Faszination Apokalypse - Thomas Grüter - E-Book

Faszination Apokalypse E-Book

Thomas Grüter

0,0
9,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.

Mehr erfahren.
Beschreibung

Weltuntergang 2012? – Nicht nur die Maya glauben dran Schon immer haben die Menschen geglaubt, dass es mit der Welt irgendwann zu Ende geht. Kriege, Kometen, Seuchen und Hungersnöte galten in früheren Zeiten als sichere Zeichen des bevorstehenden Weltuntergangs. Und seit unser Planet als begrenzter Raum wahrgenommen wird, fürchten die Menschen, dass die Erde auch auf ganz weltliche Weise zerstört werden könnte. Bis heute beeinflussen Weltuntergangsszenarien die praktische Politik. All diese Aspekte des Weltendes untersucht Thomas Grüter in seinem neuen Buch. Dabei beleuchtet er auch die psychologischen Hintergründe und analysiert die aktuellen Endzeitideen.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 430

Veröffentlichungsjahr: 2011

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Thomas Grüter

Faszination Apokalypse

Mythen und Theorien vom Untergang der Welt

Sachbuch

 

 

Über dieses Buch

 

 

Schon immer haben die Menschen geglaubt, dass es mit der Welt irgendwann zu Ende geht. Kriege, Kometen, Seuchen und Hungersnöte galten in früheren Zeiten als sichere Zeichen des bevorstehenden Weltuntergangs. Und seit unser Planet als begrenzter Raum wahrgenommen wird, fürchten die Menschen, dass die Erde auch auf ganz weltliche Weise zerstört werden könnte. Bis heute beeinflussen Weltuntergangsszenarien die praktische Politik! All diese Aspekte des Weltendes untersucht Thomas Grüter in seinem neuen Buch. Dabei beleuchtet er auch die psychologischen Hintergründe und analysiert die aktuellen Endzeitideen.

 

 

Weitere Informationen finden Sie auf www.fischerverlage.de

Impressum

 

 

Covergestaltung und -abbildung: bürosüd°, München

© S. Fischer Verlag GmbH, Frankfurt am Main 2011

 

Abhängig vom eingesetzten Lesegerät kann es zu unterschiedlichen Darstellungen des vom Verlag freigegebenen Textes kommen.

Dieses E-Book ist urheberrechtlich geschützt.

ISBN 978-3-10-400759-5

 

Dieses E-Book ist urheberrechtlich geschützt.

 

Die Nutzung unserer Werke für Text- und Data-Mining im Sinne von § 44b UrhG behalten wir uns explizit vor.

Hinweise des Verlags

 

 

Abhängig vom eingesetzten Lesegerät kann es zu unterschiedlichen Darstellungen des vom Verlag freigegebenen Textes kommen.

 

Im Text enthaltene externe Links begründen keine inhaltliche Verantwortung des Verlages, sondern sind allein von dem jeweiligen Dienstanbieter zu verantworten. Der Verlag hat die verlinkten externen Seiten zum Zeitpunkt der Buchveröffentlichung sorgfältig überprüft, mögliche Rechtsverstöße waren zum Zeitpunkt der Verlinkung nicht erkennbar. Auf spätere Veränderungen besteht keinerlei Einfluss. Eine Haftung des Verlags ist daher ausgeschlossen.

 

 

Dieses E-Book enthält möglicherweise Abbildungen. Der Verlag kann die korrekte Darstellung auf den unterschiedlichen E-Book-Readern nicht gewährleisten.

 

Wir empfehlen Ihnen, bei Bedarf das Format Ihres E-Book-Readers von Hoch- auf Querformat zu ändern. So werden insbesondere Abbildungen im Querformat optimal dargestellt.

Anleitungen finden sich i.d.R. auf den Hilfeseiten der Anbieter.

Inhalt

Einführung

1 Religion

2 Weltende und Erlösung in Philosophie, Soziologie und Psychologie

3 Weltende und Endzeit in der Wirklichkeit

Statt eines Nachworts

Literaturverzeichnis

Register

Einführung

Das kleine Dorf Bugarach unweit der Pyrenäen in Südfrankreich hat ein Problem: Es werde, so behaupten einige Esoteriker, den bevorstehenden Weltuntergang überleben. Ein außerirdisches Raumschiff soll am nahe gelegenen Berg Pic de Bugarach unter der Erde warten, um pünktlich zum Weltende einige glückliche Erdbewohner mit in den Weltraum zu nehmen. Eigentlich müsste das die Dorfbewohner nicht interessieren, aber bereits seit 2010 haben sich immer mehr UFO-Gläubige auf den Weg nach Bugarach gemacht, um noch ein Ticket für das fliegende Rettungsboot zu ergattern. Sie erwarten das Weltende bereits am 21. 12. 2012, und da wird es Zeit. Die 189 Dorfbewohner fühlen sich zunehmend genervt.

