Feurio - Galgenstrick - Hexenkinder - Dieter Kleinhanß - E-Book

Feurio - Galgenstrick - Hexenkinder E-Book

Dieter Kleinhanß

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Beschreibung

Fünf Theaterstücke, die in Seinsheim aufgeführt wurden, sind in diesem Buch vereint. Dieses Buch will an die schönen Theaterfeste in Seinsheim erinnern. Wie nicht anders zu erwarten, sind es allesamt Kriminalfälle, die sich für das Theater besonders eignen. Manche sind tatsächlich geschehen, manche sind erfundene Ereignisse, die sich so oder ähnlich irgendwo abgespielt haben könnten. Im Jahr 1606 hat eine Feuerteufelin, Katharina Hillerin, ganz Seinsheim in Schrecken versetzt.Fünf Brände hat sie gelegt, darunter auch den eigenen Hof angezündet. Weshalb sie das getan hat, soll in "Feurio" geklärt werden. Im Stück "Der Galgenstrick" wird dem Schultheiß und Weingärtner Georg Bögner gemeldet, der Häfnerbauer liege mit einem Strick um den Hals im Heu. Eine Kriminalpolizei im heutigen Sinn gibt es 1848 noch nicht. Die drei Dorfgrößen müssen ermitteln: der Bürgermeister, der Pfarrer und die neu nach Seinsheim gekommene Lehrerin, die vielleicht erste Schulmeisterin in Franken. Ende des 16. Jahrhunderts war der Glaube an Hexen und Dämonen allgegenwärtig. Missernten, Unwetter und die Unsicherheit in Fragen des rechten Glaubens führten damals zu einem Aufblühen des Hexenglaubens. Tausende wurden damals der Hexerei bezichtigt. Darunter auch Kinder wie Babelein aus Rödersee oder Bärbel aus Seinsheim/Wettringen. Die Geschichte der Hexenkinder in Franken steht im Mittelpunkt von "Kinderhexen".

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Seitenzahl: 273

Veröffentlichungsjahr: 2018

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Vorwort

Anlässlich der napoleonischen Gebietsreform im Jahr 1806 wurde auch das Fürstentum der gefürsteten Grafen von Schwarzenberg in Scheinfeld, deren Begründer Erkinger von Seinsheim gewesen war, aufgelöst und dem bayerischen Königshaus zugeschlagen.

Zum 200-jährigen Jubiläum im Jahr 2006 hatte der Bürgermeister von Seinsheim, Heinz Dorsch, zusammen mit der Kulturreferentin Lydia Fischer die Idee, ein Theaterstück aus der Geschichte des Marktes Seinsheim aufzuführen. Bei einem Treffen in Scheinfeld von Mitgliedern aus den ehemaligen Gebieten des Fürstentums Schwarzenberg, zu denen auch Michelbach an der Lücke gehörte, trafen sich der Autor, damals Ortsvorsteher in Michelbach/Lücke und Lydia Fischer, die Kulturreferentin von Seinsheim. Dabei kam die Sprache auch auf ein für das Jubiläum angedachtes Theaterstück.

"Manuscripte des Kaufmanns M.B. Schwab aus Markt Seinsheim" (Eigentum des Kaufmanns M.B. Schwab, Scheinfeld, 1607) gaben Hinweise auf einen Feuerteufel, der im Jahr 1606 in Seinsheim sein Unwesen trieb. Daraus entstand das erste Theaterstück für Seinsheim, aufgeführt im Jahr 2006, 400 Jahre nach dem Brandgeschehen: "Feurio - die Rache der Katharina H."

Im dreijährigen Rhythmus folgten die anderen in diesem Buch abgedruckten Theaterstücke, die zum Teil ebenso auf den Manuscripten des Kaufmanns Schwab beruhen.

Als Spielstätte bot und bietet sich idealerweise die Marktstraße vor Rathaus, alter Schmiede und Kirche an.

Das Theaterspiel wurde zu einem Theaterfest, mit Bewirtung, eigens dafür gebrautem Bier aus der kleinen Brauerei in den Kirchgaden und besonderem Backwerk des Ortsbäckers in der Marktstraße. Das Flair des Theaterfestes ergibt sich aus der Tatsache, dass sich ein ganzes Dorf auf die eine oder andere Weise für das Theater engagiert: als Spielerinnen und Spieler, Helferinnen und Helfer.

Weil ein ganzer Ort fest hinter "seinem" Theater steht, sind die Theaterfeste in Seinsheim ganz besondere Feste.

Dank gebührt meinem Enkel Simon Kleinhanß und meiner Tochter Steffi Kleinhanß für das Korrekturlesen. Steffi war auch maßgeblich daran beteiligt, dass dieses Buch erscheinen konnte. Sie hat die gesamten Vorbereitungen für den Druck in langwieriger Arbeit erledigt. Dafür habe ich ihr besonders zu danken.

Herzlichen Dank auch Gerhard Bauer für das Zurverfügungstellen des Bildes für dieses Buchcover und der Gemeinde Seinsheim für die weiteren Bilder in diesem Buch.

Die Aufführungsrechte der in diesem Buch abgedruckten Theaterstücke liegen beim Bürgermeisteramt Seinsheim oder können vom Autor erworben werden.

