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Was, wenn Tiere plötzlich die Macht übernehmen? Orwells "Farm der Tiere" - eine Fabel, die brennt Ein Buch, das mehr sagt als tausend Nachrichten "Farm der Tiere" ist kein gewöhnliches Buch. Es ist ein Weckruf - verpackt in eine scheinbar harmlose Tiergeschichte. George Orwell beschreibt in seinem Märchen den Aufstieg und Fall einer Revolution auf einem Bauernhof. Doch wer genauer liest, erkennt: Es geht um Systeme, Ideale, Macht und ihre Korruption. Die Tiere kämpfen für Freiheit - und landen in einem neuen, nur raffinierter getarnten System der Unterdrückung. Die Handlung in Kürze Die Tiere der Herrenfarm haben genug: Sie jagen ihren Besitzer Mr. Jones vom Hof und errichten eine neue Ordnung. Anfangs herrscht Gleichheit, Hoffnung, Aufbruch. Doch die Schweine - allen voran Napoleon - reißen Stück für Stück die Macht an sich. Regeln werden verdreht, Geschichte umgeschrieben, Gegner eliminiert. Am Ende steht ein bitteres Fazit: "Alle Tiere sind gleich. Aber manche sind gleicher als andere." Ein Werk mit Wirkung, damals wie heute Orwell schrieb Farm der Tiere 1945 als Kritik am Stalinismus. Doch seine Botschaft reicht weit über die damalige Sowjetunion hinaus. Die Mechanismen von Macht, Propaganda und politischer Manipulation sind universell - und brandaktuell. Stimmen zum Buch "Orwells Farm der Tiere bleibt eine der verheerendsten politischen Satiren, die je geschrieben wurden." Harold Bloom, Literaturkritiker "Farm der Tiere ist eine zeitlose Warnung - eine Fabel, die mit jeder Generation wahrer wird." Christopher Hitchens, Autor und Journalist Warum dieses Buch lesen? Weil es zeigt, wie schnell Macht missbraucht wird. Weil es auf einfache Weise komplexe Wahrheiten enthüllt. Weil es dich nach dem letzten Satz nicht mehr loslässt. Ideal für alle, die mehr wissen wollen Egal ob als Einstieg in politische Literatur, als Geschenk mit Haltung oder als Reflexion aktueller Ereignisse - "Farm der Tiere" ist ein Buch, das gelesen, diskutiert und erinnert werden will.
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Veröffentlichungsjahr: 2025
George Orwell
Farm der Tiere
Ein Märchen
Vorwort
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Die Pressefreiheit
Cover
Stellen Sie sich vor, Äsop hätte eine Flasche Whiskey mit Karl Marx geleert und sich dann entschlossen, eine Fabel über die Russische Revolution zu schreiben – und das Ganze mit einem sardonischen Augenzwinkern. Das Ergebnis wäre wohl nicht annähernd so brillant und bissig wie „Farm der Tiere“ von George Orwell. In dieser meisterhaften Allegorie vermischt sich Satire mit politischer Schärfe, während die Tiere auf der „Herren-Farm“ ihre eigene Revolution wagen – nur um festzustellen, dass manche Tiere gleicher sind als andere.
„Farm der Tiere“ ist eine Parabel, die so simpel wie genial ist: Die Tiere einer englischen Farm erheben sich gegen ihren menschlichen Unterdrücker, den trunksüchtigen Farmer Jones, und träumen von einer Welt, in der alle Tiere gleichberechtigt und frei sind. Angeführt von den Schweinen Napoleon und Schneeball, die sich als die klügsten (oder besser gesagt: gerissensten) der Tiere erweisen, errichten sie eine neue Gesellschaftsordnung, in der alle Tiere „gleich“ sein sollen. Doch wie das so ist mit revolutionären Idealen – sie sind meistens leichter zu verkünden als umzusetzen.
Was als utopisches Experiment beginnt, entwickelt sich bald zu einer bitteren Dystopie. Die Schweine übernehmen nach und nach die Macht, korrumpieren die Ideale der Revolution und verwandeln die Farm in ein totalitäres Regime, das in seiner Grausamkeit und Willkür dem alten System in nichts nachsteht – außer vielleicht in der Effizienz.
