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Die unglaubliche Heilkraft fermentierter Lebensmittel Die Ernährung auf Basis fermentierter Speisen ist nicht nur ein neuer Trend, sondern auch in gesundheitlicher Hinsicht top. Neueste Studien zeigen, dass der regelmäßige Verzehr von Joghurt, Kombucha, Buttermilch, Sauerkraut & Co. nicht nur Darmflora und Abwehrkräfte stärkt, sondern auch vor Übergewicht schützt. Die beliebten Fermento-Foods sind reich an Vitalstoffen und wertvollen Milchsäurebakterien, die das Mikrobiom verbessern. Und sie beinhalten viele Ballaststoffe, die für ein langes Sättigungsgefühl sorgen und den Appetit zügeln. Neben spannenden wissenschaftlichen Fakten bietet dieser Ratgeber zahlreiche leckere Rezepte, die die Gesundheit fördern, sowie Tricks für ein gutes Gelingen beim DIY-Fermentieren.
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Seitenzahl: 133
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© eBook: 2023 GRÄFE UND UNZER VERLAG GmbH, Postfach 860366, 81630 München
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Projektleitung: Barbara Fellenberg
Lektorat: Ulrike Geist
Covergestaltung: ki 36 editorial Design, München, Sabine Skrobek
Bildredaktion: Nele Schneidewind
eBook-Herstellung: Maria Prochaska
ISBN 978-3-8338-9100-7
1. Auflage 2023
Bildnachweis
Coverabbildung: Tina Engel
Fotos: Tina Engel; Getty Images; Istock; GU/Dorothee Griesbeck; GU/Pia Bublies; © seasons. agency/Gräfe & Unzer Verlag/ Fotos mit Geschmack; © seasons. agency/Gräfe & Unzer Verlag/ Kramp + Gölling; GU/Katrin Winner; GU/Maike Jessen; M. Storr; Privat
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… Ihnen Gesundheit, gutes Aussehen und geistige Fitness bis ins hohe Alter wichtig sind.
… Sie Ihr Risiko, Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Diabetes zu entwickeln, auf einfache und bekömmliche Art senken wollen.
… es Ihr Wunsch ist, Lebensmittel nachhaltig und natürlich zu konservieren – so wie schon die Großmutter es machte.
… Sie Ihr Gewicht halten oder sogar reduzieren wollen, ohne von einer Diät in die nächste zu stolpern.
… Sie Ihre Darmflora und Ihr Immunsystem mit Genuss unterstützen möchten.
Der regelmäßige Konsum fermentierter Lebensmittel schenkt uns Wohlbefinden und Gesundheit. Alterungsprozesse werden verlangsamt, die Vitalität nimmt zu.
ist Facharzt für Innere Medizin und Gastroenterologie. Er befasst sich intensiv mit der Behandlung von funktionellen und entzündlichen Magen- und Darmerkrankungen. Seine erfolgreichen Ratgeber-Bücher beruhen auf seinen langjährigen Erfahrungen in Wissenschaft und Praxis.
ist Allgemeinmedizinerin. Ihr ganzheitlicher Therapieansatz schließt Ernährungs- und Entspannungsmaßnahmen, Stressreduktion und psychische Gesundheit ebenso ein wie Tipps zur Aktivitätssteigerung. Constanze Storr sagt: »Manchmal sind Medikamente erforderlich, oft lassen sie sich vermeiden.«
Schon wieder eine Diät, die Gesundheit und Schlanksein verspricht – und am Ende die Versprechen nicht halten kann? Nein! Die Fermento-Lebensweise beinhaltet eine Kostform, von der wir inzwischen wissen, dass sie gesundheitsfördernd ist und dabei das Körpergewicht günstig beeinflusst. Außerdem bringt sie nach aktuellem Forschungsstand Anti-Aging-Vorteile mit sich.
Wir geben Ihnen also kein Versprechen nach Bauchgefühl, sondern stellen Ihnen eine Kost vor, die auf wissenschaftlichen Daten gründet. Die Fermento-Ernährung erhält proaktiv Ihre Gesundheit, beugt Übergewicht vor und verlängert Ihre Lebenszeit!