Inhaltsverzeichnis

Feurio – Die Rache der Katharina H. (2006)

Bartholomey-Markt – Lisbeth, Markt und Mörder (2009)

Wegkreuz - Kreuzweg – Erinnerung an eine böse Tat (2012)

Die Kinderhexen in Franken – Von kindtheit uf mit der hexerei behafftet (2015)

Der Galgenstrick – Ein Kriminalfall in Seinsheim im Jahr 1848 (2018)

Feurio - Die Rache der Katharina H.

Personen:

Wolf Jakob Graf zu Schwarzenberg

Bürgermeister Schwingenstein von Seinsheim

Katharina Hillerin, Ehefrau des Michael Hiller

Peter Schwingenstein, Stiefvater der Katharina

Michael Hiller, Ehemann der Katharina

Michael Werner, Geliebter der Katharina

Anna, Bärbel und Kätter, drei Frauen aus Seinsheim

Bettlerin und Wahrsagerin

Wandermönch

vier Wachleute/Soldaten

evtl. Bürgerinnen und Bürger als Statisten

Erste Szene

Peter Schwingenstein und seine Stieftochter Katharina sind auf dem Weg nach Marktbreit. Sie wollen dort auf dem Markt Äpfel verkaufen. Katharina trägt zwei Körbe mit Äpfeln, dazu einen vollen Tragekorb. Der Vater trägt nur einen Tragekorb auf dem Rücken.

Peter

Jetzt komm schon! Lauf schneller! Wenn wir uns nicht beeilen, ist der Markt schon vorbei bis wir in Marktbreit sein werden. Auf! Nimm deine Beine unter die Arme, sonst muss ich dir Beine machen. Er droht mit seinem Stock.

Katharina

Vater! Vater! Warte! Nicht so schnell! Es ist so schwer. Ich kann nicht mehr. Lass uns ein bisschen ausruhen!

Sie setzt den Tragekorb ab, stellt die Körbe auf den Boden. Dabei fällt ein Korb um und die Äpfel kullern auf die Straße. Sie selbst stürzt beim Versuch, einen Korb noch aufzufangen.

Peter

Was ist denn jetzt schon wieder! Nichts als Ärger hat man mit dir. Ständig muss ich auf dich warten. Noch nicht einmal die paar Äpfel bringst du mir heile auf den Markt. Los steh auf! Aber dalli!

Katharina

Ich kann nicht mehr! Bitte, lass uns ein wenig rasten. Sie weint.

Peter

Jetzt fängt sie auch noch zu greinen an und flennt mir was vor! Ein undankbares Geschöpf! Er geht zurück und schlägt sie mit seinem Wanderstab. Auch gibt er ihr einen Fußtritt.

Steh endlich auf, du Bankert, du Kegel!

Katharina

Ich bin kein Kegel! Das bin ich nicht!

Peter

Halte dein Maul! Schau dir die schönen Äpfel an. Wie sollen wir diese verkaufen? Meinst du, die nimmt uns noch einer ab? Äpfel mit Macken will keiner, höchstens ein Bettler. Aber der hat kein Geld!

Katharinahebt einen Apfel auf und wischt ihn mit ihrer Schürze ab. Sie sieht ihn an und beißt hinein.

Der ist aber noch gut!

Peter

Ich will nichts mehr hören. Steh auf! Er schlägt wieder auf sie ein. Mein Bruder ist Bürgermeister, der hätte dich nehmen sollen. Jetzt muss ich mich mit dir herumärgern, du Nichtsnutz. Nur fressen kannst du! Wenn du aber einmal ein bisschen etwas schaffen sollst...

Katharinawutentbrannt

Selber Nichtsnutz! Du nützt nur meine Mutter aus!

Peter

Noch ein Wort! Er hebt drohend die Hand.

Katharina

Stimmt aber! Sie muss schaffen und du hockst im Wirtshaus. Ich trage drei Körbe und du nur einen. Dich sollte einmal der Blitz beim Scheißen treffen. Das wünsche ich dir!

Peter

Hebe die Äpfel auf, du faules Miststück! Es geht gleich weiter! Ich vergesse nicht, was du soeben gesagt hast. Heute Abend gibt es eine gehörige Abreibung. Dieser Stecken wird auf deinem Rücken tanzen. Es wird ein hübsches Tänzchen werden.

Katharinanoch immer außer sich

Schlag mich nur, du Grobian! Wirst schon sehen, was du davon hast. Ich werde allen sagen, dass du diese Äpfel von den Bäumen anderer gestohlen hast. Dann kommst du ins Gefängnis und wir sind dich endlich los!

Leise zu sich selbst: Und ich sage es doch!

Peter

Noch ein einziges Wort und ich schlage dich tot! In der Hecke findet dich keiner. Dort können dich die Füchse fressen oder die Raben zerhacken. Sehr laut: Steh sofort auf! Sammele das Obst ein! Er erhebt wieder die Hand gegen Katharina.

Katharinaversöhnlicher, fast unterwürfig

Ja, Vater! Und ich putze sie auch alle ab, wenn ich nur ein wenig sitzen bleiben darf.

Peter

Meinetwegen, aber nur ganz kurz. Bloß lass dir nachher nicht einfallen, nochmals alles in den Dreck zu schmeißen. Du weißt, wir müssen den Markt noch erreichen. Bis Marktbreit ist es noch weiter Weg. Wir werden uns beeilen müssen, vor allem du! Sonst wird dir Hören und Sehen vergehen, so wahr ich Peter Schwingenstein heiße!

Katharinaabseits, leise

Wenn ihn doch nur der Teufel holen wollte!

