Fantoma und der Vampirbuddha - Bernd Zeller - E-Book

Fantoma und der Vampirbuddha E-Book

Bernd Zeller

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Beschreibung

Warum plant Winfried Kretschmann die scheußlichste Kunstausstellung aller Zeiten, und warum gerät der Talk bei Anne Will außer Kontrolle? Fantoma, die skrupellose Verbrecherin mit tausend Maskierungen, ist zurück und macht die Gesellschaft unsicher. Wird es Kommissar Schüff mit seinem neuen Assistenten diesmal schaffen, sie zu schnappen? Oder erst in der Fortsetzung? Grausen und Schauder sind garantiert, jedenfalls für alle politisch Interessierten.

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Anne Will wirkte angespannt. Ihre Talkrunde zum Thema „Alles grün – Haben die Grünen ausgedient?“ verlief lebhaft zwischen den Diskutierenden Claudia Roth, Renate Künast und Katrin Göring-Eckardt sowie dem Quotenjournalisten Hans-Ulrich Jörges vom „Stern“ bis zur 20. Sendeminute, als Claudia Roth auf die Nachfrage der Moderatorin, ob denn die jüngere Generation zu den Wurzeln der Grünen noch den ausreichenden Bezug haben könnte, erst ungewöhnlich lange schwieg und, als Renate Künast losplärren wollte, ihr mit einer Handbewegung Einhalt gebot, bevor sie mit einer Gegenfrage antwortete: „Ja denken Sie denn, mir macht das Spaß?“

In Anne Wills Ohrhörer blieb es nur kurz still, bis die Anweisung der Redaktion lautete: Stopp, Themenwechsel sofort. Anne Will zog eine weitere Karteikarte hervor und setzte an, Katrin Göring-Eckardt zu fragen, ob ein Bündnis mit der CDU in naher Zukunft die Gefahr berge, populistischen Tendenzen in der CDU Vorschub zu leisten, da brauste Claudia Roth auf: „Sie haben meine Frage nicht beantwortet, Frau Will. Allen geht es doch nur um ihren Spaß.“ Das Publikum applaudierte. Claudia Roth fuhr fort: „Wir sind die einzigen, die keinen haben. Uns geht es allein um Geld. Wir wollen Geld, und zwar viel Geld. Genau wie alle anderen auch.“ Der Applaus fiel etwas zögerlicher aus, die Kapitalismuskritik erschien dem Publikum etwas verwaschen. „Aber wir können nicht so tun, als würden wir es verdienen, wie etwa Sie, Frau Will, und Ihre Redakteure und Sendergremien, die alle ihre Zuständigkeit mit Tätigkeit verwechseln. Wir können nichts als grün sein und wollen dafür Geld vom Staat. Dazu müssen wir uns ständig neue Sünden ausdenken. Ja, Sie haben richtig gehört, Sünden. Alles, was eigentlich normal ist, soll schlechtes Gewissen machen. Sie und alle anderen, wir alle grenzen aus, ständig, jeden Tag. Deshalb und nur deshalb machen wir Ausgrenzung zu dem großen Übel, das es zu bekämpfen gilt.“ Renate Künast und Katrin Göring-Eckardt saßen wie erstarrt. Anne Will wollte ihr das Wort abschneiden, wusste aber nicht, womit. „Wir alle sind schlecht für die Umwelt und wir alle haben Vorurteile. Wer es schafft, daraus ein schlechtes Gewissen zu erzeugen, hat Macht, und diese Macht benötigen wir, um daraus Abgeordnetenmandate und Staatssekretärsposten und Beauftragtenämter zu generieren, denn nur so gibt es Geld für uns.“

Eine Frau versuchte in diesem Moment, durch die Zuschauerreihen auf die Bühne zu stürmen, wurde aber von den Sicherheitskräften zurückgehalten.