Dabei beinhaltet die Fermento-Kost kein generelles oder spezifisches Heilsversprechen, und das wollen wir hier auch nicht behaupten. Bei manchen Erkrankungen wie Diabetes, Fettstoffwechselstörungen oder Adipositas sind spezielle Diäten notwendig, um das Krankheitsgeschehen günstig zu beeinflussen. Diese kann die Fermento-Ernährung nicht ersetzen. Sehen Sie fermentierte Lebensmittel vielmehr als Ergänzung Ihrer schon bestehenden Kost für mehr Vitalität, Genuss, Gesundheit und Lebensfreude!
Wenn Sie Lust haben, machen Sie Ihren Joghurt oder Ihr Sauerteigbrot einmal selbst, probieren Sie die Rezepte aus, die wir Ihnen ab > vorstellen, und erfahren Sie, warum Fermentiertes so gesund ist.
Fermentierte Lebensmittel gehören zum Ursprünglichsten, was Menschen konsumieren. Sie helfen uns, lange jung, fit und gesund zu bleiben.
Studien belegen, dass eine Ernährung mit reichlich fermentierten Lebensmitteln Leben verlängern und relevante Gesundheitswirkungen mit sich bringen kann. Dabei geht es darum, vermehrt Fermentiertes zu essen, nicht darum, die Ernährung ausschließlich auf Fermentiertes umzustellen.
Doch was ist überhaupt Fermentation? Bei der Fermentation werden Nahrungsbestandteile durch mikrobielle Aktivität umgewandelt. Dabei ändern sich die Eigenschaften der Lebensmittel so, dass sie verträglicher und für die Gesundheit zuträglicher werden. Ein gut nachvollziehbares Beispiel ist, dass Menschen mit einer Laktoseintoleranz das Ausgangsprodukt Milch aufgrund des Laktosegehalts nicht vertragen. Wohingegen das Fermentationsendprodukt Hartkäse, bei dem die Laktose nahezu vollständig fermentiert wurde, für sie gut verträglich ist. Ein anderes Beispiel ist Joghurt (siehe >).
Zum Verständnis: Der Begriff Diät wird in diesem Buch nicht im Sinne von Kalorienreduktion gebraucht, sondern beschreibt der griechischen Wortbedeutung nach eine Ernährungsweise, ja sogar Lebensweise (griech: díaita – Erleichterung, Veränderung, Lebensführung). Die Begriffe Fermento-Prinzip, -Kost oder -Lebensstil sind deshalb passender als der Begriff Diät, der Abnehmen suggeriert. Wenn Sie aufgrund einer Erkrankung eine spezielle Diät benötigen, ist hierfür ein Arzt der richtige Ansprechpartner.
Der Fermentationsprozess von Lebensmitteln benötigt ein Ausgangssubstrat (zum Beispiel Mehl für einen Teig oder Milch für Joghurt), geeignete Mikroorganismen und optimale Umgebungsbedingungen (Temperatur, pH-Wert, Sauerstoff, Flüssigkeitsgehalt). All dies muss exakt zusammenpassen, um ein Endprodukt von gewünschter Qualität zu bekommen. Zusätzlich wird die Fermentation durch Faktoren wie Zucker- und Nährstoffgehalt der Ausgangslebensmittel beeinflusst.
Heutzutage muss zwischen Haushaltsfermentation und industrieller Fermentation unterschieden werden (siehe >). Beide Verfahren koexistieren weltweit. In der westlichen Welt ist die Vielfalt an fermentierten Lebensmitteln allerdings eher überschaubar geworden, denn Fermentation war ursprünglich vor allem eine Methode der Haltbarmachung. Diesen Aspekt haben industrielle Herstellungsmethoden und Kühltechniken in den Hintergrund gedrängt. Erst aufgrund der neu erwachten Vorliebe für ursprünglichere Nahrungsmittel und der Wiederentdeckung der Gesundheitseffekte fermentierter Nahrung hat in den vergangenen Jahren auch bei uns das Interesse an der Fermentation wieder zugenommen.
Die Fermentation von Lebensmitteln kann auf zahlreiche Arten stattfinden. Zwei Fermentationsweisen sind dabei die am häufigsten verwendeten:
~die Fermentation mit Milchsäurebakterien, die sogenannte Milchsäuregärung
~und die Fermentation mithilfe von Hefen, die sogenannte alkoholische Gärung
Weitere Gärweisen sind:
~die alkalische Gärung
~die Schimmelpilzfermentation
~sowie Mischgärungen, die entweder zeitgleich oder hintereinander ablaufen können.