Sie steht auf und die beiden laufen los und kommen auf den Markt.

Peter

Hier stellst du dich hin und verkaufst die Äpfel. Den Männern machst du schöne Augen und den Weibern preist du die Äpfel an, verstanden?

Katharina

Ja, Vater!

Peter geht weg. Er holt sich ein Bier und setzt sich abseits.

Katharina

Leute kauft Äpfel, schöne Äpfel, frisch vom Baum, süß und knackig. Kommt her und kauft!

Der junge Bauer Hiller kommt vorbei.

HillerKatharina flirtet mit ihm

Du bist aber ein hübsches Mädchen. Wem gehörst du?

Katharina

Mein Vater ist Peter Schwingenstein.

Hiller

Der Bruder des Seinsheimer Bürgermeisters?

Katharina

Ja!

Hiller

Und du verkaufst Äpfel?

Katharina

Das siehst du doch!

Hiller

Verkaufst du mir eine Handvoll? Nein warte, ich hole einen Sack. Weil du es bist, kaufe ich dir einen ganzen Sack Äpfel ab.

Im Weggehen: Ich komme gleich wieder!

Katharina

Das sagen alle. Wie der mich angestarrt hat! Wie ein liebestoller Stier! Pfui Teufel!

Eine Bettlerin kommt.

Bettlerin

Was willst du vom Teufel, schöne Maid?

Katharina

Nichts. Aber der Kerl hat mich so blöd angeglotzt, dass mir "Pfui Teufel" einfach herausgerutscht ist.

Bettlerin

Mädchen sei vorsichtig. Es könnte der eine oder andere denken, du würdest mit dem Teufel sprechen.

Katharina

Gott bewahre!

Bettlerin

Liebes Kind, ein Markt hat viele Ohren. Also - ich habe nichts gehört.

Sie streckt ihr die Hand bittend hin.

Katharina

Willst du einen Apfel? Ich schenke dir einen.

Bettlerin

Es können auch zwei oder drei sein. Ich lese dir dafür aus der Hand. Ich kann in die Zukunft schauen. Gott hat mir diese Gabe gegeben. Und wer sich in den Händen und Augen der Menschen auskennt, weiß mehr als alle anderen, mehr auch als die Pfaffen, die alles zu wissen glauben!

Katharina

Du kennst dich aus? Du kannst in die Zukunft schauen?

Bettlerin

Wenn ich es dir sage! Oder glaubst du mir nicht?

Katharina

Doch, doch! Ich glaube dir.

Bettlerin

Dann gib mir deine rechte Hand.

Sie "liest" in der Hand, schüttelt hin und wieder den Kopf. Katharina beobachtet sie ängstlich.

Also, ich sehe einen Mann, einen hübschen Mann. Du wirst bald heiraten.

Katharinalacht

Ich und heiraten! Nie und nimmer! Mein Stiefvater wird für mich keinen Pfennig geben. Für mich hat er nichts übrig.

Bettlerin

Du sollst mich nicht unterbrechen! Also, ich sehe einen Mann. Er ist älter als du. Und ich sehe noch einen Mann. Er hat ein Kind an der Hand. Und dann ist da noch ein zweites Kind. Es ist ganz in Flammen gehüllt.

Katharina

Ein brennendes Kind? Eine Kinderhexe? Das ist Unsinn. Kinder brennen nicht!

Bettlerin

Nichts ist Unsinn. Ich sehe es. Deine Hand sagt es mir. Dein Leben wird feurig sein. Ich sehe überall Rauch und Dampf und Flammen. Liebes Kind, ich kann dir nur eines raten: Halte dich an die Kirche! Vertraue der Mutter Gottes! Sonst, sonst...

Katharina

Was sonst?

Bettlerin

Sonst wirst du brennen!

Sie nimmt sich ein paar Äpfel aus dem Korb und verschwindet.

Katharina

Eine Betrügerin, die nur etwas will! Sie hatte es allein auf meine Äpfel abgesehen. Wie soll man auch aus den Händen lesen können? In Angst und Schrecken wollte sie mich versetzen, um mich beklauen zu können. Und das ist ihr auch noch gelungen! Ich könnte mich ohrfeigen!

In diesem Moment taucht ein wandernder Mönch auf.

Mönchstellt sich auf eine Bank mitten auf dem Markt. Er "predigt" sehr laut.

Sünder! Elende Sünder! Was für ein gottloses Treiben muss ich sehen! Ihr handelt und betrügt, wie es euch gefällt, anstatt zu unserer heiligen Jungfrau zu kommen und sie anzurufen. Die Märkte sind voll und die Kirchen leer! Keiner von euch war heute Morgen in der heiligen Messe. Alle habt ihr nur an Geld gedacht. Alle miteinander, ausnahmslos! Ihr lasst euch im Strom der Sünde treiben, anstatt unserem Herrgott für diesen Tag zu danken und in christlichem Gebet Einkehr im Gotteshaus zu halten. Ihr lasst euch vom Satan zu Sauferei und Völlerei verführen. Ich sage euch: Der Antichrist ist über euch gekommen und wird eure Seelen in die ewige Verdammnis führen. Der Zorn unseres Gottes wird euch treffen und euch zerschmettern, wenn ihr nicht sofort umkehrt auf eurem Weg der Sünde. Tut Buße und werft euch vor mir in den Staub dieser Erde, zu dem ihr werdet, wenn eure Seelen gerettet werden sollen und euch das Feuer der Hölle nicht verzehre!