Orwells Fabel ist natürlich mehr als nur eine Geschichte über Tiere, die lernen, auf zwei Beinen zu gehen und Whiskey zu trinken. Sie ist eine beißende Satire auf die Russische Revolution und die darauffolgende Schreckensherrschaft Stalins. In der Figur Napoleons, des machtbesessenen Schweins, erkennen wir unschwer das Porträt eines gewissen Josef Stalin, während Schneeball, das idealistische, aber naive Schwein, eine nur wenig verschlüsselte Anspielung auf Leo Trotzki ist.
Doch Orwell geht über die bloße historische Allegorie hinaus. „Farm der Tiere“ ist eine universelle Parabel über Macht und deren korrumpierende Wirkung. Die Schweine übernehmen die Kontrolle, indem sie die Sprache manipulieren, die Geschichte umschreiben und die anderen Tiere mit Lügen und Propaganda füttern – ein satirisches Meisterstück, das nicht nur auf die sowjetische Propaganda zielt, sondern auf alle totalitären Systeme.
Orwell, der Meister der sprachlichen Manipulation, zeigt in „Farm der Tiere“ auf geniale Weise, wie Sprache als Machtinstrument eingesetzt wird. Die Schweine verfälschen die „Sieben Gebote“ – jene idealistischen Grundsätze der Revolution – immer wieder so geschickt, dass die anderen Tiere es nicht einmal bemerken. So wird aus „Alle Tiere sind gleich“ schließlich „Alle Tiere sind gleich, aber manche sind gleicher als andere“ – eine der brillantesten und erschreckendsten Metaphern für die Doppelmoral totalitärer Systeme.
Die naive Gläubigkeit der Tiere, allen voran Boxer, das gutmütige Arbeitspferd, das stets an das Motto „Ich will mehr arbeiten“ glaubt, ist dabei ebenso tragisch wie komisch. Sie folgen den Parolen der Schweine blindlings, während ihre Freiheit Stück für Stück eingeschränkt wird. Es ist ein groteskes Schauspiel von Manipulation und Machtmissbrauch – und zugleich eine ernüchternde Analyse menschlicher Gesellschaften.
Orwells Humor ist so scharf wie eine Rasierklinge und ebenso tödlich. Seine Satire ist kein plumpe Parodie, sondern eine feinsinnige, sarkastische Komödie, die den Leser zum Lachen bringt – und das Lachen dann im Halse stecken lässt. Seine Tiere sind keine simplen Allegorien, sondern lebendige Charaktere, die in ihrer Naivität und Gutgläubigkeit ebenso berühren wie in ihrer Komik.
Besonders köstlich ist Orwells Darstellung der Schweine als selbsternannte „Intellektuelle“, die sich in geschwollenen Phrasen ergehen und gleichzeitig hemmungslos ihrer Gier frönen. Ihre Doppelmoral und ihr Opportunismus sind ebenso durchschaubar wie erschreckend – und erinnern uns daran, dass Macht immer das Potential zur Korruption in sich trägt, egal in welcher Gestalt sie auftritt.
„Farm der Tiere“ ist nicht nur eine Abrechnung mit dem Stalinismus, sondern eine zeitlose Allegorie über Macht und Manipulation, über Ideale und deren Verrat. Orwell zeigt uns, wie leicht die Verheißungen einer besseren Zukunft in Tyrannei und Unterdrückung umschlagen können, wenn Macht in den Händen weniger konzentriert wird und die Masse nichts hinterfragt.
Das Genie von „Farm der Tiere“ liegt in seiner Einfachheit und Prägnanz. Auf kaum mehr als hundert Seiten schafft Orwell eine universelle Parabel, die so scharf und präzise ist wie ein Skalpell. Seine Sprache ist klar und kraftvoll, seine Symbolik ist treffend und zeitlos. Und seine Botschaft ist so relevant wie eh und je: Wenn Macht und Ideologie sich vereinen, dann gute Nacht, Freiheit!