Zu beachten ist, dass klinischen Studien folgend positive Gesundheitswirkungen vor allem milchsäurevergärenden Mikroben zugeschrieben werden. Aber auch die alkalische Gärung scheint positive Effekte zu haben.
Bei Joghurt ist nicht nur der durch Fermentation reduzierte Laktosegehalt für die Verträglichkeit entscheidend. Wichtig ist auch, dass die im Joghurt enthaltenen Bakterien das saure Milieu im Magen unbeschadet überstehen und im Darm das Enzym Galactosidase freisetzen. Dieses Enzym unterstützt die Verdauungsfunktionen, denn es kann im Darm Laktose spalten. Aus genau diesem Grund haben als bisher einzige Bakterien Lactobacillus delbrueckii subspecies bulgaricus und Streptococcus thermophilus, die als Starterkulturen bei der Joghurt-Herstellung eingesetzt werden, von der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) einen medizinischen Nutzen zugesprochen bekommen. Ein weiterer Mechanismus, der dazu beiträgt, dass Joghurt und andere fermentierte Milchprodukte gesundheitlich positive Wirkungen entfalten, ist, dass manche Laktobazillen, die in Milch enthaltene blutgefäßschützende Linolsäure anreichern. Dadurch enthält das fermentierte Produkt mehr gesundheitsfördernde Linolsäure. Darüber hinaus haben Laktobazillen proteolytische Fähigkeiten, das heißt, sie können Eiweiße abbauen. Mithilfe dieser sogenannten Proteolyse entstehen während der Fermentation unter anderem bioaktive Peptide. Studien konnten im Rattenmodell zeigen, dass durch bioaktive Peptide der Blutdruck gesenkt wurde.
Bei der Fermentation von Lebensmitteln können kleine Änderungen in der Speziesdiversität (Artenvielfalt) der Mikroorganismen oder der Anzahl der verwendeten Spezies bemerkenswerte Unterschiede bei den Endprodukten und deren Qualität hervorrufen. Gut erkennbar ist dies beispielsweise an den vielen verschiedenen Geschmacksrichtungen, die bei der Herstellung von Naturjoghurt möglich sind. Wichtig ist aus diesem Grund die gleichbleibende Stabilität in der mikrobiellen Zusammensetzung der für die Fermentation verwendeten Starterkulturen (Hefen, Bakterien, Mischkulturen, die den Fermentationsprozess in Gang setzen), vor allem wenn es darum geht, qualitativ konstant hochwertige Lebensmittel herzustellen. In der industriellen Herstellung werden daher standardisierte Starterkulturen verwendet, um die ideale Zusammensetzung und Reinheit der Kulturen zu gewährleisten (siehe >).
Auch für die Fermentation daheim bieten sich Starterkulturen an. Für manche Fermentationsprozesse kann die Starterkultur aus dem vorhandenen Endprodukt entnommen werden, zum Beispiel dem Joghurt. Sie kann aber auch in Pulverform gekauft werden, denn nicht alle Fermentationsprodukte lassen sich endlos rekultivieren.
Bei der Milchsäuregärung handelt es sich um Fermentationsprozesse, bei denen Milchsäurebakterien wie Laktobazillen und Bifidobakterien (siehe >) Glukose und andere Kohlenhydrate unter anderem zu Laktat, einem Salz der namensgebenden Milchsäure, abbauen. Wissenschaftlich wird die Milchsäuregärung in homofermentativ (Einfachzucker werden zu Laktat abgebaut) und heterofermentativ (hier entstehen außerdem Milchsäure, Essigsäure oder Alkohol) unterteilt. Bekannte Beispiele für Lebensmittel, die mithilfe der Milchsäuregärung hergestellt werden, sind:
~Sauerkraut
~Kimchi und andere Gemüse
~Joghurt und Käse
~Würste
BAKTERIENGATTUNG
ARTEN DIESER GATTUNG
Laktobazillen
Lactobacillus plantarum
Lactobacillus delbrueckii subspecies bulgaricus
Lactobacillus acidophilus
Streptokokken
Enterokokken
Lactokokken
Pediokokken
Leuconostoc
Streptococcus thermophilus
Enterococcus faecium
Lactococcus lactis
Pediococcus cerevisiae und acidilaciti
Leuconostoc mesenteroides
Bifidobakterien
Bifidobacterium bifidum
Bifidobacterium lactis
Hefen gehören zu den Pilzen. Für uns relevant sind die umgangssprachlich Zuckerhefen genannten Hefen. Im Fachjargon heißen sie Saccharomyces. Hier sind zum Backen und Bierbrauen die Saccharomyces cerevisiae wichtig. Bei der Hefegärung wird Zucker (Glukose) zu Alkohol und Kohlenstoffdioxid (CO2) fermentiert, wenn kein Sauerstoff vorhanden ist. Denn Hefen sind fakultative Anaerobier, das heißt, sie arbeiten für ihre Energiegewinnung bevorzugt mit Sauerstoff, ist dieser nicht vorhanden, sind sie quasi gezwungen, alkoholische Gärung zu betreiben. Während bei Abwesenheit von Sauerstoff (anaerob) die alkoholproduzierenden Gärungsprozesse führen, ist das bei Anwesenheit von Sauerstoff (aerob) nicht der Fall. Deshalb führt bei der Brot-Herstellung die CO2-, also die Gas- und die Wasserproduktion. Je nach Ausgangsprodukt werden aber auch bei der Hefegärung alternative Gärwege beschritten, sodass Begleitalkohole wie Methanol und Butanol entstehen können.