Kätter

Jetzt ist aber genug Heu herunter! Es reicht! Was hast du zu schimpfen und zu schreien? Keiner von uns tut irgendetwas Unchristliches. Das ganze Jahr arbeiten wir hart. Einmal wollen wir die Früchte unserer Hände Arbeit auch genießen. Darum sind wir hier auf dem Markt zu Marktbreit, nicht um zu betrügen, sondern um ein wenig Geld für unsere Familien und Kinder zu erhalten. Wir wollen auch leben.

Katharinahat sich vor dem Mönch auf den Boden geworfen.

Ich bete zu Gott und allen Heiligen, dass mir meine Sünden vergeben werden. Jetzt und für alle Zeiten!

Mönch

Steh auf, mein Kind. Was hast du auf dem Herzen? Welche Sünden plagen dich?

laut zu den anderen Schaut her: Hier ist eine reuige Sünderin, die Buße tut!

Peterhört den Mönch und kommt dazu

Wer ist denn das hier? Potz Blitz! Meine Tochter! Schande bringt sie über mich!

laut zu Katharina: Wenn du Luder nicht sofort zu mir kommst, wirst du dein blaues Wunder erleben.

Mönch

Einer reuigen Sünderin darf man nicht wehren!

Peter

Halt dein Maul, Mönchlein!

Mönchzu Katharina

Mein Kind, kennst du die Gebote des Herrn, deines Gottes?

Katharina

Ein bisschen.

Mönch

Was heißt: ein bisschen? Wie heißt das Gebot: Du sollst Vater und Mutter...

Katharinazuckt mit den Schultern

Ich weiß es nicht!

Mönch

Ehren. Vater und Mutter sollst du ehren.

Katharina

Meine Mutter, ja, die kann ich ehren, aber meinen Vater, nein, den kann und will ich nicht ehren. Das kann Gott nicht von mir verlangen!

Peter tritt wutentbrannt vor sie.

Peter

Mönchlein, meine Tochter, der Teufel hole sie, redet gegen ihren Vater, der sie so sehr liebt!

Katharina

Du und lieben! Mutter und mich lässt du arbeiten und selber hockst du in der Schenke und versäufst unser Geld. Solch einen Saukerl wie dich...

Peterschlägt zu. Katharina stürzt auf die Straße

Lumpenmensch, dir zeig´ ich, was eine Harke ist! Den eigenen Vater beschimpfen und die Ehre der Familie beschmutzen!

Der Mönch versucht Peter vom Schlagen abzuhalten.

Du dumme Gans! Dir mache ich dein Leben zur Hölle! Ich will dich nie wieder sehen, jedenfalls nicht daheim in Seinsheim.

Katharina

Ich will zu meiner Mutter!

Peter

Nichts willst du! Du verkaufst jetzt die Äpfel und dann kannst du hingehen, wohin du willst, nur nicht mehr in mein Haus! Das ist mein letztes Wort. Und nun zu dir, Mönchlein, dein Höllengeschwätz ist an allem schuld. Du hast das Herz meiner Tochter verdorben, du mit deinem Reden von Tod und Teufel!

Mönch

Wer seine Tochter schlägt und sie zum Teufel wünscht, ist selbst ein Kind des Teufels. Ich rate dir Mann, wirf dich wie sie in den Staub, bekenne deine Sünden und bitte die Jungfrau Maria um Vergebung, damit auch deine Seele gerettet werde und du nicht ewig in der Verdammnis schmoren wirst, wo Heulen und Zähneklappern ist! Alles, was ihr hier tut, sind Werke des Satans. Euer Saufen und Fressen, euer Lästern und Fluchen sind Gott ein Gräuel. Deshalb tut Buße und werft euer heidnisches Wesen und eure Verdorbenheit ab!

Katharinanoch immer auf dem Boden liegend

Herr, sei meiner Seele gnädig.

Kätter

Jetzt ist genug geredet! Wir lassen uns nicht in den Dreck ziehen! Von nichts und niemandem! Auch nicht von dir, Mönch! Wir haben daheim einen Priester. Der ist uns recht. Wir brauchen keinen dahergelaufenen Mönch, der nur vom Teufel redet! Verstanden?

Peter

Recht hast du, Kätter!

Mönch

Herr, schütte deinen Grimm aus über die Menschen, die dich nicht kennen und deine Ehre am helllichten Tag in den Schmutz ziehen. Menschen, die unkeusch sind, die betrügen, stehlen und lügen! Sie sind ein Nichts vor dir, ein unwürdiges Staubkorn.

Peter will sich auf den Mönch stürzen, wird dabei aber von Kätter zurückgehalten.

Kätter

Peter, ein derartig düsterer und dummdreister Gottesmann ist es nicht wert angefasst zu werden. Wer ihn berührt, berührt nichts Heiliges, sondern Unheiliges. Der Kerl ist ein Wolf im Schafspelz, womöglich gar ein Priester des Satans.

Mönch

Was wagst du zu sagen? Kehre um, falle nieder und bitte um Vergebung deiner Sünden.

Peter

Schluss! Ende der Fahnenstange! Ein für alle Mal ist jetzt Schluss! Halt dein loses Maul und scher dich fort! Auf der Stelle fort von hier! Geh nach Schwarzach in das Kloster!

Kätter

Und lass dich hier nie wieder sehen!

Sie drängen den Mönch zu gehen.