»Viele kommen und beten am Berg. Einen habe ich gesehen, wie er völlig nackt irgendein Ritual vollführt hat«, klagt der Bürgermeister Jean-Pierre Delord.

Sigrid Benard, die das Gasthaus »Maison de la Nature« betreibt, berichtet, dass neuerdings zwei Drittel ihrer Gäste Esoteriker sind. Einige haben in der Nähe Grundstücke gekauft und bereitwillig horrende Preise bezahlt. Die Einheimischen sehen sich einer plötzlichen Teuerung ausgesetzt, die es ihnen immer schwieriger macht, Grund und Boden zu erwerben.

Für die Esoteriker lohnt sich die Investition. Delord berichtet über seltsame sektenartige Seminare für bis zu 800 Euro pro Woche. »Für diesen Preis treffen sie einen Guru, werden auf eine Prozession geführt, können sich taufen lassen und was für einen Blödsinn sonst noch, alles gegen Bargeld.«

Die Einheimischen fürchten, dass im Dezember 2012 ganze Horden von Weltuntergangsflüchtlingen in das Dorf einfallen.

»Das ist nicht zum Lachen«, sagt Bürgermeister Delord. »Wenn morgen zehntausend Leute auftauchen sollten, dann kann ein Dorf von zweihundert Einwohnern damit nicht fertig werden. Ich habe die Regionalverwaltung über unsere Befürchtungen informiert, und ich möchte, dass im Dezember 2012 die Armee bereitsteht, wenn es nötig sein sollte.«

Warum ausgerechnet am 21. 12. 2012? Zu diesem Zeitpunkt endet angeblich der Mayakalender, und die Mayas haben ihre Zeitrechnung offenbar so abgepasst, dass sie genau mit dem Weltuntergang aufhört. Nun endet an jedem 31. Dezember mein Wandkalender, ohne dass ich je befürchtet habe, die Welt werde untergehen. In den achtziger Jahren behauptete der Esoteriker José Argüelles, dass mit dem Ende des Mayakalenders auch das Ende der Geschichte kommen werde. Das war zwar noch kein Weltende, aber es klang gut. Deshalb haben viele andere die Idee aufgegriffen und zu einem veritablen Untergangsszenario ausgebaut.

Das hat wiederum die seriösen Forscher auf den Plan gerufen, die darauf hinweisen, dass der Kalender nicht endet, sondern nur umspringt, etwa wie unsere Zeitrechnung von 1999 auf 2000. Vielleicht aber auch nicht, denn der Anfang der Mayazeitrechnung ist nicht sicher bekannt. Nur wenn er auf den 11. August 3114 v.Chr. fällt, wäre jetzt ein größerer Periodenwechsel fällig. Weil die Mayakultur jedoch erlosch, bevor jemand eine korrekte Umrechnung erstellen konnte, kennt niemand den Nullpunkt des Mayakalenders mit ausreichender Sicherheit.

Das Märchen vom Raumschiff unter dem Berg bei Bugarach ist ein klassischer Erlösungsmythos. Der Ablauf ist immer gleich: Die Welt geht unter, aber einige Glückliche werden wundersam gerettet und begründen eine neue, bessere Menschheit. Schon antike Mythen und Sagen berichten davon, dass es vor unserem Zeitalter bereits andere gegeben hat, die aber durch eine große Katastrophe zerstört wurden. Oft geht dem Untergang eine Endzeit voraus. In ihr zerfallen die göttliche Ordnung und die menschliche Moral. Wenn die Welt erst zu einem Misthaufen verkommen ist, so lautet das Fazit der Mythen, ist eine Grundreinigung unausweichlich. Einige wenige Auserwählte dürfen danach eine neue bessere Welt aufbauen. Die Zerstörung kann natürlich jederzeit wieder erfolgen. Viele Religionen prophezeihen ein zyklisches Weltende (Hinduismus) oder ein einmalig-endgültiges (Christentum oder Islam).

Christen und Muslime erwarten im Vorfeld gewaltige göttliche Zeichen und erdumspannende, verzweifelte Kämpfe der wenigen Guten gegen die Heerscharen des übermächtigen Bösen. Mit göttlicher Hilfe werden aber die Guten siegen. Sobald das geschehen ist, wird Gott ein Weltgericht abhalten. Es folgt eine zeitlose Welt des Friedens, in der die von den Toten auferstandenen Gläubigen und Gerechten ewig und in Freude leben, während die Gottlosen und Sündigen in der Hölle schmoren. Nichts hat die Kultur von Christen und Muslime so sehr geprägt wie der Glaube an die finale göttliche Gerechtigkeit. Er durchdringt ihre gesamte Kultur und beeinflusst nicht nur die Gläubigen, sondern auch Wissenschaftler und Politiker, ja, die gesamte Grundhaltung der Völker.