Beispiele für die Fermentation mithilfe von Hefen sind neben Backwaren:
~alkoholische Getränke wie Bier und Wein
~Sojasoße
~Tempeh
Aus der Herstellung von Bier sind die Begriffe »obergärig« und »untergärig« bekannt. »Untergärig« heißt, dass die Hefen während des Brauens auf den Boden sinken. Diese Gärprozesse finden bei niedrigen Temperaturen von 5–10° Celsius statt und benötigen eine längere Gärzeit, weshalb die Biere als Lagerbiere bezeichnet werden. Die niedrige Gärtemperatur ist in Bezug auf Hygiene und das damit geringere Vorkommen von Schimmelpilzen vorteilhaft. Auch Pils oder Märzen sind untergärige Biere. »Obergärig« bedeutet hingegen, dass die Hefen während des Brauens in einem Gärgasschaum an der Oberfläche schwimmen. Diese Prozesse finden bei 15–20° Celsius statt und gehen schneller. Obergärige Fermentation ist anfälliger für Verunreinigungen, braucht aber keine Kühlung und ist aufgrund der schnelleren Gärung wirtschaftlich von Vorteil. Ein Beispiel dafür ist Weizenbier.
Oftmals werden Milchsäuregärung und die Fermentation mit Hefen kombiniert. Beispiele für solche durch Kombinationsgärung hergestellte Lebensmittel sind Kefir, der aus diesem Grund auch einen geringen Alkoholgehalt hat, und Kombucha, ein fermentierter Tee, der in China besonders beliebt ist. Bei solchen Mischgärungen entscheidet unter anderem die Temperatur über den führenden Gärungsprozess. Wird die Temperatur niedriger gewählt, führt die Hefegärung und das Produkt wird insgesamt milder schmecken, da weniger Milchsäure entsteht. Bei höherer Temperatur führt die Milchsäuregärung.
Bei der alkalischen Fermentation erbringen Mikroben (wie Bacillus subtilis), die auf Körnern, Samen und Knollen vorhanden sind, oder edle Schimmelpilze (wie Aspergillus-Arten) die Fermentationsleistung. Oftmals wird bei der alkalischen Fermentation Holzasche hinzugegeben, um die Alkalisierung des Substrats zu fördern. Beispiele für alkalische Fermentation sind:
~Natto, ein japanisches Lebensmittel aus fermentierten Sojabohnen mit schleimiger Konsistenz (siehe >)
~Douchi, fermentierte und gesalzene schwarze Sojabohnen
Wie der Name schon sagt, findet die alkalische Fermentation im basischen Bereich statt, ganz im Gegensatz zu den anderen Arten, die meist ein saures Milieu bevorzugen.
Bei der Fermentation von Sojabohnen zum traditionellen japanischen Lebensmittel Natto entsteht Nattokinase. Es gibt Hinweise in der Petrischale (in vitro), dass Nattokinase bei der Auflösung von Blutgerinnseln helfen kann. Die 2017 veröffentlichte sogenannte Takayama-Studie aus Japan, für die mehr als 28 000 Menschen über 16 Jahre beobachtet wurden, gibt Hinweise darauf, dass die Zahl der Fälle von Tod durch Herz-Kreislauf-Erkrankungen sich bei einer Gruppe, die viermal so viel Natto zu sich nahm, verglichen mit denjenigen, die nur wenig Natto aßen, deutlich reduzierte. Auch andere große Studien konnten vor allem bei Frauen diesen Zusammenhang zeigen. Im Reagenzglas fanden Wissenschaftler zudem heraus, dass die Nattokinase sogenannte Amyloide, die bei Alzheimerdemenz eine Rolle spielen, abbauen können.