Peter

Und nun zu dir, meine Tochter, meine gewesene Tochter! Er stellt seinen Fuß auf das noch immer am Boden liegende Mädchen. Heute Abend wirst du mir gehorsam sein. Das bist du deinem Vater schuldig!

Katharina

Nein! Nicht schon wieder! Papa, bitte nicht!

Peter

Ich kann es dir auch gleich besorgen. Steh auf und beuge dich nach vorne, wie immer!

Er zieht Katharina an den Haaren hoch und legt sie über einen Tisch.

Rock hoch! Wird's bald! Er greift sich selbst in den Schritt und reißt seiner Tochter den Rock hoch, sodass sie jetzt im Unterrock auf dem Tisch liegt. Wollüstig betrachtet er seine Tochter.

Katharina

Vater, bitte nicht! Nicht hier vor all diesen Leuten!

Peter

Halt's Maul. Ich kann machen, was ich will! Er tritt von hinten an seine Tochter und will seine Hose herunterlassen.

Kätter

Peter, lass es gut sein. Sie ist dein eigen Fleisch und Blut!

Peter

Ist sie nicht! Die ist ein Kegel meiner Frau. Mit der kann ich machen, was ich will. Es ist keine Blutschande, wenn ich mir die Kleine nehme.

Kätterreißt Peter zurück

Das geht trotzdem nicht!

Peter

Die Kleine ist eine Hure. Der gefällt es, wenn man sie nimmt! Das haben wir schon oft ausprobiert! Stimmt's nicht, Hurenkind?

Katharina

Es stimmt nicht! Ich bin ein anständiges Mädchen. Aber du, du tust mir fast täglich Gewalt an. Ich sag es doch meiner Mutter!

Peterlässt von ihr ab

Das wirst du nicht tun, wenn dir dein Leben lieb ist. Mutter bleibt aus dem Spiel, hörst du! Katharina nickt

Alles klar?!

Kätter

Schwingenstein, höre auf. Es gibt sonst noch ein Unglück. Ich habe noch die Worte des Mönchs im Ohr. Katharina ist deine Tochter. Lass von ihr ab und sei barmherzig.

Peter

Sie war meine Tochter! Ich will sie nicht mehr sehen. Sie macht mir zu viel Ärger. Sie ist zu nichts nütze! Wenn einer sie haben will, der kann sie haben.

Michael Hiller

He, Peter, das ist ein gutes Angebot! Aber zahlen will ich keinen Heller!

Peter

Michael, ich schenke sie dir. Jetzt sofort, auf der Stelle. Ich bin froh, wenn ich sie los habe.

Kätter

Jetzt verkaufen sie auch noch Mädchen auf dem Markt. Man mag es nicht glauben, was für Rindviecher Männer sein können.

Katharina

Aber du kannst mich doch nicht einem Mann geben, der viel älter ist als ich.

Peter

Und ob ich das kann! Das siehst du doch!

Katharina

Ich bin viel zu jung zum Heiraten.

Peter

Du bist alt genug! Dein Weiberzeugs hast du auch schon. Also, schweige. Der Michael ist eine gute Partie. Du wirst mir noch dankbar sein!

Katharina

Ich will aber nicht! Ich bin erst dreizehn. Ich will noch keinen Mann! Mutter wird es nicht zulassen. Katharina rennt weg.

Michael

Das ist heute ein guter Tag! Das Mädchen hole ich mir noch. Jetzt aber stoßen wir an, Peter. Ich lade dich zu ein paar Schoppen ein!

Zweite Szene

Einige Jahre später. Katharina ist inzwischen erwachsen. Nach einem "Schäferstündchen" mit dem jungen Michael Werner (Werner)

Katharina

Mein guter Michel, ich bete jede Nacht, dass wir beide nicht ertappt werden, wenn wir beieinanderliegen. Mein Mann würde mich auf der Stelle erschlagen.

Werner

Nicht nur das, schlimmer ist: Die Kirche würde dich bannen. Du ständest jedem zur Verfügung und wärst ein Opfer für alle Männer, ein gefundenes Fressen für jeden!

Katharina

Und du?

Werner

Mir passiert nichts. Lacht spöttisch. Es sind ja die Frauen, die uns Männer verführen. Eva war die Erste und Adam ihr Opfer.

Katharina

Du bist auch nicht anders als die anderen. Aber wenigstens taugst du etwas im Bett. Mein Mann ist auf der ganzen Linie ein Versager. Er ist zwar fleißig, aber auch recht einfältig. Und im Bett - ich kann dir sagen.

Werner

Sag nichts. Ich weiß es. Alle wissen es. Aber mit mir ist es schön?

Ich gefalle dir?

Katharina

O ja! Wenn ich dich nicht hätte, wäre mein Leben eine Hölle. Neulich wollte der Amtmann des Grafen, dass der Fischteich abgelassen werden sollte, um den Schlamm herauszuholen. Mein Mann hat mich dorthin geschickt, weil er selbst keine Lust hatte. Er war, wie immer, zu faul zum Arbeiten.

Werner

Du hast doch hoffentlich auch einen Eimer mitgenommen.

Katharina

Was denkst du? Diese Gelegenheit darf man sich nicht entgehen lassen. So viele Fische im Teich. Es muss auch für uns arme Bauern etwas übrig bleiben. Ich habe ein paar dicke Karpfen unbemerkt verschwinden lassen. Fast wäre der Eimer zu klein gewesen.