„Lassen Sie mich los!“, schrie sie. „Sie wissen wohl nicht, wer ich bin?“

Anne Will versuchte, den Vorfall zu übergehen, sie wusste nicht, ob am Fernsehbildschirm davon etwas zu sehen und hören gewesen war, deshalb erklärte sie: „Es gab wohl einige Aufregung, es scheint, als ob Ihre Auffassung reichlich Widerspruch ausgelöst hat, Frau Roth.“

„Aber das bin ich!“, rief die Frau, die zum Ausgang gedrängt wurde. „Ich bin Claudia Roth.“

„Eine Verrückte offenbar“, sagte Claudia Roth, die auf der Bühne.

„Nein, ich bin die echte Claudia Roth, sie ist eine Schwindlerin!“

Anne Will blickte entschuldigend zu ihrer Gesprächspartnerin. „Man identifiziert sich jedenfalls mit Ihnen“, sagte sie, während die verzweifelten Rufe weiter erschallten, jedoch nicht mehr über die Mikrophone für die Fernsehzuschauer vernehmbar waren: „Eine Homophobe! Eine Klimahasserin!“

Bei diesem Wort ging ein Raunen durch die Menge. Auch Renate Künast und Katrin Göring-Eckardt sahen erst einander an, dann zu der Frau, die sich als ihre ehemalige Parteichefin ausgab, und riefen entsetzt: „Das ist nicht Claudia Roth!“

Hans-Ulrich Jörges vom „Stern“ setzte nach: „Die kam mir gleich so sonderbar vor.“

Anne Will rief: „Können wir die Frau nochmal sehen?“, woraufhin die Sicherheitskräfte sie von der Ausgangstür zurück zur Bühne schleiften.

„Dann macht‘s gut, ihr Trottel!“, rief die Frau, die bis eben noch für Claudia Roth gehalten worden war, warf eine Rauchbombe, deren Rauch die gesamte Talkrunde vernebelte, und verschwand, während die Rauchmelder Alarm gaben und die Sprinkleranlage auslösten.

Der Aufnahmeleiter reichte Anne Will einen Regenschirm. Der Rauch legte sich, auf dem Sitz, den die falsche Claudia Roth freigemacht hatte, lag, neben der abgestreiften Claudia-Roth-Maske, eine Grußkarte mit der Aufschrift: „Einen schönen Talk noch. FANTOMA“.

Claudia Roth, die echte, streifte die restlichen Fesseln von ihren Handgelenken, setzte sich und sagte: „Da bin ich. Kann losgehen.“

****

Hans-Ulrich Jörges vom „Stern“ räusperte sich und hustete, der Rauch hatte wohl seine Stimme etwas angegriffen. Anne Will hatte keinen Grund gesehen, das Motto des Talks dahingehend zu erweitern, das Vorgefallene zu thematisieren, doch Hans-Ulrich Jörges vom „Stern“ krächzte immer wieder: „Dazu müssen wir doch etwas sagen!“, bis die anderen Teilnehmenden auch dafür waren und Claudia Roth berichtete, wie sie von der Täterin, die sich ihr gegenüber als „Fantoma“ vorgestellt hatte und von der sie zuerst geglaubt hatte, sie sei Teil eines Scherzes mit versteckter Kamera, weswegen sie sich keiner Gefahr bewusst war, überwältigt, mit Chloroform betäubt und gefesselt wurde. „Einer Gefahr bewusst sind Sie sich doch nie, Frau Roth“, knurrte Hans-Ulrich Jörges vom „Stern“. „Einer echten Gefahr in der wirklichen Realität meine ich“, schob er nach.

„Es geht hier nicht um mich“, verteidigte sich Claudia Roth, „dieser Angriff galt uns allen. Ich bin ja Hilfspräsidentin des Bundestages, wie Sie vielleicht wissen, ich meine stellvertretende, insofern war es schon ganz natürlich, denn wer die Toleranz und das Klima und die Umwelt und die Multikultur bekämpfen will, muss erst an mir vorbei“.

„An mir auch“, rief Katrin Göring-Eckardt dazwischen, fast zeitgleich mit Renate Künast.

„Ich wollte Sie nicht zum Zickenkrieg verleiten“, krächzte Hans-Ulrich Jörges vom „Stern“, „damit meine ich nicht Sie, Frau Künast“.