„Farm der Tiere“ ist kein gewöhnliches Märchen – es ist eine Satire mit Biss, eine politische Parabel und eine meisterhafte Groteske. Es ist eine Geschichte über Verrat und Verblendung, über Ideale und deren Zerstörung, über Macht und deren Missbrauch. Und es ist ein literarisches Meisterwerk, das den Leser zugleich zum Lachen und zum Nachdenken anregt.
Orwell lädt uns ein zu einem grotesken Maskenball der Macht und der Lüge, zu einer literarischen Revolte im Schweinestall. Wer sich darauf einlässt, wird mehr als nur eine Fabel entdecken – er wird das Spiegelbild der menschlichen Gesellschaft erkennen und vielleicht sogar ein wenig Mitleid mit einem gewissen Arbeitspferd empfinden, das nur daran glaubte, „mehr zu arbeiten“.
Doch genug der Vorrede – betreten Sie die Welt der „Farm der Tiere“ und lassen Sie sich verführen von einer Satire, die so scharf und zeitlos ist wie ein Karren voller Heu, den ein Schwein nach Belieben umdeutet. Und vergessen Sie nicht:
„Vier Beine gut, zwei Beine besser!“
Orwells glühenden Appell „Die Pressefreiheit“, von ihm ursprünglich als Vorwort seiner ersten Ausgabe gedacht, finden Sie im Anhang nach dem Text.
Mr. Jones von der Herrenfarm hatte die Hühnerställe für die Nacht verschlossen, aber er war zu betrunken und vergaß, die Hühnerklappen zu schließen. Mit der Laterne in der Hand, deren Licht hin und her tanzte, schwankte er über den Hof. An der Hintertür zog er sich die Stiefel aus, zapfte sich in der Waschküche ein letztes Glas Bier aus dem Fass und schleppte sich ins Schlafzimmer, wo Frau Jones bereits tief und fest schnarchte.
Kaum war das Licht im Schlafzimmer erloschen, erwachte die Farm zum Leben. Ein leises Rascheln und Flattern ging durch die Stallungen. Es hatte sich herumgesprochen, dass Old Major, der preisgekrönte mittelweiße Eber, in der vergangenen Nacht einen seltsamen Traum gehabt hatte. Er wollte diesen Traum mit den anderen Tieren teilen. Man hatte sich darauf geeinigt, sich im großen Stall zu treffen, sobald Mr. Jones außer Sicht war. Old Major – so wurde er immer genannt, obwohl er offiziell unter dem Namen „Willingdon Beauty“ bekannt war – war so angesehen, dass alle Tiere bereit waren, dafür eine Stunde Schlaf zu opfern, weil sie hören wollten, was er zu sagen hatte.
Am Ende des großen Stalls, auf einer erhöhten Plattform, hatte es sich Major bereits auf seinem Strohbett bequem gemacht. Über ihm schaukelte eine Laterne, die an einem Balken hing und warmes Licht verbreitete. Mit seinen zwölf Jahren war er etwas beleibter geworden, doch sein Anblick blieb beeindruckend. Trotz seiner ungeschnittenen Hauer strahlte er Weisheit und Güte aus – ein wahrhaft majestätisches Tier.
Nach und nach kamen die anderen Tiere hinzu und machten es sich auf ihre Art bequem. Zunächst erschienen die Hunde Bluebell, Jessie und Pincher, gefolgt von den Schweinen, die sich direkt vor der Plattform ins Stroh legten. Die Hühner flatterten auf die Fensterbänke, während sich die Tauben in den Balken unter dem Dach niederließen. Die Schafe und Kühe suchten ihren Platz hinter den Schweinen, legten sich hin und begannen gemütlich zu wiederkäuen.
Dann traten Boxer und Clover ein, die beiden Kaltblutpferde. Sie bewegten sich bedächtig, setzten ihre massigen, behaarten Hufe mit großer Vorsicht auf, um kein kleines Tier im Stroh zu verletzen. Clover war eine robuste, fürsorgliche Stute, die dem mittleren Alter entgegenging. Seit ihrem vierten Fohlen hatte sie ihre alte Figur nicht mehr zurückgewonnen, was ihrem sanften Auftreten keinen Abbruch tat. Boxer hingegen war ein Koloss – fast 1,80 Meter groß und so stark wie zwei normale Pferde zusammen. Eine weiße Blesse zog sich über seine Nase und verlieh ihm ein etwas naives Aussehen. Obwohl er nicht besonders intelligent war, genoss er den Respekt aller, dank seines unerschütterlichen Charakters und seiner enormen Arbeitskraft.