Werner

Wenn man dich geschnappt hätte, wärst du für lange Zeit ins Verließ gekommen. Die Fische gehören dem Grafen.

Katharina

Der hat genug Fische und einen Haufen Geld. Und wir? Sollen wir verhungern?

Werner

Natürlich nicht. Ich hätte gewiss auch einige mitgehen lassen. Aber ein schlechtes Gewissen hätte ich schon gehabt.

Katharina

Aber mit mir treibst du es und betrügst meinen Mann hinter seinem Rücken. Das macht dir kein schlechtes Gewissen.

Werner

Das ist etwas ganz anderes. Du willst es und mir macht es Spaß. Aber der Herr Graf will es nicht. Ihm gehören die Fische.

Katharina

Und ich gehöre dem Hiller. Der Priester hat uns getraut. Da hieß es: Das Weib sei dem Manne gehorsam.

Werner

Du hältst doch ansonsten auch nicht viel auf die Kirche. Warum bloß jetzt?

Katharina

Mein Schatz! Du verträgst aber auch gar keinen Spaß. Mir geht viel am Hintern vorbei. Hauptsache ist für mich: Ich bin bei dir! Sie umarmt ihn und gibt ihm einen Kuss.

Michel, ich muss dir etwas sagen. Du musst es wissen.

Werner

Was gibt es denn? Warum so geheimnisvoll? Es wird doch nichts passiert sein!

Katharina

Doch! Es ist etwas passiert. Pause. Ich bekomme ein Kind!

Werner

Na und? Deinen Mann wird es freuen, wenn er auf seine alten Tage nochmals Vater wird.

Katharina

Mit Sicherheit nicht! Ich habe schon über ein Jahr nicht mehr mit ihm geschlafen. Er bringt's nicht mehr. Das Kind ist von dir!

Werner

Das kann überhaupt nicht sein! Sag, dass du lügst! Du willst mir nur Angst machen oder mich erpressen.

Zu sich: Nicht auch das noch! Mein Gott, wenn das herauskommt und die Leute es erfahren.

Katharina

Es kommt heraus. Das Kind nämlich. Es kann ja nicht ewig in meinem Bauch bleiben.

Werner

Dann lass es dir wegmachen. Auf Ehebruch steht das Feuer. Man wird dir anhängen eine Hexe zu sein.

Katharina

Warum mir? Und nicht dir?

Werner

Weil man das schon immer so macht. Hexen verführen die Männer!

Katharina

Habe ich dich verführt?

Werner

Na ja. Eigentlich: Nein! Aber man wird es so behaupten. Du kennst die Schandmäuler.

Katharina

Damit eines klar ist: Ich will das Kind behalten. Es ist das Liebste, was ich von dir habe!

Werner

Käthe, ich kenne eine weise Frau. Zu der solltest du gehen. Die wird dir helfen.

Katharina

Hörst du mir nicht zu? Ich lass mir das Kind nicht wegmachen.

Werner

Und wie soll es dann mit uns weitergehen? Du kannst doch nicht ein Kind zur Welt bringen, von dem dein Mann behauptet, es sei auf keinen Fall von ihm.

Katharina

Darüber habe ich auch schon sinniert. Ich habe einen Plan.

Werner

Jetzt bin ich aber gespannt, was du dir ausgedacht hast. Katharina flüstert ihm etwas ins Ohr. Michael Werner wehrt ab. Das kann ich nicht! Das tue ich nicht! Nie und nimmer.

zum Publikum Himmel hilf! Diese Frau ist ein bitterböses Weib.

Katharina

Ich denke, du liebst mich! Oder soll ich aller Welt erzählen, dass du mich mit Gewalt geschwängert hast? Geschwängert gegen meinen Willen!

Werner

Das kannst und darfst du nicht! Du weißt, dass es nicht stimmt. Du hast mich doch lieb?

Katharina

Und ob ich dich lieb habe, sehr lieb sogar. Darum sollst du dies auch für mich tun. Für mich und dich, verstehst du? Willst du nicht bis in alle Ewigkeit mit mir glücklich werden? Du, mein Mann, und unser Kind?

Werner

Ich will darüber nachdenken. Lass mir Zeit.

Er geht schnell weg. Sie bleibt noch einen Moment unschlüssig stehen und geht dann auch.

Dritte Szene

Michael Hiller, Michael Werner und Peter Schwingenstein sitzen im Gasthaus zusammen. Sie sind sehr schweigsam. Man merkt, dass sie schon einige Gläser Wein getrunken haben.

Michael

Was ist mit euch los? Eine Flasche Wein werden wir noch trinken können.

Peter

Guck dir bloß den Michel an, dem ist heute ein ganzes Heer Läuse über die Leber gelaufen. Er macht ein Gesicht, als ob er statt Wein Essig getrunken hätte, gell Michel?

Werner

Ach, lasst mich doch in Ruhe. Ich bin heute nicht gut drauf!

Michael

Der Priester hat ihm in der Beichte ein Schweigegelübde aufgebrummt. Er hat zu viel dummes Zeug geschwätzt und lästerliche Reden gehalten.

Werner

Spottet ihr nur! Ihr werdet schon sehen, was ihr davon habt! Wenn ihr wüsstet, was mich gerade umtreibt und beschäftigt.

Michael

Bist du verliebt - und deine Liebste hat dich nicht in ihr Bett gelassen?

