Stunden vorkommen. Einen Zeitraum von beispielsweise drei Wochen kann ein Erstklässler noch nicht übersehen.

Es ist völlig normal, dass Ihr Kind Angst hat, dass Sie nicht wiederkommen oder Ihnen etwas zustoßen könnte. Diese Angst nennt man Verlustangst. Häufig haben Kinder solche Ängste, wenn in Ihrer Familie Stress vorliegt. Der Auslöser kann sein, dass Sie gerade umgezogen sind, Sie Probleme mit Ihrem Partner haben oder jemand aus der Familie krank ist. Wenn sich Eltern schuldig fühlen, Ihr Kind einem anderen Menschen zur Betreuung zu überlassen, kann diese Problematik ebenfalls auftreten. Geben Sie in dieser Situation nicht nach und machen Sie nicht den Fehler und gehen ohne Ihr Kind nicht mehr aus. Ihr Kind muss lernen, von Ihnen getrennt zu sein, ansonsten hält die Bindungsangst bzw. das Klammerverhalten Ihres Kindes an. Widerspricht Ihr Kind der Trennung und erhält dann mehr Fürsorge und liebevolle Zuwendung von Ihnen, dann belohnen Sie es unbeabsichtigt für sein Verhalten. So verschlimmern Sie die Situation und der Widerspruch Ihres Kindes wird zukünftig noch schlimmer.

So bereiten Sie Ihr Weggehen behutsam vor

Ihr Kind muss auf den Tag, an dem Sie es das erste Mal zur Tagesmutter, in den Kindergarten oder zu den Großeltern bringen, gut von Ihnen vorbereitet werden.Sprechen Sie mit Ihrem Kind über die Tagesmutter, den Kindergarten oder die Großeltern und besuchen Sie vorher gemeinsam den Ort, an den Sie Ihr Kind demnächst bringen. Entfernen Sie sich bei dem Besuch nicht weit von Ihrem Kind. Es kann hilfreich sein, mehrere gemeinsame Besuche zu unternehmen, um Vertrauen zu schaffen.Setzen Sie Ihr Kind nicht unter Druck, gleich mit den anderen Kindern zu spielen.Laden Sie, wenn es möglich ist, vorher ein Kind aus dem Kindergarten zu sich nach Hause ein, so hat Ihr Kind einen Bezugspunkt in der Kindergartengruppe.