Nach den Pferden kamen Muriel, die weiße Ziege, und Benjamin, der Esel. Benjamin war das älteste Tier auf der Farm und das mit Abstand mürrischste. Er sprach nur selten, und wenn, dann meist, um eine zynische Bemerkung zu machen – etwa, dass Gott ihm einen Schwanz gegeben habe, um die Fliegen fernzuhalten, er aber lieber ohne Schwanz und ohne Fliegen wäre. Lachen sah man ihn nie. Auf die Frage nach dem Grund antwortete er, es gäbe nichts zu lachen. Auch wenn er es nie zugab, war er Boxer tief verbunden. Die beiden verbrachten ihre Sonntage oft gemeinsam auf der kleinen Koppel hinter dem Obstgarten, grasten Seite an Seite und schwiegen dabei.
Die beiden Pferde hatten sich gerade zur Ruhe gelegt, als eine Gruppe Entenküken, die ihre Mutter verloren hatten, piepsend in die Scheune watschelte. Sie suchten verzweifelt einen Platz, wo sie sicher waren und nicht zertreten wurden. Clover legte ihr großes Vorderbein schützend um sie, und die Küken kuschelten sich daran, bis sie eingeschlafen waren. Kurz darauf trippelte Mollie herein, eine einfältige, aber hübsche weiße Stute, die Mr. Jones’ Wagen zog. Mit einem Stück Zucker im Maul ließ sie sich vorne nieder und spielte kokett mit ihrer weißen Mähne, um die Aufmerksamkeit auf die roten Schleifen zu lenken, die darin geflochten waren. Schließlich kam die Katze, die wie immer den wärmsten Platz suchte. Sie schlüpfte zwischen Boxer und Clover, rollte sich ein und schnurrte zufrieden während Majors Rede, ohne ein einziges Wort davon wahrzunehmen.
Alle Tiere waren nun versammelt, bis auf Moses, den zahmen Raben, der auf einer Stange hinter der Hintertür schlief. Major wartete, bis sich alle eingerichtet hatten und gespannt lauschten. Dann räusperte er sich und begann:
„Genossen, ihr habt sicher von dem seltsamen Traum gehört, den ich letzte Nacht hatte. Doch bevor ich dazu komme, möchte ich etwas Wichtigeres sagen: Ich glaube, meine Zeit auf dieser Erde neigt sich dem Ende. Bevor ich sterbe, empfinde ich es als meine Pflicht, die Weisheit, die ich in meinem langen Leben gesammelt habe, mit euch zu teilen. Ich habe viel Zeit zum Nachdenken gehabt, und ich glaube, ich verstehe das Wesen unseres Lebens so gut wie kein anderes Tier. Genau darüber möchte ich sprechen.
Genossen, was ist das Wesen unseres Lebens? Blicken wir der Wahrheit ins Gesicht: Unser Leben ist elend, mühsam und kurz. Wir werden geboren, bekommen gerade genug Futter, um zu überleben, und müssen bis zur völligen Erschöpfung arbeiten. Sobald wir nicht mehr nützlich sind, werden wir brutal entsorgt. Kein Tier in England kennt Glück oder Muße, sobald es ein Jahr alt ist. Kein Tier ist frei. Unser Leben ist eine endlose Spirale aus Elend und Sklaverei – das ist die traurige Wahrheit.
Ist das einfach Teil der natürlichen Ordnung? Liegt es daran, dass unser Land zu arm ist, um den Lebenden ein würdiges Dasein zu ermöglichen? Nein, Genossen, tausendfach nein! Der Boden Englands ist fruchtbar, das Klima milde. Er könnte weit mehr Tiere ernähren als heute – reichlich und gut. Unsere eigene Farm hier könnte ein Dutzend Pferde, zwanzig Kühe, Hunderte Schafe versorgen. Und sie könnten leben mit Würde, mit Komfort, wie wir es uns kaum vorstellen können. Warum also dieses Elend? Warum schuften wir, hungern wir, verfallen wir? Weil der Ertrag unserer Arbeit gestohlen wird. Und wer stiehlt ihn? Der Mensch. Das ist die Antwort auf all unsere Not. Ein einziges Wort: Mensch. Er ist unser wahrer Feind. Entfernt ihn, und Hunger und Überarbeitung verschwinden mit ihm.