Peter

Das wird es sein. Der Arme hat Liebeskummer. Er ist von einem Weib versetzt worden.

Oder es hat mit einer Schönen nicht geklappt?

Wernerwill gehen

Kennt ihr das Bibelwort: Sitzet nicht, wo die Spötter sitzen? Ich setz mich da drüben hin, dann bin ich Gott wohlgesinnter.

Peter

Schau an, schau an. In die Messe geht er nicht, aber mit frommen Sprüchen kann er um sich schmeißen. Er zieht ihn wieder auf seinen Stuhl. Komm, setz' dich wieder hin! Heraus mit der Sprache. Wer gackert, muss auch ein Ei legen.

Werner

Steigt mir doch allesamt den Buckel rauf - oder rutscht ihn mir runter!

Michael

Jetzt ist er auch noch beleidigt, diese Leberwurst!

Werner

Ich setze mich jetzt doch an den anderen Tisch. Mit euch ist es nicht zum Aushalten. Ihr seid mir zu blöde. Was wollt ihr überhaupt von mir? Beleidigt setzt er sich weg.

Peterzu Michael

Ich sage dir, was ihn umtreibt! Ich habe ihn gestern in seinem Weinberg gesehen. Aber er war nicht allein. Ein junges Weibsbild war bei ihm. Sie hat sich immer wieder umgeguckt, als ob sie nicht gesehen werden wollte. Jetzt kannst du dir einen Reim darauf machen. Der Michel geht heimlich mit einer jungen Frau in den Weinberg. Sie verstecken sich hinter den Rebstöcken. Fällt der Groschen?

Michael

Mit einer jungen Frau? Wer mag das wohl sein? Hast du sie erkannt?

Peter

Leider nicht! Sie hatte ein Tuch tief über den Kopf gezogen. Aber von weitem, von der Gestalt her, sah sie aus wie deine Käthe!

Michael

Meine Käthe? Da muss ich lachen. Die ist mir treu. Erschrocken Mein Gott! Käthe wollte doch gestern aufs Feld. Als sie zurückkam, war sie ganz komisch, so eigenartig, wie ich sie noch nie gesehen habe. Er geht hinüber zu Werner und schüttelt ihn. Du Lump, sag schon: Warst du gestern mit meiner Frau im Weinberg? Man hat euch gesehen!

Wernerstottert

Ich, ich war es nicht.

Peter

Natürlich warst du in deinem Weinberg. Ich habe dich doch gesehen. Und eine junge Frau war bei dir. Gib zu, dass es meine Tochter war! Du treibst es mit ihr - droben im Sonnenbühl!

Michael

Wenn sie tatsächlich mit dir im Weinberg war und ihr beide ein Techtelmechtel miteinander hattet, dann Gnade ihr Gott. Ich erwürge sie mit diesen meinen Händen, so wahr ich Michael Hiller heiße. Und dich erschlag ich gleich mit! Er stürzt sich auf Werner. Peter hält ihn fest.

Peter

Hiller, sei vernünftig. Noch weißt du nichts Genaues. Noch hat er nichts gesagt.

Michael

Ich werde es aus ihm heraus prügeln. Los, rede! Warst du mit meiner Frau...

Werner

Schlag mich ruhig tot. Das ist für dich und mich das Beste. Dann kommst wenigstens du mit dem Leben davon.

Peter

Er ist trunken, völlig besoffen und redet schon in Rätseln. Michel, sprich deutlicher!

Michael

Warst du mit meiner Käthe in den Weinbergen? Ja oder Nein?

Werner

Ich war dort, aber nicht so, wie du denkst.

Michael

Nicht so, wie ich denke? Da lachen wohl alle Hühner hier im Ort.

Werner

Viel schlimmer noch.

Peter

Was soll denn schlimmer sein als Ehebruch? Wenn du fremd gehst, kannst du einen ganzen Kopf kürzer gemacht werden.

In diesem Moment schaut Katharina in die Gaststube. Sie wird nicht bemerkt und zieht sich sofort zurück, als Werner sagt:

Werner

Ich sage nur: Mord!

Michael

Hä?

Werner

Passt auf, ich sage euch die ganze Wahrheit. Dann könnt ihr machen, was ihr wollt. Aber meine Seele ist endlich rein. Ja, ich habe mich mit deiner Frau getroffen. Sie hat mir ausrichten lassen, ich solle in den Weinberg kommen. Hiller, sie will dich umbringen! Ich sollte ihr Gift aus Marktbreit besorgen, Arsenik aus der Apotheke. Wenn ich ihr das brächte, könne ich auf ein paar schöne Nächte hoffen, hat sie mir versprochen. Mit dem Arsenik will sie dich langsam vergiften. Mit dir hielte sie es nicht mehr aus. Du wärst grob und ohne Gefühl und im Bett seist du ein Versager! So jetzt wisst ihr alles. Darum bin ich heute so komisch. Und jetzt brauche ich einen Schnaps. Gott sei Dank ist es jetzt heraus!

Michael

Du lügst, du willst nur ablenken.

Werner

Es ist wahr!

Michael

Du solltest Gift besorgen, damit ich durch die Hand meiner eigenen Frau vergiftet werde? Das darf nicht wahr sein! Meine eigene Frau ist ein Saumensch, eine Höllenbrut!

zu Peter Da hast du mir in Marktbreit damals etwas Schönes angedreht. Jetzt drehe ich ihr den Hals um. Steht auf.