Durch mikrobielle Umwandlung entstehen gesunde und haltbare fermentierte Lebensmittel
Mithilfe verschiedener Starterkulturen wird aus Lebensmitteln durch Fermentation etwas Neues. Viele der fermentierten Endprodukte kennen wir – oft ohne uns bewusst zu sein, dass es sich dabei um Fermentiertes handelt. Hier eine Übersicht:
AUSGANGSPRODUKT
ENDPRODUKT
STARTERKULTUREN
Getreide
Bier
Hefen
Trauben
Wein
Hefen, Milchsäurebakterien
Getreide
Brot
Hefen, Milchsäurebakterien
Weißkohl
Sauerkraut
Milchsäurebakterien
Chinakohl und Rettich
Kimchi
Milchsäurebakterien
Milch
Joghurt
Milchsäurebakterien
Milch
Käse
Milchsäurebakterien, Hefen, Schimmelpilze
Milch
Kefir
Milchsäurebakterien, Hefen
Gemüse
eingelegtes Gemüse
Milchsäurebakterien
Gurken
Essiggurken
Milchsäurebakterien
Tofu
Feto
Milchsäurebakterien
Sojabohnen
Sojasoße
Schimmelpilze, Milchsäurebakterien
Sojabohnen
Natto
sporenbildende Bakterien
Sojabohnen (gekocht)
Tempeh
Schimmelpilze
Melonenkerne
Ogiri (Afrika)
sporenbildende Bakterien
Bekömmlich, nährend, haltbar und köstlich – für die Fermentation von Lebensmitteln gibt es viele Gründe. Von der traditionellen Lebensmittelfermentation im Haushalt ist dabei die moderne industrielle Fermentation zu unterscheiden, die aber prinzipiell auf die gleichen Prozesse zurückgreift.
Vorteilhaft bei der industriellen Fermentation ist vor allem die Verwendung von klar definierten Starterkulturen. Dies ist bei der traditionellen Haushaltsfermentation oft nicht gegeben, sodass hier die Starterkulturen häufig vermischt und unrein verwendet werden. Letztendlich kann man sich bei einer selbst hergestellten Starterkultur für Sauerteig (siehe >) auch nie sicher sein, welche Bakterien und Hefen nun gerade führend sind. Insbesondere wenn bei der Haushaltsfermentation Kulturen aus dem Endprodukt wiederverwertet werden, erhöht sich mit jeder erneuten Verwendung der Grad der Unreinheit.
Bei der industriellen Fermentation sind all diese Prozesse in höherem Maße standardisiert und optimiert. Dadurch lassen sich Geschmack und Qualität vereinheitlichen, die Sicherheitsstandards erhöhen und der Fermentationsprozess wirtschaftlicher gestalten. Gerade auf Qualität und Sicherheit wird bei der industriellen Fermentation sehr geachtet, weil diese zum einen durch Verordnungen reguliert werden, und weil zum anderen das Verbrauchervertrauen von der Qualität des Endproduktes abhängt.
Bei der Haushaltsherstellung von Joghurt (siehe >) sollte spätestens nach dem dritten Ansatz eine neue Starterkultur verwendet werden, um Verunreinigungen zum Beispiel durch Kahmhefe (siehe >) oder andere Pilze sowie Abweichungen in der Zusammensetzung der Mikroben zu vermeiden.
Ein Vorteil der Fermentation ist, dass es sich um eine biologische Konservierung handelt. Lebensmittel, die durch Fermentation produziert wurden, sind eine Zeit lang – manchmal sogar für Jahre – vor Kontaminationen und Verderben geschützt. Wie wir gesehen haben, werden bei der Fermentation Zucker und andere Kohlenhydrate wie Stärke in Säuren oder Alkohol umgewandelt. Diese Säuren und der Alkohol bewirken, dass Mikroben, die zum Verderben der Lebensmittel führen würden, nicht überleben können. Neben den schützenden Säuren und dem Alkohol können beim Fermentationsprozess auch weitere antimikrobielle Endprodukte wie Bacteriocine (siehe >)