Der Mensch allein konsumiert, ohne zu produzieren. Er gibt keine Milch, legt keine Eier, zieht keinen Pflug, fängt kein Wild. Und doch herrscht er über uns. Er zwingt uns zur Arbeit und gibt gerade genug, damit wir nicht sterben – den Rest behält er. Wir pflügen das Land, wir düngen es mit unserem Dung, und was besitzen wir? Nichts als unsere bloße Haut. Ihr Kühe, die ihr hier steht – wie viele tausend Liter Milch habt ihr gegeben im letzten Jahr? Und wohin ist sie geflossen? Nicht an eure Kälber – nein, jeder Tropfen in die Kehlen derer, die euch unterdrücken. Und ihr Hennen – wie viele Eier habt ihr gelegt? Und wie viele durftet ihr ausbrüten? Fast alle wurden verkauft, um Jones Geld zu bringen. Und du, Clover – wo sind deine vier Fohlen, die Trost und Freude im Alter hätten sein sollen? Jedes wurde verkauft, kaum ein Jahr alt. Du wirst keines von ihnen je wiedersehen. Und was hast du dafür bekommen – für deine Geburtsschmerzen, für deine Arbeit auf dem Feld? Eine karge Ration. Einen Stall. Mehr nicht.
Und selbst diese elenden Leben sind oft kürzer, als sie sein sollten. Ich selbst beklage mich nicht, denn ich hatte Glück. Mit zwölf Jahren und über vierhundert Nachkommen habe ich ein langes Leben geführt. Doch am Ende erwartet uns alle dasselbe grausame Schicksal. Ihr jungen Ferkel, die ihr hier sitzt, jedes einzelne von euch wird bald im Schlachthaus enden. Kühe, Schweine, Schafe, Hennen – niemand bleibt verschont. Selbst Pferde und Hunde teilen unser Schicksal. Boxer, wenn deine Muskeln ihre Kraft verlieren, wird Jones dich verkaufen. Der Abdecker wird dich schlachten, und du wirst Hundefutter. Und die Hunde? Wenn sie alt und zahnlos sind, bindet Jones einen Ziegelstein an sie und ertränkt sie.
Ist es nicht kristallklar, Genossen, dass all unser Leid aus der Tyrannei der Menschen kommt? Schaffen wir den Menschen ab, gehört der Ertrag unserer Arbeit uns. Wir könnten reich und frei sein, beinahe über Nacht. Was müssen wir tun? Warum? Mit aller Kraft, Tag und Nacht, für den Sturz der Menschheit kämpfen! Das ist meine Botschaft an euch: Rebellion! Ich weiß nicht, wann sie kommen wird, vielleicht nächste Woche, vielleicht in hundert Jahren. Doch eines weiß ich, so sicher wie ich dieses Stroh unter meinen Füßen sehe: Früher oder später wird die Gerechtigkeit siegen. Richtet eure Augen, Genossen, für den kurzen Rest eures Lebens darauf! Gebt diese Botschaft weiter, damit auch zukünftige Generationen den Kampf fortführen.
Erinnert euch dara, bleibt standhaft, Genossen. Lasst euch nicht täuschen. Glaubt niemals, dass Menschen und Tiere gemeinsame Interessen hätten, dass der Wohlstand des einen der Wohlstand der anderen bedeutet. Das ist eine Lüge. Der Mensch dient keinem anderen Wesen als sich selbst. Wir Tiere müssen zusammenhalten – in absoluter Einheit. Alle Menschen sind Feinde. Alle Tiere sind Genossen.“
In diesem Augenblick brach ein Tumult aus. Während Major sprach, hatten sich vier große Ratten aus ihren Löchern gewagt und zugehört. Doch die Hunde entdeckten sie, und nur ein schneller Sprint in ihre Löcher rettete das Leben der Ratten. Major hob seinen Huf, um Ruhe zu gebieten.
