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Vor 5 Jahren erschien der erste Lyrikband Fians, Üble Inhalte in niedrigen Formen, 26 Gedichte, die des Autors 'Blick fürs Wesentliche', so die Kritik, bewiesen. 'Antonio Fians poetischer Hochform sind die niedrigen Formen nur Vorwand für eine umso emphatischere Bestandsaufnahme des lyrischen Sprechens', stand in der NZZ zu lesen. Die ›niedrigen Formen‹ von damals sind, so suggeriert es der neue Titel, mittlerweile völlig am Ende, ›fertig‹ – oder doch erst jetzt vollendet?Antonio Fians Kunst besteht, hier wie in seinem ganzen Schreiben, in der Reduktion: nicht der 500seitige Familienroman, sondern das manchmal nur 10zeilige Dramolett, nicht 50 Sonette, sondern 1 Sonettenkranz!Dass es in den Üblen Gedichten um Tod, Mord und Verzweiflung ging, war für den aufmerksamen Leser zwischen den witzigen, parodistischen, 'lustvoll gemeinen' (Paul Jandl) Gedichten herauszulesen. Im neuen Band sind sogar noch die unbeschwerteren zwischen den rabenschwarzen Gedichten (die üblichen Themen: der Herbst, der Fußball, die Dichter, die Nacht, das Geschlecht) ziemlich finster eingefärbt. Lassen wir uns nicht täuschen von der betonten Unauffälligkeit dieses kleinen Buches: einen so weiten und dabei nie larmoyanten Vorstoß in existenziell düsteres Gelände hat es seit den späten Jandl-Gedichten nicht mehr gegeben.
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Seitenzahl: 15
Titelseite
Impressum
I: Rondo
Das schöne Leben
1
2
3
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5
6
7
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II: Scherzo
In der Feenwelt
dialektgedicht
Deutsche Dichter in Französisch
Lektor
Vier Dichter
Peter Hofer und ich
Die guten Eltern
Wille zur Unterwerfung
III: Adagio
Eingezogen
Land der Berge, Land am Strome
lebwunsch
mann und frau
Hinterhaus
Halt mir, Liebe
Herbst am See
Praterstern (Durchs Wirtshausfenster)
Herbstabend
Herbstblume
Vorspiel
Manche Nacht
Literaturverlag Droschl
© Literaturverlag Droschl Graz – Wien 2005
Umschlaggestaltung: Tex Rubinowitz
Herstellung: Finidr s. r. a.
eISBN: 978-3-85420-863-1
Von diesem Buch gibt es 10 nummerierte und mit einem Autograph des Autors versehene Vorzugsausgaben, Informationen dazu beim Verlag
Literaturverlag Droschl A-8043 Graz Stenggstraße 33
www.droschl.com
1
Vielleicht hat es das schöne Leben nie gegeben,
und jeder Tag täuscht über die vergangne Nacht.
Nach manchen Träumen sind wir froh zu leben.
Aus andern wärn wir gern nicht aufgewacht.
Und wie wir Kinder waren, wie wir spielend
Mörder wurden, Tier und Mann und Frau:
Was haben wir da, so viel wenig fühlend,
vorgespielt in den Verstecken nah der Drau?
Und was haben wir nachgedacht in unsern Zimmern
in den Städten? Wir sahen alles untergehn,
die schöne Liebe schon begraben unter Trümmern,
und waren sicher, dass beim Auferstehn
des Schlimmen nur das Schlimmste folgen kann dem Schlimmern.
Lass uns bescheiden werden. Immer noch ist manches schön.
2
Lass uns bescheiden werden. Immer noch ist manches schön.
Kein Bild und keinen Laut lass uns verschwenden.
Zwei Kinder, die im Zoo vor einem Tapir stehn
und staunen und sich furchtsam halten an den Händen,
sind sie nicht schön? Und ist nicht schön der Schnee
und dann sein Schmelzen? Ist der Schatten
nicht, den eine Rose wirft, seit je
schöner als die Rose selbst? Und alte Platten