Dem Pfarrer könnt ihr schon mal ausrichten, morgen oder übermorgen gibt es eine Beerdigung! Er geht schnell weg.

Peterspringt ebenfalls auf

Ich muss ihm nachgehen. Der bringt es fertig, meine Tochter umzubringen.

Er dreht sich nochmals um. Obwohl, verdient hätte sie es!

Setzt sich wieder zu Werner an den Tisch. Gut, dass du es los bist.

Lass uns einen heben! Prost!

Peter und Werner sitzen noch immer am Tisch. Sie sind beide eingeschlafen. Man hört von draußen rufen.

Frauen

Feuer, Feuer! Es brennt!

Katharinastürzt in die Wirtsstube und rüttelt Werner wach. Es brennt, es brennt! Wach auf, Michel, wach auf! Es brennt. Draußen hört man wieder die Frauen rufen.

Frauen

Feurio, Feurio!

Annakommt hereingestürzt

Michel, deine Scheune brennt! Lichterloh! Schnell, wach auf!

Sie stürzt wieder hinaus.

Wernerschrickt erst nach einer Weile hoch

Was hat sie gesagt?

Bärbelstürmt ebenfalls in die Gaststube

Es brennt. Michel, bei dir brennt es. Deine Scheune steht in Flammen!

Werner

Meine Scheune brennt? Warum ausgerechnet meine Scheune?

Wir müssen hin und schnellstens löschen. Vermaledeites Feuer!

Alle rennen hinaus. Katharina bleibt noch stehen.

Katharina

In Seinsheim brennt es. Endlich haben die Leute wieder etwas zu bequatschen. Jetzt geht es ums Brennen und nicht mehr um mich allein.

Annakommt noch einmal zurück.

Katharina, auch du musst löschen. Wir brauchen alle Leute.

Vierte Szene

Inzwischen ist ein Tag vergangen. Werner, noch immer rauchgeschwärzt, trifft Michael auf der Straße. Er packt ihn und schreit.

Werner

Du Haderlump, du hast gestern meine Scheuer angezündet.

Michael

Schwätz keinen Scheiß! Ich habe keinen Brand gelegt. Ich nicht!

Werner

Das kannst du leicht behaupten. Du bist doch gestern aus der Wirtschaft gestürzt, als ob du von Furien verfolgt werden würdest. Du hast geschrien, dass du deine Frau umbringen wolltest. Dann hat dich der Mut verlassen und du wolltest dich vor lauter Wut an mir rächen, indem du Feuer gelegt hast!

Michael

Das ist ein Schmarrn! Nie würde ich das tun. Du glaubst doch nicht - du glaubst doch im Ernst nicht...

Werner

Das hat mit Glauben gar nichts zu tun. Sicher ist, dass du aus Wut verschwunden bist - und dann hat es gebrannt. Du kannst ja Peter, deinen Schwiegervater, fragen, der war gestern dabei!

Michael

Du bist völlig durcheinander. Das Feuer hat dein Hirn ausgetrocknet. So und jetzt gehe ich. Lass mich los.

Er reißt sich los und geht. Er schreit im Weggehen. Schade, dass deine Scheune nicht mehr brennt, sonst könnte ich mein Weib in die Flammen werfen. Das höllische Feuer würde sie ein wenig kitzeln. Er lacht, fast irre.

Wernerruft ihm hinterher

Und du warst es doch, du vermaledeites Arschloch!

In diesem Moment sieht man schon wieder einen roten Schein. Die Frauen rennen die Straße entlang. Werner steht wie benommen da.

Anna

Es brennt schon wieder! Der Feuerteufel hat erneut zugeschlagen!

Werner

Wo?

Anna

Der Feuerschein ist da drüben. Wir müssen löschen! Jetzt musst auch du ran, Michel!

Bürgermeisteraus dem Rathaus, mit einer Schelle ruft er

Es brennt. Beim Hiller brennt die Scheune. Jede Person, die einen Eimer tragen kann, soll sofort zum Brunnen und Wasser holen. Zum Bach müssen wir eine Eimerkette bilden. Es wird hiermit allen befohlen, beim Löschen zu helfen. Unser Markt muss vor einer Feuersbrunst bewahrt bleiben. Gott sei uns allen gnädig.

Bärbel

Mein Gott, hilf uns armen Sündern. Es brennt schon wieder. Der Teufel will uns die Hölle bereiten.

Zu Werner Es ist nicht der Hiller! So doof ist der auch nicht, dass er sein eigenes Hab und Gut anzündet.

In diesem Moment kommt Katharina mit schmutzigem rußverschmierten Kleid und wirren Haaren vorbei. Sie hat einen Eimer in der Hand.

Anna

Käthe, wie siehst du denn aus? Setz dich ein wenig hin. Es brennt sowieso. Die Männer sollen löschen.

Katharina

Ihr steht hier untätig herum und plaudert gemütlich miteinander. Bei mir brennt es. Kommt mit und helft zu löschen, solange es noch einen Wert hat!

Kätter

In Ordnung, Käthe. Der Bürgermeister hat es gerade ausgerufen. Wir kommen mit!

Bärbel

Was haben wir bloß getan, dass man unser Seinsheim niederbrennen will?

Katharinasie packt Werner und sagt zu ihm

Hast du das Gift besorgt? Natürlich nicht! Du Verräter. Auf euch Männer kann man sich nicht verlassen. Da ist man verlassen.

Sie spuckt ihm vor die Füße.