„Genossen“, sagte er, „es gibt etwas, das wir klären müssen: Sind wilde Tiere wie Ratten und Kaninchen unsere Freunde oder Feinde? Lasst uns abstimmen. Ich gebe der Versammlung folgende Frage weiter: Sind Ratten Genossen?“
Die Abstimmung war schnell entschieden: Mit überwältigender Mehrheit wurden die Ratten zu Genossen erklärt. Nur die drei Hunde und die Katze, die sich wohl beide Stimmen gesichert hatte, stimmten dagegen.
„Ich habe nicht viel mehr zu sagen“, fuhr Major fort. „Ich wiederhole: Unsere Pflicht ist die Feindschaft gegenüber dem Menschen. Alles, was auf zwei Beinen geht, ist unser Feind. Alles, was auf vier Beinen geht oder Flügel hat, ist unser Freund. Und denkt daran: Auch nach einem Sieg dürfen wir den Menschen nicht ähneln. Kein Tier soll in einem Haus leben, in einem Bett schlafen, Kleidung tragen, Alkohol trinken, Tabak rauchen, Geld besitzen oder Handel treiben. Keine dieser Gewohnheiten des Menschen darf uns je verderben. Und vor allem: Kein Tier darf je ein anderes tyrannisieren. Egal ob stark oder schwach, klug oder einfältig – wir sind alle Brüder. Kein Tier darf ein anderes töten. Alle Tiere sind gleich.
Und nun, Genossen, will ich euch von dem Traum erzählen, der mich in der letzten Nacht heimsuchte. Es war ein Traum von einer Welt, wie sie sein könnte, wenn der Mensch nicht mehr existiert. Die Einzelheiten kann ich euch nicht beschreiben, aber dieser Traum hat etwas in mir wachgerufen, das ich längst vergessen hatte. Als ich ein kleines Ferkel war, sangen meine Mutter und die anderen Säue ein altes Lied. Sie kannten nur die Melodie und die ersten drei Worte, doch diese Melodie blieb mir aus meiner Kindheit im Gedächtnis – bis sie schließlich verblasste. Letzte Nacht jedoch kam sie zurück, und mit ihr die Worte des Liedes. Worte, die, davon bin ich überzeugt, vor langer Zeit von unseren Vorfahren gesungen wurden und die mit den Jahren verloren gingen. Jetzt werde ich euch dieses Lied vorsingen, Genossen. Meine Stimme ist alt und rau, aber ich werde euch die Melodie beibringen, damit ihr sie besser singen könnt. Das Lied heißt Tiere von England.
Old Major räusperte sich und begann zu singen. Seine Stimme war, wie er gesagt hatte, heiser, doch die Melodie riss die Tiere mit – eine Mischung aus Clementine und La Cucaracha. Die Worte lauteten:
Tiere von England, Tiere von Irland,
Tiere aus jedem Land und Ort,
Hört die frohen Botschaften,
Von der goldenen Zukunft dort.
Bald schon, oder auch etwas später,
Wird der Mensch als Tyrann gestürzt,
Und die fruchtbaren Felder Englands
Werden allein von Tieren berührt.
Ringe werden aus unseren Nasen verschwinden,
Und die Geschirre von unserem Rücken,
Zaum und Sporen werden ewig rosten,
Und grausame Peitschen niemals mehr schnippen.
Reichtum, größer als Gedanken fassen,
Weizen, Gerste, Hafer, Heu,
Klee, Bohnen und Rüben aller Arten
Werden an jenem Tag unser sein aufs Neue.
Heller werden Englands Felder leuchten,
Reiner werden seine Wasser sein,
Süßer wird der Wind dann wehen
An dem Tag, der uns befreit allein.
Für diesen Tag müssen wir alle arbeiten,
Auch wenn wir sterben, bevor er beginnt;
Kühe und Pferde, Gänse und Truthähne,
Alle müssen für die Freiheit ringen geschwind.
Tiere von England, Tiere von Irland,
Tiere aus jedem Land und Ort,
Hört gut zu und verbreitet die Botschaft
Von der goldenen Zukunft dort.