Die Endzeit- und Weltuntergangserwartung der Christen und Muslime hat vier wichtige Komponenten:

Der zentrale Konflikt in der Welt spielt sich zwischen den Polen Gut (Gott) und Böse (Teufel) ab. Das ist keineswegs selbstverständlich: In der Antike gab es zwar das Ideal eines tugendhaften Lebens, aber nicht den alles beherrschenden Gegensatz zwischen Gut und Böse.

Gott verkörpert eine absolute Gerechtigkeit, die nicht nur das Verhältnis der Menschen untereinander regelt, sondern auch ihre innersten Gedanken erkennt und beurteilt.

Gott wird eines selbstgewählten Tages einen Gerichtstag abhalten und die bis dahin aufgeschobene Gerechtigkeit durchsetzen. Danach zerstört er die Welt und ersetzt sie durch einen Ort ewiger Belohnung oder ewiger Strafe. Glaube und ein den göttlichen Gesetzen entsprechendes Leben führt zur Belohnung (Erlösung), böse Taten oder Unglaube zur Bestrafung.

Unmittelbar davor verschlimmert sich der Zustand der Welt im Sinne einer Endzeit, die ein (scheinbares) Erstarken des Bösen mit sich bringt. Der Zerfall der Ordnung und des Rechts darf deshalb als Zeichen der bevorstehenden Ausübung universeller Gerechtigkeit gesehen werden.

Dieses Weltbild wird bereits Kindern eingeprägt. Selbst der als wissenschaftliche und atheistische Theorie angelegte Marximus-Leninismus predigt den Glauben an Endzeit und Erlösung. So paradox es klingen mag: Er wurzelt tief im christlichen Weltbild.

Der sogenannte Transhumanismus des beginnenden 21. Jahrhunderts zeigt ähnliche Züge. Er propagiert die Überwindung von Krankheit und Tod durch die Verbindung von Mensch und Computer. Im Verlauf einer Endzeit, die noch in diesem Jahrhundert beginnen soll, werden sich Menschen mit Computern zu gottgleichen, machtvollen und unsterblichen Wesen vereinen.

Der Ursprung und die Entwicklung des Endzeit- und Weltgerichtsglaubens sind ein wichtiger, wenn nicht der wichtigste Schlüssel zum Verständnis unserer christlichen Kultur und des Islam. Nicht nur die Religion, auch die Literatur ist fasziniert vom Weltende. Im Mittelalter und in der frühen Neuzeit war der Weltuntergang kein Thema, weil die Bibel den Fahrplan eindeutig vorgab. Allenfalls über die Auslegung konnte man streiten (wovon die Theologen auch ausgiebig Gebrauch machten). Die Aufklärung und die aufkommenden Naturwissenschaften drängten im 18. Jahrhundert den Einfluss der Theologie zurück, und im 19. kamen immer mehr Bücher auf den Markt, die sich mit dem Aussterben der Menschheit befassten. Heute ist die apokalyptische Literatur ein eigenes Genre. Dabei ist das alte Thema der Hybris und des blinden Stolperns in ein absehbares Verderben immer noch das vorherrschende Thema.

Aber auch die Wissenschaft hat sich mit der Zukunft der Zivilisation, der Menschheit, der Erde und des Kosmos befasst. Nachdem die Menschheit mehr als sechs Jahrzehnte des atomaren Wettrüstens überlebt hat, nehmen die meisten Menschen diese Bedrohung kaum noch wahr. Aber noch immer reichen die Waffenarsenale der Atommächte aus, um die Erde in die Steinzeit zurückzubomben.

Heutzutage drehen sich die meisten Weltuntergangsszenarien eher um die Frage, ob die Menschen die bevorstehende Verknappung und Verteuerung wichtiger Rohstoffe verkraften können oder ob die Zivilisation daran scheitern wird. Wenn wir es nicht selber schaffen, uns auszurotten, könnte uns eventuell die Natur diese Aufgabe abnehmen. Letztlich sind wir darauf angewiesen, dass die Erde ein lebensfreundlicher Ort bleibt, eine Temperaturerhöhung oder -absenkung um nur 20 Grad Celsius über zwei Jahre würde die Menschheit vermutlich nicht überleben.

Das alles ist, wie wir sehen werden, recht unwahrscheinlich. Die größte Gefahr für das Überleben der Menschheit ist immer noch die Menschheit selbst. Aber auch wenn die Menschen die Erde und das Sonnensystem überwinden und die Milchstraße erobern, werden sie eines Tages aussterben, denn irgendwann endet sogar das Universum. Noch weiß niemand genau, ob es zusammenstürzen oder einen stillen Tod durch die Auflösung aller Materie sterben wird. Der endgültige Tod des Universums wird unbeobachtet bleiben, denn intelligentes Leben wird bereits einige Zeit vorher nicht mehr möglich sein. Dieses Thema werden wir ganz zum Schluss behandeln, zunächst wollen wir die vielfachen Vorstellungen der Religionen zum Weltende nachzeichnen.